[Officium] praefecti castrorum Marci Iulii Licini

  • "Ich verstehe," antwortete Verus knapp. Natürlich konnte seine Brandrede gegen gewisse Erfahrungen als Unterstellung gegen die Führung verstanden werden aber war so nicht gemeint. "Ich habe auch keinen Zweifel bei deiner Stelle vermutet," klärte der Tiberius auf und hoffte damit einen versteckten Vorwurf zu zerschlagen, den er wohl unbewusst unterbreitet hatte. Kommunikation außerhalb der militärischen Routinen fiel Verus schwer und war mitunter nicht immer erfolgreich. Doch war das Gespräch wohl beendet, auch wenn Verus sicherlich noch ein paar Worte zu wechseln hatte. "Ich danke dir," schloss der Soldat dennoch ab und ließ weitere Sätze fallen, damit der Präfekt nicht unnötig mit emotionalen Befindlichkeiten abgelenkt wurde. Immerhin ging es hier nicht um eine Emotion, sondern um seine Funktion als Centurio. Wenn Verus eines gelernt hatte, sich zu fügen und so fügte er sich erneut unter einen gedachten Zwang. Es war jenes Pflichtgefühl, welches ihn stets in Unglück und Selbstverachtung trieb. Verus war ein Paradoxon; ein charakterlicher Widerspruch, der sich nicht einfach auflöste, sondern schlicht durch Umstände zusammengehalten wurde. Auch diese Umstände schafften - trotz ihrer Schwierigkeiten - erneut einen sachlichen Zwang zum Weitermachen. Verus konnte sich wieder auf den Moment besinnen. Der Centurio erhob sich und nahm Haltung an. "Jawohl. Danke, Präfekt," verabschiedete er sich militärisch korrekt mit dem römischen Gruß. "Ave!" - donnerte seine Stimme, bevor er die Amtsstube verließ. Im Gehen dachte er an Luna und seine zukünftige Aufgabe in Rom. Sorgen mischten sich in seine Gedanken ein.

  • Verus kehrte mit Reisegepäck ein und verweilte einem Moment im Vorzimmer, bis er hineingebeten wurde, um sich dem Schreiber des Präfekten vorzustellen. "Centurio Tiberius meldet sich, um Briefe und versiegelte Botschaften mitzunehmen. Ebenso, um dem Präfekten seine Achtung auszusprechen und sich vom Dienst in der Legio II abzumelden," erklärte der gealterte Verus militärisch knapp, während er auf den Schreiber an seinem Tisch herabblickte.

  • "Centurio," nickte der cornicularius und entnahm einem Unterbauschrank ein in Wachstuch geschlagenes mehrfach gesiegeltes Bündel.
    "Das hier sind die offiziellen Depeschen nach Rom. Abzugeben in der procura ab epistulis im kaiserlichen Palast. Wenn du den Empfang bitte hier quittierst."
    Mit einer schnellen Handbewegung dreht der Vorzimmer-Unteroffizier eine Liste zu dem centuio hinüber und reichte ihm einen Stilus hin.
    Als der Formalität genüge getan war, nickte er dankbar.
    "Für deine weiteren Anliegen wirst du mit dem Präfekten selbst sprechen wollen? Du kannst durch, er ist allein."
    Die Tür, so machte man bemerken war auch nur angelehnt, sodass Licinus wohl alles, was sich im Vorzimmer abgespielt hatte, mitbekommen hatte.

  • "Uff," machte Verus als er das Bündel sah. Mit zernarbter Hand nahm der Offizier den Stilus, um seine Unterschrift zu leisten und siegelte mit dem Kürzel seiner Centurie, welcher ein krummer Zahlenbrei aus Buchstaben und römischen Zahlen war. Danach hob er das Bündel an, um es bei sich zu tragen. "Gut, dann gehe ich mal hinein," sagte Verus und ging mitsamt Postbündel zum Präfekten. Vielleicht hätte er es noch liegen lassen sollen aber Verus war ganz Soldat und tat das, was man ihm auftrug. Er war nun für diese Post verantwortlich. "Ave," grüßte der Centurio mit achtsamer Haltung, wobei das Bündel unter seinem Arm den Anblick etwas durchstieß. "Centurio Tiberius Verus, Centuria Tertia, Cohortis Primum, meldet sich zum Abschied," donnerte der militärische Singsang aus seinem Mund.

  • "Ave centurio!" kam es von Licinus mit zum Gruß erhobener Hand. Auch wenn er sonst innerhalb dieser vier Wände -- und nur innerhalb dieser -- nicht allzu viel auf das Protokoll gab, war er doch aufgestanden, um dem scheidenden centurio seinen Respekt zu erweisen.
    "Zum Abmarsch fertig, wie ich sehe?! Die offizielle Post hast du bereits abgeholt, wie ich sehe. Sehr gut. Da ist unsere Anforderungsliste für die Stipendia drin, wenn du das verlierst, werden deine ehemaligen Kameraden dich finden."
    Ein eher schwacher Scherz, aber Licinus war auch nicht bester Laune. Er gab nur ungern gute Offiziere her.

  • Verus blickte zu Boden, um sich Zeit zu nehmen. Langsam erhob er seinen Blick. "Ich hoffe, dass sie mich finden," scherzte Verus bitter zurück. "Meine Tür steht jedem Veteranen offen und auch dir, Präfekt," bekräftigte der Centurio den alten Bund, der zwischen Gedienten galt. Man unterstützte sich immer, egal wann und wo. "Ich werde die Depeschen nicht verlieren," schloss er dann mit einem Grinsen ab, welches nicht elegant über seine Lippen kam. "Diese Reise wird lang." Nicht nur im Sinne einer Wegstrecke, sondern auch in anderer Hinsicht. Verus musste sich damit abfinden, Prätorianer zu werden. Er musste sich damit abfinden, nach Rom zu gehen, jener Stadt, die einst nur Ideal war. Doch dieses Ideal würde mit Sicherheit nicht der Realität standhalten. Verus wollte sich seinen letzten Traum nicht nehmen lassen. Immerhin hatte er für diesen oft genug getötet, die Hölle durchlebt und das Militär ertragen.

  • Kurz wurde der Mann angemeldet. "Salve, Appius Decimus Massa möchte den zum Praefectus Castrorum." Der Soldat deutete auf dem Mann der in begeleitete. "Und hier wurde noch ein Brief abgegeben für den Praectus."

  • Massa wartete. Er sah an sich herunter. An seinem miserablen Aussehen konnte er nichts ändern. Ein Bad und frische Sachen wären dafür die einzige Lösung. Das erhoffte er sich, nach dem Gespräch beim Praefectus castrorum. Die ungewohnten Temperaturen brachten ihn wieder zum frösteln.

  • "Dann erledigen wir erstmal den Decimus!" meinte der cornicularius geschäftig, nahm aber auch den Brief entgegen. Registrierte blitzschnell den inhalt und legte ihn unter "privat" ab. "Du kannst deine Pflichten wiederaufnehmen,"


    Da die Torwache nichts darüber gesagt hatte, was dieser triefend nasse Mensch von dem Alten wollte, musste er wohl oder übel nachfragen um zu entscheiden, wie lange der Mann warten musste. So auf's geradewohl konnte ja wirklich nicht jeder hier durch.
    "Decimus? Was willst du von dem Präfekten?"

  • "Gut gekontert!" lachte Licinus. Der Mann war schlagfertig, das musste man ihm lassen.
    "Nun, wer weiß, wenn es mich mal nach Rom verschlägt werde ich darauf zurückkommen." Allerdings dürfte den Männern auf beiden Seiten des Tisches klar sein, dass die Wahrscheinlichkeit hierzu doch nicht allzu hoch war. Licinus wurde nicht jünger, dies hier dürfte sein letzter Posten sein. Und aus den drei Möglichkeiten, was er dann täte: Hierbleiben, Cremona oder Rom, erschien im letztere doch am Unwahrscheinlichsten.


    "Und an ihrem Ende erwartet dich ein vollkommen anderes Leben als hier." ergänzte Licinus mit einer Spur Wehmut in der Stimme. Er räusperte sich kurz "Da wäre noch etwas. Meinst du du konntest einen Brief für mich privat transportieren? An meine Verwandten in Rom?"
    natürlich hätte er den auch mit der staatlichen Post schicken können, aber ... irgendwie gab es kein aber, aber dennoch.

  • "Stets zur Abwehr bereit, wie in der Drillschule, Iulius," leistete sich Verus eine seichte kameradschaftliche Kumpelei mit seinem Präfekten. Inzwischen hatte beide ja viele gemeinsame Jahre hinter sich. Als Offizier und Primi Ordines stand Verus eine gewisse Freiheit in der Wortwahl zu, sofern es keine amtlichen oder militärischen Belange umfasste. "Ich erinnere mich noch an damals...," machte er eine Pause und lächelte dann mechanisch; ein Versuch des Lächelns, welches die militärische Maske nur mühsam durchbrechen konnte. "Damals, als ich durch dich in die Legio Prima aufgenommen wurde. Es ist schon fast Zwölf Jahre her," gab er seine Erinnerung zum Besten und machte deutlich, dass er diesen Iulius sehr schätzte. "Ich stehe zu meinem Wort. Du bist stets ein gern gesehener Gast, Präfekt," gab er mit einer gewissen Sicherheit von sich.


    "Kasernen und Barracken bleiben gleich, Präfekt. Ich wechsele nur den Dienstort," meinte Verus ebenso wehmütig, da ihm selbst klar war, dass die Prätorianer etwas völlig anderes waren. "Auch wenn die Prätorianer sicherlich mit komplexen Aufgaben verbunden sind." Ja, Verus fürchtete diese neuen Aufgaben immer noch. Sein Blick verriet, welche Aufgaben er meinte. Licinus würde es erahnen, dass damit die Meuchelei, Heimtücke und die brutalen Geheimnisse gemeint waren, die seit dem Tag ihrer Gründung diesen dunklen Soldaten folgten. "Es ist zumindest Rom, auch wenn ich befürchte, dass mein Rom nicht mehr zu erkennen ist," sagte Verus leicht trocken und resignierend.


    "Natürlich kann ich das. Ich denke, dass dies der beste Transport ist. Ein Centurio der Primi Ordines eignet sich doch als herausragender Bote mit Ablieferungsgarantie," scherzte Verus nicht ohne gewisse Ironie. "Für dich mache ich das selbstverständlich. Es ist das Geringste, was ich tun kann, um meine Treue zu zeigen," war die ehrliche Antwort.

  • Innerlich erstaunt über die Frage, gab Massa dem Cornicularius bereitwillig Auskunft. „ Der Kaiser hat mich hier her geschickt. Ich soll mich als Tribunus Augusticlavius nützlich machen. Darüber wollte ich mit dem Praefectus sprechen. Um mehr geht es erst Mal nicht.“ Hoffentlich war die Antwort für den Cornicularius zufriedenstellend.

  • "Ah, du bist das. Entschuldige, tribunus!" der cornicularius straffte sich ein klein wenig, überschlug sich aber auch nicht vor Ehrerbietung. Er hatte schon viele tribuni kommen und gehen sehen. Davon abgesehen war er für einen Moment auch damit beschäftigt sich über sich selbst zu ärgern. Noch vor Monaten wäre ihm soetwas nicht passiert.
    "Wenn du dich für einen Moment gedulden möchtest, der praefect sprich gerade noch mit einem centurio."
    Und da er defacto diesen cneturio gerade zusammenfaltete, weil er auf der Parade zu Ehren des Drusus eine Fahne hatte, war es definitiv besser zu warten.


    Wenig später kam dann auch ein sichtlich gekränkter centurio hinaus, den Helm unter dem Arm und der cornicularius trat durch die Tür, wo er offensichtlich schon erwartet wurde. "Strafversetzung" war das einzige, was man verstehen konnte, bevor sich die Tür wieder schloss.


    Nur wenige Augenblicke später kam der cornicularius wieder heraus und brachte den Decimer in das officium. Dort sah man Licinus hinter seinem schweren Schreibtisch stehen, im Hintergrund die Karte mit den kleinen Fächern für jede statio, jedes Lager und jeden Turm der Provinz. In der Ecke auf einer Puppe aufgestellt die Paradeuniform und die Auszeichnungen an der fensterlosen Wand.
    Unter jener mit Fenster war letztlich die Sitzgruppe, auf die Licinus nun wieß.
    "tribunus Decimus, willkommen bei der secunda. Bitte Platz zu nehmen."

  • Der erste Eindruck von seinem neuen Vorgesetzten sagte da schon etwas anderes und für einen Veteran wie Massa wesentlich mehr aus, als für einen Ungedienten. Licinius war ein alter Hase was die Legion anging und er hatte seine Dienstzeit nicht immer hinter einem Schreibtisch verbracht. Die Auszeichnungen sagten einiges darüber aus. Die Karte nicht nur Wandschmuck und der Praefectus wusste etwa damit anzufangen. War Licinius das, was sich hier darstellte, sollte sie keine Probleme miteinander haben.
    „ Salve Praefectus und danke.“ Massa machte Anstalten sich zu setzen. „ Um diese Jahreszeit hierher zu kommen ist gar nicht so einfach. Ich hoffe der Weg war nicht umsonst und du kannst mich hier gebrauchen.“ Wie er so an sich herunter sah, war es ihm ein bisschen unangenehm hier so zu sitzen. Die feuchten Klamotten, und die für ihn spürbare Kälte versuchte er so gut es ging zu ignorieren.

  • "An das Wetter gewöhnt man sich, auch wenn du mir das gerade wahrscheinlich nicht glaubst," Licnius sprach schließlich aus eigener leidvoller Erfahrung. Lakonisch setzte er nach "noch haben wir ja nicht mal Schnee."


    Licnius setzte sich zu ihm und der cornicularius brachte zwei Becher mit heißem Apfelwein. Man hatte ja durchaus mitbekommen, dass dem Neuen nicht unbedingt warm war. "Eine hießige Getränkespezialität, die ich mir angewöhnt habe. Wenn du aber lieber Würzwein haben willst, bin ich mir sicher Scribonius kann etwas besorgen." Aka bei einem der anderen tribuni klauen gehen.


    "Nun, zur Sache: Die administratio hat es zwar zur Abwechslung geschafft einen neuen tribunus vor Eintreffen desselben anzukündigen, nur eine vita oder ähnliches habe ich nicht bekommen. Alles was ich über dich weiß, ist also was Decimus Serapio im Laufe der Jahre mal erwähnt hat. Und das war nicht so viel. Also, wer bist du und wo siehst du dich am besten eingesetzt?"
    natürlich war das Leben kein Wunschkonzert, aber Licinus fand immer, dass Leute dann am besten arbeiteten, wenn man sie ihren Stärken entsprechend einsetzen konnte. Und um die Stärken heruaszubekommen war eine Selbsteinschätzung immer ein guter Anfang.

  • "Schon wieder so lange?" fragte Licinus erstaunt, kam aber nach kurzem Nachrechnen zu dem gleichen Ergebnis. Die Zeit hier in Germania schien schneller zu vergehen als in mantua, hatte er das Gefühl. Deutlich schneller, irgendwie.
    "Aber sehr richtig: Immer wachsam. Ich danke, dass wird auch in Rom nicht anders sein." Nur würde da nach anderen Dingen gewacht werden als hier.


    Was Licinus jedoch nicht glaubte, war dass die die Baracken der Prätorianer die gleichen waren, wie hier im mittleren Germanien. Die selbsternannte Elite des römischen Heeres -- wie viel Licinus von dieser Einschätzung hielt war ja bekannt -- hatte sich doch sicher kommodere Unterkünfte beschafft, als das hier oder in jedem Grenzlager der Fall war. "Zumindest"? Auch eine Einschätzung die Licinus nur schwerlich teilen konnte. Für ihn war die Stadt schlicht ein Moloch, aber er wollte heute nicht streiten.


    "Meinen Dank. Ich gebe ihn dir gleich beim Rausgehen mit. Wenn ich im Gegenzug noch etwas für dich hier oben tun kann?"*
    Ihm viel nicht ein, was es hätte sein können, aber Leute, die packten hatten meist etwas, was nicht geklappt hatte.


    Sim-Off:

    *aka, da kommt noch ne PN

  • Wenigsten war er diesmal zumindest namentlich und mit Rang hier vorangemeldet worden. Nicht wie in Rom. Was Massa beeindruckte war der Umstand, das der Praefectus Serapio kannte. Wie sie allerdings zueinander standen das entzog sich seiner Kenntnis.
    „ Alles begann bei der Legio XXII. Deiatoriana in Alexandria als Tiro. Nach erfolgter Ausbildung Ernennung zum Legionarius. Teilnehmer an der Schlacht bei Tasheribat. Beförderung zum Optio.“ In dieser Zeit hatte Massa die schlimmsten und die schönsten Erfahrungen in seines Lebens gemacht. Aber das tat jetzt nichts zur Sache. „Danach Wechsel zur Classis Misenensis. Beförderung zum Centurio. Einsatz als Princeps Praetorii beim Praefectus der classis Misenensis, Octavius Dragonum.“ Das folgende Kapitel hatte ihn fast zerbrechen lassen. Wäre nicht Dragonum gewesen, Massa würde heute nicht hier sitzen. Aber es gehörte nun mal dazu. Dementsprechend schwer fiel es ihm darüber zu sprechen. „ Teilnehmer an der Schlacht von Misenum. Versetzung zur Provinzflotte classis Augusta Alexandrina im Rang eines Nauarchus. Führung des Flaggschiffs. Kommandant des Stützpunktes der classis in Alexandria. Dann Abschied aus dem aktiven Dienst. Was im Nachhinein ein Fehler war. Deswegen habe ich um Rückkehr in den aktiven Dienst gebeten. Ich bin im Exercitus groß geworden und kann nichts anderes.“ Massa griff nach dem Apfelwein und nahm einen vorsichtigen Schluck. Der lief angenehm warm die Kehle hinunter und wärmte gleich durch. „ Hhmmm, gar nicht so übel.“ Massa stellte den Apfelwein wieder ab. Dabei legte er unachtsamer Weise seinen linken Unterarm falsch auf die Armlehne und zuckte kurz zusammen. Von dem Holzsplitter schien immer noch ein Stück im Unterarm zu stecken und die Stelle hatte sich leicht entzündet. Jetzt störte es zwar, aber das musste bis später warten.
    „ Ich habe fast alle Sparten Durchlaufen. Vom administrativen Dienst über die Ausbildung von Rekruten bis zur Führung eines Stützpunktes mit Sicherstellung der Versorgung und so weiter.“ Das war die grobe Übersicht über das, was Massa bis dato gemacht hatte. „ Vielleicht kommt die vita ja noch. Dann hast du den kompletten Dienstverlauf bis zu meiner Entlassung.“ Ein bedächtiger zweiter Schluck. Der Apfelwein wärmte gut durch. Massa fühlte sich schon wohler.


  • "Die Legion frisst ganze Leben," meinte Verus mit scherzendem Ton, obwohl sein Ton eher sarkastisch geriet. Es war eine schlichte Wahrheit, dass man sich mit seinem ganzen Leben verpflichtete und selbst nach der Dienstzeit immer Legionär blieb. "Und sie frisst vorallem Zeit," nickte er seinem altgedienten Vorgesetzten zu. Mit diesem Mann hatte er viele Dinge erlebt, Feldzüge durchgemacht und am Ende standen sie jeden Tag gemeinsam für die Sache ein. Es war seltsam, sich nun zu verabschieden. Man sah sich wahrscheinlich nie wieder, respektive des Alters des Präfekten und der Entfernung. Er verdankte diesem Mann viel. Nicht nur, dass er ihn als Offizier ausgebildet hatte, sondern auch ein grundlegendes Handwerkszeug, welches er damals als frischer Soldat erlernen musste. Dieser Iulius hatte ihn stets bekräftigt und gefördert. Er würde seinen Namen ehren.


    "Mein Rom ist ein Ideal, eine Idee und Traum, dass sicherlich mit der Realität nicht kompatibel ist, Präfekt. Als junger Mann verließ ich diese übermäßige Stadt und meine Erinnerung machte aus ihr ein Ideal. Ihre dreckigen Straßen, ihre engen Gassen und Halbsabschneider habe ich gerne vergessen," erklärte sich Verus und ihm wurde schlagartig klar, dass er eigentlich nicht mehr nach Rom wollte. Es waren nicht nur die Prätorianer, sondern auch diese ganze Stadt mit ihren falschen Werten, Heucheleien und politischen Intrigen. Auch war dort seine zerstörte Familie anzufinden, in die er nie ganz gepasst hatte. Ruinen waren dort, nicht nur die seiner Ideale, sondern auch ganz fester Natur, in Form der abgebrannten Familienvilla. Mit einem mäßigem Atemzug schüttelte er diesen Gedanken ab, um nicht abzudriften.


    "Ich habe einen Wunsch, Präfekt. Schreibe mir über die Lage meiner Leute. Ich möchte sie nicht im Stich lassen. Versichere ihnen, dass ich jeden Veteranus gerne bei mir im Hause aufnehme," war das Wort es scheidenden Soldaten, welches nicht nur Versprechen, sondern auch feste Absicht sein musste. Verus würde keinen hungernden Kameraden, der das Zeichen der Legionen trug, abweisen. Niemals würde er weichen, wenn ein Soldat Hilfe brauchte. Denn mit diesen Männer verband ihn weitaus mehr als mit seinem Stand, seinen alten Idealen oder auch seiner Familie, die ihn zeitweise auch schlicht vergessen hatte. Die Kameraden hatten ihn nie vergessen und er sie auch nicht. Im bitteren Winter im Limeskastell hatten sie gemeinsam überlebt. Sie hatten gemeinsam Schlachten geschlagen. Das verband mehr als alles andere. Man hatte gemeinsam Leben geteilt.

  • Licinus hörte aufmerksam zu, der Werdegang war interessant und die gelegentlich mal wieder auftretenden Offiziere, die sich ex caligae hochgedient hatten, waren meist kompetente und auskömmliche Menschen.
    Immmer wieder nickte er und sein Sekretär machte eine kleine Notiz. Sie würden ihre eigene Vita anlegen, falls aus der Verwaltung ncihts mehr kam.
    "Danke", nickte Licinus, der bis zum Ende der Ausführungen nichts gesagt hatte und nur kurz freundlich gelächelt hatte, als der Decimer den Apfelwein gelobt hatte.
    "Du bist also vielseitig einsetzbar. Das ist gut. Dir wird auf jedenfall die Koordination unserer Tätigkeiten mit der Provinzflotte übertragen. Die Schiffe sind zwar kleiner, aber du dürftest trotzdem die meiste Erfahrung haben. Der, der das vorher gemacht hat, ist jetzt Präfekt der Flotte in Britannia."
    Eine durchaus nützliche Fügung.
    "Hast du sonst denn persönlcihe Präferenzen für deine Tätigkeit?" hakte Licinus nochmals nach.

  • Wenn er so fragte. In Alexandria als Nauarchus hatte er die ganzen Schiffe und den Stützpunkt unter seinem Kommando. Da gab es vieles. " Hauptsächlich die Versorgung der Truppe mit allem was notwendig war. Lebensmittel, medizinische Versorgung, Ausrüstung. Darauf hatte ich mein besonderes Augenmerk gerichtet. Ein Legionär kämpft gut, wenn es im Beutel klingelt und der Topf gut gefüllt ist." Für den Beutel war der Kaiser zuständig für das andere der Vorgesetzte der Truppe. In Alexandria war das manchmal nicht einfach gewesen. Durch seinen guten Draht zu einigen Einheimischen lief es für ihn weniger stressig ab.

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