[Officium] praefecti castrorum Marci Iulii Licini

  • Massa war erst einmal perplex. Seine Bemühungen waren nicht verborgen geblieben, das wunderte ihn nicht. Zu einer Antwort kam er nicht. Licinus Hand gebot ihm zu Schweigen. Was dann folgte wurde zu einem Wechselbad der Gefühle. Licinus war es so ähnlich ergangen wie ihm und er fühlte sich im Gegenzug dazu verpflichtet seine Hand schützend über Alpina zu halten. Massa verzog keine Miene er verstand den Präfekten. Innerlich freute er sich über die Glückwünsche, obwohl er sich noch nicht sicher war, ob Alpina sich auf ihn einließ. Was er bisher mitbekommen hatte, wurde sie von einem Centurio enttäuscht. Das machte es für ihn schwerer bei ihr. Ja, und sie war ein tolle Frau. Da gab er Licinus in vollem Umfang recht. So eine Frau gab es nicht oft auf der Erde.
    Und dann kam der Stimmungswandel in der Mimik des Präfekten. Seine Worte brannten sich Massa ins Gedächtnis.
    Einen Moment herrschte Stille im Raum. Massa‘s Miene hellte sich auf. „ Wir verstehen uns.“ Massa atmete tief durch und sagte im ernsten Ton. „ Ich habe es nie ernster gemeint, als bei Alpina. Ich gebe dir meine Wort.“ Das war also der Grund gewesen. Ein gewichtiger Grund für den Präfekten und ab heute auch für ihn. Massa wusste, dass Licinus ab sofort mit wachsamen Augen jeden seiner Schritte gegenüber Alpina verfolgen würde.

  • Auch Licinus Miene hellte sich bei des tribunus Worten auf. Dass er Alpina das Glück gönnen würde stand außer Frage und die Reaktion des tribunus schien überaus ehrlich zu sein. Was ein weiterer Baustein in dem Mosaik war, dass Licinus Hirn von jedem seiner Offiziere zusammensetzte. Das des tribunus schien ein wohlgefälliges zu werden.
    "Ausgezeichnet." er nickte ruckartig. "das freut mich zu hören, Decimus! Dein Wort nehme ich." Er hielt ihm die Hand hin. "Und euch meine besten wünsche" Denn das Interesse ein Gegenseitiges war, glaubte er und vermutete fälschlich, dass schon mehr Bande geknüpft waren, als es tatsächlich der Fall war.
    Dennoch konnte er diesen Teil der Unterhaltung nun guten Gewissens abschließen, ohne sich noch mehr einzumischen.


    "Dann können wir wieder zum Dienstlichen übergehen." Mit einer schnellen Handbewegung hatte Licinus zwei Becher und einen Krug posca auf den Tisch befördert und schob einen davon dem tribunus über den Schreibtisch.
    Dann drückte er mit dem Zeigefinger auf einen kleinen Stapel Papyrus und meinte offensichtlich den obersten Brief.
    "Aus Rom: Wir wurden aufgefordert die -- ich zitiere -- Truppenstärke und Verfassung zu melden." Licinus hatte sich über die Wortwahl schon geringfügig aufgeregt. "Das mit der Truppenstärke ist jedes Jahr das gleiche Spiel. Aber Verfassung, was würdest du meinen sollen wir da melden?"
    Damit hatte Licinus den Rollenwechsel vollzogen. War er eben noch in der Rolle des bedrohlichen Beschützers erschienen, der umso bedrohlicher erscheinen musste, je mehr er die Person ihm gegenüber ergründen wollte, war er nun der Lehrer, der dem jungen tribunus etwas über die Führung der legio beibringen wollte.

  • Wie es um die Legion stand ? Was würde er an des Präfekten Stelle dazu schreiben? " Vielleicht so. Alles im normalen Rahmen. Ein paar Verletzte bei alltäglichen Arbeiten. Witterungsbedingt normale Fluktuation im Valetudinarium. Allgemeiner Gesundheitszustand gut." Massa hatte immer nur seine Zahlen der Belegung der kleinen castra der classis weiter geben müssen. Ausfälle kamen hin und wieder vor. Aber sonst brauchte er sich da keine Gedanken zu machen. Es wurde davon ausgegangen, wenn keine größeren Ausfälle zu verzeichnen waren und die Versorgung der Truppe gewährleistet war, dass alles in Ordnung war.
    Was sollte man denn sonst noch schreiben. Sauberkeit und Ordnung wurden regelmäßig kontrolliert. Verstöße geahndet. " Was sollte man sonst mitteilen. Oder wollen die etwa ausführlich über jeden blau gehauenen Daumen im Bilde sein?" Massa war sich nicht schlüssig.

  • "Du hast das Problem Messerscharf erkannt. Wir können denen praktisch alles schreiben oder praktisch nichts." Licinus lachte unfroh. Er konnte solch unpräzise Wünsche nur schlecht verdauen, er mochte es lieber wenn klipp und klar vorgegeben wurde, welche Zahlen erhoben werden sollten. Am liebsten mitr Formblättern zum ausfüllen. Das war schön, ordentlich, effizient -- und nicht so ein Rätselraten.
    "Also, mir schwebt gerade folgendes vor:
    Ich möchte aus dem Valetudinarium und dem Veterinarium eine Aufstellung der längerfristigen Erkrankungen. Alles, was länger als fünf Tage dienstunfähig geschrieben wurde oder aus gesundheitlichen Gründen entlassen wurde. Wenn wir das beschließen kannst du das übernehmen.


    Darüber hinaus möchte ich den Begriff Verfassung etwas weiter fassen und unsere Gebäude mit einbeziehen. Stehen im kommenden Jahr Bau- oder Renovierungsmaßnahmen an. Wie schnell können wir das Lager inklusive Vorland verteidigungsfähig machen. Dazu zählen auch die Brücken. Und die direkt vor dem Wall. Bzgl derer bitte Geheimhaltung."
    Denn im Klartext war das die Frage, wie lange sie wohl brauchen würden eben diese Gebäude abzureißen. Und wenn sie dem offen nachgingen würden sie vermutlich einen mittelschweren Entrüstungssturm und Panik verursachen.
    "Was denkst du davon? Überreagiere ich?

  • Die Aufstellungen der Kranken und Ausgeschiedenen waren sicherlich das Beste. Kurzfristige Erkrankungen oder Verletzungen fielen da nicht ins Gewicht. Das wäre machbar und für die Bürokraten in Rom ausreichend.
    „ Findest du das wichtig mit den Gebäuden. Ist es nicht eher in unserem ureigensten Interesse sie instand zu halten oder gibt es da Geld von Rom um hier alles in Schuss zu halten?“ Ansonsten konnte man sich das sparen. „ Kurz und knapp. Wenn es Rom nicht gefällt, dann schicken sie sowieso jemanden her, der sich ein Bild machen soll.“ Diese Inspektion kam garantiert nur, wenn die Meldung ausblieb. Wer von den Senatoren kam schon gern nach Germanien.




    Sim-Off:

    total überlesen :(

  • Sim-Off:

    Macht nix, die Prüfungsphase läuft schon und die Klausur ist immer noch nicht fertig. Zeit (und nerven) also etwas Mangelware


    "Oh, natürlich ist das unser ureigenstes Interesse," entlockte es Licinus tatsächlich ein kleines Schmunzeln. "Und natürlich gibt es dafür Geld aus Rom. Es gibt für praktisch nichts kein Geld aus Rom -- vorausgesetzt man hat die Zeit den nötigen Papierkrieg zu führen."


    Der nächste Satz löste in Licinus so etwas ähnliches wie entsetzen aus.
    "Da seien die Götter davor. Ich habe wirklich keine Zeit irgendsoeinem jugendlichen Quästor zu erklären, wie viele Rationen Speck ich pro Monat ausgeben lasse."


    "Vermutlich hast du aber Recht. Dann nur die Brücken. Das schadet nix, da regelmäßig was zu sagen."

  • Also gab es für alles und jeden hier Geld, das war auf der anderen Seite auch nötig. Wer würde sonst freiwillig hier seinen Dienst tun.
    Das Licinus über den eventuellen Besuch eines Quästor's fast entsetzt wirkte, verstand Massa nur bedingt. Dem konnte man in bunt schillernden Farben eigentlich alles erzählen und die Notwendigkeit plausibel machen. War vielleicht nicht das, was Licinus gern tat.
    "Mit dem Quästor musst du dich vielleicht nicht selbst befassen. Wofür hast du deinen Tross an Offizieren. " Massa grinste. Er hätte da keine Bedenken sich mit dem Quästor abzugeben. " Vielleicht kannst du auch was für die Instandhaltung der Unterkünfte und Horea anfordern. Das wäre ganz gut."

  • Licinus erwiderte das Lächeln gequält. Quästoren prüften Abrechnungen, Licinus war verantwortlich für Abrechnungen, also würde er sich auch persönlich um die Quästoren kümmern müssen. Da nützten noch so viele tribuni nichts.


    "Mmmh," machte Licinus "Dann machen wir das so. Du beschaffst mir bitte die Daten aus dem valetudinarium, ich kümmer mich um den Rest." bzw. er vergab die Aufgaben, das zu beschaffen. "Danke, du kannst dann wegtreten". murmelte er, in Gedanken schon einen Schritt weiter.

  • Der Tag hatte schon komisch begonnen. Ob wohl er etwas später eingetroffen war, herrschte im Scriptorium des Stabes eine auffällige Leere. Die Schreiber aber, die anzutreffen waren, waren bei seinem Eintreffen hektisch am Lesen und doch hatte er das Gefühl, dass sie ihm Blicke zuwarfen.
    In seinem eigenen Büro angekommen, sah es nicht viel besser aus. Scribonius, sein langjähriger Sekretär, grüßte mit nicht viel mehr als einem Wort und verzog sich dann hinter seinen Schreibtisch, mit auffälligem Eifer Schriftstücke dublizierend.
    Was war hier nur los, fragte sich Licinus.


    Mit augenscheinlicher Verwirrung nahm er auf seinem Platz platz und schüttelte den Kopf. Er würde noch erfahren, was hier vor sich ging. Also frisch ans Werk. Mit diesem Gedanken widmete er sich der morgendlichen Post. Nach den ersten drei Wachstafeln, griff er zur nächsten und stockte. Imperiale Administration und nicht ganz oben. Misstrauisch nahm Licinus den Brief und öffnete ihn, laß ihn, ließ ihn sinken und schwieg. Und schwieg. Und schwieg. Er konnte nicht sagen, wie lange er schwieg und Löcher in den Raum starrte. Sich einen Becher Wein füllte. Diesen in einem Zug austrank und den Brief nochmals laß. Dann schwieg er.
    Nach dem dritten Becher Wein stand er auf. Ging zur Tür und sprach mit geschlagener belegter Stimme.
    "Scribonius. Du gehst zur Casa Helvetia und zur castra der Ala. Ich bitte Susina Alpina, Duccia Silvana und Iunius Seneca heute zur Cena. Mach ihnen klar, dass sie sollen. Und ich will keinen Tratsch über diesen Brief. Heute nicht mehr. Ist das klar?"
    Der cornicularius nickte knapp, Licinus würde sich darauf verlassen können, dass auch die übrigen Schreiber noch einen Tag schwiegen.
    "Ich nehme mir den Rest des Tages frei."
    Er würde mit Esquilina reden müssen.

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