Sermo | Der Legat und sein Praefekt.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…io_principia_officium.png Etwas, das Vala unmittelbar nach seiner Ankunft in 'seiner' Provinz klargeworden war, war dass Redebedarf bestand. Großer Redebedarf. ENORMER Redebedarf. Eigentlich hatte er ja gehofft, nach seiner Abreise aus Rom endlich mal so richtig Nägel mit Köpfen machen zu können, aber anstelle dessen redete und redete er.
    Das vor allem, weil jedes Gespräch einer Kernreaktion gleich neue Gespräche nötig machte und initiierte.
    Die Legion war da keine Ausnahme. Jeder einzelne seiner Tribuni bedurfte Aufmerksamkeit, der Aquilifer, der Primus Pilus... und Vala verstand sich selbst ein Legat, dessen Führung in einer gesunden Mischung aus würdevoller Entrückung und persönlicher Anteilnahme bestand. So schrieb er sich auf die Fahnen, schnellstmöglichst auch die Namen sämtlicher Unteroffiziere auswendig zu lernen.


    "Cohors Tertia, Centuria Octava... der Optio?" , fragte Sirius seinen Herrn ab, der mit einem Becher Posca bewaffnet am Fenster seines durchaus geräumigen Officiums in den Principia saß und dem Treiben draußen zuschaute.


    "Galeo.... Pracilius.... .... ..... .... Nerva?" , riet Vala nach einer Weile des angestrengten Schweigens und mit stark in Krausen gelegter Stirn. War doch nicht ganz so einfach... aber was tat man nicht alles, um seinen Job bestmöglich zu machen?


    "Phanias." , korrigierte Sirius seinen Herrn tonlos und fuhr fort: "Cohors... oh... der Praefectus Castrorum."


    "Marcus Iulius Licinus. Mach keine Witze, sondern weiter..." , grollte Vala ohne eine Sekunde des Zögerns, immerhin kannte er den Mann nun schon seit fast mehr als zwei Jahrzehnten.


    "Nein, ich meine... er ist hier." , insistierte Sirius und verabschiedete sich ausnahmsweise sehr sklavenhaft in den Hintergrund. Vala hingegen wandte sich vom Fenster ab, um tatsächlich seinen Stellvertreter in Legionsfragen in der Eingangstür seines Officiums zu erblicken.


    "Iulius." , lud er denn Mann ein sich zu ihm zu gesellen, der nicht nur von Amtswegen das Privileg genoss in das Officium schneien zu können wann immer es ihm beliebte, "Wie gefällt sie dir, deine neue? Und haben die Quaestorier dir den Kassenbericht zukommen lassen, wie ich ihnen sagte? Der Arennius war zwar mehr Militär als Bankier, aber die Legio ist nicht gerade pleite."

  • Licinus salutierte kurz, als der Sekretär auf ihn aufmerksam machte, betrat dann den Raum und nahm den angebotenen Stuhl an.


    "Die Hochzeit ist rum, wir lernen uns so langsam kennen.", er war ja kaum angekommen, kannte also bisher weder Stärken und Schwächen. Das würden vor allen Dingen die ersten Übungsmärsche zeigen. Aber immerhin die wichtigsten Zahlen hatte er schon parat ebenso wie die Stationierungsorte sämtliche vexillationes und derer hatten sie viele am limes.


    "Ich hab alles, was centurio oder decurio ist für die nächsten Tage in mein Büro bestellt um mir selbst ein Bild von den Männern zu machen. Was diesen Kassenbericht angeht, den hab ich bekommen. Scheint ganz in Ordnung zu sein, aber im Detail hab ich den noch nicht gelesen", erklärte er. Er hatte da einen etwas unangenehmen Verdacht, aber das würde er vorläufig selbst untersuchen, bevor er hier unnötig Pferde scheu machte.


    "Ich habe heute das valetudinarium inspiziert und die thermae. Mit ersterem bin ich ganz zufrieden, das Personal wird langsam aber alt." Musste er grad sagen, mit mittlerweilen einer 3 vor der Anzahl der Dienstjahre. "Letztere dagegen. Ich würde sie gerne für einige Tage schließen lassen. Die hypocausta haben meiner Meinung nach zu viel Ruß angesetzt, dass müssen wir abkratzen lassen, bevor wir geschlossen abbrennen." Es gab an der Sache wenig zu beschönigen, also stellte Licinus die Brandgefahr ganz lakonisch in den Raum

  • "Du hast mit den Centuriones mehr zu tun als ich mit den Tribuni..." , schmunzelte Vala als ihm das Verhältnis der Zahlen durch den Kopf gingen, "...andererseits: da ist noch die Provinz. Ich werde erst dazu kommen, die Prafecti Alae und Cohortium erst nach und nach besuchen können, wenn ich ohnehin in der Provinz unterwegs bin. Was übrigens recht oft vorkommen wird, also wirst du die Legio ebenso oft für dich haben. Aber das bist du ja bereits gewohnt." , ließ der Legat seine mittelfristigen Pläne durchblicken, immerhin musste der Praefectus wissen was auf ihn zukam.


    "Was die Evocati angeht... halte sie so lange wie möglich hin. Im Valetudinarium brauchen sie keine großen Verrenkungen und Turnübungen vollführen und können die Verletzten von den jüngeren schleppen lassen. Erstens haben wir laut der letzten Aufstellung noch nicht genug Ersatz und zweitens ist das Valetudinarium DER Ort an dem wir Erfahrung am nötigsten haben." , gab Vala nach keinem Moment des Überlegens bekannt, ging er doch nicht davon aus, dass im Lazaret die gleichen Irren schlummerten die ihm damals in Mantua den Schädel aufbohren wollten, "Ein unerfahrener Mann im Stab kostet einige Menschenleben, ein unerfahrener im Lazaret kostet viele."


    Die Sache mit den Thermae nickte Vala nur beiläufig ab, das gehörte definitiv in den Kompetenzbereich des Praefectus in welchem er keine Erlaubnis des Legaten benötigte.


    "Ich hätte da auch noch zwei Dinge..." , ging Vala auf neue Themen ein, indem er sich eine Tabula von seinem Schreibtisch griff und die dem Praefectus vor die Linse schob: "Einer der Berichte des Arennius besagt, dass eine unserer Turmae Patrouille geritten ist... auf der anderen Seite des Limes. Offensichtlich ohne entsprechende Befehle. Ich werde die Entscheidung des Arennius sicherlich nicht konterkarieren, allerdings halte ich es für notwendig den Decuriones die Funktion der Legionsreiterei in Erinnerung zu rufen: Botschaften überbringen und die Augen aufhalten. Darüber hinaus allerdings scheint es ohnehin zur Zeit sinnvoll zu sein, die Ala Secunda zu unterstützen, da die Patrouillentätigkeiten ausgebaut werden sollen. Wähle zwei Turmae aus, die auf unbestimmte Zeit zur Ala abgeordnet werden... sollen die sich da austoben.

  • "Ich nehm lieber noch ein paar centurionen mehr, als dass ich mich mit den Leuten in der regia rumärgern muss," konterte Licinus. Letztere kannten ihre Aufgaben nämlich verdammt gut und hatten sich schon lange ausgezeichnet. Das war bei Verwaltungsbeamten seiner Erfahrung nach dann doch anders. "Wohl oder übel." nickte er und fügte in Gedanken hinzu: "Aber ein per Reiter erreichbarer legatus ist doch schon mal besser als einer, den ich nur über Charons Kahn erreichen könnte."


    "Die muss ich nicht hinhalten, die werden wir schlicht nicht los, bevor wir sie mit den Füßen voran raustragen. Aber bei einigen ist auch das nicht mehr fern," stellte Licinus trocken fest, was er in Mantua erlebt hatte. Und er hatte nicht den leisesten Hauch eines Indizes, dass das hier anders sein sollte. Das nun ein unerfahrener Stabsoffizier weniger tödlich war als ein unerfahrener Arzt, daran hatte Licinus wirklich großen Zweifel, aber in solchen Kleinigkeiten widersprach man einem Vorgesetzten nicht. Also dachte sich Licinus nur seinen Teil.


    Licinus nahm das Nicken als Bestätigung und nahm sich vor eine Woche später das Bad zuzumachen. Die Soldaten würden Freudensprünge machen.


    "Aus welcher turma hast du deine equites singulares abgezogen?" Licinus sah nämlich keinen Sinn darin, eine Turma abzuordnen, die nicht über volle Kampfstärke verfügte. Nicht für Patrouillen und eventuelle Kampfaufgaben.
    "Ich werde nach den Gesprächen mit den decuriones entscheiden, welche turmae für die Aufgabe am besten geeignet sind. Die sind eh morgen dran. Dann werde ich auch bei jedem noch ein Wörtchen über Prioritäten reden."



    Sim-Off:

    Nur um klar zu sehen: Die bespielte Turma abordnen oder nicht oder egal?

  • "Die sind ganz in Ordnung." , murmelte Vala gedankenverloren auf eine Tabula starrend und die Spitze des Praefectus garnicht als solche wahrnehmend, "Na, dein alter Legat war eben auch nur Legatus Legionis... als Statthalter bin ich hier die eierlegende Wollmilchsau für alle und für jeden. Wäre der Job nicht hier... und doch ganz annehmbar bezahlt, hätte ich mich wohl weiter mit den Holzköpfen im Senat rumgeärgert."


    Dass die Evocati im Valetudinarium offensichtlich vor hatten, den Dienst bis an ihr Lebensende zu versehen erfüllte Vala mit einer gewissen Zufriedenheit, weil sie ihn damit selbstaufopfernd um eine weitere Baustelle brachten. Wenngleich man, wie der Praefectus darlegte, auch ein Auge auf geeigneten Nachwuchs halten sollte.


    "Oh... ah... eh... die Equites Singulares." , zeigte Vala sich etwas über den Wink mit dem Zaunpfahl überrascht. In Roma hatte er seine drei bekloppten Gallier um sich herum gehabt, die hatten außerhalb der liktorbewehrten Amtszeiten meist gereicht ihm gewisse Leute vom Hals zu halten. Hier als Legat hatte er natürlich eine absolute Repräsentationspflicht... und er würde die Equites Singulares brauchen, wenn er zu den Mattiakern aufbrach um dort Hände zu schütteln und Bier zu trinken... weshalb der Plan, der vor zehn Sekunden noch als 'Idee' im Hinterstübchen lag, nun als de facto-to-do-Liste verkauft wurde: "Gut, dass du das ansprichst. Ich habe vor, meine Equites Singulares aus ALLEN Reitereinheiten der Provinz zu rekrutieren. Politik, sie ist überall. Aus den beiden Alae jeweils eine Turma, aus den Legiones und den Cohortes jeweils vier Mann. Ein Decurio der Ala Prima wird sie kommandieren. Achja... die zweite soll natürlich auch nicht zu kurz kommen. Marcus Marius Madarus, Optio der vierten Centuria der zweiten Cohors, wird als Duplicarius zu den Equites Singularis versetzt. Du müsstest dir da also einen Ersatz suchen.


    Was die Pedites Singulares angeht. Jeweils zehn aus den Legiones und fünf aus den Cohortes.", legte Vala fest, der deutlich mehr Wert auf eine berittene Leibwache legte als auf eine zu Fuß. Immerhin würde er deutlich öfter unterwegs als an einem Ort anzufinden sein.


    Sim-Off:

    So der Spieler mehr Action als Reiter bei der Legion wünscht, ersteres. So nicht: egal. Ich würde es aber empfehlen...

  • "Sehr schön" antwortete Licinus den Mund zu einem schiefen Grinßen verzogen "dann bleiben mir mehr Männer zur Verfügung für die üblichen Aufgaben." Er ging nämlich davon aus, dass die Reiterei hier mehr zu tun bekam als in Mantua. Dort war zwar die ein oder andre Patrouille geritten worden, aber Aufklärung hatten sie so gut wie nie betreiben müssen, Nachrichten waren bestenfalls nach Rom abgegangen, die Reiter hatten ein gutes Leben. "Wobei ich wetten mag, dass unsere Möchtgernzentauren da eine andere Meinung haben werden. Sei's drum."


    "Zehn", Licinus runzelte ein wenig die Stirn, man konnte nicht so einfach eine Zahl in den Raum werfen, die Männer mussten wohl ausgewählt sein und dabei spielten noch andree Dinge, als die Frage mit, wer am besten geeignet wäre.. "Aus jeder cohors einen oder aus jeder centuria der ersten je zwei? Und von den Reitern würde ich dir am liebsten aus jeder Turma einen abstellen. Die Symbolik ist für die Soldaten wichtig. Die Reiter kennen sich auch. Bei den pedites nimm die Variante mit den zwei Mann pro centuria, da sind wir usns icher, dass es die besten sind, ja." Das hielt er für am besten. So würde sich kaum eine Einheit vernachlässigt vorkommen und eine andere für bevorzugt halten.


    Was nun den Ersatz für diesen Marius anging hatte Licinus dagegen eine sehr klare Vorstellung, die er genau so auch vorbrachte:
    "Das fang ich mir gar nicht erst an, dass ich Unteroffiziere aussuche. Das können die centuriones schön selbst machen. Ernsthaft, da sollten wir uns nur im Ausnahmefall einmischen. Außerdem sagt es ja auch was über die centurionen aus, wen sie wählen." und bei zu offensichtlicher Korruption würde er schon einzuschreiten wissen. Aber er bildete sich nicht ein, die Soldaten auch nur im Ansatz so gut zu kennen, wie ihre direkten Vorgesetzten. "Ich bin was Beförderungen angeht für folgendes Verfahren: Vorschlag des centurio an mich, ich prüfe gegen, wenn ich keine Einwände haben zum Siegeln an dich, wenn ich was gegen den Kerl hab, schreib ich nen Vermerk und du entscheidest. Einverstanden?"

  • "Na, was erwartest du nach nur drei Tagen hier von mir?", zuckte Vala mit den Schultern, als der Iulius wenig Hehl aus seiner Argwohn gegenüber der nur ungefähren Angabe der Zusammenstellung seiner Leibwache machte, "Dass ich sofort einen Überblick habe, welche der mir unterstellten fünfundzwanzigtausend Mann geeignet sind, bei den Singulares zu dienen? Ich gebe eine Zahl vor, die die Kommandeure mir abzustellen haben und diese tun das dann auch.. Ich gehe nicht davon aus, dass sie mir den letzten Abschaum ihrer Einheiten an die Seite stellen, das hätte lustige Konsequenzen für ihre Karriere. Und für mein Leben. Was wohl auf's Gleiche hinauskäme. Also... ich werfe eine Zahl in den Raum die bedient wird, WIE sie bedient wird ist Frage der Details die wir ohnehin jetzt noch nicht klären können. Ich werde mich da auf meine Praefecti und meinen Legaten verlassen. Müssen."


    Als der Iulier fortfuhr und seine Version eines Beförderungsprozederes vorlegte, nippte Vala an seinem Becher Posca (es gab solche, die den sauren Geschmack des mit Essig desinfizierten Brackwassers mochten, das sie alle tranken) und legte nun selbst die Stirn in Falten, einfach weil er das in Aegyptus durchaus anders kennengelernt hatte. Andererseits war es auch dort eine kleinere, intimere Legion gewesen deren Praefectus sich NUR um seine Legion zu kümmern hatte.
    "D'Accord.", antwortete Vala daher in breitem Gallisch, "Klingt nach einem praktikablen Prozedere. Ich habe ohnehin die bloße Ahnung, hier in Germania wenig mehr zu machen als Ernennungen, Urteile und Befehle zu unterschreiben."


    So die Sache abgeschlossen kehrte einen Moment Stille zwischen den beiden ein, die Vala dazu nutzte darüber nachzudenken was es da noch gab: "Irgendetwas hatte ich noch... was war es... was war es? Achja... einer deiner Vorgänger ist tatsächlich auf die Idee gekommen, eine Taberna in der Castra zu billigen. Diese schenkt unter anderem Alkohol aus.
    Ich weiß zwar nicht, warum sie gebilligt wurde und unter gleich zwei Legaten Fortbestand hatte, aber ich werde derartiges in meiner Castra nicht dulden. Die Taberna wird abgerissen und die Betreiber aus der Porta Praetoria gejagt. In die Stadt hinein, um deutlich zu machen wo derartige Unternehmen hingehören. Man sollte den Soldaten in Erinnerung rufen, was an 'Freigang' außerhalb des Lagers so reizvoll war, bevor sie sich hier besaufen konnten."

  • Licinus verstand nicht so ganz, er hatte doch gar nicht gesagt, dass Vala hätte Namen nennen sollen. Nur die Einheitenverteilung innerhalb der legio hatte in interessiert. Aber nun gut.*
    "Nicht, wenn sie auf deinen Job spekulieren, wenn du anfängst mir Hades zu frühstücken." Ja, diesen Kommentar konnte sich Licinus nun wirklich nicht verkneifen. Gut, bei Abschaum kämen sie nicht weiter, aber nicht grade den allerbesten Wächter auszuwählen, das konnte sich Licinus bei so manchem Politiker schon vorstellen. Schließlich würde später ja keiner Sagen können, dass es an genau diesem einen Mann gelegen hatte, dass der legatus verstarb.
    "Gut, dann lasse ich mir von jedem der primi ordines zwei Männer nennen, die dir zur Verfügung stehen."


    "Bitte was?!" Licinus glaubte sich verhört zu haben. Eine zivile Einrichtung außerhalb der Markttage war sowieso schon außergewöhnlich, aber eine verdammte alkoholverkauftende taberna? Und wieso hatte er das bisher verpasst?! Anscheinend dauerte es doch etwas länger bis in so einem Lager nichts mehr existierte, was einem verborgen blieb. "Ich werde dafür sorgen, dass die taberna geschlossen wird. Was das Verjagen angeht, meinst du das wörtlich? Ich meine, der Mann hatte wohl eine Genehmigung. Ich bin kein Jurist, aber naja, ich glaube, wenn wir den hießigen Händlern vorführen, dass man aus dem Lager gejagt wird, weil man seinen Vertrag erfüllt. Das sorgt für keine gute Stimmung," wandt er vorsichtig ein. Man musste Maß halten und eine sicher verdammt gut laufende taberna zu schließen würde den Wirt ohnedies hart treffen.


    "Das bringt mich dann allerdings auf eine andere Frage: Markttage. Wünschst du auch an diesen ein Verkaufsverbot für Alkohol? Dann muss ich nämlich die Standkonzessionen möglichst schnell durchgehen, ob wir solche haben und die Inhaber entsprechend informieren."

  • "Jene, die auf meinen Job spekulieren, sitzen weniger hier in der Provinz als an jenem Ort, den ich endlich hinter mir lassen konnte. Nenn mich fahrlässig sorglos, aber ich sehe das hier einiges entspannter.", ließ Vala sein Denken durchblicken, das vor allem darauf gegründet war, dass seine Familie in der Provinz derart viele Verbindungen besaß. Derart viele, dass er in kaum eine Civitas einen Fuß setzen konnte ohne auf Vertrauensleute und Partner seiner Sippe zu treffen. Das machte einiges einfacher... jetzt mehr denn je.


    Die offenkundige Überraschung überraschte im Gegenzug dann wieder den Legaten, der zumindest erwartet hätte, dass die Existenz der Taberna allgemein bekannt und auch zum neuen Praefectus Castrorum durchgedrungen war. War sie offensichtlich nicht, weshalb Vala die Arme verschränkte und nachdenklich dreinblickte: "Gehen wir einfach mal davon aus, dass sich das alles auf ein Missverständnis und gewisse sprachliche Ungenauigkeiten gründete. Dann würde in deinen Büchern, respektive denen deines Vorgängers, nur stehen, dass die Konzession für eine'taberna' erteilt wurde... soweit ich weiß sogar zur Zeit des Bürgerkriegs. Es fiel unter den Tisch, die Soldaten freuten sich, hielten dicht und erfreuten sich der Ahnungslosigkeit der Offiziere. Wir können das ganze also still unter den Tisch fallen lassen, oder wir setzen ein Exempel. Ich ziehe das Exempel vor. Wir demonstrieren Aufmerksamkeit und zeigen, dass großen Wert auf Disziplin legen. Ich denke, niemand wird dem Arennius und dem Claudius vorwerfen können, ihre Legion laissez-faire geführt zu haben."


    Die etwas speziellere Frage konnte Vala dann auch entsprechend abnicken: "Alkohol hat im Castellum nichts zu suchen. Es gibt einen Grund weshalb Gaius Marius seinen Männern Posca verordnete und selbst verdünnten Wein aus seinen Lagern verbannte. Wir können uns immernoch entscheiden, an Feiertagen Ausnahmen zu gewähren."

  • Fahrlässig sorglos, dachte Licinus, vielleicht nicht unbedingt, etwas sehr euphorisch nun hier zu sein, vielleicht schon. Aber auch dergleichen kam ihm natürlich nicht über die Lippen.


    "Gut," und man sah ihm an, dass er das meinte. Das er das Alkoholverbot prinzipiell unterstützte würde kaum jemanden überraschen. Ausnahmen, darüber konnte man nachdenken, ja. Selten, ganz selten.
    "Dann das Exempel. Direkt nach dem Morgenapell würde ich vorschlagen. Eine Handvoll centurionen, ein paar dolabricen. Dann ist die Taberna ziemlich schnell Schutt, denke ich." Skizzierte er schnell wie er sich den Anfang vorstellte. Beim zweiten Teil war sich nicht so sicher, was der legatus von ihm wollte.
    "Hast du klare Vorstellungen über das hinausjagen."

  • "Man kann das ruhig der Kreativität der Ausführenden überlassen...", meinte Vala schulterzuckend nach einem kurzen Moment des Überlegens, "Solange man uns nachher nicht vorwirft, man habe den Inhabern der Taberna aufgrund eines missverstandenen Worts die Beine gebrochen."
    Zwar hätte er nicht schlecht Lust gehabt sich das Spektakel anzusehen, aber es gab genug Termine um die er sich zu kümmern hatte.. und es war außerdem nicht seine Baustelle, der Praefectus Castrorum würde mit der Aktion seine Autorität im Lager durchsetzen, dabei konnte eine stete Rückendeckung durch den Legaten schnell kontraproduktiv sein.


    "Von meiner Seite war es das. Ich werde in den nächsten Tagen erneut die Offiziere zusammenrufen, um das Vorgehen hinsichtlich der Sache jenseits des Limes zu besprechen. Bis dahin dürften wir Informationen genug haben, um die... längst... nötigen Entscheidungen zu treffen.", schloss Vala das Gespräch und entließ seinen Praefectus. Auf kleinliche Befehle wie 'Abite.' verzichtete Vala seit je her, da er es hier nicht mit einem Caius-Normal-Legionarius zu tun hatte. Außerdem lief man sich eh ständig über den Weg... zumindest, wenn der Legat im Lager war.

  • "Gut, ich werde mich darum kümmern. Gleich morgen in der früh."


    "Ich habe auch nix weiteres", bestätigte Licinus, dass sie Schluss machen konnten, klemmte sich seine Notizen unter den linken Arm, salutierte mit dem rechten und verließ den Raum.

  • "Mir ist letztens aufgefallen...", sprach Vala in einem seiner Gespräche mit dem Praefectus Castrorum einen Gedanken ein, der ihm vor garnicht allzu langer Zeit gekommen war, "Dass ein nicht unerheblicher Teil der Soldaten dieser Legion aus der Provinz stammt. Viele gar aus der Region." Draußen rollte offensichtlich ein Karren direkt an der Mauer hinter dem Duccius her, das grollende Klacken der Räder auf dem groben Pflaster konnte man bis in die Knochen spüren. Es war bereits dunkel, schließlich stieg die Sonne in Germania nicht ganz so weit wie in Italia zum Himmel empor. Der Unterschied war fein, aber die innere Uhr war feiner. Eine kleine Öllampe, die zwischen ihnen auf dem Schreibtisch des Legaten stand, verlor an Leuchtkraft, offensichtlich hatte man übersehen, dass ihr Öl nachgefüllt werden müsste.


    "Ich denke es ist an der Zeit die Tradition wiederzubelegeben, die Rekruten dorthin zu schicken wo sie nicht zuhause sind. Sollten sich Probleme jenseits des Limes bis an die Grenze ausweiten, könnte der eine oder andere in einen Interessenskonflikt geraten.", und damit vor allem der Legat in eine Bedrouille geraten, da man ihm den Interessenkonflikt quasi fortwährend vorwerfen konnte. Dummerweise hatte Vala nicht vor sich an einen Ort versetzen zu lassen wo das nicht der Fall sein würde, so blieb ihm nichts anderes übrig als an anderer Front dafür zu sorgen, dass seine Legion möglichst frei von Verquickungen war.

  • "Anders," argumentierte Licinus, der immer auch die Ursache zu einem Umstand kennen wollte,"hätte man die legio nach dem Bürgerkrieg kaum wieder so schnell auf ungefähr Sollstärke bekommen."


    Er warf einen Blick in die sich neigende Flamme der Öllampe, deren flackernde Flamme
    Germanien präsentierte sich dieser Tage von seiner definitiv unschönsten Seite. Kalt, nass und dunkel, hätte Licinus gesagt, wenn man ihn gebeten hätte, seinen neuen Dienstort zu beschreiben.
    "Die Legion ist das ein, legatus. Aber die Männer sind wenigstens seit einigen Generationen römische Bürger." Die meisten, einige (nicht wenige) waren es erst geworden, weniger hatte man schnell eingebürgert, bevor man sie zu Soldaten gemacht hatte. Sicher, dass hatte vor eingien Dutzenden von Jahren auch viele nicht abgehalten, aber es war etwas.
    "Aber wenn es bei uns schon so viele sind, wie viele Einheimische sind bei den Hilfstruppen?" Mehr eine Feststellung, als eine Frage.
    "Generell denke ich, dass du Recht hast. Und wie gesagt wir können es uns leisten von der Mannstärke her." Natürlich könnte es immer etwas mehr sein und die meisten waren grün hinter den Ohren, aber was sollte es. "Wir könnten die Leute hier mustern und regelmäßige Konvois einrichten. Britannia kann sicher immer Leute brauchen. Und ist kulturell verschiedener als Pannonia, wenn wir nur unsere Nachbarprovinzen betrachten wollen. Oder wir weisen Sie hier ab und sagen ihnen, sie sollen selbst zu einer anderen legio ziehen. Das senkt aber sicher die Rekrutierungsquote." warf Licinus einige Gedanken in den Raum.


    Sim-Off:

    Sim-Off Umsetzung?

  • "Das Bürgerrecht bringt nicht das Recht mit sich, die Einheit auswählen zu können bei der man dienen will.", gab Vala zu bedenken, der die Ausführungen seines Praefectus mehr oder minder nickend verfolgt hatte, "Und es geht auch nicht darum, ob ICH ihnen einen Interessenkonflikt vorwerfe... sondern darum, dass ein anderer es tun könnte."


    "Die Hilfstruppen? Naja, dass die namengebende Ursprungsbesetzung dürfte mittlerweile in der Tat verwässert sein. Etwas, das wir längerfristig im Blick behalten sollten. ", überlegte der Legat laut, während er seine Finger gedankenverloren über der sterbenden Flamme der Öllampe wandern ließ, "Ich denke wir sollten einige Legionen anschreiben und mit ihren Legaten Tauschprogramme ausmachen. Vorzugsweise aus Britannia und Pannonia. Alles südlichere wird uns mit Leuten versorgen die das Wetter nicht vertragen.. die Methode hast du ja offensichtlich schon sehr deutlich vor Augen."


    Sim-Off:

    Wenn sich jemand bei uns meldet, der sich nach Italia oder Aegyptus versetzen lassen möchte. Ansonsten werden halt nur die Ausnahmen von der Regel bespielt, würde ich sagen.

  • "Das mit Sicherheit nicht. Aber wie du schon sagtest, auch da sollte man gleichartige Programme fördern. " und am besten nicht erst längerfristig, wie er fand. Aber diese Einheiten lagen außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs, das sollte sich der Duccier mit den jeweiligen Einheitenkommandeuren ausmachen


    "Ich lasse nachher Briefe aufsetzen. Direkt an die legati, denke ich, ist sinnvoller. In Kopie an die Statthalter."


    "Wie sieht es eigentlich mit Rekrutierungen in Gallien aus. Ich mein, da stehen keine Einheiten. Wenn wir ein paar unserer Leute mal auf eine Tour schicken. Wäre auch ne gute Methode die Fähigkeiten des ein oder anderen optios mal zu testen." skizzierte Licinus noch eine andere Idee in den Raum.


    "Ich hätte da noch was anderes. Die Saturnalia: Was lassen wir durchgehen, was nicht? Ich würde vorschlagen: Alle Nicht-Wachen bekommen Sonderausgang, der Übungs- und Fabricabetrieb ruht, Lumen ex wird vom Ende der ersten auf das Ende der zweiten Nachwache verschoben. Wer Familie in den canabae hat, darf dort übernachten, muss sich aber jeden Morgen zum Apell melden.


    Verkleiden und "Umdekorieren" der Offiziersbüros würde ich nicht explizit erlauben, aber durchgehen lassen. Das kann sogar recht lustig sein, in Mantua wurde das legatenbüro einmal Opfer eines parthischen Überfalls.
    Und in meinem Büro haben Sie mal die Möbel an die Decke gezimmert. Ich hatte kurz vorher irgendwas gesagt, dass ich das oberste zu unterst kehren würde. Nun ja."
    Unterbrach er sein schwärmerisches Erzählen von Erinnerungen selbst.


    "Den Centurionen würde ich freistellen, was sie mit sich machen lassen. Wer gegen den Willen eines Offiziers etwas mit diesem unternimmt, wird natürlich mit voller Härte bestraft." Letzteres war eigentlich überflüssig zu erwähnen.


    Sim-Off:

    Okay

  • "Es würde mich wundern, wenn derartige Rekrutierungsreisen nicht längst Gang und Gäbe sind.", ließ Vala durchblicken, dass er derartiges für selbstverständlich hielt, aber eben auch nicht ausschließen konnte, dass es das hier eben nicht war, "Sollte dem nicht so sein, veranlasse das. Schreibe eine Prämie für die Optiones aus, die innert eines Quartals die meisten Rekruten herschaffen."


    "Oh, ah, ja.. Saturnalia... das steht ja auch wieder an...", rieb Vala sich die Schläfen, als sein Praefectus ihn eine römische Tradition erinnerte, mit der er noch nie wirklich etwas hatte anfangen können. Hatte er dem früher schon skeptisch gegenübergestanden, war seine Haltung dem ganzen gegenüber durch den Ernst der letzten Jahre noch weiter abgekühlt.
    Nichtsdestotrotz wusste er um die Bedeutung des Trubels und hatte seine Untergebenen immer gewähren lassen und öffentlich gute Miene zum unverständlichen Spiel gemacht. Hier jetzt anders zu verfahren wäre Gift für die nicht unwichtige Moral.


    "Ich erinnere mich daran, dass der Praefectus der Legio Vigintitria nach seinem Dienstantritt überhaupt nichts hat durchblicken lassen, was er an den Saturnalia durchgehen ließ und was nicht. Kann mich noch sehr gut an die Unbill erinnern, die sein hartes Durchgreifen bei Ausschlägen gegen die nicht kommunizierte Norm hervorgerufen hat. ", erzählte Vala selbst, wie er damals als junger Mann beobachten durfte, wie ein Kommandant sich durch übertriebenes Autoritätserwarten unnötig viele Feinde geschaffen hatte.


    "Was die Präsenz im Lager angeht: allzu viel Ausgang werden wir uns nicht erlauben können. Wir können nicht einerseits zur Wachsamkeit mahnen und dann bis auf ein paar Mann das Lager nackt dastehen lassen.", gab der Legat zu bedenken und konkretisierte nach kurzem Nachdenken seine Pläne, "Wir behalten eine komplette Cohors als Wache unter Waffen und unsaturnalisch. Nächstes Jahr wird dann eine andere dran glauben müssen... und wir lassen das Jahr für Jahr rotieren.", sprach's und nickte die anderen Vorschläge des Iulius einfach ab.

  • "Prinzipiell ja, seit dem Bürgerkrieg wurde wohl keine Reise mehr veranlasst, die weiter als augusta treverorum ging. Ich werde eine Prämie aussetzen. An welchen Betrag hattest du dabei gedacht?"


    Zu der Dummheit des praefectus in Ägyptus -- denn um nichts weniger handelte es sich dabei -- kommentierte er nur mit einem schwachen Kopfschütteln.


    "Eine cohors, jawohl!" Licinus fand die Stärke gut, von daher würde er dazu nichts mehr sagen.
    "Ich werde dafür sorgen, dass eine cohors bestimmt wird. Ich würde dieses Jahr auslosen, welche unter Waffen bleibt. Oder ich gehe die Strafbücher durch und gucke, welche cohors diese besondere ehre 'verdeint' hat."

  • "Drei Monatsolde sollten reichen." , gab Vala knapp zu Protokoll, bevor auch das Thema der Saturnalia sich im Guten erledigte.


    "Oy...", hörte hinter der Mauer dumpf das Gerede mehrerer Soldaten, die sich offensichtlich gerade unter dem Abdach der Principia aufhielten, "...was kriegen Weiber, wenn sie sich zulange im Schnee aufhalten?"
    "Keine Ahnung... erzähl...", erklang es nach einer Weile nachdenklichen Schweigens.
    "Schneeglöckchen.", erschall es nun etwas lauter, "Verstehste? Schnee... glöckchen... muahaharr..."
    "Hehe... sehr gut."


    "Wenn wir schon bei den Cohortes sind..." , fiel dem Legaten noch ein weiterer Punkt ein, ohne großartig auf den bezeichnenden Witz von draußen einzugehen, "..solange wir am Limes keine konkrete Gefahrenlage haben, die eine Verlegung unserer Männer an die Grenze erfordert, könnte man in Betracht ziehen sie einzusetzen um die Hauptwege der nördlichen Provinz gangbar zu halten." , dachte der Legat laut nach und blickte den Iulius fragend an.

  • "Drei Monatssolde", nickte Licinus und machte eine kurze Aktennotiz. Entsprechendes würde veranlasst werden.


    "Die Witze hier sind genauso schlecht wie im Süden", dachte Licinus laut, als der Wind die Worte der Soldaten hereintrug. Ablenken ließ er sich jedoch nicht.


    "Nicht nur in Betracht ziehen," entgegnete Licinus entschlossen. "auch im Winter wollen die Männer beschäftigt werden. Müßiggang ist das Ende jeder Disziplin."
    Und vor die Wahl gestellt, die Wege zu räumen oder einen Übungsmarsch auf den zugeschneiten Wegen abzuhalten würden die Soldaten den Arbeitseinsatz auch tatsächlich wollen. Mmmh, Übungsmarsch durch den Tiefschnee. Sollte man vielleicht wirklich mal ausprobieren. Mit den Ergebnissen welcher cohors war er vor kurzem denn unzufrieden gewesen, überlegte der Präfekt.
    "Den rechtsrheinsichen Weg können die cohortes vor Ort vermutlich aus ihren castellen übernehmen, linksrheinisch müssten wir einige vexillationes abordnen. Ich kenn mich mit Schnee aber null aus. Welche Strecke kann ein contubernium da am Tag effektiv gangbar machen, bzw. halten? Irgendne Ahnung?"



    "Wir sollten auch baldmöglichst über Hochwassermaßnahmen miteinander reden. Ich würde da nur ungern überrascht werden, wenn der ganze Bratsch schmilzt."


    Sim-Off:

    Zur Orientierung, wie viele Tagesmärsche haben wir zwischen den legiones?

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