[reserviert]
Nela war ungewöhnlich spät für einen ihrer Marktbesuche unterwegs. Sonst zog sie doch eher den Vormittag oder die frühe Nachmittagszeit vor. Aber es hatte sie einfach hinaus gezogen. Da ihr kein anderes Ziel einfiel als der Markt, war sie eben dorthin gegangen. Sie hatte zwar gern allein sein wollen und war ohne familiäre Begleitung losgezogen. Um nicht auf dem Markt angesprochen zu werden und damit sie auch keiner erkennen konnte und sie so nicht verpetzt wurde, hatte sie sich ein wenig maskiert. Sie war nicht als Sevilla unterwegs, in ihrem schicken römischen Gewand, sondern hatte sich als einfache Germanin gekleidet. Auch als Nela kleidete sie sich anders. Es war ihr wichtig keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Einfach eine unter vielen zu sein. Ein schlichtes Kleid aus Leinen in hellblauer Farbe, dazu die typischen beiden Gürtel, die das Kleid in Form hielten. An einen der Gürtel hatte sie einen Lederbeutel befestigt, der ein paar Münzen beinhaltete. Ihre Haare trug sie nur von zwei geflochtenen Zöpfen gehalten auf dem Rücken offen. In diese Zöpfe hatte sie breite rote Bänder eingeflochten. So getarnt, konnte sie ohne Begleitung unterwegs sein und würde nicht gleich in Verruf geraten. Damit auch keiner ihrer Familie bemerkt, dass sie fort ist, hatte sie sich durch den Hinterausgang weggeschlichen und war den Weg in die Stadt allein gegangen.
Ein paar Tage waren seit der Hochzeit von Runa und Curio vergangen. Einige Neuigkeiten waren in der Zeit auf die Familie zugekommen und das Haus wirkte so viel voller als sonst. Nun ließ sie sich die frische Brise um die Nase wehen. Es war noch immer einiges los auf dem Markt, aber schon erheblich weniger als zu ihren sonstigen Besuchszeiten. Sie hatte gedacht es würde inzwischen ruhiger zugehen. Doch dem war nicht so. Nun, da die Tage langsam kurzer wurden, schienen die Menschen noch die letzten Sonnenstrahlen nutzen zu wollen und die Lust zum Einkaufen schien ihnen noch nicht vergangen. Sie besah sich die Stände, schlenderte langsam an ihnen vorbei und fand auch bald einen, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Dort lagen Lederarbeiten aus, kleine Schmuckstücke aus Leder und Silber. Eine dieser Arbeiten war ihr sofort ins Auge gefallen. Eben noch hatte sie einen Preis gehört, den der Verkäufer eine römischen Dame genannt hatte. Es war nicht eben günstig gewesen, aber es gefiel ihr so gut, sie würde es auch dafür kaufen. Damit sie aber in ihrer Tarnung nicht auffiel, sprach sie den Mann in germanisch an und prompt wurde ihr ein anderer Preis genannt. Es überraschte sie, aber sie würde sich über den deutlich niedrigeren Preis sicher nicht beschweren. Der Verkäufer bot ihr noch ein weiteres Stück aus seiner Sammlung an, das er bisher nicht ausgelegt hatte. Es war auch schön, aber ob sie es auch kaufen sollte? Sie war sich nicht sicher und das sagte sie auch dem Verkäufer.