Runa hatte sich etwas frisch gemacht eine kurze Wäsche, eine frisches Kleid, die Haare wieder hochgesteckt So ging sie nun durch den Garten. Ihre Hände zitterten immer noch und Runa war doch recht blass ja die Geburt war ihr näher gegangen als man es vielleicht annehmen würde. Aber Runa hatte auch die ganze zeit gebangt Alpina zu verlieren. Hatte die doch immer noch das Bild von der toten Frau mit ihrem gerade geborenen Kind im Kopf. Deswegen war sie auch erst aus dem Raum gegangen, als sie sich sicher sein konnte, dass es ihrer Freundin wirklich gut ging. Erschöpft ja aber es ging ihr gut.
Runa lief also durch den Garten um sich zu sammeln und bereitete sich auf das Gespräch mit der Schwiegermutter vor. Was diese wollte wusste sie nicht, ihr fiel aber gerade auch nichts ein was sie schon wiedermal falsch gemacht haben könnte.
[Hortus] Nach der Geburt - ein Gespräch mit der Schwiegermutter
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| Decria Timarcha
Auch Timarcha hatte sich nochmal in ihr Cubiculum zurückgezogen, sich dort umgezogen und mit der Wasserschale gewaschen. Irgendwann trat sie dann ebenfalls in den Garten hinaus, wo die junge Duccia bereits auf sie wartete. Mit bewussten Schritten trat sie zur Sitzecke, setzte sich und bedeutete Silvana, sich zu ihr zu setzen. Dann schwieg sie erstmal, ohne aber den Blick von ihrer Schwiegertochter abzuwenden. Forschend suchten ihre Augen nach einer Gefühlsregung der jungen Frau und wäre Curio hier, würde er ziemlich genau erkennen, dass es jener Blick war, denn sie aufsetzte, um ihr Gegenüber zu lesen und einzuschätzen.
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Runa war so in Gedanken, dass sie ihre Schiegermutter erst noch einigen Augenblicken bemerkte. Runa zuckte sichtlich zusammen, als diese plötzlich - also zumindest für Runa plötzlich – auftauchte.
„Ähm.. entschuldigte Decria Timarcha ich.. ich war in Gedanken und hab dich nicht bemerkt.“
Runa versteifte sich nun doch sichtlich, wusste sie ja nicht was sie erwartete. Vielleicht wollte die Decria ihr einen Vortrag halten, weil sie ja hätte bei der Geburt gar nicht dabei sein dürfen – also nach römischen Verständnis. Oder sie wollte ihr erklären, wie sich einen anständige Ehefrau zu verhalten hatte, denn das Curios Mutter mitunter nicht ganz damit einverstanden war mit Runas Verhalten, hatte sie ja das ein oder andere Mal schon durchblicken lassen.
Nun was auch immer es war sie würde es sich wohl oder übel anhören müssen.
„Du wolltest mich sprechen?“ Runa ihrerseits hatte nun auch einen eher nichtssagenden Blick aufgesetzt – also zumindest versuchte sie sich gerade darin. -
| Decria Timarcha
So sehr sie auch versuchte, in der jungen Frau zu lesen, abgesehen von den offensichtlichen Sachen - einer leichten Nervosität und einer damit einhergehenden Unruhe - fiel ihr nichts auf. Vielmehr zeigt sich wieder nur die geheimnisvolle Aura, die die junge Frau umgab und nur durch Silvanas jugendliche Unsicherheit unterlaufen wurde. Mit einer eleganten Kopfbewegung löste Timarcha ihren Blick von der jungen Duccia und blickte in den kleinen Garten, der im Moment noch vor allem vom Grün des Rasens bestimmt wurde. Wahrscheinlich würde hier - sicherlich auch dank Alpinas grünem Daumen - bei ihrem nächsten Besuch irgendwas in bunten Farben blühen. Dan seufzte sie leise, dann nun hieß es bald Abschied nehmen von ihren beiden Söhnen und deren Frauen. Hier und jetzt musste sie sich aber erstmal um die neue Frau ihres zweitältesten Sohnes kümmern, denn gestern hatte es keine Möglichkeit zu einem Gespräch unter vier Augen gegeben. Und nicht zuletzt war seit gestern so viel passiert, was die junge Frau zumindest in ein angenehmeres Licht stellte. Dennoch irgendwas in ihr sträubte sich noch gegen die junge Frau, was sie aber vielleicht jetzt noch weiter zurückdrängen könnte.
Ich werde nicht schlau aus dir, Silvana.
antwortete sie schließlich auf ihre Frage, ohne sie aber direkt zu beantworten.
Und ich werde immer misstrauisch, wenn ich aus Menschen nicht schlau werde und sie deswegen sozusagen ein Rätsel für mich bleiben. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Menschen etwas zu verbergen haben. Du aber... Ich weiß nicht...
Immer noch hatte sie den Blick in den Garten gewandt und blickte ihrer Schwiegertochter nicht in die Augen. Es hätte auch eh nichts gebracht, denn gesehen hätte sie nicht.
Du kommst aus einer hochangesehenen Familie, deren Pläne für dich sicherlich nicht waren, dich an einen grade mal aufstrebenden Jungpolitiker vom Lande zu verheiraten. Und dennoch hast du es offenbar geschafft, deine Familie zu überzeugen. Du bringst quasi ohne jegliche Vorkenntnisse - ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass das vorhin deine erste Geburt war - ein Kind zu Welt. Dafür möchte ich dir natürlich auch nochmal danken, denn ich glaube, dass es Alpina und dem Kind ohne deine Hilfe längst nicht so gut ginge. Du bist den germanischen Traditionen noch eng verbunden und obwohl wir euch zugestanden haben, die Trauung nach einem germanischen Ritus zu vollziehen, streust du doch römische Einsprengsel hinein.
Diese junge Frau war für Timarcha ein laufender Widerspruch und immer, wenn sie glaubte, etwas an der Schale gekratzt zu haben, um zu ihrem Kern vorzudringen, landete sie nur bei einer weiteren Schale.
Nun habe ich mich bei der Feier gestern, sagen wir, ein bisschen umgehört. Offenbar gab es einen bestimmten Zeitpunkt, es muss wohl um den Festtag zu Ehren von Virtus und Victoria gewesen sein, als sich in der Villa Duccia und der Casa Helvetia einige Parallelen abgespielt haben. Und erneut: Ein Rätsel. Dann aber stolperte ich über etwas. Ich wusste ja bereits, dass du neben deinem römischen Namen auch einen germanischen Namen trägst. Mein Sohn hat mehrfach darauf hingewiesen, dass dieser Runa lautet. Würdest du mir kurz die Bedeutung dieses Namen erklären?
Langsam hatte sie ihren Kopf nun wieder gedreht und ließ ihren Blick interessiert auf der jungen Frau ruhen. Es war nicht bedrohliches, ablehnendes oder misstrauisches darin, sondern lediglich eine fast schon jugendliche Neugierde. Natürlich kannte sie die Antwort auf diese Frage bereits, doch vielleicht würde ja Silvana selbst dazu beitragen, den Schleier um sie ein wenig zu lüften.
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Runa lächelte, als ihre Schwiegermutter meinte, dass sie aus ihr nicht schlau wurde. Nun damit ging es ihr nicht allein so. Runa wurde ja mitunter selbst aus sich nicht schlau.
So antwortete sie ihrer Schwiegermutter auch offen un ehrlich eben diese. „Nun Decria Timarcha es gibt Tage, an denen es mir genau so geht wie dir. Es liegt wohl daran, dass ich Entscheidungen aufgrund von Gefühlen treffe, die ich mir selbst nicht zureichend erklären kann. Genau so habe ich es auch bei der Geburt getan. Ich habe rein intuitiv gehandelt und Alpina ht mich ja zum Glück zumindest Theoretisch in einen Geburtsvorgang eingewiesen. Ich habe es gern getan, ich hätte es mir nie verziehen, wenn Alpina und ihrem Kind etwas zugestossen wäre. Nur weil ich ihr nicht geholfen habe.“Nun war es Runa, die ihren Blich in den garten schweifen lies, bevor sie weiter sprach.
„Sicherlich hatte meine Familie wohl andere Pläne. Aber mein Vater hat sich zum Glück von den Göttern von der Richtigkeit unsere Beziehung überzeugen lassen. Weißt du Decria Timarcha ich kann es nicht rational erklären, aber es ist so, dass ich mich bei deinem Sohn sicher und geborgen fühlen, dass war so vom ersten Moment an. Ich weiß nicht warum das so ist. Aber er ist es der mir den Halt gibt, wenn ich ihn brauchen. Ja ich trage eine römischen Namen so wie auch einen germanischen. Genau so wie ich diese beiden Namen targe, bin ich auch beiden Göttern verbunden. Es war also nicht nur für euch, dass auch den römischen Göttern gehuldigt wurde. Vielleicht bin ich auch so etwas wie ein Bindeglied zwischen den Kulten. “ Runa wusste nicht ob Curios Mutter sie verstehen konnte, aber zumindest hatte sie versucht sich ihrer Schwiegermutter etwas zu öffnen.
„Mein Namen nun run bedeutet Zauber und Geheimnis Runa bedeute also die Zauberhafte, die Geheimnisvolle.“ Nun sah die junge Germanin ihre Schwiegermutter wieder mit einem offenen Blick an. Nein nervös war sie nun nicht mehr. Das schlimmste, was passieren konnte, war das Curios Mutter sich aufgrund ihrer Art nicht mochte, aber Runa wusste, dass Curio sie eben genau dafür liebte. Und es war nicht die Mutter der sie gefallen musste. Natürlich wäre es schöner eine Vertraute in ihr zu haben, aber Runa würde sich nicht verstellen oder gar ändern nur um zu gefallen. -
| Decria Timarcha
Timarcha hörte interessiert zu und ließ ihren Blick nicht von der jungen Frau ab. Sie schien etwas besonderes zu sein. Komplett anders als ihr Sohn, der doch normalerweise nicht ohne Vorbereitung und Planung in Situationen ging, und wenn doch, sich dann eher unwohl fühlte. Silvana hingegen machte viel intuitiv, offenbar geleitet von irgendeiner höheren Macht, welche das auch immer sein mochte. Nur war sie noch jung und konnte wohl selbst noch nicht richtig damit umgehen. Und Curio: Der schien ihr dabei zu helfen. Irgendwie. Nun gut, warum sollte sie sich da einmischen. Daher nickte sie nur verständnisvoll und seufzte leise.
Erstmal: Ich möchte die Formalität auflösen und dir das Cognomen anbieten, Silvana. Schließlich gehörst du jetzt zur Familie. Allerdings gehen damit auch Verpflichtungen einher. Du bist jetzt die Frau eines Helvetiers und daher bekommst du nun von mir ungefähr den gleichen Vortrag, den ich bereits von meiner Schwiegermutter bekommen habe. Die Helvetier sind keine einflussreiche Gens. Das waren sie vielleicht mal, doch seitdem ist viel Wasser den Rhenus hinuntergeflossen. Für dich ist das umso bedeutender, da du nach unten geheiratet hast. Als Tochter eines Ritters, hättest du selbst Ritter oder Senatoren heiraten können und ich bin mir ziemlich sicher, dass das für euch beide auch weiterhin ein Thema bleiben wird, in welcher Form auch immer.
Bei Timarcha, wie auch bei ihrer Mutter und Schwiegermutter war das kein Thema gewesen. Timarchas Vater war Soldat und ihre Mutter die Tochter eines Soldaten gewesen, Curvus, wie auch dessen Vater waren Soldaten gewesen. Hier war es was ganz anderes. Selbst wenn es für den Moment Ruhe gab, war dadurch nicht sichergestellt, dass es sich die Duccier nicht doch noch anders überlegten, wenn sich ein einträglicherer Mann finden würde. Eine Scheidung war im Fall der Fälle keine allzu große Sache und die Duccier würden schon entsprechend darauf hinwirken, dass es nach ihren Vorstellungen verlief, ob das nun den beiden Kindern gefiel oder nicht. Dennoch durften sie sich damit nicht aufhalten, denn die Zukunft wartete nicht.
Nun liegt es aber erstmal an euch, ein neues Kapitel in der helvetischen Familiengeschichte zu schreiben. Ob es erfolgreich sein oder scheitern wird, liegt zuallererst bei euch beiden. Unterstütze deinen Mann daher wo du kannst, nimm Einfluss auf ihn, wenn du glaubst, dass etwas falsch läuft, und ermuntere ihn bei jenen Dingen, die gut laufen. Du wirst schon festgestellt haben, dass die helvetischen Männer eigen sind. Jeder von ihnen trägt den Widder in sich und manchmal wollen sie mit dem Kopf durch die Wand. Halte ihn davon ab, wenn es zwecklos ist, aber lass ihn auch mal vor die Wand laufen, wenn du glaubst, dass es nötig wird. Manchmal brauchen sie diese Lektion. Sollte alles so laufen, wie es sich Curio vorstellt, beschäftige dich mit den Pflichten, die damit auf dich zukommen, damit du ihm informiert und engagiert zur Seite stehen kannst. Nur dann wird er dich bei allen Entscheidungen als gleichberechtigt ansehen. Und nebenbei kannst du dann auch deine eigenen Projekte einstreuen.
Es lag nun an Silvana, die starke Frau hinter einem Mann zu werden, der in der Lokalpolitik aufsteigen wollte und womöglich Duumvir werden konnte. Danach stünde dann auch der Aufstieg in den Ordo equestris offen, womit nochmal umso mehr Möglichkeiten gegeben wären. Bei all dem konnte die junge Duccia nicht nur als brave Ehefrau danebenstehen, sondern aktiv mitgestalten, wenn sie denn den Mut dazu aufbrächte.
Du wirst nicht nur für mich und für dich auch weiterhin eine "Geheimnisvolle" bleiben, sondern auch dein Mann wird vermutlich bei manchen Dingen nicht mitkommen. Nimm ihm das nicht übel, er wird in Zukunft viel zu tun haben und so wie ich ihn kenne, wird er alle Zeit, die er für dich aufbringen kann, für dich und eure Familie verwenden. Wenn du meinst, dass diese Zeit unverhältnismäßig kurz wird, sorge dafür, dass sich das ändert. Auch hier benötigen die helvetischen Männer manchmal einen ordentlichen Tritt in den Hintern.
Ein leichtes Lächeln huschte über Timarchas Gesicht. Curvus hatte auch bereits einige Tritte in den Hintern verkraften müssen. Jeder davon war berechtigt und keiner hatte seine Wirkung verfehlt.
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Runa bedankte sich für das Anbieten des Cognomens und vor allem für die wertvollen Tipps im Bezug auf ihren Ehemann.
„Danke Timarcha. Ich werde deine Ratschläge beherzigen und alles in meiner Macht stehende tun, damit dein Sohn seine Pläne verwirklichen kann.“ Ja auch wenn ihre Antwort recht kurz aus viel, aber sie umfasste eben das was Runa für Curio tun würde, nämlich alles was nötig sein würde. Dennoch wollte Runa noch etwas sagen. „Timarcha bitte würdige deine Familie nicht so herab. Schau es gab Zeiten, da waren die Duccier Nichts. Sie waren nicht mal unter den Namen Duccier bekannt. Und doch hat meine Familie es geschafft sich von einem germanischen Clan zu einer angesehenen Familie hochzuarbeiten. Wer hätte es jemals für möglich gehalten, das eine Germane Consul von Rom werden würde oder gar Statthalter einer Provinz? Und auch wenn du und Teile meiner Familie das vielleicht so sehen, dass ich nach unten geheiratet habe...“ Runa sah Timarcha nun mit einem festen Blick an. „... dem kann ich nur erwidern ich habe den Mann geheiratet, den die Götter für mich bestimmt haben. Und ich habe mit ihm den größten Reichtum bekommen, den sich eine Frau nur erträumen kann. Was würde mir Geld Macht und Einfluss nutzen, wenn ich damit tot unglücklich wäre? Geld und Macht mögen in den Augen der Männer viel wert sein, doch es gibt so viele Dinge auf dieser Erde die mehr wert sind und die Liebe, das Vertrauen welches Curio und ich zueinander haben ist wertvoller als alle Macht und alle Schätze dieser Welt. Wirklich Timarcha und wenn ich mit Curio in einer Hütte im Wald leben müsste, ich würde es tun, Hauptsache ist wir sind zusammen.“
Runa lächelte. „Das mit dem Tritt werde ich mir aber auf jeden Fall merken.“ -
| Decria Timarcha
Es war der erste Satz Silvanas, den die Decria hören wollte. Auch sie hatte ihn vor nun fast dreißig Jahren gesagt, als sie frisch mit Curvus verheiratet gewesen und ebenfalls von ihrer Schwiegermutter ins Gebet genommen worden war. Es war ein Versprechen, nicht nur an die Schwiegermutter, sondern auch an ihren Mann und seine Ahnen, das man damit aussprach und das vielleicht dazu führte, den Helvetiern wieder zu altem Glanz zu verhelfen. ei den folgenden Worten Silvanas merkte Timarcha aber, dass die junge Duccia noch einiges zu lernen hatte. Ihr jugendliche-römantische Zuversichtlichkeit mochte nämlich in sich logisch sein, mit ihrer Hochzeit am gestrigen Tag waren sie aber kein kein Normal- sondern ein Ausnahmefall.
Ich würdige meine Familie nicht herab, Silvana. Ich stelle lediglich fest, dass eine Hochzeit zwischen unseren Gentes zum jetzigen Zeitpunkt einen anderen Stellenwert hat, als sie es vor vielleicht zehn oder fünfzehn Jahren gehabt hätte. Darum geht es aber nur am Rande.
Für Timarcha war klar, dass es genug Gründe für die Duccier gab, diese Ehe als supoptimal anzusehen. Wenn man bedachte, dass mit Silvana zum Beispiel die Beziehung zu einem Senator oder auch einem ritterlichen Statthalter hätte gesichert werden können, war ihre Verheiratung mit einem einfachen - wenn auch aufstrebenden - Aedituus und Lokalpolitiker schon... eigen. Schlielich ging es ja in den seltensten Fällen darum, dass eine Frau glücklich oder unglücklich war, sondern lediglich darum, einen hohen provinziellen Würdenträger als Schwager bezeichnen zu können.
Worum es geht, ist, dass ihr gestern in einen neuen gemeinsamen Lebensabschnitt gestartet seid. Meine Ratschläge beziehen sich daher nicht auf das, was vielleicht hätte sein können, sondern auf das was auf euch zukommt. Wenn du dabei meine Ratschläge beherzigst, wird es dir hoffentlich leichter fallen, in den Kopf deines helvetischen Ehemannes hineinzuschauen und zu verstehen, warum er was wie macht. Ab heute trittst du nämlich in die Reihe der stolzen Ehefrauen ein, die ihren Mann unterstützen dürfen bei allem, was er macht. So wie ich dich bisher kennengelernt habe, wirst du aber auch genau das machen.
Wieder erschien ein mildes Lächeln in ihrem Gesicht und erreicht auch ihre Augen und ihre Wangenpartie. Die beiden müssten auch weiterhin Hürden nehmen und charakterliche Festigkeit zeigen. Nach Timarchas Einschätzung und mit Blick auf die offenkundige gegenseitige Zuneigung würden sie das wohl auch gemeinsam schaffen.
Ich beharre so darauf, da wir nicht mehr allzu lange hier sein werden und ihr dann auch wieder auf euch allein gestellt seid. Nach den letztlichen Planungen werden wir noch in einer Woche den Dies lustricus der kleinen Helvetia mitfeiern und am Tag darauf abreisen. Curvus und Cornutus sehnen sich bestimmt schon wieder nach ihren Weinbergen und auch wenn Coriolana am liebsten hierbleiben würde, muss sie dennoch erstmal ihre Ausbildung in Noviomagus beenden.
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Runa nickte. „Ich werde deine Ratschläge beherzigen. Mir ist durchaus bewusst, das Iullus eine große Verpflichtung eingegangen ist. Das er eine Leben lang in Zugzwang sein wird, um zu beweisen, dass er die richtige Wahl war. Und jedes Mal wenn er mich ansieht wird ihm dies wohl immer bewusst werden.“ Runa blickte nun wieder in den Garten. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Liebe immer so stark bleiben würde wie sie jetzt war, denn sonst würde diese Last Curio wohl eines Tages erdrücken. „Ich werde wie ich schon sagte alles tun, um ihn zu unterstützen, damit er seine Ziele erreicht. Es ist schließlich zum Teil meine Schuld, dass er immer wird besser sein müssen als andere. Denn zum einen erwartet meine Familie dass er seine Karriere vorantreibt und zum anderen wird es immer Stimmen geben, die ihm vorwerfen werden, dass er diese oder jene Stellung nur bekommen hat, weil er eine Duccia geheiratet hat. Die Erwartungen meiner Familie werde ich nicht runterschrauben können, aber zumindest die anderen Stimmen werde ich versuchen verstummen zu lassen.“ Ja man konnte merken, das Runa sich durchaus bewusst war, was so alles auf sie zukommen würde.
Nun wandte sich Runa wieder ihrer Schwiegermutter zu. „Schade, dass euer Abschied schon so bald sein wird. Ich hoffe, dass ihr uns bald wieder besuchen kommt. Ihr werdet hier immer willkommen sein.“ Ihr Lächeln war so ehrlich, dass man sehen konnte, dass dies nicht nur eine Floskel war, sondern wirklich von Herzen kam. -
| Decria Timarcha
Nichts anderes hatte Timarcha hören wollen. Es war das Los einer guten Ehefrau, ihren Mann zu stützen, denn wenn man sich überlegte, dass die Männer nicht selten den ganzen Tagen mit unzufriedenen, wenn nicht sogar feindlich gesinnten Gesichtern zu tun hatten, musste sie zu Hause ein Refugium erwarten. Was natürlich nicht heißen sollten, dass sich die Frauen ihren Männern sklavisch ergeben zeigen sollten, aber zumindest nicht auch noch in den eigenen vier Wänden ein ständiger Konflikt schwelte.
Ein erneutes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als Silvana es dann schaffte, ein paar freundliche Worte an sie zu richten.
Ich danke dir, Silvana. Aber es wird langsam Zeit, dass wir euch den Raum lassen, euren eigenen Rhytmus zu finden. Grade euer Haushalt muss sich ja auch noch einspielen. Deine Einladung nehme ich gerne an, aber nur, wenn du mir deinerseits versprichst, uns auf unserem Weingut zu besuchen. Es wird Zeit, dass sich dein Mann wieder dort sehen lässt und auch du sollst natürlich erfahren, wo dein Mann herkommt.
Das war wohl auf absehbare Zeit eher unwahrscheinlich, aber hoffentlich nicht unmöglich. Seit dem großen Streit zwischen Curvus und Curio war ihr Sohn nicht mehr in Noviomagus gewesen. Und für Silvana würde es vielleicht die Möglichkeit bieten, ihren Ehemann noch besser kennenzulernen. Da könnte man also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
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Runa nickte, ja es würde wohl einige Zeit brauchen bis alles so lief, wie es sich Alpina und Runa vorstellten.
„Nun ich denken, dass ich in Alpina da eine gute Unterstützung habe, dass wir hier also recht schnell alles so haben, wie es sein sollte. Natürlich wird es am Anfang noch etwas harken. Ich werde mir die nächsten Wochen noch frei halten, damit sich hier alles finden kann. Dann aber möchte ich auch weiter meiner Berufung nachgehen.“ Ja das wollte Runa gern, denn nur Hausfrau, nein dass wäre wohl nichts für sie und so konnte sie ihren Mann auch noch auf eine andere Art und Weise unterstützen, als ihm nur einen Hort der Ruhe und Geborgenheit zu geben.
„Ich verspreche dir Timarcha, dass wir euch so bald als möglich besuchen.“ Natürlich kannte Runa die Probleme von Vater und Sohn, also sie wusste dass es da ein Zerwürfnis gab. Und Runa war nun mal ein Familienmensch deswegen würde sie auch alles daran setzen, dies Riss in der helvetischen Familie zu kitten. -
| Decria Timarcha
Die Einrichtung eines neuen Haushaltes war nie einfach. Zumeist kamen die Frauen ja in fertige Haushalte, gewachsen über jahrzehnte durch die mal mehr, mal weniger strenge Hand einer mal mehr, mal weniger durchsetzungsfähigen Matrone. Silvana und Alpina hatten das Glück, dass dem in ihrem Fall nicht so war - übrigens ebenso wie bei Timarcha, die ja durch den Umzug von Dalmatien nach Germania Superior die Möglichkeit hatte, von Null anzufangen, was einerseits viel Arbeit bedeutet hatte, sie sich aber andererseits nicht mit verkrusteten Strukturen hatte abmühen müssen. Hier hatte Alpina zwar den Grundstein gelegt, klare Strukturen mussten aber erstmal geschaffen werden, insbesondere mit Blick darauf, dass hier in Zukunft auch respräsentative Cenae stattfinden sollten, sobald Curio erst für die höheren Stadtämter kandidieren und für sich werben müsste. Bis dahin musste der Haushalt laufen. Es lag also viel Arbeit vor den beiden Frauen und es müsste sich zeigen, inwieweit sie es schaffen würden, die Pflichten der Hausherrin aufzuteilen. Timarcha konnte sich nämlich nicht vorstellen, mit jemanden die Rechte und Pflichten der Hausherrin zu teilen. Vielleicht würde es bei den beiden, die ja gleichzeitig beste Freundinnen zu sein schienen, aber auch reibungslos funktionieren.
Wie auch immer: Timarcha quittierte die Annahme der Einladung zum helvetischen Weingut mit einem herzlichen Lächeln.
Gut, gut, meine Liebe. Ich hoffe, du hast Verständnis dafür, wenn ich mich jetzt ein wenig zurückziehe. Heute Abend erwarten wir noch ein paar Gäste, nicht viele zum Glück, und bis dahin möchte ich mich noch ausruhen. Die Geburt hat uns alle Kraft und Nerven gekostet.
Langsam erhob sie sich von ihrem Platz und verabschiedete sich freundlich von ihrer jungen Schwiegertochter. Viel kam nun auf Silvana zu, da wollte Timarcha nicht auch noch als Herausforderung aufgefasst werden.
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Runa nickte, ja jetzt wo ihre Schwiegermutter es erwähnte, spürte auch Runa, dass sie doch etwas mitgenommen war. Sie nickte also verständnisvoll. „Natürlich Timarcha und wenn du etwas brauchst, lass es mich wissen.“ Ja Runa schlüpfte wohl gerade nahtlos in die Rolle der Hausherrin, da Alpina ja nicht konnte würde sie so lange diesen Part übernehmen. „Ich werde noch etwas hier im Garten bleiben.“ Ja wenn es nach ihr gehen würde, würde sie jetzt wohl lieber einen Spaziergang durch den Wald machen um den Kopf frei zu bekommen. In den letzten anderthalb Tagen war so viel passiert. Seit gestern war sie Curios Frau, die erste Nacht unter Zeugen hatten sie tatsächlich ohne Probleme hinter sich gebracht und nun hatte sie auch noch Alpinas kleiner Tochter auf die Welt geholfen – ja alles etwa soviel für eine junge Frau von gerade mal 16 Jahren. Man wächst mit seinen Aufgaben.
Aber die schwere Geburt von Alpina hatte Runa doch erschreckt. Auch wenn sie sich das im Zimmer ihrer Freundin nicht hatte anmerken lassen. Runa war schwer geschockt und sich gerade nicht sicher ob sie selbst jemals Kinder haben wollte. So ging sie nachdenklich dich den Garten und lehnte sich schließlich mit dem Rücken an einen der Bäume und schloss die Augen.
Die frische klare Luft sog sie tief in ihre Lungen so viel zumindest ein Teil ihrer Gedanken von ihr ab. -
Einige tiefe Atemzüge später, Silvana sollte genug Zeit gehabt haben, sich von dem Gespräch mit ihrer Schwiegermutter zu erholen, trat Curio in den Garten. Seitdem sie vor ein paar Stunden so unsanft aus dem nun gemeinsamen Ehebett geholt worden, hatten sie nicht mehr miteinander sprechen können und da sich sowohl seine Mutter, als auch seine Schwester nicht zur Geburt an sich geäußert hatten, hatte er auch keine Ahnung, wie schwer - und vor allem gefährlich - die Geburt nun tatsächlich für Alpina gewesen war. Als er nun in den kleinen Garten trat, sah er Silvana an einen Baum gelehnt, die Augen geschlossen und regelmäßige tiefe Atemzüge nehmen. Langsam und so leise wie möglich ging er an sie heran, wartete, ob sie die Augen von sich aus öffnete - was nicht geschah -, nahm dann ihre Hand und gab ihr einen Kuss auf den Handrücken.
Noch müde oder schon wieder erschöpft?
fragte er mit einem Lächeln. Allerdings merkte er auch, dass sie etwas beschäftige, weshalb er sie im folgenden nur offen ansah und abwartete, ob und was sie ihm sagen würde.
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Sie war leer, deswegen spürte sie auch nicht wie sonst seine Anwesenheit, weshalb sie doch erschrocken die Augen öffnete. Als sie Curio erkannte, lächelte sie kurz und fiel ihm um den Hals. [SIZE=7]„Halt mich bitte ganz doll fest.“ [/SIZE]flüsterte sie kaum wahrnehmbar. Jetzt wo er hier war fiel auch die letzte Spannung von ihr ab und sie konnte sich fallen lassen. Was aber auch zur Folge hatte, das Runa mal ganze Körper unkontrolliert zu zittern anfing. Nur mühsam hielt sie ihre Tränen zurück. Sie brauchte eine ganze Weile, bis sie sich einigermaßen gefangen hatte und auch sprechen konnte. „Ist dein Bruder da?“ Runa wusste ja nicht das die drei helvetischen Männer im Atrium gewartet hatten. Sie hatte sich ja förmlich aus dem Zimmer geschlichen, weil sie nicht wollte, das Curio oder sein Vater ihre doch recht blutbesudelte Tunika sehen musste. Wer weiß was sie gedacht hätten.
„Deiner kleinen Nichte und Alpina geht es den Umständen entsprechend gut.“ Sagte Runa und hoffte das wirklich. Alpina hatte wirklich sehr mitgenommen ausgesehen, als Runa gegangen war. „Sie wird ein paar Tage Ruhe brauchen. Es war keine leichte Geburt.“ Viel mehr wollte Runa nicht vorerst nicht erzählen. Sie wollte ihrem Mann ja nicht unnötig beunruhigen. -
Silvana zuckte leicht zusammen, als er sie ansprach. Ungewöhnlich für sie, denn normalerweile hatte er das Gefühl, dass sie wusste, wenn er sich ihr näherte. Dann fiel sie ihm um den Hals drückte ihn fest an sich und flüsterte ihm die Bitte ins Ohr, sie ebenso fest an sich zu drücken. Besorgt von ihrer dünnen, brüchigen Stimme, die für Curio nun endgültig klarmachte, dass irgendwas ganz und gar nicht stimmte, kamm er ihrer Bitte sofort nach, drückte sie an sich und stützte sie, denn schon einen Augenblick später fing ihr ganzer Körper an zu zittern. Schnell fasste der junge Helvetier seine Frau so, dass sie nicht zu Boden stürzte.
Alles ist gut, Runa, alles ist in Ordnung.
flüsterte er ihr ins Ohr und streichelte sanft über ihren Rücken. Vorsichtig bugsierte er sie dabei zu der kleinen Bank und setzte sich, ohne sie loszulassen, gemeinsam mit ihr hin. Immer wieder wiederholte er dabei die immergleichen Worte.
Alles ist gut... alles in Ordnung.immer noch ohne sie loszulassen, bis ihr Zittern langsam abebbte.
Mutter hat schon durchblicken lassen, dass die Geburt schwer für Alpina war. Die Hauptsache ist aber, dass die beiden wohlauf sind.
sagte er schließlich, auf ihre Worte antwortend, und streichelte ihr nochmal über Rücken, Nacken und Schultern. So saß er nun neben ihr, versuchte, sie zu beruhigen - von was auch immer - und wartete ab, ob sie ihm nicht doch noch was sagen wollte. Irgendwas beschäftige sie, doch hatte er das Gefühl, dass sie Zeit brauchte. Die gestrige Nacht hatte bewiesen, dass sie alle Zeit der Welt hatten und daher war es auch nicht nötig sie zu etwas zu drängen.
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Und es wirkte Runa beruhigte sich tatsächlich. Irgendwann löste sich auch ihre Umklammerung, ließ Curio aber nicht los, sondern legte ihren Kopf auf seine Schulter. Und schwieg noch eine ganze Weile. Sie genoss einfach die Zweisamkeit und die Kraft die er ihr gab.
„Ich hoffe, dass Alpina sich schnell wieder erholt. Deiner kleinen Nichte geht es gut. Sie hat die Geburt mit ein bisschen Hilfe von mir, ganz gut gemeistert.“ Das die Hilfe darin bestand, dass Runa mit Ihren Händen das Kind gedreht und es aus Alpina herausgezogen hatte, verschwieg sie ihrem Mann aber nun wirklich. „Sie hatte sich einfach nicht in die richtige Position drehen wollen.“ Das sollte als Erklärung reichen, so hoffte Runa nun wirklich. „Ich möchte später gern nach Alpina sehen. Also wenn dein Bruder … nun ja wenn er wieder weg ist.“ Warum sie Curios Bruder gerade nicht über den Weg laufen wollte? Nun das lag wohl auf der Hand, immerhin war er Schuld an Alpinas Schmerzen, und Runa könnte wohl kaum an sich halten es ihm auf die Nase zu binden, solang sie selber noch daran knabberte. Also würde sie dem stolzen Vater wohl lieber erst mal aus dem Weg gehen. Und urplötzlich platze einer der Gedanken, die sie sich gerade machte aus ihr heraus. „Ich weiß nicht ob.. also .. ob wir.. Iullus wenn es immer so schlimm ist möchte ich lieber keine Kinder.“ Nun rollten doch Tränen über ihre Wange, denn schließlich war das eigentlich als Ehefrau ihre vornehmliche Aufgabe für den Erhalt der familie zu sorgen und sie selber hatte sich ja auch nichts mehr gewünscht, als Curio einen Erben zu schenken. Aber dieser Wunsch kam ihr gerade so grotesk vor. Wie konnte man sich denn derartige Schmerzen wünschen? Sie barg ihr Gesicht wieder an seiner Schulter und schluchzte leise. Was war sie doch für eine schlechte Ehefrau, die ihrem Mann schon am ersten Tag derlei Dinge sagte? Aber was sollte sie denn dagegen machen? Und außerdem hatte sie ihm doch auch versprochen immer ehrlich zu ihm zu sein. Ja die junger Germanin war gerade hin und her gerissen zwischen den Gefühlen... -
Zum Glück schaffte er es, Silvana zu beruhigen. Etwas nagte an ihr und es hatte definitiv mit der Geburt zu tun, da war er sich mittlerweile sicher. Offenbar war die Geburt noch schwerer gewesen, als er und die anderen helvetischen Männer sich das im Atrium ausgemalt hatten. Umso besser, dass Corvinus nicht dagewesen und erst dazugestoßen war, als das Kind schon fast geboren war. Auch für Curio war die ganze Situation nicht angenehm gewesen. Bis in sein Schlafzimmer waren die Geräusche nicht vorgedrungen, im Atrium waren die Schreie Alpinas aber nicht mehr zu überhören gewesen. Was auch immer in dem Raum passiert war, es muss schrecklich gewesen waren.
Alpina ist stark, vielleicht sogar stärker, als wir beide uns das vorstellen können. Und das Mädchen ist eine Helvetia. Die beißen sich immer irgendwie durch und sind sogar zu stur, um aufzugeben. Na ja, und wohl leider auch zu stur, um sich in die richtige Position zu drehen.
schmunzelnd blickte er vor sich hin, streichelte weiterhin Silvanas Schulter und gab ihr nun auch einen Kuss auf die Wange. Dann wurde er allerdings wieder ernster. Sie wollte Corvinus nicht sehen? Gut, das Verhältnis der beiden war seit jeher nicht das beste gewesen, aber sie würde doch nicht... also sie konnte doch nicht glauben, dass er irgendeine Schuld an Alpinas Schmerzen und der Bequemlichkeit seiner Tochter trug. Zudem wusste jeder, dass Geburten schmerzhaft und schwierig sein könnten, vor allem beim ersten Kind. Als Hebamme wusste Alpina das selber nur zu gut und vielleicht könnte sie Silvana ja auch die Angst um sie nehmen.
Bestimmt kannst du nachher noch zu ihr. Allerdings kann ich nicht dafür garantieren, dass Lucius dann nicht bei ihr sein wird. Ich kenne seinen Dienstplan nicht und weiß daher auch nicht, ob er gleich noch ins Castellum muss.
Im Zweifel müsste sie ihm halt gegenübertreten, aber das würde sie auch überstehen müssen, schließlich musste sie auch in den nächsten Jahre mit ihm in einem Haus wohnen, wenn er nicht grade auf Erkundung- oder Meldeeinsätzen war. Für immer könnte sie ihm also eh nicht aus dem Weg gehen.
Dann musste er noch ernster werden, denn was sie da grade sagte war nicht nur eine komplette Meinungsänderung bei ihrem Kinderwunsch, den sie ihm gegenüber doch mehrere Male unmissverständlich geäußert hatte. Es war auch die Aussicht darauf, dass er ohne Erben bleiben sollte, was für ihn nun nicht nur überraschend kam, sondern ihm auch kurz die Luft wegbleiben ließ. Daher schwieg er lange, ließ sie aber nicht los, sondern streichelte weiter sanft über ihre Schulter. Sie hatte tatsächlich Angst davor, ein Kind zu bekommen und selbst der langsamste Denker konnte wohl schnell schließen, dass es mit der Geburt Alpinas zu tun hatte. Immer noch schwieg er, doch wurde ihm schnell klar, dass diese Stille für Silvana alles andere als angenehm sein musste. Daher gab er ihr nun erstmal noch einen Kuss auf die Schläfe, bevor er antwortete.
Du weißt, dass ich dich niemals zwingen würde, etwas zu tun, was du nicht willst... Denn um eine Schwangerschaft sicher - und nicht nur auf gut Glück - zu verhindern, werden wir uns wohl damit abfinden müssen, dass unser erstes Mal gestern Abend zugleich unser letztes Mal gewesen ist.
Es wäre schade, aber er würde sich irgendwie damit abzufinden lernen. Im Zweifel würde er sich von ihr die Erlaubnis erbitten, in unregelmäßigen Abständen das Lupanar aufzusuchen, aber ihr zu liebe wäre es wohl irgendwie möglich.
Allerdings hieße das auch, dass wir das irgendwie erklären müssen. Im Moment sind wir sowieso schon Stadtgespräch. Wenn nun aber auch noch Kinder ausbleiben... na ja... du kannst du denken, was erzählt werden wird...
Impotenz bei ihm, Unfruchtbarkeit bei ihr. Beides hieße ihm Zweifel viel Erklärungsnot und vor allem, dass sie bei einer möglichen Wiederverheiratung - was ja aufgrund dieser Verbindung auch nicht endlos weit hergeholt war - auch mit Problemen zu kämpfen hatten. Welche Frau wollte schon einen impotenten Mann und - noch schlimmer - welcher Mann eine Frau, die nicht schwanger werden konnte. Umso schlimmer, dass ihre Ehe natürlich auch in Frage gestellt werden könnte, wenn aus ihr einfach keine Nachkommen hervorgingen, denn Curio konnte ja schlecht sagen, dass sie aus freiem Willen auf Kinder verzichteten. In diesem Fall würden die Duccier ihn wohl endgültig für verrückt erklären und die Ehe auflösen...
Zudem...
er schluckte, denn was er jetzt sagte, war ihr vielleicht nicht klar und würde ihr vielleicht auch nicht unbedingt gefallen.
... kann es auch sein, dass uns diese Entscheidung in der gestrigen Nacht bereits von Iuno abgenommen worden ist.
Möglich war alles. Wenn er nämlich bedachte, dass ihm bei seinem Einführungsopfer von Apollo eine gesunde Nachkommenschaft vorausgesagt worden war, konnte es auch nur zu gut sein, dass der Orakelgott genau das bereits gesehen hatte, als Curio nicht mal daran gedacht hatte, überhaupt verheiratet zu sein.
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Runa versuchte sich wirklich zu beruhigen, doch er schwieg lange. Runa gingen die wildesten Gedanken durch den Kopf. 'Er wird mich verstoßen, davon jagen. Ich bin ein furchtbare Ehefrau...' Doch Curio reagierte so wie eben nur er reagieren konnte. Jeder andere Ehemann hätte seiner Frau wohl wer weiß was angetan, wenn sie derlei Gedanken geäußert hätte. Aber nicht so IHR Mann. Nein er zeigte Verständnis. Als er ihr tatsächlich anbot nicht nur auf einen Erben sondern auch auf sein eheliche Recht zu verzichten, hob sie den Kopf und sah ihn mit tränen verschleiertem Blick an.
„NEIN!“ Oh das war aber eine doch recht entschiedene Antwort auf seinen Vorschlag. Er dachte natürlich auch schon weiter und überlegte wie man es erklären konnte, dass sie Kinderlos blieben. Erst jetzt wurde Runa so wirklich bewusst, was das für Konsequenzen haben könnte. „NEIN!!!“ Ja ihre Antworten waren gerade recht einsilbig.
Runa legte ihre Hände in ihren Schoss, atmete ein paar Mal tief ein und aus, bevor sie ihren Mann wieder ansah. Ein kleines zaghaftes Lächeln umspielte ihren Mund. „Ich liebe dich.“ sagte sie, als sie seine Hand griff. „Du wirst nichts erklären müssen.“ Immer wieder machte sie kleine Pausen zwischen ihren Worten. „Ich werde dir eine gute Frau sein und dir einen Erben schenken und so die Götter wollen, ein ganzes Haus voller Kinder.“ Sie griff und auch noch nach seiner anderen Hand. „Wir sollten auch diese Entscheidung den Götter überlassen. Bisher haben sie immer richtig entschieden.“ Wer weiß vielleicht war es bei ihr ja auch gar nicht so schlimm wie bei ihrer Freundin. Runa hätte ihren Mann jetzt wohl gern gebeten ihr bei der Geburt zur Seite zu stehen, aber dieser Wunsch würde unausgesprochen bleiben, denn auch wenn sie sich über die Konventionen hinweg gesetzt hatte, würde sie dies von Curio nicht verlangen.
Runa lehnte sich nun wieder an ihren Mann und sagte leise. „War es denn letzte Nacht so schrecklich für dich, dass du darauf verzichten würdest?“ Fragte sie mit einem spitzbübischen Unterton in der Stimme. Und ganz leise flüsterte sie in sein Ohr. „Also ich würde das gern wieder tun vor allem will ich gern erfahren, wie es ist wenn keiner zuschaut.“ Ja sie wusste sehr wohl, dass Curio sich gestern Nacht wohl zurückgehalten hatte und sie selber hatte sich ja auch nicht fallen lassen können. Führen von ihm ja, sich aber eben nicht so richtig von dem Gedanken an die Zeugen befreien können. -
Die beiden waren kaum einen Tag verheiratet, da wurde Silvana auch schon emotional krätig durchgeschüttelt. Erst die schwere Geburt Alpinas, daraus resultierend die Angst vor einer eigenen Schwangerschaft und Entbindung und letztlich die Furcht davor, wie Curio wohl reagieren würde. Dem jungen Helvetier war bewusst, dass er anders reagiert hatte, als die meisten anderen Männer. Nicht wenige würden sich wahrscheinlich einfach holen, was ihnen zustand und ein paar würden wohl auch mit dem Stock nachhelfen, wenn die Frau es dennoch wagte, sich zu weigern. Curio war nicht so. Ganz im Gegenteil war seine größte Angst ja gewesen, dass sie an genau solch einen Mann geriet, der ihr jeden eigenen Willen ausprügelte und dafür sorgte, dass sie spurte.
Ich möchte, dass du glücklich bist und dass es dir hier gut geht. Das ist für mich das wichtigste.
antwortete er zuerst, nachdem sie sich seine beiden Hände geschnappt hatte. Ihr zuliebe würde er sich sogar in Verzicht üben, doch war er nun umso erleichterter, dass ihr offenbar klar wurde, was mit Kinderlosigkeit einherging und was das vielleicht für sie beide und ihr gemeinsames Leben bedeuten könnte. Zudem wurde sie wahrscheinlich auch von dem angetrieben, was sie gestern in ihrer Hochzeitsnacht miteinander gefühlt hatten und darauf wollte sie wohl auch nicht verzichten. Dennoch: Irgendwie musste er damit umgehen, dass Alpinas Geburt Angst in ihr hervorgerufen hatte, die groß genug gewesen war, um sogar ihren Kinderwunsch in den Hintergrund zu drängen.
Ich kann dir deine Angst davor leider nicht nehmen. Dafür weiß ich einfach zu wenig darüber. Was ich aber weiß, ist, dass meine Mutter vier gesunde Kinder zur Welt gebracht, deine Mutter ebenfalls eine gesunde - und natürlich wunderschöne - Tochter hat, dass es Alpina und ihrem Kind gut geht und dass auch die Frau deines Onkels Marsus die Geburt ihrer Tochter überstanden hat. Vielleicht sprichst du ja nochmal mit ihnen, und vor allem mit Alpina, wenn sie sich wieder erholt hat. Sie ist ja ganz klar die Expertin in unserer Familie.
Wieder mal konnte er nicht viel tun, um ihr die Angst zu nehmen, und er hoffte nur, dass sie grade nicht nur durch Pflichtgefühl und Schuldbewusstsein angetrieben wurde.
Dann musste er wieder schmunzeln, denn kaum, dass sie sich wieder etwas beruhigt hatte, ging sie ihn wieder mit ihrer unnachahmlichen Art an, sich spitzbübisch über ihre erste gemeinsame Nacht zu äußern. Unbewusst - oder auch bewusst, da war sich Curio mittlerweile gar nicht mehr so sicher - sorgte sie damit dafür, dass er sie am liebsten gleich wieder ins Schlafzimmer entführen wollte.
Oh ja, es war so furchtbar, dass ich dich am liebsten sofort wieder dazu auffordern würde, einen neuen Anlauf zur Erfülllung deiner ehelichen Pflichten zu starten.
flüsterte er ihr mit einem breiten Grinsen ins Ohr und dabei wie zufällig seine nunmehr wieder freie Hande ihren Schenkel entlanggleiten. Auch er würde deutlich entspannter - und vielleicht auch kreativer - sein, wenn er nicht durch seine Mutter, seinen laut dahinträllernden Bruder, Silvanas Cousine und natürlich den Statthalter, einem Mann mit Imperium, der zugleich, was Curio auch erst irgendwie über Ecken erfahren hatte, über zwei Legionen und unzähliche Hilfseinheiten verfügen konnte, unter Zugzwang und Erfolgsdruck gesetzt wäre.
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