[Officium] (De)Curio bei der Arbeit

  • Nach seiner Berufung zum Decurio von Mogontiacum nahm sich Curio vor, regelmäßig einen Teil seines Tagesplans dafür zu verwenden, sich auf die kommenden Contiones des Ordo Decurionum vorzubereiten. Mit dem Wissen darum, dass er spätestens seit seiner Hochzeit mit anderen Maßstäben konfrontiert sein würde, war ihm vollends bewusst, dass er auch im Stadtrat so gut mitarbeiten musste, dass eventuelle Zweifel an seinem Engagement im Keim erstickt wurden. So erkundigte er sich immer schon nach den Sitzungen, was die anderen Decurionen zur nächsten Sitzung planten und ließ sich bat auch teilweise um erste Entwürfe, falls diese schon vorlagen. Neben der wöchentlichen Salutatio beschäftigte sich der junge Helvetier so auch selbstständig eine Meinung über mögliche Anträge zu bilden und Argumente vorzubereiten, die er natürlich vorher jeweils mit seinem Patron absprach.


    Im Moment plante Curio sogar einen eigenen Antrag, den er sich bereits durch seinen Patron hatte abnicken lassen und entsprechend nach der letzten Sitzung bei einigen Mitdecurionen für die kommende Sitzung angekündigt hatte. Seitdem feilte er nun an dem Wortlaut des Antrages, um ihn dann auch während der kommenden Sitzung einbringen zu können.


    Über die Berichtspflicht der städtischen Magistrate


    I. Die Magistrate des Municipium Cornelium Mogontiacensis sind dazu verpflichtet Rechenschaft über ihre Amtszeit abzulegen. Diese Verpflichtung gilt für die Duumvirn, Quaestoren, Aedilen und Magistri Vici.


    II. Um die Verpflichtung zu erfüllen, müssen die Magistrate nach dem Ende ihrer Amtszeit einen schriftlichen Bericht anfertigen und diesen an die amtierenden Duumvirn übergeben.


    III. Der Bericht muss alle begonnenen und abgeschlossenen Projekte, vollzogenen Amtshandlungen und einen Nachweis über deren Vollzug enthalten.


    IV. Die eingereichten Berichte werden von den Duumvirn während einer Contio des Ordo decurionum verlesen und öffentlich auf dem Forum ausgehängt.


    V. Die Berichtspflicht ist Teil der rechtschaffenen Amtsführung, wie sie in der Lex Municipalis festgelegt wurde. Kommt ein Magistrat dieser Pflicht nicht nach, entscheidet der Ordo decurionum über die Einbehaltung eines einbezahlten Pfandes.

  • Mit Blick darauf, dass Curio noch zu den dienstjüngsten Decurionen gehört, er aber aus diversen Gründen, die mittlerweile jedem bekannt sein dürften ein Interesse daran hatte, dass sein Name regelmäßig auf der Tagesordnung der Contiones des Stadtrates auftauchte, hatte er sich gemeinsam mit Acanthos ein bisschen durch das städtische Tabularium gearbeitet und dabei neben einigen interessanten Protokollen auch ein Dokument gefunden, das mittlerweile schon einige Jahre auf dem Buckel hatte und einmal dringend einer Überarbeitung bedurfte: Der Geschäftsordnung des Ordo Decurionum. Natürlich eilte dieses Projekt nicht. Die Contiones, die er miterlebt hatte, waren auch mit (manchmal aber auch trotz) der aktuellen Geschäftsordnung vernünftig verlaufen. Doch manchmal musste eben auch ausgemistet werden und da wollte Curio nun mit einer Neufassung ansetzen.


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    GESCHÄFTSORDNUNG – ORDO DECURIONUM MOGONTIACI


    § 1 Vorsitz
    (1) Den Vorsitz über die Sitzungen führt der ältere der Duumviri. Er kann den Vorsitz an seinen Kollegen teilweise oder ganz abtreten.
    (2) Ihnen sitzen zwei Schriftführer aus den Reihen der Stadtschreiber bei.


    § 2 Sitzungsturnus
    (1) Der Ordo Decur tagt jeweils an den kalenden jedes Monats.
    (2) Auf Antrag eines Abgeordneten oder des Statthalters kann eine außerordentliche Sitzung einberufen werden.


    § 3 Beschlussfähigkeit
    (1) Der Ordo Decurionum ist Beschlussfähig, wenn mehr als die Hälfte der nicht entschuldigten Abgeordneten anwesend ist.
    (2) Als anwesend gilt ein Abgeordneter, wenn seine Anwesenheit zu Beginn der Sitzung festgestellt wurde.


    § 4 Rechte und Pflichten der Mitglieder
    (1) Die Decuriones sind verpflichtet, an den Arbeiten des Ordo Decurionum teilzunehmen.
    (2) Decuriones genießen Rederecht, Stimmrecht sowie Antragsrecht.
    (3) Beisitzer genießen Rederecht sowie Antragsrecht.


    § 5 Die Rede
    (1) Das Rederecht gilt nur für Äußerungen zur Sache.
    (2) Der Princeps Curiae erteilt das Wort.
    (3) Der Vorsitzende kann den zur Ordnung rufen, der die Rede stört, oder ihm das Wort entziehen. Er kann außerdem bei gröblichen Ordnungsverletzungen von der Sitzung ausschließen.



    § 6 Die Abstimmung
    (1) Der Princeps Curiae stellt die Frage so, dass sie mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden kann.
    (2) Abgestimmt wird durch Handzeichen.
    (3) Soweit nichts anderes bestimmt ist, entscheidet die einfache Mehrheit.
    Stimmengleichheit verneint die Frage.


    § 7 Anträge
    (1) Anträge werden als Verhandlungsvorlagen auf die Tagesordnung gesetzt.
    (2) Über einen Antrag muss Beraten werden.
    (3) Nach Schluss der Beratung wird über den Antrag abgestimmt.
    (4) Ein gescheiterter Antrag kann erst nach Ablauf von vierzehn Tagen erneut vorgelegt werden.


    § 8 Decreta
    (1) Der Ordo Decurionum beschließt Decreta Civitatae und Mandata Civitatae.
    (2) Für die Verabschiedung eines Decretum Civitatae ist eine Mehrheit von 60% der Abgeordneten notwendig.
    (3) Ein verabschiedetes Decretum wird vom Vorsitzenden ausgefertigt und öffentlich in der Curia ausgehängt.
    (4) Jedes Decretum soll den Tag seines Inkrafttretens bestimmen.
    Fehlt eine solche Bestimmung, so tritt es mit dem siebten Tage nach Ablauf des Tages in Kraft, an dem es in der Curia ausgehängt wurde.


    § 9 Ausscheiden eines Mitglieds
    Aus dem Ordo Decurionum auszuscheiden ist möglich lediglich durch Tod, Austritt, Enthebung durch Mehrheitsbeschluss, oder kaiserlichen Beschluss.


    § 10 Protokolle
    (1) Über jede Sitzung wird ein Protokoll angefertigt.
    (2) Die Protokolle werden an die Mitglieder der Curia ausgegeben.


    § 11 Schlussbestimmungen
    (1) Abweichungen von den Bestimmungen dieser Geschäftsordnung können im einzelnen Fall mit Zwiedrittelmehrheit der anwesenden Mitglieder beschlossen werden.
    (2) Während einer Sitzung auftretende Zweifel über die Auslegung dieser Geschäftsordnung entscheidet der Vorsitzende im Einzelfall.


    § 12 Inkrafttreten
    Diese Geschäftsordnung tritt unmittelbar nach Verabschiedung in Kraft.


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    GESCHÄFTSORDNUNG – ORDO DECURIONUM MOGONTIACI


    Teilnehmer, Antrags-, Rede- und Stimmrecht, Vorsitz
    1. Redeberechtigt bei Versammlungen des Ordo Decurionum sind alle rechtmäßig ernannte Decurionen, die gewählten Magistri Vici sowie Beisitzer, denen per Beschluss der Versammlung befristet oder dauerhaft die das Rederecht eingeräumt wird.
    2. Stimmberechtigt sind alle rechtmäßig ernannte Decurionen sowie die gewählten Magistri Vici.
    3. Den Vorsitz über die Versammlungen führt der ältere der Duumvirn. Er kann die Vorsitz befristet oder dauerhaft an seinen jüngeren Kollegen abtreten. Der Vorsitzende kann nach eigenem Ermessen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung treffen.
    4. Zusätzlich nehmen zwei Stadtschreiber an den Sitzungen teil, die diese protokollieren. Die Schreiber besitzen weder Rederecht, noch Stimmrecht.


    Aussprachen und Diskussionen
    1. Eine Aussprache ist eine Debatte über den Entwurf eines Decurionendekrets oder eines Beschlussantrages, der beim Vorsitzenden in schriftlicher Form eingereicht wurde. Einer Aussprache folgt in der Regel eine Abstimmung.
    2. Eine Diskussion ist die Debatte zu einem konkret eingegrenzten Themenbereichs. Einer Diskussion folgt in der Regel keine Abstimmung
    3. Der Vorsitzende entscheidet über die Dauer einer Debatte.


    Abstimmungen, Beschlüsse, Inkrafttreten
    1. Vor der Abstimmung muss die finale Form des schriftlichen Antrages durch den Vorsitzenden oder einen der Schreiber zu verlesen.
    2. Die Abstimmungsfrage müss so gestellt werden, dass sie mit Ja oder Nein beantwortet werden kann und ist positiv zu formulieren. Enthaltungen sind möglich.
    3. Der Vorsitzende entscheidet über die Dauer der Abstimmung.
    4. Für die Annahme eines Dekretentwurfs oder eines Beschlussantrages ist mindestens die Mehrheit von 60% der anwesenden Decurionen notwendig.
    5. Jedes Dekret und jeder Beschlussantrag soll den Tag ihres Inkrafttretens bestimmen. Fehlt eine solche Bestimmung, so tritt es mit dem siebten Tage nach Ablauf des Tages in Kraft, an dem es in der Curia ausgehängt wurde.


    Schlussbestimmungen, Verlust der Mitgliedschaft
    1. Ein Decurio kann sein Amt ausschließlich durch Tod, Verzicht oder einen Beschluss des Ordo Decurionum verlieren. Ein entsprechender Antrag kann durch jeden anderen Decurionen gestellt werden.
    2. Abweichungen von den Bestimmungen dieser Geschäftsordnung können im einzelnen Fall mit Zwiedrittelmehrheit der anwesenden Mitglieder beschlossen werden.
    3. Während einer Sitzung auftretende Zweifel über die Auslegung dieser Geschäftsordnung entscheidet der Vorsitzende im Einzelfall.

  • Curio hatte sich aus dem Archiv der Curia die Kopie des Entwurf zu einer Marktordnung eines Amtsvorgängers, des ehemaligen Aedils Titus Matinius Pacatus, herbringen lassen, ebenso, wie das Protokoll der Contio, in der der Entwurf ergebnisos diskutiert worden war. Diese würden nun als Arbeitsgrundlage dienen, um einen eigenen Entwurf einer Marktordnung zu erarbeiten, der mit Sicherheit auch einige Teile des Entwurfs seines Amtsvorgängers aufnehmen oder zumindest in vielen Teilen auf diesen Bezug nehmen würde.


    Entwurf Pacatus



    ENTWURF EINER MARKTORDNUNG FÜR DIE CIVITAS MOGONTIACENSIS


    I. Handel
    (1) Handel im Sinne dieses Edictums ist das öffentliche Feilbieten und der öffentliche Verkauf von Waren.
    (2) Jeder römische Bürger und jeder Peregrinus ist berechtigt, Handel zu betreiben.
    (3) Handel darf nur auf Marktplätzen und in Tabernae stattfinden.


    II Marktplätze
    (1) Hauptmarkt ist das Forum im Vicus Apollinensis. Zu diesem Hauptmarkt gehört auch die Basilica.
    (2) Vicinalmärkte bestehen auf den Marktplätzen der folgenden Vici: Vicus Navaliorum, Vicus Salutaris, Vicus Victoria, Vicus Novus, Vicus Britannicus und der Marktplatz in den Canabae Castellae.
    (3) Jeder zum Handel Berechtigte kann auf diesen Märkten einen Marktstand betreiben. Händler, die nicht in der Civitas Mogontiacensis ihren Sitz haben, können nur auf dem Hauptmarkt oder auf dem Markt des Vicus Navaliorum Marktstände einrichten.


    III. Tabernae
    (1) Jeder zum Handel Berechtigte kann eine Taberna betreiben oder verpachten.
    (2) Jeder zum Handel Berechtigte kann städtische Tabernae in den Magazinen der Basilica anmieten und nutzen.


    IIII. Marktzeiten
    (1) Die Marktzeit erstreckt sich von der zweiten bis zur neunten Stunde. Tabernae außerhalb der Basilica können ihre Öffnungszeiten auch in die Nacht ausdehnen, wenn sie für ausreichende Beleuchtung sorgen.
    (2) Am Tag nach den Nundinae findet in der Basilica kein Markt statt. Die Duumviri können bei Bedarf jederzeit den Markt in der Basilica schließen, wenn sie dies neun Tage vorher bekanntgemacht haben.
    (3) An den Nundinae ist ein Drittel des Forums im Vicus Apollinensis vor dem Capitolium für die Marktstände der Bauern und den Viehmarkt reserviert.


    V. Größe der Marktstände
    (1) Jeder Marktstand darf eine Breite von höchstens 20 Fuß und eine Tiefe von höchstens zwölf Fuß haben.
    (2) Zwischen den Marktständen muss ein Durchgang von sieben Fuß und vor den Marktständen eine Gasse von 15 Fuß freigehalten werden.
    (3) Die Pferche auf dem Viehmarkt dürfen höchstens 40 Fuß im Geviert betragen. Dazwischen sind Gassen von 15 Fuß freizuhalten.


    VI. Größe der Tabernae
    (1) Der Verkaufsraum einer Taberna muss eine Breite von mindestens 15 Fuß und eine Tiefe von mindestens zwölf Fuß haben.
    (2) Die Fläche unter dem Porticus vor der Taberna ist von jedweder Nutzung für Handelszwecke freizuhalten.


    VII. Gebühren
    (1) Für die Genehmigung eines Marktstandes wird eine Gebühr von fünf Sesterzen erhoben. Die Genehmigung gilt für drei Monate und zwar sowohl für die Vicinalmärkte als auch für den Hauptmarkt.
    (2) Für die Genehmigung einer Taberna wird eine Gebühr von zehn Sesterzen erhoben. Die Genehmigung gilt für Jahr. Will der Betreiber einer Taberna zusätzlich einen Marktstand eröffnen, wird eine Gebühr von 20 Sesterzen erhoben. Diese Genehmigung gilt für drei Monate.
    (3) Der Pachtzins für eine städtische Taberna in der Basilika beträgt 40 Sesterzen pro Jahr. Eine Gebühr für die Genehmigung wird hierbei nicht erhoben.
    (4) Für Marktstände und Pferche des Bauern- und Viehmarkts werden keine Gebühren erhoben, sofern die Betreiber für die Reinigung der Flächen Sorge tragen. Andernfalls ist der Aedil berechtigt, eine Reinigungsgebühr zu erheben.


    VIII. Sicherheit
    (1) Jeder Betreiber eines Marktstandes oder einer Taberna hat drei Eimer Wasser mit einem Mindestinhalt von jeweils zwei Congii vorzuhalten.
    (2) Während der Marktzeiten ist jeglicher Verkehr von Karren und Kutschen auf dem Marktgelände verboten.


    VIIII. Verstöße
    Verstöße gegen diese Marktordnung werden mit einem Strafgeld von mindestens 20 Sesterzen und höchstens 200 Sesterzen geahndet. Im Einzelfall legt der Aedil die Höhe des Strafgelds fest. Dagegen kann bei den Duumviri Widerspruch eingelegt werden.

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  • Entwurf Curio


    DECRETUM DECURIONUM


    Edictum Mercatorum Mogontiacensis


    I. Betriebe
    (1) Jeder, der im Stadtgebiet von Mogontiacum einen Betrieb eröffnet, muss diesen vor der Inbetriebnahme bei der Stadtverwaltung anmelden.
    (2) Die Stadtverwaltung führt ein Verzeichnis der ordnungsgemäß angemeldeten Betriebe.
    (3) Nicht angemeldete Betriebe sollen durch die Stadtverwaltung unverzüglich stillgelegt werden.


    II. Marktplätze
    (1) Hauptmarkt ist das Forum im Vicus Apollinensis. Zu diesem Hauptmarkt gehört auch die Basilica.
    (2) Vicinalmärkte bestehen auf den Marktplätzen der folgenden Vici: Vicus Navaliorum, Vicus Salutaris, Vicus Victoria, Vicus Novus, Vicus Britannicus und der Marktplatz in den Canabae Castellae.
    (3) Jeder Händler kann auf diesen Märkten einen Marktstand betreiben und in der Basilica eine städtische Taberna pachten. Händler, die nicht in der Civitas Mogontiacensis ihren Sitz haben, können nur auf dem Hauptmarkt oder auf dem Markt des Vicus Navaliorum Marktstände einrichten.


    III. Marktzeiten
    (1) Die Marktzeit erstreckt sich von der zweiten bis zur neunten Stunde.
    (2) Am Tag nach den Nundinae findet in der Basilica kein Markt statt. Die Duumviri können bei Bedarf jederzeit den Markt in der Basilica schließen, wenn sie dies neun Tage vorher bekanntgemacht haben.
    (3) An den Nundinae ist ein Drittel des Forums im Vicus Apollinensis vor dem Capitolium für die Marktstände der Bauern und den Viehmarkt reserviert.


    IV. Größe der Marktstände
    (1) Jeder Marktstand darf eine Breite von höchstens 20 Fuß und eine Tiefe von höchstens zwölf Fuß haben.
    (2) Zwischen den Marktständen muss ein Durchgang von sieben Fuß und vor den Marktständen eine Gasse von 15 Fuß freigehalten werden.
    (3) Die Pferche auf dem Viehmarkt dürfen höchstens 40 Fuß im Geviert betragen. Dazwischen sind Gassen von 15 Fuß freizuhalten.


    V. Gebühren
    (1) Für die Genehmigung eines Marktstandes wird eine Gebühr von fünf Sesterzen erhoben. Die Genehmigung gilt für drei Monate und zwar sowohl für die Vicinalmärkte als auch für den Hauptmarkt.
    (2) Der Pachtzins für eine städtische Taberna in der Basilika beträgt 40 Sesterzen pro Jahr. Eine Gebühr für die Genehmigung wird hierbei nicht erhoben.
    (3) Für Marktstände und Pferche des Bauern- und Viehmarkts werden keine Gebühren erhoben, sofern die Betreiber für die Reinigung der Flächen Sorge tragen. Andernfalls ist der Aedil berechtigt, eine Reinigungsgebühr zu erheben.


    VI. Sicherheit
    (1) Jeder Betreiber eines Marktstandes oder einer städtischen Taberna in der Basilica hat drei Eimer Wasser mit einem Mindestinhalt von jeweils zwei Congii vorzuhalten.
    (2) Während der Marktzeiten ist jeglicher Verkehr von Karren und Kutschen auf den Marktgeländen verboten.


    VII. Verstöße
    (1) Verstöße gegen diese Marktordnung werden mit einem Strafgeld von mindestens 20 Sesterzen und höchstens 200 Sesterzen geahndet.
    (2) Wiederholte Verstöße gegen diese Marktordnung können mit zeitlich befristeten oder unbefristeten Betriebsverboten von Ständen und auf den städtischen Märkten geahndet werden.
    (3) Im Einzelfall legen die Aedile Art und Höhe der Strafe fest. Dagegen kann bei den Duumviri Widerspruch eingelegt werden.

  • Nach der Erstellung der Marktordnung begann Curio mit der Arbeit für die Hafenordnung.


    DECRETUM DECURIONUM


    Edictum Porti Mogontiacensis


    1. Diese Hafenordnung beinhaltet Regelungen für die Nutzung des städtischen Hafens im Vicus Navaliorum.


    2. Die Aufsicht über den Hafenführt die Stadtverwaltung von Mogontiacum. Für die Überwachung der Hafenordnung kann die Stadtverwaltung einen Hafenmeister anstellen, dem Arbeitsräume in unmittelbarer Nähe zum Hafen zur Verfügung gestellt werden. Den Anweisungen der Stadtverwaltung und des Hafenmeister ist unbedingt Folge zu leisten.


    3. Der Hafen von Mogontiacum umfasst 35 Anliegeplätze und 15 Liegeplätze. An den Anlegeplätzen können Schiffe für die Zeit des Be- und Entladens angelegt werden. Die Nutzung der Anliegeplätze ist auf maximal zwei Tage begrenzt. Liegeplätze sind ständige Anlegestellen und können dauerhaft vermietet werden. Die Vermietung erfolgt ausschließlich an Bewohner Mogontiacums.


    4. Die Anlegeplätze und Liegeplätze sind durch Holzstabreihen voneinander getrennt. Schiffen, die nicht in die markierten Plätze hineinpassen, ist die Nutzung der Anlegeplätze und Liegeplätze nicht gestattet.


    5. Das Be- und Entladen der Schiffe ist nur unmittelbar vor den eingegrenzten Plätzen gestattet.


    6. Zum Zweck des Brandschutzes ist offenes Feuer auf den im Hafen liegenden Schiffen strengstens verboten. Weiterhin sind an jedem Anlege- und Liegeplatz mindestens drei Eimer Löschwasser von den Schiffseignern bereitgestellt sein.


    7. Verstöße gegen diese Hafenordnung können mit Geldstrafen von bis zu 200 Sesterzen geahndet werden. Wiederholte Verstöße können mit dem vorübergehenden oder endgültigen Entzug des Liegeplatzes oder dem Verbot der Nutzung der Anlegestellen geahndet werden. Über die Höhe der Strafe entscheidet die Stadtverwaltung. Widerspruch ist bei den Duumvirn möglich.

  • Die Amtszeit ging auf die Zielgerade. Noch etwas mehr als eine Woche bis die neuen Magistrate der Stadt vereidigt wurden und solange musste der Helvetier auch noch seine Amtspflichten vollziehen. Allerdings standen keine großen Projekte mehr an. Die Entwürfe seiner Dekrete lagen dem Ordo Decurionum vor, würden aber wahrscheinlich mehrere Sitzungen benötigen, bis sie verabschiedet werden könnten. Dennoch wurden immer noch Briefe und Berichte, die an die Curia geschickt worden waren, an sein Haus weitergeleitet und landeten daher auch hier an seinem Schreibtisch um abgearbeitet zu werden. Da dafür tagsüber aber nicht viel Zeit blieb, denn Termine standen ja immer noch an, sodass die Korrespondenz immer auf den Abend oder den frühen Morgen verlegt wurden.


    Neben Curio stand der leere Becher mit dem Sud gegen seine Kopfschmerzen und eigentlich erwartete er, dass Gwyn gleich wieder mit dem leichten Schlaftrank kommen würde, der ihm zumindest ein paar Stunden Schlaf in der Nacht verschaffte. Daher erwartete nun auch die Sklavin, als es an seiner Tür klopfte, was er mit einem kurzen


    Herein.


    antwortete und von der Tabula aufblickte, die er grade vor sich auf dem Tisch liegen hatte.

  • Runa betrat mit einem Lächeln das Zimmer und begrüßte ihren Mann wie immer mit einem innigen Kuss.
    Aber ging dann gleich wieder auf Distanz, schließlich wollte sie ihm erst erzählen welcher Vorschlag ihr unterbreitet worden war.
    Natürlich wusste Curio, dass Phryne heute hier war, so musste sie nicht allzu weit ausholen.
    „Das Phryne heute hier war weißt du ja. Auch dass sie mich bei Unterrichten der Kinder unterstützt.“ Ja das wusste er, aber irgendeinen Einstige musste Runa ja wählen. „Nun hat sie mir heute den Vorschlag unterbreitet, den Bau einer Schule mit finanziellen Mittel zu unterstützen. Sie meinte den Rest könnte die Stadt oder meine Verwandten beisteuern. Sie machte außerdem den Vorschlag, dass du das Projekt für deinen nächsten Wahlkampf verwenden könntest.“ So damit war wohl das wichtigste zusammengefasst. Ah eine wichtige Information – ob wohl das selbstverständlich war – fehlte noch. „Ich habe ihr für ihn Angebot gedankt, jedoch weder zu noch abgesagt. Ich wollte zunächst deine Meinung einholen.“ Nun schaute Runa ihren Mann erwartungsvoll an.

  • Silvana hatte die eigentümliche Fähigkeit, ihrem Mann stets ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, wenn sie den Raum betrat. In Gesellschaft war das aber meist mit Problemen verbunden, denn wenn er es zuließ, sah er aus wie naiver Trottel, und wenn er es u unterdrücken versuchte, ging damit zumeist eine innere Unruhe einher, die sich schnell auch nach außen zeigte. Beides war unangenehm. Als sie ihre Beziehung noch hatten verbergen müssen, war es noch schwieriger gewesen, doch wenn sie unter sich waren, so wie jetzt, ließ er es einfach zu, war es doch das Bequemste und Ehrlichste seiner Frau gegenüber.


    Setz dich zu mir, mein Herz. Was gibt es denn?


    fragte er mit eben diesem Lächeln, nachdem sie ihren Kuss gelöst hatten und seine Frau sich hingesetzt hatte. Es folgte ein Bericht des heutigen Treffens mit Phryne, das er mit einem kurzen Nicken quittierte. Er schätzte es eigentlich nicht, dass sie mit dieser Frau verkehrte, denn auch wenn er immer noch ein wenig Hoffnung hatte, dass die Libertina aufhörte in übelster Weise über seine Familie herzuziehen und er ja selbst bei dem Vortragsabend während seiner ersten politischen Amtszeit zusammengearbeitet hatte, was ihm diese Frau doch immer noch nicht so ganz geheuer. Daher schürzte er auch gleich die Lippen, legte eine Hand auf den Unterarm seiner Frau und blickte sie einige Augenblicke nachdenklich an, bevor er antwortete:


    Nun, ich wüsste nicht, wie ich von einem Bau profitieren könnte, den Phryne und deine Familie respektive die Stadt finanzieren. Solange ich nicht auch selbst daran beteiligt bin, werde ich mich kaum damit schmücken können.


    Er sprach diese Überlegung laut aus und erneut ließ er seinen Blick nachdenklich auf Silvana ruhen.


    Aber ich weiß, dass dir das wichtig ist und dass es natürlich keine dauerhafte Lösung sein kann, die Schüler an ständig wechselnden Orten zu unterrichten. Vielleicht sprichst du einfach mal mit deinem Vater und deinem Onkel darüber. Ich komme auch gerne mit, wenn du möchtest, aber es ist in erster Linie dein Projekt. Das heißt natürlich nicht, dass ich dich dabei nicht unterstützen würde, wo ich kann.

  • Runa nickte. „Ja ich werde mit meinen Verwandten reden. Ich denke dass sie einem derartigen Projekt nicht abgeneigt gegenüberstehen werden.“ Eigentlich fand Runa es auch gar nicht so schlimm, dass ihr Mann in dieses Projekt nicht verwickelt sein würde. Denn uach Runa traute der Frau immer noch nicht über den Weg und dies äußerte sie auch. „Ich weiß nicht. Ich traue ihr einfach nicht. Sie hat sich heute auch wieder abfällig über Alpina geäußerte. Sie meinte, dass sie sich Kaeso fürs Bett geholt habe, weil doch ihr Mann nicht da sein. Ich weiß nicht warum diese Frau immer solche Dinge behauptet.“ Runa sah traurig und verärgert zugleich aus. „Wir haben ihr doch nie etwas getan. Kannst du dir ihr Verhalten erklären? Sie kommt mir vor, als wohnen im ihren Geist zwei Seelen. Die eine die gern Projekte die allen dienen unterstützt und die andere die einfach nur bösartig ist.“

  • Curio lehnte sich in seinem Stuhl leicht zurück und hörte seiner Frau zu. Es war dieses lästige, andauernde Thema mit Phryne, dass sie einfach sehr schwer zu berechnen war. Einerseits hatte Curio mit ihr - zwangsweise - für den Vortragsabend zusammgearbeitete, wobei diese erstaunlich gut gelaufen war, andererseits hörte sie einfach nicht auf, gegen Alpina zu stänkern, die ihr ja absolut nichts getan hatte. Jedes Mal fing sie damit an und jedes Mal versuchte sie damit, auch Curio und seine Familie zu beleidigen, was ihn jedes Mal auf Neue ärgerte.


    Es ist nunmal ein Angebot, dass du nur schwer ablehnen kannst. Dennoch solltest du auch mit deinem Onkel darüber reden, wie du über sie denkst. Im Zweifel wird sie halt damit leben müssen, dass sie keine Unterstützung erhält. Nachdem sie dir ja damals in Anwesenheit deines Vaters eine Ausbildung zur Lupa angetragen hat, wäre dies für mich wenig überraschend. Zumal sie ja immer noch kräftig gegen die arme Alpina Stimmung zu machen scheint.


    sagte er mit grüblerischem Unterton. Die Libertina hatte sich damals gegenüber den Ducciern zielsicher in die Nesseln gesetzt und nebenbei natürlich auch wieder Alpina angegriffen.


    Woran das aber liegt, weiß ich auch nicht. Ich traue ihr genausowenig, aber dennoch führt nunmal manchmal kein Weg an ihr vorbei, wobei deine Familie sicherlich auch im Alleingang ein entsprechendes Schulsgebäude finanzieren könnte.


    Curio nahm die Hand seiner Frau und strich ihr über die Handfläche. Er wusste um ihre Cleverness, zumindest hatte sie ihn dahingehend nicht enttäuscht. Nichtsdestotrotz war sie bislang doch eher behütet aufgewachsen, weshalb sie vielleicht jetzt auch mal wieder eine Möglichkeit bekäme, ein eigenes Projekt zu bekommen, dessen Erfolgsaussichten sie schon im Vorhinein auszuloten hatte.


    Ich lasse dir dabei freie Hand, mein Herz, aber bedenke bitte, dass du auch immer irgendwie in meinem Namen handelst, und natürlich auch der Name deiner Familie eine Strahlkraft besitzt, der du gerecht werden musst.

  • Da eine Woche nach dem Ende der Amtszeit immer noch nicht wirklich arbeitsfähig war, arbeitete Acanthos alleine an der Res Gestae Curios. Spätestens in einer Woche müsste der Helvetier allerdings aufs Forum und seinen Tätigkeitsbericht selbst vorstellen.


    RES GESTAE
    Aedilici Iulli Helvetii Curionis


    1. Renovierung der Kreuzungsschreine. (Nachweis)
    In meiner Amtszeit kümmerte ich mich um die Renovierung der Kreuzungsschreine im gesamten Stadtgebiet. Nachdem ich bereits in meiner Amtszeit als Magister Vici des Vicus Apollinensis für die Renovierung der Kreuzungsschreine eingesetzt habe, gehörte die Renovierung der Kreuzungsschreine im gesamten Stadtgebiet zu meinen wichtigsten Wahlversprechen. Dieses habe ich eingelöst und habe Kreuzungsschreine in den Vici Victoria, Canabae und Navaliorum renoviert.


    2. Initiierung einer Marktordnung (Nachweis)
    Ein weiteres Versprechen war die Initiierung einer Marktordnung für die Märkte der Stadt. Die Diskussion dazu dauerte länger als erwartet, doch bin ich zuversichtlich, dass mein Entwurf zeitnah durch die Mitglieder des Ordo decurionum ratifiziert wird.


    3. Initiierung einer Hafenordnung (Nachweis)
    Zum Ende meiner Amtszeit habe ich den Entwurf einer Hafenordnung bei einer Contio des Ordo decurionum vorgestellt. Dies Diskussion dazu dauert an, wird allerdings auch noch andauern.


    4. Kontrollbesuch der Thermae Iuliani (Nachweis)
    Während meiner Amtszeit habe ich einen Kontrolle der städtischen Thermen vorgenommen. Hier zeigte sich, dass die Thermen insgesamt in einem sehr guten Zustand sind, allerdings auch bei kleineren Dingen Reparatur- und Erneuerungsbedarf besteht. Diese werde ich bei der nächsten Contio des Ordo decurionum, an der ich teilnehmen kann, vorbringen.


    5. Regelmäßige Durchführung der öffentlichen Sprechstunde (Nachweis)
    In der regelmäßigen Sprechstunde der Aedile habe ich gemeinsam mit meinem Amtskollegen Propertius regelmäßig teilgenommen und mich dort der Sorgen der Einwohner angenommen. Gleichzeitig habe ich dort aber auch Entscheidungen im Rahmen meiner Befugnisse getroffen, unter anderem Zulassungen und Einziehungen von Standgenehmigungen.


    6. Weitergabe von Informationen zur Verfolgung von Straftaten gegen Händler (Nachweis)
    Mittlerweile ist es in aller Munde, dass regelmäßig Händler auf den Handelsstraßen gen Süden angegriffen werden. Unmittelbar nachdem wir dies zugetragen wurde, habe ich selbstständig weitere Erkundigungen angestellt und zudem Kontakt mit dem Kommandanten der Ala II aufgenommen, damit sich seine Einheit diesem Problem annimmt. Seitdem ist die Ala II bestrebt, die Straßen Richtung Süden wieder sicher zu machen und von den Räuberbanden zu befreien.


    Dies sind jene Angelegenheiten, die ich in meiner vergangenen Amtszeit übernommen und teilweise beendet habe.


    Iullus Helvetius Curio
    _____________


    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/AvFv2MC.png]


    Iullus Helvetius Curio | Casa Helvetia | Mogontiacum


  • „Danke und ich werde es berücksichtigen.“ Natürlich war Runa bewusst, dass alles was sie tat immer auch auf Curio zurückfallen würde. Eben deshalb war sie ja auch hier um seine Meinung einzuholen. Ganz wohl war ihr ja auch nicht bei der Sache, gerade mit Phryne ein derartiges Projekt einzugehen. „Ich werde meinen Vater und meinen Onkel Witjon um Rat bitten.“

  • Tu das. Und halt mich auf dem Laufenden.


    sagte er lächelnd, bevor sein Blick zu dem Stapel an Briefen ging, der noch auf seinem Schreibtisch lag. Ein leises Seufzen entfuhr ihm, bevor er den Kopf schüttelte und wieder zu seiner Frau aufsah.


    Schluss für heute. Lass uns noch ein wenig ins Atrium gehen und dort den Tag ausklingen lassen. Und danach bringe ich dich noch ins Bett.


    schlug er mit einem Augenzwinkern fort. Wenn er schon nicht mit ihr das Bett teilen konnte, weil er sonst seines Sohnes wegen gar keinen Schlaf mehr finden würde, konnte er sich ja mal wenigsten eine Stunde Zeit für seine Frau nehmen, die ihn in den Amtszeiten ohnehin schon genug entbehren musste.

  • Runa nickte zustimmend, sie freute sich, wenn ihr Mann etwas Zeit für sie fand. Während den Amtszeiten war dies nur selten der Fall. „Gern.“ sagte sie also und erhob sich. Sie reichte ihrem Mann die Hand und als sie gerade so nah bei ihm war, flüsterte sie. [SIZE=7]„Ich muss sagen, den Teil mit dem zu Bett bringen finde ich am reizvollsten.“ [/SIZE]Es folgte ein fröhliches Lachen, dann gingen sie zusammen ins Atrium.

  • Anstatt im Garten zu verbleiben, hatte sich Curio dafür entschieden, den zweiten Ort des Hauses aufzusuchen, an dem er Alpina nicht ungewollt über den Weg laufen konnte. Auch wenn es eigentlich ein widerwilliger Wechsel war, den er Helvetier vollzog, ging er in sein Arbeitszimmer und verschloss dabei hinter sich die Tür zum großen Atrium und legte die wenigen Schritte zu dem kleinen Raum zurück. Dort saß bereits Acanthos auf dem bequemen Arbeitsstuhl, erhob sich aber gleich, als Curio den Raum betrat, dann aber innehielt, so als ob er nicht wusste, was er hier eigentlich wollte. In der Tat war er sich unsicher darüber, denn nach den zwei Wochen auf dem Landgut war all das, was ihn hier erwartete, so unendlich weit weg gewesen und hätte genauso gut irgendwo in Hispania, Aegyptus oder dem Osten des Reiches liegen können, wo sein Bruder derzeit irgendeinen Tribun zu seinem neuen Posten geleitete. Unverwandt blickte er auf mehrere Stapel aus Tabulae und Papyri, die sorgsam geordnet nebeneinander auf dem Arbeitstisch lagen und offensichtlich darauf warteten, durchgearbeitet zu werden. Auf ihn warteten, damit er seine Pflichten wieder aufnahm, die er in den letzten beiden Wochen hatte schleifen lassen, was letztlich am gestrigen Tag in einer Katastrophe für einen Menschen kulminiert war, den er liebte. Curio schluckte, bewegte sich aber nicht, verdächtig lange, denn irgendwann ergriff Acanthos das Wort, offensichtlich unsicher, warum der Helvetier nicht einfach seinen angestammten Arbeitsplatz einnahm.


    Ich habe dir ja die dringendsten Schreiben nachgeschickt. Alles andere habe ich, geordnet und Eingangsdatum und Priorität, hier hinterlegt. Das derzeit drängendste Schreiben stammt von der Legio. Der Praefectus Castrorum Iulius lädt dich zur feierlichen Abschlussübung der Tirones ein, auf der Ehrentribüne Platz zu nehmen. Ich denke, wir sollten seine Einladung schnell annehmen, damit sein Stab mit dir planen kann.
    Helvetie
    Die Stimme des Makedonen wirkte wie selbstverständlich, auch wenn ihm seine Unsicherheit deutlich anzumerken war. Curio hingegen starrte immer noch auf die Hügel, die sich auf seinem Schreibtisch in die Höhe türmten und setzte sich dann doch langsam in Bewegung in Richtung des nunmehr freien Stuhls, auf den er sich schließlich setzte. Wieder entstand eine Pause, in denen schlicht nichts passierte. Absolut gar nichts. Weder richtete Curio das Wort an seinen Scriba, ja, suchte nichtmal den Blickkontakt, sondern starrte nur mit gezwungenem Blick auf die Schreiben. Zu viel hatte sich angehäuft, und wenn hier schon so viel lag, was musste sich dann bei Alpina und Kaeso angehäuft haben? Erneut war es Acanthos, der das Wort ergriff, nun aber mit besorgtem Ton in der Stimme.


    Kann ich noch irgendwas für dich tun, Curio?


    Es war eine Geste der Vertraulichkeit, von der der Makedone nur selten Gebrauch machte, doch kannte er seinen Herrn, für den er doch viel mehr als ein einfacher Sklave war, gut genug, um zu merken, dass etwas nicht stimmte. Curio schüttelte jedoch nur den Kopf und griff nach der Tabula, die gemäß der Ordnung des Makedonen das Schreiben des Lagerpräfekten sein musste. Vorsichtig legte der Helvetier es vor sich auf den Tisch und begann, es wortlos durchzulesen. Curio wusste, dass er weitermachen musste, dass er die Zügel wieder viel zu lang locker gelassen hatte. Er hatte sich gehen lassen, hatte geglaubt, dass er sich nur um seine kleine heile Welt auf dem Landgut hatte kümmern muss, doch war er wieder eines besseren belehrt worden. Es musste weitergehen. Immer weiter. Bis er es irgendwann geschafft hatte. Was genau, in diesem Moment wusste er es selber nicht. Stattdessen wusste er nur, dass schlimme Sachen passierten, wenn er es wagte, innezuhalten. Und das galt es, zu verhindern.


    Acanthos wartete noch einige Augenblicke, ob noch irgendeine Reaktion des Helvetiers kommen würde. Doch als klar war, dass er tief in die Schreiben einzudringen versuchte, verließ er den Raum und ging in seine Kammer, wo ebenfalls noch Arbeit wartete.

  • Etwa eine halbe Stunde saß Curio nun schon an seinem Schreibtisch, als die Tür zu seinem Arbeitszimmer aufging. Eigentlich hatte er erwartet, dass Acanthos Störungen abwimmeln würde und höchstens Silvana oder Alpina zu ihm durchlassen würde, stattdessen stand er nun selbst wieder in dem kleinen Raum, aber nicht alleine, sondern in seinem Arm den kleinen Cornutus, der sichtbar unzufrieden vor sich hinquängelte und den Tränen nahe war. Curio zog die Augenbrauen zusammen, als Acanthos bereits zu einer Entschuldigung ansetzte.


    Neman hat alles versucht. Ihm fehlt nichts, er hat gegessen, getrunken und wurde gewickelt, aber er will unbedingt zu seinen Eltern.


    erklärte der Makedone, indem er den Jungen in seinem Arm zu wiegen versuchte, was aber so gar keine Erfolge zeigte. Der Helvetier blickte seinen Sohn indes an. In den letzten zwei Wochen hatte er den Luxus gehabt, täglich beinahe die ganze Zeit mit seinen Eltern verbringen zu können und nun fiel ihm die Umstellung ganz offensichtlich extrem schwer. Wahrscheinlich hing es aber auch mit der andauernden Anspannung zusammen, die während der Rückreise vom Landgut im Reisewagen geherrscht hatte, und dass seine Eltern dann plötzlich verschwunden waren und er gleich in die Obhut der weiblichen Haussklaven gegeben wurden, machte es auch nicht besser. Automatisch wanderte sein Blick zurück zu seinen Unterlagen, von denen er bis jetzt nicht mal eine Handvoll abgearbeitet hatte und dann wieder zurück zu Acanthos. Er seufzte, erhob sich und streckte die Arme aus.


    Gib ihn mir.


    sagte er, nahm den Jungen an sich und legte ihn an seine Schulter. Zärtlich streichelte er über seinen Rücken und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe.


    Ist ja gut, mein Sohn, ich bin ja da. Mama hat grade keine Zeit, weil es Tante Alpina nicht so gut geht, aber dann bleibst du halt so lange bei mir, bis sie kommt.


    flüsterte Curio seinem Sohn zu und setzte sich mit ihm auf seinen Arbeitsstuhl. Gleich wurde das Kind ruhiger, das Quängeln ebte ab und Curio spürte, wie sich der Kleine an seine Tunika krallte und seine tränenfeuchten Augen daran trocknete. Unwillkürlich musste Curio lächeln. Dass er noch den großen Hügel an Briefen vor sich hatte, ging in diesem Moment komplett an ihm vorbei. Aus dem Augenwinkel sah der Helvetier das Lächeln seines Sekretärs, der aber schnell wieder den Raum verließ, die Tür dieses Mal aber offen ließ. Curio würde wohl eh erstmal nicht in Ruhe arbeiten können und tatsächlich wollte er das auch gar nicht, solange sein Sohn sein Bedürfnis nach der Nähe seiner Eltern nicht gestillt hatte. Zumindest jetzt grade, wo Silvana nun mal einfach Wichtigeres zu tun hatte, konnte und wollte er seine Elternpflichte nicht auf sie abschieben und das erste Gespräch mit Alpina stören.

  • Nach dem Gespräch mit Runa über die Ereignisse in der Taberna Medica und im Vorfeld mit Kaeso wollte Alpina zunächst schlafen und sich darüber klar werden, ob und wie sie die Ratschläge der Freundin für sich annehmen konnte.
    Wieder war es eine Nacht mit Alpträumen. Wieder sah Alpina die schockierenden Bilder vor sich, hörte die schneidende Stimme, die Worte, die sich in ihr Gedächtnis eingebrannt hatten. Sie spürte den körperlichen Schmerz obwohl sie doch eigentlich sicher in ihrem Bett lag und sich gebadet und gepflegt hatte.


    Am Morgen entschied Alpina ihren Schwager aufzusuchen. Es war kein leichter Gang und sie hatte Angst davor, doch eines wusste die Raeterin mit Sicherheit. Nie wieder sollte dieser Gurox einer Frau oder einem Mann das antun, was er ihr und Kaeso angetan hatte. Nie wieder.


    Nach einigen tiefen Atemzügen klopfte Alpina an Curios Tür.

  • Direkt nach dem Frühstück hatte sich Curio abgesetzt, um einen Teil der Stapel auf seinem Schreibtisch abzuarbeiten. Nachdem gestern sein Sohn Aufmerksamkeit eingefordert hatte, hatte er die Konzentration auf die Arbeit aufgeben müssen und Zeit mit Cornutus verbracht, solange seine Frau mit Alpina gesprochen hatten. Die gemeinsamen Mahlzeit, das Abendessen und das heutige Frühstück war danach nur in kleiner Runde eingenommen worden, sodass der Helvetier nur aus den Berichten Silvanas wusste, wie es Alpina momentan ging. Nun erledigte sich die Arbeit aber nicht von alleine, grade wenn so viel liegengeblieben, war, sodass Curio nun eigentlich den Vormittag nutzen wollte, damit sein Schreibtisch wieder leerer wurde. Einige Zeit funktionierte das ganz gut, bis es an der Tür zum Arbeitszimmer klopfte. Der Helvetier erhob den Blick und nach einer kurzen Pause erklang von ihm ein deutlich.


    Ja?


    Sein Blick blieb auf der Tür ruhen, die sich nun öffnete und Alpina hereintrat. So schnell hatte er nicht mit ihr gerechnet und daher zeigte sein Gesicht einen entsprechend überraschten Ausdruck.


    Alpina.


    kam ihm über die Lippen, bevor er sich erhob, dann aber dem Reflex widerstand, auf sie zuzutreten. So blieb er hinter dem Tisch stehen, so als glaubte er, dass seine Schwägerin eine schützende Barriere zwischen sich und einem anderen Mann brauchte, um sich nicht bedrängt zu fühlen. Die folgenden Worte blieben ihm dann jedoch im Hals stecken. Er musste nicht fragen, ob es ihr gutging, da dem schlicht nicht so war. Ebenso musste er nicht fragen, was sie wollte, da zumindest die grundsätzliche Richtung des folgenden Gesprächs klar war. Eine allgemeine Floskel schließlich brachte er nicht fertig, da sie ihrer derzeitigen Verfassung schlicht nicht gerecht würden. Stumm und unsicher blickte er die Frau an, die seine beste Freundin und eigentlich sogar wie eine große Schwester für ihn geworden war - und die vor zwei Tagen furchtbare Qualen hatte durchstehen müssen. Hatte er bislang immer gedacht, dass Alpina eine starke Frau war, die mit vielem zurechtkommen konnte, machte er sich doch nichts darüber vor, dass auch bei der stärksten Frau irgendwann das Fass überlief. Und nach den Ereignissen von vor zwei Tagen ging er davon aus, dass dieser Punkt nun erreicht war.

  • Die Zurückhaltung mit der Curio seine Schwägerin begrüßte führte - in ihrer Unkenntnis seiner Gedankengänge - eher dazu, dass sich Alpina in ihrer Befürchtung bestätigt sah, dass Curio eine "geschändete" Frau als Schandfleck in der helvetischen Familie ansah. Dutzende Gedanken schossen ihr durch den Kopf während sie mit gesenktem Blick auf ihn zutrat und ihn mit seinem Cognomen grüßte.


    "Salve, Curio..."


    Glaubte er, dass sie Gurox ein williges Opfer gewesen war? Womöglich fand er, dass sie nun entehrt war wie einst Lucretia? Was würde passieren wenn Corvinus davon erfuhr? Würde er sie verstoßen?
    Alpina trat also zögerlich näher. Ihre Stimme war sehr leise, als sie ihren Schwager um sein Gehör bat. Sie stammelte unsicher.
    "....Runa meint...ich sollte... ich muss.... und die Schreckensbilder, die mich schon wieder Nacht für Nacht heimsuchen... kurz... es muss etwas geschehen..."

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