Primus betrat den Carcer mit dreien seiner Männer.
Der diensthabende Optio starrte ihn entgeistern an. Er war offensichtlich mit den Situation überfordert und stammelte,
Decurio Terentius?...ähem,...was,...was kann ich für dich tun?
Primus nickte ihm zu und entgegnete,
"Optio,...auf Befehl des Tribunus Octavius übernimmt die Turmae die Bewachung der Gefangenen,...wo habt ihr sie untergebracht?"
Der Optio, ein tumber Mensch, zu lange als Carcer Factotum eingestzt entgegnete,
Zelle III bis V...Decurio...
Primus schob sich an dem Optio vorbei, seine Männer folgten auf dem Fuß.
Er warf einen Blick in die Zellen und stellte fest, daß jeweils 5 Mann in einer Zelle untergebracht waren. Die Männer saßen auf ihren Pritschen und starrten zu Boden.
"Equites der XXII, hört mich an! Ich bin Decurio Gaius Terentius Primus und dafür sorgen, daß euch kein Leid hier geschieht. Wir werden die Umstände so schnell wie möglich aufklären...das verspreche ich euch!"
Die Equites sahen ihn an und Primus wandte sich seinen Männern zu.
"Ich lasse Essen herschaffen,...bis später..."
Die Männer salutierten und Primus verließ den Carcer mit Gruß.
Der Carcer (Gefängnis)
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Die inhaftierten equites sahen den fremden decurio an. Keiner sprach ein Wort. Aber alle dachten das Gleiche. Auf der einen Seite war da diese plötzliche Festnahme, deren Anlaß sie nicht verstanden, auf der anderen Seite dieser decurio, der sich von einer Seite gab, die allem bisher Erlebtem gegenüberstand. Konnten sie ihm trauen? Ihr decurio war mit dem tribunus verschwunden. Was wäre, wenn über ihn schon vorher ein Schuldspruch gefällt werden würde?
Derartige Gedanken konnte auch das versprochene Essen des fremden decurio nicht verscheuchen.
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Titus, eine der Wachen sah in eine der Zellen und rief dem nächststehenden zu,
He,...Kamerad,...was läuft hier eigentlich für eine Scheiße?
Er warf einen Blick auf den Zelleneingangstrakt und auf seinen Kameraden, dann fragte er wieder...
Seid ihr wirklich Deserteure?
Qunitus, die zweite Wache trat hinzu und ergänzte,
...wenn ja, dann seid ihr ganz schön behämmert hier aufzutauchen,...wolltet ihr die Legionskasse klauen oder was...?
Titus sah seinen Freund zweifelnd an und meinte,
...nein,nein, Quintus,...so blöd sind die nicht,...ich glaub´hier ist was ganz anderes gebacken...
Er sah wieder in die Zelle,
...also,...was is´nu? -
Die XXIIer schwiegen weiter. Sie wollten sich auf keinen Fall provozieren lassen. Daß dieser Titus Recht hatte, das ist ihnen in der Zwischenzeit klar geworden. Hier wird in der Tat etwas ganz besonders gebacken. Aber was? In erster Linie war für sie von Bedeutung, daß ihr decurio zurückkam. Dann wollten sie weitersehen.
Aber bis dahin herrschte eisiges Schweigen.
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Die Kerle schwiegen sich aus,...Titus schüttelte mit dem Kopf und meinte zu Quintus,
Meine Herren, das ist aber ein verstockter Verein...
Quintus setzte sich an den Tisch und packte die Würfel aus.
Wundert dich das?...stell´dir mal vor wir säßen da drin...
Titus klatschte die Hände zusammen und sein Gesicht glühte vor Vorfreude als er sich ebenfalls an den Tisch setzte.
Tun wir aber nich´...du fängst an!
Und so begannen die beiden eine wilde Würfelpartie,...die vom Schweigen der XXII nicht gestört wurde. -
Verräterisch klapperten die Würfel über den Tisch. Manch einer der Inhaftierten bekam lange, wenn nicht sogar Stielaugen. Da mitwürfeln zu dürfen, das käme gleich nach dem von dem fremden decurio versprochenen Essen.
"Wer hindert uns eigentlich daran, da mitzuwürfeln?" flüsterte Alienus seinem Freund Constantius zu.
"Im Grund genommen niemand. Aber erinnere dich an unsere Mission damals in der Wüste mit decurio Tiberius. Wie war das denn, als wir mit den Gefangenen ins Gespräch kamen und sicher waren, daß wir nichts Unverfängliches redeten und dann dieser Oberbandit unser Lager angriff?" gab Constantius ebenso leise zurück.
"Das ging damals gerade noch glimpflich für uns ab."
"Siehst du! Und woher willst du jetzt wissen, ob sich die da draußen nicht genauso verhalten? Und das mit dem Trauen ist sowieso so eine Sache!"
"Hast ja recht," gab Alienus klein bei.
... und die Würfel klapperten weiter über den Tisch, die Bewacher lachten und die XXIIer sahen verbittert zu. Aber sie schwiegen!
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Eine Türe wurde aufgestoßen und ein verführerischer Duft drang in den Carcer. He, Labeo,...was zum Henker bringst du denn da? Sollen die hier eine verdammte Orgie feiern?
Ein wenig Neid schwang in Titus´Stimme mit, aber eines mußte man dem Terentier lassen, wenn er sich kümmerte dann richtig.
Labeo schaffte mit drei Kameraden das Essen herbei.
Kopfschüttelnd entgegnete er,
Titus ...keine Sorge es ist genug für alle da...
Worauf sich auch Quintus schnuppernd zu ihnen gesellte.
Beim Bart meiner Großmutter,...was ist das?....mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
Labeo zuckte die Schultern,
Haben wir aus dem "Alten Optio" geholt. Sie nennen es Eintopf,...ist eigentlich alles drin,...Gemüse, Fleisch,...alles in einem Topf...find ich praktisch. Vorsichtig rührte er um, damit noch mehr Duft verströmte.
Dazu noch frisches Brot und eine Kiste Äpfel...
Er sah auf die Zellen und raunte,
Wenn die da drinnen wirklich unschuldig sind, haben sie wenigstens was Gutes zu essen.
Quintus stand schon mit zwei Schalen bereit.
...und wir mit ihnen,...lass´dir mal ein paar Rezepte geben!
Labeo grinste,ob die die so einfach rausgeben?...bis Morgen dann!
Die Equites feixten noch ein wenig und als die Kameraden gegangen waren begannen Titus und Quintus mit dem Verteilen des Essens.
Jeder Gefangene bekam eine Schüssel dampfenden Eintopf, ein halbes Brot und zwei Äpfel. -
Die Bewacher hatten das Essen gerecht verteilt. Keiner bekam mehr, keiner bekam weniger.
Und wieder fing Alienus an.
"Dieser fremde decurio hat zwar versprochen, daß er Essen herbeischaffen läßt. Gut, er hat sein Versprechen gehalten. Aber was ist, wenn man uns nur herausfüttert und dann ... ?"
Constantius versuchte seinen Freund zu beruhigen.
"Du solltest nicht so schwarz sehen. Und außerdem, ich finde, daß es der fremde decurio mit uns ehrlich meint."
"Vielleicht hast du recht. Aber wo bleibt dann unser decurio?"
Hierauf wußte Constantius keine Antwort. Statt dessen rief er so laut, daß es alle XXIIer hören konnten.
"Heute ist heute und jetzt ist jetzt, langt kräftig zu, wer weiß, was morgen ist, bene comedite!"
Sprach`s und ließ sich den köstlichen Eintopf munden.
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So verging die Zeit und die gefangenen Equites bekamen täglich einen wechselnden Eintopf, Brot und frisches Obst.
Doch die Verpflegung hatte auch Nachteile...
He...ihr Stinkbären,...deckelt mal eure Scheißeimer und bringt sie nach vorn zur Türe,...drei von euch werden die Eimer dann zur Latrine schaffen.
Quintus nickte und meinte,
...und der Rest macht die Zellen sauber, gleich kommt frisches Stroh für den Boden...
Er deutete auf ein paar Säcke.
Das schmutzige Stroh kommt in die Säcke!
Wo 15 Männer täglich lebten gab es Gestank,...
Also,...wer transportiert die Scheißeimer?...zack jetzt,... -
Alienus, der es einfach nicht schaffte, seinen Mund zu halten, frozzelte durch die Gitterstäbe.
"Es ist doch eigentlich ganz einfach. Schon daß war durch eueren decurio zusätzliches und besseres Essen bekommen als es Gefangenen sonst zusteht dürfte man wohl meinen, daß von uns keinerlei Gefahr ausgeht. Folglich könnten wir, natürlich in Begleitung, die Latrine aufsuchen, was wiederum zur Folge hätte, daß das umständliche Abprotzen in die Stinkeeimer entfiele. Zudem hätten wir hier stets frische Luft und könnten uns durch ein intensives Zellenreinigen die Langeweile vertreiben."
Gespannt, wie er reagieren, würde, sah Alienus seinen Gegenüber an.
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Titus war sicher kein Kind von Traurigkeit und auch wenn er einen gewissen Ehrgeiz vermissen ließ, er war nach 12 Jahren Legion immer noch einfacher Eques, war er doch nicht auf den Kopf gefallen.
Du bist ja ein ganz Schlauer,...möchtest du vielleicht auch noch regelmäßig in die Thermen,...soll ich euch ein paar Lupina´s besorgen?
Quintus trat hinzu und schüttelte leicht den Kopf,
Seid froh, daß ihr diese Vorzugsbehandlung bekommt,...an deiner Stelle würde ich es nicht übertreiben. Ihr seid Gefangene bis eure Unschuld oder Schuld bewiesen ist.
Titus nickte dazu und beendete die Diskussion mit den Worten.
Also, Schlaukopf...machen wir jetzt die Eimer leer und das Stroh weg oder ,möchtet ihr in euren eigenen Exkrementen suhlen?...für uns ist das kein Problem,...wir können unseren Tisch auch vor die Türe stellen...da stinkt ihr für euch alleine! -
Alienus fuhr auf.
"Vielleicht sind die wenigen Windungen da oben in deinem Kopf schon so verbraucht, daß du vergessen hast, daß nicht wir es waren, die um ein besonderes Essen gebeten haben. Und wenn du glaubst, daß du ..."
Weiter kam er nicht, denn da fuhr ihm der Ellbogen seines Freundes Constantius in die Rippen.
"Halt endlich deinen Mund. Merkst du nicht, was die da vorhaben? Und ab jetzt mit denen keine weiteren Gespräche!"
Das wirkte. Alienus zog den Kopf ein.
"In Ordnung. Ich habe verstanden.Und was machen wir?"
"Was soll die Frage? Wir befolgen die Anweisungen unserer Bewacher."
Ohne auf weitere Scherze ihrer Bewacher einzugehen taten die XXIIer wie ihnen geheißen.
-
Titus winkte ab und drehte sich angewidert weg. Quintus hingegen ging an das Gitter und sagte,
Ihr sagt ihr könnt nichts dafür, daß ihr hier drin seid,...und ich sage wir können nichts dafür, daß wir euch bewachen müssen!
Kopfschüttelnd fügte er hinzu,
Wenn ich dich so quatschen höre...man solte euch das Essen streichen und den üblichen Carcerfrass geben,...und euch nicht von uns sondern von den normalen Wärtern bewachen lassen,...unser Decurio tut für euch was er kann,...und ihr dankt es ihm schlecht.
Er wandte sich ab und begann Titus dabei zu helfen den Tisch vor die Türe des Zellentraktes zu bringen.
Sollten sie doch noch ein paar Stunden in ihrem eigenen unverschämten Saft schmoren. Titus ging nachher und löschte alle Fackeln bis auf eine.
Eine düstere, stinkende Atmosphäre machte sich breit.
Quitschend und mit einem satten Knall zog Titus die Türe zu und setzte sich an den Tisch.
...Arschgeburten... -
Lupus kam mit einer neuen Ladung Essen als er die beiden Kameraden vor dem Zellentrakt sitzen sah. Er wies die Legionäre an das Essen abzustellen und wegzutreten, was sie auch mit neidischen Blicken auf die Behälter taten.
Was hockt ihr denn hier rum?...warum seid ihr nicht bei den XXIIern? -
Titus und Quintus, alte Hasen und schon in der Turma als Lupus noch Probatus war sahen diesen ruhig an und Titus meinte,
...die XXIIer sind ein wenig frech geworden,...wolltern einzeln auf die Toilette gebracht werden...und um das Essen hätten sie auch nicht gebeten.
Quintus nickte dazu nur bestätigend.
Naja, und weil die Scheißeimer voll sind und das Stroh recht pissig riecht, gab es da wohl auch noch ein paar Verbesserungsvorschläge, die wir uns jetzt hier und in in Ruhe überlegen.
Wieder nickte Quintus bestätigend auf Titus heischenden Blick. -
Lupus verzog das Gesicht in der Vorstellung des Gestankes.
Dann ging er anj den beiden vorbei und stieß die Türe zum Zellentrakt auf. Der Gestank war präsent, was aber auch an der einzeln flackernden Fackel lag.
Lupus trat an die Zellen heran und rief.
Ein Vexillarius oder Duplicarius anwesend? -
Alienus erhob sich von den muffig riechenden Stroh und wollte zu dem Fragesteller als ihn Constantius zurückhielt.
"Bleib`!" zischte er ihm zu und beantwortete kurz die Frage des Fremden.
"Wir sind nur equites, fünfzehn an der Zahl, und warten auf unseren decurio, der ebenfalls hierher gebracht werden sollte."
-
Lupus schüttelte langsam den Kopf und meinte,
Wollt ihr mich verkackeiern?...wer schickt denn einen Decurio ohne Düplicarius auf solch eine Reise?
Das war sehr schwierig mit den Kerlen.
Er trat an das Gitter und sah die Männer an, während Titus und Quintus die Fackeln wieder anzündeten.
Warum macht ihr es euch so schwer?...wer von euch ist der Dienstälteste? -
Aus dem Dunkel der Zelle trat ein eques an den Fragesteller heran. Höflich und ruhig beantwortete er die Fragen in der Reihenfolge ihrer Stellung.
"Eques Equitanus. Es liegt uns fern, dich, wie du es nennst, verkackeiern zu wollen. Wie Constantius bereits sagte, wir sind fünfzehn equites, die vom praefectus der LEG XXII DEIOTARIANA zu dieser Mission beordert wurden.
Was das Schwermachen betrifft: Dazu hatten wir keine Gelegenheit. Seit wir in diesem castellum sind werden uns Schwierigkeiten gemacht. Seit Tagen werden wir mit der Begründung festgehalten, daß der Verdacht besteht, wir seien Deserteure.
Einen Dienstältesten gibt es bei uns nicht. Alienus, Caecus, Constantius und ich traten zur gleichen Zeit in die XXII. ein. Altersmäßig bin ich zwar der Älteste, was jedoch in keiner Weise von Bedeutung ist.
Unseren decurio haben wir seit unserem Einsitzen hier im carcer nicht mehr gesehen. Ist dir vielleicht sein Verbleib bekannt?" -
Lupus winkte Titus herbei und wies ihn an die Zelle zu öffnen. Dann bat er Equitanus heraus.
Er wandte sich ihm zu und meinte,
Vexillarius Terentius Lupus,...und Centurio Statorum...hör´zu Equitanus,...
Er sah sich zu Titus um der abwartend vor der offenen Zelle stand.
Wir sind alle ein wenig irritiert über die ganze Entwicklung hier,...nicht minder als ihr hier...
Er winkte Quintus heran und wies ihn an die Zelle reinigen zu lassen, dann wandte er sich wieder an den XXIIer.
Decurio Terentius und ich sind Cousain´s genauso wie euer Praefectus ein Cousain von uns ist. Und es ist für alles gesorgt,...deshalb nehmt alles hin und verhaltet euch ebenso, die Männer geleiten euch jetzt zur Latrine und anschließenjd zur Pabula, wo ihr euch waschen und Klamotten wechseln könnt,...habe ich dein Wort, daß ihr euch wie Ehrenmänner verhaltet und den Anweisungen der Equites folge leistet?
Sein Blick wurde ernst,
Die riskieren genausoviel wie wir...
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