• Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem Equitanus nichts, aber auch überhaupt nichts mehr verstand.
    Daß der fremde decurio der Cousin seines praefectus war, das wußten sie alle. Und nun dieser vexillarius, der wiederum beider Cousin war.
    Equitanus schüttelte den Kopf und sah den vexillarius ratlos an.
    Auf der einen Seite dieser unheilvolle Marschbefehl seines praefectus, der ihn und seine Kameraden und seinen decurio die Freiheit kostete, auf der anderen Seite der fremde decurio und der vexillarius, die beide, so wie es aussah, alles daransetzten, das Beste aus dieser Lage zu machen und diese ihm und seinen Kameraden zu erleichtern.
    Und wenn schon der fremde decurio vertrauenswürdig erschien, dann war es der vexillarius und sein Cousin nicht minder.
    Dankbar sah Equitanus den vexillarius an und erwiderte.
    "Wir werden, wie bisher auch, die Anweisungen deiner equites befolgen und wir werden uns, auch wir sind equites, wie Ehrenmänner verhalten, dafür stehe ich ein, vexillarius."

  • Lupus nickte und klopfte dem XXIIer auf die Schulter. Er knipste ein Auge zu und winkte Titus heran.
    Titus,...organisiert die Zellenreinigung, ich gehe und hole noch ein paar Männer, damit sich die XXIIer waschen und umziehen können,...das sind Kameraden und Legionäre des Kaisers verdammt!
    Titus nickte und begab sich an die erste Zelle. Dort schmiss er große Säcke hinein und grollte,
    So,...jetzt packt ihr das alte Stroh in die Säcke,...wenn ihr dann gleich zur Pabula gebracht werdet nehmt ihr die Säcke mit und bringt anschließend frisches Stroh mit! Zwei Mann bleiben hier um die Zelle zu schrubben,...stinkende Saubande!
    Inzwischen war Lupus mit 5 weiteren Equites als Wachen und brachte den ersten Schwung zur Pabula, wo sie sich waschen und umziehen konnten.
    Anschließend brachte er die Männer mit frischem Stroh wieder mit.
    Nach zwei Stunden war alles getan und Lupus nickte dem XXIIer zu.
    Na bitte, das Ganze machenh wir kurz vor eurer Entlassung nochmal,...ich denke ihr seid hier in zwei, drei Tagen wieder raus!
    Etwas leiser und einen Schritt näher tretend raunte er,
    Bis dahin dürfte der Bote mit eurem Offizier und einer Erklärung des Praefectus wieder hier sein,...du siehst, wir lassen nichts unversucht!
    Nachdem der Mann wieder in der Zelle stand schloß Lupus die Türe und wandte sich an Titus,
    Essen verteilen,...und gebt ihnen Würfel für den Zeitvertreib!
    Titus stand still und staunte nicht schlecht, aber was soll´s,...Offiziere...während er das Wildragout mit glasierten Rübchen verteilte besorgte Quintus Würfel für die Bande.
    Als er sie ausgab meinte er zu den XXIIern,
    Ihr scheint was gut zu haben bei den Terentiern...aber macht keine Randale hier!...man könnte eure Spielfreude mißverstehen!

  • Aufrecht, aber mit versteinertem Blick, näherte sich der decurio der XXII., flankiert von zwei legionarii, dem carcer.
    Die beiden hatten immer wieder verstohlen zur Seite gesehen, ob sie nicht vielleicht einer ihrer Kameraden bei dieser unrühmlichen Handlung beobachtet hatten. Sie waren einfache Soldaten. Trotzdem spürten sie, daß dies hier außerhalb dem lag, was sie zu begreifen vermochten, nämlich einen decurio, einen Reiteroffizier, in den carcer führen zu müssen. Jedoch der tribunus hatte es befohlen.


    ------------------------------------------


    Als erster sah Equitanus, der sich mit dem vexillarius unterhielt, seinen decurio. Vor Überraschung blieb sein Mund offenstehen. Dann faßte er sich.
    "Decurio? Decurio Cursor? Cursor?"
    Er rief so laut, daß es alle hören konnten.
    "Alle herhören: Der decurio ist wieder da!"
    Bald hatten es alle mitbekommen. Jeder der XXII. schlug mit dem, was er erreichen konnte, auf die Gitterstäbe ein und dann schrieen sie sich ihre Freude aus den Leibern. Aus fünfzehn Reiterkehlen dröhnte es durch den Carcer.
    Cursor, Cursor, Cursor ...
    Dessen Augen leuchteten. Das waren sie: das waren seine equites, die hinter ihm standen und auf die er sich verlassen konnte. Und er sah auch, daß irgendjemand dafür gesorgt haben mußte, daß es seinen Männern dem Umständen entsprechend gut ging.
    Mit einem Mal wurde es still, unheimlich still.
    Der decurio nahm vor dem vexillarius Haltung an und grüßte.
    "Decurio Decimus Cursor, LEGIO XXII DEIOTARIANA, turma I, Gefangener der legio II, vexillarius."

  • Lupus nickte den beiden Legionarii zu damit sie abtreten konnten.
    Nachdem dies geschehen war meinte er,
    Vexillarius Marcus Terentius Lupus,...Decurio.
    Seine Miene drückte das bedauern um die Geschehnisse aus, er fuhr fort.
    Es ist ungewöhnlich, daß man einen Offizier hier in den Carcer einbringt...
    Er rieb sich nachdenklich das Kinn.
    Noprmalerweise werden in solchen Fällen Ehrenhändel geschlossen oder ein Ausgangsverbot verhängt...ähem,...bist du sicher, daß du hierher gehörst?
    Die Frage war rethorisch,...denn auch er selbst wäre in solch einer Situation zu seinen Männern gegangen.

  • Der decurio nickte.
    "Du fragst ob ich sicher sei, daß ich hierher gehöre. Ich werde deine Frage beantworten. Ich bin mir sicher, daß ich hierher gehöre und zwar einzig und allein nur deswegen, weil ich zu meinen Männern gehöre. Vielleicht ist es eine Art Schuldbekenntnis."
    Der decurio hielt kurz inne.
    "Mein Fehler war, daß ich eine falsche Entscheidung traf, die meine Männer nun zu büßen haben. Statt sofort decurio Terentius Primus in der Casa Terentia aufzusuchen hielt ich es für angebracht, mich offiziell bei der legio II zu melden. Dann noch dieser sonderbare Marschbefehl meines praefectus. Beides wurde mir zum Verhängnis. Der Rest ist dir bekannt."
    Cursor sah sich um und fuhr fort.
    "Wie ich sehe geht es meinen Männern gut. Sie erhalten bessere Verpflegung als normale Gefangene, ihre Zellen sind in einem über das Normalmaß hinaus gutem Zustand und ihren zufriedenen Mienen nach zu schließen scheinen sie sich wohl zu fühlen. Wem habe ich das zu verdanken, daß er sich dermaßen um meine Männer sorgt, vexillarius?"

  • Lupus entgegnete,
    Schuldbekenntnisse bringen uns nicht weiter Decurio, auch keine Hätte, Wäre, Wenn´s...die ganze Geschichte ist dumm gelaufen und wir sorgen für dich und deine Männer,...schließlich sind wir alle Brüder nicht wahr?
    Er trat ein wenig näher und sagte,
    Primus hat einen Boten nach Aegypthus gesandt,...wir rechnen jeden Tag mit einer Antwort deines Praefectus...
    Der Decurio traf zwar nicht immer die richtigen Entscheidungen, aber er hatte sein Herz am rechten Fleck. Fast tat es Lupus leid ihn zu inhaftieren...
    So,...wonach wir das geklärt hätten und du auf ein Einzelquartier verzichtet hast liegt es nun an dir in welcher Zelle du dich,...
    Er zuckte mit der Schulter,...und wies auf die drei Großraumzellen.

  • "Weise mir eine Zelle zu, mir ist es egal,"
    der decurio winkte müde ab,
    "dem tribunus habe ich vor kurzem in auf die fast gleiche Frage erwidert, als ebenfalls der Desertation Verdächtiger gehöre ich ebenfalls in den carcer, sicherheitshalber, vielleicht stellt sich noch heraus, daß ich kein Offizier bin und somit unberechtigterweise eine Offiziersunterkunft in Anspruch nehme. Und an meiner Situation hat sich nichts geändert."


    Im Grunde genommen hatte der decurio eine Antwort auf seine Frage nach der Fürsorge für seine Männer erwartet. So hakte er noch einmal nach; er mußte wissen, ob er mit seiner Vermutung rechtbehielt.
    "Und wem ist nun die besser als gut zu bezeichnende Lage meiner Männer zu verdanken, vexillarius?"

  • Lupus nickte Titus zu und dieser öffnete eine der Zellen wo der Decurio mit großem Respekt begrüßt wurde.
    Nachjdem die Türe geschlossen war entgegnete Lupus auf die Frage des Decimers,
    ...Gaius Terentius Primus,...
    Er trat ein wenig näher an die Gitterstäbe heran,
    ...seine ganz eigene Interpretation der Befehle des Tribunen Octavius...
    Lupus tippte an seinen Helm und verließ daraufhin den Carcer.

  • Der decurio kam in die Zelle, in der auch seine engsten Vertrauten Equitanus und Caecus inhaftiert waren.
    Als der vexillarius den carcer verlassen hatte wandte sich Equitanus an ihn.
    "Bringst du Neuigkeiten, decurio?"
    Enttäuscht erwiderte dieser.
    "Die gibt es meines Wissens nicht. Wir werden nach wie vor der Desertation verdächtigt und werden, so wie es aussieht, solange hier festgehalten bis sich irgendjemand bemüßigt fühlt, diesen Verdacht aus dem Weg zu räumen."
    "Darf ich meine Meinung sagen, decurio?"
    Interessiert sah ihn der Gefragte an.
    "Ich bin der Meinung, und von der lasse ich mich nicht abbringen, daß unsere Lage einmalig ist. Wir werden von einer Einheit festgesetzt und gleichzeitig von derselben, was Unterkunft und Verpflegung betrifft, geradezu verwöhnt. Da ist doch etwas, aber was sag`ich, da ist sehr viel faul, decurio."
    Dem decurio war nicht nach weiteren zu nichts führenden Erörterungen zumute.
    "Du hast es gehört. Daß wir hier so verwöhnt werden, wie du selbst sagst, haben wir Terentius Primus zu verdanken. Warum er das tut und für wen er das tut, ist unwichtig. Wichtig ist, daß er es tut. Und damit müssen wir leben. Und jetzt Schluß mit weiteren Debatten."
    Damit suchte sich der decurio eine Ecke der Zelle und hing seinen eigenen Gedanken nach.

  • Wieder kam das Essen von der Taberna und die beiden Wächter Titus und Quintus hoben schnüffelnd die Deckel.
    Ehrlich entrüstet meinte Titus,
    Verdammt Qunitus,...das ist das beste Essen daß ich je gerochen und auch gegessen habe, verdammt, verdammt!
    Quintus nickte bedächtig und erwiderte,
    Ja,...das ist wahr,...wäre ein Jammer wenn die sterteii da drüben schnell wieder rauskämen,...Mann,...ich krieg´langsam eine richtioge Wampe. Sein Bedauern war eher gespielt als er auf die Spannung unter seiner Hamata deutete, welche deutlich die Mitte seines Körpers ausdehnte. Schnell hielt er den Riechkolben wieder in den aufsteigenden Duft.
    Was sagten sie, was ist das heute?
    Vorsichtig hob Titus die Schöpfkelle an und seine Augen bekamen einen seltsamen Glanz.
    Irgendwas ...ich weiß´doch auch nicht,...so´ne Fischsuppe aus Massilia...ääh,...Bouilliabaise...oder so...auf jeden Fall ist viel Fisch drin und es riecht kaum danach!
    Titus hob die Hand und meinte,
    Ohoh,...dann sei mal vorsichtig mit der Kelle,...sonst machst du den Fisch noch kaputt...
    Titus nickte und betrachtete die restlichen Lebensmittel.
    Genüßlich verdrehhte er die Augen...
    Oahhh,...geröstete Brotscheiben dick mit Knoblauchbutter,...und sieh´mal da...ich werd´verrückt...ist das Pflaumenkuchen?
    Quintus nickte und meinte,
    Ja,...mit Streuseln...ist ja jetzt die Zeit.Fast schon empört sah er auf die Zellen, wo der Duft inzwischen auch angekommen war und sich Arme mit Näpfen reckten.
    Wenn ich überlege, daß diese Galgenstricke hier leben wie die Maden im Speck und die Kameraden...
    Er schüttelte sich in der Erinnerung an den letzten Puls den er heruntergeschlungen hatte.
    Quintus zuckte mit den Schultern und begann auszuteilen,
    Hey,hey,...sachte, erst mal der Decurio! Hier decurio mit besten Empfehlungen ...Bulli,...Boullia...äh...Fischeintopf mit lecker Brot und Pflaumenstreusel...

  • Der decurio hatte den Wachposten, die sich ungeniert provozierend unterhielten, zugehört. Abwehrend hob er seine Hand. Er sah zu Caecus, von dem er in einer derartigen Situation eine entsprechende Reaktion erwartet hätte. Doch der tat so, als hätte er nichts gehört und starrte teilnahmslos vor sich hinvor sich hin.
    Die zynische Einladung zum Essensempfang schlug der decurio aus.
    "Verteilt das Essen an meine Männer und teilt euch den Rest."

  • Quintus sah irritiert zu Titus doch dieser zuckte nur mit der Schulter. Also weiter im Text, bald war der Eintopf verteilt und alle, bis auf den decurio hatten genug zu essen gehabt, selbst die beiden Wachen.
    Was meinst du,...warum hat der Decimer nichts gegessen...?
    Quintus pulte sich einen Rest Brot zwischen den Zähnen hervor und grummelte,
    Na,...was weiß´ ich denn?...vielleicht mag er keinen Fisch?!
    Titus sah auf die Zellen und meinte,
    Langsam wird´s Zeit daß sich mal was tut,...die sitzen jetzt schon lang´genug hier...!
    Quintus nickte und meinte,
    Kommt Zeit kommt Rat,...komm´lass uns aufräumen, die Ablösung kommt gleich!
    Sie räumten zusammen, legten der Ablösung noch Brot und Kuchen bereit und stellten vor die Zelle des Decurio´s mit einem Wink an die Insassen ebenfalls noch etwas ab,...vielleicht hatte er ja irgendwann Appetit.

  • Es war schon recht spät doch Dragonum war sich sicher das die Eques dennoch lieber im Schlaf geweckt wurden, als bis zum nächsten Morgen zu warten und vor allem bis zum nächsten Morgen weiterhin inhaftiert zu werden ...


    Die massive Holztür des Carcers wurde geräuschvoll aufgestoßen und einer der Wächter kippte von seinem Hocker, während die anderen alarmiert aufsprangen ...


    "Guten Abend die Herren, warum so überrascht?"

  • Quintus und Titus faßten sich schnell, wer hätte denn zu dieser Stunde mit einem Offizier gerechnet?
    Sie nahmen Haltung an und Titus entgegnete,
    Tribunus, keine Vorkommnisse, die Gefangenen sind ruhig!
    Das sollte der Carcer auch sein. Aber der noble Herr war anscheinend auf Ärgern aus.
    Erwartungsvoll sahen die beiden auf einen fixen Punkt leicht rechts und links vom Tribun. Sollte er seinen Anschiss loswerden und dann wieder abzischen...

  • Dragonum nickte zufrieden ...


    "Gut, dann zündet jetzt alle Fackeln an und holt die Ausrüstung der Eques, wir wollen unsere Gäste aus Aegyptus vor die Tür setzen, die haben sich nun wirklich lange genug ausgeruht!"


    Dragonum grinste, er wusste das das hier Primus Männer waren, die würden sich wohl mindestens genauso darüber freuen ihre Kameraden frei zu lassen wie diese selbst sich über die Freilassung freuen würden ...

  • Quintus und Titus sahen sich grinsend an und stoben auseinander, der eine erleuchtete den Raum mit einigen Fackeln und der andere schloß geräuschvoll die Türen zu den Zellen auf.
    Die Equites sahen ihn teils verschlafen teils zornig an.
    Doch er grinste nur und rief,
    Na los, ihr faulen Säcke, genug gepennt! Aufrüstung aufnehmen und vor den Zellen antreten!
    Dann half er Quintus bei der Ausrüstung.

  • Scato stand die ganze Zeit neben seinem neuen Befehlshaber und sah sich das ganze mit ausdruckslosem Gesicht an. So wirklich konnte er nicht behaupten das er die Legio II lieben gelernt hatte. Irgendwie kam ihm hier Alles und Jeder ein wenig seltsam vor. An den Noch Tribun gewandt meinte Scato:


    "Kann ich mich kurz mit den Männern unterhalten?"


    Scato wollte wissen was sie dabei geritten hatte in dieses Castellum hier zu kommen.

  • Dragonum sah den Optio verwundert an, so als hätte er längst vergessen das dieser ja auch noch da war ...


    "Nein, zuerst werd ich den Männern mal erzählen was nun auf sie zukommt und dann werde ich Befehle vergeben, aber auf userer gemeinsamen Reise wirst du ausreichend Zeit haben dich mit deinen Kameraden zu unterhalten!"


    Dann wandte Dragonum sich wieder den Zellen zu und beobachtete wie die ersten Eques teils verschlafen teils aufgeregt herauskamen um sich ihre Ausrüstung geben zu lassen ...

  • Nach einem kurzen Tohuwabohu war die Ausrüstung wieder ausgehändigt und die Equites der XXII. standen da wie bestellt und nicht abgeholt.
    Titus und Quintus traten vor den Tribun und salutierten,
    Tribunus, alle Equites wieder auf freiem Fuß, keine Kranken oder Verletzten in den Zellen zurückgeblieben,Ausrüstung...soweit vorhanden an die Eigentümer zurückgegeben.

  • Dragonums rechte Augenbraue wanderte langsam aber stetig nach oben ...


    "Was bedeutet "soweit vorhanden"? Sind Sachen verloren gegangen?"


    Dragonum war außerordentlich penibel wenn es um solche Kleinigkeiten ging, schließlich waren Fehler die man verhinderte keine Fehler mehr ...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!