Io Saturnalia: Tag 2 - Unterhaltung in der Basilica

  • Auch am zweiten Tag der Saturnalia fanden Feierlichkeiten in Mogontiacum statt. Während am gestrigen Tage die offiziellen Festlichkeiten in der Curia vonstatten gegangen waren, stand der heutige Tag im Zeichen von Kunst und Unterhaltung. Dafür wurde die Basilica von den Marktständen befreit und dort stattdessen kleinere und größere Bühnen für Schauspieler, Sänger, Dichter und Gaukler geschaffen, auf denen sie ihre kreativen Ideen an die Bürger bringen konnten. Bereits in den Vormittagsstunden drängten sich Zuschauer in der Halle, die von Gesang, Gedichten und dem Lachen der Zuschauer erfüllt war.


    Vor der Basilica auf dem Forum ging derweil der Jahrmarkt mit seinen zahlreichen Handwerker-, Essens- und Getränkeständen weiter. Die diesjährigen Saturnalien zogen weite Kreise in der Stadt und alle Bürger waren eingeladen, sich unterhalten zu lassen.


    Sim-Off:

    Hier sind alle Einwohner eingeladen, kleinere oder größere Auftritte auszuspielen. Falls für die Auftritte Mitspieler gewünscht sind, das bitte gesondert erwähnen. Ansonsten gilt natürlich: Io Saturnalia!

  • Einer der Künstler war der prominente Spottdichter


    | Xenares


    Seine Geschichte war allseits bekannt. Als Sohn griechischer Sklaven in Rom aufgewachsen erhielt er im Haushalt seines Herrn eine musikalische Ausbildung, um bei Festen als Unterhalter aufzutreten. Nach dem Tod seines Herrn erhielt er die Freiheit und entschied sich, aufgrund fehlender Alternativen, dafür, sein musikalisches Talent als fahrender Künstler auszuleben. Seitdem reist er durch das gesamte Reich, um bei großen Veranstaltungen aufzutreten. So auch heute bei den Saturnaliafeierlichkeiten in Mogontiacum. Sicherlich nicht sein größter und wichtigster Auftritt. Aber was tat man nicht alles, um seinen Namen überall im Gespräch zu halten.


    So hatte er sich früh auf den Weg gemacht, um eine der kleineren Podeste für sich einzunehmen, stimmte vor dem Eintreffen der ersten Gäste nochmal seine Lyra - in der Stadt des Apollo ein absolutes Muss - und begann dann, da sich die Basilica nun langsam füllt, mit seinem immer noch klaren, aber etwas metallischem Tenor sein erstes Lied.


    Mein Herr Duumvir,
    wie ein wilder Stier,
    willst du die Frauen beglücken.
    Dennoch sagen sie,
    das gelingt dir nie,
    denn Wille allein genügt nicht.


    Ohne Zweifel ein erstes Augenmerk, dass auch durchaus schon für Gelächter unter den Zuhörern sorgte. Mal schauen, was er den Menschen hier noch so vortragen würde.

  • Die Saturnalien brachten endlich die lang ersehnte Zerstreuung, die Phryne bei den steifen und kulturlosen Germanen und römischen Zuwanderern so vermisste. Gesang, Geschichten und Scherze sollten die Basilika füllen. Natürlich war Phryne mit von der Partie. Je nachdem wie sich die Stimmung entwickeln würde, konnte Phryne sich durchaus vorstellen, auch noch etwas zum Besten zu geben.


    Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge, sah mal hier und mal zu, was auf den größeren und kleineren Bühnen präsentiert wurde. Bei dem griechischen Spottdichter Xenares blieb sie stehen. Sein anzügliches Gedicht über einen der Duumvirn, der sich wie ein Stier gebärdete und doch leer ausging, entlockte ihr ein schallendes Gelächter. Sie spendete ausgiebig Applaus.


    Bravo, Additamentum! Additamentum!

  • https://upload.wikimedia.org/w…e_slave_Louvre_CA7249.jpgWeil er immerhin selbst den Vorschlag gemacht hatte, war Witjon am zweiten Saturnalientag in die Basilika gekommen, um sich das dortige Unterhaltungsprogramm zu Gemüte zu führen. Allein war er allerdings nicht gekommen. Er hatte Ortwini mitgeschleppt, mit dem er bereits den einen oder anderen Becher Bier gekippt und sich ein ordentliches fettiges Mittagsmahl reingezogen hatte. Jetzt schlenderten sie durch die Markthalle und hielten zunächst vor dem Podest, auf dem Xenares seine Spottverse zur allgemeinen Erheiterung vortrug.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/08.jpg "He he he, hör dir den an", grinste Ortwini. Sie traten näher.
    "Oh, lass das lieber nicht den Vitellius hören, der läuft noch ganz rot an!", lachte Witjon, nachdem Xenares geendet hatte. Er stieß Ortwini amüsiert mit dem Ellbogen in die Seite. Der fiel in das Lachen mit ein.
    "Wenn ich mir vorstelle, dass der wie ein Stier..."
    "Nein! Sprich es nicht aus!", johlte Witjon kichernd. "Erbarmen!"
    Ortwini hatte Erbarmen und verkniff sich weitere Anspielungen. Stattdessen nickte er in Phrynes Richtung und sagte: "He, schau mal. Ist das nicht die, mit der Runa solchen Stress hatte? Ihr scheint die Vorstellung ja besonders gut gefallen zu haben."
    "Das ist Phryne", klärte Witjon seinen Freund auf. "Die findet an allem Anzüglichen Gefallen, glaub mir." Er zwinkerte Ortwini zu.


    Von einem anderen Podest schlug ein anderer Spottdichter eine Handtrommel. Der Mann hatte einen ulkigen Gesichtsausdruck aufgesetzt und war lächerlich geschminkt. Er wartete bis er die Aufmerksamkeit einiger umstehender Leute hatte und verkündete mit schriller Stimme:


    "Ein Holzkopf wollte seinen Esel lehren,
    nicht mehr zu essen, und gab ihm keine Nahrung mehr.
    Als der Esel des Hungers starb, sagte der Mann:
    'Welch ein Verlust! Gerade als er gelernt hatte,
    nicht zu essen, ist er gestorben.'"


    Witjon und Ortwini hatten sich dem Konkurrenten des Xenares zugewandt und befanden auch dessen Vorstellung für äußerst komisch. Sie lachten herzlich über den Holzkopf und seinen tragischen Verlust.

  • | Xenares


    Und nun...


    fuhr Xenares mit einer großen raumgreifenden Armbewegung fort, um wieder die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen


    ... drei Epigramme meines guten Freundes, dem großen Marcus Valerius Martialis.


    Dass diese "Freundschaft" nahezu unmöglich war, verstand sich von selbst. Wenn überhaupt, war der Grieche mal mit Martial zusammengetroffen, bevor dieser in seine Heimat zurückgekehrt war. Allerdings konnte dies ja hier niemand mit Sicherheit sagen.


    Eine super Salbe botest du deinen Gästen
    gestern, doch es gab nichts zu essen.
    Das ist ja zum Lachen: hungern und duften!
    Wer nicht isst, aber einbalsamiert wird,
    - verzeih mir, Fabullus - ist tot!
    *


    rezitierte der Grieche das erste ausgewählte Epigramm. Die Rezitation untermalte er mit spitzen Klängen seiner Lyra, während er mit übertriebener Gestik und Mimik sprach. Danach fuhr er auch gleich mit dem nächsten Epigramm fort.


    Ob Carmen oder Ernestine besser ist im Bett?
    Die Schönere ist Ernestine, doch Carmen hat da was,
    eine Stelle, die dem Priamus aufhilft,
    die den alten Pelias verjüngt.
    Eine Stelle, die man seinem Mädchen wünscht,
    um die sich Ärzte kümmern können, Ärztinnen - nicht.
    Ernestine aber fühlt nichts und und man hört nichts,
    so als sei sie steinern oder gar nicht da.
    Götter, dürfte man um so was Großes bitten, und
    wolltet ihr so Wertvolles gewähren,
    dann würdet ihr der Ernestine Körper
    Carmen geben - und Ernestine Carmens Stelle.
    *


    Und da er bereits in guter Form war, folgte gleich das dritte Epigramm.


    Du lügst und ich glaub’s. Du dichtest Mist und ich klatsche.
    Du singst, ich singe, Pontilianus. Du säufst, ich sauf’ mit.
    Du lässt einen fahren, ich hab’s nicht gehört. Du spielst, ich verliere.
    Das Eine tust du alleine: ich schweig’ wie ein Grab. -
    Aber du tust nix für mich! – „Wenn ich mal sterbe“, versprichst du,
    „werd’ ich dich reich beschenken.“ – Ich will nix! Stirb einfach so!
    *


    Sim-Off:

    * Martial: Liber Epigrammatae, III,12; XII,40; XI,60, übersetzt von Karl Wilhelm.

  • Mit sichtbarer Begeisterung lauschte Phryne dem Vortrag, klatschte in die Hände und lachte laut.


    Großartig! Einfach großartig!


    Sie genoss die Vorträge und stellte fest, dass sie nicht die Einzige war. Auch das Familienoberhaupt der Duccii war gekommen. Er war in Begleitung eines ihr unbekannten Mannes erschienen. Beide schienen sich ebenso zu amüsieren. Sie lachten laut. Phyne schenkte dem Begleiter des Duccius ein Lächeln und ein Augenzwinkern. Dem Familienoberhaupt der germanischstämmigen Duccier nickte sie grüßend zu.
    Dann dachte sie darüber nach ob sie nicht auch etwas zum Besten geben sollte, doch entschied sie sich dagegen. Obwohl die Saturnalien dazu einluden wollte sie lieber einen intimeren Rahmen für einen kleinen Vortrag wählen. Sie klatschte deshalb nur kräftig und forderte erneut eine Zugabe.

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