Officium | Caius Flavius Scato

  • Da war sie ja endlich, wobei, so lange hatte sie dieses Mal gar nicht gebraucht. Scato hatte die Wachstafel gerade beiseite gelegt, hob sie aber noch einmal auf um sie kurz mit einer Hand lasch hochzuhalten und sie dann endgültig zur Seite zu legen.
    "Iduna, jetzt wo die Straßen wieder sicher sind kannst du deinen Aufgaben auch abseits der Villa wieder nachkommen." begann Scato zu sprechen und schaute danach kurz in eine Schriftrolle die auf seinem Tisch lag "Claudius Sabinus, Sassias Bruder, möchte von mir in die Bruderschaft der Salier aufgenommen werden. Als Magister und künftiger Schwager des Mannes werde ich ihm diesen Wunsch selbstredend erfüllen." erklärte Scato das offensichtliche und blickte sie an "Du wirst also zur Villa der Claudier gehen und Sabinus mitteilen, dass ich ihn morgen zur Mittagszeit in meinem Officium erwarte. Es ist ja nicht weit zur Villa. Richte bitte auch Claudia Sassia meine Grüße aus." erklärte Scato und blickte sie dann einmal von oben bis unten an "Und zieh dir was ansehnlicheres an." befahl er nun etwas knapp und widmete sich dann wieder seiner Schriftrolle bevor ihm etwas anderes einfiel...
    "Ach und Iduna? Was erzählt man sich in den flavischen Sklavengemächern über diesen törichten Aufstand?"

  • Beinahe wirkte es so als hätte Iduna ihre Ohren gespitzt und pausenlos danach gelauscht ob die Stimme ihres Dominus erklingen würde. Schließlich war sie beinahe in Windeseile zu seinem Officium gereilt. Doch erst nachdem sie einige male tief durchgeatmet hatte, betrat sie eben jenen Raum in dem sich ihr Dominus aufhielt. Und kaum hatte sich Iduna in den Raum geschoben, drang auch schon die Stimme ihres Dominus an ihr Ohr.
    Ah ja. Natürlich, der Sklavenaufstand der so blutig von den Römern nieder geschlagen wurde. Und auch wenn Iduna nicht wirklich etwas darüber wusste, so war sie doch an eben jenem Tag auf dem Markt, in unmittelbarer Nähe der Geschehnisse gewesen. Darüber jedoch würde sie gegenüber ihres Dominus keine Worte verlieren. Und herausfinden konnte es der Flavier nicht, oder etwa doch?
    Zum Glück unterbrach Scatos Stimme ihre Gedanken, sodass sich der Rotschopf auf ihren Dominus und seine Worte konzentrierte. “Sind die Straßen denn auch wirklich sicher?“ Erhob Iduna ihr Stimmlein und richtete diese Worte direkt an den Römer ihr gegenüber. Als Scato dann jedoch den Bruder seiner Zukünftigen erwähnte, spitzte Iduna ihre Ohren und richtete ihren Blick aufmerksam auf den Älteren. “In die Bruderschaft der Salier? Wirklich?“ Nachdenklich neigte sie ihren Kopf von einer Seite auf die andere; ungeachtet der Tatsache das es ihr als Sklavin nicht zustand derlei Überlegungen laut zu äußern. “Ich werde dem Bruder eurer Zukünftigen euren Wunsch übermitteln.“ Antwortete die junge Cheruskerin auf die Befehle ihres Dominus. Nur um im nächsten Moment mit gerunzelter Stirn und einem fragenden Glanz in ihren Augen, zu Scato empor zu schielen. “Wieso soll ich mir etwas hübscheres anziehen? Gefallen euch meine Tuniken nicht mehr? Findet ihr das ich hässlich darin aussehe?“
    Abrupt hatte sie sich nach ihren Worten herumgedreht und machte Anstalten das Officium ihres Dominus zu verlassen; da hielt sie seine Stimme tatsächlich doch noch zurück. “Wieso wollt ihr das wissen? Einige der Sklaven stimmen mit der Rädelsführerin Varia überein.“ Dabei blitzte es herausfordernd in Idunas Seelenspiegel auf.

  • "Die Aufständischen sind entweder tot oder verhaftet worden. Wenn du mich in ein paar Tagen fragst dann sind sie alle tot." wiegelte Scato die Bedenken seiner Sklavin ab und freute sich insgeheim ein wenig darüber, dass die Schergen die seine Spiele sabotierten bald ihr Ende finden würden.
    "Du kannst also unbesorgt den kurzen Weg gehen. Und ja, er ist ein junger Patrizier mit Ambitionen, er erfüllt das Profil eines quirinalischen Dieners und er muss sich kultisch engagieren. Ich werde seinem Wunsch also nur allzu gern entsprechen." entgegnete der Flavier und nahm noch einmal kurz die Wachstafel in die Hand.
    Er hatte damit gerechnet, dass er mit seiner Aussage das Selbstbewusstsein seiner Sklavin bröckeln lassen würde, er spielte gerne mit derartigen Emotionen um den Leuten, ob Sklavin oder Angestellter, ihren eigenen Platz im flavischen Kosmos aufzuzeigen.
    "Die Claudier sind nicht nur eine der vornehmsten Familien im Reich, sie werden vielmehr noch bald mit unserem Haus verbunden sein. Auch wenn deine Tunika für den Alltag geeignet sein mag, so erwarte ich bei Besuchen im Hause der Claudier nur die beste Kleidung. Deshalb noch einmal: Zieh dir was anderes an." antwortete Scato etwas entnervt, bevor seiner Sklavin wieder einmal dieser Ton über die Lippen kam, welcher ihn zu einer Reaktion zwang.
    Scato legte alles beiseite und hob seinen Blick langsam an um Iduna mit seinen eisigen Augen zu fixieren..
    "Wer folgt derartig aufrührerischen Ansichten? Ich brauche die Namen der Sklaven." sagte Scato todernst und erhob sich von seinem Schreibtisch um langsam auf Iduna zuzugehen, "Wie lauten die Namen dieser Schlangen?" fragte er noch einmal ernst während er langsam Schritt um Schritt tat.

  • Bei Scatos Worten rieselte es dem Rotschopf eisig über ihre Wirbelsäule und ihre Hände begannen leicht zu zittern. Unbemerkt presste sie ihre schmalen Finger gegen ihre Oberschenkel und versuchte dadurch dem zittern Einhalt zu gebieten. ”Die Aufständischen sind wirklich alle umgekommen? Ge.. getötet durch römische Soldaten?” Aus großen, blau schillernden Augen blickte Iduna zu ihrem Dominus empor. Bevor sie ihren Blick abrupt zur Seite wandte und sich etwas unwohl auf die Unterlippe biss. Wieso sie sich bei diesen Fragen, diesem Verhör unwohl fühlte? Mochte es daran liegen das sie sich in unmittelbarer Nähe der Rädelsführerin aufgehalten hatte, als diese von den römischen Soldaten überwältigt wurde? Etwas was ihrem Dominus niemals zugetragen werden durfte.
    Zum Glück kam ihr Dominus sogleich auf sein eigenes Anliegen zu sprechen. Verdammter Egoismus der flavischen Bande, durchzuckte es Idunas Gedanken augenblicklich. Und wieder einmal war der Rotschopf froh das ihr Dominus des Gedankenlesens nicht mächtig war. ”Dieser.. Kult.. ist doch so etwas wie eine ...Sekte. Und so etwas unterstützt ihr?” Bei diesen Worten intensivierte sich das funkeln im Blau ihrer Seelenspiegel und sie blickte ihrem Dominus direkt entgegen. Auch wenn dieser Blickkontakt lediglich einige Herzschläge andauerte, ihrem Dominus durfte er nicht entgangen sein. Oder doch? ”Wieso muss sich dieser Sabinus kultisch engagieren?” Fragend zog die Cheruskerin eine Augenbraue in die Höhe und neigte ihr Köpfchen wie ein vorwitziges Vögelchen.
    Und dann ließ ihr Dominus die sprichwörtliche Bombe platzen, indem er sie aufforderte eine hübschere Tunika anzuziehen, wenn sie der Villa der Claudier einen Besuch abstattete. Sie wusste was ihr Dominus da von ihr verlangte und warf Scato einen raschen Blick aus tiefdunkel glühenden Augen entgegen. ”Ja Dominus.” Antwortete der Rotschopf mit leiser Stimme und würde die Tunika aus dem äußerst feinen Stoff anziehen, welcher ihre schlanke Statur so vorteilhaft zur Geltung brachte. Und eben diese Tatsache verunsicherte sie; niemand sollte sie derart begaffen können. ”Aber, in dieser anderen Tunika fühle ich mich so.. so nackt.” Gab die Cheruskerin ihren Bedenken eine Stimme, bevor sie erneut verstummte und auf ihre Zehenspitzen blickte.
    Und erneut war es jenes merkwürdige ziehen in ihrer Brust, das sie kurzweilig nach Luft schnappen ließ. Bis der eisige Blick ihres Dominus auf ihre schmale Gestalt fiel und sie sich vorkam wie das sprichwörtliche Kanninchen vor der Schlange. ”Ich.. ich werde niemanden verraten.“ Erklärte Iduna mit todernster Miene, wobei ihr das Herz bis zum Hals pochte. ”Fragt eure Sklaven doch selbst. Und wenn sie nicht gehorchen, dann habt ihr Mittel und Wege. Ihr seid schließlich ein römischer Patizier.“ Hoppla. Woher dieser Zynismus in Idunas Worte?

  • "Ob sie tot sind oder noch einige Informationen oder Geständnisse aus den Anführern herausgefoltert werden kann ich dir nicht sagen, jedenfalls werden sie keinen Fuß mehr auf die Straßen des Imperiums setzen. Sie werden die Straßen aber sicherlich gut sehen können hoch von ihren Kreuzen aus. Als das.. Ich denke man kann es so sagen.. Opfer dieses Aufstandes, denke ich darüber nach sie mal an ihren Kreuzen zu besuchen." erklärte Scato unterkühlt und mit einer gewissen Leichtigkeit in der Stimme, "Und du kommst mit. Da kannst du sicher was lernen." fuhr er fort, bevor sich sein Gesicht erneut in etwas pikierte Falten legte.
    "Es ist die Pflicht eines jeden Patriziers den Göttern zu dienen. Moralisch und gesetzlich. Sabinus macht da keine Ausnahme. Natürlich unterstütze ich die Diener des Quirinus, ich bin ihr Anführer." erklärte er recht plump. Das Worte Sekte würde in ein paar tausend Jahren eventuell negativ behaftet sein, doch im großen Pantheon der römischen Welt hatte Quirinus genauso seinen Platz wie Iuppiter oder Mars.


    Als Scato knapp vor ihr stand hatte Iduna erneut diesen Tonfall der ihm nicht passte. Wütend umpackte Scato ihr Kinn und drückte ihre Wangen zusammen, "Wenn du mir keine Namen nennst werde ich den Würfel entscheiden lassen müssen. Für jeden Tag den du verstreichen lässt wird ein anderer Sklaven ausgepeitscht. Für dein vorlautes Mundwerk lass ich mir natürlich etwas besonderes einfallen." er drückte ihre Wangen noch etwas fester zusammen während sein Blick sich auf ihre Augen fixierte "Du hast mir schon viel zu häufig das Leben schwer gemacht." er riss ihr ihre alltägliche Tunika vom Leib und warf sie dann heftig zu Boden.
    "Angus, Lupus!" rief er laut und voller Wut während er einen Schritt von ihr abließ. Als die Männer, seine treusten Sklaven die gänzlich ohne Zweifel ergeben waren, den Raum betraten fanden sie eine halbnackte Sklavin und einen wütenden Scato vor "Schickt einen Boten zur Villa Claudia und ladet Claudius Sabinus zur morgigen Mittagsstunde ein." sagte er ruhig während er ihnen das Schreiben gab "Und schickt auch einen Boten in die Subura, sagt den 'Geschäftsmännern', dass die Flavier eine Sklavin abzugeben haben, eine germanische Rose... Irgendwas nettes damit die Lupanar einen guten Preis zahlen. Sie hat jedoch wenig Erfahrung und nur einen Tag der Ausbildung genossen..." sagte Scato etwas abwertend während er sich ihr wieder zuwandte "Als Geschenk für eure Treue. Nehmt sie mit und macht mit ihr was ihr wollt, ich will sie nicht mehr sehen." deutete er vielsagend an, wandte sich ab und schenkte sich einen Becher Wein ein.

  • Bei den Worten ihres Dominus schwindelte es dem Rotschopf für einen kurzen Augenblick. Die römischen Folterknechte würden keine Gnade walten lassen und jedem Aufrührer das Lebenslicht ausknipsen? Alleine bei diesem Gedanken spürte Iduna wie sich die Gänsehaut auf ihrem Körper intensivierte und ihr das Herz lautstark bis zum Hals pochte. Bei Scatos Stimmenklang zuckte Iduna tatsächlich zusammen und warf ihrem Dominus einen verdutzten Blick entgegen. Sie sollte ihn begleiten, wenn er sich die leblosen Körper der Aufständischen an den Kreuzen ansehen würde? War dieser Gang einer Bestrafung nicht ganz unähnlich, so biss sich Iduna abrupt auf ihre Unterlippe und senkte ihren Kopf.


    Kein Wort verließ ihre Lippen, auch wenn alles in ihr danach schrie, dass sie diesmal ihren Dominus nicht begleiten wollte; auch wenn sie genoss das Pflaster der römischen Straßen unter ihren Füßen zu spüren und die Gerüche zu atmen. Und wieder einmal hörten sich die Worte ihres Dominus so an, als würde er seiner Sklavin abermals eine Lehrstunde in römischer Historie vermitteln. “Wird einem die Pflicht den Göttern zu dienen schon im Mutterleib eingetrichtert?“ Nein, was für eine verquere Denkweise diese Römer hatten. Nun ja, auch die Cherusker dienten ihren Göttern; aber nicht in diesem Ausmaß und unter diesen strengen Zwängen wie es die Römer taten. Solche Zwänge schreckten doch regelrecht davor ab, den Gang zu den Göttern zu wagen.


    Dann jedoch wagte es der Rotschopf abermals den Bogen zu überspannen und reizte ihren Dominus, dass sich dessen Gesichtszüge verzerrten. Sogar eine Ader an seiner Schläfe trat hervor und begann bedrohlich zu pulsieren. Wenn sie ihn weiter reizte, würde diese Ader platzen und ihr Dominus leblos zu Boden sinken? Doch noch bevor sich dieser Gedanke intensiver in ihrem Köpfchen einnisten konnte, spürte sie den unbarmherzigen Griff ihres Dominus, wie er seine Finger in ihr Kinn grub und zugleich ihre Wangen zusammen drückte. Und dann erklang seine Stimme, die diesmal wahrlich an das gefährliche zischen einer Natter erinnerte. “Mi.. Mir werden die Sklaven nichts sa..sagen. Bestimmt nicht..“ Dabei schüttelte der Rotschopf in wilder Panik ihren Kopf. Nur um augenblicklich inne zu halten, als sie den unbarmherzigen Griff ihres Dominus fühlte, wie dieser ihre Wangen nur noch fester zusammen drückte und sie mit seinem eisigen Blick fokussierte.


    Erschrocken schnappte Iduna auch schon nach Luft, als sie den Ruck an ihrer Tunika spürte und wie diese von ihrem Körper gerissen wurde. Erschrocken sog der Rotschopf die Luft ein und versuchte ihre Blöße mit ihren Händen zu bedecken. Augenblicklich sammelten sich Tränen in ihren Augen, auch wenn Iduna verzweifelt darum bemüht war, ihre Tränen noch zurück zu halten. Die beiden treu ergebenen Sklaven des Flaviers lauschten Scatos Worten und blickten dann auf die rothaarige Cheruskerin. Und Iduna erwiederte deren Blicke, bevor sich ihr Blick auf ihrem Dominus festsaugte und sie nichts als pechschwarzen Hass in sich aufsteigen fühlen konnte. Und dann fielen die Worte die Iduna abermals schwindeln ließen und ihr zugleich heiß- und kalt wurde. Ihr Dominus würde sie an das nächstbeste Lupanar verschachern? Angus und Lupus wechselten einen raschen Blick und traten dann auf Iduna zu, um nach ihren Oberarmen zu greifen. Schließlich hatte sie doch die Worte ihres Dominus vernommen, nicht wahr? Und der Rotschopf, verharrte wie versteinert und starrte den Römer mit einem verzweifelten Ausdruck auf ihrem Gesicht an.


    Taumelnd wagte sie es sich Scato zu nähern, bevor ihre Beine unter ihr nachgaben und sie zu Boden stürzte. “Dominus..“ Flüsterte Iduna, spürte aber im selben Moment wie die beiden treuen Sklaven des Flaviers nach ihren Oberarmen griffen und sie rüde mit sich ziehen wollten. Der Rotschopf jedoch wehrte sich und krallte ihre Finger in Scatos Saum der Tunika. “Bitte, gebt mich nicht weg.“ Oh, der Rotschopf begann tatsächlich zu betteln. “Macht mit mir was ihr wollt. Aber gebt mich nicht weg.“

  • "Du findest es besser heraus, ab jetzt bist du die niederste Form der Existenz, eine Ratte, ein Spitzel für mich. Bringe mir Namen und du wirst ein gutes Leben führen. Bringe mir keine Namen und du wirst an irgendein Legionärslupanar in Britannien verkauft." sagte Scato lapidar während Angus und Lupus die Sklavin an den Armen packten und sie von ihm wegzerrten, "Und wage es nicht mich anzufassen Sklavin." zischte er, bevor eine schallernde Ohrfeige durch den Raum hallte, "Du hast gehört was du tun musst um dir deinen Platz hier wieder zu verdienen." er strich ihr sanft über die Wange die sich rötete, "Dein Herr will Namen. Und die gibst du mir besser."
    Ein kurzes Handzeichen gab den Männern das Signal um Iduna auf ihre Füße zu heben.
    "Du weißt was ich von dir verlange, und ich bin ein Mann der zu seinem Wort steht." er blickte zu Angus und Lupus "Das gilt auch gegenüber meinen Sklaven, dir, aber auch meinen treuen Männern Angus und Lupus. Die haben sich ja schon Pläne gemacht für heute Abend." Erneut folgte ein Handzeichen, "Ich wünsche einen angenehmen Abend, und denk dran Iduna: Namen."
    Die Männer begannen Iduna aus dem Raum heraus in Richtung der Sklavenunterkünfte zu schleifen. Was genau dort mit Iduna geschehen würde war Scato in diesem Moment komplett egal.

  • ** Einige Tage später **


    [Rückblick]


    Widerstandslos und taumelnd hatte sich Iduna von Angus und Lupus aus dem Officium ihres Dominus bringen lassen. Das sie halbnackt war schien der Rotschopf nicht zu bemerken. Schließlich wirkte es so, als würde sie sich in einer Art Luftblase befinden in der sie von sämtlichen Umwelteinflüssen geschützt war. Erst in den Sklavenunterkünften schien Iduna wieder zu sich zu kommen, auch wenn ihrer Miene die Verwirrung deutlich anzumerken war. Außer den drei Sklaven befand sich niemand in den Unterkünften der Bediensteten; was vielleicht auch gar nicht so schlecht war. Angus und Lupus nämlich würden sich die Worte ihres Dominus zu Herzen nehmen und dem widerspenstigen Rotschopf zeigen wo ab jetzt ihr Platz war. Sie hatte sich das Privileg »Leibsklavin des Dominus« deutlich verspielt und dies würden die Beiden Iduna nun spüren lassen.
    Als sie mit Iduna fertig waren, kauerte diese in Embryonalhaltung in einer der Ecken, während ihr Blick stumpf anmutete und ihre roten Locken wirr ihre Gesichtszüge umspielten. Gerade waren die beiden Sklaven dabei ihre Kleidung zu richten und die Sklavenunterkünfte wieder zu verlassen. Als sich Iduna empor rappelte und anklagend auf Angus, sowie Lupus deutete. Kein Wort verließ ihre Kehle, lediglich ihr intensiver Blick ruhte auf den Beiden.


    [Das Hier und Jetzt]


    Deutlich hatte ihr Dominus klar gemacht, dass sie sich ihren R a n g innerhalb der Sklavenschaft und an seiner Seite erst wieder verdienen musste. Und diese Worte waren es die dem Rotschopf beständig durch den Kopf geisterten. Wie ein Mantra flüsterte sie diese Worte vor sich hin. Während sie, einem Geist nicht unähnlich, durch die Gänge und Flure der Villa huschte. Dem leisen Getuschel der anderen Sklaven schenkte der Rotschopf diesmal deutlicher ihre Aufmerksamkeit. Mit gespitzen Ohren verharrte sie in ihrer Nähe und lauschte. Dabei hielt sie sogar die Luft an. Bevor sie langsam weiter arbeitete. Der Sklavenaufstand war auch d a s Thema in der Villa Flavia. Und Iduna hatte den irrtümlichen Eindruck als würde sie von ihrem Dominus beständig beobachtet werden. Was natürlich völliger Quatsch war. Scato interessierte es doch kaum, was der Rotschopf trieb; solange sie sich an seine Abmachung hielt. Vorbei war die Zeit der hübschen Tuniken; eine sackähnliche Tunika hüllte ihren Körper ein. Mit huschenden Schritten begab sich der Rotschopf in das Officium ihres Dominus und wartete regungslos bis er sie bemerken würde. Und dies konnte dauern, wie Iduna wusste.

  • Wie gewünscht erschien Claudius Sabinus pünktlich zur vereinbarten Zeit und Scato erwartete ihn bereits in seinem Officium. Als er mit Acanthus den Raum betrat lächelte der Flavier kurz und deutete dann auf den Sessel der auf der anderen Seite seines Schreibtisches stand.
    "Sabinus! Wie schön dich zu sehen, bitte, setze dich doch! Kann ich dir etwas anbieten?" fragte Scato und deutete auf die Schälchen mit Datteln, Oliven, und natürlich den obligatorischen Kännchen Wein oder Wasser welche auf seinem recht großen Tisch standen.

  • Einige Tage später saß Scato wie so häufig in seinem Officium als Iduna, gekleidet in einen Sack mit Löchern an beiden Seiten, das Zimmer betrat. Sie sah mitgenommen aus, was Scato unauffällig aber zufrieden zur Kenntnis nahm während er sich in einige Schriften einlas und den Raum erst einmal in eine drückende Stille hüllte. Ein Absatz wurde fertig gelesen, dann der nächste und der übernächste. Erst als die Stille selbst zu seinen Ohren vordrang entschloss er sich dazu überhaupt sichtbare Kenntnis von der Sklavin zu nehmen welche dort vor ihm stand.
    "Attica." sprach er sie an mit dem Namen, den er ihr einst aufzuzwingen versuchte und der ihre germanischen Wurzeln zurechtstutzen sollte. Nur ihre Leistungen hatten ihr das Privileg des Geburtsnamens ermöglicht, doch wie alles andere auch hatte sie eben jene Privilegien verspielt, "Du siehst jämmerlich aus. Genauso wie es sein sollte." fuhr er fort und legte die Schriften beiseite um aufzublicken "Nun, du bist nicht ohne Grund hier nicht wahr? Wenn es keine kleinen Geheimnisse sind dann will ich nichts hören."

  • Das sackähnliche Kleidungsstück kratzte und kleidete Iduna äußerst unvorteilhaft. Doch genau dies war die Absicht ihres Dominus. Genau wie die Tatsache, dass sich ihre roten Strähnen verfilzt auf ihrem Köpfchen kringelten. All dies waren unmissverständliche Symbole dessen wo sich die einstige Leibsklavin des Dominus befand. Am Rande des Existenzminimums, ganz weit unten. Und das nur weil sie es, wieder einmal, gewagt hatte offen Widerworte über ihre Lippen purzeln zu lassen. Mittlerweile müsste sie doch wissen, dass ihr Dominus es verabscheute wenn seine Sklaven eine eigene Meinung hatten. Und doch hatte es die junge Cheruskerin regelrecht heraufbeschworen, mit folgendem Ergebnis. Wenn man fies sein wollte dann konnte man sagen, dass der Rotschopf an ihrer misslichen Lage zu einhundert Prozent selbst schuld war.
    Wie zur Salzsäule erstarrt verharrte der Rotschopf im Eingangsbereich des Officium ihres Dominus. Denn bisher hatte er sie noch nicht wahrgenommen. Und diese Tatsache versetzte Iduna einen schmerzhaften Stich. Diese Art der Nichtbeachtung schmerzte eintausend mal mehr, als es die Auspeitschung auf dem Landgut seiner Vorväter getan hatte. Nervös krallte sie ihre Finger in den groben Stoff des sackähnlichen Kleidungsstück, während sie mit gesenktem Kopf auf eine Reaktion ihres Dominus wartete. Und diese Reaktion dauerte und dauerte. Sodass sich Iduna unwohl zu regen begann und unruhig ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Dann endlich erhob ihr Dominus seine Stimme und sprach sie mit jenem Namen an, den er ihr einst gab, als er sie kaufte. War dies eine weitere Demütigung, um Iduna ihren Platz im flavischen Gefüge der Villa zu zeigen. Weiterhin verharrte der Rotschopf vollkommen regungslos. Keine Worte des Unmuts drangen über ihre Lippen. Ein Umstand der auch ihrem Dominus positiv auffallen musste, nicht wahr?
    ”Ich bin nicht ohne Grund hier, da habt ihr Recht Dominus.“ Ein kurzer Moment der Stille. Dann war es erneut Idunas Stimme die erklang. Auch wenn sie sich vor Nervosität ihre Unterlippe beleckte und sie ihre schweißfeuchten Hände an ihrem Kittel abwischte. ”Ich habe.. habe meine Ohren gespitzt und.. und gelauscht.“ Mit anderen Worten, der Rotschopf war gerade dabei die anderen Sklaven im Haushalt der Flavier zu denunzieren. Und das nur um ihren alten Rang als Leibsklavin des Dominus wieder zu erhalten. Wie armselig, nicht wahr?

  • Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    Wie gewünscht erschien Claudius Sabinus pünktlich zur vereinbarten Zeit und Scato erwartete ihn bereits in seinem Officium. Als er mit Acanthus den Raum betrat lächelte der Flavier kurz und deutete dann auf den Sessel der auf der anderen Seite seines Schreibtisches stand.
    "Sabinus! Wie schön dich zu sehen, bitte, setze dich doch! Kann ich dir etwas anbieten?" fragte Scato und deutete auf die Schälchen mit Datteln, Oliven, und natürlich den obligatorischen Kännchen Wein oder Wasser welche auf seinem recht großen Tisch standen.


    Recht unkompliziert wurde Sabinus an der Haustür empfangen und wurde dann angenehm schnell zum Arbeitszimmer des Flaviers geleitet. Vor ihm ging der großgewachsene Türwächter, hinter ihm sein persönlicher Leibsklave, der Anweisungen hatte, die wichtigsten Punkte des Gesprächs mitzuschreiben und damit praktisch als zweites Gedächtnis des jungen Claudiers zu agieren. Auf dem Weg zu seinem Gesprächspartner zupfte er dabei nochmal seine gute Tunika zurecht, entfernte mit ein paar Handbewegungen kleinere Staubkörner und Fussel aus der Sänfte, bevor er schließlich in einen Raum eintrat, wo der Flavier bereits auf ihn wartete.


    Salve, Scato, die Freude ist ganz meinerseits.


    antwortete er auf die Begrüßung, erwiderte das freundliche Lächeln des Flaviers und setzte sich dann auf den ihm zugewiesenen Sessel. Ein kurzer Blick über die ihm angebotenen Leckereien folgte, bevor er sich eine Olive nahm und sich dann Wein und Wasser im Verhältnis eins zu drei in den Becher füllte.


    Von eurem eigenen Olivenhain und eurem Weingut?


    begann er mit Blick auf die kunstvoll verzierten Gefäße, die für einen patrizischen Haushalt wie selbstverständlich bei jedem Empfang eines Gastes dazu gehörten. Dass die Flavier derweil auch wirtschaftlich gut aufgestellt waren, ebenso wie die Claudier, war natürlich kein wirkliches Geheimnis. Sabinus wusste, dass Scato zumindest ein eigenes Weingut besaß und daher war es naheliegend, dass der Wein auch von seinem eigenen Vorrat war, wenn er nicht grade den guten Falerner für ihn herausgeholt hatte, was ihn allerdings auch sehr überraschen würde, da dieser ja nun wahrlich kein Wein für den Alltag war, selbst in ihren Kreisen nicht.

  • "Die Vorteile des Landbesitzes nicht wahr?" fragte Scato rhetorisch, natürlich kam der Wein von einem der flavischen Güter, die Traubenlese war in diesem Jahr besonders gut ausgefallen, sodass man die früheren Jahrgänge, etwas gereift, ruhigen Gewissens trinken konnte ohne sich Sorgen um einen möglichen Engpass machen zu müssen. Die Oliven aus den südlichen Gebieten wuchsen so zuverlässig wie die Sonne auf- und unterging. All das Nachdenken über diese salzigen kleinen Gewächse ließen ihn durchaus ein wenig Appetit kriegen, sodass er sich eine der Oliven griff und sie schnell in den Mund schob, bevor er sich etwas weiter in seinen Korbsessel zurücklehnte.
    "Nun, wie geht es deiner Familie? Ich hoffe doch Sassia ist wohlauf? Die jüngsten Aufstände haben sie recht mitgenommen." erkundigte er sich über das Wohlbefinden seiner Verlobten. Indes war er sich gar nicht mal so sicher ob Sabinus diese Verbindung überhaupt gänzlich unterstützte.

  • Als Iduna, oder Attica wie er sie nannte, so vor ihm stand, erbärmlich und scheinbar gebrochen, huschte ein selbstgerechtes Lächeln über die Lippen von Scato welches er sich schnell wieder vom Gesicht wischte.
    "Hast du das?" fragte Scato aufmerksam ob Idunas Aussage, dass sie gelauscht hatte und scheinbar bereit war, aufrührerische Sklaven ans Messer zu liefern.
    "Nun Attica, du bist hier, ich bin hier. Sing mein Vögelchen." forderte Scato sie auf, erhob sich und trat an sie heran "Flüstere mir all die kleinen Geheimnisse deiner Mitsklaven zu und ich werde dir ein Leben ohne Sorgen schenken." sagte er ihr leise während er ihre abgewrackte Tunika betrachtete "Ich bin ganz Ohr." sprach er erneut und wartete nun ab was Iduna ihm zu berichten hatte.

  • Nervös nestelten Idunas Finger immer wieder an ihrem Kittel herum und verkralllte schließlich ihre Finger darin. Während sie erneut ihre Unterlippe beleckte und mit schweißfeuchten Händen auf eine Reaktion ihres Dominus wartete. Dabei spürte sie allzu deutlich wie ein Schweißtropfen ihre Wirbelsäule entlang rollte und ihr der Kittel unangenehm am Körper klebte. Diese Umstände versuchte der Rotschopf so gut zes ihr möglich war auszublenden; was ihr auch zum Großteil gelang.
    Erst als die ruhige Stimme ihres Dominus an ihr Ohr drang, verharrte der Rotschopf augenblicklich völlig ruhig und das nervöse herumgehampel fand ein abruptes Ende. Wieso musste er auch jetzt ihre Aussage in Frage ziehen? Unwillkürlich zog die Cheruskerin ihren Kopf zwischen die Schultern und beleckte erneut ihre Unterlippe. Als sie aus dem Augenwinkel in seine Richtung schielte und einige Schritte zurückwich, als er sich ihr näherte. Denn die letzte Ohrfeige spürte sie noch immer brennend auf ihrer Wange, als hätte er sie erst gestern geschlagen. ”Ein Leben ohne Sorgen....” Murmelte die Cheruskerin mit leiser Stimme an ihre Fußspitzen gewandt.
    Dann schluckte Iduna mehrmals und erhob schließlich ihr ausgesprochen leises Stimmlein. ”Ich habe meine Ohren gespitzt. Wie ihr es von mir verlangtet. Und... und dabei habe ich hören können, dass.. dass Rox.. Roxana die... die Küchensklaven ermun... ermuntert. Weiterhin starrte der Rotschopf auf ihre Füße und nestelte erneut an ihrem sackähnlichen Kleidungsstück herum. ”Ich habe auch ge.. gehört wie sich einer der Badesklaven damit rühmt schon einmal Va.. Varia persönlich begegnet zu sein.” Rasch beleckte sie ihre Unterlippe und biss sich auf ihre Unterlippe. Bis sie vorsichtig zu Scato empor schielte. ”Was geschieht mit.. mit den Sklaven? Ihr werdet sie doch nicht....” Dabei starrte Iduna ihren Dominus zum ersten mal direkt und mit dröhnend pochendem Herzschlag an. Wäre sie schuld, wenn ihr Dominus die aufrührerischen Sklaven seines Haushaltes dem Tod überantwortete?

  • Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    "Die Vorteile des Landbesitzes nicht wahr?" fragte Scato rhetorisch, natürlich kam der Wein von einem der flavischen Güter, die Traubenlese war in diesem Jahr besonders gut ausgefallen, sodass man die früheren Jahrgänge, etwas gereift, ruhigen Gewissens trinken konnte ohne sich Sorgen um einen möglichen Engpass machen zu müssen. Die Oliven aus den südlichen Gebieten wuchsen so zuverlässig wie die Sonne auf- und unterging. All das Nachdenken über diese salzigen kleinen Gewächse ließen ihn durchaus ein wenig Appetit kriegen, sodass er sich eine der Oliven griff und sie schnell in den Mund schob, bevor er sich etwas weiter in seinen Korbsessel zurücklehnte.
    "Nun, wie geht es deiner Familie? Ich hoffe doch Sassia ist wohlauf? Die jüngsten Aufstände haben sie recht mitgenommen." erkundigte er sich über das Wohlbefinden seiner Verlobten. Indes war er sich gar nicht mal so sicher ob Sabinus diese Verbindung überhaupt gänzlich unterstützte.


    Sabinus nickte leicht. Auch er hatte etwas Land von seinem Vater in der Nähe von Genua geerbt, dass bis heute noch von seiner Mutter für ihn verwaltet wurde, bis er in den Cursus Honorum einsteigen würde. Inwieweit er dann auch von den angebauten Dingen profitieren würde, musste sich aber noch zeigen, da er bislang noch keinen Überblick über die Erträge dort hatte.


    Wohl wahr.


    sagte er und trank einen Schluck von dem verdünnten Wein, der seinem Geschmack sehr entgegenkam.


    Sehr gut. Meine Familie ist soweit wohlauf und ich soll dir auch die besten Wünsche meines Großvaters und meiner beiden Schwestern ausrichten. In der Tat zehren die Geschehnisse um die Aufstände an den beiden Mädchen, aber ich denke, sie kommen gut damit klar und brauchen nur ein wenig Zeit, um das alles zu verarbeiten. Ich kann meine Worte und meinen Dank nur wiederholen, dass du dich während der Aufstände um Sassia gekümmert hast.


    führte er danach aus und blickte sich einige Momente lang im Arbeitszimmer des Flaviers um. Die Hauptsache war doch, dass alle gesund in ihren Häusern angekommen waren.

  • Scato presste die Lippen ein wenig lächelnd aufeinander und nickte einmal kurz. Gut, dass Sabinus dankbar war. Er hatte bei Menecrates die Vermutung, dass dieser alles andere als glücklich über seine vermeintlich heroische Tat war, aber im Eifer des Aufstandes hatte er die Etikette wohl einen Moment lang vergessen.
    "Natürlich habe ich auf Sassia acht gegeben. Sie wird meine Frau werden, und ich gedenke meine Pflichten ihr gegenüber nicht erst ab dem Moment der Eheschließung wahrzunehmen. Sie war in Gefahr, also habe ich gehandelt. Es war wahrlich keine außergewöhnliche Tat." wiegelte Scato ab, auch wenn er sich natürlich über die Lorbeeren freute.
    Er war trank einen Schluck und stellte seinen Becher neben dem Schreiben ab welches Sabinus ihm einen Tag zuvor geschickt hatte. Er tippte kurz mit dem Zeigefinger die Tafel, die höflichen Floskeln, die sich auch zwischen Bekannten und gar Freunden kaum wegdenken ließen waren abgearbeitet worden, es war Zeit zum geschäftlichen zu kommen, gerade in diesen Tagen war Zeit ein wertvolles Gut.
    "Ich muss gestehen, dass ich erfreut darüber bin, dass du dich für Salii Palatini entschieden hast. Nicht überrascht, es liegt ja gewissermaßen in deiner direkten Familie, aber hocherfreut, junges und frisches Blut ist stets gerne gesehen und ich kann mir keinen Grund vorstellen, weshalb deine Aufnahme ein Problem darstellen sollte." erklärte Scato vorweg und lehnte sich dann etwas nach vorn "Natürlich ist die Bruderschaft nicht nur ein Ort um kontakte zu knüpfen. Wir dienen Quirinus, und unsere uralten Rituale müssen penibelst durchgeführt werden um den Pax Deorum zu stärken. Bist du vertraut mit den Tänzen Sabinus?"

  • Zitat

    Original von Iduna
    ...


    "Roxana also?" fragte Scato rhetorisch nach während er mit hinter dem Rücken verschränken Händen an Iduna vorbeilief und auf den Boden blickte. Er hatte keine wirkliche Ahnung wer Roxana war, die Küchensklaven und das sonstige Gesindel hatten zu funktionieren und ihre Arbeit zu erledigen aber aufrührerische Elemente würde er unschädlich machen müssen, besonders in der Küche stellte diese Roxana ein enormes Sicherheitsrisiko da.
    "Und dieser Badesklave, wie war sein Name?" hakte er nach und hob seinen Blick "Nenn mir seinen Namen und hast die erste Hürde zurück in dein Leben genommen." sagte er ernst und wandte seinen Blick wieder gen Boden, bevor er in den Garten hinausblickte.
    "Was geschieht mit den Sklaven?" er griff Idunas Frage wieder auf während er seinen Blick in die Ferne schweifen ließ "Als ich ein Kind war lebten wir auf einem der flavischen Landgüter. Wir hatten riesige Felder, Teiche mit Fischen und auch Herden mit Rindern und Schafen. Natürlich kümmerten wir uns nicht selbst um das Vieh, jedoch verbrachte ich viel Zeit in der Natur." er drehte sich um fixierte sie mit seinen Augen "Eines Tages, es war im Herbst, wurden einige Tiere furchtbar krank. Mehr, und immer mehr. In meinem naiven Kopf als Kind wollte ich natürlich kein Schaf sterben sehen, ich flehte und drohte, doch die Sklaven welche den Hof bewirtschafteten schlachteten die kranken Tiere, um den Rest der Herde zu retten."
    Er wartete ihre Reaktion ab "Die Sklavenherde ist krank Iduna. Die Seuche des Ungehorsams frisst sich durch ihre Reihen und befällt einen nach dem anderen. Wir müssen die Herde retten, verstehst du?"

  • Ihre Finger hatte Iduna weiterhin in ihrem Kittel verkrallt, während es ihr eisig den Rücken hinab rieselte. Hatte sie gerade tatsächlich den Namen der Sklavin in den Mund genommen, die die Oberaufsicht in der flavischen Küche inne hatte? Vernehmlich schluckte der Rotschopf und hoffte innerlich, Roxana möge es ihr verzeihen. Von den Gedanken ihres Dominus hatte Iduna keinerlei Ahnung und so beobachtete sie den Römer schweigend aus dem Augenwinkel. Innerlich erhoffte sie sich, dass Scato in seiner Schrittfolge inne hielt und sie nicht noch nervöser machte, als Iduna ohnehin bereits war.
    Dann war es erneut Scatos Stimme die erklang und die Iduna innerlich zusammenzucken ließ.
    Dann hob sie ihren Blick vorsichtig an und kollidierte mit dem ihres Dominus. ”Sein Name lautet Ophelion.“ Whisperte der Rotschopf mit leiser Stimme und biss sich augenblicklich auf ihre Unterlippe. Was war es für eine Hürde von der ihr Dominus gesprochen hatte? Es musste etwas positives sein, denn sonst hätte er diese Worte erst gar nicht in den Mund genommen. Oder wollte er sie mit diesem Satz erneut zermürben und an ihre Stellung erinnern?
    Dann plapperte die junge Cheruskerin auch schon weiter und war äußerst überrascht das sich Scato auf ihre Frage einließ. Erneut spürte Iduna wie ein Schweißtropfen über ihre Wirbelsäule perlte und sie sich sehnlichst an einen anderen Ort wünschte. Vor allem dann, wenn sich ihr Dominus in dieser merkwürdigen Stimmung befand. Denn in dieser Stimmung wirkte Scato noch unberechenbarer und jagte Iduna einen angstvollen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Als Scato dann von einer Schafherde sprach und erklärte, dass auch die Sklaven des flavischen Haushaltes ernstlich erkrankt waren, starrte der Rotschopf mit großen Augen zu Scato empor. ”Man kann jeden Menschen retten. Die Schafe hätte man bestimmt auch retten können, wenn man gewollt hätte.” Erwiederte Iduna als Aussage auf Scatos Worte und spürte ihren Herzschlag trommelnd in ihrer Brust. ”Nein. Bitte nicht. Wer erledigt die Aufgaben, wenn ihr die Sklaven verschwinden lässt?” Eine durchaus berechtigte Frage, nicht wahr? Auch wenn Iduna mehr Sorge und Angst darüber hatte, wie die anderen Sklaven auf das verschwinden ihrer Mitsklaven reagieren würden.

  • Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    "Ich muss gestehen, dass ich erfreut darüber bin, dass du dich für Salii Palatini entschieden hast. Nicht überrascht, es liegt ja gewissermaßen in deiner direkten Familie, aber hocherfreut, junges und frisches Blut ist stets gerne gesehen und ich kann mir keinen Grund vorstellen, weshalb deine Aufnahme ein Problem darstellen sollte." erklärte Scato vorweg und lehnte sich dann etwas nach vorn "Natürlich ist die Bruderschaft nicht nur ein Ort um kontakte zu knüpfen. Wir dienen Quirinus, und unsere uralten Rituale müssen penibelst durchgeführt werden um den Pax Deorum zu stärken. Bist du vertraut mit den Tänzen Sabinus?"


    Nun war es Sabinus, der ein kurzes zufriedenes Nicken sehen ließ. Sassia würde bei dem Flavier gut aufgehoben sein, zumal sie ja auch selbst daran glaubte, dass sie ei gutes Leben mit ihm haben würde. Ob da nun auch noch Liebe im Spiel war oder nicht, spielte für den jungen Claudius dabei allerdings keine Rolle. Warum auch? Wenn sich aus der Ehe der beiden sowas wie Zuneigung entwickelt, gut für sie, wenn nicht, mussten sie sich eben anders verständigen. Wie auch immer sich das also entwickeln würde, die Hauptsache war, dass beide mit der Verbindung leben konnten und sie vielleicht auch für die Zukunft gewisse Vorteile für die Beteiligten bringen würde. So wie jetzt zum Beispiel.


    Es stand für mich außer Frage, dass ich meinen Pflichten als Patrizier nachkomme und mich um die Aufnahme in einer der traditionellen Sodalitäten zu bemühen. Allerdings bin ich bisher lediglich mit der Carmen saliensis vertraut. Die Tänze kenne ich bislang nur aus Büchern, also in der Theorie. In der Praxis werde ich mir diese daher noch aneignen müssen.


    führte Sabinus dann aus und trank noch einen Schluck Wein. Woher sollte er auch die Übung dafür haben, wenn er die ersten Jahre seines Lebens außerhalb von Rom verbracht hatte.

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