Das Quadrivium an der Via Flaminia

  • Nach der Verhandlung in der Basilica Ulpia ging Plautus hinüber zu der Kreuzung an der Via Flaminia. Er hatte es eilig, weil er noch bei Tageslicht dort sein wollte, um den den dortigen Schrein der Lares compitales in Augenschein zu nehmen. Bei der letzten Sitzung der Germanitas Quadrivii war ja beschlossen worden, dass er und Germanicus Aculeo sich um die Sache kümmern sollten.


    Als er dort ankam, war Aculeo noch nicht da und Plautus konnte sich das Ding noch mal in Ruhe ansehen. Der Schrein stand etwa drei Fuß vor einer Mauer, hinter und neben ihm hatten sich Brennesseln und sonstiges Unkraut ausgebreitet. Zwei aufeinander gestellte Steinplatten bildeten die Rückwand, die oben giebelförmig ausgebildet und mit Ziegeln gedeckt war. Das heißt, irgendwann einmal war sie wohl mit Ziegeln gedeckt gewesen, die lagen aber jetzt mehrheitlich in den Brennesseln herum. Man konnte gerade noch erkennen, dass die Platten früher bemalt waren, weiß mit roten Randlinien und mit einiger Mühe konnte man auch die Abbildung der Laren identifizieren, die in dem Bildfeld längst verblichen waren. Das Altärchen davor war aufgemauert und in der Vergangenheit ebenfalls weiß mit roten Randlinien bemalt gewesen. Der Altarstein, der dem Mauersockel auflag, war in der Opfermulde gebrochen. Ein trostloser Anblick, der auch von der sanften Nachmittagssonne nicht gemildert wurde.


    Irgendeine fromme Seele hatte mit Kreide die Trinkhörner und die Paterae, welche die Laren in ihren Händen hielten, notdürftig nachgezeichnet. Er hatte wohl gehofft. dass die Laren ihm aus Dankbarkeit den richtigen Weg zeigen würden.

  • Ohne wirkicher Eile hatte ich den Weg zum dem besagten Schrein eingeschlagen und grüsste freundlich einige der entgegenkommenden Passanten. Schliesslich hatte man ja einen Stand zu vertreten und als Ritter stand man eben....


    Gerade kam ich um die Ecke, die eigentlich keine war sondern eher einen runde Vorgabe zum ändern der Richtung, kurz Kurve genannt, sah ich auch schon Sergius Plautus. Er wirkte ein wenig schroff in seinem Auftreten was mich aber n keinster Weise störte. Denn es war eben direkt und einfach, klar und deutlich. Ohne Blumen und Schnick-Schnack. Unweibisch halt.


    Sergius machte ich mich schon mal von weintem bemerkbar und näherte mich ohne wirklich das Tempo zu erhöhen.


    Salve, Sergius. Was kann es schöneres geben als an einem solch wunderbaren Tag einen Schrein in Augenschein zu nehmen. Dabei blickte ich nun mit strahlenden Lächeln auf den Schrein. Das Lächeln vergung mir genauso rasch wie es mir gewachsen war.


    Verdammt. Da bekommt Hera doch die Tage entfuhr es mir. Das ist wirklich ein ziemlicher.....Schaden....


    Also wenn ich es mir recht ansehe und überlege sollten wir mehr als einen Architekten und zwei Maurer dafür einspannen. Wieviele hatten am Kolloseum mitgewikt? erkundigte ich mich bei Sergius.

  • "Salve Germanicus, das Teil sieht zwar richtig mies aus, aber zwei Architekten sind da zuviel und mit dem Colosseum kann man's eh nicht vergleichen. Wenn wir Aquaeduktpfeiler reparieren, dann lassen wir meistens die Archtekten zuhause und schicken ein, zwei Maurer hin. Und hier", Plautus zeigte auf den Mauersockel, "reicht ein Maurer und ein paar Sklaven. Und für die Farbe brauchen wir einen Pinselschwinger. Halbtags. Allerdings würde ich für das Bild mit den Laren dann doch einen künstlerisch begabteren Pinsler ansetzen."


    An dem Haus, zu dem die Mauer hinter dem Schrein gehörte, ging ein Fensterladen auf, ein Kopf erschien, um dann gleich wieder zu verschwinden. Dann ging die Tür auf und ein Mann kam heraus. Er kam zu uns her und meinte: "Salvete, die Herren. Hat man bei der Obrigkeit endlich gemerkt, dass hier was geschehen muss? Hinz und Kunz pissen und kacken hinter den Schrein und keiner tut was!"


    Er zeigte auf die Mauer. Da stand: 'Cave malum, cacator!*' Und maulte: "Hab ich hingeschrieben. Aber leider hab ich noch keinen erwischt. Eigentlich wär das ein Fall für die Urbaner, aber die spazieren bloß durch die Gegend."


    "Bei Plutos Hintern, es ist richtig beschissen," sagte Plautus, "Ist das Deine Mauer da? Ich hätte da vielleicht eine Idee". Na ja, die stete Düngung erklärte sehr deutlich das übermäßige Wachstum des Brennesselgestrüpps. Schön war das nicht und man sollte einen Weg finden, um das künftig zu verhindern.


    Der Meckerfritze meinte: "Ja, das ist meine. Ich würde nie was auf fremde Mauern schreiben."


    "Hast Du ne Idee, was die Kackerei angeht, Germanicus?" fragte Plautus.



    Sim-Off:

    * Pass auf, Kacker, sonst geht's Dir dreckig!

  • Sim-Off:

    Ich schreib das mal weiter, Aculeo. Klink Dich ein, wenn Du wieder Zeit hast.


    "Also, wenn ich mir das richtig überleg, dann sollten wir den Schrein direkt an die Mauer versetzen, dann kann sich Keiner mehr beim Kacken hinter dem Altar verstecken. Dazu müssen wir an der Mauer aufgraben, kleine Fundamente für die Platten und den Altarsockel setzen, den Altarsockel neu aufmauern. Und ...", Plautus kratzte sich am Kopf, "damit die Platten nachher nicht schon bei dem nächstbesten Erdbeben umfallen, sollten wir ein paar Löcher in die Mauer bohren und dort Maueranker einsetzen".


    Der Meckerfritze hatte bei der Erwähnung seiner Mauer gleich den Hals hochgereckt. Plautus versuchte, ihn zu beruhigen: "Klar doch, das machen wir echt mit Fingerspitzengefühl und damit Du auch was davon hast, können wir ja, wenn wir den Schrein anstreichen, auch gleich Deine Mauer mitstreichen, oder?"


    Der Meckerfritze nickte erleichtert. Plautus rechnete kurz auf seiner Tabula nach. Für den Schrein waren gut und gerne fünfzig pedes quadrati zu streichen, bei der Mauer waren es höchstens dreißig. "Ja, das krieg ich unter. Willst Du's schriftlich haben?"


    "Nö, Handschlag reicht mir", meinte der Meckerheini, schlug ein und trollte sich.


    "Ich muss jetzt ein bißchen rechnen, setzen wir uns doch in die Kneipe dahinten", sagte Plautus zu Aculeo. Die Kneipe hieß 'Zur letzten Instanz'. Was wohl eine Anspielung auf die Basilica Ulpia war.

  • Sim-Off:

    sorry....:-/


    Naja....bei dem Gestrüpp denk ich dass sich keiner mehr wirklich "in die Nesseln setzen" möchte. Oder? Aber der Vorschlag des Sergiers war doch recht passabel. Schliesslich hieß es den Schrein in Schuß zu bringen.


    Kurz verstummte der Germanicer und wartete bis Plautus den Bewohner des Hauses beruhigt hatte und diesem ein ein Angebot machte....


    Ähhh...ja..lass uns bei einem Becher Wein alles besprechen stmmte Aculeo ein und folgte in knappen Abstand seinem Kollegen.


    Aber Plautus...der Vorschlag mit dem Streichen der Wand...ist das nicht ein wenig zu übertreiben gewesen? Der Kerl sollte froh sein dass der Schrein hier steht. Es ist doch gut fürs Ansehen... fasste Aculeo den Punkt auf noch bevor sie die Taverne erreicht hatten.

  • Er betrat mit Aculeo die Kneipe, sie fanden auch gleich einen Platz und Plautus rief dem Wirt zu: "Salve Rufo, bring uns bitte zwei Becherchen Wein, wenn's beliebt."


    Als sie sich gesetzt hatten, meinte Plautus: "Das war gar nicht übertrieben, Germanicus. Du hast ja gesehen, dass nicht nur der Schrein, sondern die ganze Ecke erbärmlich verlottert war. Also, wenn da jetzt eine Mauer gestrichen wird, dann ist das wie ein Fanal. Dann wird nämlich den Nachbarn deutlich vor Augen geführt, dass ihre eigene Mauer, verglichen mit der dieses Meckerfritzen nun erst recht schäbig aussieht. Also werden sie nicht zögern, hinzugehen und ihre eigene Mauer auch zu streichen. So kann man mit einem kleinen Einsatz die Stadtsanierung voranbringen. Wir nennen das einen nachbarschaftlichen Sanierungswettbewerb mit minimalem staatlichem Förderzuschuss."


    Nachdem der Wirt die Becher gebracht hatte, griff Plautus nach seinem Becher, verschüttete ein kleines bißchen und sagte: "Mögen die Götter unser Vorhaben wohlwollend begleiten. Ich muss jetzt ein bißchen rechnen. Zum Wohlsein." Er nahm den ersten Schluck.


    Er klaubte einige Tabulae aus seiner Ledertasche, kratzte sich am Kopf und begann: "Also, wir brauchen einen Maurer für ein Tagwerk, fünf kräftige Sklaven zum Umsetzen der Platten des Schreins, auch ein Tagwerk, nochmals den Maurer mit zwei Sklaven zum Gießen der Fundamentchen und zum Aufmauern des Altärchens, drei Tagwerke ... "


    Er begann, den Kram auf seine Tabula zu kritzeln.

  • Naja....wie du meinst. Ein ehrenhafter Bürger hätte das selbst in die Hand genommen. Schliesslich hat er eben die Ehre dass ein Schrein vor seiner Tür steht. Aber bitte. Aculeo seufzte.
    Als der Wein kam vergaß er schnell seine Bedenken und blickte Plautus an. Zum Wohle auch dir, Sergius.
    Das Fundament wird aber länger zu aushärten benötigen. Ich würde 2 Tage dafür einberechnen. Ein kurzer Schluck vom Wein Gut....das hätten wird dann mal. Jetzt geht es darum wo wir das Geld dafür herbekommen. Ich werde gleich mal meinen Verwandten, Senator Germanicus Avarus diesbezüglich befragen ober er nicht gewillt ist ein paar Sesterzen springen zu lassen. Dann.....der Germanicer überlegte......ein guter Freund ist auch die Frage wert. Und vllt noch ein paar Bekannte.


    In dem Sinn kam ihm auch ein gewisser Bordellbesitzer. Tolimedes könnte dadurch seinen Namen nicht nur durch seine Mädchen etwas bekannter machen.


    Soll dann eine Tafel mit den edlen Spendern abegracht werden? Was denkst du?

  • "Ein ehrenhafter Bürger ... ", wiederholte Plautus, "Dein Wort in den Ohren der Götter! Oder besser noch, in den Ohren der Römer!"


    Plautus schüttelte den Kopf, "Weißt Du, wenn jemand sein Haus und seine Umgebung dermaßen verlottern lässt, dann kann man ihn auch nicht bei seiner Ehre packen, weil solche Leute mit der Ehre einfach nix am Hut haben. Ich komme von Berufs wegen ziemlich viel in Roma rum und ich mir fällt immer wieder auf, dass diese Art von Krankheit weit verbreitet ist. Fast ganz Roma bröckelt vor sich hin."


    Er beugte sich wieder über seine Tabulae, hob dann aber wieder den Kopf und sagte, "Ja richtig, der opus caementicium für die Fundamente sollte zwei Tage Zeit zum Abbinden haben, das müssen wir berücksichtigen". Dann kritzelte er weiter auf seiner Tabula herum.


    "Ach ja, ein Bronzetäfelchen für die edlen Spender brauchen wir selbstverständlich auch noch", Plautus grinste, "aber das sollen natürlich die ehrenwerten Spender selbst bezahlen, klar doch".


    Er hob seinen Becher, "Zum Wohlsein!"


    Plautus nickte, "Find ich gut, wenn Du Dich mal bei Deinen Freunden um die Geldbeschaffung kümmerst, ich werde dann schauen, dass jemand ein paar Sklaven zur Verfügung stellt, die auch zupacken können. Aber, wart noch ein Momentchen, ich hab noch nicht die Endsumme beisammen".

  • Sim-Off:

    @Aculeo: Ich schreib das mal weiter, wenn Dein Compi wieder läuft, kannst Du Dich ja neu einklinken


    Plautus schob einige Tabulae beiseite: "Nee, ich glaub, wir machen das doch anders. Anstatt die Arbeiten in viele Gewerke zu zerstückeln, vergeben wir den Kram an Fachbetriebe, dann brauchen wir uns nicht um jeden Furz zu kümmern. Also: das Errichten des Schreins an der Mauer soll ein Steinmetz machen, dafür setze ich 400 Sesterzen an, wenn der dann auch die alten Platten wiederverwendet. Den zerbrochenen Opferstein aus Tuff kann der auch neu schlagen, wie auch ein Marmortäfelchen, anstatt dieses Bronzetäfelchens für die ehrenwerten Spender. Macht zusammen ungefähr 600 Sesterzen. Ich geh mal davon aus, dass der Steinmetz auch die Platten umsetzt und die Fundamente gießt."


    Plautus kratzte das alles in das Wachs der Tabula und betrachtete sein Werk. "So. Für das Bild der Lares Compitales brauchen wir einen richtigen Malkünstler, dafür und für die restliche Tüncherei setze ich mal 200 Sesterzen an. Dann hätten wir insgesamt 800 Sesterzen zu beschaffen. Sagen wir tausend, der Rest geht dann in die Kasse der Germanitas Quadrivii. Teilen wir es uns auf: Du 500 und ich 500. Guck mal, ob Du das in Deiner Gens auftreiben kannst, ich versuchs dann woanders und ich werde auch mit dem Steinmetz sprechen. He, Wirt, noch zwei Becherchen Wein, wir haben was zu begießen!"

  • 500 für jeden. Sollte nicht so ein Problem sein. Wobei es für Aculeo überhaupt kein Problem wäre die komplette Summe hier gleich auszulegen. Aber so machte es weniger Spass. Wobei...sein Name an der Tafel stünde......


    Aber wegen der Ehre und so. Wenn ich mich so umsehe bin ich mir nicht so sicher ob es wirklich die Schuld der Eigentümer ist. Ich sehe die Sache so dass sie sich einfach nicht die Mittel leisten können ein Haus in Schuß zu halten und bei dem Gesindel heutzutage...na du weißt schon was ich meine.


    Wo finden wir den Handwerker? Ich habe keinerlei an der Hand. Höchstens einen Mann aus meinen Marmorbruch. Aber bis der hier ist ist... ein Seufzen war zu hören. Aber als nun der Wein an den Tisch gebracht wurde hellten sich die Züge des Germanicer ein wenig auf.

  • "Ach, Germanicus, die Ehre!" Plautus winkte ab und setzte ein hämisches Grinsen auf, "Schau Dir mal die ehrenwerten Leute an. Die sind alle reich. Die armen Leute haben kein Geld für Ehre." Er hob den Becher: "Auf die Ehre der Römer!"


    "Wegen der Handwerker schau ich mal bei Iunius Avianus rein. Der hat ja einen Steinbruch und einen Altarbauerbetrieb. Das sollte kein Problem sein. Und ich kenn da einen Malerbetrieb. Der hat Leute, die können die schönsten Götterbilder malen, glaub mir, da hast Du den Eindruck als stünden die leibhaftig vor Dir. Da macht das Opfern richtig Spaß."

  • Grmpf Aculeo schnaupte. Hör mir auf mit Göttinen...und schon gar nicht dass diese vor einem stehen. Du glaubst nicht wie schwer es ist eine zu finden. Entweder ist man nicht gut genug für sie oder sie spielen mit einem. Wenn ein Opfer reicht dann bin ich gleich dabei. Was heißt gleich dabei...der erste wäre ich. Aber genug davon. Iunius Avianus...kommt mir bekannt vor. Centurio bei den Cohorten?

  • "Is ja jut, Germanicus, wir machen uns gleich daran, die Knete einzusammeln. Ich wünsch Dir den Segen der Götter dabei. Ach nee, Du hast es ja nicht so mit den Göttern, also verlass Dich auf Dein eigenes Geschick."


    Plautus trank seinen Becher aus und zahlte die Zeche. "Nö, den Iunius Avianus haben sie inzwischen zum Tribunus befördert. Damit zählt er jetzt zu den ehrenwerten Leuten, gehaltsmäßig meine ich."


    Plautus erhob sich: "Ave, Germanicus, gehn wir mal Schnorren!"

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