Es war herzzerreißend den innerlichen Kampf des erfahrenen Kriegers zu sehen. Dieses Mal hatte er es mit einem Feind zu tun, gegen den er keine Waffen hatte. Der Feind war unsichtbar und heimtückisch. Und er hatte die Macht über Leben und Tod der kleinen Esquilina. Licinus musste ebeso wie Alpina, die sich alle Mühe gab, machtlos zusehen, wie Dea Febris ihre Krallenhände um den Brustkorb des kleinen Mädchens geschlossen hatte.
In seinem verzweifelten Kampf ergriff er zunächst schmerzhaft fest mit seiner Kriegerfaust die Hände der Hebamme, die diejenige der kleinen Esquilina zum Puls messen hielt. Dann als ihm bewusst wurde, dass Alpina mit ihrem Wissen und ihrem Können an eine Grenze stieß, spürte sie auch seine Hilflosigkeit. Erst kam ein sehr liebenswürdige Versuch die entmutigte Heilerin zu trösten, dann ein verzweifelter Hilferuf. Licinus herrschte erst die Hebamme, dann das im Fiberdelir liegende Kind an, nicht aufzugeben.
Und tatsächlich, Alpinas Agonie und Verzweiflung wich einem letzten Aufbäumen der Willenskraft.
"Du hast recht. So einfach machen wir es der dunklen Proserpina nicht. Noch muss sie auf Esquilina verzichten, noch ist nicht aller Tage Abend. Ich werde die Umschläge erneuern, die Dosis der Heilmittel im Trank erhöhen und wir werden gemeinsam mit Abklopfen und Umlagern veruchen, die Lunge besser zu belüften. Ich will und werde nicht aufgeben. Wenn du mir hilfst und an unserer Seite bleibst, wird Esquilina die Cirsis meistern und den Kampf gewinnen. Es kann und darf nicht anders sein!"
Alpina stand auf und sah dem Praefecus entschlossen in die Augen.
"Frisch ans Werk, Licinus! Du übernimmst das Abklopfen und dann lagere sie fast sitzend! Ich mache die Umschläge und den Trank fertig."
Es war kein Vorschlag sondern ein Befehl.