[Cubiculum] Wer reitet so spät durch Nacht und Wind...

  • Es war herzzerreißend den innerlichen Kampf des erfahrenen Kriegers zu sehen. Dieses Mal hatte er es mit einem Feind zu tun, gegen den er keine Waffen hatte. Der Feind war unsichtbar und heimtückisch. Und er hatte die Macht über Leben und Tod der kleinen Esquilina. Licinus musste ebeso wie Alpina, die sich alle Mühe gab, machtlos zusehen, wie Dea Febris ihre Krallenhände um den Brustkorb des kleinen Mädchens geschlossen hatte.
    In seinem verzweifelten Kampf ergriff er zunächst schmerzhaft fest mit seiner Kriegerfaust die Hände der Hebamme, die diejenige der kleinen Esquilina zum Puls messen hielt. Dann als ihm bewusst wurde, dass Alpina mit ihrem Wissen und ihrem Können an eine Grenze stieß, spürte sie auch seine Hilflosigkeit. Erst kam ein sehr liebenswürdige Versuch die entmutigte Heilerin zu trösten, dann ein verzweifelter Hilferuf. Licinus herrschte erst die Hebamme, dann das im Fiberdelir liegende Kind an, nicht aufzugeben.


    Und tatsächlich, Alpinas Agonie und Verzweiflung wich einem letzten Aufbäumen der Willenskraft.
    "Du hast recht. So einfach machen wir es der dunklen Proserpina nicht. Noch muss sie auf Esquilina verzichten, noch ist nicht aller Tage Abend. Ich werde die Umschläge erneuern, die Dosis der Heilmittel im Trank erhöhen und wir werden gemeinsam mit Abklopfen und Umlagern veruchen, die Lunge besser zu belüften. Ich will und werde nicht aufgeben. Wenn du mir hilfst und an unserer Seite bleibst, wird Esquilina die Cirsis meistern und den Kampf gewinnen. Es kann und darf nicht anders sein!"

    Alpina stand auf und sah dem Praefecus entschlossen in die Augen.
    "Frisch ans Werk, Licinus! Du übernimmst das Abklopfen und dann lagere sie fast sitzend! Ich mache die Umschläge und den Trank fertig."
    Es war kein Vorschlag sondern ein Befehl.

  • Sim-Off:

    Die "zwanzig Jahre jüngere" ist Alpina, nicht Esquilina, die ist mindestens 35 jahre jünger als Licinus


    Seine Ansprache hatte wohl gewirkt. Leben und Energie schienen erst in Alpinas Augen, dann in ihr Wesen und zuletzt in ihre Taten zurückzukehren. Anweisungen flossen ihr aus dem Mund und Licinus folgte umgehend in seinen Handlungen. Mit festen Schlägen klopfte er die schmale Brust des Mädchens ab. Stemmte dann ein Knie auf das Bett, schob seine Hände unter die schmächtigen Arme des Mädchens und richtete sie auf. Er zog sie ein Stück gen Kopfende des Bettes griff nach dem Kissen, dass er zwischen den Rücken des Mädchens und den Bettkopf. Sanft legte er den Körper in das Kissen und klopfte ihr erneut gegen die Brust. Ein erbärmliches Röcheln ertönte und Schleim tropfte aus Esquilinas Mundwinkeln.


    Er griff nach einem Tuch, das zu diesem Zwecke hier lag und wischte es hab. "Na, komm meine kleine Viktoria, du machst das. Du bist doch eine große tapfere Kriegerin, mmh? Auf Kleine!"

  • Die Nacht war lang und unruhig. Abwechselnd versorgten Alpina und Licinus die kleine Esquilina mit Wadenwickeln, Brustauflagen und Tränken. Dazu wurde sie wieder und wieder abgeklopft, damit sie den Schleim abhusten konnte. Gegen Morgen schlief die Kleine endlich ein. Die Atemzüge waren ruhiger, das Fieber gesunken. Alpina saß neben dem Bett auf dem Boden, den Kopf auf die Bettstatt gelegt und war eingeschlafen. Völlige Erschöpfung hatte ihr die Sinne geraubt. Sie bemerkte nichts mehr um sie herum.

  • Licinus hatte die ganze Nacht geschwankt. Zum einen hatte er mit sparsamen, mechanischen Bewegungen Alpinas Anweisungen ausgeführt, weder auf die Zeit, noch auf sonst etwas achtend. Dann wieder -- immer wenn er Esquilina anfasste -- hatte in seinem Hirn ein Schalter umgelegt und die tiefen Furchen in seinem unbewegten Gesicht waren weicher geworden und seine Augen hatten jenen liebevollen Ausdruck angenommen, der für das Kind allein bestimmt war. Dazwischen hatten er und Alpina sich gegenseitig Mut gemacht. Oder hatte nur er gesprochen?


    Als am nächsten Morgen Ruhe in Esquilinas Körper einkehrte war Licinus der glücklichste Mensch der Welt. Jetzt musste es aufwärts gehen. Er wollte sich gerade bei Alpina Rückversichern, als er sah, wie sie mit dem Kopf auf dem Bett eingeschlafen war. Er konnte jetzt nicht schlafen, also nahm er seinen Mantel vom Fußende des Bettes (wie war der eigentlich dahin gekommen) und legte ihn ihr über die Schulter. Noch immer lächelnd betrachtete er die junge Frau und das Mädchen. Sein Gefühl sagte ihm, dass jetzt alles gut werden würde und sein Herz ließ es nicht zu, einen anderen Gedanken zu fassen. Es war nach Sonnenaufgang, als er sich von dem Anblick der zwei Schlafenden losreißen konnte und zur Tür ging. Er konnte seinen Magen deutlich vernehmen, als er aus dem Krankenzimmer heraus trat und mit einem leisen Räuspern versuchte einen der Hausbewohner auf sich aufmerksam zu machen.

  • Irgendwann wachte Alpina davon auf, dass ihr der rechte Arm eingeschlafen war, weil sie den Kopf darauf gebettet hatte. Sie sah sich suchend um. Licinus war gegangen. Er musste ja schließlich zum Dienst. Der besorgte Blick galt nun Esquilina. Zum Glück hörte Alpina tiefe, gleichmäßige Atemzüge. Das Gesicht der Kleinen war noch immer sehr blass und man hörte immernoch brodelnden Schleim in der Lunge rasseln, aber das Fieber schien wieder gesunken zu sein.


    Alpina rappelte sich auf und machte sich sogleich daran, einen neuen Arzneitrank herzustellen. Später würde sie die Vibrationen auf dem Brustkorb fortsetzen und dem Mädchen helfen, den zähen Schleim loszuwerden. Doch eines hoffte die Hebamme: dass die Esquilina die Crisis gut überstanden hatte und von nun an auf dem Wege der Besserung war. Dea Febris hatte aufgegeben. Die Gebete und das gemeinsame Wirken des willenstarken Soldaten, der bemühten Hebamme und des Mädchens mit dem starken Lebenswillen schienen die Göttin überzeugt zu haben.


  • Neman, die Kinderfrau der Helvetier war unterwegs zu dem kleinen Raum, in dem sie ihre Herrin vermutete. Abrupt blieb sie stehen. Vor der Tür des Krankenzimmers stand ein Mann, den sie sogleich als den Vater des kleinen, kranken Mädchens erkannte, das Alpina zur Zeit pflegte. Er sah sich suchend um.
    "Salve", grüßte sie ihn. "Kann ich helfen?"

  • "Salve," grüßte Licinus und zögerte einen Moment, da er nicht wusste, wen er vor sich hatte. Anhand der Kleidung schloss er auf eine Sklavin. Das zögern räumte ihr einen Moment ein um ihren Namen zu nennen, bevor Licinus fortfuhr.
    "Sie hat es geschafft, Esquilina meine ich" erklärte trotz ermattender Müdigkeit freudestrahlend.
    "Aber ja, du könntest. Ich habe Hunger. Und Susina Alpina vermutlich auch, auch wenn sie am Krankenbett eingeschlafen ist. " und außerdem fügte er nach einem Moment hinzu
    "Und außerdem: Wo finde ich hier die Latrine?"


  • Neman


    Die Kinderfrau freute sich sichtlich als der Praefectus, der nun schon seit einigen Tagen immer wieder Gast im Hause war, ihr berichtete, dass die kleine Esquilina über den Berg war. Sie konnte sehen wie erschöpft der Mann war.
    "Es freut mich, das zu hören, Praefectus Iulius Licinus. Ich bin Neman, die Kinderfrau der Helvetier. Und selbstverständlich organisiere ich euch eine Mahlzeit. Wenn du die Latrine suchst, folge mir. Ich führe dich dorthin."


    Neman lief voraus. Während er sich erleichterte, ging sie in die Culina und bereitete mit Gwyn eine kräftigende Mahlzeit für alle drei. Wenig später trug Liam einen Tisch in das kleine Krankenzimmer. Darauf stellten Gwyn und Neman Obst, einen kräftigen Puls, ein wenig Brot, Käse und gekochte Eier dazu je eine Kanne mit heißem Kräutertrank und Milch.


    Alpina hatte sich gewaschen und frisiert. Sie erschien in einer frischen Tunika. Erfreut sah sie auf den gedeckten Tisch. "Oh, das ist aber lieb von euch!", sagte sie zu den Sklavinnen, wurde aber gleich darauf hingewiesen, dass sie das üppige Frühstück dem Praefectus zu verdanken hatte. Die Kräuterfrau lächelte. Er musste genauso erschöpft sein wie sie. Alpina stellte ihm einen Faltschemel hin und ließ sich selbst auch auf einem nieder. Dann wartete sie auf die Rückkehr des Iuliers.

  • Licinus verbrachte nicht viel Zeit auf der Latrine, zu der ihn Neman geführt hatte. Diese Orte waren für ihnn nie ein Ort längeren Aufenthalts gewesen und er verstand nicht wieso so viele Soldaten ihre Zeit verlängerten, indem sie halbe Romane an die Wände pinselten. Er erledigte sein Geschäft und reinigte sich, dann verließ er die Latrine und fühlte sich schon ein klein wenig besser.


    Er blickte sich um und fand den Weg zurück ins Atrium, wo ihn jemand weiter ins Krankenzimmer winkte, dort habe man das Essen hingebracht.


    Er wunderte sich für einen Augenblick, schließlich ging er von zwei schlafenden Personen darin aus, folgte dann aber und betrat das Zimmer so leise er konnte. Nur um Alpina bereits am Tisch zu sehen, vergeblich gewundert, dachte er bei sich. Denn er war sich sicher, dass Esquilina wie ein Stein schlafen müssen.


    "Du bist auf", stellte er das Offensichtliche fest und setzte sich an den kleinen Tisch. Mechanisch nahm er sich von dem Puls zerkleinerte ein Ei hinein und rührte um. Und rührte. Er konnte nicht Essen, bevor er nicht gehört hatte, dass nun alles gut werden würde, aber er konnte auch nicht danach fragen. Also saß er den Blick auf Alpina gehaftet da und rührte.

  • Esquilina schlief noch. Dennoch war davon auszugehen, dass sie bald wach werden würde, wenn sie die Stimme ihres Ziehvaters vernahm. Alpina freute sich, den Praefectus zu sehen. Als er sich setzte und begann sich ein Frühstück zu nehmen, deutete sie auf die schlafende Kleine.
    "Sie schläft sich gesund. Ich gehe davon aus, dass Esquilina hungrig sein wird, wenn sie erwacht. Sie hat die Krise überstanden. Es sieht so aus, als wenn sie das Schlimmste vorüber ist."


    Alpina lächelte dem Praefectus zu. "Danke für deine Hilfe und für den notwenigen Schubs, als ich am Verzweifeln war. Ich glaube, er war notwendig damit ich mich auf das Wesentlich konzentrieren konnte."


    Hinter ihr war ein leises Stöhnen und dann ein Gähnen zu vernehmen. "Sie wird wach, Licinus!" Alpina flüsterte, obwohl es gar nicht mehr nötig war. Sie drehte sich zum Krankenbett des Mädchens um.

  • "Nicht du bist es die zu danken hat", steltle Licinus noch einmal mit einem erleichterten Lächeln fest.
    Als er die Geräuchte hörte drehte Licnius sich langsam zu dem Bett, als ob eine heftige Bewegung dem Kind schaden könnte, oder besser noch, als ob sie eine Blase zum platzen bringen würde.


    Zögerlich klapperten die schlaftrunkenen Augenlider und die eingefallenen Wangen streckten sich zu einem erneuten Gähnen.
    "Esquilina? Hörst du mich?" fragte -- das hieß hauchte Licinus seine Frage.
    Das Mädchen öffnete die Augen und für einen Moment gab es nur das Kind, den Ziehvater und den Blick den sie tauschten. Sogar Alpina, die direkt neben ihnen war, hatte Licinus vergessen. Bis Esquilina ihn wieder ins hier udn jetzt zurückholte waren nur zwei vielleicht drei Sekunden vergangen, doch Licnius kam es wie Minuten vor. Dann formten ihre Lippen leise aber verständlich die folgenden Worte, während beinahe sowas wie ein schwaches freudiges Lächeln in ihren Mundwinkeln erschien.
    "Marcus... schön..." sie machte eine Pause in der Licinus an das Bett trat und den Kopf des Mädchens an seine Schulter drückte. Ein paar dicke Freudentränen nässten das dunkle Haar. Dann spürte er ein sanfters Ziehen an dem Ärmel seiner tunica "Marcus, ich hab Hunger!"
    "Natürlich!" er wandte sich an Alpina um Anweisungen. "Was darf ich ihr geben, Susina Alpina?"
    "Pina!" wiederholte auch das Kind, zu dem der Name durchgedrungen war. Ein wenig verwirrt sah sie drein. "Nicht blond?"

  • Es war ergreifend zu sehen wie Esquilina und ihr Ziehvater glücklich waren, dass sie diese schwere Prüfung gemeinsam gemeistert hatten. Alpina nahm sich gerne eine Weile zurück und beobachtete die Szene. Dann konnte sie hören, wie das Mädchen zur Freude beider Erwachsener ihren Hunger anmeldete. Lächelnd antwortete sie.
    "Ich habe schon einen kräftigendem Puls vorbereiten lassen. Neman wird ihn uns bringen."


    Dann konnte Alpina hören, wie Esquilina sie mit ihrer Freundin verwechselte. Sie lächelte als die Kleine feststellte, dass sie nicht blond war.
    "Nein, blond bin ich nicht, Esquilina. Aber ich hoffe dennoch, dass du auch in mir bald eine Freundin sehen wirst. Ich jedenfalls freue mich sehr, dass es dir besser geht."
    Sie streichelte der Kleinen zärtlich über den Arm.

  • "Danke dir. Hörst du, gleich bekommst du was zu essen", gab er die Information weiter. Esquilina hatte zwar eigene Ohren, aber was sollte es.


    Esquilina legte das Köpfchen schief, wie sie es immer tat, wenn sie scharf nachdachte. Und das war anstrengender als sonst, das merkte sie. Das Kind versuchte sich zu konzentrieren.
    "Du warst immer hier. Hab mit dir geredet. Du warst blond" stellte sie ein zweites Mal fest, offensichtlich spielte ihr die Erinnerung hier einen Streich. Während sie redete griff sie mit der Hand nach der streichelnden an ihrem Arm. Treuseelig blickte sie der Hebamme von unten in die Augen. "Egal. Du hast mich gesund gemacht."
    Ohne es das es explizit ausgesprochen wurde war dies eine Bestätigung, dass Esquilina mit einem großen Herzen gesegnet, auch Alpina als Freundin sehen wollte.

  • Liebevoll betrachtete die Hebamme das kleine Mädchen. In wenigen Jahren würde ihre Ursicina bestimmt ebenso unwiderstehlich süß sein, wie Esquilina. Alpina widersprach nicht mehr, als die Kleine sie unbedingt blond gesehen haben wollte. Dea Febris war eine Wandlerin und Gauklerin, sie verwirrte die Sinne. Weiter den Arm der Kleinen streichelnd, korrigierte Alpina die letzte Aussage.
    "Nicht ich habe dich gesund gemacht, die Götter entscheiden über Leben und Tod. Dein Ziehvater hat den Göttern geopfert für deine Genesung. Und diese haben in ihrer Gnade dein junges Leben verschont. Ich habe den Göttern nur meine Hände geliehen und dein Ziehvater auch."
    Alpina ahnte, dass Licinus Apollo Grannus geopfert hatte, doch da sie es nicht sicher wusste, sprach sie allgemein.
    "Du wirst dich noch eine ganze Weile schonen und leider auch noch ein paar Tage das Bett hüten müssen. Dann aber kannst du wieder fröhlich herumspringen."

  • Esquilina biss sich kurz auf die Zungenspitze. Natürlich hatten die Götter sie gesund gemacht, schon klar, aber den Göttern dankbar zu sein war schwer für sie. Nicht wegen ihres bisherigen Lebens, das an Schicksalsschlägen reich war. Nein das Problem war elementarer. Die Götter waren fern und mächtig, da war es schwer Dankbarkeit wirklich zu zeigen und so zeigte sie lieber Alpina und natürlich Licinus.


    Irgendwann kam dann der puls und Licinus sah seiner Ziehtochter beim Essen zu. Sie war schwach, aber strahlte eindeutig Leben und nciht mehr Krankheit aus. Nach dem Essen wurde sie schläfrig und Licinus vereinbarte mit Alpina, sie noch über den Tag hier zu lassen. Er würde sie am Abend abholen und zurück in sein eigenes Haus bringen.


    ~~~


    Als er dann am Abend in das Haus kam, wartete Esquilina schon angezogen und dick eingepackt in den kleinen Cubiculum, Licinus umarmte sie herzhaft und steckte ihr zwei Kirschen in den Mund, die er irgendwo aufgetrieben hatte. Dann gab es eines noch zu klären.
    "Susina Alpina, ich danke dir. Ohne dich wäre mein kleiner Augenstern jetzt nicht mehr unter uns. Schickst du mir die Rechnung bitte in die castra. Und Susina, keine falsche Bescheidenheit, was die Rechnung angeht," für einen Moment sah Licinus die junge Frau sehr streng an, da er befürchtete, dass sie zu jenen Menschen gehörte, die für ihre Dienste weit weniger verlangten, als sie verdienten. Er wollte noch hinzufügen, dass jede Summe geringer war, als Esquilinas Leben wert, aber er unterbrach sich vorher.

  • Es war schön, Esquilina bei der Mahlzeit zuzusehen. Auch wenn sie noch schwach war, würde sie doch wieder ganz genesen.




    Der Abschied von der kleinen Esquilina fiel der Hebamme sichtlich schwer. Gemeinsam mit Licinus hatte sie viele Stunden an ihrer Seite verbracht. Die Kleine war ihr ans Herz gewachsen, die Freude groß, dass Esquilina genesen war. Lächelnd sah sie wie der Praefectus Alae seinem Ziehkind die Kirschen in den Mund steckte. Als er Alpina dann auf die Bezahlung ansprach, nickte sie gehorsam. Vor allem seinem strengen Blick wegen. Er würde niemals eine Rechnung erhalten. Das Leben der Kleinen und jedes Lächeln, das sie Alpina geschenkt hatte, war Dank genug für die Kräuterfrau.


    Stattdessen drückte sie den aufrechten Soldaten mit einer kurzen, freundschaftlichen Umarmung und sagte.
    "Pass gut auf sie auf, Marcus Iulius Licinus. Wir beide wollen doch gemeinsam ihre Hochzeit feiern, oder nicht? Ich erwarte eine Einladung!"


    Damit zwinkerte sie erst dem Praefectus und dann dem kleine Mädchen zu. Alpina ging in die Hocke und drückte Esquilina an ihr Herz.
    "Ich hoffe, du kommst mich mal besuchen, wenn du wieder ganz gesund bist? Dann stelle ich dir meine Tochter Ursi vor. Sie ist erst eineinhalb Jahre alt aber ich hoffe, dass sie auch mal ein so hübsches und liebes Mädchen wird wie du, Esquilina. Die Götter mögen dich behüten!"

  • Hätte Licinus gewusst, dass die Hebamme nicht beabsichtige ihm eine Rechnung zu schicken, er hätte wohl ein paar deutliche Worte schlucken müssen. So aber konnte er Susina Alpinas Freundlichkeit genißen, respektive sich von der Umarmung etwas aus dem Konzept bringen lassen. Zwar waren die Zeiten in denen die pure Anwesenheit einer Frau stets die Gefahr barg ihn vollständig aus dem Konzept zu bringen lange vorbei, aber Umarmungen gehörten nun nicht zu seinen täglichen Umgangsformen -- von Esquilina mal abgesehen und die war ein Kind. Wer sie also beobachtete erkannte, dass Licinus nicht wusste, wohin mit seinen Armen und die Schattierung des Rot in seinem Gesicht für einige Augenblicke zwischen der Freude um Esquilina und der Verwirrtheit ob der Umarmung hin- und herflackerte.


    "Das kann gerne noch ein paar Jahre warten", murmelte er ganz der Vater der die einzige Tochter nicht hergeben mochte, aber immerhin machte dies es ihm möglich sich wieder zu fangen und er erklärte wieder ganz freimütig. "Aber wenn es so weit bist, wirst du selbstverständlich eingeladen werden. Das verspreche ich dir."


    Esquilina hörte die Worte über ihre künftige Hochzeit zwar, aber damit was anfangen konnte sie noch nicht so recht. Bei ihr heirateten wenn überhaupt nur Puppen. Bei den Soldaten waren Hochzeitsfeiern ja nun wirklich selten. Das Kompliment hörte sie dagegen ganz genau und freute sich sehr. "Danke, ich komme ganz bestimmt!" versprach sie feierlich und dachte erst einen Moment später daran nachzufragen: "Darf ich, Marcus, bitte?" Licinus nickte. Natürlich hätte er es nicht verboten, und das obwohl Esquilina sogar auf Schmollmund und Kulleraugen verzichtete. Dafür war sie noch nicht wiederhergestellt genug.
    "Und mit dir!" wünschte Esquilina zurück und Licinus ergänzte "Das sollen sie sein. Und wenn es jemals etwas gibt, wobei ich dir von Hilfe sein kann, Susina Alpina, so sag es mir. Ich schulde dir etwas und nicht grade wenig. Vale benissime!"
    Sein rechter Arm zuckte kurz, als er reflexhaft salutieren wollte, aber das ging mit Kind auf dem Arm nicht. Stattdessen griff Esquilina nach Alpinas Oberarm und drückte ihn kurz, dann verließen die beiden Iulier die Susinerin und kehrten in die castra zurück.

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