Cubiculum - Marcus Iunius Crassus (und Marsa)

  • ~ Hier befindet sich das Cubiculum des Marcus Iunius Crassus und seiner Zwillingsschwester Iunia Marsa ~


    Langsam wurde es eng in der Domus Iunia, zumindest verglichen mit der Lage von vor ein paar Monaten, als gerade mal Axilla mit ihren Söhnen das Haus bewohnt hatte. Erstaunlich viele Bewohner waren seitdem hinzugekommen, sodass Dicon, seit neuestem das Mädchen für alles unter den Haussklaven, froh war, die eben erst aus Baiae angekommenen Zwillinge in ein gemeinsames Zimmer stecken zu können, denn wer wusste schon, wann der rege Zulauf wieder ein Ende finden würde. Folglich erhielten die beiden ein Zimmer, das groß genug war für zwei bequeme Betten, dazu zwei Truhen für die Habseligkeiten der beiden, Sitzgelegenheiten, Beistelltischchen und einen dekorativen Teppich mit einem Muster aus Ranken und geometrischen Formen - den die Kinder besser nicht vollkleckerten und versauten, dachte sich der Sklave noch, als er mit dem Finger über das Kopfende eines der Betten fuhr. Kein Staub, alles hergerichtet, perfekt. Dann passte ja alles und die Kinder konnten sich in ihrem neuen Zuhause ausbreiten.

  • Wohlgemut und erwartungsfroh marschierte Agricola an diesem sonnigen Morgen auf das Cubiculum der iunischen Zwillinge zu. Heute ging es auf den Markt. Endlich. Die geplante Exkursion mit Aesara hatte sich um zwei Tage verschoben, und die waren auch nötig gewesen, um bei allen Bewohnern der Domus Iunia nacheinander vorstellig zu werden. Gemeinsam eingenommene Ientaculi und Cenae schienen hier bislang nicht zu den Alltagsbräuchen zu gehören, zudem waren alle Iunii immer irgendwie schwer beschäftig, einige davon, so etwa Avianus und Vitulus verbrachten gar den Großteil des Tages außer Haus. Entsprechend langwierig hatte sich seine Einführung dann auch gestaltet. Nun aber lag diese zunächst etwas angsteinflößende Hürde hinter ihm, was ihn weit mehr erleichterte, als er sich anmerken ließ. Nicht einmal die Aussicht darauf, die Gesellschaft der aparten Küchensklavin mit dem quirligen Crassus und seiner Schwester Marsa teilen zu müssen, vermochte seine aufgeräumte Laune zu trüben. Sich der beiden anzunehmen gehörte schließlich zu seinen neuen Aufgaben, wenngleich er sich noch nicht sicher war, ob sein Talent als Ziegendompteur auch bei zehnjährigen Kindern verfangen würde. Egal. Hauptsache eine sinnvolle Aufgabe.
    „He, ihr beiden!“, rief er anklopfend durch die Tür, „Ich bin’s, Agricola! Seid ihr fertig?“ Jetzt konnte er nur hoffen, dass sich Nysa, diese vertrocknete alte Eidechse von Amme, nicht auch noch anschließen wollte.

  • Aus dem Inneren drang ein lautes Poltern, dann hörte man eine verärgerte Stimme.
    “Blöder Kerl! Jetzt kann ich alles wieder einräumen!“ - das war Marsa - “Warum stellst du deine Truhe auch mitten in den Raum! ... Ähm, Agricola? WIR KOMMEN!“ - offensichtlich Crassus, es polterte erneut, dieses Mal etwas leiser. Dann öffnete sich die Tür und der junge Iunier trat heraus. “Ich glaube Marsa brauch noch etwas Zeit...“ meinte er mit einem schelmischen Grinsen.
    “Warum musst du immer so ein Chaos hinterlassen! Hmpf!“ Marsa gab Crassus einen Stoß mit dem Ellbogen, als sie heraustrat. Dann sah sie mit aufhellender Mine zu Agricola. Endlich jemand, der erwachsener war als ihr Bruder... und er sah auch noch gut aus!
    “Salve, Agricola.“
    Crassus sah sich kurz nach Nysa um... niemand zu sehen.
    Der Ausflug zum Markt war im Grunde das erste mal, dass er und Marsa Gelegenheit bekamen, herauszukommen.
    Er freute sich schon. Umso mehr da Nysa sie zum ersten mal fast alleine losziehen ließ.

  • Es dauerte nicht all zulange, bis die Zwillinge aus ihrem Gemach gewuselt kamen. Ordentlich gekleidet, offenbar bestens gelaunt und vor allem ohne die alte Schabracke im Schlepptau. Sehr gut. Dann konnte es im Grunde schon los gehn’. Ob es wohl angebracht war, vorher noch ein paar mahnende Worte an die beiden zu richten? Sie dazu anzuhalten, sich zu benehmen vielleicht oder eine kleine Schauermär über das unfassbar schreckliche Schicksal von unfolgsamen Kindern, die im Gewimmel der Urbs verloren gingen, weil sie sich zu weit von ihrer Aufsichtsperson entfernt hatten? Nein. Derlei lag ihm nicht. Diesen nervtötenden Mist hatte er sich selbst noch bis vor kurzem ständig anhören müssen. Zehnjährige waren schließlich keine Wickelkinder mehr, und hatten selbst einen Kopf, um zu denken. Zumindest was Crassus betraf, setzte Agricola das einfach mal voraus. Bei Marsa dagegen war er da nicht ganz so sicher. Die blickte ihn an wie ein Lämmchen, und schien auch sonst etwas verträumt zu sein.


    „Salvete.", grüßte er Base und Vetter nickend. "Dann wollen wir Aesara mal nicht länger warten lassen. Nur eins noch vorneweg. Ich kenn mich in der Urbs genauso wenig aus wie ihr. Also bitte. Tut mir die Liebe, und verliert Aesara nicht aus den Augen, ja?“ Grinsend fügte er noch hinzu: „Und ich werd mich derweil bemühen, euch nicht aus den Augen zu verlieren. Das kriegen wir doch hin, oder?“

  • Crassus und Marsa hörten Agricola aufmerksam zu und nickten als er geendet hatte beide bestätigend. Immerhin war ihr Vetter nicht so penetrant-eindringlich wie Nysa. Die Amme hätte den Beiden womöglich noch allerlei Schauergeschichten und Benimmregeln mit auf den Weg gegeben. Wenn die Beiden überhaupt hätten gehen dürfen. Aber Nysa traf sich offenbar mit jemandem, der die Zwillingen unterrichten sollte. Die Geschwister sahen sich einen kurzen Augenblick an, in stummer Übereinkunft, dass der Tag heute vielleicht doch ganz unterhaltsam werden könnte...
    "Wir halten am Besten nach auffälligen Wegmarken ausschau - dann finden wir auch zurück, wenn etwas dazwischenkommt..." meinte Crassus, während sie sich langsam auf den Weg machten. So hatte er in Baiae schon einmal zurück nach Hause gefunden.
    Aber wie war das hier in Roma? Der Hinweg zur Domus war schon verwirrend gewesen...
    "Vielleicht gibt es ja irgendein auffälliges Gebäude bei dem wir uns im Notfall wiederfinden könnten?" schlug Marsa vor.

  • „Guter Plan.“, nickte Agricola anerkennend. Auf den Kopf gefallen waren seine jungen Verwandten nicht, so viel stand schon mal fest. Zwar hatte er so seine leisen Zweifel daran, ob ihnen Marsas’ Vorschlag im Ernstfall wirklich weiterhelfen würde, denn eines hatte er trotz demonstrativem Desinteresse schon auf seinem ersten Gang durch die Urbs festgestellt: Auffällige Gebäude waren in Roma die Regel, nicht die Ausnahme. Dennoch war die Strategie der beiden immer noch besser als alles, was ihm selbst bislang dazu eingefallen war.


    „Genau so machen wir’s. Ist ja auch bloß für den Fall, dass wir Aesara verlieren .. oder sie uns. Wir können sie ja schlecht an die Leine legen.“ Obwohl, die Vorstellung hatte schon was. „Wie wär’s damit: Der erste, der eine wirklich wirklich einprägsame Wegmarke erspäht, bekommt ein Mandelküchlein oder ein paar Pfeffernüsse .. irgend sowas eben.“ Dafür würde seine Barschaft auch noch reichen. „Nun denn, ihr zwei. Dann gehen wir mal langsam runter. Muss noch jemand auf die Latrine?“

  • Crassus spähte durch den Türspalt. Nichts war zu vernehmen.
    “Niemand zu hören...“ flüsterte er leise.
    Marsa trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    “Dann los, hoffentlich gibt es noch was in der Culina... ich hab Hunger.“
    Leise, bis auf ein leichtes knarzen, schwang die Tür weit genug auf, damit die Zwillinge hinausschlüpfen konnten.
    Crassus schlich vor während Marsa, sich immer wieder umschauend, folgte.
    “Warum isst du nicht abends genug? Gab doch einiges...“ Crassus war müde, aber was tat man nicht alles für seine Schwester...
    Die Beiden stapften leise durch das Atrium, an der Bibliotheca vorbei ins Peristylum. Marsa stoppte kurz und sah zurück.
    “Hörst du das.... ?“ flüsterte sie.
    Crassus lauschte angestrengt.

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