[Triclinium] Wahlkampfmodus - Gespräch mit Kaeso

  • Es war mehr als deutlich, dass das gesamte Haus inklusive dem Haushalt mit allen Bewohnern und Bediensteten komplett in den Wahlkampfmodus eingetreten war. Grade kam ein Mann mittleren Alters aus dem Triclinium heraus und musterte den jungen Mann, der ihm da grade entgegenkam, ging dann aber seines Weges, sodass Kaeso nun in den großen Raum am anderen Ende des Hauses treten konnte.


    Dort standen mitten im Raum zwei freie Stühle, dazwischen ein Beistelltisch. An der Stirnseite sah man die drei großen Klinen, die für Cenae bereitgestellt, für die Gespräch am Abend aber nicht gebraucht wurden. In einer Ecke stand Curio in einer Tunika mittlerer Preisklasse - bei diesen eher informellen Gesprächen zu Hause legte er eher Wert auf Bequemlichkeit, denn auf hohen Status. Auf dem Forum trug er freilich immer die unbequeme Toga aber zu Hause musste das ja nicht unbedingt sein -, schaute aus dem großen Fenster nach links in den Garten hinaus und knabberte an einem Kanten Brot, in einer anderen Ecke saß Acanthos, der Scriba Personal des Helvetiers an einem massiven Holztisch und ging grade eine Tabula durch. Als Curio das Räuspern Liams hörte, der Kaeso ins Triclinium geführt hatte, drehte er sich um und blickte in das Gesicht des jungen Mannes, der ihn am Mittag auf dem Forum angesprochen hatte.


    Kaeso für seinen Termin bei dir.


    sagte der Brite knapp, verließ den Raum und zog die schweren Vorhänger hinter sich zu. Curio nickte, ging auf den Mann zu und reichte ihm die Hand.


    Danke, Liam. Guten Abend, Kaeso. Setz dich doch bitte.


    Er deutete auf den freien Stuhl, setzte sich derweil selbst hin und betrachtete sein Gegenüber mit offenem Interesse. Acanthos hatte derweil bereits eine neue, noch leere Tabula gezückt und machte sich bereits, die Kernpunkte des nächsten Gesprächs mitzuschreiben.

  • Wenn mich jemand beobachtete, würde er sich sicherlich ein grinsen verkneifen müssen. Wie ein kleiner Tollpatsch stolperte ich mit geöffnetem Mund hinter dem
    Ianitor her. Noch nie hatte ich eins von diesen Häusern betreten. Um mir vorzustellen wie es in solchen Häusern aussah fehlte mir einfach die Vorstellungskraft.
    Vor lauter Staunen hatte ich die beiden Männer, die sich im Raum befanden, auch zuerst gar nicht bemerkt. Erst als der Ianitor mich anmeldete und der Helvetier mich begrüßte kam ich einigermaßen zur Besinnung. Dennoch die Aufregung hatte sich nicht gelegt, eher das Gegenteil. So kam es, das ich nur auf einer Ecke des angebotenen Stuhles platz nahm. Der prüfende Blick steigerte meine Aufregung. Unruhig rutschte ich schon schnell auf meiner Stuhlecke herum und senkte den Blick. Jetzt wusste ich nicht weiter, alles war vergessen was ich sagen wollte. Ich hatte doch noch nie so ein Gespräch geführt. Es war einfach bei Händler oder auf dem Markt sich für kleine arbeiten anzubieten, doch sich für eine feste Stelle zu bewerben und dann bei einem aus der Oberschicht, dass war schon etwas ganz anderes.

  • Curio musterte den Jungen. Er schien nervös zu sein, saß auch nur so halb auf seinem Stuhl, senkte den Blick. Die Erinnerung kam dann, er selbst mit seinem großen Bruder im Haus des petronischen Pontifex, um dot um eine Anstellung als Discipulus im lokalen Cultus Deorum und im Tempel des Apollo Grannus Mogon zu bitten. Nur dass der Petronier ihm und seinem Bruder damals keinen Stuhl angeboten hatte. Aber gut, hier waren sie halt in der Casa Helvetia und Curio hatte nur wenig Lust, den Jungen stehen zu lassen, schließlich waren sie hier nicht auf dem Sklavenmarkt.


    Als nach einer kurzen Pause nichts kam, kräuselte Curio die Stirn. Auch er hatte kaum Erfahrung mit solchen Gesprächen, oder besser gesagt: Er hatte selbst immer auf der anderen Seite gesessen. Wie hatte er sich dabei immer gefühlt? Natürlich war er nervös gewesen. Immer.


    Nun, Kaeso, du hast mich heute Mittag um eine Anstellung gebeten. Vielleicht möchtest du mir ja etwas über dich erzählen. Du heißt also Kaeso. Wie alt bist du und woher stammst du?


    Der Eröffnung folgte ein aufmunterndes Lächeln. Allerdings hatte der junge Helvetier auch schon einen langen Tag hinter sich, weshalb er nicht dafür garantieren konnte, dass es nicht auch ein kleines bisschen schief würde.

  • Fast schon dankbar hob ich den Blick und straffte den Körper, denn nichts schien mir erdrückender zu sein als erwartungsvolle Stille. Auf die Fragen des Helvetiers nickte ich, um dann vor Aufregung fast zu vergessen den Rest der Fragen zu beantworten. Gerade noch rechtzeitig kam ich zur Besinnung und fing unsicher an. „15 nein fast 16 Jahre, ja und aus Rom komme ich.“ Die Hände über die Oberschenkel reibend fuhr ich fort:“Seit Herbst Herbst bin ich hier, hätte ich gewusst, nein besser mir vorstellen können wie schrecklich und kalt hier die Winter sind wäre ich nie gekommen.“ ….. Nach einer Pause, „doch ich wollte unbedingt ein neues Leben anfangen,.... vielleicht sogar wenn es sich ergeben würde etwas lernen...... Nur ich hatte und habe das Problem, ich weiß nicht wie. Wie soll ich es anfangen? Wer hilft einem wie mir schon wirklich?.... Doch dann, dann hörte ich deine Rede und ich sah es als eine Art von Zeichen.“ Abermals rieb ich meine feuchten Handfläche über die Oberschenkel. „Ich lerne schnell und habe immer versucht ehrlich zu sein.“ Dies war die Wahrheit, es war mir weit gehendes auch geglückt, auch wenn es manchmal wirklich hart war.
    Jetzt konnten mir nur noch die Götter helfen, dass dem Mann etwas gescheites einfiel, darum fügte ich nur noch kurz hinzu: „Bitte du bist meine letzte Hoffnung.“

  • Curio hatte Besuch und anfragen lassen ob Alpina an dem Gespräch teilnehmen wollte. Sie hatte jedoch noch eine Kundin in der Taberna Medica beraten müssen. Deshalb kam sie ein wenig spät zu der Unterredung.
    Sie klopfte und trat ein, als man sie aufforderte. Überrascht sah sie den Gast ihres Schwagers. Es war noch ein Junge, vielleicht gerade dem Kindesalter entwachsen. Neugierig betrachtete sie den Jungen.
    "Salve, mein Name ist Susina Alpina. Ich bin die Schwägerin von Iullus Helvetius Curio und betreibe die Taberna Medica hier. Es freut mich dich kennenzulernen. Wie ist dein Name?"


    Sie sah von Curio zu dem Jungen und war gespannt wer von beiden zuerst das Wort ergreifen würde.

  • Curio hörte den Erklärungen Kaesos interessiert zu. Er war 15 Jahre, stammte aus Rom und war seit Herbst hier in der Provinz. Er wollte ein neues Leben anfangen, wobei sich Curio natürlich gleich die Frage stellte, was an seinem alten Leben in Rom so schlimm gewesen war, dass er hierher in die die Provinz gekommen war. Schließlich kamen nur die wenigsten Menschen aus Rom freiwillig in die nördlichen Provinzen. Dass der Junge zudem durch den Winter überrascht wurde, war für Curio keine Überraschung. Grade der aktuelle Winter war besonders hart gewesen, insbesondere auch für die Menschen, die aus dem Süden gekommen waren. Allerdings stolperte Curio über einen weiteren Satz: Er hatte versucht ehrlich zu sein. Das implizierte ihm, dass er es nicht immer geschafft hatte, ehrlich zu leben - und Curio hoffte jetzt erstmal, dass das unehrliche Leben nicht eher die Regelfall gewesen war, aber das konnte er ja auch noch erfragen.


    Der junge Helvetier wollte grade weiterfragen, als die schweren Vorhänge zu rascheln begangen, was er erstmal nur in den Augenwinkeln wahrnahmen, sie dann aber beiseitegeschoben wurde und Alpina zum Vorschein kam. Curio blickte auf.


    Ah, Alpina, sehr gut, dass du dazukommst.


    sagte er mit einem Lächeln, erhob sich und brachte seiner Schwägerin einen der freien Stühle, den er neben seinen Stuhl stellte.


    Unser Gast hier heißt Kaeso. Wir sind grade dabei, uns ein wenig kennenzulernen, da er Arbeit sucht. Setz dich doch zu uns.


    erklärte der junge Helvetier, setzte sich und blickte dann wieder den Jungen an.


    Nun, du sagst du kommst aus Rom. Was bringt dich grade hier in nach Mogontiacum? Wo wohnst du im Moment? Und wenn du tatsächlich eine Anstellung suchst, würden mich erstmal noch deine Fähigkeiten interessieren. Wie sieht es mit Lesen und Schreiben aus?


    Darauf, dass der Junge sagte, er sei seine letzte Hoffnung, ging Curio erstmal nicht ein. Allerdings musste sich der junge Helvetier eingestehen, dass er sich durchaus dafür interessierte, ihm irgendwie weiterzuhelfen. Denn sein Status

  • Zuerst dachte ich nichts dabei, als die Schwägerin eintrat, doch als sie aufgefordert wurde sich dazu zu setzen, wurde mir ganz mulmig. Vor Schreck vergaß ich ihren Gruß zu erwidern und spürte wie mich Panik ergriff. Mein erster Gedanke war aufzuspringen und raus zu rennen. Im letzten Moment unterdrückte ich dies mühsam und merkte wie sich meine Hände an den Stuhlsitz klammerten.
    Was dann kam war noch schlimmer, mein Versuch ehrlich zu sein erwies sich anscheinend als Fehler. Warum hatte ich nicht einfach eine Geschichte erfunden, dafür war es nun zu spät, aber sollte ich wirklich alles erzählen? Zweifelnd schaute ich die beiden an und versuchte den Kloß im Hals hinunter zu schlucken. Was erwartete mich nun? Der Kerker?


    Nach dem ich noch einmal tief Luft geholt hatte begann ich mit meiner Lebensbeichte.
    Ich erzählte von meinem Leben in Rom von meiner Familie und ihren Problemen, von dem was ich gemacht hatte und wie es dazu gekommen war, dass ich in Mogontiacum gestrandet war.
    „Nun und übernachtet habe ich in einem Lagerschuppen, natürlich mit dem Einverständnis des Besitzers, er meinte, wenn ich dort übernachten würde, könnte ich damit seinen Besitz schützen. Er gab mir sogar warme Decken." Gerade wollte ich meinen Bericht beenden, als mir noch etwas einfiel. „Ach ja, und schreiben und lesen kann ich, ehm ja, ein wenig, aber ich würde es gerne richtig lernen.“
    So nun war es raus, jetzt würde der Helvetier bestimmt jemanden rufen, der dann die Stadtwache holen sollte. Mit gesenktem Kopf erwartet ich das Urteil.

  • Curio war überrascht, dass die hinzukommende Alpina, die ja nun wirklich nicht angsteinflößend oder gar bedrohlich. Und dennoch musste der Junge offenbar Halt an seinem Stuhl suchen. Dann fing er an, zu erzählen und Curios Stirn legte sich mehr und mehr in Falten. Er hatte seinen Vater getötet. Wohl, weil dieser Mutter und Schwester des Jungen in betrunkenem Zustand beinahe totgeschlagen hätte, aber er hatte seinen Vater getötet. Nach Kaeso geendet hatte, fehlten dem jungen Helvetier die Worte und er blickte stattdessen zu Alpina hinüber. Er konnte doch keinen Vatermörder anstellen, geschweige denn in sein Haus aufnehmen. Aber warum hatte der Junge die Geschichte nicht einfach für sich behalten? Es war praktisch unmöglich, ihn hier ausfindig zu machen und selbst, wenn es jemand schaffen würde, hätte er immer noch alles abstreiten können. Aber jetzt? Fragend ruhte sein Blick auf seiner Schwägerin. Sie war etwas älter, hatte einiges in Germanien durchgemacht und Curio bildete sich ein, dass sie deutlich mehr Lebenserfahrung gesammelt hatte, als er.

  • Wäre eine Wand in meiner unmittelbaren Nähe gewesen, so hätte ich meinen Kopf gegen diese gedonnert. Nicht nur einmal, nein wieder und wieder. Wie konnte ich nur so einfältig oder eher naiv sein hier alles von mit Preis zu geben? Warum hatte ich nicht einfach etwas erfunden?
    Ein kurzer Blick zu dem Helvetier, hatte mich zu dieser Erkenntnis gebracht. Seine Stirn, sein Blick zu der Schwägerin hatten es mich erkennen lassen. Ich war verloren.
    Die einzige Lösung war auf zu springen und los zu rennen. Bestimmt würde diese Überrumplungstaktik funktionieren.
    Da war aber noch etwas anderes, es hielt mich fest, zwang mich auf meinem Platz zu bleiben. Eine Art Erleichterung, winzig nur aber sie war da. Vielleicht konnte ich nun wo ich alles ausgesprochen, sozusagen reinen Tisch gemacht hatte, wieder schlafen. Vielleicht würden nun die nächtlichen Alpträume verschwinden, welche mir jeden Tag Angst vor der Nacht machten.


    Was war ich nur für ein Dummkopf, beichte ausgerechnet hier alles. Was wenn sie mich einfach in dieser eisigen Wildnis aussetzten.
    Warum sagte denn keiner etwas? Das war ja nicht mehr zum aushalten.

  • Bei Kaesos Lebensbeichte hielt Alpina den Atem an. Ihre Augen spiegelten ihr Mitgefühl. Sie konnte erahnen was in einem Jungen vorging, der wieder und wieder die Gewalttätigkeit des Vaters ertragen musste. Wieder sah sie die Narben auf Corvinus Rücken vor sich und erinnerte sich an die beiden Beinahe-Vergewaltigungen denen sie nur durch die Hilfe anderer entgangen war.


    Curios Blick suchte ihren. Sie wusste, dass ihr Schwager von ihr eine Reaktion erwartete. Der Blick der Raeterin wanderte zurück zu Kaeso. Ihm war die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben, wusste er doch nicht wie diese Beichte aufgenommen werden würde. Es schwang aber auch noch etwas anderes in den Augen des Jungen mit. Erleichterung. Alpina erinnerte sich noch sehr gut an die Beichte ihrer Abtreibung zunächst bei Curio und später bei Corvinus. Auch sie hatte getötet damals. Sie hatte ihr erstes Kind getötet, lange bevor es hatte geboren werden können. Sie hatte den Mord hart gebüßt, die Larvae oder Furiae hatten ihr Alpträume geschickt, ihr Leben zum Alptraum gemacht, ihr die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft geraubt. Und doch hatte sie Vergebung gefunden. Bei den Unterirdischen, bei der germanischen Göttin Holda und bei Curio und Corvinus. Die Beichte war der Anfang der Besserung gewesen. Auch wenn sie zunächst durch ein tiefes Tal hatte schreiten müssen, war doch letztlich alles gut geworden. Die Götter hatten sie mit Corvinus Liebe und ihrer Tochter Ursicina beschenkt.


    Sie streckte steckte die rechte Hand aus und hielt sie offen dem Jungen hin.
    "Wir werden dein Geheimnis nicht verraten, Kaeso. Ich biete dir meine Hand zur Hilfe an. Du hast Schuld auf dich geladen und die Götter werden dafür ihren Preis fordern. Ich weiß wovon ich spreche. Erwarte nicht ihre Nachsicht. Aber es ist nicht an mir - an uns?"Sie warf Curio einen fragenden Blick zu. "dich dafür zu verurteilen. Deine Beweggründe sind nachvollziehbar, wenn sie auch einen Mord nicht rechtfertigen."
    Alpina sah Curio offen an. "Meinst du ich sollte Kaeso eine Möglichkeit bieten hier in Mogontiacum Fuß zu fassen? Ich könnte eine Hilfe in der Taberna Medica brauchen...." dachte sie laut. "... oder gibt es im Cultus Deorum eine Aufgabe für ihn? Dort könnte er an der richtigen Stelle seine Schuld abtragen. Oder ist es ausgeschlossen wenn man von Kaesos Frevel weiß ihn in den Dienst der Götter zu stellen?"

  • Die Stimme von Susina Alpina riss mich aus meiner immer stärker werdenden Verzweiflung, denn sie wuchs mit jeder Sekunde die ich auf ein erlösendes Wort wartete.
    Vorsichtig hob ich den Blick und dann den Kopf. Ich traute meinen Augen nicht als ich die Hand dort vor mir sah. Zum ersten mal in meinem Leben streckte mir jemand eine, seine, Hand entgegen. Fassungslos starrte ich diese an, spürte wie sich Tränen einen weg bahnten. Sie waren heiß wie Feuer, brannten auf meinen Wangen. Hastig hob ich meinen rechten Arm und wischte sie mit diesem weg.
    Langsam zögerlich, so als wenn ich Angst vor einem Trugbild hätte und dies mit einer Bewegung von mir zertören könnte, bewegte sich meine Hand in Richtung der dargebotenen. Kaum berührte ich diese, überkam mich ein Drang sie weg zu ziehen. Es war wohl, dass was ich gerade hörte. *Du hast Schuld auf dich geladen und die Götter werden dafür ihren Preis fordern.* Dennoch schob ich diesen letzten zaudernden Augenblick beiseite. Die Stimme flösste mir Vertrauen ein. Hoffnung breitete sich in mir aus. Dankbar ergriff ich diese Hand nun ganz, drückte sie und war fast versucht sie zu küssen oder an meine tränenverschmierte Wangen zu drücken.
    Doch da war noch eins, er, der den ich um Hilfe bat musste noch sein Urteil abgeben. Bang wandte ich meinen Kopf zu ihm und spürte wie meine Lippen ein Wort formten. Mühsam, leise, fast unhörbar, kam ein flehendes [SIZE=7]"Bitte"[/SIZE] über diese.

  • Die Spannung in dem Raum war regelrecht greifbar. Doch dann löste Alpina diese und Curios Unterkiefer klappte nach unten. Sie hatte dem Jungen ihre vollste Unterstützung versprochen, einem möglichen Vatermörder... Aus ihren Worte hatte meinte er, herausgehört zu haben, dass sie sein Schicksal mit dem ihren verglich, denn auch sie hatte ja Schuld auf sich geladen, die sie mühsam abgetragen hatte, wofür sie beinahe ihr Leben verloren hatte. Leicht schüttelte er seinen Kopf, denn sie dachte ganz offensichtlich nicht an die möglichen Konsequenzen. Sie würden einen möglichen Vatermörder beschäftigen, wenn das herauskam, würde damit zwangsläufig ein riesiger Skandal folgen. Er war auf das Wohlwollen der Menschen in dieser Stadt angewiesen, aber er hatte auch eben nicht nur Freunde. Dieser Junge wäre eine Zielscheibe für all jene, die noch eine Rechnung mit dem jungen homo novus vom Lande offenzuhaben glaubte. Es waren nun Curios Hände, die sich um den Stuhl krallten und er hatte Mühe, nicht die Fassung zu verlieren. Er atmete tief durch, blickte nochmal ungläubig zu Alpina hinüber und legte schließlich seine Hand an seine Stirn.


    Ich werde ihm sicher keine städtische Anstellung verschaffen, solange ich nicht weiß, ob er einer solchen Aufgabe gewachsen ist.


    begann er und es machte den Eindruck als glaubte er, er sei mit Alpina allein im Raum. Dann jedoch erhob der junge Helvetier den Blick und musterte den Jungen eindringlich. Nein, er würde ihn nicht in seinem Namen auf die Gesellschaft loslassen, bevor er sich dessen nicht sicher war. Schade eigentlich, dass man den Menschen immer nur vor den Kopf gucken konnte. Dann fuhr er mit strengem Ton fort.


    Du wirst eine Kammer vorne bei den Sklaven und Bediensteten bekommen. Zudem wirst du von uns versorgt und kannst an den täglichen Mahlzeiten teilnehmen. Ich kann nicht genug betonen, dass du dabei Dinge mitbekommen wirst, die das Haus unter keinen Umständen verlassen dürfen. Vertrauliche Dinge, Familiendinge. Der übrige Haushalt hat mich in dieser Richtung noch nicht enttäuscht, sollte ich also davon hören, dass etwas nach draußen gedrungen ist, werde ich wissen, bei wem ich ansetzen muss und glaube mir, ich schätze nichts so gering, wie Illoyalität


    Er machte eine Pause und schluckte. Eigentlich mochte er diesen Ton selber nicht, denn er ahmte damit doch nur seine Mutter und vor allem seinen Vater nach.


    Natürlich wirst du hier nicht umsonst leben. Alpina hat angeboten, dass du bei ihr in der Taberna Medica aushelfen kannst. Das wirst du auch tun und da sie dieses Angebot ausgesprochen hat, gehe ich auch davon aus, dass sie dich zudem im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichten wird. Währenddessen wirst du auch aus Alpinas Umsatz ein kleines Taschengeld erhalten.


    Erneut wanderte sein Blick zu Alpina und mit Sicherheit konnte sie den Tadel darin erkennen. Ein gutes Herz hin oder her, aber es ging doch schon lange nicht mehr nur um Menschenfreundlichkeit, die Curio ja defintiv besaß. Es ging um Prestige und die öffentliche Meinung, davon lebte er und dadurch wurde seine Ehe am Leben gehalten. Ansonsten galt hier für Alpina mitgehangen, mitgefangen.


    Sobald du dich dabei bewiesen hast, wirst du zudem die Aufgabe erhalten, in meinem Namen Botendienste auszuführen. Ab diesem Zeitpunkt erhälst du dein Taschengeld aus der Haushaltskasse, also von mir bzw. von Acanthos hier.


    Würde er diesen Sprung schaffen, hätte der Junge schon viel erreicht. Ab diesem Punkt könnte man nämlich ernsthaft daran arbeiten, ihm einen städtischen Posten zu besorgen, als Schreiber oder wenn ihm das lieber war, im Cultus Deorum.


    Allerdings will ich dir nichts vormachen. Man wird sich für dich interessieren und mancher wird vielleicht sogar Erkundigungen über dich einholen. Wie weit sie dabei kommen, weiß ich nicht, aber sollte mir jemand zutragen, dass gegen dich der Verdacht des Vatermords im Raum steht, ist das einzige, was ich dann noch tun kann, dir einen guten Rechtsvertreter zu besorgen. Hier im Haus kann ich dich dann nämlich nicht behalten, ohne mich selbst in diese Affäre hineinziehen zu lassen. Allerdings wollen wir die Götter darum bitten, dass es nicht soweit kommt.


    Das wiederum war nicht verhandelbar. Er könnte sich am Ende der ganzen Geschichte nichts davon kaufen, dass er ein guter Mensch gewesen war, dafür aber sämtliche Zukunftsperspektiven verbaut wären. Die Konsequenzen dessen sollten mittlerweile allen Mitgliedern des Hauses bekannt sein - auch Alpina.

  • Alpina realisierte, dass sie Curio mit ihrer Entscheidung überfahren hatte. Er musste an seinen Ruf denken, musste vorsichtig sein, dass man ihn nicht mit einem Vatermörder in Zusammenhang brachte. Mit ihrer Menschenliebe und dem Verständnis für Kaesos folgenschweren Fehltritt hatte sie ihn in eine schwierige Lage gebracht. Sie musst nun sehen, wie sie ihm wieder entgegenkam.
    "Ich denke, ich kann in Corvinus Namen sprechen, wenn ich sage, dass wir, also er und ich, Kaeso Obdach unter unserem Dach gewähren. Neben meiner Taberna Medica gibt es ein sehr kleines freies Cubiculum. Das könnte Kaeso zunächst bewohnen. Er wird mir zur Hand gehen und lernen mich in der Taberna Medica zu vertreten, wenn ich auf Hausbesuche gerufen werde. Selbstverständlich muss er dazu besser lesen und schreiben lernen. Das übernehme ich."


    Sie sah Curio an. Natürlich wusste sie, dass Kaeso nach wie vor in der Casa Helvetia wohnen würde, wenn es auch Corvinus Hälfte war, in der Kaesos Cubiculum lag und wenn er auch mit Aufgaben in Alpinas Obhut betraut werden würde. Sollte etwas von Kaesos Vergangenheit ans Licht kommen, würde sie dafür gerade stehen müssen und natürlich würde das ein Stück weit auf ihren Schwager abfärben. Doch sie konnte den Jungen doch nicht einfach wegschicken. Nach dieser Lebensbeichte.
    "Ich kann dir nicht viel bezahlen, aber wenn du deine Aufgabe gut machst und man erkennen kann, dass du auch für andere Aufgaben geeignet bist, werde ich mich für dich einsetzen, damit du eine bessere Anstellung bekommen kannst. Und ich bin mir sicher..." Sie sah Curio fest an. "... dass auch mein Schwager dich unterstützen wird, wenn du dich als würdig erweist und dem guten Namen des Hauses der Helvetier Ehre erweist."


    Der Junge hatte eine Chance verdient. Man konnte ihm nicht sein Leben verbauen nur weil er die Gewalttaten seines Vaters nicht mehr ausgehalten hatte. Sie würde zu Kaeso halten und versuchen Curio und seine politische Karriere soweit wie möglich raus zu halten.

  • Erschrocken spürte ich wie sich Kälte und Ablehnung von jenem ausbreitete, den ich um Hilfe gebeten hatte. Von der Sicht des Helvetiers aus natürlich vollkommen verständlich. Wenn ich ehrlich war, musste ich zugeben es war gedankenlos gewesen diesen Mann um Hilfe zu bitten. Seine Wahlversprechungen waren aber auch einfach zu verlockend gewesen, doch was war bei seinem Fall schon einfach.
    So wie sich das Angebot anhörte, konnte er froh sein wenn er nicht als Sklave gehalten wurde. Doch dachte der Helvetier wirklich ich würde durch die Stadt rennen und jedem erzählen, was ich gemacht und warum ich hier war? Gut, ich könnte mich einschleimen und jedem sagen was für ein großzügiger Mann er war, dennoch es wäre dumm von mir.
    Immer mehr zweifelte ich daran, dass meine Ehrlichkeit gut gewesen war. Beklemmung machte sich in mir breit, jetzt erst realisierte ich, dass ich mich ausgeliefert hatte. Was war, wenn ihm eines Tages meine Nase nicht mehr passte? Aber nein, damit würde er sich doch selber schaden. Jetzt kam es mir, ich hatte ihn auch in der Hand.
    Verärgert über mich selber und meine Gedanken rieb ich mit dem Hanrücken über meine Stirn. Ich hatte einen schweren Fehler in Rom gemacht und diesen Mann mit meinen Problemen verstrickt, da ich ihn um Hilfe bat und nicht seine Situation dabei bedacht.


    Bei den Göttern, jetzt erst kam es mir, in dem was er sagte steckte eine großer Vorwurf an die Schwägerin. Sie die Verständnis hatte und nachvollziehen konnte wie es mir ging und Mitleid mit mir hatte, wurde getadelt wegen ihrer Hilfsbereitschaft.
    Dankbar schaute ich zu ihr hinüber, hörte dabei wie sie versuchte den Helvetier aus der Sache heraus zu halten. Ihre eigene vielleicht, wenigstens in den Augen ihres Schwagers, schnell zugesagte Hilfe, nur von sich selber ausgehen zu lassen, ohne dass er verstärkt bei den Helvetiern in Erscheinung trat.

    Wenn ich es richtig sah war dies auch die beste Lösung, denn dankbar musste ich ihm wohl für die Zeit seines Lebens sein. Alleine, dass er mich auf dem Forum angehört hatte, mich zu sich gebeten, seine Schwägerin mit dazu geholt, mir zugehört, da behalten, nicht ausgeliefert hatte und mir sogar Hilfe anbot, war mehr als ich je hätte erwarten können. Ja dies war ein großer Mann. Er hatte es verdient zu Ruhm und Ehre zu kommen.


    Immer wieder schaute ich von einem zum anderen. Suchte nach Worten und wusste nicht wie ich es ausdrücken sollte. Aufgewühlt brachte ich schließlich zuerst nur ein, „Danke“ hervor danach. „Ich versprechen, dass ich immer versuchen werde, diese Familien zu schützen und ihre Ehre nicht zu beschmutzen. Niemals werde ich mein, euch anvertrautes, Geheimnis noch jemanden erzählen.“ Auch wenn das bedeutet das ich mir für den Notfall eine kleine andere Lebensgeschichte ausdenken muss, fügte ich in Gedanken hinzu. Dies müsste dann aber die letzte Lüge sein, denn ich will doch ein neues Leben beginnen. „Für diese große Chance kann ich mich wirklich nicht genug bedanken. Verzeiht mir wenn ich euch mit meinem Anliegen so große Ungemach bereitet habe“.

  • Curio war ein wenig hin- und hergerissen zwischen dem Willen, sich selbst, seine Familie und seinen Haushalt so unantastbar wie möglich zu halten, und andererseits seinem guten Herzen, dass in diesem Gespräch aber wohl eher von Alpina repräsentiert worden war, als von ihm selbst. Er war sogar ein bisschen von sich selbst, dass er fähig war, dem Jungen mit solcher Gefühlskälte entgegentreten zu können. Es war die richtige Entscheidung gewesen, Alpina dazu zu holen, denn ansonsten würde der Junge jetzt wieder auf der Straße stehen. Langsam machte sich sogar ein schlechtes Gewissen breit, dass durch die ehrlich wirkenden letzten Versprechungen des Jungen nur noch verstärkt wurden. Dennoch war er doch dazu verpflichtet, das Gesamtbild im Kopf zu behalten, wenn da jetzt schon etwas zu bröckeln begann. Es ging hier ja nicht nur um seine persönliche Eitelkeit oder sowas, sondern um den Bestand seiner Familie, die in seiner Vorstellung ohnehin eher aufgrund des äußeren Drucks ein labiles Gebilde war, trotzdem sie von innen her kaum stabiler hätte sein können. Genau deswegen mochte vielleicht auch die stille Angst in ihm brodeln, dass sie, wenn auch die innere Stabilität aus welchen Gründen auch immer angekratzt würde, das ganze Gebilde in sich zusammenbrechen würde.


    Nun war die Entscheidung aber vor allem auf Drängen Alpinas zugunsten des Jungens ausgefallen, was auch hieß, dass er nun zu ihrem Haushalt dazugehörte. Auch Curio reichte ihm daher, wenn auch etwas weniger herzlich als Alpina, die Hand.


    Nun, dann hoffe ich, dass du deinen Worten auch Taten folgen wirst.


    sagte er mit einem einigermaßen freundlichen Nicken - er musste ja grade einen furchtbar ungerechten Eindruck auf den Jungen machen - und erhob sich dann.


    Alpina wird dir dann deine Kammer zeigen und dich über die Gepflogenheiten hier im Haus aufklären. Scheue dich aber nicht, auch auf mich oder meine Frau, die du noch kennenlernen wirst, zuzukommen. Ich wäre dir aber dankbar, wenn du dich grade in dieser... anstrengenden Zeit erstmal an Alpina oder Acanthos halten würdest. Spätestens wenn der Wahlkampf vorbei ist, werden wir dann auch die Möglichkeit haben, uns besser kennenzulernen.


    Tatsächlich schaffte es doch noch ein kleines Lächeln auf seine Lippen, allerdings nur bis aus dem Hintergrund ein leises Hüsteln zu hören war und Curio wusste ziemlich genau, was das bedeutete. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch.


    Es tut mir leid, aber draußen wartet schon der nächste Gesprächspartner.


    Ausgerechnet ein Decurio, der jetzt nicht unbedingt zu Curios besten Freunden gehörte. Der junge Helvetier hatte zwar angemerkt, dass es nicht so tragisch war, wenn der auch mal etwas länger würde warten müssen, aber irgendwann war auch die Grenze des guten Anstandes erreicht, was unterm Strich vor allem hieß, dass ein weiteres Warten nicht weniger als ein kräftiger Tritt vors Schienbein bedeuten würde. Der Decurio hatte zwar mal ein bisschen Demut zu lernen, aber demütigen, wollte man ihn ja auch nicht.


    Alpina, es wäre gut, wenn du Kaeso noch Runa vorstellen könntest, denn ich habe keine Ahnung, wie lange mich der nächste Termin in Anspruch nehmen wird...


    sagte er mit einem deutlich vernehmbaren Augenrollen. Der Decurio hatte sich nämlich praktisch selber eingeladen und musste daher noch am Abend in den Terminplan reingezwängt werden, obwohl der junge Helvetier doch gehofft hatte, dass dies hier sein letzter Termin sein würde. Nun gut, da musste er jetzt auch durch.

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