Vollwäsche - Gehirnwäsche!

  • Sim-Off:

    Was lange währt...


    Es war eine Affenhitze, als der Subpräfekt an der Spitze einer beachtlichen Truppe Nautae und Milites Classici durch das Rhakotis-Viertel marschierte - überall wurden die Fensterläden zugeklappt und Ägypter rannten davon. Sie dachten wahrscheinlich, es gäbe eine Razzia - bei näherem Hinsehen konnte man allerdings erkennen, dass die Soldaten keine Waffen trugen. Ihre Mission betraf heute nämlich ihre eigene spirituelle Sicherheit, nicht die der Stadt.


    Lucius hatte keine Zeit, sich über die Ängstlichkeit der Ägypter lustig zu machen - zu sehr ärgerte er sich über den Aberglauben des Präfekten, der ihnen das hier eingebrockt hatte. Wahrscheinlich - so glaubte der Petronier - würden sie hier sogar über ihn lachen, wenn bekannt wurde, warum sie heute das Sarapeion besuchten!
    Zumindest war dies aber mal eine Gelegenheit, dieses auch nicht grade unimposante Gebäude aus der Nähe zu betrachten. Darauf versuchte Lucius sich zu konzentrieren, als er schwitzend die ewige Treppe vom Morast von Rhakotis in die religiösen Höhen des Tempelkomplexes aufstieg.


    Oben angekommen gab es aber keine Ablenkung mehr - einer der hiesigen Priester stand schon am Absatz und wartete auf sie. Lucius fiel zuerst der absurde Zopf auf, den der Ägypter - oder war es ein Syrer? - hatte. Das konnte ja heiter werden...

    cu-tribunuscohortisurbanae.png petronia2.png

    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • "Chaire, Soldat!"
    begrüßte der Serapis-Priester Lucius mit einem überheblichen Lächeln.
    "Ich habe euch schon erwartet!"
    Natürlich hatte er das - der Subpräfekt hatte ja auch nach ihm schicken lassen! Dieser ganze Unsinn nervte ihn jetzt schon, obwohl sie noch gar nicht begonnen hatten. Aber was nützte es:
    "Bringen wir es hinter uns!"
    Mit diesen Worten ging er, den Priester an seiner Seite, hinauf in den Tempelhof, der von einem Säulengang umgeben war und eine erstaunliche Menge Weihegeschenke enthielt: Ägyptische und griechische Götterstatuen, Obelisken, Säulen - alles mögliche hatte man hier aufgestellt, um die Popularität des ptolemäischen Reichsgottes zu beweisen. Für den jungen Petronier war das ganze allerdings eher eine grandiose Verschwendung von Wert, der hier sinnlos herumstand, anstatt die Häuser reicher Leute zu dekorieren oder sonst einen Nutzen zu entfalten...


    "Der erste Schritt der Entsühnung ist ein Bad deiner Männer im großen Becken."
    Er deutete auf ein... naja: großes Becken eben, das mitten im Hof stand. Etwas ungläubig blickte Lucius zu den 311 Mann, die er mitgebracht hatte - die sollten sich jetzt alle waschen?
    "Muss das sein?"
    fragte er deshalb genervt. Der Priester wirkte irritiert:
    "Natürlich! Der Schmutz eures schuldigen Handelns muss abgewaschen werden, um euch vor den Heimsuchungen der Totengeister zu schützen!"
    Einen Moment überlegte Lucius, ob er diese ganze Scharade abbrechen sollte - dann erinnerte er sich aber an den abergläubischen Präfekten und zuckte mit den Schultern.
    "Milites state! In aciem venite!"
    brüllte er den ihm folgenden Soldaten zu, sodass der Priester zusammenzuckte, die Truppe aber sofort in Linie antrat.
    "Wir werden uns jetzt alle in diesem Becken waschen! Einer nach dem anderen! Und die Ohren nicht vergessen!"

    cu-tribunuscohortisurbanae.png petronia2.png

    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Nachdem die Soldaten begannen, ihre Gesichter in das Becken zu tauchen, wurde Lucius plötzlich bewusst, dass das Wasser sicherlich ziemlich dreckig sein würde, wenn 311 ungewaschene Männerhälse sich gereinigt hatten - selbst bei dem Volumen, das er für das Becken schätzte...


    Also stürmte er schnell nach vorne und legte selbst den Umhang ab. Einer der Soldaten sah ihn fragend an.
    "Komplett waschen?"
    Lucius sah zu dem wartenden Priester.
    "Komplett waschen?"
    Der Priester runzelte die Stirn.
    "Das wäre natürlich besser, ist aber nicht zwingend erforderlich."
    Der Subpräfekt musste nicht lange nachdenken - selbst wenn nackte Menschen in Aegyptus ein gewohnter Anblick waren, schien es ihm doch irgendwie unpassend. Abgesehen davon sparten sie so Zeit und kamen möglichst schnell wieder zurück zum Stützpunkt, um vernünftiger Arbeit nachzugehen! Also befahl er den Soldaten:
    "Katzenwäsche reicht!"
    An die machte er sich jetzt auch. Wie morgens auch beugte er sich über die Schüssel - bzw. das Reinigungsbecken - und schaufelte sich ein bisschen Wasser ins Gesicht. Er musste feststellen, dass es bei der Hitze des Tages sogar recht angenehm war. Dann waren die Arme an der Reihe, dann war er fertig. Er zog den Umhang wieder an.
    "Was kommt jetzt?"
    fragte er den Priester.
    "Wenn alle fertig sind, werden wir die Götter anrufen und euch mit Weihrauch und Heilkräutern reinigen. Danach werden wir in dem Tempel eintreten, wo jeder von euch Serapis eine Opfergabe geben und ein Gebet zu sprechen hat."
    Lucius seufzte.
    "Dauert das lange?"
    Der Priester seufzte.
    "Es dauert, solange es eben dauert. Eine Reinigung ist keine Formalität, die man einfach so hinter sich bringt!"
    Lucius seufzte.

    cu-tribunuscohortisurbanae.png petronia2.png

    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Nachdem alle gewaschen waren - bis auf das Becken, das nun ein wenig getrübt wirkte - trat die Truppe wieder Formation und marschierte ein Stückchen weiter. Dort ließ der Priester sie erst einmal stehen, um seine Helfershelfer zu holen, was dem Subpräfekt die Möglichkeit gab, sich mit ein paar spöttischen Kommentaren Luft zu machen:
    "So ein Schwachsinn, also wirklich. Ist das normal, dass man nach jeder Kreuzigung so einen Zirkus machen muss?"
    Der angesprochene Soldat zuckte mit den Schultern.
    "Wird schon seine Gründe haben."
    "Vielleicht hätten wir lieber keine Soldaten werden sollen, wenn wir Angst vor Totengeistern haben..."
    fügte der junge Petronier auf diese ausweichende Antwort an. Das war genau der Grund, warum diese Sklavenseelen es nie zum Offizier bringen würden - sie trauten sich einfach nicht, irgendwas infrage zu stellen! Wer nie selbst mitdachte - und wenn, dann falsch - der brauchte sich nicht wundern, dass niemand auf seine Meinung Wert legte!


    Bevor er aber weiter über Religion lästern konnte, erschien der Priester mit einer kleinen Prozession von Tempeldienern. Die jungen Männer trugen Schalen, von denen der Weihrauch nur so qualmte.
    "Beginnen wir mit dem zweiten Teil der Zeremonie. Ich bitte um Ruhe und Konzentration!"
    kündigte der Priester an und machte eine gestische Regie-Anweisung, auf die hin die Tempeldiener mit ihren Weihrauchschalen sich an den vier Ecken der Formation postierten. Lucius hustete, als eine Weihrauchschwade ihm genau ins Gesicht wehte.
    Der Priester öffnete die Hände, den Blick zu Boden, dann zum Himmel.
    "O Serapis, Allgott, Aion, Herr der Ewigkeit, der Lebenden und der Toten!
    Du thronst über der Unterwelt. Du richtest die Seelen, du wiegst sie und bestimmst sie für Elysium oder Verdammnis.
    Doch ebenso herrscht du über die Welt der Lebenden. Du lässt die Sonne scheinen über alle, die auf Erden wandeln. Jahr um Jahr schenkst Du den Feldern Fruchtbarkeit und lässt die Pflanzen sprießen, um allem Leben das Seine zu geben. Du errettest die Kranken vor dem Tode und gewährst ihnen Heilung.


    Sieh gütig auf diese Deine Diener. Gereinigt in deinem heiligen Wasser des Niles treten sie vor dich, um abzuwaschen die Blutschuld von ihren Händen.
    Du Richter der Lebenden und der Toten: Nimm an ihre Sühne und sprich sie frei von ihrer Verdammnis! Wie der Rauch dieser Kräuter verrauche dein Zorn über ihr schändliches Handeln!"

    Die Tempeldiener traten näher und begannen, im Kreis um die Soldaten herumzumarschieren. Immer wieder musste der Subpräfekt husten - der Rauch brannte in seiner Nase, dazu wurde ihm fast ein bisschen schlecht von dem komischen Geruch - hoffentlich war es bald vorbei!
    "Du Herr über die Seelen der Toten: Verschließe die Geister ihrer Opfer in deinem Reich und hindere sie, die Lebenden zu quälen. Vergilt ihnen ihren Anspruch mit ihrer Sühneleistung!"
    Wieder räusperte sich Lucius, als der Weihrauch an ihm vorbeigetragen wurde. Es wurde höchste Zeit, dass dieses komische Gebrabbel aufhörte - was hatte das bitte zu bedeuten? War Serapis jetzt der Herrscher der Toten oder auch der Lebenden? Wenn letzteres stimmte, dann war die Bitte des Priesters völlig unlogisch - dann würde Serapis die Totengeister ja eben auch ins Reich der Lebenden lassen können, womit die ganze Zeremonie schon aus rationalen Gründen erfolglos sein musste!
    Wie gut, dass Lucius nicht an Totengeister glaubte...


    Anstatt allerdings wie erhofft nun mit diesem Part fertig zu sein, begann der Priester plötzlich auf ägyptisch zu sprechen. Die Tempeldiener kreisten weiter wie Geier um das Aas und verströmten den Gestank dieser angeblich wohlriechenden Kräuter...

    cu-tribunuscohortisurbanae.png petronia2.png

    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Lucius hatte keine Ahnung, wie lange dieses ominöse Reinigungsritual dauerte, das offensichtlich in jeder Sprache des Erdkreises abgehalten werden musste - auf jeden Fall war er wieder ziemlich verschwitzt, als der Priester ihnen endlich bedeutete, dass sie jetzt zum Tempel gehen durften. Da sah man wieder einmal, wie unlogisch dieses ganze kultische Gehabe war - ein vernünftiger Priester hätte die Reinigung im Wasserbecken erst nach diesem Weihrauch-Brimborium angesetzt, damit die Opfernden zumindest nicht verschwitzt waren, wenn sie den Göttern gegenübertraten!


    Aber der Statthalter hatte befohlen, dass sie diesen Quatsch durchführten - also musste er dem Befehl folgen. So trat er endlich an der Spitze seiner Männer durch die Pforte in das Heiligtum, in dem eine sehr berühmte Serapis-Statue stand (zumindest hatte der Centurio das behauptet). Für den jungen Petronier sah sie nicht besonders aus - natürlich war es keine schlechte Arbeit und das Gesicht sah schon sehr realistisch aus, soweit man das im Halbdunkel der Cella beurteilen konnte. Aber ob er für dieses Bildnis extra nach Alexandria gekommen wäre? Wohl eher nicht...


    Eine Zimbel begann zu scheppern, dann wurde es still und der Priester ergriff wieder das Wort:
    "O Serapis, Allgott, Aion, Herr der Ewigkeit, der Lebenden und der Toten!
    Du thronst über der Unterwelt. Du richtest die Seelen, du wiegst sie und bestimmst sie für Elysium oder Verdammnis.

    Der Subpräfekt hatte das Gefühl, diese Sequenz heute schon einmal gehört zu haben - hoffentlich würde es jetzt nicht noch einmal von vorn losgehen!
    "Deine Diener treten vor sich, um sich vom Fluch der Verstorbenen zu reinigen. Als Preis ihrer Sühne haben sie sich gereinigt von allem Unreinen und stehen nun vor dir, um dich mit gerechten Gaben gnädig zu stimmen.
    Nimm an ihre Gaben und befestige die Pforten der Unterwelt, aufdass diese Männer Ruhe finden von ihren unterirdischen Verfolgern!"

    Nachdem der Singsang des Gebets beendet war, trat der Priester zur Seite und bedeutete Lucius, an seine Seite zu treten. Ehrfurchtsvoll flüsternd, als würde die Statue jedes laute Geräusch mit einem Blitz vom Himmel bestrafen, erklärte er den weiteren Ablauf:
    "Jeder muss nun nach seinem Vermögen eine Gabe zu Füßen des Gottes ablegen, sich verneigen und sagen: 'Ich gebe diese geringe Gabe. Befreie mich von meinen Verfolgern!'. Einer nach dem anderen."
    Lucius schnaubte - er sollte sich vor einem behauenen Steinblock verneigen? Der Alte hatte ihm beigebracht, dass ein Römer sich nie verneigte - nicht einmal vor den Göttern! So etwas machten nur Sklaven...


    Zögernd trat er auf das Kultbild zu und zog eine Münze aus dem Beutel - ein Denar, das musste reichen! Wie immer, wenn er gezwungen wurde, irgendwelche religiösen Rituale zu vollziehen, leierte er sein Sprüchlein herunter:
    "Ich gebe diese geringe Gabe. Befreie mich von meinen Verfolgern."
    Dann drehte er sich einfach um und ging wieder zurück - sollten die anderen sich verneigen! Und wenn es Serapis nicht passte, sollte er ihm eben einen Blitz in den Kopf jagen oder so...

    cu-tribunuscohortisurbanae.png petronia2.png

    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!