[Cubiculum] Krankenlager des Cossus Malleus

  • Malleus bedachte Kaeso mit einem wohlmeinenden Nicken. „Guter Plan. So machen wir’s.“ Der Bengel war in Ordnung. Er dachte mit, kapierte schnell, half wo er nur konnte und war den Bewohnern der Casa momentan fraglos eine ungleich größere Stütze als der flügellahme Custos. Diese Wahrheit zu verdauen, war schwer. Und die Notwendigkeit, sogar beim Wasserlassen die Hilfe des Jungen in Anspruch nehmen zu müssen, machte es nicht eben leichter. Mit Würde hatte das Ganze nicht viel zu tun. Nur – Würde allein brachte ihn auch nicht schneller auf die Beine. Letztlich war Würde nur eine Begleiterscheinung, kein Selbstzweck. Wenn seinen Ahnen nicht gefiel, was er hier trieb, mussten sie ihre Blicke eben von ihm abwenden. Ihm gefiel es auch nicht, aber was sollte er machen?

    Auch mit Kaeso’s tatkräftiger Unterstützung gestaltete sich das Ganze weit mühsamer und schweißtreibender als Malleus gehofft hatte. Die Wunde selbst erwies sich dabei erneut als das kleinere Übel, woran es vor allem gebrach, war Luft. Da half es auch nichts, sich aufrecht hinzustellen und zu pumpen wie eine Erdkröte. Im Gegenteil. Je schneller er schnaufte, desto schwindliger wurde ihm. Sein ursprünglich angestrebtes Ziel, ein paar Schritte zu gehen, wenigstens bis zur Tür und wieder zurück, musste er sich für den Moment aus dem Kopf schlagen. Vielleicht später am Tag. Oder morgen. Jetzt nicht.


    Entsprechend ernüchtert ließ er sich nach vollbrachtem Werk wieder auf die Bettkante plumpsen. „Danke .. Kleiner.“ Mehr gab der zerknüllte Luftsack in seiner Brust nicht her. Erst als sich das diffuse Flackern vor seinen Augen gelegt und der Atem sich wieder verlangsamt hatte, fand er die Kraft, dem Jungen anerkennend die Schulter zu tätscheln. „Du machst das alles .. ganz hervorragend. Kannst stolz auf dich sein.“ Mit einem schwachen Lächeln wischte sich Malleus den Schweiß von der Stirn. Kaum zu glauben, welch wohltuende Entspannung von einer entleerten Blase ausgehen konnte. Wenn er sich jetzt hinlegte, würde er gewiss binnen Augenblicken einschlummern. Genau deswegen blieb er sitzen. Alles zu seiner Zeit. „Hör zu, Kaeso .. ich muss Acanthos sprechen. Bitte .. tu mir den Gefallen .. und sag ihm das. Ich komm hier schon .. klar.“

  • Ich bewunderte Malleus, mit welcher Willenskraft er versuchte, sein Ziel zu erreichen, auch wenn es sich als schwierig erwies. Und schwierig war es bestimmt, sein keuchen und pfeifen bei jedem Atemzug bewies es. Öfter als einmal, wenn ich sein klägliches Japsen hörte, dachte ich, das war es dann gewesen.
    Als äußerst schweißtreibend gestaltete sich das Wasserlassen von Malleus für uns Beide. Für mich war es weniger die körperliche Anstrengung, sondern eher die Sorge um den Koloss an meiner Seite.
    Nachdem er wieder auf der Bettkante saß, hatte ich das Gefühl, er wolle mich wie einen kleinen Jungen mit einem Lob bestechen. Mit einem schiefen Lächeln
    hörte ich es mir kommentarlos an. Schon folgte eine Bitte. Stirnrunzelnd schaute ich ihn an und holte Luft. „Hör zu du bist der größere und stärkere von uns beiden, doch ich werde den Raum nicht eher verlassen und dir seine Bitte erfüllen, ehe ich mir sicher bin, ich kann dich mit ruhigen Gewissen alleine lassen. Zur Zeit haben ich hier das sagen.“
    Verärgert nahm ich ein Tuch tauchte es ins Wasser, wrang es aus und wischte ihm den Schweiß von der Stirn. „Jetzt sorgen wir zuerst dafür, dass sich dein Atem beruhigt, also mach es wie Alpina es gesagt hat.“ Ich hoffte nach einer kurzen Zeit, dass ich Malleus unbesorgt alleine lassen konnte. „Hör zu ich hole jetzt Acanthos. Du bleibst ganz ruhig hier sitzen und versprich mir, wenn es nicht mehr geht, lege dich hin. Nichts ist jetzt so wichtig, wie deine Gesundheit."
    Eilig machte ich mich auf die Such nach Acanthos.

  • Malleus nickte nur müde. Für Diskussionen hatte er keinen Atem übrig, zumal es albern gewesen wäre, mit Kaeso über Zuständigkeitsfragen zu debattieren. Der Junge meinte es gut, und er nahm die ihm übertragene Verantwortung nicht auf die leichte Schulter. Dass er die Dinge aus einem anderen Blickwinkel sah als der Patient, lag in der Natur der Sache und tat Malleus’ Sympathie für den tüchtigen jungen Burschen keinen Abbruch. Allerdings irrte Kaeso in ein paar ganz wesentlichen Punkten. Zum einen war die Gesundheit des Custos Corporis eben nicht von übergeordneter Bedeutung. Zum zweiten war es immer noch Malleus selbst, der darüber entschied, was er sich zumuten konnte oder nicht. Zum dritten schließlich war er nach wie vor für die Sicherheit mitverantwortlich.


    Gewiss, Acanthos oder Duccia Silvana konnten ihn von seinen Aufgaben entbinden, die Entscheidungsgewalt lag im Moment allein bei ihnen. Von seinen Verpflichtungen jedoch konnten sie ihn nicht lossprechen. Das oblag ausschließlich dem Aedilen, und selbst der hätte Malleus nicht dazu bewegen können, sich aus der Sache rauszuhalten. Dienst bis zur letzten Konsequenz hatte er Helvetius Curio damals versprochen, und er war ein Mann, der meinte, was er sagte. Das war er nicht nur Curio schuldig, sondern auch Silvana, Alpina, Acanthos, Kaeso, Roderiq, Liam – allen Bewohnern der Casa eben, die ihm Schutz und Pflege gewährten und die seine ungeplante Anwesenheit erdulden mussten.


    Malleus war sich völlig im Klaren darüber, dass er weit tiefer in Curio’s private kleine Welt vorgedrungen war als es dem Aedilen recht gewesen wäre. Daran ließ sich hier und jetzt nichts ändern. Aber sobald es seine Verfassung erlaubte oder wann immer es gewünscht wurde, würde er die Casa verlassen. Mit oder ohne Hilfe. Es gab nur sehr wenige Dinge, die er wirklich fürchtete, nicht einmal eine Handvoll. Anderen zur Last zu fallen gehörte dazu.

  • | Acanthos


    Gleich nachdem Kaeso den Scriba personalis im Atrium hatte ausfindig machen können, trat Acanthos in das Gästcubiculum ein, wo für Malleus das Krankenlager eingerichtet worden war. Der stämmige ehemalige Soldat saß aufrecht im Bett, offenbar gegen die Anweisungen Alpinas.


    Was gibt es?


    fragte er müde, schaffte es allerdings auch, ein freundliches Lächeln zustandezubringen.

  • Als Acanthos eintrat, war Malleus gerade folgsam dabei, seine Atemübungen zu absolvieren. Langsam, konzentriert, den Oberkörper aufgerichtet, die Hand als Widerstand auf die rechte Seite gepresst, wie Alpina es ihm gezeigt hatte. Solange er den Rücken durchstreckte, bekam er im Sitzen sogar etwas mehr Luft als zuvor im Liegen, zumindest schien es ihm so. Wenn er sich allerdings von der Mattigkeit übermannen und nach vorn sacken ließ, ging so gut wie gar nichts mehr, dann quetsche sein Sternum den lädierten Lungenflügel noch mehr zusammen. Das war zwar frustrierend aber immerhin kontrollierbar. Erzwingen ließ sich nichts.


    Mit einem erstickten Grunzen blickte er zu dem wartenden Makedonen auf. „Acanthos .. danke, dass .. du gekommen bist.“ Acanthos sah auch nicht gerade aus wie das blühende Leben. Die Last der Verantwortung und die Ruhelosigkeit der letzten Stunden waren ihm deutlich anzusehen. Der omnipräsente Scriba hatte ein paar Stunden Schlaf zweifellos weit nötiger als der schnaufende Veteran. Die sollte er auch bekommen. Malleus wollte ihn nicht davon abhalten und gedachte sich daher kurz zu fassen. Zu einem launigen Schwätzchen reichte die Luft ohnehin nicht. Bevor er aber loswerden konnte, was ihn umtrieb, musste er eines unbedingt wissen:


    „Wie steht es um den Aedilen?“

  • | Acanthos


    Acanthos trat näher an den Leibwächter heran und je näher er kam, desto deutlicher wurde das leise Rasseln, dass die Atemzüge von Malleus begeiteten. Er atmete tief durch, bevor er schließlich antwortete:


    Er lebt.


    antwortete Acanthos zuerst, merkte dann aber, dass hier sicherlich mehr gewünscht war.


    Er ist heute morgen aufgewacht, wirkt allerdings noch unsicher. Mir scheint, dass sein Gedächtnis noch nicht so ganz auf dem Damm ist. Alpina und dieser... Arzt... haben ihm jedenfalls Hoffnung gemacht, dass er mit ein bis zwei Wochen Ruhe wieder gesund werden kann. Ich beweifle allerdings, dass er sich auch ein bis zwei Wochen Ruhe wird gönnen wollen.

  • Als Malleus hörte, dass Curio zu sich gekommen war, fiel ihm ein ganzer Steinbruch vom Gemüt. „Gut.“ nickte er Acanthos lächelnd zu, „Gute Nachrichten.“ Der Aedil war jung und kräftig. Wenn es ihm gelungen war, die Besinnungslosigkeit abzuschütteln, würde er den Rest des Weges auch noch schaffen. Schließlich war er hier in den besten Händen. Dass sein Gedächtnis gelitten hatte, war zwar bedauerlich, konnte aber angesichts seiner Verletzung nicht verwundern. Iullus Helvetius Curio würde also wieder auf die Beine kommen. Alles eine Frage der Zeit, des Willens und des Fürsorge. Neben einer heilkundigen Schwägerin hatte der Aedil vor allem seine energiegeladene junge Frau an der Seite. Sowas konnte Wunder wirken.


    Malleus lächelte dem Scribus noch einmal erleichtert zu, und wurde dann ernst. Nur, um sich beruhigen zu lassen, hatte er Acanthos nicht hergebeten. Seit dem Anschlag hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt, sich mit dem Makedonen auszutauschen, und nun, nach endlosen Stunden der Grübelei, erschien ihm das dringlicher denn je. Jeder Tag, der verstrich, würde es schwieriger machen, an die Schuldigen heranzukommen.


    „Du musst diese Ratte .. gesehen haben.“, begann Malleus mit sorgsam eingeteilten Atemzügen. „Ein bulliger Germane .. nehm ich an. Hast du erkennen können .. ob er noch andere Waffen bei sich hatte .. außer dieser Dachlatte?“


    Wenn ja, warum hatte er sie nicht benutzt? Der Soldat war mit einem Gladius bewaffnet gewesen. Trotzdem hatte er zunächst mit dem Bleirohr angegriffen. Warum?


    „Und der andere Kerl.. was denkst du .. ist mit seinem Leichnam passiert? Was haben die .. Apparitores .. mit dem angestellt?“


    Im allerschlimmsten Fall hatte die den Kadaver noch stundenlang in der Gasse liegen lassen. Dann würde es verdammt schwer werden, den wahren Drahtzieher herauszulocken.

  • | Acanthos


    Acanthos verzog das Gesicht. Viel hatte er nicht gesehen, denn sein Fokus hatte auf dem Zweikampf zwischen Malleus und dem ersten Angreifer gelegen.


    Er ist uns in den Rücken gefallen, ich kann mir nur noch an einen breiten Rücken, blonde kurze Haare und...


    Sein Stirn kräuselte sich, als er nachdachte und tatsächlich, war da noch etwas.


    etwas glänzendes gesehen. Ein Pugio vielleicht, es war nämlich nicht groß.


    Bei dem anderen musste er nachdenken.


    Ich weiß es nicht... Die Apparitoren nehmen sich solcher Leichen normalerweise nicht an und warten, dass sich die Legionspatrouillen darum kümmern. Allerdings haben wir gestern noch ein paar Männer, die uns die Duccier hergeschickt haben, um Forum geschickt, um Erkundigungen einzuholen.

  • Malleus nickte nachdenklich vor sich hin. Das hatte er sich schon gedacht. Wenn er den blonden Bullen auch nur annähernd richtig eingeschätzt hatte, gehörte der nicht zu den Männern, die sich gänzlich unbewaffnet zu einem solchen Unternehmen aufmachten, dafür barg es zu viele Unwägbarkeiten. Dennoch hatte auch der Germane nicht mit blanker Klinge angegriffen, sondern mit einer Dachlatte. Natürlich konnten Bleirohre und Dachlatten am Ende ebenso tödlich sein wie ein geschliffener Gladius. Kam eben ganz drauf an, was man damit vorhatte.


    „Denkst du, was ich denke?“ fragte er Acanthos unvermittelt. „Zwei Bewaffnete greifen ihr Opfer .. mitten in der Menge .. mit unhandlichem Gerümpel an. Sieht das für dich .. nach einem .. wohl durchdachten Mordversuch aus?“


    Nun gut, vielleicht hatten sie es einfach nur mit zwei unverbesserlichen Vollidioten zu tun. In dem Fall aber wäre ihr Auftraggeber ein noch viel größerer Vollidiot, und das war nach Malleus’ Dafürhalten eher unwahrscheinlich. Einem wirklich genialen Geist schien der Anschlag allerdings auch nicht entsprungen zu sein, und das wiederum brachte ihn zu seinem nächsten Punkt.


    „Ich habe diesen Belgier .. Gowin .. kurz vorher .. in der Gasse gesehen. Stand direkt .. neben dem Soldaten, der mich .. erwischt hat. Kann Zufall sein. Immerhin ist der Bursche .. Händler. Mir war aber so .. als hätten sich die beiden .. kurz unterhalten. Ich bin mir .. nicht sicher.“


    Malleus zog an einem Zipfel der Bettdecke und wischte sich damit den Schweiß ab. Eine Pause hätte ihm verdammt gut getan. Das Sprechen wurde zusehends mühsamer. Nichtsdestotrotz musste er versuchen, endlich zum Punkt zu kommen.


    „Wer auch immer .. dahintersteckt, ob nun der Belgier .. dieser flegelhafte Gurox .. oder irgendein anderer Drecksack .. es wird ihm jedenfalls .. ganz und gar nicht schmecken .. zu erfahren, dass der .. einstige Soldat .. überlebt hat .. und wohl in ein .. paar Tagen .. vernommen werden kann.“


    Das Abwischen half gar nichts. Der Schweiß floss schneller als Malleus ihm Herr werden konnte. Er ließ ihn fließen. Luft zu holen war schon schwer genug und allemal wichtiger als einen manierlichen Eindruck zu machen.


    „Kannst du .. meinem .. kurzatmigen Gestammel .. soweit folgen, Acanthos? Wir müssen .. auf den Busch klopfen. “

  • | Acanthos


    Acanthos hatte in den letzten beiden Tagen kaum über den Überfall nachgedacht. Vielmehr war es ihm darum gegangen, das Haus zu organisieren und dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr passierte. Das ihm dies zunehmend misslang und die Organisation des Hauses immer chaotischer wurde, machte dem Makedonen zu schaffen. Daher nickte er, da er den Gedankegang bereits einmal gehört hatte.


    Ja, der duccische Pontifex war gestern noch hier und hat einen ähnlichen Gedanken ausgesprochen. Du glaubst also auch, dass es kein Mordanschlag war? Aber was war es dann?


    Nachdenklich blickte er den Leibwächter an, der offensichtlich alle Kraft aufwenden musste, um zu sprechen.


    Aber dass Gowin oder dieser Gurox dahinterstecken könnte, ist neu. Ich werde Bolanus beauftragen, dem nachzugehen und du legst dich jetzt wieder hin. Wir werden deine Dienst noch brauchen und wenn du auf Alpina hörst wirst du schnell wieder gesund und kannst dann auch langsam deinen Dienst wieder aufnehmen.

  • Malleus' Miene verfinsterte sich. Der duccische Pontifex war hier gewesen? Entgegen aller Gebote des Notfallplanes? Konnte es sein, dass der ansonsten so zuverlässige Makedone völlig den Verstand verloren hatte? Irgendwelche neugierigen Würdenträger hier rein zu lassen! Zu diesem Zeitpunkt! In dieser Situation! Schon saugte der alarmierte Custos alle verfügbare Luft für einen geharnischten Anschiss zusammen, da ging ihm plötzlich ein Licht auf. Ziemlich spät, wie er sich beschämt eingestehen musste. Pontifex Duccius Verus war Silvana’s Vater und Curio damit dessen Gener. In offizieller Mission war der Pontifex also sicher nicht hergekommen. So schnell Malleu’s Jähzorn aufgebrandet war, verebbte er auch wieder. Mit Acanthos’ Verstand war alles in bester Ordnung. Wenn hier jemand Probleme damit hatte, klar zu denken, dann er selbst.


    Anstatt den Scriba anzuschnauzen, nickte Malleus ihm respektvoll zu. Es konnte nur von Vorteil sein, die Duccier auf seiner Seite zu haben. Auf Acanthos’ wohl eher rhetorisch gemeinte Frage nach dem wirklichen Motiv des Anschlags hatte er nicht viel mehr als ein Achselzucken zu erwidern. „Wenn ich das wüsste ...“ Eine Drohgebärde möglicherweise. Eine Warnung oder ein Denkzettel? Ein Racheak? Vielleicht sollte der Aedil auch nur eine Weile von seinen Amtsgeschäften fern gehalten werden. Malleus wusste es nicht.


    Ohnehin ließ der Mangel an Atemluft allmählich das Gefühl in ihm hochsteigen, mit jedem Schnaufer weniger zu wissen. Das Gequatsche hatte ihn angestrengt, und die aufrechte Haltung setzte der frischen Wundnaht mittlerweile empfindlich zu. Was er hier trieb, war schlechterdings unverantwortlich. So ging ihm die Aufforderung des Makedonen, sich wieder hinzulegen, zwar einerseits gegen den Stolz, leuchtete ihm andererseits aber durchaus ein. In diesem Zustand konnte er wohl niemandem eine große Hilfe sein. Außerdem würde Alpina ihm den Kopf abreißen, wenn er sich weiter ihren Anweisungen widersetzte. Und das wollte er nun wirklich nicht. Dafür hatte er sie viel zu gern.


    „Du hast recht .. Acanthos. “ seufzte er müde. „Im Grunde .. war es das .. auch schon.“


    Zum Zeichen seiner Einsicht begann sich Malleus umgehend wieder in die Horizontale zu manövrieren. Das dauerte entnervend lange. Nicht so lange allerdings, wie es gedauert hatte, sich hochzustemmen. Es ging also aufwärts, sagte er sich, es konnte nur aufwärts gehen. Nach ausgedehnter Verschnaufpause bedachte er den Scriba mit einem leisen Lächeln.


    „Eins noch .. mach dir die .. Geschwätzigkeit der Leute .. zunutze. Streu ein paar Gerüchte. Wenn der Drahtzieher .. befürchten muss .. dass sein Handlanger noch lebt .. wird er sich früher oder später .. aus der Deckung wagen. Vielleicht überkommt ihn .. plötzlich die Reiselust .. oder so.“


    Noch während er sprach, senkte sich die Ermattung auf ihn nieder wie ein Leichentuch. Schluss für heute. Acanthos hatte schon schwer genug an seiner Verantwortung zu tragen. Solange er ihm nichts davon abnehmen konnte, sollte er sich mit Ratschlägen besser zurückhalten.


    „Du wirst es .. schon richtig machen. Da bin ich .. mir sicher.“

  • Eine unglaubliche Unruhe herrschte in der Casa Helvetia. Das Haus war abgeriegelt, die Bewohner schockiert und verunsichert. Inzwischen war Runas Vater mit einigen seiner Leute aus der Villa Duccia angekommen. Man bemühte sich um die Verletzten und die Aufarbeitung der Geschehnisse.


    Alpina huschte nach Acanthos in die Kammer, in der Malleus, der Leibwächter ihres Schwagers, sich auskurieren sollte. Sie wusste, dass der Germane seine Aufgabe sehr ernst nahm und konnte an seiner Erschöpfung erkennen, dass er sich bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit bemühte, zur Klärung beizutragen. Als sie zu ihm trat, hatte er sich wohl gerade erst wieder hingelegt. Der Brustkorb hob und senkte sich schnell und ungleichmäßig. Die Geräusche, die aus Malleus´ Lunge kamen klangen beängstigend. Die Kräuterfrau ließ sich an der Bettkante nieder. Beruhigend streichelte sie die Hand des Verletzten.
    "Du musst mir versprechen, dass du dich schonst, Malleus. Wenn du Curio einen wichtigen Dienst erweisen willst, dann bleibst du jetzt liegen und ruhst dich aus. Nur wenn du wieder zu Kräften kommst, kannst du ihn in Zukunft wirksam schützen. Ich komme später noch einmal mit einem stärkenden Trank und einer kräftigenden Suppe. Bis dahin will ich keinen Mucks aus diesem Cubiculum hören."


    Sie versuchte streng auszusehen und hob mahnend den Zeigefinger, wenngleich ein Lächeln ihre Lippen umspielte.

  • Kaum hatte Malleus die Augen geschlossen, kroch ihm eine bleierne Schwere in die Knochen und sein Geist begann sich selbstständig zu machen. Zwei, drei Dinge hatte er Acanthos noch sagen wollen, soviel war ihm klar. Nur kam er um’s Verrecken nicht mehr dahinter, worum es sich bei diesen zwei, drei Dingen gehandelt hatte. Je verbissener er versuchte, seine Gedanken einzufangen, desto schneller trieben sie in alle Windrichtungen auseinander. Schließlich verloren sie ihre Bedeutung. Was auch immer ein paar gequälte Schnaufer zuvor noch wichtig gewesen sein mochte, jetzt berührte es ihn kaum mehr.


    Du wirst es schon richtig machen – wiederholte er wortlos, ohne recht zu wissen, was er damit meinte. Was genau würde Acanthos schon richtig machen? Malleus kam nicht drauf. Er kam auf gar nichts mehr. Nach einem weiteren Dutzend Atemzügen war er sich nicht einmal mehr sicher, ob es tatsächlich der Makedone war, der da weit draußen jenseits seiner Lider im Dämmerlicht verharrte. Die Stimme jedenfalls passte nicht zu Acanthos und der sanfte Hauch von Kräutern schon gar nicht. Es war grotesk. Acanthos redete und duftete wie Alpina. Malleus war allerdings zu leer im Schädel, um eingehender über dieses Phänomen nachzudenken, und zu erschöpft, um sich darüber zu wundern. Vielleicht war Acanthos gar nicht hier, vielleicht hatte er sich das alles nur eingebildet. Aber wenn dem so war – bildete er sich die Berührung auf seinem Handrücken dann auch nur ein? Wohl kaum. Das war ohne Zweifel Alpina’s Hand. Und somit passte plötzlich alles auf wunderbarste Weise zusammen. Die Hand. Der Duft. Die Stimme.


    Auch Alpina hätte er gerne ein paar wichtige Dinge gesagt, war sich aber sicher, dass er ihr damit nichts mitgeteilt hätte, was sie nicht ohnehin schon wusste. So schloss er nur kurz seine schwieligen Finger um ihre warme Hand und ließ sie gleich wieder los. Alpina war eine kluge Frau. Der musste man nicht alles haarklein erklären. Er sollte ihr etwas versprechen. Sich zu schonen. Zu Kräften zu kommen. Gewiss, das würde er.


    Schon gut, Alpina – schwieg er mit unsichtbarem Lächeln zu ihr auf. Du hast mein Wort.

  • Leise trat ich in Malleus Krankenzimmer und flüsterte Alpina zu. „Ich werde hier bleiben und auf ihn achten. Wenn du einmal weg musst oder ein wenig Ruhen möchtest, ich bin da und er scheint ja jetzt auch endlich zu schlafen.“

  • Alpinas junger Gehilfe erschien und machte der Kräuterfrau ein verlockendes Angebot. Erschöpft und müde erhob sie sich von Malleus Lager. Im Augenblick konnte sie ohnehin nicht viel für ihn tun. Sie hoffte, dass er sich an ihre Anweisung halten würde und alles für seine Gesundheit tun würde.


    Mit einem dankbaren Lächeln legte Alpina Kaeso die Hand auf die Schulter.
    "Ich danke dir, mein hilfreicher Freund. Dann werde ich mich jetzt für ein paar Stunden zurück ziehen. Du weißt ja, wo du mich finden kannst, wenn du mich brauchst, nicht wahr?"


    Sie schlich sich aus dem Krankenzimmer und zog sich in ihr Cubiculum zurück. Die kleine Ursi machte ebenfalls gerade Mittagsschlaf, so dass sich Alpina gleich zu ihr ins große Bärenbett legte und sofort einschlief.

  • Kaum hatte Alpina ihre Hand auf meine Schulter gelegt, war es in mir, als habe sie einem Hebel umgedrückt. Mein Lächeln erfror mir auf den Lippen, mein Körper erstarrte und trotzdem war Bewegung in mir. Sie hatte etwas in Gang gesetzt was ich bis dahin erfolgreich unterdrückt hatte, besser gesagt einfach ausgeschaltet hatte. Hier wäre es bisher auch nur hinderlich gewesen, jetzt waren andere Qualitäten wichtiger.
    Wie auch immer, jetzt waren sie erwacht, die Gedanken und Vorstellungen an Frauen. Phryne hatte da scheinbar etwas in mir geweckt, was ich zu kontrollieren lernen musste.
    Ob alle Männer damit zu kämpfen hatten? Nein, bestimmt nicht beantwortete ich mir selber die Frage, hatte ich doch in der Taberna Medica mitbekommen, das manche Frauen sich über die Lustlosigkeit ihrer Männer beklagten. Ob und was man dagegen unternehmen konnte wusste ich nicht, denn ich hatte diskret die Taberna verlassen, denn schließlich waren sie im Vertrauen zu Alpina gekommen.
    Was mich jetzt interessieren würde wäre, ob es auch ein Mittel gegen Reaktionen wie die meine gab. Natürlich dürfte es mir in keinster Weise schaden. Vielleicht reagierte ich aber auch nur so bei bestimmten Frauen.


    Fast beneidete ich Malleus so wie er friedlich ruhend in seinem Bett lag, denn jetzt spukte auch noch meine Liebesgöttin in meinem Kopf herum. Ich brauchte unbedingt etwas zum abkühlen, einen Sprung ins Wasser oder erst mal einen Eimer kalten Wasser.
    Langsam spürte ich wie ich mich beruhigte und konzentrierte mich voll auf Malleus Atemgeräusche. Vielleicht sollte ich mich einmal mit ihm unterhalten. Immerhin war er nicht verheiratet, so glaubte ich wenigstens, und hatte bestimmt einen großen Erfahrungsschatz. Nein, das ging ja auch nicht, es sollte doch niemand wissen, dass ich bei Phryne war.
    Ich seufzte tief und flüsterte fast unhörbar ihren Namen. [SIZE=7]„Phryne“[/SIZE] Wenn ich doch nur bei ihr sein könnte. Ob Acanthos mir erlauben würde die Casa zu verlassen oder ob Liam mich heimlich raus ließe?

  • Atmen. Atmen. Atmen. Die Muskeln anspannen. Jeden einzelnen. Atmen. Halten. Lösen. Atmen. Tief und gleichmäßig. Ein und aus. Dann das ganze wieder von vorn. Anspannen. Atmen. Lösen. Atmen. Malleus führte seine Übungen gewissenhaft und konzentriert durch, fühlte sich inzwischen aber ausgesprochen genervt von deren Monotonie. Ab und an, vor allem in den totenstillen Nachtstunden, war es ihm fast so vorgekommen als habe er in seinem ganzen bisherigen Leben noch nicht annähernd so viel geatmet wie in den vergangenen Tagen. Das war selbstredend völliger Blödsinn. Er konnte mit Fug und Recht von sich behaupten, ein versierter Atmer mit jahrzehntelanger Erfahrung zu sein, und er wusste sehr wohl, was man mit Atem alles anfangen konnte, wenn man ihn richtig einzuteilen verstand und sich seinen Rhythmus zu eigen machte. Mit dem bloßen Vorgang des Luftholens hatte er sich zuvor nie bewusst auseinandergesetzt. Mittlerweile tat er das. Dementsprechend konsequent atmete er immer weiter. Auch nachdem sein rechter Lungenflügel den Dienst allmählich wieder aufgenommen hatte, unangenehm zwickend zwar und bisweilen noch ziemlich träge, aber das besserte sich zusehends. Die Stichwunde selbst bereitete ihm dagegen keine größeren Probleme. Den ziehenden Schmerz und das heiße Pochen kannte er bereits von seinen früheren Verwundungen, damit konnte er umgehen.


    Alles in allem ging es ihm ganz gut. Hätte er Alpina nicht versprochen, sich zu schonen, wäre er spätestens am vierten oder fünften Tag aufgestanden, um seine steifen Glieder und Knochen in den Griff zu bekommen. Da er aber ein Mann war, der zu seinen Wort stand, hatte er sich widerwillig eine Frist von zehn Tagen gesetzt, und die war jetzt um. Heute musste er wieder damit anfangen, seinen Beine zu benutzen, und sei es auch nur für ein paar Stunden. Zunächst würde sich das sicher etwas mühsam und kraftlos ausnehmen. In den vergangenen Tagen hatte er nur Brühe mit ein wenig Brot zu sich genommen. Wohlweislich, um die Latrine nicht aufsuchen zu müssen. Nun aber war Schluss mit Brühe, Siechtum und faulem Herumliegen. Das weiche Lager, die Ruhe und die Pflege hatten das ihre getan, jetzt musste er selbst sehen, wie er wieder zu Kräften kam. Da er sich weder vor Alpina noch vor Kaeso zum Deppen machen wollte, nutzte er dafür eine der spätmorgendlichen Stunden, in denen seine guten Geister anderweitigen Verrichtungen nachgingen.


    Die Beine über die Bettkante zu schwingen und sich in die Senkrechte zu hieven, funktionierte tadellos. So weit hatte er es im Verlauf der letzten Tage bereits des öfteren geschafft. Im Stehen schmerzte die Wunde nicht viel mehr als im Liegen und die Luft schien auch zu reichen. Hervorragend. Voll verbissenem Enthusiasmus tappte Malleus ungelenk zu dem kleinen Tisch hinüber, auf dem Alpina die Waschschüssel abgestellt hatte. Schenkel und Waden fühlten sich an wie aus Hartholz geschnitzt, sein aus der Übung gekommener Lungenflügel zwitscherte wie eine Bachstelze, ansonsten jedoch fühlte er sich zum ersten Mal seit er in dieses Cubiculum verbracht worden war, wieder als Mensch. Zumal, als er den weichen Schwamm in’s Wasser tauchte und sich unter wohligem Grunzen zu reinigen begann. Für einige erquickende Augenblicke konnte er sich sogar ein gewisses Verständnis für den krankhaften Waschzwang der Romani abringen. Sauber war besser als verdreckt. Soviel stand fest. Wenn man es damit nicht übertrieb, konnten regelmäßige Waschungen durchaus zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen. Vielleicht würde es ihm eines Tages sogar gelingen, auch Luitberga davon zu überzeugen. Der Gedanke an seine Geliebte trieb ihm ein bekümmertes Schmunzeln über die Züge. Er konnte nur hoffen, dass Bolanus inzwischen die Taberna Silva Nigra aufgesucht hatte, um die jähzornige Nemeterin über Verbleib und Befinden ihres Bettgefährten aufzuklären. Wenn nicht, konnte sich Malleus schon mal auf ein krachendes Donnerwetter gefasst machen. Aber das waren Privatangelegenheiten. Die mussten für’s erste außen vor bleiben.


    Als er sich endlich sauber genug fühlte, um Größeres zu wagen, nahm er seine geflickte und gereinigte Tunika von der Stuhllehne und zog sie über. Dann schritt er langsam und bedächtig das Dreieck zwischen Tisch, Tür und Bett ab. Setzte Fuß vor Fuß. Knetete sich dabei die verhärteten Schenkel und atmete. Einmal vom Tisch zur Tür, von der Tür zum Bett, vom Bett zum Tisch. Fünfmal. Zehnmal. Zehn Dutzend hatte er sich vorgenommen, und die schaffte er auch. Danach allerdings war er wieder so verschwitzt als sei sein Körper nie mit dem Schwamm in Berührung gekommen, von seiner tirilierenden Lunge und dem pelzigen Gefühl im Kopf gar nicht zu reden. Schnaufend ließ er sich auf den Stuhl plumpsen und glotzte auf seine zuckenden Waden hinunter. Mehr hatte er für den Anfang wohl nicht erwarten dürfen. Immerhin wusste er jetzt, dass er es mindestens bis zur Latrine schaffen würde, und das war ein äußerst beruhigendes Gefühl.

  • Als Alpina die Kammer betrat sah sie Malleus auf einem Stuhl sitzen. Er wirkte kurzatmig und an seiner frischen Tunika waren Schweißflecken erkennbar. Es war ihm anzusehen, dass er trotz aller Fortschritte noch immer nicht so belastbar war, wie er es gerne hätte.
    "Salve Malleus, darf ich fragen, was du vorhast? Ich komme, um die Fäden zu ziehen."


    Die Kräuterfrau kam auf den Leibwächter zu und lächelte. "Es ist schön zu sehen, dass du solche Fortschritte machst. Wenn die lästigen Fäden raus sind, kannst du schon ein wenig mehr Bewegungen machen und wirst nicht mehr so von der Narbe gehemmt. Die Atemübungen gehen schon recht gut, nicht wahr? Ich denke, deine Lunge regeneriert sich so langsam."

  • Kaum war Malleus wieder einigermaßen zu Atem gekommen, schwang auch schon die Tür auf und Alpina schwebte in den Raum. Frisch und duftend wie Morgentau auf Thymian. Da hatte er ja gerade noch mal Schwein gehabt. Vermutlich wäre sie nicht sonderlich angetan gewesen, ihn im Dreieck marschierend vorzufinden, jedenfalls nicht, bevor sie es ausdrücklich erlaubt hatte. Entsprechend folgerichtig war denn auch ihre Frage. Malleus zog es vor, sich ahnungslos zu geben. „Was ich vorhabe?“, staunte er mit treuherzigem Blick, „Nun, eigentlich gar nichts. Hab’ mich nur bisschen für dich rausgeputzt.“ Sonderlich geistreich war das freilich nicht. Galant schon gar nicht. Immerhin saß er hier ohne Hose und barfuß, dafür mit feuchter Tunika und schweißnassem Schädel. Unter Herausputzen stellte er sich gemeinhin etwas anderes vor, und Alpina sicherlich auch. Sei’s drum. Sie schien ohnehin nicht gekommen zu sein, um sich mit Süßholz beraspeln zu lassen, sondern der Fäden wegen. Die hatte Malleus unter dem Verband fast schon wieder vergessen. „Ach ja, die Fäden. Natürlich.“


    Ziemlich umständlich wühlte er seine Arme aus dem breiten Halsausschnitt und zerrte sich die Tunika bis knapp über die Hüfte hinunter. Dass der Stoff dabei an mehreren Stellen einriss, geschah bei dieser blödsinnigen Übung geradezu zwangsläufig. Es war schon seltsam. Die ganze Zeit der Bettlägerigkeit über hatte er sich nichts dabei gedacht, Alpina mit seiner Blöße zu konfrontieren. Zum einen, weil er davon ausgehen konnte, dass sie ihn mit dem nüchternen Blick der Heilerin betrachtete, zum anderen, weil er sich seines Körpers nicht zu schämen brauchte. Schließlich hatte er sich jeden Muskel und jede Narbe erst hart erarbeiten müssen.
    Nun aber, nachdem er die Bettstatt endlich verlassen hatte, empfand er es plötzlich als respektlos, sich vor ihr gänzlich zu entblößen Trotzdem war der Akt mit der Tunika natürlich völlig albern und überzogen.


    Mit einem belegten Räuspern lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und lächelte Alpina zustimmend an. „In der Tat, Alpina, in der Tat. Die Übungen und deine fachkundige Pflege haben mir echt den A .. äh .. die Lunge gerettet.“

  • Scheinheilig behauptete Malleus "nichts" vorzuhaben. Die Kräuterfrau lächelte den alten Haudegen an. "Soso", sagte sie vieldeutig. Mochte er es auf das "eigentlich gar nichts" oder auf die Aussage beziehen, dass Malleus sich für Alpina herausgeputzt habe.


    Kopfschüttelnd sah sie zu wie umständlich er sich aus der Tunika schälte und dabei glatt den Stoff zerriss. "Warum einfach, wenn es auch umständlich geht..." kommentierte sie lächelnd. Konnte es wirklich sein, dass er sich vor ihr seiner Nacktheit schämte? Schließlich hatte sie ihn mehr als einmal nackt gesehen, sogar gewaschen hatte sie ihn. Als er schließlich die frische Narbe präsentierte, kam die Fachfrau zum Vorschein. Alpina kniete sich nieder. Sie stellte die Schüssel mit dem heißen Wasser, gemischt mit etwas Essig, und ihr Instrumentenetui ab. Schnell die Hände gewaschen, dann konnte sie beginnen, die Wunde zu inspizieren.


    "Das sieht gut aus. Du hast Glück! Der Chirurgicus hat sauber gearbeitet. Die Wunde ist ausreichend verheilt und dank deines Fleißes bei den Atemübungen wirst du sicher bald wiederhergestellt werden. Ein wenig Geduld wirst du jedoch noch haben müssen, bevor du dich auf die Verfolgung des Attentäters machen kannst. Denn das willst du doch, nicht wahr?"
    Sie ahnte, dass Malleus nicht ruhen würde, bis er den Kerl gestellt hatte, der Curio und ihn so zugerichtet hatte. Während sie auf seine Antwort wartete, breitete sie ein sauberes Tuch aus und legte eine Pinzette und ein scharfes Sichelmesserchen darauf. Dann traf ihr Blick seinen. Sie mochte die klaren blauen Augen des Germanen. Sie waren wie er selbst - geradlinig und unverschnörkelt.

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