Die beiden Jungen guckten ziemlich blöd aus der Wäsche, als ihre säuberlich aufgebaute Barrikade mit praktisch einem einzigen, donnernden Poltern wieder in sich zusammenfiel. Einer von ihnen hatte noch ein Brett in der Hand, der andere zwei alte Ziegel, als sie in die staubigen Überreste ihrer Arbeit gehüllt wurden und sich in der Wolke die Silhouette eines Riesen abzeichnete, der direkt auf sie zustampfte.
"Maaarcus ...", quiekte einer der beiden und hielt die Luft an. Sein Freund zog die Stirn kraus. Sie hatten eine Mission. Und er war nicht gewillt, die so einfach aufzugeben. Immerhin hatten sie einen Optio auf ihrer Seite, und es war nur eine Frage der Zeit, bis der wieder auftauchte und den Fieslingen die Birne weichklopfte. Dass der Inhaber des Ladens im Urlaub war, nein, daran glaubte er natürlich nicht. Aber irgendeinen Grund musste der Urbaner haben, dass er die Tür zu haben wollte. Vermutlich was geheimes. Und der grobe Klotz hier hatte ihnen das soeben vermasselt. Mit seinem Brett in der Hand stand er kerzengerade vor dem Monstrum, der ihn um ein Vielfaches überragte.
"Wir erfüllen hier einen streng geheimen Auftrag ..." Marcus setzte seine beste Besserwissermiene auf und erinnerte sich an die Worte des Optio. "... also pass auf, sonst lass ich dich in Ketten legen. Was hast du denn hier zu suchen? Hm?"
Sein Freund, der eine Ahnung hatte, dass der Riese mit der Mähne keine Scherze vertrug, stieß ihn leicht an. "Maaarcus."
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Caius Rubrius Pennus
"Ich schwörs Optio, ich hab keinem Schwein was angetan!", krächzte der Gammer verzweifelt. Pennus drückte ihn dennoch gegen die Mauer und ließ nicht locker.
"Ach, und warum bist du dann davongelaufen?! Einfach so? Zum Spaß? Ja? Schwindler. Verfluchter", zischte Pennus. Er hatte den Kerl ja gar nicht einfangen wollen, wer aber wie von der Hummel gestochen davonzischte, wenn er einen Urbaner sah, musste doch Dreck am Stecken haben.
"Ich hab's doch gehört, 'um den sollte ich mich auch noch kümmern' hast du gesagt. Würdest du da sitzen bleiben? Ich bin doch nicht blöd."
Ha. Und er hatte gedacht, der Kerl würde schlafen. Wenn Pennus aber genauer darüber nachdachte ... vielleicht war es gar nicht so blöd, dass er den Kerl am Haken hatte. So ein stinkender Penner, der den ganzen Tag lang nur in der Gasse hockte, sah sicher so einiges. Er verkniff sich ein hässliches Grinsen und wollte nun erst recht nicht aufhören, den Burschen festzuhalten. Kurz warf er einen Blick über die Schulter. Kein Mensch in der Nähe, außer den beiden Jungen, die er im Hof werkeln hörte.
"Was weißt du, was ich nicht weiß, hm? Na los! Kennst du den Laden?!", fauchte er.
"J-Ja ... äh ... ich meine, ich weiß nicht ... da gehen ständig Leute ein und aus ..."
"Was für Leute?!"
Der Bettler verzog das Gesicht. "Eigenartige Leute ... mehr weiß ich nicht ... wirklich nicht, Optio ...", jammerte er verzweifelt. Pennus stieß ihn von sich. Der arme Hund heulte ja fast schon. So ein Elend wollte er sich nicht länger ansehen, erst recht nicht, wo er sich als absolute Totalniete herausstellte. Nicht einmal zum ausquetschen taugte der Bursche.
"Na los, verpiss dich", knurrte Pennus und machte eine wegwerfende Geste. Es wurde ohnehin Zeit, dass er sich zu seinen Soldaten gesellte. Vielleicht hatten die in der Zwischenzeit etwas brauchbares gefunden. Grummelnd watschelte Pennus ums Gebäude herum, bis ihn das Geräusch berstenden Holzes von einem Augenblick auf den anderen einfrieren ließ. Das gabs doch gar nicht. Ob ihm seine Ohren einen Streich spielten? Nein, das war aus dem Innenhof gekommen, oder zumindest aus derselben Richtung.
"So eine verdammte Scheiße ..." Der Optio machte auf dem Absatz kehrt. Dann eben wieder zurück.