Matho

  • In letzter Zeit hatte Titus wieder viel neues Menschenmaterial bekommen, weshalb er nun in so kurzem Abstand auch wieder auf dem Sklavenmarkt in Rom auftauchte und sogleich auch wieder einige gute Geschäfte machte. Grade schickte er einen alten Griechen hinab, der als Hauslehrer in eine Patrizierfamilie ging und nun wurde ihm auch schon der nächste Sklave auf sein Podium geführt. Ein muskulöser Mann mit braunen Haaren und maskulinen Gesichtszügen. Er war etwas größer als der alte Sklavenhändler, aber im besten Mannesalter. Dann ließ sich Titus eine Tabula reichen, wo die Informationen zu diesem Sklaven versammelt waren.


    Und nun zu einem echten Kraftpaket! Sein Name ist Matho, er ist in den zwanzigern und stammt ursprünglich hier aus der Umgebung. Er ist bereits als Sklave geboren und weiß daher, wo sein Platz ist.


    Dabei klopfte er dem Mann, der an Händen und Füßen gefesselt war, auf den muskulösen Rücken und fuhr dann fort.


    Wir ihr seht hat er breite Schultern, da er bei seinen vorherigen Herren in der Landwirtschaft gearbeitet hat, doch hat ihn sein Herr auch regelmäßig als Leibwächter mitgenommen. Wer könnte es ihm auch verdenken, dass er so einen Schrank mit sich nimmt, mit dem sich niemand anlegen will. Daher eignet er sich sowohl als Leibwächter, würde aber auch als Ianitor hervorragende Dienst verrichten können.


    Ein weiterer Blick auf seinen Spickzettel folgte.


    Und als wäre das noch nicht genug, beherrscht er natürlich auch unsere Sprache und die Zahlen, das Lesen und schreiben macht ihm aber noch Mühe. Aber was braucht er das auch, vielleicht gefällt es ja auch dem einen oder anderen Würdenträger, dass sein Leibwächter nicht alle Dokumente versteht, die auf dem Schreibtisch liegen.


    Ein glucksendes Lachen entfuhr dem Sklavenhändler.


    Als Startpreis setze ich für dieses Kraftpaket 350 Sesterzen fest. Also kommt, ihr Römer, und lasst euch dieses Angebot nicht entgehen!


    Sim-Off:

    Die Auktion läuft bis Samstag, den 13.08.2016 um 23:59:59. Posts mit einem Zeitstempel ab einschließlich 00:00h und editierte Posts scheiden als Gebote aus.
    Bitte beachtet, dass das Gebot auch in der WiSim geleistet werden muss!

  • Die anderen, die mit ihm zusammen ebenso zum Verkauf standen, nahm der Mann kaum wahr. Bis auf das junge Mädchen, welches leise vor sich hin weinte. Sie tat ihm, der er selber noch nie in seinem Leben auf einem Sklavenmarkt gewesen war so leid, dass er für einen Moment seine eigene Situation vergaß. Viel Zeit darüber nachzudenken blieb ihm jedoch nicht, denn kaum dass dies arme Geschöpf verschwunden war, wurde ein älterer Mann auf das Podest geführt, was für ihn bedeutete, dass er als nächster an der Reihe war. Hätte Matho die Gefühle benennen sollen, die nun in ihm vorgingen, er hätte es nicht gekonnt denn alles was er verspürte war eine innere Leere. Noch nie war er an Händen und Füßen gefesselt gewesen! Wenn es zu Hause mal Ärger gegeben hatte, dann wurde er eine Weile in den Schafstall gesperrt aber das war nicht schlimm, denn bei den Schafen war er am allerliebsten.
    Das hier nun, das war schlimm, weil es ungerecht war, weil er nicht hier hätte sein dürfen!


    Als er nun auf das Podest treten musste, wirkte Matho beinahe gelassen, was er innerlich jedoch nicht war. Es hatte nur den Anschein, da er sich so weit in sich selber zurück gezogen hatte, das seine Umwelt nur noch in Teilen zu ihm vordrang. So zogen auch die ersten Worte des Sklavenhändlers an ihm vorüber, ohne dass er sie wirklich wahr nahm. Erst als dieser ihm auf den Rücken klopfte – ob er wohl bemerkt hatte, dass Matho abgeschaltet hatte – kam wieder Leben in den breitschultrigen Mann.
    Er begann sich einzureden, dass er im Grunde mit entscheiden konnte, wie die Auktion ausging. Dazu jedoch musste er aufmerksam sein und er musste sich die Leute ansehen, die Interesse an ihm zeigten. Matho atmete tief durch, straffte die Schultern, liess den Kopf gesenkt, nicht jedoch den Blick. Fest und und vielleicht eine Weile zu intensiv schaute er jeden direkt an, der zu ihm herüber sah und es hatte einen Moment den Anschein, als würde er sich jemanden aussuchen und nicht umgekehrt. Aber genau das verlieh ihm innere Stärke.


    Als Leibwächter! ging es ihm durch den Kopf. Aber ganz unrecht hatte der Sklavenhändler nicht. Zwar war ihm natürlich nie eine Waffe in die Hand gegeben worden, aber dafür hatte Matho im Dorf den Ruf gehabt, dass er nie schlief, dass ihm nichts entging. Wer den Hof unbefugt betrat und das vielleicht sogar noch in der Nacht, der tat das kein zweites Mal.
    Äußerlich unbewegt, nun mit gesenktem Blick stand er da, schaute auf seine bloßen schmutzigen Füße und wartete.

  • Severus hatte sich heute auf den Sklavenmarkt verirrt, nicht weil er etwas Spezielles suchte, nein, sein Haushalt war eigentlich schon recht groß für einen alleinlebenden Primicerius, aber wer wusste schon, ob sich dort nicht doch noch Verstärkung für seine Sklaven finden ließ und so ließ er die Angebote an sich vorüberziehen. Der alte Grieche interessierte ihn überhaupt nicht, da er zum jetzigen Zeitpunkt weder einen Hauslehrer, noch einen Schreiberling brauchte, wobei sich das auch noch ändern könnte, aber dann würde er einen jüngeren Sklaven nehmen, den man in gewisser Weise noch formen und auf sich ausrichten konnte und keinen alten Mann, bei dem Severus ja nicht mal wusste, wie lang dessen Leben überhaupt noch war, also ob er es noch erleben würde, dass Severus heiraten und ein Kind kriegen würde, das der Alte dann ausbilden konnte. Nein, da bestand kein Interesse und so sah er, wie der Alte zu einer Sänfte hinüberging, die vermutlich zu einem Patrizier oder einem Senator gehörte, der jetzt schon über reichlich Kinder verfügte, die der Alte unterrichten konnte.


    Der nächste Sklave war da schon viel interessanter. Ein breitschultriger Kerl in einem guten Alter. Wenn er ihn gutpflegte und ihn mit ausreichend Nahrung versorgte, konnte der noch Jahrzehnte leben und für die Sicherheit des Helvetiers sorgen. Im Moment mochte das vielleicht noch nicht so akut sein, aber sein Patron hatte ja erst vor ein paar Wochen gesagt, dass er auf sich achten solle und je weiter er aufstieg, je näher er an den Kaiser herankam und je nachdem, welche Ämter er später übernehmen würde, würde er einen solchen Kerl gut gebrauchen können. Haushaltssklaven brauchte er nämlich eh nicht, davon hatte er genug, aber so ein Custos, ja das wäre was. Dennoch gab er erstmal kein Gebot ab, sondern wartete erstmal ab, um sich einen Überblick über die Interessenten zu verschaffen.

  • Der Stand des Sklavenhändlers Tranquillus war zweifelsohne eine zentrale Anlaufstelle auf dem Sklavenmarkt, da der alte Fuchs regelmäßig "frische Ware" aus allen Teilen den Imperiums nach Rom bringen ließ. Auch heute waren die Podeste wieder gut "befüllt" mit einer Vielzahl neuer Sklaven und auf dem Platz vor dem Verkaufstand drängten sich schnell potenzielle Käufer und Zuschauer zusammen.


    Am Rande der Menschenmenge hatten die aurelischen Sklaven einen ausreichenden Platz um die Sänfte ihrer Herrin herum "reserviert", sodass die Aurelia bequem das Geschehen, durch einen Spalt zwischen den Vorhängen der Sänfte hindurch, beobachten konnte. Für die Aurelia stellte das Mitbieten (insbesondere um exotische Sklaven) immer wieder einen amüsanten Zeitvertreib dar, obgleich sie eigentlich gar keinen Bedarf an neuen Sklaven hatte. Die flavische und aurelische Sklavenzucht sorgten für genügend Nachschub und meistens schossen die Gebote hier auf dem Markt viel zu schnell in völlig überteuerte Sphären ohne, dass die Qualität der Ware diesen Preis gerechtfertigt hätte.


    350 Sesterzen für einen Sklaven aus dem Umland? ... Wie unspektakulär!, dachte Prisca im ersten Moment und gähnte gelangweilt als Tranquillus den ersten Sklaven auf rief. Bei dem Wort "Leibwächter" horchte sie allerdings auf. Leibwächter starben mitunter schneller als Fliegen und dafür waren die hauseigenen Zuchtsklaven eigentlich zu schade. Hinzu kam, dass man die eigenen Sklaven erst in Kampfkunst ausbilden musste. Hier wäre ein bereits ausgebildeter und voll einsatzfähiger Leibwächter (womöglich mit Erfahrung als Gladiator) für unter 1000 Sesterzen eventuell sogar ein Schnäppchen.


    "Geh und biete 400 ... und sag, Tranquillus, dass ich eine Kostprobe seiner Kraft sehen will. Nicht, dass der alte Fuchs uns mal wieder einen Ochsen für einen Stier vorgaukeln will", wies Prisca im Flüsterton einen ihrer Sklaven an, der sich sogleich durch die Menge nach vorn schob, um den Text nochmal laut zu wiederholen:


    "Meine Herrin bietet 400!", mit einem Fingerzeig auf die Sänfte mit dem aurelischen Wappen bestätigte der Sklave das Gebot, ehe er die Forderung nach einer Kostprobe nach schob:... und sie will eine Kostprobe seiner Kraft sehen!" Den Rest mit dem Ochsen und Stier und dem vorgaukeln ließ der Sklave - selbstredend - unausgesprochen.

  • Titus verzeichnete erstes Interesse und auch schon das erste Gebot. Der Sklave, der es abgab, war von einer der Sänften nach vorne getreten, wahrscheinlich handelte es sich also um zahlkräftige Kundschaft und diese forderte auch gleich einen Beweis für die Kraft des italischen Sklaven. Der Sklavenhändler nickte in die Richtung der Sänfte, von der der Sklave gekommen war und wies einen seiner Sicherheitsschränke an, die Handfesseln Mathos vorübergehend zu lösen.


    Dann seht also nun, ihr guten Römer, welche Kraft in ihm steckt!


    Eine kurze Handbewegung und schon brachte ein anderer Mitarbeiter, der aber körperlich ebenso großgewachsen und kräftig war, wie alle Mitarbeiter des Händler, ein schweres Tragjoch herbei, das er Matho hinhielt.

  • Das Gedränge der Leute, das Glotzen selbiger und der Lautstärkepegel, der hier auf dem Markt herrschte, all dies war er überhaupt nicht gewohnt. Natürlich war er immer mal wieder mit seinem Herrn in die Stadt gefahren um Geschäfte zu erledigen, hatte sich dabei aber stets zurück gehalten. Diese große Stadt war nicht seine Welt und erst, wenn es wieder zurück nach Hause ging, hob sich Matho's Stimmung. Die Tatsache, dass er sein Dorf wohl nie mehr wieder sehen würde, wurde ihm erst ganz allmählich bewusst. Aber sich nun mit diesen Gedanken aufzuhalten, brachte nichts, gar nichts. Es blieb dem Mann nichts anderes übrig, als für sich das beste aus der Sache heraus zu holen. Und flexibel im Umgang mit neuen Situationen, das war er allemal.


    Erneut ließ er seinen Blick über die Leute schweifen, die dem Podest am nächsten standen. Auch die Sänfte fiel ihm auf, von der aus sich ein Sklave näherte, um das Gebot seiner Herrin kund zu tun.
    Ein Beweis seiner Kraft, das sollte nun gar kein Problem sein und auch wenn er kein Muskelberg und auch kein Riese war, so war er natürlich das Heben schwerer Lasten und auch dessen Beförderung seit Jahren gewohnt. Trotzdem achtete der Mann darauf, dass es möglichst so wirkte, als wäre das Joch, welches ihm gebracht wurde, nur ein schmales Bund Stroh. Scheinbar mühelos und betont langsam ging der Römer nun damit in die Hocke und knurrte zu dem Sklaven, welcher zu der Sänfte gehörte, wobei man natürlich sehen konnte, dass er es nicht ernst meinte, denn ein kurzes Lachen huschte über sein Gesicht: „Geh und sag deiner Herrin , ich würde gerne zu ihr herunter kommen, damit sie sich von dichtem überzeugen kann! Vielleicht will sich ja auch noch jemand hier dran hängen?“ Ob sie es in ihrer Sänfte hören konnte, war ihm egal. Dann erhob es sich, fast gemütlich und visierte die Sänfte an. Matho war neugierig, wer sich darin verbarg. Für den Moment hatte der Mann seine Selbstsicherheit wieder gefunden.

  • Zitat

    Original von Matho
    ... „Geh und sag deiner Herrin , ich würde gerne zu ihr herunter kommen, damit sie sich von dichtem überzeugen kann! Vielleicht will sich ja auch noch jemand hier dran hängen?“ ...


    Mit einem Tragjoch sollte also der Beweis seiner Kraft angetreten werden. Naja sonderlich beeindruckend wirkte das langsame Anheben des Joch´s durch den Sklaven auf die Aurelia nicht, wobei sie natürlich die tatsächliche Kraftanstrengung, die dafür erforderlich war, in Wahrheit kaum beurteilen konnte. Dagegen waren die Worte des Sklaven viel beeindruckender ...


    Dieser Sklave erdreistete sich allen ernstes, sich einer Patrizierin nähern zu wollen bzw. sich über sie lustig zu machen? Die Ansage traf zumindest den aurelischen Sklaven (der das Gebot abgegeben hatte) völlig überraschend, sodass dieser mit hochrotem Kopf zurück zur Sänfte hastete. Andere Zuschauer aus der Menge quittierten den spöttelnden Spruch wiederum mit lauten Lachern, Beifall klatschen oder mit schadenfreudigen Bemerkungen à la: "Na, der Sklave hat wirklich Mut, wahrscheinlich will er, dass die Patrizierschnepfe sich höchstpersönlich an ihn dran hängt ..."


    Wie Tranquillus auf diese vorlauten Worte aus dem Munde seiner Ware reagieren würde, konnte Prisca nicht wissen. Sie fand es allerdings höchst amüsant, wie dieser Sklave die Situation ausnutzte, um einige Lacher zu seinen Gunsten - wie zu ihren Lasten - einzuheimsen.


    Mit der Rechten schob Prisca den Vorhang ein wenig mehr zur Seite, während sie schmunzelnd ihre blauen Augen auf den Sklaven richtete. Nun, da er ihr Gesicht in Gänze sehen konnte war Prisca gespannt, ob ihm eine weitere witzelnde Bemerkung einfallen würde.


    "Tranquillus, ...Oh Tranquillus ...", wandte sich Prisca nun ihrerseits mit spöttischem Unterton und mit einem schiefen Grinsen an den Händler:"Ich dachte immer, du verkaufst hier erstklassige Sklaven?! Stattdessen bietest du neuerdings anscheinend Ochsen feil, die sich das Joch selbst anlegen können, ehe sie mit selbigen den Acker umpflügen." Das gleichzeigte Augenzwingern in Richtung des alten Sklavenhändlers vermochten die Schärfe aus dem Gesagten sogleich wieder heraus nehmen, da es hier auf dem Sklavenmarkt eben manchmal so zu ging. Spöttische Sprüche ...vorlaute Sklaven ... zahlungskräftige Kunden ... ein amüsanter Zeitvertreib eben (zumindest für die Aurelia).

  • Bellutus hatte sich gut zurecht gefunden, zumindest in der Casa, wodurch Aculeo die Idee gehabt hatte in ein wenig durch Rom zu führen. Gemeinsam hatten sich die beiden Männer, in Begleitung von Luitprand dem Getreuen Bellutus', auf den Weg gemacht von der Casa Germanica aus vorbei am Circus Flammius, dem Theatrum Marcelli hin zu Forum Romanum wo sich auch das Circus Maximus befand. Kurz hatte dort Aculeo innegehalten um senen Verwandten die Eindrücke aufnehmen zu lassen. Sicherlich war dieser beeindruckt von der Grösse und Erhabenheit der Gebäude die sich hier befanden.


    Nachdem nun sein Verwandter genug gesehen hatte was es in der näheren Umgebung zu finden gab, ließ es sich Aculeo nicht nehmen den Markt zu besuchen. Womit der Weg am Sklavenmarkt unumgänlich war.


    Hier werden täglich Sklaven verkauft. kommentierte Aculeo knapp die hießige Örtlichkeit und blickte zum Stand des Sklavenhändler Tranquilius.
    Dort schien anscheinend gerade eine Versteigerung stattfindes was den älteren Germanicer veranlasste näher zu kommen. Dabei passierte er die Sänfte der Aurelier und vermutete einen der Patrizier in dieser.


    Lass uns ein wenig hier bleiben. Es interessiert mich wer den Mann da oben am Ende sein "Eigen" nennen kann.

  • Nun, Matho hätte auch viel lieber verdeutlicht, dass er einen Kerl seines Formates recht zügig auf die Bretter schicken konnte, er hatte da ganz bestimmte Handgriffe, aber zum einen war wirklich keiner in Reichweite und zum anderen wollte er den Bogen nicht überspannen. Der Mann mochte zwar ungebildet sein, dafür besaß er jedoch eine gewisse Bauernschläue und auch auf seine Intuition vertraute er gerne. Oder besser: es waren die Götter, die ihn warnten, es nicht zu übertreiben. Es kam immer darauf an, mit wem er es zu tun hatte und das hier war weit davon entfernt, spassig zu sein, jedenfalls nicht für ihn.
    So ignorierte der Mann auch die Kommentare und das Gelächter der Umstehenden, als er das Tragjoch wieder zurück gab. Sollten sie lachen, das war ihm völlig egal.


    Ungerührt starrte Matho nun Aurelia Prisca an, wie ein Raubtier, dass abwog, ob es sich lohnte, zum Sprung anzusetzen oder nicht. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, das jedoch so schnell verschwand, wie es aufgetaucht war. Mathos Kontakte zur Damenwelt hatten sich nämlich mehr oder weniger auf die junge Sklavin vom Nachbarhof beschränkt, mit welcher er ab und an zur Belohnung ein Schäferstündchen halten durfte. In diesem Moment war ihm jedoch schlagartig klar, dass er ganz erheblichen Nachholebedarf hatte. Vielleicht war die Stadt doch gar nicht so schlecht! Man musste alles positiv sehen!

  • Das passte doch alles ganz gut. Ein Kreuz wie ein Ochse, was wollte der Helvetier denn mehr. Der Sklave konnte einen Angreifer ja wahrscheinlich schon allein mit einem Stoß der Schulter zu Fall bringen. Allerdings war sein Blick natürlich auch zu der Sänfte gewandert, aus der soeben eine Frauenstimme heraus erklungen war. Wahrscheinlich eine Patrizierin, die sich noch hier billig einen Liebwächter anschaffen wollte. So einfach wollte. Severus ihr das aber nicht machen, weshalb er nun seinen Arm erhob. 450! rief er. So günstig sollte die Frau in der Sänfte nicht davon kommen.

  • Von dem, was er zuhause besessen hatte, so zum Beispiel Kleidung zum Wechseln aber auch ein klein wenig Taschengeld, welches ihm der Herr zugestanden hatte, waren ihm lediglich zwei Sesterzen geblieben, die eingewickelt in einer Falte seines Gürtels steckten. Sie befanden sich immer dort, sozusagen als Notgroschen, obwohl es von der Sache her keinen Sinn machte, denn wann kam er schon mal dazu, etwas auszugeben? Die beiden Münzen hatten wohl mehr symbolische Bedeutung, zeugten sie doch davon, dass er etwas besaß, von dem obendrein keiner wußte. Matho machte diese Vorstellung einfach zufrieden in seiner bisher doch recht einfachen kleinen Welt.


    Aufmerksam blickte er nun zu dem Mann herüber, der soeben das Gebot erhöht hatte. Er schien von ähnlichem Alter zu sein, wobei man Matho in der Regel älter schätzte, was einfach daran lag, das er durch die schwere Arbeit eben schon eine Ecke verbrauchter wirkte, wie Anfang Dreißig. Aber er war jünger.
    Die Mimik des Mannes verriet leider wenig, allerdings schien es, dass er nicht so wohlhabend war wie die Herrin in der Sänfte. Und, was war nun besser? Sie oder er? So wanderte sein Blick prüfend von einem der anderen, als könne er sich aussuchen, mit wem er mitgehen wollte.

  • Seit es ihr besser ging war sie wie schon davor jeden Tag in den Gassen Roms unterwegs. Sie würde sich doch nicht einsperren lassen und schon gar nicht von diesem neuen Helvetier. Der hatte ihr eh nichts zu sagen. Und außerdem scherte er sich ja eh nicht wirklich darum, was im Haushalt passierte, solange dieser lief und das tat er. Jeder hatte seine Aufgabe und erledigte diese. Nur Varia, die hatte ebnen keine. Und bevor ihr die Decke auf dem Kopf fiel, streunerte sie lieber durch die Gassen.
    So kam sie nun also auch am Sklavenmark vorbei. Sie hielt inne und betrachtete den Sklavenhändler voller Abscheu. Eben jene hatte sie es zu verdanken, dass sie ihr Dasein hier fristen musste.
    Dann fiel ihr Blick auf den Sklaven.
    Tranquillus bot ihn als Leibwächter an.
    Varia schnaufte. Der Mann mochte Kraft haben, aber nach einem erfahrenen Kämpfer sah er nun wirklich nicht aus. Kraft war für einen Leibwächter nicht das entscheidende, dass wusste doch jeder...
    Nein nicht jeder wie schon die nächste Aufforderung zeigte. Da wurde doch tatsächlich eine Demonstration der Kraft des Sklaven gefordert.


    Varia konnte nur mit dem Kopf schütteln.
    Dann hörte sie eine ihr bekannte Stimme. Der Helvetier bot auf das Kraftpaket? Herje, was wollte er denn mit dem? Nun ja ihr sollte es egal sein, was der mit seinem Geld tat.
    Aber ihr juckte es mal wieder in den Finger, dem Sklavenhändler einen mitzugeben.


    „Tranquillus du alter Halsabscheider. Bietest du hier etwa einen Bauern als Leibwächter an? Kraft mag er haben, aber ich glaube kaum, dass er in einem Kampf bestehen könnte. Welche Erfahrungen hat er denn im Kampf.“


    Rief sie in Richtung des Händlers und nickte dem Sklaven dabei aber freundlich zu.
    Immerhin wollte sie ja nicht ihn treffen mit ihren Bemerkungen, sondern Tranquillus.

  • Leise vor sich hin grollend wanderte sein Blick zu der jungen Frau, die sich sehr selbstbewusst an den alten Sklavenhändler wandte. Was sie da von sich gab, das passte ihm jedoch gar nicht!
    Ihr mochten diese Worte durchaus egal sein aber für ihn ging es hier um seine Existenz!
    Na klar war er ein Bauer. Ja ja, nur ein Bauer, nur jemand, der dafür sorgte, dass die Herrschaften Brot, Käse, Milch und so manchen guten Braten auf dem Tisch hatten, dass sie Kleider aus Wolle trugen und ihre Lagerstätten mit Fellen erst so richtig bequem wurden.
    Und natürlich hatte er keine Erfahrungen als Leibwächter, was nun eine richtige Ausbildung anging, aber mussten das die Interessenten denn so genau wissen? Seine Waffen waren stabilste Zaunlatten, die er sich je in einem Paar zusammen gebunden hatte, damit sie noch stabiler waren. Davon hatte er überall im Hof welche stehen gehabt. Kein Huhn, nicht mal ein Ei verschwand von Hof, wenn er zuhause war. War das kein guter Anfang, wenn es darum ging, aus ihm einen richtigen Leibwächter zu machen?
    Er presste die Lippen fest zusammen, seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während er Varia mit einem mißbilligenden Blick anstarrte. So recht war er sich nicht sicher, was ihren Status anging, konnte auch die Narbe auf ihrer linken Wange ob der Entfernung nicht deuten.
    „Freche kleine Wühlmaus!“ knurrte er in ihre Richtung.

  • Prisca erkannte sofort das typisch männliche Raubtier-Gehabe, welches üblicherweise ein angenehmes Kribbeln auf ihrer Haut aus löste. So auch jetzt, da dieser Sklave sich erdreistete sie wie ein Beutetier an zu starren. Ts ts ts … Welch ungebührliches Verhalten! Mich eine freie Frau und Dame der Gesellschaft so an zu sehen , schienen die blauen Augen der Aurelia ihn stumm zu tadeln, während sie seinen Blick gelassen erwiderte. Also doch ein Stier und kein Ochse. So ein Sklave könnte tatsächlich interessant sein, denn was wollte Prisca mit einem duckmäuserischen Sklaven, der den Blick vor lauter Demut nicht von einen Zehenspitzen weg bekommen würde. Nein, ein Leibwächter musste schon aus gröberen Holz geschnitzt sein, so wie dieser Sklave dort oben auf dem Podest.


    "500 Sesterzen", ließ Prisca schließlich aus eigenem Mund verlauten, nachdem der Preis von einem anderen Bieter kurz zuvor erhöht worden war. Flüchtig sah Prisca zu dem (ihr unbekannten) Mann hinüber, der soeben 450 geboten hatte und dabei fiel ihr Blick auf ihren alten Bekannten (Paullus Germanicus Acuelo), der unweit von ihr in der Menge stand. Mit einem freundlichen Lächeln und einem Neigen des Hauptes grüßte die Aurelia ihm zu, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Auktion richtete.

  • In der Vergangenheit war sein Raubtiergehabe nur selten zum Vorschein gekommen. Wenn man seit Sonnenaufgang mit dem Vieh zugange war, auf dem Feld wirtschaftete, die Stallungen ausmistete, Säcke gefüllt mit Korn und anderem schleppte und den Hof reinigte, um dann in der Dunkelheit tot müde ins Stroh zu sinken (ja, er hatte immer bei dem Tieren geschlafen, was er aber auch selber so wollte), machte diese Art keinerlei Sinn. Und natürlich hatte er sich seiner Familie gegenüber auch nicht so aufgeführt, obwohl er der Herrin dann und wann schon ein wenig frech gekommen war. Sie war eben eine Frau und das Leben war schon ernst genug. Kaum aber, dass die kleine gut bestückte Sklavin vom Nachbarhof in Sichtweite war, verfiel der Mann recht schnell in diesen Beute-Jagdmodus. Das hiess überhaupt nicht, dass er ihr irgend etwas tun wollte, im Gegenteil. Es war einfach seine Art, ihr zu zeigen, dass er sie mochte. Ihm war dabei nicht bewusst, dass diese Art der Werbung gar nicht gut ankam. Sie suchte stets das Weite, wenn es ihr möglich war. War es aber nicht immer, denn wenn er sich mal wieder halb tot gerackert hatte, durfte er schon für kurze Weile zu ihr. Dadurch, dass er aber stets gezwungen war, sich zu beeilen, punktete er noch weniger bei dem Mädchen. So kam es, dass Matho schlicht die Chancen fehlten, andere Verhaltensweisen zu erlernen. Er war aus grobem Holz geschnitzt und ob sich da jetzt noch etwas dran änderte, war fraglich.


    Fast schon triumphierend blickte er zur Sänfte herüber. Eine Reihe weißer Zähne bildeten einen ansehnlichen Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut (ein bißchen Dreck war aber auch noch dabei), auf der sich um die Augen herum bereits die ersten Fältchen bildeten. Der Tribut an ein hartes Leben und Monat und Monat unter freiem Himmel.
    Der Blick wanderte dann zu Varia, auf die er wortwörtlich herabschaute.
    Bauer! Pah!

  • Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    "Tranquillus, ...Oh Tranquillus ..."
    "Ich dachte immer, du verkaufst hier erstklassige Sklaven?! Stattdessen bietest du neuerdings anscheinend Ochsen feil, die sich das Joch selbst anlegen können, ehe sie mit selbigen den Acker umpflügen."


    Titus blickte zu der Sänfte hinüber, aus der nun eine Frauenstimme ertönte.


    Du wirst mir wohl zustimmen, dass dich niemand angreifen wird, wenn er zuerst an einem mächtigen Ochen von Mann vorbei muss.


    gab der alte Sklavenhändler zurück und klopfte dem Sklaven nochmal kräftig auf die starken Schultern. In diesem Moment kamen auch schon die nächsten Gebote rein, doch auch eine weitere Stimme drang an sein Ohr.


    Zitat

    Original von Varia
    „Tranquillus du alter Halsabscheider. Bietest du hier etwa einen Bauern als Leibwächter an? Kraft mag er haben, aber ich glaube kaum, dass er in einem Kampf bestehen könnte. Welche Erfahrungen hat er denn im Kampf.“


    Ungläubig schüttelte er den Kopf, denn für ihn waren Sklaven sein Geschäft und ebenso wie ein guter Goldschmied vergaß Titus keine seiner Waren, die ihm gutes Geld eingebracht hatte.


    Ich verkaufe nur die besten Sklaven. Das weiß ganz Rom und das wird auch so bleiben. Dieser Mann ist ein Prachtstück, hat Erfahrung als Landarbeit und natürlich muss ein Landarbeiter auch das Landgut seines Herrn verteidigen, wenn der nicht da ist.


    antwortete er kühl und wandte sich wieder an die übrigen Interessenten. Doch bislang war das Interesse eher gering.

  • Severus grübelte, denn eigentlich war sein Limit erreicht. Dennoch, der Sklave war seiner Meinung nach mehr wert als die lumpigen 500 Sesterzen und auch wenn er ihn am Ende nicht würde ersteigern können, weil dafür sein Geldbeutel nicht gut genug gefüllt war und die Frau in der Sänfte vermutlich ohnehin reich genug war, um ihn jederzeit zu überbieten, wollte er ihn dennoch ein wenig teurer machen.


    550 Sesterzen! erhöhte er daher schnell sein Angebot, bevor erneut eine Stimme ertönte, die die Qualität des Sklaven in Frage stellte. Der Helvetier blickte dort hinüber und sah - er traute seinen Augen kaum - die Sklavenamazone seines Vetters, die offenbar mal wieder reißaus genommen hatte. Abschätzig kräuselte sich seine Nase und er begann damit, sich durch die Menge zu ihr durchzuarbeiten. Eine halbe Armlänge von ihr entfernt blieb er stehen, drehte sich wieder zum Podium, und sprach die Sklaven an. Was hast du hier zu suchen?! sagte er leise zischend, was wohl deutlich machte, dass ihm das hier alles gehörig gegen den Strich ging.

  • Der Bauer mit Zusatzqualifikation Leibwächter konnte nicht einschätzen, wie es für ihn lief. Das Wichtigste für Matho war jedoch, dass er nicht etwa in den Steinbrüchen landete, vor denen er eine Höllenangst hatte. Wenn er zu Hause über die Strenge schlug, war das immer ein sehr gutes Druckmittel: Benimm dich oder du weißt, wo du sonst hinkommst! Es war zwar nie wirklich eine Option gewesen, aber das hatte man ihm natürlich nicht auf die Nase gebunden.
    So wartete er geduldig, wobei er in der prallen Sonne aufrecht stand, die ihm nur wenig ausmachte und seinen Blick immer wieder über die Menschen schweifen ließ, die zuguckten.

  • Avianus hatte sich das Tamtam auf an Tranquillus Stand ein wenig mitangesehen. Eigentlich hatte er ja nur ein Kindermädchen gesucht (und gefunden), hatte aber während seines Heimwegs aus reiner Neugier an der Versteigerung halt gemacht. Hinter ihm wippten Dicon und Fusca von einem Fuß auf den anderen, der aus purer Langeweile und Ungeduld, die andere, weil ihre neuen Schuhe drückten.
    "Hätte ich gewusst, dass neue Schuhe so unbequem sind ..."
    "Du hattest noch nie neue Schuhe?", fragte Dicon ungläubig zurück. Fusca schüttelte den Kopf und wippte unglücklich weiter. Wofür sollte eine Sklavin, die nur zur Zucht verwendet werden sollte, aber nicht einmal dazu taugte, auch neue Schuhe brauchen.
    Avianus hingegen musterte den Sklaven auf dem Podest, der in seinen Augen mehr Tier zu sein schien als Mann. "Was haltet ihr von dem da?"
    "Wofür willst du so einen groben Klotz?"
    "Und ein wenig verbraucht ausschauen tut er auch, Dominus ..."
    Da hatten die beiden nicht gerade unrecht. Aber Agnodice konnte im Garten bestimmt Hilfe gebrauchen, einen eigenen Custos hatte er noch nicht, ihr Ianitor wurde langsam verdammt alt und generell fehlte in der Domus ein Ochse, der richtig anpacken konnte. Nachdenklich kaute der Iunius auf der Unterlippe. Sicher bekam man den ein wenig hingebogen, dazu noch eine Kampfausbildung, ... lesen und schreiben brauchte der Bursche tatsächlich nicht zu können. Und dann der Preis. Dafür bekam man doch normalerweise nicht mal einen halben Sklaven.
    "Hmm ... 650!"

  • Titus seufzte. Er hatte sich mehr bei diesem Sklaven versprochen. Aber gut, er war lang genug im Geschäft, um zu wissen, dass das nicht immer so sein konnte.


    650 zum Ersten. 650 zum Zweiten Uuuuuuund 650 zum Dritten! Verkauft an den ehrenwerten Urbanertribun Iunius!

    rief Titus und beendete damit die Versteigerung des Mannes. Mit einer Handbewegung gab er seinen Schränken zu verstehen, dass sie Matho zu dem Iunier bringen sollten, was auch gleich geschah und einer der beiden auch gleich die Hand aufhielt um den Gegenwert in Münzen zu erhalten.


    Zitat

    Dann bitte einmal 650 Sesterzen auf das Konto Staatskasse II (1002).

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