Matho

  • Ein weiterer Mann von groß gewachsener Statur, der sich in Begleitung befand, zeigte mit seinem Gebot Interesse und der Blick des Sklaven wanderte zu ihm herüber, wobei man ihm nicht anzusehen vermochte, was er dachte und fühlte. Aber vermutlich war es eher so, dass Matho gar nichts dachte und wenig fühlte, sondern den Verkauf über sich ergehen, an sich vorbei ziehen ließ. Irgendwo würde er jetzt landen und dann hieß es, mit der Situation klar zu kommen.


    Nach dem letzen Gebot nun schienen die anderen Bieter das Interesse verloren zu haben, was dem breitschultrigen Mann aber ziemlich egal war. Ob er nun hier oder da oder dort seinen Alltag würde bestreiten müssen, was spielte das schon für eine Rolle. Und kaum dass der alte Sklavenhändler die Auktion beendet hatte, fiel eine Last von seinen Schultern: Die Sache war nun gelaufen, jetzt musste er sich keine weiteren Gedanken mehr machen. Ob man mit dem Mann in Begleitung einigermaßen auskam oder aber er sich als Monster entpuppte, das war nun sein neuer Herr, ob es ihm gefiel oder nicht.


    Die Formalitäten wurden nun erledigt, ein für Mathos Augen ordentlicher Batzen Geld wechselte den Besitzer, die Fesseln wurden entfernt und schon fühlte er sich gleich bedeutend wohler. Offen und interessiert blickte er Avianus an, als er vom Podest herunter trat, ohne dabei aber irgendwie aufmüpfig oder gar frech zu wirken.

  • Avianus sah sich etwas verwundert um. War sein letztes Gebot etwa zu hoch gewesen? Natürlich nicht. Die paar Sesterzen ... und dennoch hatte sonst keiner mehr geboten. Dann war wohl kein Interesse da. Wie auch immer, er hatte den Zuschlag bekommen und wartete darauf, dass der Sklave das Podest herunterstieg.
    "Matho?", sprach er den Namen, den der Sklavenhändler zu Beginn genannt hatte, in fragendem Ton noch einmal laut aus. Ein römischer Name. Vermutlich hatte der ehemalige Besitzer ihn dem Burschen verpasst. War ja keine Seltenheit.
    "Ich bin Aulus Avianus, von den Iunii", stellte er sich dem neuesten Zuwachs seines Hausstands vor und warf einen Blick über die Schulter. "Das hier sind Dicon, unser Scriba, und Fusca, die vom heutigen Tag an das Kindermädchen meiner Familie sein wird."
    Dicon kramte unterdessen das Geld aus dem Beutel und überreichte es dem breitschultrigen Brocken, der bereits fordernd die Hand danach ausstreckte.
    Avianus blickte etwas unschlüssig drein. Er machte das ja erst zum zweiten Mal. Das erste Mal war bei Fusca gewesen.
    "Gibt es irgendetwas, das du von den Märkten noch brauchst, bevor wir zur Domus gehen?" Kleider vermutlich. Aber die könnte Dicon auch alleine besorgen. Einfach die extra-großen. Würde schon passen.

  • Na sowas, da Prisca doch glatt den Zeitpunkt des Zuschlags verpasst. Und Schuld war nur ihre Freundin Apollonia, die just hier aufgetaucht war und die Aurelia mit neuestem Tratsch minuenlang abgelenkt hatte. Tja ... Dumm gelaufen!, dachte Prisca mit einem enttäuschten Seufzer, denn für diesen Preis wäre der Sklave ein echtes Schnäppchen gewesen.


    Aber wenn nicht heute, dann eben an einem anderen Tag. Für heute hatte Prisca genug und so gab sie ihren Sklaven mit einem Wink zu verstehen, dass sie nach Hause wollte. ...

  • Kaum das Matho das Podest verlassen und das Geld den Besitzer gewechselt hatte, sprach ihn sein neuer Herr an und stellte sich vor, ebenso die beiden Sklaven, die er mit sich führte. Matho nickte und antwortete: „Dominus...“ sozusagen die Bestätigung, dass er verstanden hatte.
    Ob er etwas brauchte? Selbst wenn es so gewesen wäre, er hätte es mit Sicherheit nicht geäußert und so antwortete er sachlich: „Ich habe alles, was ich brauche, Dominus.“ Sein Blick huschte kurz aber schon ein wenig neugierig zu Dicon und Fusca und er fragte sich, ob er mit den beiden wohl gut auskommen würde. Dann wartete er einfach, wobei er keinen der Drei mehr anblickte.

  • Alles, was er brauchte? Avianus musterte den Sklaven von oben bis unten nickte langsam, obwohl sein Blick dabei alles andere als Zustimmung ausdrückte. Die Kleidung, die er am Leib trug, reichte ihm? Kein Mantel für kältere Tage, keine zusätzlichen Tunicae, nichts zu essen für den Weg bis zur Domus, keinen Schluck Wasser, um die sommerliche Hitze erträglicher zu machen ... alles hätte er haben können, doch er wollte nichts. Fusca, mit ihrer zuvor erst erworbenen Habe beladen, schaute noch viel verwunderter drein als ihr neuer Dominus.
    "Bist du blöd?", maulte sie, sog danach scharf die Luft ein und hielt den Atem an. Sie musste sich dringend zurücknehmen. Erst recht jetzt, da Fortuna ihr hold gewesen war, und sie zügig aus diesem Drecksloch von einem Sklavenhändlerstand herausgeholt hatte. Beim nächsten mal würde es vermutlich nicht zu schnell gehen, wenn sie sich bei ihrem neuen Herrn dumm anstellte. Dicon gab ihr als zusätzliche Warnung noch einen Stoß mit dem Ellenbogen. "Au!", zischte Fusca zurück.
    "Dicon", wandte Avianus sich an den Scriba, "Ich will, dass du Matho neue Kleider besorgst. Alles was er brauchen könnte. Ich werde mit den beiden zur Domus vorausgehen."
    Der räusperte sich erst leise und blickte skeptisch den neuen an. "Hältst du das wirklich für eine gute Idee, Dominus?"
    "Meinst du, die beiden stechen mich an der nächsten Ecke ab? Ich werde dunkle Seitengassen meiden, wenn du dich dann wohler fühlst."
    Dicon konnte sich nicht so recht zu einer zustimmenden Meldung hinreißen lassen, nickte aber widerwillig, während sein Herr sich bereits richtung Domus Iunia abwandte.

  • Zitat

    Original von Marcus Helvetius Severus
    ...


    Ein keckes Grinsen in Richtung des Sklaven, dann drehte sie sich zu dem herannahenden Helvetier um. Sie betrachtete ihn mit diesem Blick, der eine Mischung aus Geringschätzung und Überheblichkeit war. „Warum sollte ich nicht hier sein?“ Genau warum sollte sie das nicht? Hier in Rom war niemand, dem sie Gehorsam schuldig war. Niemand auf dem sie hören müsste. Also warum sollte sie nicht hier sein.
    Das der Sklave inzwischen Versteigert wurde ging gänzlich an ihr vorbei – vor allem auch, weil es ihr egal war.

  • Ihm fehlten die Worte ob solch einer Unverschämtheit. Severus hatte ja schon viel von der Amazone gesehen, aber das hier sprengte alle Grenzen des Verhaltens, das einer verdammten Sklavin zustand. Der Helvetier ballte die Fäuste und hörte nur noch auf einem Ohr, wie der Sklavenhändler die Auktion beendete. Kurz hielt er inne. Natürlich, was auch sonst, jetzt hatte er auch noch die Auktion und ein regelrechtes Schnäppchen verpasst... En Schnauben entfuhr, oh ja, er kochte grade. Du machst jetzt, dass du zurück in die Casa kommst und zwar auf dem schnellsten Weg. Erneut glich seine Stimme eine schlangenhaften Zischen, vor allem, weil er hier mitten auf dem Forum nicht laut vor sich hinschreien konnte. Und wage es nicht, mir zu widersprechen, jedes weitere Wort und jede weitere Hora, in der du nicht in der Casa bist, werden Konsequenzen nach sich ziehen. Es ging ja nicht an, dass die Amazone einfach so in der Stadt herumlief. Wenn sie sich unterfordert fühlte, konnte man darüber reden, ihr mehr oder andere Aufgaben zu übertragen, aber das hier - und dann auch noch der Zwischenruf gegen den Sklavenhändler und seine Ware, das war nicht nur ein Affront gegen ihn, es konnte auch ein schlechtes Licht auf seine Familie und seinen Haushalt werfen.

  • Zitat

    Original von Aulus Iunius Avianus
    ....


    Natürlich entging ihm nicht, wie ihn der neue Herr anguckte aber es war so, das Matho im Moment nur von jetzt bis gleich dachte. Was mochte schon heute abend sein, wenn er Hunger hatte, wenn es irgendwann soweit war, das das Wetter kühler wurde... Dann würde sich schon eine Lösung finden aber im Moment war es gut so wie es war.


    "Bist du blöd?"
    Zum ersten Mal musterte der Mann die Brünette ausgiebig, wobei er ihr einen schon fast feindseligen Blick zuwarf. „Nein...“ knurrte er. „Jedenfalls nicht blöder als du!“ Und das sollte das Kindermädchen sein? Er setzte noch ein abfälliges „Pff!“ hinterher und liess es dann gut sein, schließlich war es unklug, sich jetzt daneben zu benehmen. Aber so wirklich wunderte er sich nicht über ihre Art. Weiber waren eben so, da wusste man nie, was als nächsten passierte.


    Und dann ergab sich genau das, was Matho sich schon gedacht hatte: sein neuer Herr wußte eben am besten, was er so brauchte und er lächelte zufrieden vor sich hin.
    Dicon's Skepsis dagegen konnte er schon viel besser nachvollziehen. Er kannte ihn nicht und noch hatte der andere keinen Grund, Matho zu vertrauen.
    „Es wird nichts passieren.“ entgegnete ihm der Neue freundlich mit einem verhaltenen Lächeln. Wer sich ihnen gegenüber ungebührlich verhielt, der würde schon sehen, was er davon hatte!
    Dann schwieg er, denn seine Gedanken eilten bereits weit voraus. Er war gespannt, wie es dort aussah, wo sie nun hin gingen, wer dort noch alles lebte, wie man ihm gegenüber trat, wo er untergebracht wurde aber natürlich vor allem, was er dort für Aufgaben bekommen würde. Dabei versuchte der Mann nicht daran zu denken, was er hatte zurück lassen müssen aber so recht gelang ihm das nicht.

  • Zitat

    Original von Marcus Helvetius Severus
    ...


    Varia schaute den Helvetier völlig gleichgültig an. Womit wollte er ihr schon drohen?
    Sie verschränkte also die Arme vor ihrer Brust. Ihre ganze Haltung brachte wohl zum Ausdruck, dass es ihr völlig gleichgültig war, was er da von sich gab.
    Und um den ganzen noch eins daraufzusetzen, erwiderte sie tatsächlich. „Ich schulde dir keinen Gehorsam.“ Dann drehte sich die Amazone um und verschwand in der Menge. Sie würde sich tatsächlich erst mit Einbruch der Dunkelheit in der Villa einfinden, nicht weil sie etwas zu tun hatte oder dergleichen – nein allein schon aus Trotz, weil der Helvetier es verlangt hatte.

  • Mit offenem Mund blieb Severus auf dem Marktplatz zurück. Hatte dieses renitente Miststück ihn tatsächlich hier stehen lassen? Was bildete sie sich eigentlich ein, welchen Status sie innerhalb der Casa Helvetia einnahm. Die Chance, auch mal andere Aufgaben zu bekommen, die sich raus aus der Casa führen würde, hatte sie jedenfalls bis auf weiteres und vor allem bis zu einer angemessenen Buße verspielt. Der Helvetier atmete mehrfach tief durch und achtete danach auch gar nicht mehr darauf, wer nun den Sklaven ersteigert hatte. Stattdessen ging er zurück zur Casa Helvetia, um Vorbereitungen für die Bestrafung der Amazone zu treffen.

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