Quintus Helvetius Scaeva

  • Scaeva schaute noch einmal an der Reihe der Tirones entlang. Neben ihm waren wie immer Cinna und Naso, welche noch ein wenig außer Atem schienen und einigen anderen konnte man ansehen, dass sie sich mit dem Laufen in voller Rüstung bereits verausgabt hatten. Und er selbst? Ihm ging es bis auf den Schweiß und dem aufkeimenden Durst recht gut. Nun ja, sah man von dem noch immer wütenen Muskelkater ab, der aber jetzt, nachdem er sich überreichlich aufgewärmt hatte, gar nicht mehr so ins Gewicht fiel. Als das Kommando des Pennus kam, hob er seine Hasta an und wog sie in der Hand, wobei er seinen Arm anspannte und mit den Augen bereits das ihm zugedachte Ziel anvisierte. Wie hatte es der Optio gesagt? Eine schöne, krfätige und fließende Bewegung. Neben ihm ächzte Naso, der die Hasta bereits dem Ziel entgegen geworfen hatte und auch weitere folgen von anderen Tironen. Nur Scaeva stand immer noch da und versuchte die Flugbahn im Vorab zu bestimmen. Dann holte er aus, geschmeidig und unter voller Konzentration. Seine Augen verengten sich flüchtig und mit einer flüssigen Bewegung seines Leibes und letzten Endes seines Armes schnellte die Hasta aus seiner Hand. Sie war schwerer als gedacht, doch sie durchzog die Luft und landete schließlich recht passgenau im Ziel. Scaeva lachte triumphierend auf und stieß Naso an, der weit weniger Glück gehabt hatte. “Das habe ich zu Hause geübt!“, zischte er seinem Kameraden zu. Es sollte nicht sein einziger Treffer bleiben. Einige Mal noch sollten sie werfen und mit zunehmender Übung wurden auch die anderen besser. Zumindest bei Naso und Cinna war das so. Doch ob der Optio zufrieden war, das würde sich zeigen müssen.

  • Quintus Rubrius Pennus


    Wenn Pennus mit dem Haufen fertig war würde jeder Wurf ein Treffer sein.
    Aber es dauerte Erfahrungsgemäß immer lang, bis die Tirones den Wurfspieß zumindest ansatzweise gemeistert hatten. Schon die Grundlagen erforderten Koordination und Technik und so war es kein Wunder, dass der Optio sich immer umsichtig im Rücken der Tirones aufhielt in Sicherheit. Wiederrum kontrollierend schritt er die Reihen ab. Allen voran Scaeva (den Pennus mit einem sparsamen, wiewohl anerkennenden Nicken belohnte) gaben immer weniger Rekruten dem Optio konkreten Anlass um sein Leben zu fürchten.


    Schließlich befand Pennus, dass der Speere genug geworfen waren.


    "Na schön Tirones, Schluss mit dem Unsinn. Der Spaß kann nicht ewig dauern. Was jetzt kommt hassen die Tirones und kostet mich IMMER die meisten Nerven. Also vorsicht. Schilde aufnehmen und ein einer Reihe aufstellen. Abmarsch."

  • Noch einige Male hatte Scaeva geworfen, wobei ihm das spärliche Nicken des Optios nicht entgangen war. Er strahlte über das ganze Gesicht und widmete der Sache nur noch umso mehr Aufmerksamkeit. “Ich wünschte, ich wäre auch bei Ostia aufgewachsen,“ schnaubte Cinna. “Die Landluft scheint einen guten Einfuss zu haben.“
    “Ist nur eine Übungssache,“ erklärte Scaeva daraufhin. “Mein Vater war auch beim Militär. Er war Centurio der Cohortes Praetoriae ...“
    Wieder hörte er Cinnas Grunzen. “Mein Vater hat in Kampanien Schweine gezüchtet,“ erklärte er dann. “Weshalb ich nur gelernt habe mit Messern und Beilen umzugehen.“
    “Um sie dir dann in kleinen Happen besser in den Mund schieben zu können,“ warf Naso grinsend ein. “Und es erklärt warum du von Natur aus so gut gepanzert bist.“
    Scaeva verdrehte die Augen und wollte gerade etwas sagen, als Pennus sich wieder zu Wort meldete. Man ließ die Hastae sinken und schnappte sich die Schilde.
    “Wart‘s nur ab du dürres Brett…,“ warnte Cinna noch, doch mehr Zeit für Gespräche blieb nicht.


    Die Tirones stellten sich wie befohlen in einer Reihe auf. Scaeva mutmaßte, dass es nun um die Formationen gehen würde, was etwas war wovor er Respekt hatte. Immerhin funktionierte die Legion durch diese wie eine gut geölte Maschienerie, doch nahm sie auch jedweden Raum für die Individualität. Er würde sich der Sache stellen, so gut es eben ging.

  • Quintus Rubrius Pennus


    "So. wie die cleveren unter euch schon gedacht haben, ist ein Schild dazu da um euch zu schützen. Je mehr Schild dest mehr Schutz. Römer benutzen viel Schild und sind daher auch hervorragend geschützt.


    Aber mit diesem Schild kann man noch viel mehr machen, als sie sich einfach über den Kopf halten.


    Erste einfache Übung: Haltet das Scutum so vor euch, dass ihr eine lückenlose Reihe bildet. Wenn ihr das hinbekommt, gehen wir zu den richtigen Formationen über. aber erstmal müsst ihr euch an das Gewicht und die anderen Eigenschaften dieses römischen Wunders an Militärtechnik gewöhnen."


    Pennus stellte sich auf einen nervenaufreibenden Kleinkrieg ein. Zwar wussten die meisten Rekruten instinktiv wie ein Schild im Grundsatz funktionierte, jedoch bedeutete das nicht, das es leicht werden würde diesem Haufen die verschiedenen Formationen einzutrichtern.

  • Es war wohl so, wie der Optio sagte: Viel Schild, viel Wehr! Unwillkürlich musste Scaeva grinsen, auch wenn es stimmte. Das Scutum hing zwar recht schwer an seinem Arm und der Umgang mit ihm, würde ihm weiteren Muskelkater bescheren, doch als Legionär war man durch ihn von Hals bis Fuß geschützt. Definitiv konnte man damit mehr machen, als ihn sich nur über den Kopf zu halten.
    “Man könnte ihn dem Gegner in Weichteile rammen,“ zischte Cinna kaum hörbar.
    “Kein Wunder, dass du daran denkst. Bei dir ist immerhin alles weich!“ raunte Naso zurück und unterdrückte ein Lachen.
    Unterdessen rückten die anderen noch unter den Worten des Ausbilders enger zusammen, sodass die Bronzeblechstreifen der Scuta jeweils dicht aneinander waren und sich eine formschöne Reihe bildete. Das dauerte allerdings einen kleinen Moment und man sah hier und da konzentrierte Gesichter. Scaeva hätte nicht vermutet, dass das Gewicht dieses gewölbten Schutzschildes so schwer auf seinem Arm lastete. Er fasste sein Scutum noch fester und hoffte, dass er schon am Tag Arme wie ein Gladiator hätte. Aber es war wohl so, dass alles eine Übungssache war. Da bildete die eigene Muskulatur keine Ausnahme.

  • Quintus Rubrius Pennus


    Nun gut, das grundlegende Prinzip war auch nun wirklich nicht schwer zu verstehen. Immerhin eine gerade Reihe bekamen sie hin. Jedenfalls für eine kurze Zeit.
    Aber nach einer kurzen Zeit traten schon die ersten gravierenden Lücken auf.


    "Tirones, es ist notwendig, dass diese Reihe geschlossen bleibt. Geschlossen. Wenn nämlich im Gefecht eine Lücke aufreißt ist das beschissen für euch.


    Dann kann der Abschaum da nämlich reinstechen. Bevor wir zu den aufreibenden Formationen kommen, will ich, dass ihr die Grundprinzipien verinnerlicht.


    Also Tirones, in eriner Reihe ans andere ende des Exerzierfeldes marschieren. Und wenn ihr ganz am ende angekommen seid werde ihr das Scutum waagrecht über euren Kopf heben, was die Grundlage für einige komplizierte Formationen darstellt. Quasi als Trockenübung. Abmarsch."

  • Die Reihe regte sich und trotz aller Bemühungen sie fest und ruhig zu halten, wurde anscheinend noch mit den Füßen gescharrt, sodass sich doch einige Lücken auftraten. Dabei hörte sich alles so einfach an. Und es waren nur Trockenübungen. Scaeva war klar, dass die Reihe irgendwann später auch gehalten werden musste, wenn eine Horde wildgewordener Barbaren auf die zukünftigen Legionäre einschlugen und mit Schwerten, Beilen, Fäusten und nicht zu Letzt dem eigenen Körpergewicht zu Werke gingen. Da hatte der Optio nur recht. Im Folgenden setzte sich nun auf Befehl hin die Reihe in Bewegung. Was allerdings zu Beginn noch wie eine Reihe aussah, wurde schnell zu einer Art von Wellenlinie, bei der die einen schneller als die anderen waren. Scaeva versuchte sich anzupassen und auch Cinna und Naso stapften konzentriert vor sich hin. Am Ende des Platzes hoben alle das Scutum in die Höhe, sodass es wie ein kleines Dach über ihren Häuptern war.
    “Ist gut bei Regen,“ scherzte Cinna und Scaeva musste unwillkürlich auflachen. Ansonsten aber kam ein jeder der Aufgabe nach und so wartete man auf weitere Anweisungen.

  • Quintus Rubrius Pennus


    Pennus nickte. Die Tirones hatten die Übung fast ordentlich ausgeführt.


    "Na schön Tirones. Wie das geht haben ja anscheinend alle verstanden. Morgen üben wir das nochmal. Und dann will ich keine scheiß Lücken mehr auftauchen sehen. Klar?


    Wenn also jemand Pfeile oder anderes Gelumps auf euren Kopf schmeißt, macht ihr genau das, was ihr da grade gemacht habt... das heißt richtig und erst nachdem mans euch befohlen hat selbstverständlich. So. Jetzt üben wir eure erste Formation. Eine Grundlage. Linke Hälfte. Auf die Knie! Schilde aufstellen! Die rechte Hälfte stellt ihre Scuta schräg auf die der vorderen. Hastae durch die Spalten! Ausführen."


    Mal sehen. Das Problem in diesen Momenten war, dass die Tirones sich noch kein bisschen eingespielt hatten. Er erwartete also ein heilloses durcheinander. Das auszusorteieren würde seine Aufgabe. Es war von essentieller Bedeutung, dass am Schluss dieser Übung sich jeder Rekrut über seinen genauen Platz und Aufgabe im Klaren war.

  • Offenbar waren ihre Bemühungen doch nicht ganz so schlecht, wie er es zunächst angenommen hatte, denn immerhin flippte der Optio nicht aus. Ein gutes Zeichen, auch wenn es hieß das alles am morgigen Tag noch einmal zu trainieren. Ob das klar war?


    “Jawohl, Optio Pennus!“, antwortete die Versammelte Mannschaft im Chor.


    Dann sprach Pennus weiter, was Scaeva dazu brachte vor sich hin zu grinsen. Er war sich sicher, dass er das Scutum einsetzen würde, wenn jemand ihm mit irgendwelchen Geschossen ans Leder wollte, doch es war skurril, dass man selbst für den Selbstschutz erst auf einen Befehl würde warten müssen. Doch so war offenbar die Legion. Nichts ging ohne Hierarchie und eindeutiges Kommando. Während er sein Scutum wieder sinken ließ schaute er kurz zu Cinna und Naso, die es ihm wie alle anderen auch nach taten, nur um dann die nächste Anweisung zu befolgen. Da er selbst zur linken Hälfte gehörte, ließ er sich halb gehockt, halb kniend nieder und stellte seinen Schild wie befohlen vor sich auf. Cinna und Naso wuchteten wiederum ihre Scuta empor, um sie auf die vorderen zu bringen. Es wurde geächtzt, gehievt und geschoben und ein wahres Gewirr von Schilden und Hastae entfaltete sich vor den Augen des Optios. Infolgedessen dauerte es auch eine geraume Weile, bis alles leidlich saß und die Speere durch die entstandenen Spalten hindurch geprokelt werden konnten. Scaeva linste hinter seinem Scutum hervor, um den Optio im Blick zu behalten. So würde es wohl auch im Feld sein, nur dass an Stelle des Optios dort eine Menge an Feinden auf sie alle lauern würde. Doch in Anbetracht dessen, dass ihr gemeinsames Talent im Aufbauen einer Formation noch eher der einer Trümmertruppe glich, war dieses Szenario wohl noch in weiter Ferne.

  • Quintus Rubrius Pennus



    Optio Pennus hatte seine liebe Mühe - wie immer - den Haufen einigermaßen in Position zu bringen.


    Das Ergebnis erinnerte tatsächlich an die berühmte Formation, die schon so vielen Legionären den Hintern gerettet und der kaiserlichen Schatulle einen Haufen Geld gespart hat.


    "So, ihr Ameisenhaufen. Dieses Gewusel wird beim nächsten Mal deutlich schneller entwirrt, verstanden? Es merkt sich jeder. Ich wiederhole jeder, wo genau er steht und wer sein direkter Nachbar ist. Dann geht das wesentlich schneller. Im Kampf muss das innerhalb von Augenblicken passieren, ja. Keine Zeit um rumzuhampeln."


    Soweit so leicht. Der schwere Teil -und das war der Teil der am aufwändigsten von allen werden würde - kam jetzt.


    "Also ihr Schlamper. Wir probieren jetzt ein ganz anderes Kunststück. Die berühmte Schildkröte. Bevor wir loslegen: Scaeva, deine Weisheit wird nochmal verlangt. Wer oder was ist die Schildkröte und wozu ist sie gut?"


    Jedes Kind kannte die Testudoformation, aber der militärische Sinn dahinter war nicht ganz so geläufig.

  • Scaeva atmete tief durch und beschaute sich dann auf Befehl hin, wer sich rechts und links neben ihm aufhielt. Nero und Rufus, alles klar. Auch diese betrachteten sich nun ihre Nebenmänner, nur um sich dann langsam aber sicher aus der soeben aufgebauten Formation zu lösen. Auch Scaeva erhob sich mitsamt seinem Schild und der Hasta wieder aus dem Gemenge und lauschte den Worten des Optios. Er sollte schon wieder? Irgendwie hatte er den Eindruck, dass Pennus es auf ihn abgesehen hatte, wenn es um das preisgeben von Wissen ging.


    Er straffte seine Haltung, um in dieser dann zu antworten: “Die Schildkröte, auch Testudo genannt, ist eine militärisch-taktische Formation, in welcher alle Schilde dazu dienen, eine Formation herzustellen, die einem Schildkrötenpanzer gleicht...“ Bisher hatte Scaeva eine solche noch nicht mit eigenen Augen gesehen, doch er war sich sicher, in Kürze ein Teil davon zu werden. “Sie… dient dazu, möglichst erfolgreich einen starken Beschuss abzuwehren oder geschützt auf befestigte Stellungen vorrücken zu können.“ Das zumindest hatte ihm sein Vater irgendwann einmal so erläutert. Darüber hatte er auch erwähnt, dass die besonders schwerfällig war. Vielleicht aus dem Grund, da Schild, Füße und Bewaffnung dabei besonders gut koordiniert sein mussten.

  • Quintus Rubrius Pennus
    Pennus nickte erneut.


    "Im Prinzip hat Scaeva die Funktionen dieser wichtigen Formation erfasst. Gut geschützt aber schwerfällig. Wenn eine Truppe irgendwo durchbrechen muss, gibt es keine bessere Möglichkeit, das männersparend vorzunehmen, als mit der Testudo."


    Das schien dem Haufen einzuleuchten. Barbaren rannten immer wie bescheuert auf die feindlichen Linen zu. Eine Testudo hngegen schob sich wie ein stacheliger Alpengletscher auf den Feind zu und zermalmte die Reihen.


    "Bei dieser Formation kommt es auf Bedächtigkeit und Stetigkeit an. Die Übung, die wir jetzt gleich vornehmen, besteht aus zwei Teilen. Erstens werdet ihr eine Testudo bilden und zwar folgendermaßen:
    Vier Mann stellen sich in einer Reihe auf. Der Rest stelt sich in ebenfalls in Viererreihen direkt dahiner und hebt ihre Schilde so, dass sich ein durchgehendes, lückenloses Dach ergibt.


    Danach werdet ihr in langsamem Tempo den Exerzierplatz runter laufen ohne die Formation zu brechen.Und danach ist für heute Schluss. Morgen ist dann Schwmmen angesagt. Sag ich nur schon mal. Auf gehts.

  • Es freute Scaeva sichtlich, dass er die Aufgabe der Testudo richtig geschildert hatte. Also war es gar nicht so schlecht, einen Vater gehabt zu haben, der für das Militär gelebt hatte. Um diesen zu ehren war er selbst ja immerhin auch hier. Die Gruppe nickte zu den weiteren Worten des Optios und lauschte dann auch weiterhin gebannt. Inzwischen war der Tag auch schon recht weit fortgeschritten, sodass Scaeva froh war nach diesen nächsten Übung aus seiner Ausrüstung heraus zu kommen. Auch sein Magen knurrte mittlerweile gewaltig und die Wärme der unbarmherzigen Sonne hatte dank des eigenen Schweißes auch für ausreichend Durst gesorgt. Dennoch würde er sich mannhaft auch der nächsten Aufgabe stellen.


    Vier Mann traten zusammen. In Scaevas Fall war das er selbst, Cinna, Naso und Rufus. Auch hinter ihnen wurden Vierereihen gebildet, die auch sogleich die Schilde hoben. “Was machen die Männer im Inneren der Schildkröte mit ihren Hastae, Optio Pennus?“, wollte Scaeva dann wissen, denn hinter ihm gab es einiges Gewirr diesbezüglich. Dennoch setzte sich der Trupp nun langsam und mit den Füßen scharrend in Bewegung, um das Ende des Exerzierplatzes zu erreichen. Ein Feind hätte sich bei dem Anblick wohl ins Fäustchen gelacht, doch für das erste Mal fand Scaeva selbst es gar nicht so schlimm.

  • Quintus Rubrius Pennus


    Pennus, in Erwartung des Chaos-Panoramas der Schildkröte, wurde noch einmal aus seiner Betrachtung gerissen.


    "Was ihr mit den Hastae mache sollt? Lasst sie zwischen den Schilden senkrecht herausragen, sodass ihre Spitze nach oben zeigt. So kommt kein Feind auf die Idee, auf die Schildkröte drauf zu springen.


    So. Weitermachen."



    Was sollten die Rekruten auch sonst mit den Dingern machen...

  • Gut, dann also die Hastae zwischen die Schilde. Noch einmal wurde es ungemütlich in der Formation, als die Speere gehoben wurden.
    “Au! Pass doch auf du Idiot!“, zischte Cinna Naso entgegen. “Du spießt mich ja auf!“
    “Glaub mir, deine Speckschicht kann das ab!“, grunzte Naso zurück und streckte nun die Hasta durch das Schilddach.
    “Nun hört doch auf!“, sagte Scaeva ungeduldig. “Passt lieber auf eure Füße auf!“
    Scharrend und ein wenig wankend erreichte die Formation das Ende des Platzes und die Tirones ächzten. Es war ganz schön anstrengend, das Scutum die ganze Zeit über dem Kopf zu halten und dabei noch darauf zu achten, dass die Formation nicht auseinander riss. Gut, sie sollte ja so oder so behäbig sein, doch das was sie hier geliefert hatten war so langsam voran gekrochen, dass ein Wurm im Erdreich sie glatt hätte überholen können.
    Scaeva floss inzwischen der Schweiß von der Stirn und seine Tunika klebte ihm am Leib. Alles in ihm schrie nach Wasser und Hunger hatte er auch. Hoffentlich waren sie nun für heute fertig, doch das würde sich zeigen. Die Männer ließen nun die Schilde sinken und schnaubten den Rest der Anspannung heraus. Dann machte man sich auf den Weg zurück zu Optio Pennus, um herauszufinden, ob sie das Ganze noch einmal wiederholen sollten.

  • Quintus Rubrius Pennus


    "Na schön, Tirones. Wenn wir dann doch mal durch einen Haufen Krimineller in der Subura durchmüssen, macht das genauso. Dann lachen die sich nämlich direkt tot und wir können nach Hause.


    Falls diese Taktik aber nicht erfolgreich sein sollte, müssen wir es dann mit einer ordentlichen Schildkröte versuchen. Die werden wir üben. Aber heute nicht mehr. Ihr Lappen könnt ja kaum mehr den Schild oben halten.


    Deswegen: Alle Mann weggetreten und morgen zur üblichen Zeit her angetreten. Dann gehts zum Tiber schwimmen. Sollte euch ja zusagen. Hähä. Abmarsch."

  • Auf Pennus Bemerkung hin, musste Scaeva grinsen. Es war schon ein interessanters Bild, sich vorzusteleln, wie ein schwankender, scharrender Haufen eine Bande Subversiver dazu brachte, sich tatsächlich tot zu lachen. Auch Cinna, neben dem Scaeva gegangen war, kicherte vor sich hin. Dennoch traf die Gruppe wohl geordnet vor ihrem Optio ein und erwartete weitere Anweisungen. Diese kamen in Form eines Überblicks, was sie am nächsten Tag erwarten würde. Schwimmen!
    “Scheiße, ich kann nicht schwimmen,“, grunzte Cinna.
    “Keine Sorge, Fett schwimmt immer oben… brauchst nur dazu rudern!“, flüsterte Naso ihm entgegen.
    Scaeva selbst machte sich keine Gedanken. Er war oft im Meer schwimmen gewesen und sein Vater hatte stets Wert darauf gelegt, dass seine Söhne diese Fähigkeit beherrschten. Dennoch. Der Tiber? Wahrscheinlich strömten ihnen in diesem irgendwelche Abfälle entgegen, während sie trainierten. Doch daran wollte er noch gar nicht denken. Immerhin war das erst morgen. Nun durften sie abtreten und endlich etwas essen. Vor allem aber: trinken.


    Tatsächlich stellte sich an diesem Abend recht schnell so etwas wie Entspannung ein. Nach einer guten Portion Puls, in dem sogar reichlich Speck enthalten war, und einigen Bechern Posca ging es Scaeva wieder gut. Bis auf die bleischwere Müdigkeit, die sich ob des Ausbildungstages in ihm ausbreiten wollte. Doch diese würde noch warten müssen. Heute hatte er sich von den anderen ein wenig abgekapselt und saß vor Baracke und schnupperte an Veras Tuch, welches er zum Abschied von ihr erhalten hatte. Es war ihr Halstuch und es duftete – mit einiger Fantasie – auch noch ein wenig nach ihr. Seufzend nahm er sich dann etwas zum Schreiben, um einen Brief zu verfassen. Dabei war er kein guter Schreiber. Er machte Fehler über Fehler und hatte auch nicht selten Probleme damit, Buchstabenfolgen einen Sinn zu geben. Dennoch drängte es ihn an diesem Abend. Auch wenn er beileibe kein Poet war, steckte er viel Herz in seine Worte, die er am nächsten Tag gen Ostia entsenden wollte. […]


    Am nächsten Morgen hatte sich die Truppe wieder um Optio Pennus versammelt, um mit dem Schimmtraining im Tiber zu beginnen. Wenigstens würden sie nicht mit Ausrüstung schimmen müssen. Oder doch? Scaeva wollte es abwarten und keine dummen Fragen stellen. Am Ende wäre man ja doch nur trotz Ausrüstung nackt und bloß und eine Blöße wollte er sich heute nicht geben.

  • Quintus Rubrius Pennus


    Er wusste zwar nicht warum, aber aus irgendeinem Grund war Optio Pennus bester Laune, als er an diesem Morgen die Tirones antreten ließ. Eigentlich sollte er sich mit Bedenken tragen. Es war immer ein Haufen Papierkram, wenn doch wieder mal ein Tiro absäufte und der Tiber war generell nicht das angenehmste Gewässer.


    "Morgen die Damen. Dann wollen wir mal runter zum Tiber und ein bisschen Planschen. In Marschformation. Ohne Tritt... Marsch"

  • Optio Pennus schien nicht in der schlechtesten Laune zu sein, doch war dies automatisch auch ein gutes Zeichen? Scaeva vermochte es nicht zu sagen. Gemeinsam mit der versammelten Truppe machte er sich wie befohlen ohne Tritt auf den Weg zum Tiber, wo es dann wirklich ernst werden würde.

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