Magrus

  • Mit gesenkten Augenlidern stand Cara da und lauschte den Versen von Ovid, welche der für den Verkauf angebotenen Sklave vortrug. Der Inhalt dieser Verse sagte ihr zwar wenig, doch die Stimme des Sklave war Musik in ihren Ohren.
    Sabinus riss sie in die Wirklichkeit zurück. Er wollte was, ihm Orvid austreiben?Das bedeutet doch dann, schon hörte sie sein Angebot. Um ihren Jubel zu unterdrücken hielt sie sich noch rechtzeitig ihre Hand vor dem Mund.
    Oh Minerva hast du schon mein Gebet erhört, bitte, sorge dafür das Sabinus durchhält und weiter bietet. Strahlend schaute die Kleine zu dem Sklaven.

  • Ich lauschte wie gebannt. Der Sklave hatte tatsächlich eine recht nette Stimme, der ich über die ganze Zeit, in welcher er rezitierte auch zuhören konnte. Wieder einmal seufzte ich schwer und verschränkte die Arme vor meiner Brust, als ich die wohlbekannten Zeilen vernahm.


    "Herrlich Muckel!", gab ich von mir. "Ich glaube, ich bin sehr angetan."
    "Komm jetzt nur nicht auf dumme Gedanken," ermahnte mich mein Sklave mit rauer Stimme.


    Nein, seine Stimme klang gar nicht so butterweich und ich überlegte ernsthaft, ob ich nicht das Gebot von vierhundert Sesterzen abgeben sollte. Doch ehe ich mich versah, war mir schon jeman zuvor gekommen und mein Blick schwenkte hinüber zu der Sänfte, von der ich das Gebot vermutete. Natürlich. Die Reichen und Schönen verhüllten sich nicht nur, sie boten noch nicht einmal selbst. Wahrscheinlich um den Hals zu schonen. Wer rief schon etwas laut über den ganzen Platz. Doch wie auch immer, ich wollte es tun.


    "FÜNFHUN....!", setzte ich an, doch ich kam nicht weiter, denn Muckel zerrte an meinem Arm herum und lenkte mich auf garstigste Weise ab.
    "Nicht!" Nun wurde auch noch kräftig der Kopf geschüttelt und ich verschluckte meine Worte.
    "Ehrlich Muckel, was soll das denn?", maulte ich schwerfällig, doch ich winkte schon ab, um dem Sklavenhändler anzudeuten, dass ich nun doch nicht bieten würde. Noch nicht. Aber musste ich meine Gelüste wirklich mit meinem Sklaven ausdiskutieren? Ich vermutete fast, dass nicht.
    "Er könnte immernoch in der Tonstrina arbeiten!", erklärte ich.
    "Du hast Ulcus und Quix, das muss reichen. Die beiden machen ihre Sache hervorragend."
    Jetzt stemmte ich die Hände in meine Hüften und kaute auf meiner Unterlippe herum. Nachdenklich und bestimmt.

  • Magrus sah, dass der vornehme Herr, für den er aus den Werken Ovids vorgetragen hat, im Begriff war zu bieten. Aber sein Sklave hat ihn wohl davon abgehalten. Er bemerkte auch dass sein Sklavenhänder darüber nicht gerade erfreut war. Es wurde ja auch erst das Mindestgebot erreicht. Ihm selbst war es ziemlich egal zu welchem Preis er verkauft wurde, wenn er es nur bei seiner Herrschaft nur halbwegs gut hatte. Wenn er nur wüsste, ob dieses schöne Mädchen, das ihn immer wieder ansah zu irgend einem Bieter gehörte. Irgendwie wünschte er sich,in das gleiche Haus zu kommen. Vielleicht war ihm dann sogar erlaubt, dem Mädchen näher zu kommen. Sein Wunsch nach einer körperlichen Beziehung zu einer Frau war irgendwie schon immer da gewesen, aber in den letzten Minuten erst richtig erwacht. Er seufzte tief.

  • Sassia konnte so recht gar nichts erkennen und nachdem ihr Bruder nun ein Gebot abgegeben hat, wollte sie den Sklaven doch lieber genauer begutachten. Also ließ sie sich aus der Sänfte helfen und deutete Cara an, dass sie begleiten möge. Sassia bahnte sich einen Weg in Richtung des Podiums.
    Nur ein paar Schritte von der improvisierten Bühne, auf welcher die Sklaven präsentiert wurden kam sie zum Stehen. Einer ihrer Leibwächter wollte gerade noch weiter nach vor und dafür hätte er wohl den Decimus aus dem Weg räumen müssen. Doch Sassia wollte keinen Aufstand machen. So ging sie einfach weiter und ...“Salve. Wärst du wohl so nett mir etwas Platz zu machen, damit ich besser sehen kann?“ Ja sie konnte auch höflich sein. Man wusste ja nie wer sich hier herumtrieb und anecken wollte sie heute nun wirklich nicht. Aber der Mann war einfach zu groß, so dass er ihr die Sicht auf die Ware versperrte.

  • Magnus sah, dass aus der Sänfte des Bieters eine vornehme junge Dame ausstieg. Aber was war das? Sie winkte das schöne Mädchen zu sich. Bei den Göttern, sie gehört zum Bieter! Geht mein Wunsch doch in Erfüllung? Aber es sind ja noch etliche Bieter da. Er konnte nur hoffen, aber alles war möglich.

  • Irgendwie hatte Muckel ja auch Recht. Ich brauchte nicht unbedingt einen neuen Sklaven. Nur war es eben so, dass es manchmal mit mir durchging. Das war ein Kritikpunkt, den meine Familie wohl des öfteren würde anbringen können. Jaaaa... Im decimischen Haushalt gab es genug Sklaven. Aber kam es da auf einen mehr oder weniger denn an? Ich war noch in meinen Gedanken versunken, als ich auch schon eine weitere liebliche Stimme vernahm. Sie gehörte zu einer jungen Dame, die nun behauptete, jemand würde ihr den Blick auf den Sklaven versperren. Konnte sie wirklich mich meinen? Ich war gerade mal ein laufender Meter, wie mein Vater es so gerne ausdrückte. Also konnte sie wohl nur Muckel meinen. Ich stieß meinen Sklaven an.


    "Los, mach der Dame Platz!", sagte ich vielleicht etwas zu barsch und dann lächelte ich der jungen Frau zu. Sie war wirklich hübsch anzuschauen und gegen gutaussehende Frauen hatte ich recht wenig in der Hand. Also traten Muckel und ich einen Schritt beiseite, um ihr den Durchgang nicht länger zu versperren.

  • Sassia lächelte als der von ihr angesprochene Mann seinen Begleiter barsch anfuhr. Nun der Angesprochene mochte nicht groß sein, aber immerhin groß genug, so dass Sassia nicht über ihn hinweg sehen konnte. Sie selbst war ja eher klein und zierlich, was ja zum Glück für einen Frau nicht gerade ein Nachteil war.
    Also nun der barsch angesprochene Augenblicklich Platz machte trat Sassia an eben seine Stelle neben den jungen Mann. Sie lächelte ihn dankbar an. „Ich danke dir...“ Oh stimmt sie kannte den Namen des Mannes ja gar nicht und er den ihren ja auch nicht. „...mein Name ist Claudia Sassia und bei wem darf ich mich bedanken?“
    Sassia begutachtete derweil den Sklaven. Gut er war wohl wirklich etwas schmächtig, aber ihr Bruder brauchte ja auch keinen Feldarbeiter. Er würde ihn bestimmt als Schreiber oder Leibsklaven haben wollen. Dafür reichte es wohl aus. Nachdem sie sich ihr Bild von dem Sklaven gemacht hatte lag ihr Fokus nun wieder auf dem jungen Mann, der war ihr schließlich noch eine Antwort schuldig.

  • Völlig hin und weg, weil ihre Domina, ihre Sassia sich den zum Verkauf stehenden Sklaven näher anschauen wollte, folgte Cara ihr. Beinahe, weil ihr Blick ja ständig zu dem Sklaven wanderte, während sie der Claudia folgte, wäre sie gegen diese gestoßen, als Sassia nicht vorwärts kam. Irgendwie schaffte die kleine Sklavin dann doch sich durch zu schlängeln und stand plötzlich dem Sklaven gegenüber. „Wie ist dein Name?“ Leise fast schüchtern kam diese Frage.

  • Magrus glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Könnte das sein, dass das schöne Mädchen nach seinem Namen fragte? Er glaubte, dass er im Moment unbeobachtet war und flüsterte:
    "Mein Name ist Magrus. Und wie heißt du?"
    Sie flüsterte zurück:
    "Ich heiße Cara."
    Magrus war überglücklich, dass er einen wirklichen Kontakt hatte, das hatte er sich nicht vorzustellen gewagt.
    Aber hat nicht der Sklavenhändler etwas von diesem Gespräch mitbekommen? Er glaubte, eine sehr zornige Miene entdeckt zu haben. Aber andererseits war ihm dieses kurze flüstern jede Bestrafung wert.

  • So Magrus war also sein Name. Cara hatte es einfach wissen müssen, bevor ihre Herrin es mit bekam. Sollte er ihnen jetzt vor der Nase weg versteigert werden, dann kannte sie wenigstens seinen Namen und konnte ihn vielleicht irgendwann ausfindig machen. Aber sie wusste, das waren wieso nur Träume.

  • Zweifelnd blickte der Sklavenhändler in die Gesichter der Umstehenden. Was war denn hier los. So ein Spitzenmaterial und so zurückhaltende Bieter? Zu anderen Zeiten hätte er bei solcher Ware noch ein Vielfaches des Mindestgebots bekommen, doch heute wollte es einfach nicht so klappen, wie er sich das vorstellte. Ein Gebot hatte er wahrgenommen, kurz wandte er sich in eine andere Richtung, von wo er ein höheres Gebot zu hören gelaubt hatte, doch war das wohl kein Ernsthaftes Gebot, wenn er seinem Instinkt glauben durfte.


    Daher setzte er nun mit konsternierter Miene an.


    Vierhundert zum Ersten!


    Eine gefühlt ewig lange Pause folgte, in der sich Titus umwandte.


    Vierhundert zum Zweiten!


    Eine erneute Pause, die allerdings etwas kürzer war als die erste, da Titus merkte, dass er das Unvermeidliche auch mit dieser Verzögerungstaktik nicht verhindern konnte.


    Vierhundert zum Dritten! Verkauft an den ehrenwerten Herrn in der Sänfte zu einem Toppreis von 400 Sesterzen!


    Auf ein Zeichen des Sklavenhändlers trat einer der Schränke an den Sklaven heran, fasst ihn grob an der Schulter und führte ihn an den beiden Frauen ebenso wie dem Beinahebieter und dem iunischen Tribun vorbei zu der Sänfte, aus der das Gebot offensichtlich gekommen war.


    Sim-Off:

    Dann bitte einmal 400 Sesterzen auf das Konto Staatskasse II (1002).

  • Entspannt verfolgte Sabinus die Versteigerung aus der Sänfte heraus, während sich Sassia und ihre Sklavin aus für ihn unererfindlichen Gründen unter die Plebs mischte. Na ja, ihm war das egal und er quittierte mit einem zufriedenen Nicken, dass sein Gebot nicht nur das höchste, sondern auch das einzige blieb, sodass er den Sklaven für einen Spottpreis erhielt, der dem Sklavenhändler nicht gefallen konnte. Der Claudier würde sich aber nicht beschweren und hatte ohnehin nicht vorgehabt, hier irgendwelche Geschenke zu verteilen, da er ein klares Limit gehabt hatte.


    Mit interessiertem Blick wartete er nun ab, dass der Sklave zu seiner Sänfte gebracht wurde und vor allem darauf, dass Sassia und ihre Sklavin zurückkehrten, da es nun am Ende der Versteigerung ja keinen Grund mehr gab, sich draußen rumzutreiben, wo sie unter anderem den flinken Fingern von Taschendieben ausgesetzt waren. Als der Schrank des Sklavenhändlers bei ihm ankam, zählte er schnell vier Aurei ab, die er dem großgewachsenen Mann in die Hand drückte*, der daraufhin die Fesseln des Sklaven lockerte.


    Dein Name ist also Magrus.


    sagte der Claudier, während sein Gesicht noch hinter einem der Vorhänge verborgen blieb, den er aber nun zurückzog.


    Du bist nun im Besitz von mir, Aulus Sabinus von den Claudiern. Wir werden nun gleich in die Villa Claudia zurückkehren.


    erklärte der junge Mann. Über die konkreten Aufgaben wollte er erst zu Hause sprechen, jetzt grade wartete er nur noch auf Sassia und Cara.


    Sim-Off:

    *Betrag wird durch Opa Menecrates beglichen.

  • Magrus wurde also zu seinem neuen Herrn geführt. Er verneigte sich tief und sagte:
    "Salve, dominus. Ich danke dir vielmals, dass du mich gekauft hast. Ja, ich heiße Magrus und es ist für mich eine große Ehre, in so einem vornehmen Haus dienen zu dürfen."
    Dann wartete er still auf die nächsten Befehle.

  • Claudia Sassia also. Ich nickte und lächelte zugleich. "Mein Name ist Cnaeus Decimus Casca," sagte ich auch sogleich. Einen schönen Dame blieb man nämlich keine Antwort schuldig. Das gehörte sich einfach nicht. Doch dann war das Bieten auch schon zu Ende und der Sklave wurde an mir vorbei geführt. "Da habe ich wohl Pech gehabt," sagte ich dann noch bedauernd.

  • „Nun dann danke ich dir Cnaeus Decimus Casca.“ Und schon was sie vorbei die Versteigerung. Sassia lächelte. „Nun des einen Pech, des anderen Glück. Mein Bruder hat den Zuschlag erhalten.“ Sie fing auch den Blick ihres Bruder auf, der ihr wohl klar machen sollte, dass er sie als bald an der Sänfte erwartete. „Ich glaub ich muss nun auch wieder zu ihm. Ich freue mich deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder. Vale Cnaeus Decimus Casca.“ Sassia schenkte dem junge Mann noch ein Lächeln und trat dann mit Cara den Rückweg zu ihrem Bruder an.
    Kurz hielt sie an, um sich den Neuerwerb ihres Bruder zu betrachten, dannließ sie sich von Cara in die Sänfte helfen.
    Die letzen worte des Sklaven hatte sie noch mitbekommen. Sie wand sich also an ihren Bruder. „Nun ich beglückwünsche dich zu deinem neuen Sklaven, aber ich denke die Fesseln kann man ihm abnehmen, er macht nicht den Eindruck, dass er fliehen wolle.“ Sie wand sich Cara zu. „Cara?! Nimm ihm die Stricke ab und du trägst mir dafür Sorge, dass er an der Villa auch ankommt.“ Wüsste sie um die in ihrer Sklavin erwachten Gefühle, wäre sie sicher nicht so unbedarft Cara nun auch noch in die direkte Nähe des Sklaven zu schicken. Nicht das Sassia derartige Dinge ablehnen würde, aber sie war im Bezug auf Cara selbstsüchtig. Caras Gedanken sollte ihr gelten ihr allein.

  • Cara wusste fast nicht wohin mit ihrer Freude. Sabinus hatte es geschafft und ihm war der Sklave zugesprochen worden. Eilig hatte sie ihrer Herrin in die Sänfte geholfen, wobei sie zwischendurch immer zu ihm äugte. Dann aber geschah, dass völlig unvorstellbare, ihre Sassia befahl ihr in die Fesseln ab zu nehmen und sich um ihn zu kümmern. Mehr noch sie war für ihn verantwortlich.
    Sehr schnell war stand sie vor Magrus, einer der Haussklaven half ihr die Fesseln zu lösen, denn sie selber war viel zu aufgeregt. Jetzt hoffte sie nur das Sabinus sie auch gewähren lies und Sassias Anweisung nicht widerrief. Schließlich wäre er bei den männlichen Sklaven besser aufgehoben.
    Strahlend sah sie Magrus an. „Ich freu mich sehr, dass du zu uns kommst. Keine Angst es wird dir bei uns gefallen. Ich werde dir helfen dich zurechtzufinden und dich einzugewöhnen.“

  • Magrus war durch die Nähe von Cara vor Glück fast benebelt. Sie half sogar ihm die Fesseln abzunehmen. Er sog ihren Geruch, der ihm himmlisch erschien, ein und antwortete ihr:
    "Ich habe gar nicht zu hoffen gewagt, dass ich in das Haus komme wo du auch dienst. Es wäre sehr schön, wenn du mir hilfst mich dort zurechtzufinden und einzugewöhnen."

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