[Aula] Anklagerhebung gegen den Peregrinus Gurox

  • Flore hörte trotz der geschlossenen Türe immer wieder Wortfetzen von verschiedenen Stimmen. Einmal meinte sie kurz Gurox erkannt zu haben, dann jedoch war abrupt Ende.
    Nach einer längeren Wartezeit, Flore vermutete sie war für eine Zeit weg gedämmert, schreckte sie hoch, da war sie wieder seine Stimme. "Bitte", kam es weinerlich von ihr, "ich muss hören was er sagt. Es ist doch Gurox der da redet?“ Sie lank wieder zurück und flüsterte,er ist doch der Vater meines Kindes und ich liebe ihn doch.
    Gleich darauf zog ihr Körper sich zusammen zu einem schmerzhaften Krampf und sie stöhnte laut auf.

  • Alpina nahm den Stuhl und das gereichte Wasser gerne an. Sie hatte es überstanden. Nun nichts wie weg. Wenn man sie nicht mehr für weitere Fragen brauchte, zog sie es vor, die Aula zu verlassen. Sicher würde ihr Runa später mitteilen, wie es weitergegangen war.


    Gestützt auf den Arm eines Helfers wankte sie aus der Aula und hörte hinter sich noch die gehässigen Worte dieses Verbrechers. Wem würde man glauben? Was würden die Leute denken? Würde nicht doch der ein oder andere Sagen. Nun, ein Fünkchen Wahrheit wird schon in Gurox Aussage stecken?


    Vor der Tür ließ sich Alpina in der Nähe von Flore nieder. Sie konnte sehen, dass die junge Frau begierig war zu erfahren wie die Verhandlung ausging. Dann erschütterte eine neuerliche Wehe die Frau. Alpina sammelte alle ihre Kräfte. Sie wurde gebraucht! Keine Zeit um sich um die Verhandlung zu kümmmern. Mit geübten Händen ertastete die Hebamme den aktuellen Zustand.
    "Flore, es ist soweit. Die Geburt beginnt. Das sind eindeutig Wehen. Wir können dich nicht mehr wegbringen. Du wirst dein Kind hier bekommen müssen."
    Noch war die Fruchtblase nicht geplatzt aber das war nur eine Frage der Zeit. Alpina sah sich um. Sie wollte Flore ersparen vor aller Augen ihr Kind zu gebären, doch wohin mit ihr. Laufen würde sie wohl kaum mehr können.

  • Kaum hatte Flore Alpinas Stimme gehört entspante sie sich beruhigt um gleich darauf wieder laut aufzustöhnen. „Ich glaube auch,“ antwortete sie, „wenn es denn sein muss dann eben hier“, stieß sie wischen zusammengepressten Zähnen hervor. Dann kommt es wenigstens in der Nähe seines Vaters zur Welt, denn zu sehen bekommt er es bestimmt nicht, vielleicht aber hört er es und erkennt die Stimme seines Blutes. Gleich darauf kam die nächste Wehe und Flore konnte ein aufschreien nicht vermeiden. Das Kind schien es plötzlich sehr eilig zu haben, das Licht der Welt zu erblicken.

  • Den Göttern sei Dank, dass jetzt Alpina auftauchte. Sie hatte gerade in der Aula ihre Aussage gemacht und ihr Gesicht zeigte alle Zeichen von Zorn und Scham. Eine leicht explosive Mischung von Gefühlen, aber verständlich nach all dem, was da in der Aula abgegangen war. Trotz allem wandte sie sich gleich Flore zu.


    "Wir sind richtig erleichtert, dass Du Dich jetzt um Flore kümmern kannst. Wir haben die Tür zum Nebenraum mit einer Decke verhängt. Ich bin draußen, wie sich's gehört und bei Dir ist noch meine Sklavin Lala, die Dir zur Hand gehen kann."

  • "Jaja, du hast es uns jetzt allen voll gegeben und wir schämen und jetzt alle ganz doll unserer Unart..." , gähnte Vala ob der doch sehr uninspirierten Darbietung des Angeklagten und winkte schließlich nur gelangweilt ab, "...und gerade damit wir uns so richtig dolle schämen können, wird die Entscheidung am morgigen Tage zur Hora Secunda verkündet. Der Gerichtstag ist hiermit geschlossen." , sprach's und erhob sich um zusammen mit seinem Vetter in einem Hinterstübchen über den Fall zu diskutieren. Der Gefangene wurde wieder hübsch eingepackt und dorthin geschafft, von wo er zuvor hergeschleift wurde.


    Sim-Off:

    Wir bleiben einfach in diesem Thread. Nebenherlaufende Aktionen können freilich weitergehen.

  • Alpina hatte alle Hände voll zu tun. Es war eine Sturzgeburt. Die Presswehen schienen den Beckenboden Flores sprengen zu wollen. Die Schreie waren ohrenbetäubend und Alpina spürte wie das Gewebe unter ihren Händen riss. Blutig und bläulich fiel ein Säugling in ihren Arm. Er hatte die Nabelschnur um den Hals gewickelt. Alpina erkannte, dass es ein kleiner Junge war, der schlapp in ihren Händen lag. Ob noch Leben in ihm war?


    Sie beeilte sich die Nabelschnur vom Hals zu wickeln und das Kind bäuchlings auf ihren Schoß zu legen, um ihm den Schleim aus den Atemwegen zu holen. Mit gezielten Manipulationen gelang es der Hebamme leidlich. Doch noch immer war kein Schrei zu hören, noch immer hing der Junge schlapp über ihrem Knie.

  • Unwirklich war alles an Flore vorbeigerauscht, gerade noch hatte sie Alpinas Stimme gehört von Schmerz zerissene Schreie von sich selbergehört, vermischt mit Hektik in ihrer unmittelbarer Umgebung, dann trat Stille ein. Eine merkwürdige Stille, so als ob jeder in seiner Bewegung verharren würde um auf etwas lauschend zu warten.
    In Flore machte sich ein beklemmendes Gefühl breit, ihr Herzschlag ging schneller, sie hörte ihr Herz klopfen, mit starrem Blick blickte zur Decke ihre Hände verkrampften sich in der Decke unter ihr. Sie wusste worauf alle warteten.


    Raue Männerstimme durchbrachen die Stille, einer schnauzte jemanden an. Es war Gurox, der hinter der aufgespannte Decke vorbeigetrieben wurde, zurück in den Carcer. Flore wusste es ganz genau. Matt löste sich eine Hand von ihr und hob sich leicht. Sie wollte winken und rufen. Hier bin ich, hier sind wir, dein Kind und ich, geh nicht weg, bleib bei uns.
    Schlaff lagendann aber bald beide Hände neben ihr. Sie wusste es war vorbei, sein Kind war ihm gefolgt. Es hatte sie, genauso wie er, verlassen.
    Tränen quollen aus ihren Augen. Die Giftnatter von Edellupa hatte gesiegt, sie hatte sein Kind getötet. Nur sie, Flore hatte sie nicht geschafft, doch das böse Weib kam mit dem Leben davon, sie klagte keiner an, hatte sie sich frei gekauft? Flore wusste vorerst wollte sie nichts mehr mit Mogontiacum zu tun haben, da lief eine Mörderin frei herum und Gurox würde sein Leben lassen müssen. Ja untersucht hatte man alles mögliche und ihr auferlegt die Stadt nicht zu verlassen, die aber versucht hatte sie umzubringen, ließ man unbeschollten weiter machen. Phyrne ich werde dir schaden wann immer ich kann, schwor sie sich in dem Augenblick.


    Dann galten ihre Gedanken nur noch ihrem Kind, was sie niemals in den Armen wiegen würde, dem sie niemals über den Haarschopf streicheln würde, dessen Stimme sie niemals hören würde, es nicht heranwachsen sehen würde. All das und vieles mehr würde sie von diesem Kind jemals kennenlernen. Trostlos und unendlich leer war ihr Leben geworden.

  • Alpina versuchte alles was in ihrer Macht stand. Sie klopfte dem Neugeborenen zwischen die Schulterblätter, hob ihn an den Füßchen hoch und ließ in mit dem Kopf abwärts hängen.


    Nichts. Rein gar keine Reaktion. Er hing wie ein Stück Fleisch in ihren Händen. Seine Haut färbte sich immer bläulicher. Es war vorbei. Keine Seele wollte sich in ihm inkarnieren. Diana Lucina hatte ihre Fackel gesenkt.


    Die Hebamme legte das Kind auf einem Stück Stoff ab, das Lala ihr gebracht hatte. Dann erhob sie sich und kniete sich dicht an Flore. Sie ergriff eine der in die Decke gekrallten Hände und streichelte sie sanft. Ihre Stimme war leise und mitleidig.
    "Es tut mir leid, Flore. Die Götter haben entschieden, deinem Sohn keinen Lebensfunken zu schicken. Aber du bist noch jung, du wirst wieder ein Kind bekommen können und dann werden die Götter ihm sicher das Leben schenken."

  • Boiorix kam aus der Aula zurück und wollte berichten. Aber er kam nicht mehr dazu. Hinter der aufgespannten Decke ertönte ein entsetzlicher Schrei, gefolgt von einer vielsagenden Stille. "Jetzt nicht," flüsterte Plautus, "heb Dir's auf für später".


    Gleich darauf schleiften zwei Wächter einen wild um sich blickenden Gurox an Plautus vorbei aus der Regia und vermutlich in den Carcer. Er wusste jetzt, dass dieser Gurox der Vater des Kindes war, das gerade hinter der aufgespannten Decke geboren wurde.


    Plautus horchte. Dann hörte er die Stimme von Alpina mit der traurigen Nachricht, dass die Götter das Kind nicht in die Welt der Menschen gelassen hatten. Arme Flore, armer Gurox.

  • Flore schaute mit Tränen gefüllten Augen Alpina an. „Danke, ich weiß du gabst dein Bestes und die Götter wissen wofür es gut ist. Nur ich bin jetzt alleine und der Hexe geht es gut. Vielleicht glaubt sie ja an die richtigen Götter.“ Seufzend schloß sie die Augen, sie war so endsetzlich Müde. Nur ein wenig schlafen dachte sie, dann gehe ich zur Casa der Korbflechterin Mechthild, danach sehe ich weiter.

  • Alpina kümmerte sich um alles. Sie spornte Flore an, die Nachgeburt mit den letzten Wehen auszutreiben, untersuchte diese und legte der Wöchnerin einen notdürftigen Lendenschurz an, der den Wochenfluss aufhalten sollte. Das Kind wickelte sie zunächst in das einfache Tuch, dass niemand es sehen konnte. Später würde sie es waschen und von Kopf bis Fuß in frische Binden wickeln. So würde sie es Flore in ihre Wohnung bringen, damit diese es begraben konnte. Ein Kind das vor der Namensgebung starb, oft aber auch Säuglinge bis zu zwei Jahren, wurden mit ihrem Körper bestattet und nicht wie sonst üblich verbrannt. Meist bettete man sie einfach in die Erde und legte einen Dachziegel obenauf.


    Schließlich sah sie sich nach dem Mann um, der ihr bei Flores Entbindung zur Seite gestanden hatte.
    "Könntest du so nett sein und einen Transport Flores in die Cabanae organisieren. Sie wohnt bei der Korbflechterin Mechthiild. Noch kann sie nicht laufen, zumindest keine so große Strecke. Ich komme sie später dort besuchen. Danke für deine Hilfe... äh, wie war doch gleich dein Name?"

  • "Ach so, mein Name. Der ist Sergius Plautus. Also dieser Schnupfen-Plautus, der Dich mal im Januar konsultiert hat. Aber, wie ich eben mitgekriegt habe, hast Du ja auch schwerere Fälle".


    Das mit dem Transport musste sich Plautus noch ein kleines Weilchen überlegen. Gehen konnte Flore ja nicht. Zumindest nicht bis in die Cabanae. Sänfte, Maultierkarren?


    "Hmm, wenn sie liegend transportiert werden müsste, dann kann ich eine Maultierkarre holen. Wenn wir noch etwas Stroh unter die Decken packen, dann müsste sie auch weich genug liegen. Und ne Plane können wir auch da drüber spannen, falls es regnen sollte. Was meinst Du, könnte das so gehen?"

  • Nachdem der Gerichtstag aufgelöst und die Anwesenden von den Bediensteten des Statthalterpalasts nach draußen komplimentiert wurden, trafen sich zwei Duccii bei dünnem Bier in einem der im Atrium südwärts gerichteten Räume der Regia. Durch das Fenster hörte man das Gemurmel unten im Atrium, die stets belebte Regia war auch in diesem Moment alles andere als still.


    "Und, was denkst du über Rabirius Vetulio?" , kam Vala sogleich auf den ersten komplizierten Fall zu sprechen, den sie heute zu bewältigen hatten und der sich nun mittlerweile im dritten Tage hinzog, "Die Urkunde, die sein Vetter hervorgezaubert hat, wirkt alt... ein wenig zu alt, um echt zu sein. Wenn du mich fragst... Sirius hält sie für eine Fälschung."

  • Der Rang eines Präfekten der Legion vor Ort öffnete allein schon so manche Tür und verscheuchte so manchen Torwächter. Eine entsprechende sturmumwölkte Miene machte es auch besseren Torwächtern klar, dass sie sich ihm nicht in den Weg stellen sollten.
    Und so gaben die beiden Wachen vor dem Besprechungsraum die Tür frei. Da er ab hier auch ohne die drohende Miene klar kam (eigentlich war sein Zorn schon erkaltet bevor er das Lager verlassen hatte) nahm er sich einen Augenblick seinen Ausdruck zu neutralisieren und klopfte mit der bekannten undurchschaubaren Miene an die Tür.

  • Gerichtstage waren stets langwierig und anstrengend. Nicht, weil sie fachlich forderten, jedenfalls Witjon nicht. Nein, anstrengend war die dauerhaft hochzuhaltende Konzentration und die Aufgabe, aus den Lügen und Halbwarten, Anschuldigungen und Beleidigungen der Beteiligten den Sachverhalt herauszufiltern und möglichst sachlich zu bewerten. Das gelang freilich nicht immer und auch nicht immer gut, aber man gab sein Bestes.


    "Das Siegel wirkte echt", resümierte Witjon in Sachen vermeintlicher Urkundenfälschung. "Aber das kann auch gut gefälscht worden sein." Er rieb sich die Schläfen, bevor einen großen Schluck Bier nahm. "Hat Sirius Erfahrung mit Fälschungen?", fragte er seinen Vetter dann spitzbübisch grinsend.


    "Na, wie dem auch sei. Nehmen wir einmal an, sie ist echt. Das würde beweisen, dass Rabirius Vetulio" - es klopfte an der Tür. Witjon hielt kurz inne, überlegte ob er den Satz vollenden sollte, entschied sich aber dagegen. Er erhob sich, öffnete, und sah überraschenderweise einen der Zeugen des heutigen Gerichtstages vor sich.


    "Äh, Iulius", staunte Witjon nicht schlecht. "Praefectus Iulius, verzeih. Was gibt es denn?" Die Frage stellte zwar er, dabei trat Witjon aber beiseite in der Annahme, dass die Antwort wohl eher dem Legatus Augusti Pro Praetore gelten würde. Neugierig sah er vom Praefectus zum Legatus und zurück.

  • Es mochte ja unhöflich sein, aber Licinus ignorierte den Procurator bis auf ein knappes Wort vollständig und fixierte seinen Chef zur Meldung.
    "Procurator!"


    "legatus! Melde: der Gefangene Gurox hat im carcer Selbstmord begangen. Er hat dazu den Latrineneimer zertrümmert und sich ein spitzes Holzstück durch die Rippen ins Herz gerammt. Wegen einer gleichzeitg stattfindenden Schlägerei in der Gemeinschaftszelle haben die Wachen nicht mitbekommen. Er wurde gerade eben tot aufgefunden."


    "Die Schlägerei könnte der Versuch gewesen sein, die Wachmannschaft zu diskreditieren. Der Fall wird untersucht, ich wollte dich aber so schnell wie möglich in Kenntnis setzen."


    Sim-Off:

    Aus dem zug heraus: Letzter Post für die kommenden sechs Wochen.

  • "Wie dramatisch... vorhersehbar." , rollte der Statthalter mit den Augen als er den Rapport des Praefectus vernahm, winkte danach aber nur ab: "Ich bin mir sicher, die Wachmannschaft hat ihren Dienst getan. Entscheide selbst, ob die wachhabenden Soldat säumig oder pflichterfüllend agiert haben und behandle sie dementsprechend. Die an der Schlägerei beteiligten Insassen sind entsprechend zu bestrafen... aber wem sage ich das eigentlich?" , sprach's und befand den Fall damit für abgeschlossen.


    "Sagen wir... er hat eine gewisse Expertise in solchen Dingen." , wandte Vala sich wieder seinem Vetter und dem Fall der möglichen Urkundenfälschung zu, "Das Stück Land auf das sie sich bezieht war bis vor kurzem absolut wertlos. Erst als Vicus Altiaeinensium ankündigte die Straße gen Norden zu bauen, wurde es auf einmal einträglich genau dort ein Stück Land zu haben. Ich würde sagen, hier streiten sich zwei Männer um die Erträge aus der Bestechung einiger Decuriones."

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