Rückkehr aus dem Barbaricum

  • Das Forum leerte sich und doch gingen die Leute nicht nach Hause. Nein sie strömten in die naheliegenden Tavernen der Stadt. Man wollte den Tag nicht einfach so ausklingen lassen. Einige wollten über das eben Gesehenen reden.
    Einige wollten ihre ruhmreichen Soldaten feiern. Immerhin hatte man es den Barbaren mal wieder gezeigt. Und man wollte sich auch über diese ungebildeten dummen Barbaren auslassen, die es gewagt hatten das Imperium herauszufordern. Ja sie bekamen was sie verdienten. Rom war alle, dass sollten die endlich begreifen.
    „Lasst uns auf die Legionen Roms trinken. Sie beschützen uns vor allem was sich unserer römischen Ordnung entgegenstellt. Ein Hoch auf Rom, auf den Kaiser und seine Legionen.“
    Die Becher wurden gehoben und man trank auf das ruhmreiche Imperium.
    „Und gehst du hin, wenn sie sie ans Kreuz nageln?“
    „Na klar, so was lass ich mir doch nicht entgehen.“
    „Ja bluten sollen sie für ihre Taten, genau wie die Frau heute.“
    Ein kurzes Schweigen trat ein, doch dann gab es allgemeine Zustimmung.
    „Genau, wenn sie es nicht verhindert hat kann sie froh sein über die Gnade die ihr zu teil wurde.“
    „Ja soll sie ihren Götter danken, dass Rom so gnadenvoll mit ihr ist.“
    „Sie waren noch viel zu milde.“
    „Habt ihr von den Gerüchten gehört?“
    „Ja sie soll den Centurio in ihrem Bann gehabt haben.“
    „Verdammte Barbarin, wer weiß was die mit unserem Centurio vorhatte.“
    „Aber er hat ihr wohl gezeigt, wer hier das sagen hat.“
    „Ja die Macht Roms strahlt auch in den dunkelsten Winkel dieser Erde. Nun hat sie ihre Bestimmung gefunden und wird Rom dienen.“



    Ein paar Tische weiter lief ein völlig anderes Gespräch.
    „Es war nicht richtig ganz und gar nicht richtig.“
    „Nein, dass hätten sie nicht tun dürfen.“
    „Sie treten unsere Traditionen mit Füßen.“
    „Sie trampeln doch immer auf allem herum.“
    „Ja genau man ist nur geduldet so lang man ihnen nützt, dass haben sie uns heute deutlich gezeigt.“
    „Sie haben heute nicht ihre Macht, sondern ihre Ignoranz bewiesen.“
    „Sie haben heute gezeigt, was sie wirklich von uns halten.“


    Ein ruf in Richtung der Männer – Söhne der Stämme – kam von den Feiernden.
    „He ihr da? Warum so trübselig? Kommt wir feiern hier. Wir trinken gerade auf unsere ruhmreichen Soldaten.“
    „Genau und auf eure schwachen Götter.“ lallte einer.
    „Ja genau, wo waren eure Götter den heute?“
    „Rom ist mächtig, sogar mächtiger als Götter.“


    Einer der Stammessöhne erhob sich und drohte mit der Faust. „Haltet eure Klappen!“
    „Was sonst? Willst du auch in der Gnade Roms unterrichtet werden?“ Erneut brachen die Römer in Gelächter aus.
    Doch das war zu viel. Die Germanen erhoben sich und es dauerte nur Augenblicke bis er zu einer Schlägerei in der Taverne kam.
    Stühle, Tische, Bänke wurde umgerissen. Krüge und Becher flogen ebenso wie die Fäuste.

  • In einer Taverne entwickelte sich gerade eine Großschlägereien, während in einer Anderen noch hitzig diskutiert wurde.


    „Weeste wat? Do ham mir gedocht, wenn een Duccier hier Legatus wird, kümmt so wat net vor.“
    „Jo da sprichst wat wahres.“
    „Jo de Duccier ham vergassen wo se herkümmen.“
    „Jenau. Dit sin kenne Germane mehr, dit sin verschissene Römers.“
    „Hab ihrs gesehe? Die Duccier die warn da und ham nix gemocht.“
    „Wem sachste dat. De ham nur zugeguckt.“
    „Nu den Kleene, de Runa, det Gör, de hat Eier in den Hos. Haste jesehen? De Dirn hat vor den Voeva gekniet?“
    „Jo dat haf ick sein. De Dirn war aber de eenzige von de Ducciers. De anner ham nur blöd geguckt. Die hätten wat tun könn. De Dirn konnt nix mochen.“
    „Jo ham hier all de Macht an sich gerissen und nu? Nu hocken se uff den Posten und vergesse wo se herkummen.“
    „Ick spuck auf den Herrn von de Duccier. Verschissene Römer. Det sind für mi kenne Germane mehr.“
    „Ne so laut. Do weest doch dee ham überoll ihre Leuts.“
    „Schiss durff, de sollte man abwähle. Da habsch doch lieber en Römers. Da wees ick woran ick bin.“
    ….

  • Eldrid schaute Apolonia aus großen Augen und mit sichtlicher Überraschung an, als diese fragte, ob sie inmitten der Menschen etwas essen sollten. Es gab doch Garküchen, so nannten die Römer die Gelegenheiten. Sarolf und sie hatten dann und wann schon in einer gespeist. Da musste man doch nicht extra in eine Taverne gehen, um eine Kleinigkeit zu essen. Und man musste auch nicht mitten in der Menschenmenge ein Feuer entfachen!
    Dennoch folgte Eldrid erst einmal widerspruchslos dem Fingerzeig der eigentlichen Sklavin, von der sie nicht wusste, dass sie eine solche ist. Die Taberna Nigra, von dort aus sollte sie ihren Bruder sehen können.


    „Aber ich… Frowin darft da doch nicht rein. Und er… äh… hat Fisch. Schau…“ Eldrid öffnete einen der beiden dem Esel übergehängten Körbe, in denen gesalzener und somit haltbar gemachter Fisch lag, den sie heute verkaufen wollte, wenn es hart auf hart kam. Ein wenig Geld hatte sie freilich auch dabei. Germanen legten zwar keinen Wert auf Geld als Zahlungsmittel, doch die Mattiaker hatten sich schon längst an die Gepflogenheiten der Römer gewöhnt und betrieben Handel nach den Regeln und Gesetzen der römischen Verbündeten.


    „Wenn ihn jemand raubt…“ Ein vielleicht etwas zu starkes Wort, doch Eldrid wusste nicht, wie sie es besser formulieren konnte. Etwas zweifelnd und mit leicht gerunzelter Stirn blickte sie Apolonia an. Der Trubel um sie herum ließ allmählich wieder nach.

  • Ein wenig genervt wunderte sich Apolonia über das Zögern der Landpomeranze und ja was dachte die sich wer heute gefallen an dem dämlichen Esel finden würde? Wer zwängte sich schon gerne mit dem durch die Menschenmenge? Sie verdrehte die Augen, natürlich durfte der stinkige Esel da nicht rein und dazu war auch noch mit Fisch beladen. Es gab aber an der Taberna einen Hof, wo man das Viech unterstellen konnte.
    Sie überlegte kurz, es wäre bestimmt besser Eldrid würde den Fisch verkaufen als noch lange damit zu warten.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich verstehe, der Fischverkauf geht natürlich vor. Dann wünsche ich dir , dass du einen guten Platz findest und den Fisch los wirst.“ Damit drehte sich die entlaufene Sklavin in ihrer eleganten Aufmachung um, ließ Eldrid und ihren Esel stehen und ging in Richtung ihres Hauses.

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