Turma II - Stube des Decurio

  • Marbod holte Luft und klopfte an. Während er auf ein herein wartete, überlegte er, ob er nicht besser gleich alles schriftlich niedergelegt hätte. Jetzt war es zu spät, jetzt musste er dadurch.

  • "HEREIN!" hallte es von hinter der Tür nachdem es geklopft hatte. Der Decurio hatte wirklich wenig Lust auf abendlichen Besuch nach diesen Tagen aber da musste er wohl jetzt durch.

  • "[SIZE=7]Ist doch da[/SIZE]", murmelte ich bei dem herein von drinnen. Mit einem Ruck öffnete ich die Türe, trat ein, nahm Haltung an und grüßte "salve Decurio"

  • "Tiro Marbod, was gibt es?" fragte der Mann, er war noch nicht über den Vorfall am Tor unterrichtet worden und hatte keine Zählung der Männer vorgenommen. Kurz gesagt: Er hatte keine Ahnung was Marbod angestellt hatte würde es aber sicher später erfahren.

  • Ich wollte alles so schnell wie möglich hinter mich bringen, holte noch einmal Luft und nahm unbewusst noch mehr Haltung an. Ganz so. als ich dadurch halt bekäme.


    Decurio, ich möchte Dienstverstöße von meiner Seite melden.
    1. schlug ich einen Miles der Legio in Gegenwart zweier Praefecti.
    2. habe ich entgegen des Befehls, kein Haus im Germanendorf angezündet.
    3. verließ ich unerlaubt meine Einheit, auf dem Forum in Mogontiacum.
    4. achtete ich nicht auf mein Pferd und weiß nichts über seinen Verbleib.
    5. betrat ich unerlaubt die Castra Legiones.
    6. versuchte ich heimlich in meine Castra zurück zu kehren.
    Ich weiß um die Schwere meiner Vergehen und bitte um Bestrafung
    .“


    Mehr sagte ich nicht, doch ich dachte, Unheil nimm deinen Lauf.

  • Na wunderbar... Da will man mal einen Abend nach einem Einsatz ein paar Becher Wein leeren und sich dann leicht beschwippst ins Traumland überführen lassen. Stattdessen kam dieser Wicht, dieser Chaot Marbod hier in sein Officium und beichtete ihm eine Liste von nicht einem, nicht zwei sondern gleich sechs Vergehen, mehrere darunter schwer wie Befehlsverweigerung oder unerlaubte Entfernung von der Truppe... Vom Pferd ganz zu schweigen!
    Auf der anderen Seite hatte er den Schneid es seinem Offizier einfach so vor die Stirn zu klatschen, was seine Strafe natürlich mindern könnte...
    "Das sind schwere Vergehen Tiro, schwere Vergehen." antwortete der Decurio und fuhr sich durch das Gesicht "Du bist dir im klaren darüber, dass die schwere deiner Vergehen Strafen vom auspeitschen über die unehrenhafte Entlassung bis hin zur Todesstrafe rechtfertigen oder?" fragte der Decurio, der die Höhe der Strafe auch von Marbods Verhalten abhängig machen wollte "Also, erkläre dich, eins nach dem anderen."

  • Stirn runzelnd und mit sorgenvoller Mine nickte ich. „Ich weiß Decurio dennoch; dir ist sicher bekannt ich bin Germane und ihr Römer mögt uns für Barbaren halten, doch wir sind bestimmt anders als ihr denkt.
    Mir wurde klar gemacht, ich hätte einen einen Eid geschworen und ein Germane würde nie eidbrüchig. Aufrecht, wahrhaftig, ehrenvoll, treu und mutig das sind unsere Werte.“

    Damit hatte ich die Einleitung zu meinen Geständnissen, jetzt galt es aber meine Handlungen zu begründen. Rechtfertigen wäre in dem Falle, wie ich meinte nicht der richtige Ausdruck, denn rechtig war es ja nicht.
    „Damit komme ich zu Punkt drei, vier und fünf. Es ist jetzt nicht mehr die chronologische Reihenfolge, zumindest erklärt es aber warum ich mich so verhielt.“
    Ich brauchte eine kurze Pause um mich zu sammeln. „Also ich verließ unerlaubt meine Einheit, auf dem Forum in Mogontiacum und achtete nicht auf mein Pferd, betrat heimlich und unerlaubt die Castra Legiones, weil ich einfach die Seherin aufsuchen musste. Ich wusste einfach sie hatte mir etwas wichtiges zu sagen, etwas was meinen Lebensfaden bestimmen würde. Sie war es, die so schwer sie auch verletzt war, mich davor bewahrte fahnenflüchtig zu werden. Sie war es die mich an unsere Werte erinnerte und damit den Treueschwur zu halten. Sie machte mir klar, dass ich für meine Taten einstehen müsse.“
    Ich schaute den Decurio an und wollte sehen ob er mich verstand, in seiner Gesichtsmimik erkannte ich nichts, wie meist bei Vorgesetzten.
    „Jetzt komme ich zu dem Anfang der Ereignisse“, begann ich wieder.
    „Ein älterer Eques, Gabrio ist sein Name und ich waren unterwegs als Späher. Der Duplicarius hatte uns zurückgeschickt um Meldung zu machen, da hörte wir laute Stimmen. Wie näherten uns vorsichtig und entdeckten zwei unserer Leute. Einer hielt einer Frau sein Schwert an die Kehle dann lag da noch ein Verletzter, wie ich dann nachher erfuhr war es die Seherin und der vermisste, schon Totgesagte, aber den Göttern sei dank, nur schwer Verletzte Centurio. Sie wollte dem Centurio nur etwas zu trinken geben.
    Der Eques Gabrio, beruhigte die Lage uns schickte die anderen weg, während ich der Seherin half und mich mit ihr um den Centurio kümmerte. Als die Truppen sich näherte, rannte ich los und informierte unseren Praefecten. Der kam mit seiner Leibwache, einer von ihnen griff sofort die Seherin an und ich schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.“

    Soviel hatte ich seit langem nicht mehr geredet, allmählich wurde meine Kehle und meine Lippen trocken. Mit meiner Zunge fuhr ich mir kurz über die Lippen.
    Jetzt kam ich zum zweiten und hier vorletzten Punkt.
    „Die Befehlsverweigerung, die Häuser des Dorfes an zu zünden, kam aus einer trotzigen Auflehnung von mir, wegen dem aus meiner Sicht, übermäßigen Übergriff auf nur ein Dorf und wegen der Gefangennahme der Seherin, die das Leben des Centurio gerettet hatte.“
    wieder machte ich eine kurze Pause und überlegte ob ich mich gerade verständlich ausgedrückt hatte.
    „Weil ich um all meine Vergehen wusste, versuchte ich unbemerkt in die Castra zurück zu kommen. Zumal ich auch noch ohne Pferd zurück kam. Einmal von dem wachhabenden Decurrio entdeckt und zur Rede gestellt, erinnerte ich mich an die Worte der Seherin und beschloss mich selber zur Meldung zu bringen....Was für Strafen mich auch immer erwarten, ich nehme sie als gerecht hin. Sollte mir die Gnade erwiesen werden, nicht mein Leben zu verlieren, so bitte ich darum nicht aus der Alae Numedia ausgestoßen zu werden. “
    Es war geschafft und obwohl ich wusste, es könnte mir auch das Leben kosten, war ich seltsamer Weise irgendwie erleichtert.

  • Der Decurio hörte sich die Ausführungen des Tiros mit versteinertem Gesicht an und sprach kein Wort. Erst als Marbod fertig war mit seinen, zugegeben, recht bedachten Worten erhob der Offizier die Stimme...
    "Befehlsverweigerung ist ein klarer Bruch deines Eides Tiro. Ein schweres Vergehen welches in der Regel die härteste Bestrafung die möglich ist verdient." diese Aussage ließ er erst einmal so stehen während er einen Schluck trank, der Junge sollte sich ruhig in die Hose machen und sich selbst schon zu Tode geprügelt auf dem Exerzierplatz sehen.
    Langsam stellte der Offizier den Becher runter und faltete die Hände ineinander "Ich rechne dir jedoch an, dass du zu deinen Taten stehst. Auch wenn ich etwas mehr Reue in deinen Worten erwartet hätte." stellte der Decurio klar und kam letztlich zu seinem Urteil, schließlich waren lange Unterredungen ja nur zeitraubend denn das es zur Bestrafung kommen würde war ja wohl ziemlich klar.
    "Da ich dein Leben verschonen will und du noch im untersten Rang bist, sehe ich von deiner Degradierung ab." damit wusste Marbod immerhin schon einmal was nicht passieren würde...
    "Du wirst morgen den ganzen Tag vor der Principia am Pranger stehen. Wenn der Tag vorbei ist, wirst du zwei dutzend Schläge auf den Rücken bekommen." soviel zum imminenten Teil der Bestrafung, "Für den Verlust deines Pferdes wirst du die anderen Pferde einen Monat lang versorgen. Du wirst zunächst in den Ställen und in den Latrinen eingesetzt. Solltest du deine Sache gut machen werde ich dich zum Eques befördern, dein ersten beiden Solde werden jedoch als Aufwandsentschädigung für den Verlust deines Pferdes einbehalten." Ob das Pferd den Weg zum Kastell gefunden hatte war unerheblich für den Decurio, es ging ums Prinzip.
    Er lehnte sich zurück und der alte Holzstuhl knarzte vor sich hin, "Nun? Akzeptierst du deine Strafe? Ich finde es einen guten Tausch gegenüber der Aussicht von den Kameraden zu Tode geknüppelt zu werden."

  • Natürlich akzeptierte ich diese Strafe, denn weder Tod noch ein rauswurf drohten mir. Doch ich war mir sicher, so ohne weiteres würde ich die die Schläge würde ich so schnell nie vergessen und die narben würden mich ein Leben lang begleiten und an meine Treulosigkeit erinnern.


    „Ja Dekurio, ich akzeptiere es, dennoch habe ich noch eine Bitte, was Punkt sechs betrifft. Mir tut es Leid, dass ich die Kameraden von der Torwache mit rein gezogen habe und bitte darum, ihnen die Strafe zu erlassen und mir noch noch zu verabreichen.“


    Ja dies bereute ich wirklich und sie sollte wegen meines verhalten nicht bestraft werden. Bei den anderen Punkten war ich mir sicher, dass ich jederzeit wieder so handeln würde. So ein Draufgänger wie ich auch oft war, der immer wieder spontan handelte, so geschah es immerhin aus Überzeugung zu meiner germanischen Einstellung und daran konnte auch der Treueid zu Rom nichts ändern.

  • Zufrieden nickte der Decurio. Es war eine harte Reihe von Strafen, hart genug damit der Junge seine Lektion lernt aber nicht so hart als das er ernsthaften Schaden davontragen würde. Zu seinen Kameraden an der Torwache hatte der Offizier dennoch schlechte Nachrichten...
    "Die Wachen am Tor werden von ihrem eigenen Decurio bestraft. Sie werden wohl mit einer Tracht Prügel davonkommen, aber auch das solltest du dir hinter die Ohren schreiben." mahnte der Decurio an, darüber hinaus würden die anderen Soldaten schon dafür Sorgen, dass Marbod das nicht vergessen würde.
    "Nun geh auf deine Stube Soldat. Beim ersten Signal morgen früh wirst du dich an den Pranger begeben." kündigte der Decurio an und machte eine Handbewegung welche Marbod andeutete, dass er dem Offizier aus den Augen treten sollte "Wegtreten."

  • Das also war die Stube eines Decurios? Ocella warf die Türe zu, seine Klamotten aufs Bett und sah sich um, war irgendwie auch nicht viel größer als seine alte Bude. Naja, sie förderte keine klaustrophobischen Schübe, wie die alte Bude. Man konnte nicht von der Mitte des Raumes jedes Möbelteil an allen vier Wänden berühren.

    Das Fenster war größer und er hatte,...oh Wunder einen Schreibtisch.

    In der Ecke des Raumes stand eine große Kiste mit den Habseligkeiten des Atiers, was Ocella ein wenig verstimmt wahrnahm. Er wiederstand dem Drang die Kiste zu inspizieren und dachte sich sie als erstes auf seine Agenda von zu erledigenden Arbeiten zu setzen.

    Er öffnete das Fenster, welches tatsächlich ein wenig größer war und sah hinaus. Der Blick war nach 10 Schritten versperrt durch die Seitenwand der Baracke von Turma III, aber hey, wenigstens schlurften hier keine Equites auf dem Weg zur Latrine vorbei.

    Das Fenster blieb auf und Ocella verkeilte die Türe um den Muff aus der Bude zu drücken.

    Es dauerte eine Weile bis er seinen persönlichen Kram untergebracht, die Rüstung auf den Ständer drapiert und die restliche Ausrüstung in 1A Ausrichtung in das Regal positioniert hatte.

    Mit verschränkten Armen und einem abschätzigen Blick nickte er sein Werk ab,...so sollte eine Stube aussehen.

    Während seiner Einrichtung war ihm verschiedenes aufgefallen, was er auf einer Tabula notierte.

    Feuerholz

    Zunder

    Waschschüssel

    Wasserbehälter

    Lappen zur Abdichtung des Fensters

    Kerzen

    Öllampe

    Öl

    Mülleimer

  • Ocella kam von seinem frühmorgendlichem Lauf zurück. Sein Atem ging schwer, seine Seite schmerzte, doch die Narbe hielt. Mühsam schälte er sich aus der verschwitzten Tunica und den Caligae. Mit einigem Misstrauen betrachtete er die rötlich-blaue, wulstige Nabe an seiner Seite. Vorsichtig tastete er sie mit den Fingern ab. Der Schmerz kam nicht von der Narbe selbst, sie war auch nicht heiß oder pochte.


    Ocella atmete hörbar aus, kramte dann eine saubere Tunica aus und legte sie auf seine Pritsche. Dann begann er sich zu waschen. Das Wasser war kalt, genauso wie der Dunst an diesem Novembermorgen. Probates Mittel dagegen war Bewegung und Wärme, deshalb rieb er sich mit einem Tuch die Haut trocken bis sie rot war und fast glühte. Dann schlüpfte er in die Tunica, zog sich die griechischen Stiefel an und legte seinen Lederbrustharnisch an.


    Cingullum und Puggio vervollständigten seinen Auftritt.


    Derart gewandet machte er sich auf zu seiner Turma,…seine Turma,…ob er wirklich irgendwann einmal eine Turma bekommen würde?

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