Die falsche Seite des Himmels

  • Helena war schlich eingeschüchtert und so nickte sie. „Ja Tochter des Mars – hat sie selbst gesagt.“ Erwiderte sie unsicher. Auf die nächste Frage hin, ob diese Frau die Männer getötet hatte nickte die Tavernenbedienung nur. Dann sah sie den Soldaten fast schon fragend an. „Woher bei allen Göttern soll ich wissen wo sie herkommt und wie sie heißt? Außer das sie eine Tochter des Mars ist hat sie nichts gesagt.“ Auch wenn die frau nun das Gefühl hatte, dass sie ihre retterin verraten würde, gab sie doch einen ziemlich gute Beschreibung der Frau ab. Ja sich Menschen einprägen konnte sie sehr gut.
    „Sie ist so cirka 1,70 m groß, wiegt um die 60 kg, sie hat einen unglaublich durchtrainierten athletischen Körper ,ist 20 bis 24 Jahre alt, hat dunkelbraunes Haar und braune Augen und ein harmonisches Gesicht.“

  • Bei Optio Maro verlief die Befragung nicht ganz so ergiebig. Viel Geschwafel, wenig Informationen.


    "wusste immer schon, dass es mit dem ein schlimmes Ende nehmen würde ja, ja..."


    "Habt ihr schon die Priester gerufen?"


    "Dem seine Preise waren ja auch immer viel zu hoch gewesen. Ne, ne, schlimm, schlimm..."


    Ein Handwerker mit seltsam toten Augen, offenbar aus der Nähe, sagte mit ausdrucksloser Stimme: "Hoffe ihr räumt das hier auf. Ist schlecht für die Kundschaft."


    Maro hatte eigentlich vor den Kerl eingehender zu befragen. Manchen Leuten sah man einfach an, wenn sie Dreck am Stecken hatten.


    Doch dann hörte er die seltsam präzisen Angaben, die ein junges Mädel gegenüber Scaeva machte. Er wandte sich um.


    "Das sind ja seltsam genaue Angaben, Mädchen. Eine Tochter des Mars. So, so. Eine Halbgöttin hat bestimmt erlesene Gewänder getragen. Wie hat sich unsere Marstochter denn so gekleidet? Überlege genau."


    Aufgrund der Kleidung konnte man möglicherweise zumindest eine grobe Richtung hinsichtlich der sozialen Schicht machen. Es war natürlich immer möglich, dass sich morbide Patrizierblagen in Lumpen hüllten und ihren kranken Gelüsten nachts anonym in der Subura nachgingen - die Strafverfolgung wurde dann mehr oder weniger unmöglich - aber oft war Kleidung wenigstens ein Indikator.
    Athletisch und unglaublich durchtrainiert passte, soweit Maro wusste nicht zu besonders vielen Römerinnen. Vielleicht konnten sie den Fall schon an Ort und Stelle lösen.

  • Nun schaute die Frau doch offenkundig etwas verwundert. Wie sollte eine Frau, die anzunehmender weise in der Subura lebte schon groß gekleidet sein? „Sie trug eine einfache Tunika.“ Dabei zupfte die Tavernenbedienung an der ihrigen. „So etwa wie die hier.“ Dann aber überlegte sie kurz. „Sie ist oder war eine Sklavin. Das weiß ich ganz sicher.“ Sagte die Frau mit einer unglaublichen Überzeugung. „Sie hatte ein Brandzeichen im Nacken so ein komisches Tier mit geschwungenen Hörnern.“

  • Hui, das wurde aber schnell konkret hier. Als die Frau anfing von einer Sklavin zu reden, hatte diese Offenbarung gemischte Gefühle bei Maro ausgelöst. Einerseits waren Sklaven aufgrund ihres Brandzeichens durchaus gut identifzierbar. Wenn der Besitzer ermittelt werden konnte machte dies vieles oft leichter. Andererseits entwickelten entlaufene Sklaven schnell ein beachtliches Geschick in der Kunst der Tarnung und des Untertauchens. Eine entlaufene Skalvin her in der Subura auszubuddeln war eine Augiasarbeit und wieder einmal wünschte Maro sich die drei Legionen , die er zum ausräuchern dieses Dreckslochs brauchen würde sehnlichst herbei.


    Die Beschreibung des Brandzeichen selbst überraschte den Optio umso mehr. "Geschwungene Hörner... soso." Es gab nicht viele Gentes, die einen Bock oder Widder im Siegel trugen. Offenbar wusste die Frau auch den Namen der Gens nicht, sonst hätte sie ihn bei der Beschreibung genannt.


    Maro hatte genug gesehen. Sie würden Anfragen an alle Sklavenbesitzer mit einem entsprechenden Siegel schicken und herausfinden wem die Mörderin abgehauen war. Oder ob es sich um einen nicht besonders professionell ausgeführten Auftragsmord gehandelt hatte.


    "Nun gut. Scaeva, willst du noch was wissen? Wenn nicht, nimm ihr noch die Adresse ab, damit wir wissen wo wir sie bei Bedarf finden können und dann gehen wir in mein Officium zurück."

  • Scaeva notierte das Aussehen der Frau. 1,70m war für eine Frau nicht sonderlich klein und außerdem sollte sie trainiert sein. Er machte sich eine Randnotiz und schaute seinem Optio entgegen, der wohl gerade seine Befragung abgeschlossen hatte. Dieser stellte dann auch sogleich die Frage nach der Bekleidung, nachdem er zu ihnen gekommen war. Vielleicht brauchten sie die Zeugin wirklich nicht mit in die Castra nehmen, denn immerhin schien sie sehr gesprächig zu sein und nun ihr sämtliche Wissen preisgegeben zu haben. Aber man konnte ja nie wissen. Oder versuchte sie nur sie in die Irre zu führen und machte mit der nunmehr Gesuchten gemeinsame Sache? Wie auch immer es war. Die merkwürdige Frau, welche die Zeugin beschrieb sollte eine Sklavin sein. Welche Sklavin aber war schon trainiert, sodass es einem jedem auf den ersten Blick auffiel? Viele Möglichkeiten gab es da nicht und bestimmt würden sie mit dieser Information bei der Suche auch voran kommen. Als dann allerdings ein Brandzeichen erwähnt wurde, horchte Scaeva auf. Ein komisches Tier mit geschwungenen Hörnern? Fieberhaft überlegte er, welche Gens wohl so ein Wappentier sein eigen nannte, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel und er seinen Mund in angespannter Überraschung öffnete. Konnte es sein? Er betrachtete sich seinen eigenen metallenen Siegelring, der dabei flüchtig in der Sonner schimmerte und einen eingravierten Widderkopf mit geschwungenen Hörnern zur Schau trug. Wieder schaute Scaeva dem Optio entgegen und nickte schließlich. “Ich habe noch eine Frage, Optio,“ erklärte er dann und zog sich den Ring ab, um ihn mit spitzen Fingern der Zeugin entgegen zu halten. “Hat das Zeichen im Nacken dieser Tochter des Mars ungefähr so ausgesehen?“, wollte er wissen. Inständig hoffte er, dass dem nicht so war. Das durfte einfach nicht sein!

  • Erleichtert atmete die Frau auf, als die Soldaten sich anschickten zu gehen, doch dann hatte der erste doch noch eine Frage. Wieder zuckte sie zusammen. Wollten sie sie doch mitschleifen? Als es dann lediglich um seinen Siegelring gib schaute sie sich diesen genauer an. Ja das war genau das Symbol welches die Frau getragen hatte. Aber wollte sie wirklich alles verraten was sie wusste? Immerhin hatte die Frau sie gerettet. Sie schwankte hin und her. Doch schlussendlich kam sie zu dem Entschluss, dass ihr ihre eigenen haut doch lieber ist und so nickte sie und sagte leise „Ja genau dieses Wappen trug sie.“

  • Ein sehr unangenehmes Gefühl kroch Scaeva über den Rücken, als die Frau, Helena, meinte, dass es der Widder der Helvetier gewesen sei, den die Amazone im Nacken trug. Ersteinmal musste er kräftig durchatmen, wobei er seine Hand wieder zu sich zog und auf das Siegel schaute. Es war der Ring seines Vaters, den er seit dessen Tod bei sich trug. Eine Mörderin, die aus dem Hause eines Helvetiers entlaufen oder enflohen war? Vorsichtig schaute der Urbaner zu seinem Optio hinüber. Sollte er gleich hier etwas dazu sagen? Nein, besser nicht. Entschlossen steckte er sich den Ring wieder an den Finger. Optio Maro würde sich seinen Teil denken können. “Geh!“, zischte er dann der Frau entgegen und machte sich nun bereit, gemeinsam mit dem Optio in die Castra zurück zu kehren. Sie würden auf dem Weg reden können, oder wenn sie angekommen waren. Oder am besten gar nicht. So wäre es ihm am liebsten.

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