[Casa] Tribunus Laticlavius Manius Flavius Gracchus Minor

  • Und wieder dieses schändliche Theater, welches sie aufrecht erhalten mussten. Es traf Verus, der mit Mühe seine Maske erhalten konnte. "Salve, Luna." Es missfiel ihm selbst noch immer, dass sie ihn Dominus nannte. Er war nicht ihr Meister, obwohl es rein rechtlich wohl stimmte. Verus fühlte sich nicht als ihr Herr und dieser Zustand untergrub seine Zuversicht für diesen Abend. Er wollte sie aufrichtig lieben und dies auch zeigen. Nicht mehr verbergen. Dennoch musste es verborgen werden, um die Liebe der beiden nicht zu gefährden. Die Gesellschaft hatte keine Gnade und Rom würde nicht verstehen. Die Legion hatte es bereits nicht verstanden. "Ich freue mich, dich zu sehen," erklärte Verus mit einem liebevollen Funkeln in den Augen, welches auch seine Lippen spitzen ließ. Ein nicht gegebener Kuss, der magisch und heimlich nur für Idun zu erkennen war, weil sie ihm nahe stand. Verus folgte bereits mit einem Schritt in die angebotene Richtung und legte wieder sein militärisches Gesicht auf. Eine Maske, die er beherrschte und diese fiel ihm einfach. Eine Maske, die herzlos wirkte aber nicht herzlos war. Denn jeder der Verus wirklich kannte, wusste das dieser Mann ein warmes Herz besaß. "Ja, ich bleibe," war die Antwort. Sein Herz schlug heftig in ihrer Nähe, so dass sich seine Atmung leicht erhöhte.

  • Luna's Herz machte einen kleinen Freudensprung, als sie das Blitzen in den Augen und den heimlichen, geheimen Kuss sah. Dennoch ging sie normalen Schrittes in Richtung ihres Zimmers. „Ich freue mich das du bleibst.“ Sagte sie in leisen Ton. Doch er konnte wohl die wirkliche ehrliche Freude heraushören. Als sie nun endlich ihr kleines Zimmer erreicht hatte und sie nach ihm eintrat, schloss sie hinter sich die Tür. Es dauerte nur einen Augenblick und schon war sie bei ihm und schlag ihre Arme um seinen Hals. „Ich bin so froh, dass du endlich wieder da bist. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor.“ Es waren tatsächlich nur ein paar Tage gewesen und doch war es ihr ewig erschienen. Sie drückte Verus an sich und genoss es ihm so nah zu sein. Nein hier mussten sie sich nicht mehr verstellen, hier konnten sie ihre Gefühle zeigen, ihre wahren tiefen Gefühle die sie füreinander empfanden. Natürlich wollte Luna auch gern wissen, wie die Mission verlaufen war, aber tatsächlich war ihr das gerade egal, sie wollte einfach nur diesen Moment der Zweisamkeit genießen.

  • Ein kleines Zimmer war die Trutzfestung ihrer Hoffnung. Die kleinen Dinge waren ihr Paradies, während die Welt die großen Dinge als Waffen verbarg. Ihre Armen umwanden seine geschundenen Körper, der immer noch viele Narben trug. Der Hals bot vorsichtige Einsicht in den Zustand seines Lebens. Eine Narbe zog sich am Hals entlang, während auch seine Hände durch viele Schnittnarben gezeichnet waren, wie durch ein Muster. Diese Hände streckte er aus, um seine Geliebte zu spüren, wie sie ihm nahe war. Sie drückte ihn an sich und ihre Stimme durchbrach seine Stille, ließ ihn verliebt zurück und die Kreatur, die er geworden war, konnte zeigen, ein Mensch lebte noch. Ein jugendliche Zeitlosigkeit wollte keine Pein sein aber doch war in dieser Liebe ein bitterer Geschmack, da beide keine unendliche Lebenszeit mehr hatten, um eine Ewigkeit zu füllen. Ihnen blieben nur Momente der Sehnsucht. Verus wollte sich nicht als Soldaten präsentieren und ihr noch nicht einmal berichten, was geschehen war. Es war nicht wichtig. Nicht einmal, dass sie nach germanischer Sitte verheiratet waren. Dies waren nur Gedanken von Sterblichen, um einen Status zu beschreiben aber dieser Status brauchte keine Beschreibung. Beide fühlten es und das war Wahrheit genug. Mit einer sanften Bewegung richtete Verus ihren Kopf auf, um sie liebevoll auf den Mund zu küssen, da Worte niemals genug waren, um zu beschreiben, wie sehr sie ihm ein Licht im Dunkeln war.

  • Luna genoss einfach diesen Moment der Zweisamkeit. Sie genoss diese Vertrautheit, dieses einander Verstehen, ohne dass sie miteinander reden mussten. Ihre Seele hatten sich berührt und verbunden. Es war einfach als seinen sie zwei Teile eines Ganzen. Und nun da sie sich gefunden hatten wollten sie nicht mehr getrennt werden. Weich waren die Lippen, die sie sanft berührten. Die Zärtlichkeit, diese Sanftheit stand in so krassen Gegensatz zu dem sonst so harten Soldaten. Luna aber kannte diese Seite an Verus. Sie kannte sie und sie liebte sie. Aber nicht nur das, nein sie liebten den ganzen Menschen mit all seinen Ecken und Kanten mit all seinen Fassetten. Auch wenn er die Seite des Soldaten immer weider verfluchte, sie mochte auch jenen. Denn nur die Summer aller Erfahrungen ahtten den Mann geformt, der nun vor ihr stand und genau so wie er war mochte sie ihn. Sie wollte ihn nicht ändern. Sie wollte ihn nicht verbiegen. Sie würde ihm nur helfen, mit seiner dunklen Seite zu leben. Seinen Frieden mit ihr zu machen.
    So erwiderte sie sanft seinen Kuss und als sie ihre Augen öffnete strahlte sie Verus mit hellem klaren Blick an.

  • Verus war es egal, ob diese Welt eine Lüge war oder eine Illusion, denn was sie für diesen Moment hatten war wahr. Der Römer verstand für eine Sekunde an Epiphanie die Zusammenhänge dieser Welt, indem er in ihre Augen schaute. Der Kuss gab ihm jene Gewissheit, dass alles seinen Zweck hatte und auch in der unsäglichen Bedeutungslosigkeit, ein Wunder lag. Idun und er hatten sich gefunden. Dies war mehr als er sich jemals erhoffen konnte und somit war sie ein Wunder, welches ein Leben, das von Pein und Schrecken geplagt war, mit Wärme anzufüllen wusste. Sie war sein aufgehender Mond in der Nacht, welcher ein schönes Licht war und stets einen baldigen neuen Tag verhieß. Idun war Leben. "Du offenbarst...," stammelte Verus zwei Worte zu recht und küsste sie erneut mit fester Absicht, diesen Moment nicht ohne Gefühl vergehen zu lassen. Ihre Lippen mussten gespürt werden, um die Wahrhaftigkeit mit Tat zu bekräftigen. Denn ihre gemeinsame Zeit war kurz, da die Cena unlängst beginnen würde.

  • Luna genoss diesen Moment, der nur ihnen gehörte. Sie lauschte seinen Worten. Er sagte nicht viel und doch sagte er alles. Als der Kuss endete, aber immer noch auf ihren Lippen spürbar war, legte sie ihren Kopf an seine Schulter. Mit leiser Stimme flüsterte sie.
    „Meine wahren Gefühle liegen verdeckt. Ich offenbare sie nur selten. Zu sehr fürchte ich mich davor schutzlos und verletzbar zu sein. Ich öffne mich dir, ich gewähre dir Einblick weil ich dir vertraue. Ich biete dir meine empfindlichste Seite ungeschützt, weil ich weiß, dass meine Offenbarung sorgsam von dir gehütet werden."
    Sie blickte auf, hob ihre Hand und legte sie auf seine Wange. „Ich weiß, dass wir uns einander Schutz gewähren. Und das unser gegenseitiger Respekt, die Achtung voreinander und unsere Liebe tief in uns verwurzelt sind.“
    Ihre Augen glänzten in diesem Moment wie der Mond, der sich auf einem See spiegelt. Ihre Lippen wurden von einem Lächeln umspielt und ihre Hand an seiner Wange gaben ihm Wärme und Halt zugleich. Die Andere Hand auf seiner Schulter suchte Nähe und Schutz. Sie gab und nahm gleichermaßen.

  • Es gab nichts zu Erklären oder zu bestimmen. Beide wussten, was ihre Gedanken und Gefühle waren. Dennoch sprach Idun offen über etwas, was sie stets verborgen hatte. Ihre Hand auf seiner Wange, gab ihm Halt und erlaubte freies Verständnis eines Soldaten, der mehr geopfert hatte, als er hätte geben können. Doch in dieser Zeit war dies alles egal; in Wahrheit zählte für Verus in diesem Atemzug nur ihre Nähe und somit war gleichsam klar, dass all der Tod und die Grausamkeit, die ihm folgte, in ihren Augen bedeutungslos war. Er sah sie an und wusste nichts zu sagen. Der Mann, der alles versachlichen konnte, war sprachlos und versuchte nicht einmal eine Antwort zu präsentieren. Es gab genug Gründe an der Liebe zu zweifeln aber keiner dieser Gründe konnte beschreiben, was er fühlte und in ihr sah. In seinen Augen konnte sie etwas finden, was Verus verloren glaubte. Die Gewalt hatte seine Menschlichkeit still und leblos gemacht aber in diesem Augenblick erwachte sie. Sie erwachte für Idun, um sich ganz aus den Trümmern zu erheben, die einst ein mitfühlender Mann gewesen waren. Die Trümmer gaben sich auf und zerliefen in einem warmen Angesicht, welches erneut einen vorsichtigen Kuss anbot, bevor Verus wieder in die Realität finden musste. Auch um ihr Schutz zu sein. "Wir müssen bald nach Rom," erklärte er vorsichtig im Nachgang des Kusses, denn er wollte so ehrlich, wie möglich zu ihr sein. "Ich wurde versetzt." Verus selbst missfiel der Gedanke, nun bald aufbrechen zu müssen, denn er wusste, dass Rom mit jenem neuen Posten eine wahrlich höllische Aufgabe war. Auch würde er auch auf Luna achten müssen. Rom war fordernd und gefährlich zugleich. Idun kannte Rom nicht und würde es auch nicht verstehen. Selbst Verus, ein Römer, verstand Rom nicht vollens.

  • Ein Moment, es war nur ein Moment und doch fühlte er sich an wie eine Ewigkeit. Sie verloren sich für diesen Moment ineinander. Der sanfte vorsichtige Kuss war es, der diesen Moment abschloss.
    Was Verus dann offenbarten hieß Abschied. Abschied von bekanntem. Für Luna war es ein Aufbruch ins Unbekannte. Ihr Blick war einen Moment unsicher. „Rom?“ Natürlich hatte sie gewusst, dass sie … das er nicht ewig hier bleiben konnte. Er war Soldaten und diese wurden innerhalb des Reiches nach Bedarf um hergeschoben... aber Rom? Sie wusste nicht viel über diese so großes Stadt des Reiches. Sie wusste nur das die Stadt groß war. Imposant sagten einige. Andere wiederum nannten sie stickig, dreckig und überbevölkert.
    Ihr Blick wurde für einen Moment unsicher. Doch als sie in seine Augen blickte suchte und fand sie den Halt, der wohl nötig sein würde. „Rom.“ fast schon ehrfürchtig flüsterte sie diesen Namen. Sie griff nach seinen Händen. „Ich geh dahin wo du hingehst.“ Sagte sie mit fester Stimme. Dann aber plötzlich schlug ihre Stimmung um sie wurde traurig. „Fenrir? Was wird aus ihm?“ Sie glaubte nicht daran, dass ihr Freund mit nach Rom konnte. Als Verus versprochen hatte, dass er bleiben konnte wusste er ja nichts von seiner Versetzung nach Rom.

  • "Rom," wiederholte Verus niedergeschlagen. Sollte er ihr offenbaren, dass er zu den Prätorianern ging? Jenen Schlächtern und Meuchelmördern, die im Dienste des Kaisers so manche Wahrheit getötet hatten. Verbrechen kannten sie aber wurden aber nie dafür belangt, da sie selbst über dem Gesetz standen. Die Prätorianer waren gelebter Terror, der auch Verus in Angst versetzte. Verus wollte sich nicht erneut belügen müssen und Rechtfertigungen zusammenbauen, die nur wenig bis garnicht funktionierten. Aber seine Pflicht zog ihn in deren Kreise und er würde sich der Organisation willfährig anschließen. Er hatte keine Wahl. Rom ließ ihm keine Wahl. Verus würde seiner Geliebten vorerst verschweigen, was er werden sollte und würde sie bei Zeiten mit gnädiger Hoffnung aufklären. Idun sprach tatsächlich einen anderen Punkt an und interessierte sich auch nicht weiter für den wahren Grund seiner Versetzung. In letzter Zeit schienen ihre Gedanken ohnehin konfus und wirr. Sie wanderten. "Er kannt mitkommen. Wir werden ihn als Haustier ausgeben, sofern er sich ein Halsband anlegen lässt," entschied Verus banal. Es war nicht unüblich, das wohlhabende Römer einen privaten Zoo hatten.

  • Es interessierte sie in der Tat nicht zu welcher Aufgabe er berufen wurde. Sie spürte sein Unbehagen nur zu deutlich. Es würde eine neue Aufgabe für ihn sein. In Rom. Luna vermochte nicht sich die Größe der Stadt vorzustellen. Aber sie hoffte, dass sie dort nicht mehr getrennt leben mussten. Hoffte das sich wenigstens das ändern würde. Das sie sich nicht mehr heimlich treffen mussten. Das sie freier miteinander umgehen konnten. Hier mussste sie tag aus tag ein eine Rolle spielen. Eine Rolle, die ihr langsam ans Gemüt ging. In den Momenten wo er da war fühlte sie sich frei und unbefangen. Aber sobald er weg war, war da eine Leere, eine dumpfe alles verzehrende Leere. Wahrscheinlich waren ihre Gedanken und auch Gefühle deswegen so sprunghaft. Wahrscheinlich dachte sie deswegen an ihren Wolf. Er war es, der in der Zeit der Abwesenheit ihres Centurios ihr Anker war. Er war da so dass sie sich nicht allein gefühlt hat. Und wenn er mitkonnte würde ihr der Abschied nicht so schwer fallen. Es war wohl an der zeit Lebewohl zu diesem Landstrich zu sagen. Sie würde dies alles hier wohl nicht wiedersehen.
    „Ich denke, das wird er. Er wird es verstehen.“ Sie hoffte es zumindest, denn was würde sie ohne ihren Wolf in Rom tun? Verus wäre schließlich nicht immer da, sie wäre allein in einer ihr fremden Umgebung. Allein, weit weg von all dem was sie kannte. Sie wäre allein in einer Welt, die ihr fremd war.
    Auch wenn sie nicht wissen wollte was er tat, wollte sie etwas anderes wissen. „Was wird mich dort erwarten? Welche Aufgabe werde ich dort haben?“

  • Die Worte gelangen Verus nicht mehr einfach. Etwas behinderte ihn. Nein, es war kein Gewicht auf seinen Schultern, dass ihn niederdrückte oder belastete, sondern viel mehr die geheime Stimme der Furcht. Verus war ein Mann, der die Zukunft fürchtete, da seine Erinnerung als Fundament einer Vergangenheit, ihm niemals eine schöne Blüte in ferner Zeit bescheren würde. Er betrachtete seine Geliebte still, während sie sprach und angab, dass Fenrir es verstehen würde. Das Tier würde mehr verstehen, als Verus es jemals getan hatte. Der Tiberius war ein Narr, der immer noch tief vergraben an Werten festhielt, die in der Welt keinen Platz hatten und nur noch Lippenbekenntnisse waren. Er gab es nicht zu und auch sein Stolz verbot ihm ein Eingeständnis, dass er immer noch versuchte seinen guten Werten zu folgen, die ihm einst als Kind gegeben waren. Ein Mann, der niemals eine Rebellion gegen die Umstände angeführt hatte, fügte sich in eine seltene Melancholie, die gleichsam liebevoll und betörend war. Wie ein Kuss im Mondlicht, umspielte seine Aura, eine Sehnsucht nach etwas Stillstand und Ruhe. Seine Welt war zerstört und doch erschienen ihm die Ruinen seiner Zeit als Symbol. Die Ruinen gaben ihm Gelegenheit zum Stillstand für eine Weile. Er konnte nicht mehr gedrängt werden, durch eine verpflichtende Vergangenheit, die ihm sein Name gab. Sein Name drohte zu verschwinden und es kümmerte ihn nicht.


    Wer war er schon? Ein Narr, der liebte und in dieser Liebe jenes Mondlicht fand, welches das Zwielicht zwischen den Welten war. Nicht ohne Grund hatte er den Namen Luna für Iduns römisches Leben gewählt. Sie war der Mond in seiner Lebensnacht und gab ihm Licht auf seiner Suche. Dennoch behinderte ihn jener Gedanke, denn er sah bereits den Schatten, der ihm folgte. In Rom schien seine Quelle, ein Ursprung für jene Hexenkraft, die ihm seine Hölle mit Wundern füllte. Die Macht, die er erduldete, gab ihm Sicherheit aber zerstörte Welten anderer. Im Tod anderer fand er seine Sicherheit, was ihm ein Fluch war. Er war zu gut darin, was er tat und konnte nicht entkommen. Verus konnte der Person, die er geworden war, nicht entkommen. Wie sollte er Idun erklären, was er dort tun würde? Wie sollte er ihr erklären, was sie dort zutun hatte? Was würde sie erwarten? In seinem Herzen wusste Verus, dass er ihr Wahrheit geben musste aber was war schon Wahrheit in einer Welt deren System auf Intrigen, Lügen und Lippenbekenntnissen beruhte. Einer Welt der Ich-Sucht. Er würde grausame Dinge tun und dies auch nur, um diese Welt in der Ballance zu halten. Einer falschen Harmonie eines Imperiums. Das Geschäft wurde nicht besser, so sehr man auch an Werte glauben mochte. Verus war seiner selbst entkernt worden und kannte viele Facetten der Menschen; mitunter auch nur die Schlechten. Erst Idun hatte ihm andere Emotionen offenbart und entzog sich seiner Kontrolle. Dabei suchte Verus stets nach Kontrolle in einer chaotischen Umgebung. Es war verrückt, dass gerade er, der verstand, wie willkürlich das Schicksal sein konnte, eigentlich eine feste Absicht hatte. Er wollte Kontrolle, damit er zuweilen Einfluss nehmen konnte. Doch diese Kontrolle kostete einen Preis. Einen hohen Preis für ein weiches Herz, dass in ihm schlug.


    Er musste ihr ehrlich antworten. "Ich werde dort jene Dinge tun, die mein Kaiser von mir verlangt oder auch nicht verlangt. Wir sind diejenigen Männer im Schatten, die ein Handwerk ausüben, welches das Imperium erst möglich macht. Wir schmieden Furcht und Angst," erklärte Verus seine Aufgabe mit Worten, die Idun verstehen konnte. Mit römischen Vokablen oder politischen Heucheleien musste er ihr nicht kommen. Natürlich würde sie auch politische Vokabeln verstehen aber Verus wollte ihr nicht falsche Ideale präsentieren, die nur Selbstbestätigung waren. "Als Prätorianer ist nicht der Schutz des Augustus meine Pflicht, sondern ich bin auch Garant für die Macht des römischen Staates. Wir tun das, was notwendig ist. Alles, was notwendig ist," fixierte er seine Geliebte und offenbarte damit auch seine ihm eigene Furcht. Seine Augen wurden glasiger und ein Echo seiner traurigen Vergangenheit erlaubte eine Berührung. "Du wirst meine Haussklavin sein und du wirst im Hause helfen. Ich werde dich als meine Cubicularia einteilen und du wirst mir zur persönlichen Verfügung stehen. Ferner wirst du mir helfen, unser Heim wieder aufzubauen und den Tiberii erneut ein Zuhause zu bieten. Ich habe nun mehr die Pflicht meiner Familie ein Licht zu sein, da sie ansonsten zerfällt. Du wirst mir helfen, ein Zuhause zu führen," erklärte er. "Rom ist nicht zu beschreiben. Du wirst es selbst erleben müssen aber sei gefasst, dass es eine Stadt der Illusionen, Lügen und des Betruges ist. Dort scheint vieles von Magie gelenkt oder es erscheint dir alles möglich aber bedenke stets, dass dort nur Menschen sind und keine Götter," warnte er seine Luna und legte ihr seine Hand auf die Schulter.

  • Luna hörte aufmerksam zu, als Verus sein neues Aufgabengebiet umriss. Sie Wusste nichts von den Prätorianern. Sie kannte nur die Soldaten hier. Aber dennoch... „Nun was genau ist der Unterschied zu dem was du bisher getan hast?“ Sie sah wirklich kaum einen. „Auch hier tust du doch im gewissen Sinne, dass was der Kaiser von dir verlangt.“ Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter als sie weitersprach. „Ob du nun auf Schlachtfelder oder im Schatten dein Handwerk ausübst. Du schmiedest doch immer Furcht und Angst. Meinst du die Gegner auf dem Schlachtfeld hätten keine Furcht oder Angst? Bist du nicht immer, egal wo du dein Handwerk ausübst ein Garant für die Macht Roms?“ Ja sie sah wirklich keinen Unterschied ob nun hier am Limes, auf einem Schlachtfeld oder in den Gassen Roms, die Tätigkeit unterschied sich doch nur in der Methode, aber nicht in dem wofür er es tat.
    Sie würde also zu seiner persönlichen Verfügung stehen. Sie nickte, als Zeichen, dass sie verstanden hatte. Sie sollte was? Ein Heim wieder aufbauen? Ein römisches Heim? Wie sollte sie.. ausgerechnet sie, die in einer einfach Hütte glücklich war, dort alles hatte was sie brauchte... ein römischen Haushalt aufbauen? Luna sah Verus an, hob eine Augenbraue. „Du glaubst das ich das kann? Ein Heim aufbauen, ein Heim für Patrizier?“ Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht? „Bist du dir sicher?“ Das Lächeln wurde zu einem Lachen. „Also wenn du überall Felle und Kräuterbündel, viel Holz und allerlei Runen an den Wänden haben willst,, dann bin ich die Richtige dafür.“ Luna kicherte. Sie konnte sich gut denken, dass dies sicherlich nicht seinen Vorstellungen einer römischen Behausung entsprach, aber es wäre wohl selbst für Rom außergewöhnlich. Dann aber wurde sie wieder ernster. „Was ist real? Was ist Illusion? Und sind Götter nicht auch nur Menschen, die wir vergöttlichen?“

  • Warum fühlte es sich so an, als ob er zu einem Grab sprach. Nicht, dass er seine Luna mit einem Grabe gleichsetzen wollte oder konnte. Aber die Worte gerieten furchtbar schwer, erstaunlich ungeschickt, denn alles, was er nun sagte widersprach nicht dem einfachen Standpunkt, dass er egal, was er nun tun würde, seinem Handwerk entsprechen würde. Er hatte nichts von besonderem Wert gelernt, außer dem blutigen Handwerk eines Soldaten. Als Centurio konnte er auf eine Ehre oder ein Curriculum verweisen aber es gab seinen Tagen keinen Sinn. Es nahm ihm sogar die Farbe seines Geistes. Er träumte in Schwarz und Weiß. Dennoch war diese Arbeit in Rom anders. Denn hier konnte es noch rechtfertigen, verteidigen und beschützen, was ihn einst als Ideal getrieben hatte. In Rom selbst als Mann der Schatten, als willkürliches Schwert des Imperators, war nicht mehr viel Rechtfertigung möglich. In Rom würde er keinen Barbaren schlachten, sondern Römer, die in Ungnade gefallen waren. Nicht immer würde er sie töten aber man konnte einer Person auch ein Leben unlebbar machen. Es war die bösartige Sachlichkeit der Prätorianer, die ihn ängstigte. Hier an der Grenze war die Welt genau geteilt. Und waren hier die Soldaten ehrlicher, durchzogen von einem gemeinsamen Wunsch zu überleben aber in Rom gab es keine klare Grenze. Keinen Limes, der ihm Halt geben konnte, denn dort war allein das Handwerk, was ausgeführt wurde. Man tat es, weil man es tat. Wie sollte er Idun erklären, was er fühlte, wenn er nicht einmal selbst wusste, dass er dies fühlte. Es war diese Grabesschwere, die seine Lungen bedrückte und eine sofortige Antwort nicht zulassen konnte. "Ich...," brach sein Satz ein, bevor er ihn begonnen hatte. "Ich...," wollte er erneut ansetzen aber scheiterte grandios, denn seine Lippen zitterten und auch seine Fingerspitzen. Luna hatte den wunden Punkt ohne Wunsch oder Wollen getroffen. Die Erinnerung an jene Macht Roms entfaltete Wirkung in seinem schwachen Geiste, der längst nur durch einen Unwillen zu Vergehen zusammengehalten wurde. Verus überlebte, wie immer, irgendwie durch ein schlichtes Weitermachen. Ein Immer-weiter-so trug ihn. Doch war dieses Gerüst nicht mehr tragfähig für Jahre. Mit seiner Hand suchte er ihren Hinterkopf, um sie zu spüren, dass er sie nicht verloren hatte. Es gab keine gute Antwort in einer Welt der wahnhaften Intentionen und des gierigen Hungers von leeren Seelen. Doch Verus lebte. Er lebte mit dem Herzschlag seiner Geliebten, den er deutlich spürte. Ein Hauch durchzog seine Augen, gaben die Tränen preis, die er nicht mehr verbergen konnte. Der Mann fühlte etwas. Er fühlte endlich ein Gefühl, welches gleichsam grausam und wunderschön war. Es zerstörte seine Weltsicht aber gab ihm Zuversicht. Es hielt nichts zurück und gab ihm muntere Schwäche, wie auch einen neuen Mut, sich der Zeit zu stellen. Es war ein Paradoxon, wie sein ganzes Leben. Niemals hatte er richtig gepasst und doch geschah dieser Moment, wie von Schicksalsmacht bestimmt. Er presste ihren Kopf an seine Schulter, damit sie seine Tränen nicht sehen konnte, die er bereits auf seinen Lippen schmeckte. Doch Idun nahm den Kopf zurück, um zu nicken. Der Tiberius musste sie gewähren lassen. Ihr Nicken durchbrach die falsche Mauer und befreite ihn von jenem Stolz, der ihn zurückhielt. Er wischte sich die Träne aus dem Gesicht; mit einer hektischen und unruhigen Hand. Ihr Lächen vertrieb seinen Kummer aber das seltsame Gefühl blieb. Ihre Worte durchbrachen alles und ihr Kichern war göttliche Macht gegen ihn. "Wir machen es gemeinsam. Ich kaufe die Möbel und Einrichtung, sofern wir das Domus erneut errichtet haben," erklärte er mit einem vorsichtigen Lächeln und suchte mit der Hand ihre Wange. Sogleich wurde sie aber ernster und stellte die entscheidenden Fragen, die sich Verus auch oft genug gestellt hatte. "Das werden wir auch gemeinsam ergründen. Wir sind real," meinte Verus und wollte sich zum Kuss nähern.

  • Luna legte einen Finger auf seine Lippen, als er mal wieder erklären wollte. Sich erklären wollte. Sie schüttelte vorsichtig den Kopf. Er sollte doch langsam wissen, dass keine Erklärung nötig war. Sie wusste was ihn umtrieb. Sie kannte ihn. Sie kannte seine Seite auch seine Dunkle, die immer wieder an ihm nagte. Jene Seite, die sich nicht vergeben wollte. Die sich nicht vergeben, wollte was er hatte alles tun müssen. Sie wusste, dass es imme rnoch an ihm nagte, was er ihr hatte antun müssen. Sie hatte ihm längst vergeben – nein sie hatte ihm nichts zu vergeben. Sie hatte ihm nie einen Vorwurf gemacht, denn immerhin hatte sie ihr Schicksal selbst gewählt. „Pscht.“ sagte sie leise und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Ein Kuss, der ihm zeigen sollte, das es nicht wichtig war was er tat, sonder das es wichtig war wer er war. An seine Lippen flüstrte sie. „Verus. Es ist egal was du tust. Wichtig ist nur, dass du dich dabei nie verlierst. Du bist seit Jahren Soldat. Du hast getötet und doch den Respekt vor den Menschen und dem Leben nicht verloren. Du hast selbst Wulfgar einen gnadenvollen Tod geschenkt. Dies tut nur ein Mensch mit einem Herz. Bewahre dir dies. Und übe deine neue Tätigkeit genau so aus. Mit Achtung vor dem Leben selbst.“
    Luna lehnte sich an ihn und schloss für einen Moment die Augen, sie kicherte immer noch. Denn vor ihren Augen erschien das Bild einer römischen Villa, die im inneren vollkommen nach Lunas Vorstellungen eingerichtet war. „Ja...“ lachte sie nun fröhlich. „.. ich denen es ist definitiv die beste Lösung, wenn du die Einrichtung kaufst.“
    Als sich seine Lippen näherte überbrückte Luna die Distanz. „Ja wie sind real.“ flüsterte sie bevor die Lippen sich zu einem Kuss trafen.

  • Einmal Ewigkeit fühlen. Verus tat dies und ließ sich fallen. Es erlöste ihn, dass er seine Idun lieben konnte. Sie lehrte ihn Vertrauen und Hingabe. Das Eis seiner Seele schmolz in ihrer Nähe. Jede Nacht und jeder Tag waren mit ihr ein Wunsch und Traum. Selbst der Morgen brachte keine Furcht. "Ich werde es," war die ehrliche Antwort. Verus wollte wieder Mensch sein, auch wenn die Bestie und die Dämonen stets seine Begleiter waren. Dieser Mann konnte seine Taten niemals entkommen aber für eine bessere Welt einstehen, sofern dies möglich war. Er nahm sich ernstlich vor, dass Leben zu achten. Dennoch würde die Liebe der beiden viel Zeit brauchen, um die Wunden des Mannes und der Frau zu heilen. Beide hatten sie Wunden, die nicht viele sahen. Idun brauchte ihn genauso, wie er sie brauchte. Ohne einander würden sie in dieser Welt vergehen. Ihr Lachen riss sie aus seinen Gedanken. Nun schmunzelte Verus aber traute sich selbst kein Lachen zu. Auch dies musste er wieder lernen. In seiner Welt gab es nichts zu lachen. Doch nun schien wieder eine andere Melodie zu spielen. Schließlich überbrückte sie die Distanz der Lippen. Ihre vier Worte gaben Halt. Noch einmal drückte er sie an sich, bevor dieser Moment verflogen war. Er trat einen Schritt zurück. "Wir müssen zur Cena," sagte der Centurio, der befürchtete, dass man die Zeit außer Acht gelassen hatte und dieses Kammerspiel auffliegen konnte.

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