Natürlich wusste Seneca schon vom anstehenden Besuch der Tiberia und hatte dementsprechend ein wenig auffahren lassen. Es gab allerlei Speisen und Getränke, schließlich würde auch der Leiter des Stücks später noch vorbeischauen um seine Ideen und Visionen vor den Initiatoren des Stückes zu präsentieren.
Seneca indes hatte sich heute gänzlich in zivil gekleidet und wartete im Speisesaal auf seinen Besuch, welchen er in der Ferne schon durch das Atrium hatte kommen hören.
[Triclinium] Die Bretter die die Welt bedeuten
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In einer Wolke aus feinstem Stoff, toupierten Haaren, edelstem Schmuck und einem Hauch absoluter Überlegenheit schwebte Lucia auf ihren wunderbar sauberen, schicken Schühchen ins Triclinium. In der doch etwas schlichteren Umgebung Germaniens mochte der Auftritt gut und gerne ein bisschen zu viel sein. Für römische Verhältnisse war er, so fand Lucia, fast bescheiden. Weder trug sie eine dieser übertriebnen, höchst modischen Perücken, noch hatte sie sich irgendwelche anderen Körperteile als die Ohren für Schmuck durchstechen lassen. Auch fächelten ihr keine Sklaven auf dem Weg Luft zu und ihr Einzug wurde auch nicht von Musik begleitet. In diesem Moment fasste Lucia den Beschluss all das unbedingt mal ausprobieren zu müssen. Man musste doch ein bisschen römische Extravaganz in diese Einöde hier bringen. Doch hier erschien es ihr kaum nötig. Sie war zu Besuch bei einem durch und durch römischen Freund, um Angelegenheiten des Theaters zu besprechen und vielleicht ein bisschen Klatsch und Tratsch auszutauschen.
Mit einem echten Lächeln begrüßte Lucia Seneca: "Es freut mich sehr dich so bald wiederzusehen, mein Freund! Wie geht es dir? Wie steht es um meine liebe Seiana, ich hab sie schon viel zu lange nicht mehr besucht!"
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"Lucia, wie bezaubernd du aussiehst!" begrüßte Seneca die Tiberia und lächelte breit, "Mir geht es gut. Seianas Bauch wird nicht unbedingt kleiner aber auch sie hält sich den Umständen entsprechend tapfer. Eventuell schaut sie ja später einmal vorbei, wenn sie sich gut fühlt." Seneca ließ die Tür praktisch einen Spalt offen, denn er wusste, dass Seiana sich während der Schwangerschaft doch recht reizbar fühlte.
"Ich hoffe, dass der Weg hierher nicht allzu beschwerlich war? Eigentlich sind die Wege um diese Jahreszeit immer recht gut befahrbar." fragte er der Höflichkeit wegen, wenn es regnete, dann konnte das ganze nämliche eine schlammige Angelegenheit werden.
Unterdessen gab er Maahes ein Zeichen um schon einmal die Getränke einzuschenken, schließlich war Besuch im Haus und da mussten die Zügel etwas angezogen werden. -
Das Lob ihres Äußeren musste komen, irgendwie war Lucia das natürlich bewusst, das minderte jedoch nicht ihre Freude daran. Sie bekam ihrer Meinung nach viel zu wenige Schmeicheleien hier in Germanien, alle hatten viel zu großen Respekt... oder zu große Furcht vor ihrem Gatten um ein bisschen mit ihr zu tändeln. In Rom war das ganz anders gewesen... Hier drohte sie noch einzgehen, wie eine Blume die nicht gegossen wurde. Dadurch freute sie sich jedoch umso mehr, wenn ihr doch ein Kompliment zuteil wurde. Seneca wurde dementsprechend mit einem strahelnden Lächeln für seine Worte belohnt.
Seiana schien ihre Schwangerschaft nicht so einfach zu tragen, wie man es Frauen wünschte. "Ich würde mich freuen sie zu sehen, aber ich natürlich verstehe ich es vollkommen, wenn sie sich lieber schonen mag. Es ist keine leichte Arbeit ein kleines Wunder unter dem Herzen zu tragen.", sprach Lucia während sie es sich unaufgefordert bequem machte. "Ich werde morgen in die Tempel gehen und ein Opfer an Alemona für sie darbringen. Sie und Iuno können vielleicht überzeugt werden diese Aufgabe einfacher zu machen."
Zu den Wegen winkte Lucia nur großmütig ab. Was konnte der arme Seneca für das Wetter hier im Norden? "Ich bin gut hier angekommen.", sprach sie in beinahe zufriedenem Ton. Das Getränk nahm sie aber sehr gerne entgegen und schnupperte daran. Wein? Met? Bier? Sie glaubte kaum, dass Seneca was anderes als guten römischen Wein kredenzen würde, aber sicher konnte sie sich nicht sein. Hatte sie nicht selbst den Met sehr zu schätzen gelernt?
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Natürlich hatte er nur römischen Wein! Und Wasser! Und natürlich sämtliche Verdünnungsstufen die dazwischen lagen. Mit den einheimischen Getränken hatte er sich nie so wirklich anfreunden können. Sie hatte alle eine schwere, die ihm selbst plump und wenig erstrebenswert erschienen. Er hielt sich an den doch etwas leichteren Wein, der ging eben immer!
"Wir werden sehen ob sie vorbeischaut oder nicht. Unter uns gesagt: Die Schwangerschaft und die ständige Ruhe schlägt ihr doch arg aufs Gemüt. Für sie kann die Schwangerschaft wohl nicht schnell genug vorbei sein." erklärte er seiner mittlerweile doch recht vertrauten Bekannten. "Ich selbst mache mir jedoch schon Sorgen wegen der Geburt. Ein Opfer würde ich deshalb natürlich wertschätzen. Ich selbst habe auch schon ein kleines Opfer gebracht, sicher ist sicher." erklärte der Iunier und presste die Lippen etwas verunsichert aufeinander.
"Ich bin gespannt wann Menealos hier aufschlägt. Er ist ein Grieche der eigentlich in Hispania arbeitet. Ein exzentrischer Zeitgenosse der glaube ich an meiner Unwissenheit verzweifelt, aber gut, er wird bezahlt und er hat einige gute Ideen soweit ich das beurteilen kann." merkte Seneca an damit nicht der Eindruck entstand, dass er sie für Plaudereien und eigentlich umsonst auf das Landgut gelotst hatte.
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Lucia nippte vorfreudig an ihrem Wein. Leicht, süß, genau richtig für den Sommer. Natürlich würde er in der Hitze Italiens noch besser schmecken, aber Lucia war zufrieden. "Ein sehr guter Tropfen!", lobte sie die Wahl ihres Freundes und nippte gleich noch einmal .
"Ja, Schwangerschaften können eine lästige Angelegenheit sein.", bestätigte sie. Ihre eigene war nicht so schlimm gewesen, aber sie hatte schon genug andere Beispiele erlebt. "Ich wundere mich, dass die Anstrengung welche eine Schwangerschaft erfordert so unterschiedlich sein kann. Opfern wir nicht alle den Göttern gleichermaßen? Was kann also der Grund sein, dass die einen währenddessen aufblühen und andere wirken als würde das Leben aus ihnen gesaugt?", dachte Lucia laut. Sie hatte sich vorher nie Gedanken darum gemacht, aber fand die Frage für den Moment recht faszinierend. In diesem Zusammenhang konnte auch die Frage gestellt werden, warum manche so leicht empfingen und andere ewig hoffen und bangen mussten. Lucia runzelte leicht die Stirn. Darüber wollte sie im Moment doch lieber erstmal nicht nachdenken.
"Ich bin schon sehr auf seine Ideen gespannt. Eigentlich auf diesen Mann überhaupt. Kannst du mir ein wenig mehr von ihm erzählen?", Lucia lehnte sich interessiert vor.
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"Aus Hispania, ich habe immer einige Amphoren auf Lager." erklärte Seneca die Herkunft seines Weins, schließlich war der Wein aus der Heimat noch immer der beste!
"Nun, ich denke der Medicus meiner Truppe könnte dir da das ein oder andere verraten. Ich selbst belasse es für mich mit dem Gedanken, dass meine Familie traditionell eine recht enge Bindung zu Iuno hat. Sie wirds schon für mich richten." versuchte sich Seneca ein Lächeln abzuringen und die Sorgen bezüglich der bald anstehenden Geburt etwas beiseite zu schieben.
Weshalb es auch gut war, dass sie nun über Menealos sprachen, was Seneca gleich dazu veranlasste die Augenbrauen etwas hochzuziehen und leicht zu grinsen...
"Ich habe bisher nur kurz mit ihm sprechen können. Er wirkt äußerst engagiert, beinahe schon besessen von seinem Schaffen. Doch er schien auch sehr energisch zu sein, gerade mein Interesse welches hauptsächlich der Bevölkerung und der Wohltat galt schien er nicht zu verstehen. Für ihn dreht sich alles um die Bühne." -
Für einen Moment überlegte Lucia, ob sie sich tatsächlich ein paar Informationen von dem Medicus holen sollte. Dann entschied sie sich aber ziemlich rasch dagegen, viel zu viel Aufwand für eigentlich doch nicht so interessante Fragen.
Also nickte sie bestätigend. "Da bin ich mir sicher." So sicher man sich bei so etwas unvorhersagbarem wie einer Schwangerschaft eben sein konnte. Lucia machte sich sicherheitshalber noch eine gedankliche Notiz morgen tatsächlich ein Opfer für Seiana zu bringen."Menelaos klingt nach einem echten Künstler.", sprach Lucia vorfreudig. Es versprach lustig zu werden. In ihrer Erfahrung gab es einiges an Drama auf und hinter der Bühne, wenn Künstler auf die echte Welt trafen. Zugegeben hatte sie bisher hauptsächlich mit Musikern zu tun gehabt, aber im Grunde waren diese Darsteller doch alle gleich. "Habt ihr schon irgendwelche Rahmenbedingungen für das Stück abgemacht? ", fragte sie neugierig nach.
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"Er ist ein Künstler. Für die doch recht mittelfristige Zusammenarbeit wünschte ich mir jedoch, dass er auch ein wenig umgänglicher wäre." erklärte Seneca etwas resignierend und fuhr fort "Nun, um die durch die jüngsten Geschehnisse am Limes schwelenden kleineren Konflikte nicht weiter anzufachen. Politische Thematiken, speziell auf diese Provinz bezogen, werden also so gut es geht umschifft." erläuterte er und ließ damit kurz durchblitzen, dass er noch immer Teil der Ordnungsmacht war, und er sich natürlich selbst keineswegs mehr Arbeit machen wollte.
Noch bevor Seneca seine weiteren Pläne äußern konnte, wurde ein weiterer Mann von einem Sklaven angekündigt. "Dominus, Menelaos ist nun hier." sagte er kurz und führt den Mann dann mit einer leichten Armbewegung in das Triclinium...
Menelaos
Mit einem grazilen Gang betrat Menelaos den Raum, ließ den Praefectus Alae erst einmal links liegen, würdigte ihm keines Blickes, und ging ein paar Schritte auf Lucia zu "Tiberia Lucia, welch Augenweide! Sogar in Hispania erzählt man sich von der Blume die im tristen Germanien blüht. Ich bin Menelaos, es ist mir ein Vergnügen." stellte er sich überschwänglich vor und blickte dann kurz zu Seneca "Praefectus." sagte der Mann nur beiläufig, ließ seinen Blick jedoch kaum von der Tiberia abschweifen, was den Iunier etwas perplex zurückließ.
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Entweder Künstler, oder umgänglich. Lucia lächelte bei dem Gedanken, sprach ihn jedoch nicht aus. Sie wollte Senecas Hoffnung nicht zerstören. "Da magst du recht haben.", stimmte sie ihm stattdessen bezüglich der politischen Thematik zu. Sie wollte gerne einen Gegenvorschlag machen, doch da wurde eben jener Künstler angekündigt. Vorfreudig setzte sich Lucia ein wenig aufrechter hin. Auf den Mann war sie jetzt aber wirklich gespannt.
Lucia hatte das Bild von einem jungen, sportlichen, gutaussehenden Mann im Kopf gehabt, als sie sich Menelaos vorgestellt hatte. Doch in dem Moment, wo der Mann den Raum betrat war dieses Bild wie weggefegt. Lächerlich! Ein Künstler war eben keine Statue. Ein Künstler sollte genau so aussehen und sich genau so bewegen. Lucia war noch bevor Menelaos den Mund öffnete von ihm sehr angetan. Dann sprach der Mann und Lucia fand ihn unglaublich sympatisch. Der Mann hatte Geschmack und konnte sich sehr gut aufdrücken! Verzückt lächelnd nicke Lucia dem Mann begrüßend zu. "Menelaos! Ich habe schon von deinem Talent mit Worten gehört!" Lucias Lächeln verbreitete sich zu einem Grinsen. "Du hast tatsächlich eine goldene Zunge!" Lucia wandte sich an Seneca. "Du hast gut gewählt!", lobte sie seine Entscheidung Menelaos mit dem Theater zu betrauen. "Ich freue mich dich endlich persönlich kennen zu lernen und freue mich auf unsere Zusammenarbeit!" , diese Worte waren wieder an den Künstler gerichtet. Ein strahlendes Lächeln wurde zuerst Menelaos und anschließend Seneca geschenkt.
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"Nun Menelaos, bitte, setz dich doch." sagte Seneca in einem Versuch, ein wenig Kenntnisnahme vom Griechen zu erlangen, schließlich hatte dieser nur Augen für die Tiberia, was man ihm sicherlich nicht verübeln konnte, dennoch war es ein mit mehreren Teilhabern, und der Iunier wollte sein Triclinium auch nicht zur Bühne des Mannes machen.
"Bitte, ein wenig Wein für unseren Künstler." sprach er Iunier beiläufig und beobachtete, wie sich Menelaos hinsetzte, natürlich zur Tiberia...Menelaos
"Und wie ich mich erst freue Tiberia, wie ich mich erst freue." sagte Menelaos und nahm den Becher Wein entgegen, "Auf das Theater und die Kunst." prostete er und trank einen Schluck, bevor er den Becher absetzte.
"Ich habe schon eine genaue Vorstellung des Stücks, eine Liebesgeschichte für die Damen, Krieg und Ehre für Männer. Für jeden ist etwas dabei. Na, was sagst du Tiberia?" -
Menelaos machte es sich neben Lucia bequem und stimmte sogleich einen Toast an. Lucia hob ebenfalls das Glas und trank von dem hervorragenden spanischen Wein. Ihr wurde in diesem Moment bewusst, dass sie schon länger keinen so guten Tropfen mehr getrunken hatte. Warum eigentlich nicht? Ihre Gedanken drohten abzuschweifen, doch Lucia drängte diese unwillkommene Ablenkung beiseite. Sie konzentrierte sich lieber auf das angenehme Gespräch, das sich hier entwickelte. Menelaos hatte ja einiges vor! Leise Zweifel, dass das Stück so überhaupt nicht mit Senecas Vorstellungen übereinstimmen könnte, äußerte Lucia lieber noch nicht. Darauf konnte man ja später zurückkommen, wenn Einzelheiten besprochen wurden. So konnte dem Künstler zunächst ein wenig Honig um den Bart geschmiert werden. „Das klingt wundervoll!“, äußerte sie sich daher erstmal begeistert. „Ich persönlich freue mich schon jetzt darauf vor allen anderen zu erfahren, auf welche Irrwege Amor deine Charaktere schicken wird. Ich bin mir sicher Seneca ist schon sehr gespannt darauf, welche große Schlacht das Vorbild für dein Stück ist. Verrate uns doch bitte jetzt schon ein wenig mehr!“ So würden sie sicherlich schon einige gefährliche Punkte herausfinden können und mit ein wenig Charme traute Lucia es sich schon zu Menelaos Alternativen nahezubringen, ohne den Künstler in seiner Ehre zu verletzen.
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Senecas Blick suchte den der Tiberia, Krieg und Ehre klang so gar nicht dem was er sich vorgestellt hatte, nicht zu dieser Zeit, nicht in dieser Lage, doch äußern wollte er diesen Gedanken noch nicht, schließlich konnte es ja sein, dass Menelaos ein gänzlich anderes Thema im Kopf hatte, vielleicht etwas griechisches oder ägyptisches, ein Konflikt also der so abstrakt war, dass es der germanischen Bevölkerung gar nicht in den Sinn käme etwaige Probleme auf ihre eigenen Situation zu projizieren.
"Es klingt wahrlich interessant Menelaos, ähnlich wie die Tiberia wäre ich interessiert wie genau die Ausgangslage dieses Stückes ist. Du bist ja Grieche nicht wahr? Gibt es ein Vorbild in den alten Heldensagen deiner Heimat?" fragte Seneca bewusst, da er inständig hoffte, dass dies der Fall war.Menelaos
Menelaos hielt nicht viel von Vorgaben und Regeln bezüglich seiner Kunst. Einer Künstler musste frei sein, ohne Fesseln und ohne Zwänge, und er war überzeugt auch den alten Knurrhahn vom Militär überzeugen zu können. Die Tiberia indes schien bereits beeindruckt von seinen Ideen und er hoffte, dass ihre Begeisterung bei seinen Ausführungen weiter in die Höhe steigen würde...
"Ich plane ein echtes germanisches Stück mit germanischen Schauspielern für germanische Leute." begann Menelaos, der eigentlich gar keine Ahnung von dieser Provinz hatte "Zwei Kinder verfeindeter Stämme, die Namen müsste ich mir noch aneignen, er dient natürlich im römischen Militär und sie ist die Tochter eines Fürsten. Wird die Liebe den stetig vorhandenen Konflikt überstehen? Wird sie zu Frieden und Ruhe führen? Oder endet es tragisch?" Menelaos versuchte vor allem Seneca von den Vorzügen und dem Spannungsbogen zu überzeugen während die Gesichtszüge des Iuniers immer weiter entglitten und etwas ungläubig dreinblickten "Stellt euch einmal vor welche Nachricht ein gutes Ende senden würde! Römer und Germanen, verfeindete Stämme, alle vereint durch das was uns Menschen stets zum äußersten treibt: Die Liebe!" erklärte er und blickte dabei einen Moment länger als üblich in die Augen der Tiberia. -
Ohje… Da hatte sich Menelaos für die Schlimmste aller Möglichkeiten entschieden. Lucias Blick huschte kurz zu Seneca, dessen Gesichtszüge eine Warnung an Menelaos waren mit dem bösen Scherz aufzuhören und ihnen nun die wirkliche Geschichte zu verraten. Lucia unterdrückte einen Seufzer und setzte sich etwas gerader hin. Ihre Zuversicht von eben, Menelaos garantiert von etwaigen problematischen Einzelheiten abbringen zu können schwand der vagen Hoffnung noch irgendetwas ausrichten zu können, ehe Seneca den Griechen in der Luft zerriss.
Gerade noch rechtzeitig blickte Lucia wieder zum Griechen, als dieser seinen kurzen Vortrag mit der Liebe beendete und ein bisschen frech wurde. Ein Schmunzeln in den Mundwinkeln unterbrach Lucia den Blickkontakt, indem sie züchtig die Lider senkte und besann sich ihrer Aufgabe. „Es klingt absolut faszinierend!“, begann sie, hoffend nicht von Seneca unterbrochen zu werden. „Aber… uhm…“, fügte sie deshalb rasch hinzu und zögerte dann bewusst. „Mein lieber Menelaos, ihr seid der bekannte und beliebte Künstler und ich würde es nie wagen…“ Wieder zögerte sie und seufzte theatralisch. „Aber ist das Theater nicht unter anderem dafür da, die Menschen aus ihrem Alltag zu entführen? Ihnen unbekannte Welten, fremde Kulturen und andere Lebensweisen zu zeigen? In Rom habe ich so gut wie nie ein Stück über Römer gesehen. Wir wurden nach Griechenland entführt auf eine gefährliche Seereise, Menschen die sich mit Göttern anlegen. Wir sind nach Ägypten in den Palast geschlichen, um Attentäter bei ihrer Arbeit zu beobachten, Intrigen zu verfolgen und hoffnungslose Liebe zu erleben. Wir wurden mit Helden auf ihre unmöglichen Suchwanderungen geschickt, haben Kämpfe mit Monstern und Liebeleien mit gefährlichen Sirenen erlebt.“ Lucia schien in schwärmen zu geraten, dies selbst zu merken und unterbrach sich mit einem scheuen Lächeln. Nach einem offensichtlich verlegenen Räuspern fuhr sie fort: „Menelaos, was ich sagen möchte: Wäre dies nicht eine wunderbare Möglichkeit den Barbaren hier – die noch nie aus dieser Stadt herausgekommen sind, die vermutlich noch nicht einmal wissen, dass es so grandiose andere Länder gibt – wäre dieses Theaterstück nicht eine Chance für die Menschen hier die große, wundervolle Welt zu erleben?“ Fragend und hoffend blickte nun sie ein wenig zu lang in die Augen des Griechen.
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Seiana wusste von dem Besuch der Tiberia, und sie wollte die Gelegenheit gerne nutzen, sie mal wieder zu sehen. Als sie das Triclinium allerdings betrat, wünschte sie sich im ersten Moment, sie wäre nicht aufgetaucht. Im Vergleich zu Lucia kam sie sich... nun ja: unförmig und unschön vor. Um es mal nett zu formulieren. Sie war auch sonst meistens schlichter gekleidet als die Tiberia, das war es nicht, was sie störte. Es war generell ihr Körper, ihre Schwerfälligkeit, und wie sie sich fühlte. Es war schwer in ihrem derzeitigen Zustand wenigstens eine gewisse Eleganz auszustrahlen. Und Seiana nervte das gewaltig – mal ganz abgesehen von den übrigen negativen Begleiterscheinungen dieser Schwangerschaft.
Allerdings konnte sie jetzt auch schlecht wieder verschwinden, nachdem sie den Raum nun mal schon betreten hatte. Ihre Anwesenheit fiel zwar nicht sofort auf, aber trotzdem konnte jeden Moment jemand aufblicken – und wie würde das dann erst wirken, wenn sie genau in dem Moment ging, ohne wenigstens gegrüßt zu haben.Sie setzte also ein Lächeln auf, verbarg dahinter sorgfältig, wie unwohl sie sich gerade in ihrem eigenen Körper fühlte, und kam langsam näher, während sie den Worten der Anwesenden lauschte. Der Künstler, den Seneca für ein Theaterstück engagiert hatte, erläuterte gerade seine Pläne bezüglich des Stücks. Seiana konnte sehen, dass Seneca davon wenig begeistert war. Und Lucia sah es offenbar auch, ihren folgenden Worten nach zu schließen.
Seiana kannte allerdings Menelaos, sie hatte inzwischen auch das ein oder andere Mal Kontakt mit ihm gehabt. Sie wusste um seine Exzentrizität... und sein Bedürfnis nur der Bühne zu dienen. Sie selbst war jetzt nicht unbedingt derart künstlerisch angehaucht, aber sie wusste nicht zuletzt dank ihres Bruders, wie dieser Typ Mensch tickte – und dass es hoffnungslos war zu glauben, ihn von seinem Vorhaben abbringen zu wollen, nachdem er es mit derart viel Begeisterung vorgetragen hatte. Eher würde er theatralisch verkündigen, dass die Kunst frei war, und alles hinschmeißen, vermutete sie. Sie ahnte zwar, warum Senecas Mimik ihm derart entglitten war, aber damit war ihm auch nicht geholfen. Besser also, wenn sie sich da auch einschaltete... Und sie war ohnehin nicht ganz Senecas Meinung, dass politische Probleme komplett außen vorgelassen werden mussten. Wichtig war, zu welchem Abschluss sie geführt wurden. Ob es eine glaubwürdige Versöhnung gab, die die Zuschauer für ihr eigenes Leben mit nach Hause nahmen. Davon abgesehen: die Barbaren, mit denen es wirklich Probleme gab, würden kaum nach Mogontiacum kommen und sich ein Theaterstück ansehen. Wer eine solche Veranstaltung besuchte, war von den Vorzügen, die das Römische Reich mit sich brachte, ohnehin längst überzeugt.
„Du darfst von den Barbaren hier nicht zu viel erwarten, Lucia. Sie müssen erst langsam an diese Kunstform herangeführt werden, man darf sie nicht mit zu fremden Konzepten oder zu fernen Ländern überfordern. Am Ende besucht keiner das Theaterstück, weil es mit ihrem Leben hier nichts zu tun hat und sie daher keinen Sinn darin sehen, ihre Zeit dafür aufzuwenden.“ Sie lächelte in die Runde, legte Seneca eine Hand auf die Schulter und grüßte die Gäste dann: „Es freut mich, dass wir uns endlich mal wiedersehen, Lucia. Menelaos, es ist wie immer eine Freude deinen Ideen zu lauschen. Welches Ende hattest du dir denn vorgestellt?“ -
Seneca haderte mehr und mehr mit seinen Worten und mit seiner Mimik während Menelaos seine Ausführungen weiter vertiefte und das gesamte für Seneca äußerst brisante Material verbal vor Lucia und ihm auslegte. Ein wenig Komfort fand der Iunier durchaus in der Tatsache, dass die Tiberia seine Bedenken teilte, oder zumindest wahrnahm, und versuchte, entsprechend auf den Griechen einzuwirken damit Seneca nicht selbst in einer eher uncharmanten Art und Weise würde reagieren müssen.
Erst nachdem Seneca den Griechen eine Weile gedankenverloren angestarrt hatte bemerkte er wie sich Seiana, zugegeben, und er würde es niemals laut aussprechen, ob ihrer Umstände recht überraschend angepirscht hatte und sich etwas zurückhaltend in die Gruppe eingliedern wollte.
Seiana! Endlich kam ihm seine Frau zur Hilfe. Die kulturelle Seite dieser Ehe. Das Skalpell welches seinen Hammer ergänzte! Vielleicht könnte sie mit ihrem Feingefühl und ihrer Redegewandtheit die Gedanken des kreativen Geistes in diesem Raum in eine andere Richtung lenken!
Doch bevor Seneca seine gedankliche Hoffnung in feste Bahnen lenken konnte, machte seine Frau diese Gedanken mit ihren Worten zu Lucia auch schon zunichte und ihre Hand auf seiner Schulter, obgleich er diese doch schon etwas öffentliche Zuneigungsbekundung zu schätzen wusste, sagte seine Frau in diesem Moment nicht unbedingt das war er hören wollte, weshalb er ihren Blick suchte und zumindest mit seinen Augen andeutete, dass sie seinen Standpunkt gerade etwas unterminierte.
"Nun, das ist natürlich auch eine Sichtweise." entgegnete Seneca nun etwas patziger als er sich seine Worte eigentlich zurechtgelegt hatte und er trank schnell einen Schluck um eben jenen Umstand zu überspielen, bevor er Lucia anblickte, und die Augenbrauen etwas hob und die Lippen zusammenpresste. Er unterstützte ihre Vorstellung natürlich, doch in diesem Moment war er doch arg in der Bredouille und zwischen den Stühlen.Menelaos
Menelaos war in der Zwischenzeit immer noch in wohlige Ignoranz gehüllt. Eventuell war es auch eine Mischung aus Ignoranz, Spaß an der Provokation der "Obrigkeit" und dem Glauben am eigenen Talent und der Gewissheit, dass es hier in der Provinz wohl nicht allzu viele Alternativen zu ihm gab.
Der Anblick von Seiana jedoch erfreute Menelaos sichtlich, nicht nur weil er in ihr, der für Kultur und Bildung bekannten Decima eine natürliche Verbündete sah, nein, so schwanger und dennoch elegant wie sie war freute er sich sie wohlauf zu sehen. Auch wenn er nie ganz verstanden hatte was diese Frau an seinem Geldgeber fand oder warum sie ihm nach Germanien gefolgt war.
"Decima Seiana! Wie schön dich zu sehen! Du strahlst ja geradezu." begrüßte Menelaos sie charmant und lächelte "Völlig recht hast du. Völlig recht! Diese... Barbaren... werden dieses Stück zu schätzen wissen! Es wird sie fesseln und berühren. Und das Ende, auch wenn ich mich fast ein wenig scheue es schon zu verraten, wird versöhnlich sein. Die Stämme werden sich versöhnen und es wird Frieden einkehren." sagte Menelaos etwas gespielt theatralisch und blickte dann erst wieder Seneca und Lucia an "Wir wollen doch nicht, dass die Bewohner dieser Stadt mit dummen Gedanken nach Hause gehen nicht wahr?" entlarvte Menelaos nun die Intentionen der beiden und den Umstand, dass er nicht ganz so sehr in den Wolken war wie Seneca es sich gedacht hat.
"Aber bitte Decima, setze dich doch! Ich bin gespannt auf deine Gedanken und deine Ideen zu diesem Stück." bot er ihr nun einen Platz in ihrem eigenen Haus an und blickte dabei kurz zu Seneca, welcher es natürlich aus purer Gewohnheit versäumt hatte ihr einen Platz anzubieten, da er schlicht wusste, dass sie sich schon setzen würde wenn sie es vorhatte.
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