Hortus | Größere und kleinere Wege

  • Mit gemächlichem Schritt trat Sabinus mit der Aurelia in den ummauerten Garten der Villa Claudia. Im eigenen Interesse mied Sabinus allerdings die Randbereiche, falls es doch mal Wurfgeschosse in den Garten hineinfliegen sollten. In der Ferne sah er einige wenige Rauchsäulen, doch ignorierte er diese erstmal, sondern trat einen Teich mit klaren geometrischen Formen.


    Nun, Aurelia, vielleicht kannst du ja dafür sorgen, dass ich ein wenig schlauer aus der ganzen Situation werde. Ist irgendwas bei den spielen passiert?


    fragte er schließlich erstmal, da die Neugier in ihm dann doch stärker war als der Wille zum lauen Smalltalk.

  • Ein wenig verzögert tauchte Silana auf, die immer noch an ihren Handgelenken roch, um sicher zu gehen, dass sie nicht mehr stank. Doch ihre Angst vor diesem Gestank hatte sich bereits zu einer Manie gesteigert, dass sie nun auch an ihren Haaren roch, die eindeutig nach überteuertem Parfüm rochen und somit anders stanken, da die wilde Mischung aus verschiedenen Duftwässern und Ölen sicherlich nicht einen wohltuenden Duft erschuf. Auch verschaffte ihr diese Riechtherapie eine solide Ablenkung von den Ereignissen, die gerade die Stadt heimsuchten. Silana war keine ängstliche Person aber auch sie wusste um die Gefahren, die lauerten. Sie stellte ihre Riechbemühungen ein und stellte fest, dass sie nicht mehr nach Grube roch. Das musste reichen. Nun bemerkte sie doch die Rauchsäulen am Horizont. "Das sieht böse aus," meinte sie beiläufig, während sie sich neben ihren Bruder stellte.

  • Da die Aurelia offensichtlich noch ein paar Momente brauchte, um sich zu sammeln, ließ Sabinus sie erstmal ganz in Ruhe ihre Gedanken ordnen und frische Luft schnappen. Was auch immer bei den Spielen geschehen war, es musste so dramatisch gewesen sein, dass es den ganzen claudischen Haushalt ziemlich durchrüttelte. Sassia war noch nicht mal zurück im Haus, Silana war direkt irgendwohin verschwunden, die kleine Sisenna stand vollkommen neben sich, sein Großvater wirkte knurrig und die Aurelia musste wohl auch erstmal ordnen, wie sie sich hier verhalten sollte. Die Rauchsäulen, die gen Himmel stiegen, machten das Bild dabei kein bissen besser, ganz im Gegenteil sogar.


    Ja, ziemlich böse...


    antwortete Sabinus nun, während er sich seiner Schwester zuwandte. Sie wirkte ein bisschen so, als würde sie sich sehr undwohl fühlen und ob das nur mit den Vorkommnissen bei den Spielen zusammenhing, konnte er nicht wissen.


    Was ist überhaupt passiert, dass das ganze Hause so von der Rolle ist?


  • Wie aufmerksam! Auch wenn es für Lentidia eine absolute Selbstverständlichkeit der Etikette war, einer Frau – und vor allem ihr! – den Arm zu reichen, um sie irgendwo hin zu führen, nahm sie solche Aufmerksamkeiten wohlwollend wahr und das vor allem, wenn sie von einem Mann kamen, der von hohem Stande und auch noch gut anzusehen war. Mit einem Lächeln, so als ob sie schon alles Negative in diesem Raum vergessen hatte, ließ sie sich in den Garten führen.


    Ohne es sich anmerken zu lassen, hatte sie genau die Räumlichkeiten bis hin zum Garten beäugt. Nicht dass die Villa Aurelia nicht luxuriös war, aber diese Villa vermochte jene wahrlich noch zu übertreffen. Als die aber im Garten ankamen, verlor sie die junge Frau ihr Lächeln im Angesicht der Rauchschwaden, welche gen Himmel empor stiegen, da jene sie an die furchtbaren Erlebnisse erinnerte, welche ihr just vor ein paar Stunden widerfahren war. Die Frage des Claudiers nahm sie daher gar nicht wahr, so als hätte sie diese einfach überhört. Währenddessen war auch Silana zu ihnen gestoßen, vermutlich konnte sie ebenfalls die Stimmung im Atrium nicht mehr ertragen.


    Der Wortwechsel zwischen den beiden Geschwistern sowie das Plätschern der Fische in dem schön angelegten Teich rissen sie dann schließlich doch wieder aus ihren Gedanken. "Böse ist gar kein Ausdruck!" platzte es schon fast und mit voller Empörung aus ihr heraus. Das was ihr widerfahren war, hatte sie noch nie erlebt, sie hätte sich sowas noch nicht einmal vorstellen können! Nun... vorstellen konnte sie sich ja sogar schlimmeres, sie hatte auch schon schlimmeres gesehen, wie zum Beispiel die Hinrichtung vor knapp einem Jahr, wo sie den damaligen Magistraten Tiberius Lepidus kennen gelernt hatte, der ebenfalls eine Vorliebe für das Blutige zu haben schien. Allerdings waren die Ereignisse heute ihr persönlich widerfahren, sie war also keine Zuschauerin, sondern war mitten drin gewesen! "Es war so furchtbar." schob sie in einem ruhigeren aber schon fast weinerlichem Tonfall hinterher und hielt sich dabei die flache Hand vor ihre Lippen, um kurz inne zu halten. "Während der Spiele der Aedile brach plötzlich Panik aus. Mord auf den Rängen... ein Aufstand... es ging alles so schnell..." sie machte eine kurze Pause. "Doch deine Schwester nahm sich meiner an... oh Silana, ich bin dir zu tiefstem Dank verpflichtet!" sie ging auf die Claudia zu, ergriff ihre Hände und herzte sie "Das werde ich dir nie vergessen..." dann fiel ihr auf, wie gut Silana roch. "Du duftest... wie eine Blumenwiese. Ich hatte Angst um dich, dass dir der fürchterlicher Geruch auf ewig anhaften würde!" die Sorge war völlig Ernst gemeint. Leider war Lentidia nicht empathisch genug, um den Vorfall mit der Mistgrube, in die Silana gefallen war, vor ihrem Bruder zu verheimlichen, da ihre neue Freundin bestimmt nicht wollte, dass Sabinus oder irgendwer anderes davon erfuhr.



    Sim-Off:

    Sorry, dass es so lange gedauert hat :( Musste erst einmal die anderen IDs versorgen.

  • Silana konnte die Erfahrungen nicht ganz abschütteln und verschwand gelegentlich an einen dunklen Ort ihrer Gedanken, der von Furcht und Ängsten von böser Hexenkraft getragen wurde. Es dauerte einen Moment, bevor sie ihrem Bruder antwortete. Ihre Gedanken waren mit Erinnerungen vermischt, die sie sprachlos machten. Das sprachlose Böse, welches sie gesehen hatte, ließ sie auch hier nicht ganz los. Es war die frostigen Hände der verdammten Erfahrung. "Aufstände, Sklaven morden und eine Rebellion scheint sich zu erheben," fasste Silana leicht gestammelt zusammen, obwohl ihre Worte zwischen den langen Pausen recht deutlich war. Sie wählte sie bewusst. "Ich bin fast bei einem Sturz in eine Müllgrube umgekommen," erklärte sie sachlich und kalt. Die Erinnerung erlaubte ihr nicht mehr, da sofort wieder die Bilder aufkamen; mit ihnen sogar der Geruch, der intensiv in ihre Nase drang. Schnell roch sie heimlich, nur erkennbar an ihren Nasenflügeln, die sich flüchtig bewegten. "Etwas ist verloren gegangen," meinte sie und blickte dann mit ihren großen Augen zum Szenenbild am Himmel, so dass sie fast staunend und gleichsam verstört an das Schicksal der Stadt dachte.


    Schließlich platzte die Aurelia in den Moment, obwohl sie ähnlich sprachlos anwesend gewesen war. Ihre Worte erschienen Silana überzogen, zu hektisch und zu reißerisch, so dass die junge Claudia nicht sofort reagierte und weiter in den Himmel starrte. Erst als die Aurelia sie herzte und ihre Hände ergriff, kehrte Silana vom Bild des Himmels ab, der in einem Grau und Orange schimmerte. "Öh," machte Silana und versuchte sich im Moment zurecht zu finden. Silana fehlten erneut Worte und somit verweilte sie etwas entrückt. "Danke," sagte die Claudia zur Anmerkung, dass sie gut roch und verlor sich wieder in jenem Abgrund, der wie ein Schatten diesem Tag folgte. Silana war überfordert und gleichsam schockiert, so dass die sonst so eloquente Frau ihre süßen und schnellen Worte verlor. Die Welt brannte, mit ihr auch die Welten der Menschen.

  • Zuerst rückte keiner so wirklich mit der Sprache heraus, dann platzte es aus den beiden jungen Frauen praktisch gleichzeitig heraus. Sabinus brauchte ein paar Augenblicke um die leicht theatralische und dramatische Schilderung der Aurelia mit dem kühlen und sachlichen Bericht seiner Schwester in Einklang zu bringen, letztlich war die Grundaussage aber klar: Bei den Spielen war es offenbar zu einem Aufstand gekommen. Und dieser breitete sich nun über die Stadt aus, weswegen die Sklaven nun das Haus sicherten und die Klienten seines Großvaters wahrscheinlich bereits unterwegs waren, um ihrem Patron in dieser Situation beizustehen. Doch auch Sabinus hatte eine Aufgabe erhalten und auch wenn sie lediglich darin bestand, zusammen mit seiner Schwester die Gastgeber zu spielen für eine junge Frau, die zu ihrer eigenen Sicherheit hergebracht wurde.


    Du meinst sicher 'Gern geschehen' oder 'Keine Ursache', Silana.


    fügte Sabinus mit einem spöttischen Augenzwinkern in Richtung seiner Schwester an, trat dann aber an die beiden Mädchen heran. Zweifellos würden sie die Aurelia nur dann aus dem Haus lassen, wenn klar war, dass außerhalb dieser Mauern keine Gefahr mehr für sie bestand oder sie zumindest einen angemessenen und schlagkräftigen Geleitschutz zur Villa Aurelia bekam. Solange war sie ein willkommener Gast, die alle Zuwendungen bekam, die jeder Gast bekam, umso mehr, wenn er ebenfalls aus dem Patriziat kam.


    Nun, abseits davon dass draußen wohl einige Unruhen wüten, die die Stadtkohorten sicherlich bald niederschlagen werden, lassen wir, also mein Großvater, meine Schwester und ich dir die claudische angedeihen. Vielleicht kann ich dir erstmal etwas zu trinken anbieten und dann können wir hier an der frischen Luft dieErinnerungen ordnen.


    sagte er mit freundlichem Blick und sah aus dem Augenwinkel wie eine junge Sklavin bereits hinter einer Säule hevortrat, um einem möglichen Wunsch des Claudiers nachzukommen.

  • Als wäre ihr Lächeln eingefroren stand die junge Aurelia neben Silana und wunderte sich innerlich darüber, dass es ihrer neu gewonnen "Freundin" die Sprache verschlagen hatte. Der Schock saß vermutlich noch zu tief, sie selbst wäre gestorben bei dem, was Silana passiert war! Dass sie die junge Claudia mochte erkannte man daran, dass sie sich einen spitzfindigen Kommentar verkniff, den sie sonst anderen Frauen in dieser Situation an den Kopf geworfen hätte – was sie natürlich niemals in derartigen Situationen so wahrnahm, dafür fehlte ihr die Empathie. Als ihr Bruder, der ansehnliche Claudius, etwas spöttisch seine Schwester hinsichtlich ihrer Manieren belehrte, richtete sich Lentidias Blick auf ihn – ohja... sowas gefiel ihr! Seit ihrer Rückkehr hatte sie noch nicht an vielen Feierlichkeiten oder sonstigen Anlässen in hohen Kreisen teilgenommen, aber bei den wenigen Gelegenheiten hatte sie viele Weichspüler kennen gelernt, wie z.B. Flavius Scato, der Silanas und Sabinus rothaarige Schwester heiraten würde. Oh wie sehnte sie sich doch zurück nach de starken Männer Roms vor ihrem Aufenthalt auf dem Lande, wie z.B. Tiberius Lepidus, den und dessen Wahnsinn sie bei der öffentlichen Hinrichtung als ausführendes Organ bewundern konnte.


    Nun ja, vielleicht würde sich ja der junge Claudius als ebenso starker Mann erweisen, bislang war Lentidias Interesse an dieser Person erst einmal geweckt. Anstelle eines "Oh, wie aufmerksam!", was einer jungen Patrizierin normalerweise bei solch einem Angebot als Standard-Floskel über die Lippen hätte kommen müssen, äußerte sie ganz unverblümt und direkt ihren Wunsch mit kokettem Lächeln "Wein." Von den Erinnerungen an die Spiele hatte sie mittlerweile genug, sowohl sie als auch Silana hatten genug darüber berichtet, es gab viel interessantere Themen in dieser kleinen Runde. "Nun, Claudius. Erzähle mir, wieso wurden wir nicht schon bei den Spielen einander vorgestellt?" ihr Tonfall war leicht vorwurfsvoll – wieso begleitete er nicht seinen Onkel und seine Schwester zu so einer Festivität? Er hätte sie dort sicherlich beschützen können und vielleicht wäre ihre Freundin dann nicht in diese Mistgrube gefallen. Hatte Sabinus etwa nichts für die brutalen Spiele übrig? Lentidia hoffte nicht, so würde nämlich ihr Interesse an diesem Mann sicherlich schwinden.

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