Morrigan, die Wüstenblume

  • Spielfiguren. Morrigan lachte bitter auf. Ja das waren sie wohl nur bisher hatte sie es immer verstanden sich bestmöglich auf ebene jenem Spielfeld des Lebens zu positionieren. Sie hatte ihr Schicksal nie hingenommen, sondern hatte sich immer wieder nach oben gekämpft. Er wählte seine Ketten selbst. Nun lachte Morrigan wirklich. „Du glaubst das du wählst und doch überlässt du es anderen die Entscheidung für dich zu treffen.“ Sagte sie mit kaltem fast schon herablassenden Tonfall. Der Mann hier vor ihr, der gerade so tat als würde er seine Entscheidungen selbst treffen, war doch auch nur ein Teile eines Systems. Ein System in welchem Entscheidungen getroffen wurden, die man zu befolgen hatte. Befehlsketten, galt es einzuhalten. Hierarchien, die man nicht brechen konnte und wollte. Ja der Mann versteckte sich hinter jenen Hierarchien und erzählt ihr, dass er seine Ketten selbst wählte?
    Hart und überraschend trafen sie die Schläge, nur wenig später hatte sie Eisen um den Hals.
    Um ihren zarten Hals lag nun ein dicker Metallring, von dem eine Kette zu einem Ring an der Wand führte. Die Kette war so kurz, dass sie nicht aufstehen konnte. Jedoch rappelte sie sich hoch und hielt im Sitzen ihren Körper aufrecht. Die Eisenschellen über Morrigans Knöcheln ließen ihre eh schon schlanken Füße noch zarter erscheinen. Die Hände hatte sie ihr nun auf dem Rücken fixiert. Ihr dunkles schwarzes Haar hing ihr nun bis zum Nabel. Als sie nun wieder aufblickte lag in ihren Augen immer noch kalter blanker Hass und sie spukte dem Mann vor die Füße.

  • Jedes Leben war in diese Welt geworfen; gnädig von fremder Macht und mitunter sogar ohne Sinn. Verus war sich sehr wohl bewusst, dass seine eigene Kette andere führten aber Morrigan hatte nicht begriffen, dass Verus sich in seiner Kette frei fühlte. Immerhin wusste er, dass er eine Kette trug und konnte sogar deren Glieder lenken, sofern ihm die Gelegenheit gegeben war. "Freiheit ist eine Lüge, Gefangene. Entscheidungen sind niemals frei und ob sie nun durch Umstände oder andere erzwungen werden, ist mir einerlei," sagte der Trecenarius, der mit harter und kalter Hand agieren musste, damit seine Authorität nicht vergebens war. Denn jene Darstellung von Macht war ein übliches Theater, welches zur Gesellschaft gehörte. Menschen brauchten Sichtbarkeiten. Verus verachtete sich selbst dafür aber es keine Wahl, wenn man im Sinne seiner Ordnung handeln musste. Diese Welt würde niemals ein gerechter und schöner Ort sein. Nicht für Verus und auch nicht für Morrigan. Die Gefangene war wieder in die reguläre Stressposition gebracht, um sie nicht zu bestrafen, sondern ihr zu erlauben, nachzudenken. Rom wollte nicht, dass sie zerbrach, sondern akzeptierte, das sie keinerlei Macht über sich besaß. In dieser Position war sie vollkommen handlungsbefreit. "Ich möchte, dass du begreifst. Du sollst lernen, dass in dieser Welt nicht dein Wunsch gilt. Dein Starrsinn hat hier keine Bedeutung. Ich weiß, dass du deinen Stolz vor dir trägst. Du willst die Kontrolle zurück aber hattest nie die Kontrolle. Deine Vergangenheit bestimmt dich, Lupa," vermittelte Verus ungefragt. Er deutete auf das Weibsbild und ließ die Soldaten mit einer wischenden Handbewegung zurücktreten. "Für uns gibt es keine Freiheit, Gefangene. Ich spiele meine Rolle und du spielst deine Rolle. Die Ironie liegt darin, dass du dich weigerst, dieses Theaterstück zu spielen. Doch spielst du es längst," sagte Verus, bevor seine Augenlider für einen Moment in Reue schloss, um ihr einen kleinen Vortrag über Schicksal zu halten. "Du glaubst, dass du Dinge erreichen kannst. Deinen Sturz aufhalten kannst, doch längst ist dein Risiko schon Gewissheit, dass du einsam sein wirst. Du vertraust keinerlei Seele und misstraust selbst deinen eigenen Lupae. Du hast kein Vertrauen in Rom oder auch deine Heimat. Du stehst allein und hast nur noch deine Träume, eines Tages Kontrolle über dein Leben zu haben. Du wirst niemals vollständige Kontrolle haben. Niemals wirst du frei sein. Ich werde dir erlauben, einen Hauch Freiheit zu leben, nur um dich an langer Leine zu führen. Denn sei dir gewiss, dass jeder den du kanntest, hier enden kann. Jeder, den du begrüßt und geachtet hast, wird hier enden. Ich mache keinen Unterschied im Stand und deren Würde, wenn sie ihre persönliche Bühne verlassen. Jeder hat dieses Stück zu spielen, bis der große Vorhang fällt. Du wirst tanzen, singen und spielen, mit einem stolzen Lächeln, weil ich es dir erlaube, Gefangene. Bis dahin wirst du hier in dieser Position verharren." Verus hasste sich selbst für diese Grausamkeit, doch wie sollte er ein Reich schützen, wenn nicht mit rationaler Grausamkeit? Es war eine traurige Absicht verborgen, dass er wirklich daran glauben musste, das Morrigan einbrechen konnte. "Dein Leben bedeutet nichts. Wie auch meines nichts bedeutet, Gefangene. Doch bedenke, dass du auch andere Leben kennst," drohte er offen und holte dann, wie betäubt, Luft. "Das übliche Verfahren nach Vorschrift Nonus," befahl Verus, bevor er bekümmert aus der Zelle trat. Sein Tagesplan war noch nicht vorbei. Jede Zelle brauchte eine Entscheidung und eine Betrachtung.

  • Morrigans Blick war kalt. „Du sagst es ich vertraue keinem und sie sind mir alle egal. Also womit willst du mir drohen? Sperr sie alle hier ein, jeden den ich kenne, gegrüßt oder bedient habe. Dann solltest du aber anbauen, denn es sind viele, mehr als du dir wohl vorstellen kannst.“ Gab sie zurück. Ja er hatte es doch selbst gesagt Es gab niemanden der ihr wirklich wichtig war. Die die es mal gewesen waren, waren tot und begraben. Es gab keinen Menschen hier in Rom, dem sie irgendwas schuldig war. „Viele habe versucht was du versuchst. Sie wollten mich führen. Einige gaben mir die Peitsche und dachte sie könnten es damit, andere versuchten es mit Zuneigung, wieder andere mit Liebe. Doch niemand führte mich je an der Leine. Ich diene nur mir selbst, das war so und dies wird auch immer so sein.“ War es Stolz? Nein das war es wohl nicht. Es war ihre Erfahrung, dies hatte sie reifen lassen. Sie wusste genau wozu sie im Stande war. Sollte er sie doch irgendwem geben. Sie würde nicht lange brauchen um zu wissen, welche Hebel sie nutzen musste um wieder ihr Leben selsbt zu bestimmen. Mehr wollte sie doch gar nicht. Sie wollte einfach nur das tun, was sie tun wollte. Wollte keine Befehle empfangen. Ihr Ziel irgendwann das Bürgerrecht zu erhalten hatte sie schon vor langer Zeit verworfen. So wie sie gelebt hatte ging es ihr gut. Sie kannte die schmutzigen Geheimnisse und doch behielt sie diese für sich. Dafür hat man sie fürstlich entlohnt. Sie hatte dadurch auch viele anderen ein angenehmeres Leben ermöglicht. Jeder arbeitete gern für sie, weil sie ihre Geschäfte mit fraulicher Hand führte. Dachte viele noch am Anfang, dass Morrigan zu weich wäre, so mussten sie schnell lernen, dass wenn man für sie arbeitete musste man loyal sein, war man dies nicht so bekam man eine andere Seite zu spüren. Es waren in der Anfangszeit viele aus ihrem Umfeld verschwunden. Jene die meinten gegen sie zu arbeiten. Man fand sie entweder tot im Tieber oder nie. Dies hatte sich herumgesprochen, dies hatte dazu geführt, dass in der Subura kein Weg an ihr vorbeiführte.
    Und dieser Mann dachte er könnte sie kontrollieren?
    Dies hätten sie vielleicht gekonnte, wenn man ihr unmittelbar nach der Folter ein entsprechendes Angebot unterbreitet hätte... aber jetzt nachdem sie Woche in diesem Loch hocken musste? Nein jetzt hatte sie nur noch Wut im Bauch.


    -----


    Das übliche Verfahren? Es hörte sich wohl aus seinem Munde harmlos an, aber die kommenden Tagen wurde für Morrigan zur Qual.
    Man gönnte ihr kaum Schlaf hielt sie die meiste Zeit des Tages in einer Position nah der Wand, die Kette am Halsring war nochmals verkürzt worden. Ihre Hände blieben hinter dem Rücken. Sie konnte weder stehen noch liegen. Immer wenn sie weg döste war jemand da der sie aufweckte.
    Sie wurde gefüttert und wenn sie sich weigerte den Haferbrei zu essen, dann zwang man sie dazu. Zu trinken gab man ihr nur mit Öl versetztes Wasser das schmeckte furchtbar. Wenn sie zu viel Öl ins Wasser gaben übergab sich die Perserin. Und jeden Tag gab es Schläge, wahlweise auf die Hände oder Füße.
    Wie viele Tage das so ging? Das wusste sie nicht. In der Zelle brannte immer nur eine kleine Öllampe. Es gab keinen Zugang zu Tageslicht. So konnte sie nicht sagen, wie viele Tage das Ganze hier schon dauerte.
    Der Schlafentzug zerrte an ihren Nerven. Die Schläge wurden von Tag zu Tag schlimmer, nicht weil sie an Intensität zunahmen, aber inzwischen trafen sie jene Stellen, die Tags zuvor schon traktiert wurden. Das verschlimmerte die Schmerzen.
    Ihre Schultern brannten von der Zwangshaltung der Arme.
    Inzwischen leistete sie kaum noch Widerstand. Wenn der Mann mit der Schüssel mit dem Haferbrei kam, öffnete sie fast schon automatisch den Mund und aß was er ihr in den Mund stopfte. Sie trank das Wasser welches er ihr in den Rachen schüttete. Die Schläge ertrug sie, auch wenn sie leise wimmerte. Je mehr sie sich ergab, je weniger wurden die Schläge. Ja nach den viele Tagen unter dieser Behandlung hatte sie wohl akzeptiert, dass sie nur aß, trank und schlief, wenn es ihre Bewacher so wollten.

  • Verus führte den Senator hinab in den finsteren und molochartigen Kerker der Prätorianer, der durch schwere Gatter und einige Wachmannschaften gesichert war. Geleitet von seinen handverlesenen Leuten trat die Gruppe um Senator Claudius endlich vor die Zelle, die Ziel war. "Hier," sagte der Trecenarius mit einem Zeigefingerzeig auf das verschlossene Gitter, welches er mit einem Ruck seiner Rechten öffnete. Verus trat ein, um mit seinen beiden Wachen die Umgebung zu sichern und zu überprüfen, ob sich die Fesseln der Gefangenen gelöst hatten. Nein, sie schien noch in gleicher und angeordneter Pose zu verweilen. Der Kommandeur des Geheimdienstes nahm dies gleichgültig zur Kenntnis und blickte zum Senator, der nun auch eintreten konnte. Man stoppte seine Bewegung auf einem Abstand, der in den Augen der anwesenden Berechtigten als sicher galt. Verus gab nur ein kaltes Handzeichen von sich, dass Menecrates nun sprechen konnte. Der erfahrene Soldat war gespannt, welche Fragen oder Worte der Senator wählen würde. Oft war es einfach besser zu beobachten, zu studieren, als selbst zu sprechen und vorzugeben.

  • Menecrates ließ sein eigenes Personal am Haupttor zurück. Von hier folgte er unbegleitet dem Offizier und seinen Soldaten. Es spielte für den Claudier keine Rolle, dass er heute erstmalig die Castra Praetoria betrat, weil sich seine Gedanken einzig um das Kommende drehten. Er blickte weder nach rechts noch nach links. Stattdessen versuchte er, mögliche Szenarien zu entwerfen und seine jeweilige Entscheidung vorwegzunehmen. Dabei kam er nicht auf die Idee, sich eine in Wohlgefallen auflösende Situation vorzustellen. Er kannte Morrigan. Sanftheit, Fügsamkeit und Willigkeit waren Attribute, die noch nie zur Perserin gehörten und warum sollte sie ausgerechnet jetzt über diese hilfreichen Eigenschaften verfügen?


    Als Tiberius vor einer Zelle hielt und signalisierte, dass sie am Ziel seien, riss er Menecrates aus seinen Gedanken. Die Schultern des Claudiers strafften sich, vielleicht versteiften sie sich auch nur, und seine Augen blickten hellwach. Das Gitter öffnete sich geräuschvoll und ohne es zu wollen, assoziierte es Menecrates mit einem sich öffnenden Maul. Er konnte bislang nichts außer den Gitterstreben sehen. Zähnen gleich ragten sie aus Decke und Boden. Was der Schlund barg, blieb noch ungewiss, eines jedoch stand fest: Der Atem dieses Schlundes schlug dem Claudier auf den Magen. Es mochte vielleicht auch Aufregung sein, aber auch ohne diese roch es hier unten nach allem nur nicht nach frischer Luft. Eine Zumutung für jeden, der sich hier länger aufhalten musste.


    Der Freigabe zum Eintreten ging eine kurze Kontrolle voraus. Menecrates' Augen versuchten indes, das diffuse Licht zu durchdringen. Die Sicht auf die Gefangene blieb ihm versperrt, bis die Soldaten zur Seite traten. Zwei Schritte trat er anschließend vor, dann signalisierte man ihm, zu verweilen.
    Er erblickte Morrigan, ohne sie jedoch rein optisch zu erkennen. Ein Haufen Körper und Gebein kauerte in augenscheinlich unbequemer Position. Er glaubte, Leben zu erkennen, ohne einschätzen zu können, ob sie der Wahrnehmung fähig war. Er ließ es zu, beeindruckt zu sein, versuchte es aber, mit sich selbst auszumachen. Was hatte er auch erwartet? Eine gepflegte Frau, ansprechbar und gleichzeitig zur Kommunikation bereit? Oder fürchtete er etwa, sie könne wie ein verwundetes Tier urplötzlich aufspringen?
    Derlei Begutachtung brachte ihn nicht voran, also schob er die Gedanken beiseite. Er atmete einmal durch, ohne tatsächlich Atemluft zu erhalten, dann machte er mit einem Räuspern auf sich aufmerksam.


    "Wir kennen uns. Ich bin Claudius Menecrates", stellte er sich vor und wartete ab, ob und wie Morrigan reagierte.

  • Wie viele Tage sie hier so verbrachte hatte? Sie konnte es nicht sagen. Jeder Knochen im Leib tat ihr, von der unbequemen Position in der man sie die ganze Zeit gehalten hatte, weh. Sie bot sicherlich den Anblick eines Häufchen Elendes. Es kam keine Reaktion von ihr, als sich die Tür öffnete. Nein sie hob nicht einmal den Kopf. Die vergangenen Tage hatte man ihren Kopf gehoben, wenn man sie fütterte oder ihr etwas zu trinken geben wollte. Sie hatte ihr immer wieder auf Hände und Füße geschlagen, wenn sie irgendetwas tat, was den Missfallen erregte. Ja sie hatte ihre Lektion gelernt. Er hatte es gesagt. Sie würde tanzen, singen und spielen, mit einem stolzen Lächeln, weil es ihr erlaubt würde.
    Nicht das Morrigan gebrochen war, aber sie hatte verstanden, dass sie sich fügen musste. Sie würde ertragen müssen, was man ihr auferlegte.
    Als sie nun angesprochen wurde, brauchte sie einen Moment um zu verstehen, dass es nicht um füttern oder trinken ging. Es war eine Stimme, die ihr bekannt war. Langsam hob sie den Kopf. Und die blickte in ein ihr wohl vertrautes Gesicht. Was machte er hier? Mit einen Mal dämmerte ihr es. Dies war als der geeignete Senator in dessen Hände sie als Sklavin gegeben werden sollte.
    Sie nickte und musste erst einmal schlucken. Warum er? Der Einzige Römer den sie jemals wirklich respektiert hatte. Der Einzige auf den sie immer gehört hatte. Ja sie war nie die sanfte, einfach, fügsame Sklavin gewesen und doch hatte der alte Mann es immer geschafft, dass sie ohne Fragen, ohne Murren seine Wünsche umgesetzt hatte. Sie hatte ihn allein schon aufgrund seines Alters respektiert und sie hatte es immer bewundert, wie er es immer schaffte die Familie führen.
    Sie verfiel als tatsächlich in ihre alte längst abgelegte gelaunte Rolle zurück. Dennoch sprach sie mit fester Stimme. „Ja ich erinnere mich Dominus Claudius.“ Es war für sie selbstverständlich, dass sie den Mann so ansprach, auch wenn sie noch keine Sklavin war. Sie hätte es wahrscheinlich auch unter anderen Umständen nicht gewagt ihn anders anzusprechen.

  • Menecrates achtete auf alles - auf die Körperhaltung, die Mimik, vor allem die Augen, auf den Tonfall und natürlich den Inhalt der Aussage. Nichts, was er sah oder hörte, entsprach seiner Vorstellung von einer an den Unruhen Beteiligten. Dass Morrigan schauspielerte, schloss er aus. Dafür war sie zu impulsiv, zumindest so lange er sie kannte, und wäre sie während der Haft gebrochen, würde ihre Stimme eher schleimig als fest klingen.
    Die Diskrepanz zwischen dem, was er vorfand und seinen Erwartungen oder Befürchtungen, veranlasste ihn, über die Schulter zum Gardeoffizier zu blicken. Er fragte sich, ob der genauso überrascht war wie er selbst. Als er sich wieder umdrehte, wirkte er deutlich entspannter.

    "Morrigan, ich bin hergekommen, um dich etwas zu fragen." Zwar legte er längst nicht mehr so viel Wert auf die Antwort, aber hören wollte er sie doch. "Ich brauche deine Antwort für eine Entscheidung." Kurz fragte er sich, ob er sie wirklich brauchte, denn sein Bauch schlug nicht Alarm, stattdessen regte sich sein Verantwortungsgefühl.

    "Ich bin nicht darin eingeweiht, was dir im Einzelnen vorgeworfen wird. Mich interessiert etwas Spezielles: Es hängt damit zusammen, dass zwei meiner Enkelkinder und ich bei den Spielen durch mordlustige Aufständische an Leib und Leben bedroht waren."
    Er fuhr nach einer Atempause fort. Seine Stimme klang ruhig und interessiert, ohne jeden Anflug von Argwohn. "Wie hätte ich dich erlebt, wärst du unverhofft vor mir oder meiner Enkelin aufgetaucht?" Er wusste nicht einzuschätzen, ob Morrigan einen Blick in ihr Innerstes gewähren würde.

  • Morrigan sah den alten Claudier an. Er brauchte Antworten? Er konnte wenigstens entscheiden. Ihr hatte man dies abgenommen. Sie musste es hinnehmen. Für einen Moment schloss sie die Augen, bevor ihr Blick wieder den Claudier traf. Ihr Blick war offen, man konnte eine Spur von Traurigkeit und Angst aber auch Offenheit darin erkennen. Ja Menecrates war wohl im Vorteil, er kannte Morrigan schon seit sie hier in Rom war, er wusste vielleicht noch, dass Morrigan ihre wahren Gefühle nie ganz verbergen konnte. Doch das Impulsive von früher hatte sie abgelegt. „Sie werfen mir so vieles vor.“ Sagte sie und warf einen verächtlichen Blick zu den Prätorianern. Dann sah sie wieder zu dem alten Mann. „Aber sei versichert, wenn wir uns an jene Tagen begegnet wären, dann hätte ich dir und deiner Familie Unterkunft und Schutz gewährt. Du hättest mich sorgenvoll und bangend erlebt, hoffend das der Aufstand schnell vorbei ist.“ Immer noch lag ihr Blick auf dem Senator. „Du solltest dich eher fragen, welches Interesse sollte ich haben, Rom und seine Bürger zu morden. Ich lebe in dieser Stadt und von den Bürgern dieser Stadt. Warum sollte ich meine Kunden dermaßen hassen, dass ich mordend durch die Straßen ziehe?“ Wieder warf sie einen bösen Blick zu den Prätorianern. „Aber ich habe gestanden, dass ich an einer Verschwörung beteiligt gewesen sei... mit meiner Unterschrift.“ Sagte sie. Damit drückte sie wohl auch aus, dass nichts davon wahr ist, aber sie dieses Geständnis nun mal hatten. Ihr Blick veränderte sich, denn ihr wurde wieder bewusst, dass sie sich nicht dagegen auflehnen durfte, dass sie es hinnehmen musste. So wurde nun auch ihre Stimme etwas monotoner. „Ich werde für das was ich gestanden habe öffentlich bestraft und wieder zur Sklavin.“ Bei den letzten Worten schloss sie die Augen und es dauerte eine Weile bis sie sie wieder öffnete. Ihr Blick war nun voller Traurigkeit und man konnte in ihren Augenwinkeln eine kleine Träne erahnen.

  • Menecrates interpretierte Morrigans Augenschließen, als wolle sie eigentlich keine Fragen beantworten. Es musste aber einen anderen Grund geben, denn im Anschluss berichtete sie sehr viel mehr als er für die Beantwortung seiner Frage brauchte. Warum sie die Augen schloss, blieb ihm verborgen, denn zum einen fehlte ihm die Fähigkeit, sich in ihre Lage zu versetzen. Wer konnte das schon, wenn er Zeit seines Lebens nie versklavt wurde. Zum anderen fehlte ihm auch die nötige Zeit. Er wollte jetzt auf das achten, was sie sagte und nicht das entschlüsseln, was sie für sich behielt.
    Er glaubte ihr, was sie sagte, weil ihr Blick, ihre Mimik und Stimmlage nichts Falsches enthielten. Sie veränderten sich aber auffällig, sobald sie über die Prätorianer sprach. Und dann stutzte er.
    Zuerst führte sie Gründe auf, warum sie nicht zu den Aufständischen gehörte, erklärte aber im Anschluss, dass sie ein Geständnis abgelegt hatte. "Warum, bei den Göttern, …" Auf die Schnelle konnte sich Menecrates kein seriöses Urteil bilden. "Darüber sprechen wir zu Hause", entschied er, dann drehte er sich zum Offizier der Grade um.
    "Meine Entscheidung lautet: ja." Er nickte noch einmal, um es sich selbst und den Anwesenden zu bestätigen. Das Gespräch nahm ihm die Zweifel, ob Morrigan eine Gefahr für seine Familie darstellen würde. Ihm fehlte zwar noch der Gesamtdurchblick, aber den würde er sich noch verschaffen.

    "Wann kann die Übergabe erfolgen?" Sein Bedürfnis, aus diesem Kerker herauszukommen, stieg von Minute zu Minute. "Und dann wären ja noch die Formalitäten. Wie und mit wem regele ich die?"
    Es gab intern für ihn och mehr zu regeln. Im Hinblick auf sein geplantes Consulat musste er behutsam vorgehen. Im schlimmsten Fall würde es ihm angelastet werden, eine Geständige des Aufstandes bei sich aufzunehmen. Böse Zungen gab es genug, er hatte sie zuletzt während seiner Praetur kennengelernt. Es gab aber auch eine Chance, Rom mit gutem Beispiel voranzugehen. Er hatte während des Wahlkampfes zugesagt, die unteren Schichten anhören und ihre Lebenssituation bessern zu wollen.
    Hin wie her, es würde ein Drahtseilakt werden, solange nicht bewiesen war, dass Morrigan tatsächlich unschuldig gestanden hatte. Andererseits interessierte er sich noch nie für die öffentliche Meinung.

  • Moral war bedeutungslos. Es gab hier keine Moral oder eine wirkliche Entscheidung zwischen zwei Alternativen. Die Sachzwänge erlaubten stets nur Schattierungen. Es gab keine saubere Entscheidung und auch niemals eine Lösung. Menschen war komplex und ihre Entscheidungen hatten oft mehr Konsequenzen, als sie selbst erahnen konnten. Verus beobachtete das Gespräch der beiden aufmerksam, sogar überaus interessiert und schien von einer miserablen Neugier gesegnet. Morrigan hoffte tatsächlich Kontrolle zurück zu gewinnen. Noch immer hatten die Beteiligten nicht verstanden, dass es hier nicht um Wahrheit oder Unwahrheit ging, sondern um eine Aufgabe. Es ging in einer Gesellschaft niemals um Wahrheiten, sondern nur um Aufgaben, die mit Geschichten verbunden waren. Morrigan hatte ihre neue Geschichte erhalten. Wahrheitsfindung war immer nur eine Annäherung. In sich genommen war Wahrheit auch nur der Glaube einer Mehrheit, bedarfsgerecht über Aufgaben zurecht gebildet. Selbst Menecrates sah seine Rolle in dieser Gesellschaft nicht vollens. Verus war amüsiert, gar bitterböse gefangen in seiner kalten Faszination für die Menschen und seine Pflicht. Schließlich fragte der Senator nach der Übergabe. Eine sachliche Frage. "Das entscheiden wir," gab Verus mit einer gehauchten Selbstgerechtigkeit von sich. In der Tat entschied er über diese Übergabe. Auch entschied Verus über die Bestrafung, die Morrigan treffen würde. Die erneute Versklavung war nur ein Detail eines ganzen Prozesses, der ihre Geschichte erzählen sollte; eine Geschichte, die andere für sie schrieben. Verus als Büttel fremder Mächte erfüllte ganz und mit selbstloser Hingabe willfährig jene Aufgabe, die ihm aufgetragen war. Vielleicht machte dies ihn gerade herausragend, da er keinerlei persönliches Interesse an dieser Aufgabe sah. Er tat eben das, was getan werden musste und bereute nicht öffentlich, sondern stets in seinen Albträumen, die ihn mehr formten, als er zugeben wollte. Verus führte mit Verstand aus, was sein Herz stets verneinte. "Es ist noch einiges zu erledigen," deutete der Geheimdienstchef frostig an und bat den Senator mit einer Geste hinaus. "Ich denke, dass wir dieses Geschäft ohne dich erledigen können, Senator. Wir werden dich informieren, sobald diese Gefangene und ihr Vorgang abgeschlossen sind," meldete Verus bürokratisch und zeigte keinerlei emotionale Regung auf seinen Lippen, sondern nur kalt-starrende Augen, die durch den Senator hindurch blickten. Das Geschäft war stets grausam und nun, da Morrigan sich wieder Eigenständigkeit erhoffte, musste ihr diese wieder genommen werden. Ansonsten wäre die Geschichte gefährdet. Die Gefangene musste lernen, was eine wahre Geschichte war. Eben das, was die Gesellschaft beschloss und in diesem Augenblick war Verus mit seinen Soldaten die Gesellschaft. Wenigstens spielte der Senator brav seine Rolle und hatte sich für die richtige Sache entschieden. Eine Sorge war Verus damit genommen. Niemand sollte hier ohne Preis gewinnen.

  • Der Frage nach dem Zeitpunkt der Übergabe folgte eine schwammige Antwort, zumal Menecrates nicht danach gefragt hatte, wer entscheidet, sondern wann entschieden wurde. Ein "Hm" verriet seine Unzufriedenheit. Immerhin folgte die Erklärung, dass noch einiges zu erledigen sei, und da der Claudier dies keineswegs einzuschätzen vermochte, nahm er die unbestimmten Aussagen wortlos hin. Bisher wurde weder dem Senat noch der Öffentlichkeit der Stand der Ermittlungen unterbreitet. Die Ahnungslosigkeit verdammte Menecrates dazu, der Aussage Glauben zu schenken. So vermutete er auch, dass mit 'Geschäft' die Formalitäten gemeint waren, und nickte.
    "Dann erwarte ich deine Benachrichtigung", sagte er zum Abschluss und stellte damit sicher, dass der nächste Zug von Seiten der Prätorianer kommen müsste. Bis dahin galt es abzuwarten. Solange Morrigan nicht in seinem Eigentum stand, sodass er auf deren Unversehrtheit pochen konnte, gab es nichts, womit er die Prätorianer von ihren 'Erledigungen" abhalten bzw. diese abkürzen konnte.


    Sein Blick umfasste noch einmal Morrigan. Er nickte ihr zu, wandte sich anschließend zur Zellentür und ließ sich den Weg nach draußen zeigen. Er vermerkte gedanklich den Tag, um gegebenenfalls nachzufragen, sollten die Erledigungen über die Maßen lange dauern. Letztlich gehörten die Einblicke in die Ermittlungsarbeit im erweiterten Sinne zu seinem Wahlauftrag, den er sich selbst als Consul auferlegt hatte.

  • "Die wirst du erhalten," antwortete der Geheimdienstchef sachlich und blickte dann zu seinen Handlangern. "Macht weiter im üblichen Verfahren. Ich geleite den Senator zurück," war der knappe aber höfliche Befehl, der nicht gebrüllt oder gestanzt aus seinem Mund fiel. Verus war nicht der Mann, der gerne herumbrüllte, sondern machte seine Standpunkte mit ruhiger aber betonter Stimme deutlich. Die Soldaten antworteten jeweils mit einem knappen Jawohl, das fast lustlos aus den Mündern fiel. Sie störte nicht das, was sie tun mussten, sondern, das sie etwas tun mussten. Die Männer hatten sich einen frühen Zapfenstreich erwartet. Und nun mussten sie sich noch um die Gefangene kümmern. Verus würde später sein Handwerk aufnehmen, sobald der Senator auf dem Wege nach Hause war. Es war nichts, was dieser miterleben sollte oder nur erahnen sollte, obwohl er sicherlich wusste, was die Prätorianer waren. Ein schwarzer Terror, der jene Macht der Kaiser verkörperte, die viele anstrebten aber fast niemals erreichten. Verus wollte nicht dieser Terror sein, war aber durch Pflicht und Eide dazu gezwungen, nicht einzubrechen. Sein Handwerk war erlernt grausam und folgte einer einfachen Systematik. Es ging nicht mehr um Moral oder Anstand, sondern schlicht um Stabilität. Es ging um ein permanentes Weiter-So. Eine Veränderung war nur im Rahmen jener Stabilität möglich, die einer uralten Maschine entsprang, die aus allen Menschenleben geformt war. "Wir kümmern uns," war der zynische Kommentar, der Verus selbstkritisch aus seiner Seele brach. Scheinbar wollte er Absolution für seine Geschäfte aber würde diese niemals erhalten, da sie nicht notwendig war. Entweder er machte es oder jemand anderes. Das System kannte keinen Wert oder Nennwert einer Person. Verus war auch nur eine Funktion unter vielen, so dass eine Absolution von äußerer Instanz überflüssig war. Aber dennoch brauchte er diese für sich, damit er auf Verständnis hoffen konnte. Doch ein Verständnis würde es außerhalb der Strukturen nicht geben, die innerhalb ihres eigenen Terrors lebten, der sie davo bewahrte, bedeutungslos zu vergehen; in einer Welt, in der sie vieles bedeutungslos gemacht hatten. Mit traurigen Augen gab er sich eine Blöße, die ein Fehler war.

  • Morrigan nickte dem Senator zum Abschied zu. Doch für den anderen Mann hatte sie nur einen vernichtenden Blick. 'Selbstgerechtes Arschloch.' Dachte sie. Doch sie sagte nichts. Das übliche Verfahren. Sie wusste nur zu genau was das bedeutete. Und kaum das der Claudier die Zeller verlassen hatte begannen die Männer auch schon mit ihrer „Arbeit“. Die Schläge fiele härter aus als in den letzten Tagen. Die Männer waren wohl sauer, dass ihr „Feierabend“ in die Ferne gerückt war. Morrigan wusste nicht was sie wollten. Sie hatte sich doch gefügt. Sie hatte sich nicht aufgelehnt. War es ihr nun auch verboten zu sprechen? Durfte sie auch das nur wenn er es wollte? Sie hatte dem Senator doch nur auf seine Fragen geantwortet. Leise wimmerte sie unter den Schlägen. Tränen rannen der Perserin über die Wangen. Was wollten sie denn noch? Morrigan wusste es wirklich nicht. Hatte sie nicht gezeigt, dass sie wusste wohl ihr zugedachter Platz war? Sie war doch immer nur eine Dienstleitserin gewesen ob nun als Sklavin oder als Lupa. Sie hatte immer nur die Wünsche anderer erfüllt. Nur hatte sie sich den Status erarbeitet, dass sie sich hatte aussuchen können, wen sie seine Wünsche erfüllt. Nun wurde ihr diese Entscheidung wieder abgenommen und sie würde wieder die Wünsche derer erfüllen, denen sie gehörte. Es war kein großer Unterschied. Natürlich würde sich wohl auch ihre Bewegungsfreiheit einschränken und finanzielle würde sie von der Gnade des Claudiers abhängig sein. Aber daran würde sie sich wohl gewöhnen. Sie war schon lange nicht mehr die wilde, impulsive junge Frau die sie einst war. Sie hatte gelernt. Das Leben hatte seine Lektionen und sie hatte jede einzelne davon gelernt. Auch dies hier war nichts anderes als eine dieser Lektionen. Doch wusste sie dieses Mal nicht wofür sie es verdient hatte. Sie verstand nicht was sie sich hatte zu Schulden kommen lassen und so kam sie schlussendlich zu der Erkenntnis, das das selbstgerechte Arschloch wohl seinen Spaß daran hatte seine Gefangenen leiden zu lassen. Wut kroch in ihr hoch und so bellte sie den beiden Soldaten entgegen. „Ihr schlagt wie alte Waschweiber.“ Sollten sie doch ordentlich zuschlagen, damit sie wenigstens dem Schmerz durch Ohnmacht entfliehen konnte. Sie konnte nur hoffen, das die eh schon wütenden Männer durch ihre Provokation die Beherrschung verloren.

  • Einige Tage später.


    Wütend riss man das Gatter zur Seite, während drei Männer hinein drängten. Sie trugen eine Tunika bei sich, einen Wascheimer und eine Schere. "Haltet sie fest," schimpfte der eine Soldat bellend, der die Schere hielt. Man würde sie für ihre öffentliche Versklavung vorbereiten. Es war an der Zeit und der Trecenarius hatte bereits entsprechende Protokolle in Gang gesetzt. Bald würde sie dem neuen Konsul überstellt werden. Aber vorerst würde man ihr die Haarpracht entfernen, sie grob waschen und einkleiden, damit das römische Volk nicht durch ihre Unsittlichkeit beeinträchtigt wurde. Zwar war man Nacktheit gewöhnt aber scheinbar rechnete der Trecenarius dieser Frau darüber eine gewisse Magie zu. Diese Magie wollte er verbieten.

  • Ihr „Behandlung“ war noch Tage so weiter gegangen. Heute jedoch war es anders, Befehle wurden gebellt. Morrigan jedoch hob nicht einmal den Kopf. Sie wollte einfach nur, dass sie taten was sie zu turn gedachten und dann wieder verschwanden. Sie wusste nicht was dieser Prätorianer noch von ihr wollte. Aber eigentlich war es ihr auch egal. Ihre Instinkte waren nur noch auf das Überleben ausgerichtet. So zuckte sie auch heftig zusammen, als etwas Metallenes vor ihr aufblitze. Sie versuchte sie gegen die Hände die sie packten zu wehren, aber natürlich war dies nicht von Erfolg gekrönt. Die erste Strähne ihres langen schwarzen Haares fiel. Beinahe hätte sie losgelacht. Sie schnitten ihr die Haare? Als sie begriff, dass es eine Schere und kein Messer war wurde sie ruhiger und ließ den Mann seine Arbeit machen. Haare wuchsen nach. Sie würde wohl eh eine ganze Weile das haus in das sie kommen würde nicht verlassen, als war es auch egal ob ihre Haare lang oder kurz waren. Man streifte ihr schlussendlich eine alte Tunika über. Es war schon fast ungewohnt wieder Stoff auf der Haut zu spüren, ja es war sogar fast unangenehm. Wie schnell man sich doch daran gewöhnen konnte, keinen Stoff auf der Haut zu tragen. Da Morrigan sich nicht wehrte und die Prozedur über sich ergehen ließ, dauerte es auch nicht lange, bis sie nun mit kurzen Haaren und der alten Tunika bekleide Abmarsch bereit in der Zelle stand.

  • Sim-Off:

    Zwischenspiel auf Wunsch eines Spielers – zeitlich vor der öffentlichen Versklavung.


    Nachdem die Befragung zu den Helvetiern abgeschlossen waren, galt es nun noch andere Verbindungen aufzuklären.


    „Haltet sie fest.“ lautete der gebellte Befehl, bevor sich zum erneute Mal das dünne Tuch über den Kopf der Gefangenen legte. Wieder wurde der Becher gefüllt mit Wasser über Tuch und Kopf entleert. Die Frau zappelte unter der Atemnot. Erst im letzten Moment wurde das Tuchen entfernt. Keuchend holte die Frau Luft. „Sergia Fausta?“ Ein Kopfschütteln folgte und die Prozedur begann von vorn. „Sergia Fausta?“ Ein Hustenanfall und ein gekeuchtes. „Ich weiß nichts über die Frau.“


    „So geht das nicht.“ Knurrte der Mann der das Verhör leitete. Auf die Knie mit ihr. Noch gar nicht ganz ausgesprochen war die Gefangene auf den Knien und ihr Kopf wurde über dem mit Wasser gefüllten Eimer platziert. „Sergia Fausta?“ Noch bevor sie überhaupt was sagen konnte wurde ihr Kopf unter Wasser gedrückt lang genug, das der Körper anfing in Panik um sein Leben zu kämpfen.


    Ein kurzer Augenblick den der Kopf über dem Wasser war, nicht lang genug um die Atemnot zu stillen, schon war sie wieder unter Wasser. „Sergia Fausta?“ Keuchend, Hustend. „Ich kenne sie nicht. Ich weiß nur sie ist Frau von Senator Iulius Dives.“ War die gekeuchte Antwort. „Senator Dives? Was weißt du über ihn?“ Wieder ein Kopfschütteln und wieder landete der Kopf unter Wasser. Eine ganze Weile ging das so weiter. Doch das Ergebnis blieb aus. „Hängt sie unter die Decke.“


    Nur Momente später hing Morrigan in ihr bereits bekannter Stressposition. „Wir brauchen Informationen, als sag uns was du weißt. Ein Kopfschütteln. „Deine Entscheidung.“ Ein Nicken zu den Helfern und schon waren es Schläge die auf sie einprasselten.


    „Senator Dives?“ Immer und immer wieder die selbe Frage. Irgendwann konnte sie nicht mehr und kraft und mutlos knurrte sie. „Das sollte ihr doch am besten wissen. Er hatte doch was mit eurem Präfectus Decimus“ Ungläubige Blicke, erneute Schläge. „Du lügst! Woher weißt du das?“ Während der Fragen prasselten die Knüppel immer wieder auf den geschundenen Körper. „Es ist die Wahrheit!“ Brüllte sie. „Lügnerin!“ Wieder Schläge. „Woher?“ lautete die knappe Frage.


    „Von einem Freund.“ Wieder Schläge. „Namen!“ Ein Kopfschütteln. Begleitet von einem hasserfüllten. „Lieber beiße ich mir die Zunge ab.“ Wieder Schläge. „Namen!“ Doch dieses Mal schwieg die Frau beharrlich. Sie knüppelten so lange auf sie ein, bsi sie schließlich bewusstlos in den Ketten hing. „Verdammt, aus der kriegen wir heute nicht mehr raus. Mein ihr sie hat die Wahrheit gesagt?“


    Ein Schulterzucken.


    „Wer weiß und wenn interessiert das? Sie hat es gesagt. Wir haben Ergebnissen. Melden wir das. Für heute ist hier eh Schluss, das Vögelchen singt heute nicht mehr.“


    Sim-Off:

    *mit Morrigan abgesprochen und in Rücksprache erstellt.

  • Es war ein weiter Weg, den Scaeva zurückzulegen hatte. Zumindest erschien er so weit, weil er eine halb bewusstlose Frau mit sich führte. Ihm selbst erging es dabei nicht gut. Nicht körperlich sondern in seinen Gedanken lag eine arge Betrübnis. Was tat er hier eigentlich? Immer wieder musste er sich auf dem Weg fragen, ob seine Ziele das alles wert waren. Doch es gelang ihm, seine Bedenken hinunter zu schlucken. Dies gelang ihm einfacher, wenn er an den Aufstand und dessen Folgen dachte. Immerhin versuchte er nun mit seiner Begleiterin nicht mehr allzu grob umzugehen. Er stützte sie, gerade weil er ihr auf den Weg zur Castra den Sack über den Kopf gestülpt hatte. Sie musste nicht wissen wohin es ging. Am Kerker angekommen übergab die Sklavin dem Verantwortlichen und ließ sich den Empfang quittieren. Anschließend begab er sich zum Trecenarius, um diesem den erhaltenen Schein zu übergeben. In diesem Moment hasste er sich selbst, doch konnte er nicht genau benennen warum. War es die Sklavin? Die ausgeübte Gewalt ihr gegenüber? Die Tatsache, dass er eventuell zu einem Handlanger verkommen war? Nein, es war keine Schande! Dies diente alles einem Zweck. Es diente Rom und dem Frieden, seiner Familie und letzten Endes auch ihm selbst. In dieser Nacht fand er nur schwer in den Schlaf.

  • Unsanft stieß man sie und sie landete auf dem Boden. Sie musste nicht sehen könne um zu wissen wo sie sich befand. Der Boden den sie unter sich spürte, der Geruch, die Geräusche. Oh ja sie wusste nur zu genau wo sie sich gerade befand. Sie war nicht gefesselt oder in Ketten so zog sie sich langsam den Sack vom Kopf, als sie sich sicher sein konnte, dass sie wirklich allein war. Wie lange hatte sie jetzt hier gehockt und sich nicht getraut sich zu bewegen. Eine Stunde? Zwei oder länger Auf jeden Fall hatte sie lang genug auf den Knien gesessen, das dies schmerzten. Jedoch bemerkte sie das kaum. Sie war wieder hier. Warum? Sie hatte nichts gesagt. Sie hatte doch alles getan was sie verlangt. Sie hatte sich selbst bezichtigt Hatte vor der Kommission ausgesagt was sie ihr eingebläut hatte. Schlimmer noch sie hatte gesagt sie sein Christin. Warum also war sie hier? Sie wusste es nicht. Sie wusste gar nichts mehr. So ließ sie sich einfach auf die Seite fallen, rollte sich zusammen und weinte stumme Tränen. Irgendwann schlief sie aufgrund ihrer allgemeinen Erschöpfung ein.

  • Verus tauchte mit seiner faschistischen Attitüde auf, im Geleit von drei stämmigen Soldaten, die in die Zelle mit festen Schritten eindrangen. Kaltherzig folgte Verus ruhiger und blickte diese Sklavin an, die zusammengerollt auf dem Boden lag. Ihre Tränen sah hier niemand. Sie interessierten keinen. Dieser Kerker war eine kalte Hölle, deren Flammen mit fieser Absicht züngelten. Verus hatte gelernt ein Arschloch zu sein. Es war nicht leicht gewesen. Nicht wirklich genau zu benennen aber in ferner Zukunft würde man seine Gattung als Arschloch bezeichnen. Nicht weil er wirklich böse war, sondern weil die Umstände dieses Verhalten erzwangen. Die Welt wurde halt von Ordnungssystemen gemacht und diese waren emotionslos. Alles folgte einer Ordnung und die Einzelperson zerbrach darunter. Die Ironie lag darin, dass auch Verus in gewisserweise hier eingesperrt war. Zwei der drei Soldaten packten Morrigan, rissen sie hinauf, um sie erneut in eine Stressposition zu hängen. Ketten verflochten sich um ihre Gelenke, während der dritte Mann die schweren Eisenketten durch den Ring an der Decke zog. Behutsam aber beständig sorgte man für eine unbequeme Haltung, indem man ihren Rücken überstreckte. Verus beobachtete dies wortlos, blickte sie einige Momente lang an und zeigte keinerlei Emotion. Inzwischen hatte er sich an diesen Anblick gewöhnt. Sie war nicht die Erste und würde auch nicht die Letzte sein. Die Handlanger traten zurück, jedoch blieb der Mann an der Kette stehen, um bei Bedarf Morrigan höher zu ziehen oder zu senken. "Gefangene," sagte der Trecenarius endlich aber mit betont ruhiger Stimme. "Magrus hat gesungen," erklärte er und lehnte sich lässig an die aschgraue Wand in der Nähe, um einen gewissen Konflikt im Hause der Claudia vorweg zu proklamieren. Obwohl Magrus nicht wirklich gesungen hatte, man hatte ihn schlicht belauscht und brachte seinen naiven Fehler nun gerne als Gewicht auf diese grausam Waage. "Du hast geplaudert. Du kennst doch deine Pflichten, nicht wahr?" Eine sadistische Formulierung. Notwendig, um diese Aufgabe abzuschließen. Ihm war es egal, was wirklich geschehen war. Es bestand der Verdacht und die Möglichkeit. Dies war in diesem Geschäft ausreichend. Auch musste man den Konsul endlich unter Kontrolle bekommen. Dieser Mann wurde zusehens lästig und mit seinem Schutzgebot für diese selbsterklärte Christin unterlief er jeden Ansatz der Prätorianer. "Es hilft kein Flehen," deutete Verus bitter an und nickte den anderen beiden zu. Dieser verschwanden aus dem Raum, um aus einem Kohlekessel, der im Korridor stand ein heißes Eisen zu holen. Eine Metallstange, an deren Ende das Bestrafungssymbol des Staates prankte. Einer der beiden trug diese glühende Stange, deren Trageende in Stoffe gewickelt war, vorsichtig heran, die rohtglühend glimmte. "Du lebst, um nützlich zu sein. Du bist ein Objekt und wirst dich an deine Rolle erinnern und eine lebendige Botschaft zu sein. Du wirst jedem zeigen, was passiert, wenn man nicht nützlich ist. Du solltest doch tanzen, wenn wir die Musik spielen. Du wirst tanzen, ansonsten trifft es, wie versprochen, diejenigen, die du liebst, die du wertschätzt und auch nur gekannt hast," erklärte der Trecenarius mit einem Seufzer, denn diese Arbeit wurde ihm langsam lästig. Er hatte es einst befürchtet, dass diese Prätorianer-Sache seinen Seelenfrieden arg beeinträchtigen würde. Es war klar, dass er damit nicht nur bestimmte Personen meinte, die man vor der Villa beobachtet hatte. "Du gehörst Rom," sagte Verus und deutete mit einer deutlichen Handbewegung an, das Brandzeichen anzubringen. Der Kettensoldat zog Morrigan noch ein Stück höher, während der Brandzeichensoldat näher trat und der andere freie Soldat, riss ihre Tunika ein Stück herunter, damit das Zeichen gut setzen konnte. Man hielt kurz inne, um auf den letzten Befehl zu warten. "Tut es," sagte Verus mit gelangweilter Stimme und blickte dann von Morrigan weg, als der Soldat das glühende Eisen auf die Schulterfront presste. Es zischte dampfte süßlich und ein dicker Qualm stieg auf.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!