Valetudinarium Legionis

  • Faustus Tuscilius Pupillus, der dienstälteste Medicus der Legio saß im Behandlungsraum des Valetudinariums und langweilte sich. Er hatte alle verletzten oder sonstwie erkrankten Legionäre behandelt. Viel war nicht los. Die üblichen kleinen Wehwehchen von den täglichen Übungen auf dem Campus, einer mit einer Erkältung und einer mit Durchfall.


    Die Langeweile vertrieb sich Pupillus indem er mit einer Pinzette und einem Spiegel lästigen Nasenhaaren an den Pelz ging. Von schmerzvollen Grunzern begleitet rupfte er die vorwitzigen Haare aus, die sich aus seiner großen runden Nase nach draußen wagten.

  • Notgedrungen hatte es Massa versprochen und Versprechen pflegte er einzuhalten. Alpina war sehr bestimmt aufgetreten, das war ein weiterer Grund. Fast wie aus dem Ei gepellt stand er in der Tür. Seine Gesichtsfarbe hatte sich der wollweißen Tunika mit schmalen Purpur-Streifen angepasst. Ihm ging es miserabel. Die Schmerzen taten ihr übriges.


    " Salve. Ich suche den diensthabenden Medicus?“

  • Als sich die Tür öffnete, legte Pupillus die Pinzette eilig zur Seite. Der Mann der eintrat war an der Tuinka mit dem Angusticlavius als aus dem Ritterstand erkennbar. Er war weiß wie eine gekalkte Wand. Ein Magen-Darm-Infekt?
    "Salve, Tribuns. Ich bin der diensthabende Medicus. Faustus Tuscilius Pupillus. Was kann ich für dich tun?"

  • Da war er gleich beim Richtigen. Vorsichtig nahm Massa den Arm aus der Schlinge.
    „ Ich habe hier eine kleine Verletzung. Sie wurde bereits versorgt. Kannst du sie dir wegen der Weiterbehandlung mal ansehen? Es wäre auch schön, wenn du für mich was gegen die Schmerzen hast.“ Er braucht unbedingt etwas gegen die Schmerzen, sonst wurde das eine schlaflose Nacht. Morgen sah es vielleicht etwas besser aus.

  • Der Medicus kannte sein Gegenüber noch nicht. Das was er hörte, klang unspektakulär. Eine versorgte Verletzung. Naja Schmerzen.... der Begriff war ja dehnbar und sehr subjektiv.
    "Zeig her", knurrte er. Dann besah er sich die ordentlich verbundene Stelle am Arm. Er wickelte den Verband ab und pfiff durch die Zähne. Oha. Das sah nicht wirklich gut aus. Eine offene Wunde, eindeutig präzise geschnitten aber nicht vernäht und über die Ellbeuge hinauf zog sich bereits eine bläuliche Linie. Sepsis!
    "Was war da los? Das hast du nicht selbst gemacht! Wer hat das geöffnet? Und womit? Das ist unsauber gemacht. Du hast eine Sepsis! Das ist stümperhaft!"
    Pupillus bellte unwirsch, während er grob die Wundränder auseinanderzog und die frische Wunde erneut zum Bluten brachte.

  • Sehr begeistert war der Medicus nicht. Massa dachte sich nichts weiter dabei, lag vielleicht an einem sehr arbeitsreichen oder ereignislosen Dienst, den er bis jetzt hatte. Seine Fragen und seine Erkenntnisse waren für ihn teilweise nicht nachvollziehbar. Als sich der Medicus dann an der Wunde zu schaffen machte, wäre Massa ihm am liebsten an die Kehle gegangen. Durch sein zusammengepressten Zähne fauchte er: „ Nimm sofort deine Hände von meinem Arm!“ Der Schmerz war stärker als vorher. Die Wunde blutete wieder. Kreise tanzten vor Massa‘s Augen. Er brauchte einen Moment um wieder einigermaßen klar denken zu können. „ Erstens das wichtigste! Die Sepsis hatte ich schon vor dem Öffnen der eitrigen Verletzung. Zweitens hat der Medicus mit Skalpell und Pinzette gearbeitet. Drittens hat er mich hierher geschickt, weil DU Medicus mit solchen Verletzungen tagtäglich zu tun hast und weißt, wie man mit dieser Wunde am besten weiter verfährt.“ Zumindest hatte das Alpina angenommen. Bis jetzt ließ dieser Medicus hier jegliche Kompetenz missen. Massa sah ihn mit funkelnden Augen an. „ So du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du versorgt die Wunde wie es ein guter Medicus tun würde und verhinderst, das ich drauf gehe. Oder du holst deinen Vorgesetzten und erklärst ihm, das du nicht dazu in der Lage bist und um eine Versetzung nach Britannia bittest.“ Das war nicht nur so dahin gesagt. Massa meinte das so wie er es gesagt hatte und der Medicus sollte sich darüber voll im klaren sein. „ Also versuchen wir es noch einmal.“ Ungeachtet wie sich der Medicus entschied. „ Ich habe hier eine Verletzung.“ sagte Massa und hielt ihm den Arm hin.

  • Die heftige Reaktion des Tribuns überraschte Pupillus. Er zog es vor nicht aufzubegehren sondern seine Arbeit zu tun. Britannia war ein zu ungemütlicher Ort um dort seine letzten Jahre bis zur Entlassung aus der Legio zu verbringen.
    "Ich nehme an, es war ein Fremdkörper eingedrungen?", knurrte Pupillus zwischen den Zähnen hervor während er zu einem Bord an der Wand ging, auf dem bronzene glockenartige Gebide standen.



    Er holte eine der Bronzeglocken herunter und kam zu Massa.
    "Es sind Giftstoffe eingedrungen, die deinen Körper überschwemmen können. Das macht eine Dyskrasie. Sie löst Wundfieber und die Sepsis an, die tödlich sein kann... nein wird, wenn du dich nicht fachkundig behandeln lässt. Um das verunreinigte Blut loszuwerden muss ich zum einen die Gifte aus der Wunde ziehen, zum anderen einen Aderlass machen, um das verunreinigte Blut abzulassen. Gegen Schmerzen und Wundfieber bekommst du nachher was. Leg dich hin!"
    Der letzte Satz war eindeutig ein Befehl und es schien auch als dulde der Medicus keine Widerrede. Er erwärmte den Schröpfkopf über einer Flamme und bereitete eine Schüssel und ein Skalpell für den Aderlass vor.


  • Die Fronten waren vorerst geklärt. Massa griff ungern zu solchen Mitteln, manchmal waren sie einfach nötig. Er wollte nur, dass man ihm hilft und nicht mehr. Diskussionen und Fachsimpeleien, damit war ihm jetzt nicht geholfen. „ Ja, ein zerfaserter Splitter.“ antwortete er dem Medicus, dessen Ego er offensichtlich angekratzt hatte. Dafür wird er sich bestimmt gleich bei mir revanchieren, dachte sich Massa.
    Die Erklärung von ihm über Giftstoffe und das ganze Zeugs was damit verbunden war klang plausibel. „ Deswegen bin ich zu dir gekommen, weil du als Medicus das Wissen hast.“ versuchte Massa die Wogen etwas zu glätten und legte sich ohne Widerspruch hin. Ihn fröstelte. Nicht mehr so sehr wie vor dem Öffnen der Wunde. Alpina‘s Trank schien anzuschlagen. Davon hatte er gleich in der Casa was genommen. Massa beobachtete genau, was der Medicus tat. Einen Aderlass? Wollte er ihn wie ein Schaf ausbluten lassen? Wohl war Massa nicht. Er hatte vor noch ein paar Jahre zu Leben.

  • Jawohl, so ist es! Im Stillen triumphierte Pupillus. Ja, er war der Medicus, der das Wissen hatte und Massa war ihm vollkommen ausgeliefert. Ungerührt führte Tuscilius Pupillus den Schröpfkopf zügig über die Wunde. Der Rand des Bronzegefäßes war heiß. Er wartete auf den Schmerzenslaut des Tribuns, der wie erwartet kam. Das Blut aus der frisch geöffneten Wunde strömte durch den Unterdruck, den Pupillus mit der Flamme im Schröpfkopf erzeugt hatte, in die bauchige Öffnung.


    Für den Medicus war die Schmerzäußerung das gewünschte Signal, dass der Schröpfkopf richtig saß. Er würde das verunreinigte Blut mit allen fremden Atomen aus der Wunde ziehen.
    Nun schob Pupillus eine Schüssel unter den Unterarm des Offiziers bis über den Ellbogen hinaus. Er zückte das Skalpell und schlitzte die Mittelvene der Ellbeuge und eine weitere an der radialen Seite des Unterarms auf. Die künstliche Öffnung im Unterarm sollte das schlechte Blut, dass vom Schröfkopf nicht erreicht wurde, ableiten, die Öffnung in der Ellbeuge eventuelle Verunreinigungen, die bereits im venösen System aufwärts in Richtung Herz gezogen waren. Blut quoll hervor, frisch und ein wenig schaumig. Ein Zeichen der Verunreinigung! Schleim und Feuchtigkeit!
    Ein stilles Lächeln zeigte sich auf Pupillus Gesicht. Einem anderen Schmerzen zuzufügen machte ihm sichtliche Freude. Dementsprechend fragte er scheinheilig: "Tut´s weh?"

  • Ein Beissholz wäre gut gewesen. So musste Massa aufpassen, man sah wie es bei ihm im Gesicht arbeitete. Er versuchte Schmerzenslaute zu unterdrücken, was angesichts der Tortur nicht gelang. Der Medicus war in diesem Falle kein feinfühliger Mensch. Massa war eher Opfer als Patient. Der Gesichtsausdruck des Medicus bestätigte das. Seine Frage erhärtete das Ganze. Er wusste ganz genau, das Massa Schmerzen haben musste. „ Überlege dir gut was du tust Medicus.“ Presste Massa heraus. Die Rechte zur Faust geballt kämpfte Massa. Die Knöchel wurden weiß, die Hand schmerzte. Wie lange dauerte das denn noch?

  • Dem Medicus war bewusst, dass der Blutverlust zwar ordentlich war, der Mann vor ihm jedoch grundsätzlich vor Kraft strotzte. Er würde den Verlust bald ausgleichen.
    "Glaub´mir, ich verstehe was von meiner Kunst", knurrte er deshalb und wandte seinen Blick nicht von dem in die Schüssel tropfenden Blut. Als die schaumige Konstistenz sich veränderte, frisch, rot und ohne Lufteinschlüsse erschien, begann er die Aderlasswunden mit Druckverbänden zu verschließen. Zuletzt nahm er den Schröpfkopf von der Wunde. Auch in diesem hatte sich noch eine ordentliche Menge Blut gesammelt.


    Pupillus nickte zufrieden. Er verband die Wunde.
    "Das muss ich morgen wieder kontrollieren. Bis dahin werde ich dir einen Schmerztrank geben. Du wirst den Rest des Tages und die Nacht über Schlafen. Die Wirkung tritt schnell ein, wenn du nüchtern bist. Es ist also besser, du nächtigst heute in einer der Kammern, die für die Patienten vorgesehen sind. Dann kann ich nach dir sehen und dir mogen auch ein nahrhaftes Frühstück bringen lassen. Du musst jetzt viel trinken um den Blutverlust auszugleichen. Verdünnten Wein am besten."


    Der Medicus stellte sich an den Tisch auf dem ein Mortarium darauf wartete zum Einsatz zu kommen. Aus einem Kästchen entnahm Pupillus ein paar Harzkrümel und zerdrückte sie gemeinsam mit einigen Kräutern und Honig zu einer Paste. Anschließend fügte er Wein zu. Als er alles sorgfältig vermischt hatte, goss er es in einen Becher um. Das Gebräu roch harzig und schwefelig, doch Wein und Honig verdeckten die Arzneien ein wenig.
    "Setz dich jetzt auf. Du wirst etwas wackelig auf den Beinen sein. Auch aus diesem Grund hätte ich dich gerne in meiner Nähe."


    Er wartete bis der Tribun saß und einen halbwegs gefestigten Eindruck machte. Dann überreichte er ihm den Becher. "Hier, trink das!"

  • Ob es die Worte des Medicus waren oder ob es der Blutverlust war, der Massa ruhiger werden ließ. Jedenfalls hörte er nur mit halbem Ohr hin was gesagt wurde. Ihm wurde mulmig als er sich aufsetzte. Alles begann sich zu drehen. Massa schüttelte den Kopf. Es hörte nicht auf. Krampfhaft versuchte er sich in Erinnerung zu rufen was der Medicus gesagt hatte. Ein Trank, lange Schlafen, hier bleiben.
    Mechanisch griff er nach dem Becher und trank. Sein Gesicht verzog sich. So gut schmeckte das Zeug nun doch nicht. Sollte es wahrscheinlich auch nicht. Es musste seinen Zweck erfüllen. Langsam blieb die Welt wieder stehen. „ Gut, dann bleibe ich hier, wenn es nötig ist. Aber ich muss morgen wegen der Vorräte.“ brummelte er in seinen Bart. Ihm war nicht nach Konversation. Er fühlte sich schlapp. Langsam rutschte er vom Tisch. Seine Beine waren wie Gummi. „ Zeig mir wo ich mich hinlegen soll.“ Wie ein Betrunkener stand Massa am Tisch. Am liebsten hätte er sich gleich hier wieder hin gelegt.

  • Die Wirkung setzte rascher ein als Pupillus gedacht hätte. Vielleicht lag es auch am Blutverlust. Jedenfalls musste er den niedersinkenden Tribun halten und nach Hilfe rufen. Gemeinsam mit dem Hilfssklaven des Valetudinariums schleiften sie Decimus Massa in eine der Kammern für die Patienten. Pupillus öffnete dem bereits schlummernden Tribun noch einmal die Lider eines Auges. Die Pupille des Patienten war bereits weit geworden. Der Medicus spiegelte sich in ihnen. Auch als er die Öllampe direkt darüber hielt, verengte sie sich nicht. Die Atmung war flach geworden. Ein wenig fragte sich Pupillus ob er die Dosis richtig gewählt hatte. Na,wird schon gut gehen, sagte er sich. Und wenn nicht? Dann war es eben die Sepsis, die den Tribun dahingerafft hatte. Proserpina war ein hinterhältiges Luder und Hades ein Lump.


    Den gesamten Vormittag über rührte sich der mit Opiumharz narkotisierte Tribun. Immer wieder überprüfte der Medicus die Pupillenreaktion. Nichts. Immerhin atmete er noch und die bläuliche Linie am Arm war schwächer geworden. Das Fieber allerdings war noch da. Nicht mehr so hoch aber Massa schwitzte und was sehr, sehr blass.


    Schließlich öffnete der Medicus den Verband und besah sich die Wunde. Sie sah soweit gut aus. Er verzichtete auf das Spülen der Wunde und verband sie nur neu. Dann ließ er den Tribun weiter schlafen. Der Körper war eben geschwächt. Er brauchte den Schlaf.

  • Von all dem was passierte bekam Massa nichts mehr mit. Das Licht ging einfach aus.


    - Es war heiß. Die Sonne schien unbarmherzig vom Himmel. Massa sah sich um. Überall Sand nichts als Sand. Massa lief und lief. Plötzlich waren seine Kameraden da, liefen mit ihm. Es war so still. Warum? Keiner sprach. In der Ferne tauchte eine Oase auf. Eine Gestalt in schwarze Gewänder gehüllt stand an der letzten Palme die zur Oase gehörte. Massa kannte die Gestalt, lief schneller. Er rief, kein Ton kam über seine Lippen. Massa rannte, seine Kameraden liefen ihm hinterher, holten auf. Sie kamen der Oase näher. Die Gestalt rührte sich nicht. Ein schwarzes Tuch verhüllte ihr Gesicht. Nur die Augen waren zu sehen, grüne Augen. Plötzlich ging es nicht weiter. Egal wie er sich mühte. Die Entfernung blieb gleich. Warte auf mich. Ich bin gleich bei dir. Massa rannte, ihm war heiß, er schwitzte. Die Gestalt winkte, drehte sich um und verschwand zwischen den Palmen. Nein, du darfst nicht gehen! Warte, nimm mich mit! Seine Kameraden hatten zu ihm aufgeschlossen. Massa wollte weiter. Er konnte die Oase erreichen, nur noch ein kleines Stück. Sie hielten ihn fest. Hinderten ihn am Laufen. Er stemmte sich dagegen. Die Oase rückte von ihnen ab, verschwand. Überall Sand nichts als Sand. -


    Sein Körper erholte sich langsam. Der Schlaf tat ihm gut. Irgend etwas störte, er versuchte sich zu drehen. Seine Glieder schwer wie Blei. Massa musste nachsehen, was ihn störte. Der erste Versuch die Augen zu öffnen scheiterte. Es dauerte einen Moment. Er versuchte es wieder. Es war so hell. "Medicus." sein Mund war trocken. " Medicus."krächzte er.

  • Irgendwann hörte der Medicus die Stimme des Tribuns aus der Kammer krächzen. Er hatte inzwischen diverse Behandlungen durchgeführt und auch einige Male nach dem Fiebernden gesehen. Nun schien Massa aus dem Opiumtraum wasch zu werden.
    Faustus Tuscilius Pupillus betrat die Kammer und trat an die Liege auf der Decimus Massa lag.
    "Na? Ausgeschlafen?", fragte er ohne eine Antwort darauf zu erwarten. Seine Hand fuhr an die Stirn des Mannes vor ihm und stellte fest, dass das Fieber gesunken war. Die Pulskontrolle ergab auch ein passables Ergebnis. Pupillus hielt eine Öllampe vor Massas Augen und zog ihm die Augenlider auseinander. Die Pupillen waren noch etwas träge in der Reaktion auf das Licht. Eine Folge des Opiums. Die bläuliche Linie am Arm verblasste langsam. Der Medicus schien zufrieden.
    "Schmerzen?", fragte er knapp, während er den Verband löste.

  • Was sagte der Medicus? Ausgeschlafen? Massa musste erst mal sortieren. " Wie lange..." brach er ab. Es ziepste als der Medicus nach Schmerzen fragte. " Nicht sehr stark." antwortete Massa. Man konnte es aushalten. Gegen den Schmerz beim Öffnen und beim Aderlass war das erträglich. " Wie lange habe ich geschlafen?" Langsam kamen die Lebensgeister wieder. " Ich muss wegen der Vorräte für den Winter los." Massa machten Anstalten sich aufzusetzen. Es drehte wieder.

  • Der Medicus wollte zunächst nicht auf die Frage eingehen, wie lang Massa geschlafen hatte. Erst als die Frage ein zweites Mal kam reagierte er.
    "Es ist Nachmittag, Tribun. Und ich denke nicht, dass es angebracht ist, sich gleich ins Tagesgeschäft zu stürzen."


    Pupillus war sich sicher, dass der Mann durch den Blutverlust noch ordentlich geschwächt war und traute ihm im momentanen Zustand nicht zu, zum Alltag überzugehen.
    "Ich werde dir einen nahrhaften Puls und frisches Quellwasser bringen lassen. Das ist für heute die richtige Kost. Ab morgen denke ich, können wir an eine Normalisierung deines Lebens denken. Die Wunde sieht sauber aus. Sie granuliert bereits. Schön wird die Narbe vermutlich nicht, aber das ist ja wohl das geringere Problem. Die Sepsis ist dank meines Eingreifens abgewendet worden. Das Wundfieber unter Kontrolle. Wenn du achtsam bist heute und in den nächsten Tagen, solltest du dich vollständig erholen."

  • Hatte sich Massa verhört? Nachmittag? Dann hatte er sehr lange geschlafen und sollte sich schonen. Das gefiel Massa ganz und gar nicht, aber der Medicus hatte bis jetzt nach seinem ermessen gute Arbeit geleistet, also wollte er auf seinen Rat hören.
    Na dann hieß es heute Schongang und ab morgen die nächsten Tage leichter Dienst. Das dürfte das kleinste Übel sein. Das Wetter und die verbleibende Zeit, zusätzliche Vorräte heran zu schaffen saßen ihm im Nacken. Massa hatte nicht vor gleich bei seiner ersten Aufgabe zu versagen.
    „ Es ist nicht die erste Narbe und wird nicht die letzte sein. Puls, Quellwasser gehen in Ordnung. Mein Appetit ist nicht sehr groß. Schonung, wenn es unbedingt sein muss ist akzeptiert. Soll ich heute Nacht hier bleiben oder denkst du, dass es reicht , wenn ich morgen früh hier vorstellig werde?“
    Wenn er in seine Unterkunft durfte, konnte er wenigstens ein paar Briefe selbst schreiben oder diktieren und mit dem Centurio der 3. Centurie der 5. Kohorte sprechen. Ansonsten musste das eben bis Morgen warten.

  • Pupillus war es gewöhnt, dass man seine Arbeit mit Geringschätzung betrachtete. Gestern hing das Leben des Tribuns noch am seidenen Faden, heute schon plante er den weiteren Alltag. Kein Dankeschön, kein Lob für seine Arbeit als Wundarzt. Der Medicus zuckte mit den Achseln.
    "Übernachte wo du willst. Morgen ist hier Verbandswächsel. Solange die Wunde nicht vollständig geschlossen ist, musst du täglich zum Verbandswechsel erscheinen. Und da du noch Temperatur hast, bedeutet das, dass dein Körper noch mit der Infektion kämpft. Übernimm dich nicht."

  • Massa hatte sich an die Weisungen des Medicus gehalten. Seit drei Tagen trat er jeden Morgen im Valetudinarium zum Verbandswechsel an. Heute kam Massa mit einem Korb. "Salve Medicus. Entschuldige, dass ich mich jetzt erst bei dir bedanke. Die Sachen haben auf sich warten lassen." Ein Stück italischer Schinken, ein guter Wein, Garum von der besten Sorte, Datteln und Feigen aus Ägyptus. Massa hielt dem Medicus das Körbchen hin. Der Inhalt war ein kleines Dankeschön. Es wog zwar nicht unbedingt das auf, was der Medicus geleistet hatte, aber es war eine kleine Anerkennung. " Also, recht vielen Dank."

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