Auch die Aedilen hatten einen eigenen Tag für ihre Reden zugewiesen bekommen und wieder war die Reihenfolge ausgelost worden. "Nun hören wir Sextus Aurelius Lupus."
Kandidatur zum Cursus Honorum [11/17] Sextus Aurelius Lupus
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Da war es also so weit. Jetzt galt es. Alle Vorbereitung und alles Bestreben lief auf diesen einen Punkt zu, den es nun zu bewältigen galt. Wenngleich Sextus schon oft seine Stimme in diesen Hallen erhoben hatte und schon häufig hier gesprochen hatte, war es dennoch jedes Mal wieder etwas anderes, wenn man für ein Amt kandidierte.
In die weiße Toga candida gekleidet trat Sextus also vor seine Senatskollegen und fing an.“Patres conscripti! Die meisten von euch kennen mich, bin ich doch schon lange Jahre in den Reihen der Senatoren. Mein Name ist Sextus Aurelius Lupus, Enkel des Claudius Aurelius Crassus, der einst die Ehre hatte, dem Senat als Princeps Senatus zu dienen.
Ich möchte nicht auf vergangene Errungenschaften verweisen. Mein tadelloses Vigintivirat ist schon lange Jahre her, ebenso wie meine sehr erfolgreiche Quaestur, in welcher ich das mehrjährige Loch in den Chroniken des Senats durch Daten auf mich allein gestellt schloss. Allerdings sind diese Arbeiten schon so lange zurück, dass ich heute wohl kaum noch darauf verweisen kann.
Ebenso möchte ich die Ehrungen und Verdienste außer acht lassen, die ich im militärischen Rahmen im Zuge des Bürgerkrieges erhalten habe. Ja, ich wurde ausgezeichnet für meine Leistungen, und ja, ich habe, obwohl ich nur Tribun war, die Leitung einer Legion übernommen, als deren Befehlshaber... verhindert war und mein möglichstes getan, die Bewohner Roms vor den schlimmsten Auswirkungen der Belagerung zu schützen, wie einige in diesen Reihen sicherlich noch bestätigen können. Doch ist der ganze Krieg nichts, was ich als Ehre empfinde, daher möchte ich auch jegliche Ehrung, die damit in Verbindung steht, nicht rühmend hervorheben.
Ebenso wenig beabsichtige ich, auszuführen, wie ich in den vergangenen Unruhen durch den aufständischen und mordenden Mob meine Nachbarschaft verteidigt habe und nicht nur meinen Nachbarn kurzfristig Unterschlupf gewährte, um sie adäquat zu schützen, sondern noch immer den Tiberiern in meinem Hause Obdach gewähre, bis sie ihr verlorenes Heim wieder errichten können. Diese Dinge sind für mich als Freund, als Senator und nicht zuletzt als Römer eine Selbstverständlichkeit, die keiner weiteren Beachtung bedarf.
Aber was sollte also nun Beachtung finden? Nun, werte Mit-Senatoren, wenn ich eines in den letzten Jahren unter Beweis stellen konnte, dann, dass ich nie Dinge einfach nur tue, damit sie getan sind, und meine Stimme nur dann erhebe, wenn ich etwas zu sagen habe. Und dass, wenn ich dies tue, ich es mit größter Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit tue. Dinge, die einem Aedil gut zu statten kommen, verlangen seine Aufgaben doch ebenfalls größte Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit.
Auch habe ich durch das Ausrichten mehrerer munera, sowohl zu Ehren des Tiberius Durus, als auch zu Ehren des Cornelius Palma, schon unter Beweis gestellt, dass ich den Herausforderungen gewachsen bin, die sowohl die Organisation als auch die Durchführung von Spielen für die Bevölkerung stellen. Ebenso wie die finanziellen Anforderungen, die dieses Amt mit sich bringt.So bleibt nun die Frage bestehen, warum ich nicht schon viel früher diesen jetzigen Schritt in Angriff genommen habe. Nun, zum einen wollte ich den Eindruck vermeiden, aus meiner Position nach dem Krieg Kapital schlagen zu wollen und als Kriegsgewinnler vor euch zu treten, der nun seinen Lohn einfordert. Dieses Amt sollte kein Lohn sein, meine Wahl sollte nicht von der Angst vor Konsequenzen geprägt sein, sondern von der Überzeugung, mit mir den richtigen Mann zu wählen.
Und zum anderen bin ich der Überzeugung, dass nur dann ein öffentliches Amt angestrebt werden sollte, wenn der Bewerber der Überzeugung ist, dem Staate durch seine Kandidatur mehr zu geben, als er ohne ihn hätte. Damit verbunden ist mein Anspruch an eine wirkliche Agenda für ein Amt, welche ein Kandidat umzusetzen gedenkt. Ich habe lange, sehr lange überlegt, was ich dem Staate so geben kann, wäre ich Aedil, und letztendlich bin ich zu einer Antwort gelangt: Ein neues Marktrecht.Das jetzige Marktrecht ist missverständlich formuliert und beinhaltet mehrere Punkte, die der Verbesserung bedürfen, wie wir in vergangenen Senatsdebatten desöfteren anschaulich gesehen haben. Ebenso wird wohl kaum so oft geklagt, wie wegen angeblichen oder tatsächlichen Verstößen gegen die Marktgesetze.
Eines meiner inhaltlichen Ziele als Aedil ist daher eine vollständige Reformierung des Marktrechtes, das sowohl den momentanen Verhältnissen am Markt angepasst, als auch soweit verständlich ist, dass die Zahl der Grundsatzdebatten vor Gericht hierdurch von vornherein entfällt.Aus diesen aufgeführten Gründen bin ich der Überzeugung, dass ich zu diesem Zeitpunkt die beste Wahl für das Amt des Aedilis curulis bin, und ich hoffe, diese Überzeugung an euch weitergegeben zu haben. Ich danke euch für euer Gehör.“
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Es waren längst noch nicht alle Reden gehalten, aber Macer war sich sicher, hier und jetzt schon einen sehr heißen Kandidaten für den Preis für die größte Bescheidenheit gehört zu haben. Dass jemand so umfangreich Erfolge und Verdienste aufzählte, nur um sie dann alle nicht berücksichtigt haben zu wollen, kam im Senat zumindest nicht allzu häufig vor und auch wenn Macer glaubte, diese Redefigur schon einmal selber in ähnlicher Form angewandt zu haben, war er davon positiv beeindruckt. Dass er die aurelischen Pläne zur Marktreform spätestens seit dem Essen in der Villa Aurelia schon etwas besser kannte als viele andere Senatoren, tat sein übriges dazu, dass diese Kandidatur seine Zustimmung fand. Also ergriff er relativ schnell das Wort. "Senator Aurelius, ich freue mich über diese Kandidatur und auf deine Amtszeit als Aedil. Ich denke, es ist eine gute Wahl für Rom, dich in diesem Amt zu sehen und ich werde dir meine Stimme dafür geben. Und das sage ich nicht nur, weil ich auf Wagenrennen hoffe, sondern auch, weil deine Pläne für die Verbesserung der Marktgesetze es wert sind, dass sie hier in der Curia weiter diskutiert werden." Details über diese Pläne wollte er hier natürlich nicht verraten. Das konnte der Aurelier selber tun, oder es blieb für die anderen Senatoren eben noch spannend, sofern sie nicht die Gelegenheit nutzten, gleich hier nachzufragen.
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Auch der Kaiser war ein bisschen amüsiert von so viel Bescheidenheit. Wie gewöhnlich hörte er sich die Kandidaturreden mit größter Aufmerksamkeit an. Auch wenn er sich generell neutral gab, war er keineswegs desinteressiert daran, wer sich um die höchsten Ämter im Staat bewarb.
Aurelius Lupus' Kandidatur war insofern besonders bemerkenswert, als der Senator in den letzten Jahren eher von der Bildfläche verschwunden gewesen war. Seine Wiedereinstieg mit dem politischen Abendessen war aber fulminant gewesen, wie Severus von den Berichten seiner Frau wusste.
"Es ist erfreulich, dass wieder einmal ein Aurelius sich um ein Amt bewirbt." meldete er sich zu Wort. Natürlich um dem Kandidaten auch auf den Zahl zu fühlen: "Kannst du uns ein wenig genauer erklären, was genau du an unserem Marktrecht für reformbedürftig hältst?" Zwar hatte die Augusta grob umrissen, worum es ging, jedoch hielt Severus es für angebracht, dass die Kandidaten ihre Pläne dem gesamten Plenum des Senats offenlegten. Zumindest im groben. -
So ganz sicher, wie er den Kommentar des Kaisers auffassen sollte, war Sextus nicht. Ebenso erstaunte ihn ein wenig die frage, war er doch davon ausgegangen, dass die Augusta ihrem Mann von seinen Ideen und überhaupt dem ganzen Abend berichtet hätte. Darüber hinaus hätte der Kaiser ja die Gelegenheit gehabt, ganz ausführlich seine Pläne anzuhören, wenn er nur gekommen wäre. Dass er abends noch viele Termine hatte, die das verhindert hätten, bezweifelte Sextus nämlich doch ein wenig.
Aber gut, für diese Gedanken war nicht unbedingt der geeignete Zeitpunkt. Jetzt war der Zeitpunkt, möglichst bescheiden, charmant und präzise sein und sich von der besten Seite zu zeigen. Da hieß es, auch solche fragen zu beantworten – so gut das in der Kürze der Redezeit eben ging.“Eine genaue Ausführung, welche der Punkte ich in welcher Weise einer Bearbeitung unterziehen würde, würde wohl den Rahmen meiner Kandidaturrede sprengen. Immerhin sollen heute auch noch andere Kandidaten Gehör vor dem Senat finden, und darüber hinaus denke ich, dass eine genaue Erörterung meiner Vorschläge, wenn ich sie soweit präsentierbar ausformuliert habe, durchaus eine eigene Senatssitzung wert sein könnten – oder auch mehrere, so dass sich alle Senatoren hinreichend Gedanken machen können.
Doch ganz verkürzt zusammengefasst: Die Lex Mercatus sagt an einigen Stellen nicht das aus, was sie eigentlich meint und wie das Recht praktiziert wird. Und darüber, was einzelne Passagen meinen könnten, herrscht häufig Uneinigkeit. Allen voran bei der Frage, welche Betriebe für Senatoren und Patrizier zulässig sind, und welche nicht.
Dazu finde ich die preislichen Regelungen ungenügend, die Begrenzungen zur Betriebsführung entweder unlogisch oder an der Wirklichkeit vorbei – oder beides. Darüber hinaus fehlt eine klare Regelung, wann und in welchem Umfang Städte und Gemeinden Produkte verkaufen können, oder ob sie dies überhaupt dürfen. Die Regelungen zum Erbnachlass finde ich verbesserungsfähig, ebenso, wie bereits von Senator Flavius dereinst angeregt, die Regelungen zur Spendentätigkeit.Anstelle nun aber an unzähligen Punkten weiterhin Verschlimmbesserungen vorzunehmen, ist es mein Bestreben, stattdessen unserem Reich ein Marktrecht zu bescheren, das diesen Namen verdient hat, mit einer eindeutigeren Formulierung, besseren Strukturierung und Konzentration auf die Marktrealität. Allerdings will dies erst geschrieben und geprüft sein, ehe der Senat in seiner Gänze darüber diskutieren kann.“
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Ein Quaestorius mochte es nicht glauben, aber gerade in der Wahlkampfzeit war der Kaiser doch ziemlich beschäftigt. Gerade zur Abendessenszeit. Aber ihm machte ja auch niemand einen Vorwurf.
"Verstehe." antwortete der Kaiser deshalb und nickte zufrieden. Seine Frau hatte ihm ja schon Näheres berichtet. Und wenn einer der Senatoren Fragen dazu hatte, konnte er sie ja jetzt stellen. -
Scato war sich bis zuletzt nicht sicher gewesen was er vom Aurelier halten sollte. Doch gerade die Begeisterung und das Feuer welches in Lupus hinsichtlich der Lex Mercatus loderte überzeugten Scato letztlich doch, schließlich teilten sie die gleiche politische Agenda...
...darüber hinaus wurde Scato auch noch positiv vom Aurelier hervorgehoben und mit Komplimenten machte man sich ja irgendwie immer beliebt.
"Die angestrebten Änderungen hinsichtlich der Marktgesetze, und ich denke, dass das niemanden hier überrascht, finden meine volle Zustimmung. Da ich Senator Aurelius für einen fähigen und passenden Mann für dieses Amt halte, erhält er meine volle Unterstüzung!" -
Während Sextus mit der sehr kurzen Äußerung des Kaisers nun nichts anzufangen wusste – nicht mal, ob der Kaiser dieses Vorhaben in irgendeinster Weise goutierte – konnte er mit der von Flavius Scato weit mehr anfangen. Nachdem schon Purgitius Macer von ihm in einem geeigneten Moment eine angedeutete Verbeugung als kurzes, nonverbales Dankeschön erhalten hatte, legte Sextus bei Flavius Scato seine Rechte auf sein Herz und neigte leicht den Kopf. Wieder einmal zeigte sich, dass die Flavier verlässliche und gute Verbündete waren, und er würde diese Treue bei passender Gelegenheit jederzeit erwidern.
Jetzt und hier aber wartete er noch auf weitere fragen aus der Senatorenschaft, sofern seine Rede sie nicht schon endgültig überzeugt – oder verschreckt – hatte.
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