Achtundachtzig Prozent! Das waren 264 von 300 Stimmen! Eigentlich neigte Sextus im allgemeinen nicht zu Gefühlsausbrüchen und bemühte sich, den Maßgaben der Stoa gerecht zu werden. Aber achtundachtzig Prozent!
Sextus war wie trunken. (Noch ein Zustand, der schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr vorgekommen war, da Sextus den Verlust der Kontrolle über sich selbst mehr als verabscheute. Doch diese Trunkenheit war anders, da sie die Sinne benebelte und doch gleichzeitig frei ließ.) Er hatte zwar damit gerechnet, gewählt zu werden – andernfalls hätte er nicht kandidiert – aber dieses Ergebnis überraschte ihn dann doch. Mehr noch, es hatte ihn in einem Anflug von vorübergehendem Wahnsinn dazu veranlasst, sich selbst und sogar allen Sklaven der Villa zur Feier des Tages einen Becher des besten, roten Weines, den der Keller beherbergte, zu gönnen.
Achtundachtzig Prozent! Zweihundertvierundsechzig Stimmen. Der helle Wahnsinn.
Aber dass ihm so viele Senatoren ihre Stimme gegeben hatten, bedeutete auch etwas anderes: Jetzt musste er auch liefern, was er versprochen hatte. Die Gesetzesreform musste innerhalb seiner Amtszeit fertig werden, er hatte hier keine Zeit zu verlieren. Und da er sie einigen Senatoren vorab zur Verbesserung zukommen lassen wollte und Senator Iulius Dives auf unbestimmte Zeit absent war, um bei Formulierungen zu helfen, sollte er besser heute damit anfangen. Oder nun gut, am nächsten Tag, heute zu feiern und sich dieses Ergebnisses zu erfreuen, war legitim.
Leider aber musste er bei anderen Pflichten, die das Aedilat mit sich bringen würde, improvisieren. Traditionell waren die Ludi Plebei die Spiele, die von den Aediles ausgerichtet wurden. Aber ausgerechnet jene hatte sich Claudius Menecrates auserkoren, um dort – als Consul eigentlich völlig an der Aufgabe des Amtes vorbei – Spiele auszurichten, oder auch nicht. Allerdings war sich Sextus sehr sicher, dass, wenn er beim Claudier diesbezüglich genauer nachfragen wollte, ohnehin nur abschätzig vertröstet werden würde und auch nur mit einem 'vielleicht' aus der Unterhaltung geschickt werden würde. So bestand also nun die Gefahr, dass zu den Ludi Plebei dieses Jahr gar keine Spiele stattfanden, da der Claudius vielleicht oder vielleicht auch nicht Spiele ausrichten würde – oder eben nicht. So konnte er als Aedil allerdings dann nicht planen und musste sich etwas anderes einfallen lassen, etwas ein wenig untypischeres und improvisierteres. Aber dies war Sextus im Zusammenhang mit dem Claudier ja leider auch schon gewohnt.
Glücklicherweise bot der Festkalender ja durchaus noch einige weitere sacra popularia, an denen Spiele veranstaltet werden konnten. Und Sextus würde sie schon zu nutzen wissen.
Daher lautete der Schlachtplan fürs erste: Mit den Pontifices Kontakt aufzunehmen, inwieweit man sich an den zeitnah anstehenden Consualia denn beteiligen konnte. Und das Schreiben der Marktreform. Damit sollten die nächsten Wochen doch sinnvoll gefüllt sein.