Officium SAL | Aedilis Curulis

  • Das war wirklich ärgerlich. Wie sollte man als Aedil seine Arbeit vernünftig machen, wenn die zuständigen Curatoren die ihre nicht vernünftig machten? Er konnte ja wohl kaum selbst alle Aquaedukte abgehen, um nach Fehlern zu suchen. Hierfür hatten die Curatoren schließlich ihre Helfer! Er selbst hatte da höchstens die Cohortes Urbani, und die würden sich wohl bedanken, wenn sie statt nach Verbrechern nach verstopften Brunnen suchen sollten.
    “Ja, vermutlich wäre es das beste, wenn du das noch einmal tust. Ich danke dir.“

  • Tiberius war mit seinem Auftrag, die Berichte von den Curatoren einzutreiben noch nicht weit gekommen, als er auf dem Forum die Nachricht des Orator Publicus gehört und prompt zur Villa Aurelia marschiert war. Er wusste nicht ob es eilte, aber der Ädil sollte um die öffentliche Schmähung wissen, hinter der anscheinend der Consul steckte. Oder jedenfalls einer der diesem nahe stand.


    "Ädil, wenn du dir das hier kurz ansehen möchtest? Der Orator Publicus hat das vorhin von sich gegeben. Habs aus dem Gedächtnis nieder geschrieben."


    Was aber unsere Senatoren dazu bringt aktiv zu werden, ist ein Gesetz über Wagenrennen. (Beschwerde darüber, dass die Senatoren nicht konstruktiv seien). Unsere werten Senatoren setzten sich selbstgerecht hin, zerreden einen Entwurf des Consul ohne dabei jedoch konstruktiv zu sein. Es wird behauptet, dass sie das nur tun, weil Aurelius Lupus selbst ein Gesetz auf den Weg bringen will und dafür holt er sich allerlei Unterstützung und buhlt um die Gunst der Senatoren. Bestechungsgelder sollen nicht ausgeschlossen sein (!)


    "Der Rest ging um die Aufstandsniederschlagung. Und am Schluss war noch die Parole, dass Rom keinen Duccius mehr bräuchte. Es rumort anscheinend so ein bisschen im Lager des ehrenwerten Consuls."

  • Mit einem etwas fragenden Gesichtsausdruck nahm Sextus die Tafel entgegen und las die hastig mitgeschriebenen Worte seines Tiros. So wirklich wusste er nicht, was er davon halten sollte.
    “Ich hätte nicht gedacht, dass Claudius so dumm ist“, schloss er schließlich und gab Valerius Flaccus die Tafel zurück. Um einer Frage vorzubeugen, dozierte der Aedil auch gleich ein wenig. “Mein Lehrer in Logik und Rhetorik hat mir einen Satz mit auf den Weg gegeben, den ich immer zu beherzigen versuche, wenn jemand beleidigend zu sein versucht. Er sagte: Wenn dein Gesprächspartner nicht mehr in der Sache argumentiert, sondern sich aufs Persönliche verlagert, wenn er nicht deine Argumente und Ideen angreift, sondern deine Person, dann werde nicht wütend und versuche nicht, es ihm gleich zurückzugeben. Sei nicht einmal gekränkt, sondern freue dich. Denn das ist der Zeitpunkt, zu dem du dir sicher sein kannst, gewonnen zu haben. Weil du dir sicher sein kannst, dass er keine Argumente mehr hat und nur noch wild um sich schlägt, in der Hoffnung, irgendetwas zu treffen.“


    Sextus also lehnte sich zurück und beherzigte den alten Ratschlag: Er war nicht wütend oder rasend und plante gleich Vergeltungsmaßnahmen. Nein, jetzt groß zu lamentieren und sich auf das Niveau des Claudiers herabzulassen würde ja ohnehin nur mehr Aufmerksamkeit auf das alles richten, als nötig. Und solange Claudius im Amt war, konnte Sextus ohnehin nicht gegen ihn tätig werden, selbst wenn er gewollt hätte. Da er niemanden bestochen hatte, konnten diese Verleumdungen ihm auch nicht gefährlich werden, da jede Untersuchung ja ohnehin nur seine Unschuld zutage fördern würde.
    Warum also war der Claudius so dumm? Sextus hielt den Mann zwar wirklich nicht für besonders clever, und durch diverse Reden im Senat hatte der Mann auch schon mehr als deutlich herausgestellt, dass er an allem Unglück der Welt nur Sextus allein die Schuld gab, weil die eigene Unfähigkeit als Alternative natürlich nicht in Betracht gezogen werden konnte. Aber für einen solch plump provokanten Aussetzer den Orator zu benutzen, das war doch ein neues Ausmaß, welches Sextus so nicht hatte kommen sehen. Sticheleien im Senat, ja, persönliche Frotzeleien und Schuldzuweisungen, ja, unbedingt. Aber das? Und was hatte der Duccius damit zu tun? Sextus kannte nur Duccius Vala, und den konnte er bekanntermaßen nicht besonders gut leiden. War dies ein Anzeichen von Altersdemenz beim Claudier?


    “Ich danke dir, dass du mich gleich informiert hast. Aber ich denke, dass es falsch wäre, der Sache mehr Aufmerksamkeit zu geben, als irgendwie nötig ist. Eine öffentliche Faktenschlacht nützt niemandem etwas und ist obendrein schlechter Stil. Noch kann ich dies alles als gekränkte Eitelkeit des Claudiers einfach abtun.
    Allerdings sollten wir vielleicht die Cohortes Urbanae diskret um offizielle Ermittlungen in der Sache bitten.“

  • Erstaunt hob Tiberius die Braun.


    "Die Urbaner? Interessant. Aber Ädil oder nicht: Werden die dir nicht was husten, wenn du sie um um eine diskrete Ermittlung gegen das consulische Lager bittest? Denn wenn ich das richtig erinnere - und darum ging es auch in dem Teil der Nachricht, der von den Aufständischen handelte - sind die Urbaner und auch die Prätorianer noch dabei mit dem Consul zusammen an diesem Sklavenaufstand herum zu ermitteln. Die Urbaner werden es sich also momentan schwerlich mit dem Consul verscherzen wollen, so sie vorteilhaft aus dieser Kommission rauskommen wollen."


    gab Tiberius nachdenklich zu bedenken. Jetzt wo er nicht mehr außer Atem war, sprang auch sein politischer Sinn wieder langsam an.


    "Die Nachricht ist in der Tat etwas... ungrazil. Hälst du es für möglich, dass zum Beispiel einer der Klienten des Conslus hier auf eigene Faust gehandelt hat, um seinem Patron einen Gefallen zu erweisen, oder Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen? Mhm.Dieser Hieb auf Duccius ist auch interessant. Ich glaube es dreht sich hierbei um Duccius Callistus, der als Vigintivir kandidiert. Es finden sich wo man hinschaut Schmierereien gegen den bewussten Duccius. Vielleicht solltest du dich mal mit dem Mann unterhalten? Ich kenne ihn flüchtig vom Wagenrennen. Ich könnte da was arrangieren, wenn du willst. Mhm. Wenn der Consul dich angreift müsstest du sicher deine Truppen zusammen halten wollen. Deine flavischen Freunde, zum Beispiel. Ist nicht eine Claudierin die Mutter der Kinder des Flavius Gracchus Senior? Gracchus Minor ist doch jetzt Quaestor. Oder irre ich mich?"


    Das war jedenfalls das, was dem Valerier spontan zur Lage in den Sinn kam.

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  • Der Einwand des Valerius war nicht ganz von der Hand zu weisen. Es war durchaus nicht gänzlich ungefährlich, die Urbaner mit einzubeziehen, zumindest, solange Claudius noch Consul war. Nur, wenn er noch bis nach Ende von dessen Amtszeit wartete, war wohl jegliche Spur kalt und auch sein eigener Einfluss wieder etwas geringer. Vielleicht hätte er insgesamt ein engeres Verhältnis zu den Schutzcohorten Roms pflegen sollen, um jetzt einen persönlichen Gefallen einfordern zu können. Doch lamentieren über Dinge, die nicht waren, nützte nichts.
    “Selbst zu ermitteln, könnte die Urbaner allerdings noch mehr verärgern und hätte den faden Beigeschmack eines Manipulationsversuches. Aber du hast recht, die Urbaner mit einzubeziehen birgt ebenfalls Risiken. Ich werde es noch abwägen müssen.“ Aus dem Bauch heraus eine übereilte Entscheidung zu treffen, wäre wohl die schlechteste Wahl.


    Und auch die zweite Bemerkung war – in weiten Teilen zumindest – überaus hilfreich. In der Tat würde es einiges erklären, wenn dieser Ausrufer nicht auf die Anweisung des Claudiers, sondern auf die eines übereifrigen Untergebenen hin tätig geworden wäre. Nur ohne Beweise würden sie es wohl nicht herausfinden, was die Wahrheit war.
    “In der Tat ist die Art des Vorwurfes ein Indiz für einen etwas einfacheren Geist. Ein Klient des Claudiers erschiene hier plausibel. Aber sollte das zutreffen, läge der Ball nun in seinem Feld und es wäre an ihm, sich hiervon laut und deutlich zu distanzieren.“ Sextus glaubte nicht, dass dies in tausend kalten Wintern passieren würde. Selbst wenn Claudius Menecrates nichts damit zu tun hätte, würde der Mann sich darüber freuen und es noch als Beweis ansehen für irgendwelche abstrusen Weltverschwörungstheorien, die er bisweilen von sich gab. Aber Claudius Menecrates war nicht einmal ansatzweise rechtschaffen genug, um ein vermeintliches Lob von sich zu weisen um der Wahrheit willen.
    Nichts desto trotz würde sich Sextus nicht auf dieses Niveau herabbegeben. “Die Flavii sind vor allen Dingen schon sehr lange die Freunde der Aurelii, weil wir sie nicht zu irgendwelchen Positionierungen zwingen. Claudia Antonia war die Mutter von Flavius Gracchus Minor, aber meine Cousine Prisca ist die jetzige Frau an der Seite von Flavius Gracchus. Ich werde die Flavii sicher nicht brüskieren, indem ich sie zu Entscheidungen zwinge.“ ‘Truppe zusammen halten‘ klang immer schön militärisch schmissig. In der Politik kam man aber häufiger auf Umwegen an sein Ziel. Und Sextus war sich sicher, in so einem Konflikt würde derjenige verlieren, der auf Entscheidungen pochte. Neutrales Wohlwollen war ihm Freundschaft genug. Er brauchte keine offene Isolierung des Claudiers.


    Die Sache mit dem Duccius war in der Tat ominös. Er selbst hatte keinerlei Interesse an einer Unterredung mit einem germanischen Halbwilden – denn nichts anderes waren die Duccii in seinen Augen. Allerdings konnte es durchaus erhellend sein. Denn die einzige Verbindung, die ihn und Duccius Callistus bislang verband, bestand darin, dass sie beide Flavius Scato kannten.
    “Aber eine Unterredung mit dem Duccius kann vielleicht nicht ganz schaden. Ein diskretes Treffen, um herauszufinden, was Claudius gegen ihn haben könnte, könnte vielleicht erhellend in diesem ominösen Fall sein.“

  • Tiberius nickte langsam, noch halb in Gedanken. In seinem Kopf versuchte er die verschiedenen Beziehungsnetze abzurufen, die es zwischen den einzelnen Akteuren der römischen Politik gab. Und das waren viele. Heiraten waren nur die offensichtlichen Bindeglieder zwischen Fraktionen und Familien. Dazu mochte es noch eine Unzahl von geheimen Absprachen, ausstehenden Gefälligkeiten oder sonst irgendwelchen Schulden geben, die dem uneingeweihten Auge vollends verborgen bleiben mussten. Daher fühlte er sich bei der ganzen Sache auch nicht besonders wohl.


    "Nun. Hat Flavius Scato nicht gerade eine Claudia geheiratet? Wie auch immer, es steht es mir nicht zu, die Freundschaft der Aurelii mit den Flavii in irgendeiner Form zur Diskussion zu stellen. Ich werde jedenfalls das Gespräch mit Duccius umgehend arrangieren."


    Der Duccier würde sich die Gelegenheit beim curulischen Ädilen vorzusprechen sicher nicht entgehen lassen. Vielleicht war die Missstimmung gegen Duccius aus dem claudischen Lager auch bloß purer Snobismus. Tiberius wusste, dass gerade weniger hoch stehende Klienten von sehr hoch stehenden Kliente, den Standesdünkel von ihren Patrones auf sich selbst übertrugen und ihren Patron oft noch um ein Vielfaches in diesem Dünkel übertrafen. Und die Duccier hatten nunmal den Nachteil keine eingesessene römische Gens zu sein. Relativ gesehen jedenfalls.


    Er wartete noch, was dem Ädil noch so dazu einfallen mochte.

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  • “Ja, hat er“, bestätigte Sextus. Er war selbst bei der Hochzeit Gast gewesen und hatte in seiner Funktion als Haruspex Primus die Zeichen gelesen. “Und er ist der Patron von Duccius, weshalb er jetzt vermutlich ziemlich zwischen den Stühlen sitzen wird.“ Flavius Scato hatte den Duccius ja als seinen Gast damals mit auf das kleine Fest gebracht, das Sextus gegeben hatte. Und auf der Hochzeit war der große Germane auch als Gast gewesen.


    “Irgend etwas an der Sache ergibt einfach keinen Sinn. Claudius oder ein naher Vertrauter würde doch um diese Verbindung wissen und damit ebenso wissen, in welche Zwickmühle das Flavius Scato bringen würde. Nicht zuletzt, da dieser den jungen Mann bei seiner Wahl auch durch öffentliche Reden unterstützt hat. Das tut man nicht bei einem Klienten, den man abzustoßen gedenkt.“
    An der Sache war irgend etwas ganz gewaltig faul. Es ergab einfach in dieser Konstellation verdammt wenig Sinn. Und Dinge, die keinen Sinn ergaben, waren für gewöhnlich auch nicht wahr, denn die Natur strebte stets nach Sinn. Doch Sextus konnte einfach nicht benennen, was genau das sein mochte, was ihn an dieser ganzen Sache so störte.

  • Das war in der Tat seltsam. Aber auch dieser Umstand ließ sich letztlich mit der Theorie erklären, dass nicht Menecrates die Botschaft unmittelbar veranlasst hatte.


    "Vielleicht war derjenige nun gerade kein enger Vertrauter des Consuls, sondern nur ein flüchtiger Klient, der plötzlich einen Haufen Ehrgeiz gefunden und ausgelebt hat. Wenn schon Aufmerksamkeit erregen, dann richtig. Diesem niedrigen Klienten könnten die Verbindungen zwischen Flavii, Claudii, Duccius und Aurelii durchaus entgangen sein. Oder der Consul hat den Auftrag einem unbekannten, kleinen Klienten anvertraut um nicht aufzufallen und der Klient hats versaut.
    Wie auch immer. Wenn du meine Meinung hören möchtest: Ich würde den Consul jedenfalls nicht schnell vom Haken lassen. Es könnte durchaus sein, dass der Claudier die Flavier mit dem Duccius als Hebel direkt nach der Hochzeit zwingen will, die Würfel in den Turm zu werfen und damit rauszukommen, bei wem sie sich positionieren. Ob das nun schlau ist oder nicht, ist eine andere Frage, die aber erstmal nachrangig ist. Oder sie wollen eine Keil zwischen die Flavier treiben. Scato mit seinen neuen claudischen... äh Verbindungen auf der einen Seite und der alte Gracchus mit seinen aurelischen Verbindungen auf der anderen. Es gibt einen ganzen Haufen möglicher Ziele, die der Consul hier verfolgen könnte.
    Was das aber für dich in der Praxis heißen könnte... tja."


    Tiberius fiel jetzt auch nichts konkret ein, was der Ädil in diesem Stadium würde sinnvollerweise tun können. Sich hysterisch an die Flavier klammern, auf dass sie ihn nicht in Richtung Claudia verließen, schien ihm jedenfalls... unpatrizisch.

  • Irgend etwas war hier faul. Auch wenn Sextus den Claudius für dumm hielt, einen Keil in die Flavier treiben zu wollen passte einfach nicht zu ihm. Er würde seinen Schwieger....enkel oder wie auch immer anders unter Druck setzen können, als durch so eine öffentliche Rede. Es hätte genügt, Scato da zur Seite zu nehmen und eindringlich mit ihm zu reden, oder bereits vor der Eheschließung die Aufgabe des Patronats über Duccius zu einer Bedingung für die Eheschließung machen können. Ein derartig plumpes Vorgehen allerdings war nicht zielführend, in keine Richtung. Nein, Sextus hatte das Gefühl, dass er von irgendjemanden als Instrument benutzt werden sollte, nur erkannte er weder den Spielmann, noch die Melodie.
    “Nun, das herauszufinden, bedürften wir der Hilfe der Cohortes. Und diese einzubinden ist, wie du schon festgestellt hast, zweischneidig.“ Alles Rätselraten nützte in dieser Sache nichts, solange sie keine Beweise hätten. Selbige zu beschaffen allerdings wäre nicht so einfach und hatte in jedem Fall den Beigeschmack einer versuchten Manipulation.


    Sextus atmete einmal tief durch. “In einer Eskalation der Situation sehe ich keinen Nutzen. Es wird sicher Wege geben, den Consul 'nicht vom Haken zu lassen', wie du es nanntest. Aber elegante.“
    Dass man auf eine Situation nicht reagierte, hieß ja noch lange nicht, dass man sie vergaß.

  • Etwas frustriert kam Tiberius von seiner fehlgeschlagenen Mission die Berichte der Curatoren beizutreiben wieder in das Officium des Ädils


    "Salve Ädile. Ich muss gestehen, dass ich bei dem Auftrag, den du mir erteilt, hast nicht erfolgreich war. Oder besser nicht erfolgreich sein konnte. Man hat mir nämlich nichtmal die Türen aufgemacht. Ich wüsste jetzt nicht, was ich anders hätte machen sollen."

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  • Man hatte dem Valerius nicht einmal die Tür aufgemacht? “Und du warst sicher am richtigen Haus? Bei den Flaviern hat auch niemand die Tür geöffnet?“ Sextus konnte das gar nicht glauben. Bei den Octaviern, gut, da hörte man schonmal von derartigen Geschichten. Dass niemand wusste, wo Senator Octavius war und ob er überhaupt noch lebte. Aber bei den Flaviern?
    Sextus konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass seinem Tiro absichtlich nicht geöffnet worden war. Aber eine andere Erklärung konnte es fast ebensowenig geben. Der Türsteher der Flavier war doch sehr gewissenhaft, selbst dann, wenn kein Flavier zuhause war. Und überhaupt, was sollte das Nicht-Öffnen denn bringen?


    Allerdings schien Valerius Flaccus aufrichtig geknickt wegen seines Misserfolges, und er hatte ebensowenig Grund, wegen etwas so lächerlichem wie einem Bericht zu lügen und eine Geschichte zu erfinden. Sextus beschloss, die Sache bei Gelegenheit noch einmal persönlich mit den Flaviern zu besprechen. So aber kam wohl auch Flavius Scato nicht um eine negative Erwähnung in Sextus' Schlussrede in wenigen Tagen drum herum.
    “Nun, das ist ärgerlich. Zwar wurden keine Klagen bezüglich der Wasserversorgung oder der Straßenzustände an mich herangetragen, doch hätte ich selbiges sehr gerne auch einmal schriftlich gehabt. Nun, sei es, wie es sei.


    Aber wenn du schon einmal hier bist, können wir auch gleich noch etwas anderes besprechen. In nicht allzu langer Zeit endet meine Amtszeit. Sie war wahrscheinlich etwas langweiliger, als man sich das als Tiro so vorstellt, aber ich hoffe, du hast doch das ein oder andere lernen können. Hast du denn für die Zeit danach etwas vor?“

  • Ach ja, die Zeit war schneller rum gegangen, als Valerius vermutet hatte.
    "Nun, Ädil ich kann mich wahrlich nicht beschweren, ganz im Gegenteil. Was ich sehen durfte hat meine Erwartungen weit übertroffen. Vor ein paar Monaten hätte ich mir im traum nicht eingebildet, an einem Gesetz mitzuarbeiten oder mit dem Kaiser bei einem Arbeitsessen zusammenzutreffen. Der Einblick in so viele Dinge war unschätzbar."


    Tiberius war tatsächlich mehr als beeindruckt gewesen. Auch und gerade von den politischen Spielchen, in die er Einblick erhalten hatte.


    "Was die Zeit danach angeht, habe ich noch keine konkreten Pläne. So wie ich mich aber kenne wird es im juristischen Bereich stattfinden. Vielleicht nehme ich mir das neue Gesetz mal für einen Kommentar vor, wer weiß. Aber wenn du zufällig irgendwelche Aufträge hast, wär ich dem auch nicht abgeneigt, ganz im Gegenteil."

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  • “Dann solltest du vielleicht einmal wagen, Pläne zu machen. Du hast einen klugen Kopf auf deinen Schultern, es wäre traurig, wenn du diesen nicht nutzen würdest“, ermunterte Sextus den jungen Mann. “Und wenn es dir bei deinem Werdegang hilft, würde ich dir gerne ein Diploma ausstellen für deine Zeit als Tiro bei mir.“ Das hatte Valerius Flaccus sich auch redlich verdient. Allein schon durch seine Mithilfe an der Lex Mercatus und die Ideen, die er dazu beigesteuert hatte.


    “Und eine konkrete Aufgabe habe ich eigentlich nicht. Wobei ich natürlich hoffe, bisweilen von dir zu hören.“ Schließlich wollte Sextus ja wissen, ob sich die Aufnahme eines Tiros letztendlich gelohnt hatte.

  • Wahrscheinlich hatte der Ädil Recht. Es war nach dem Tirocinium Zeit für Tiberius etwas eigenes auf die Beine zu stellen.


    "Ich wäre dir sehr dankbar für das Diploma. Genauso wie ich dankbar dafür bin, was du für mich möglich gemacht hast. Und ich werde das Gelernte zum Besten meiner Möglichkeiten nutzen.Ansonsten stehe ich dir wenn es mir möglich ist, immer gern zur Verfügung, Ädil"


    Er war sich tatsächlich aber noch nicht sicher, wie genau er das gelernte nutzen würde. Bis er sinnvoll eine politische Karriere beginnen konnte würde es noch eine ganze Weile dauern und ein harter Weg werden. Falls er sich überhaupt in diese Richtung bewegen würde. Aber die gemachten Bekanntschaften waren hier natürlich von unschätzbarem Wert. die würde er pflegen müssen.


    Außerdem würde er zuerst etwas Geld verdienen. Ihm ging die Kohle zwar nicht aus, aber reich waren die Valerii auch nicht. Das hatte man davon, wenn man keiner dieser Patrizier war, deren Vermögen so enorm war, dass sie es kaum überblicken konnten. Andererseits war es ein wilkommene Herausforderung für Tiberius.

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  • “Nun denn“, meinte Sextus also, als sein Tiro sein Einverständnis zur Diploma-Vergabe erteilte und setzte sich an seinen Schreibtisch. Schnell war Feder und Tinte gezückt und Sextus schrieb einmal ausnahmsweise selbst, anstatt es einfach einem Scriba zu diktieren.




    Diese Diploma soll bescheinigen, dass


    TIBERIUS VALERIUS FLACCUS


    sein Tirocinium Fori vorbildlich und jegliche Erwartungen erfüllend abgeleistet hat. Er war eine große Hilfe bei der Erstellung von Gesetzestexten und hat darüber hinaus jede ihm übertragene Aufgabe gewissenhaft und nach bestem Können erfüllt.


    Sein Pflichtbewusstsein und sein Fleiß verdienen besondere Anerkennung.


    https://abload.de/img/siegel-gold-lwe3onuoh.png



    gez.
    Sextus Aurelius Lupus
    Aedilis Curulis et Haruspex Primus
    ANTE DIEM IV KAL APR DCCCLXVIII A.U.C. [size=6](29.3.2018/115 n.Chr.)[/size]


    Er wartete noch einen Moment, bis das goldgelbe Siegelwachs etwas angetrocknet war, und reichte seinem Tiro dann das Papyrus.

  • "Vorbildlich", "gewissenhaft". Tiberius war schon ein bisschen gerührt, als er den Papyrus entgegennahm. Und ihm war auch nicht entgangen, dass der Ädil das Diploma persönlich geschrieben hatte. Tiberius empfand dies als besondere Würdigung.


    Dieses Diploma konnte ihm dabei helfen einige Türen zu öffnen und war daher über die Maßen wertvoll für Tiberius. Die Familie war sicherlich stolz.


    "Ich danke dir von Herzen, Ädil. Dies wird mir noch gute Dienste leisten, da bin ich mir sicher."


    Er wollte die gewisse Feierlichkeit des Augenblicks nicht stören. Also schwieg er respektvoll. War er nun entlassen oder gab es da noch etwas?

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  • “Nun, das hoffe ich. Ich wünsche dir auf jeden Fall für deinen weiteren Weg, dass die Götter dir gewogen sind. Und wenn du doch einmal Hilfe brauchen solltest, darfst du dich selbstverständlich auch an mich wenden.“


    Und weiter gab es auch eigentlich nichts mehr zu sagen.

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