• Nachdem Iosephus seine Ausbildung abgeschlossen hatte, machte er sich gleich am Abend des Tages mit seinen Kameraden in die Stadt auf. Sie waren seit vier Monaten nicht mehr ohne Aufsicht der Offiziere außerhalb des Castellum gewesen und manchen juckte es ganz schön in den Fingern - und anderswo. Die jungen Männer wollten was erleben und entschieden sich zur Feier des Tages in die Taberna Silva Nigra. Servius und Iosephus saßen nebeneinander:
    "Mann, ich weiß gar nicht mehr, wie sich ein Rausch anfühlt!" rief Servius, als ihnen endlich der Wein gebracht wurde. Iosephus grinste. [COLOR=#affe]"Wein, Weib und Gesang, das hat schon gefehlt!"[/COLOR] "Naja, Gesang hatte ich genug eigentlich... wenn man nicht immer dazu hätte marschieren müssen!" Die beiden Kameraden stießen an. [COLOR=#affe]"Auf uns!"[/COLOR]


    Sim-Off:

    Wer will feierwütige Rekruten beglücken? Für ein kleines Würfelspiel oder so z.B.?

  • Ocella wartete an einem Tisch, der etwas Abseits stand auf seinen Bruder. Glücklicherweise gab es eine freie Kammer für kleines Geld. Eine Sklavin wurde beauftragt den Zuber zu füllen und alles für ein besonders intensives Bad bereit zu halten.
    Ocella wartete jetzt schon etwas länger als ein Schäferstündchen so zu dauern hatte. Also musste Sabaco entweder sehr schmutzig oder sehr ausdauernd sein.
    Er kippte den Met herunter und bestellte sich noch einen Humpen.

  • Nach geraumer Zeit kam ein zufrieden wirkender Sabaco die Treppe hinunter gestapft, der sich den Schritt richtete. Er trug seine Wechselkleidung, die zwar auch nicht frei von Eigengeruch war, aber dafür frei von sichtbaren Flecken und vertrockneten Grashalmen. Sabaco ließ sich zu seinem Bruder an den Tisch plumpsen. Sein Haar war feucht und roch nun nach Duftöl statt Kopfschmalz. Die Zähne wirkten sauberer, doch an ihrem miserablen Grundzustand änderte das auch nichts, so dass Sabacos Lächeln grundsätzlich gewöhnungsbedürftig anmutete. Und Sabaco war gerade sehr glücklich.


    "Den Laden kann man weiterempfehlen, Kleiner", fand er. "Was gibt es hier zu Essen? Ich hab Kohldampf." Er blickte in den Raum auf der Suche nach irgendeiner Bedienung. Ein Brummeln war die Folge. "Hier kann man die Gäste nicht von den Sklaven unterscheiden. Haufen Germanen. Was Fleisch wäre gut. Und so einen heißen Met."


    Der roch nämlich wirlich lecker und duftete verführerisch zu ihm herüber. Sabaco setzte sich entspannt hin. Irgendwann würde schon wer vorbeikommen, um ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen. Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder ganz Ocella.


    "Duplicarius bist du jetzt also. Lass hören, was treibst du hier und was macht die Ala?"


    Was die im Allgemeinen so trieb, war natürlich bekannt, aber Sabaco interessierte sich dafür, wie es seinem Bruder erging. Allzu oft kamen sie nicht dazu, miteinander zu sprechen, so dass Sabaco keine Ahnung hatte, wie Ocellas Leben in den letzten Jahren verlaufen war.

  • Ocella fragte sich ob sein Bruder jemals richtig sauber würde. Seine Kleidung müffelte in Konkurrenz zu dem Duftöl auf seinem Schädel.
    Er schob dem sichtlich zufriedenem Sabaco seinen Humpen Met zu und winkte nach einer Serviermagd. Nach kurzem Geschäker bestellte er, Njaa, bring uns mal die große Fleischplatte , so mit allem was da ist,...Gemüse?...Nein...aber Brot für das Fett. Und eine Kanne Met,...mit einem zweiten Humpen, und das Ganze hurtig, mein Bruder hier hat einen Mordshunger! Die Magd bekam noch einen Kllapser auf ihren prächtigen Hinter und Ocella andte sich seinem Bruder zu.
    Japp, Duplicarius der Turma Prima unter Varro, du weißt doch noch mein alter Kumpel vom Aventin,...er ist Decurio und schmeisst den Laden ganz ordentlich.Der Met kam und Ocella nahm einen Schluck.
    Insgesamt bin ich zufriedener als bei der Legio II. Da waren wir zuerst, aber Varro bekam einen Posten bei der Ala, ...du weißt ja,...der und seine Gäule.Noch ein Schluck.
    Ich ging mit, hatte keine Lust mehr auf die ewige Marschiererei...das Reiten ist zwar auch nicht ohne, aber es ist deutlich angenehmer. Sein Blick wurde ernst als er weitersprach.Die Sache ist die Sabaco,...hier brodelt es, auch wenn man das hier nicht merkt. Er wies mit dem Daumen über seine Schulter.Hinter dem Limes ist wer weiß wieviel Pack. Und alle wollen sich eine Scheibe vom Kuchen abschneiden. Sein Lächeln wurde traurig.Du weißt, ich scheue keinen Kampf und glaub´mir, hier kommt keine Langeweile auf,...aber was sich da zusammenbraut!? Ich weiß nich´,...das ist kaum zu stemmen.Die Magd kam mit einem Laib Brot, während zwei stämmige Kerle die dampfende Fleischplatte auf den Tisch stellten. Ocella grinste seinen Bruder an ...du hattest doch Hunger,...oder?

  • Das war Liebe. Gerührt griff Sabaco nach dem Humpen, den sein Bruder ihm herübergeschoben hatte. Er trank einen großzügigen Schluck, aber schob die verbliebene Hälfte dann wieder zu Ocella hinüber. Der Met war wirklich gut. Sabacos schwarze Monobraue hob sich in der Mitte besorgt, als er das traurige Lächeln seines Bruders bemerkte. Wenn jemand wie Ocella sentimental wurde, dann war die Kacke wirklich am dampfen. Bevor Sabaco nachhaken konnte, kam das Essen. Für den Augenblick war die Sorge vergessen. Die Fleischplatte war so groß und schwer, dass zwei Männer sie schleppen mussten. Sabaco fielen vor Gier fast die Augen aus dem Kopf.


    "Wir werden danach fett wie zwei Mastschweine und genau so glücklich sein."


    Man konnte von den Leuten hier halten, was man wollte und über ihr Aussehen lästern (was Sabaco gern tat), aber auf die Zubereitung von Fleisch verstanden sie sich. Dankenswerter Weise hatte Ocella das Gemüse abbestellt, so dass kein Platz im Magen vergeudet wurde. Sabaco hielt nach Messern Ausschau, um das Fleisch aufspießen zu können. Da er auf den ersten Blick keines fand und sehr hungrig war, griff er mit den Fingern nach einem fett aussehenden Bratenstück. Das schob er sich genussvoll zwischen seine ramponierte Kauleiste und ließ die Reste seiner Zähne ihr Werk vollbringen.


    "Köstlich", lobte Sabaco. Doch dann wurde er ernst. Er verspürte großbrüderliche Gefühslregungen, die sich darin äußerten, auf seinen kleinen Bruder aufpassen zu wollen und denjenigen zu zerquetschen, der ihm Ärger machte. Als Kind hatte er dem Quälgeist von Nachbarsjungen den Arm gebrochen, mit dem er Ocella geschlagen hatte. Heute würde er ihm seinen Arm ausreißen und in den Rachen stopfen.


    "Man müsste die Germanen mit Stumpf und Stiel ausrotten", schlussfolgerte Sabaco. "Sicher, sie kochen gutes Essen. Aber wenn ich damit auch nur ein Römerleben retten kann, verzichte ich für den Rest meines Lebens auf Fleisch wie dieses. Die Zeiten, in denen man Fremdvölker aufnehmen sollte, sind vorbei. Wir sollten die Grenzen dicht machen und alles, was kein römischer Bürger ist, mit verschärften Gesetzen belegen. Mucken die auch nur ein einziges Mal auf" - Sabaco hob den Finger, dann zog er ihn sich über die Kehle - "muss man sie samt ihren Weibern und ihrer Brut auslöschen. Nur so kommt man dieser Pest aus den Wäldern bei."

  • Ocella betrachtete seinen Bruder eine Weile und ließ Erinnerungen Revue passieren. Nicht alle waren der Erinnerung wert, aber oft war es Sabaco, der ihn aus der gröbsten Scheisse herausgeholt hatte. Dessen Vorgehensweise war dabei genauso rabiat wie sein Gedankengut zum weiteren Umgang mit Barbaren. Ocella hatte kein bestimmtes Verhältnis zu den Germanen. Er mochte ihre Weiber, prügelte sich zuweilen mit großmäuligen Kerlen, aber solange sie ihn in Ruhe ließen betrachtete er sie als von den Göttern gegeben.
    Nur wenn jemand ihn mit einer Waffe angriff verstand er keinen Spaß. Dann verwandelte er sich in eine Tötungsmaschine die erst wieder zur Ruhe kam wenn kein feind mehr auf seinen Beinen stand. Na ich weiß nich Sabo,...was meinst du denn wie lang und hoch die Mauer werden muss um alle Barbaren vor dem Imperium auszusperren...? er warf einen abgenagten Knochen auf den Tisch und klopfte sich gegen die Brust bis er rülpste. Ein Schluck Met hinterher und das nächste Stück, eine Lammhaxe landete in seinem Mund. Kauend meinte er, Du kannst nicht alle erschlagen, besonders nicht die Weiber! Ausserdem weißt du nicht wieviele da hinten in den Wäldern lauern! Da kommt man aus dem abschlachten garnicht mehr raus und kommt zu nichts anderem mehr...noch nichtmal zum vögeln...sein Grinsen offenbarte Fleischfasern zwischen den Zähnen und ein fettiges Kinn.

  • Sabaco schenkte seinem Bruder einen Blick, den sonst kaum irgendjemand von ihm zu sehen bekam, denn er war voller Zuneigung. So war er, der feingeistige Ocella. Sabaco hoffte, dass sein Vorgesetzter, dieser Varro, sich Ocellas Sensibilität bewusst war und ihn entsprechend verantwortungsvoll einsetzte, um ihn nicht vor Ablauf seiner Dienstzeit seelisch kaputt zu spielen. Das Brüderchen war zu gutherzig für diese erbarmungslose Welt.


    "Man nimmt die Weiber und erschlägt sie danach", erklärte er geduldig. "Problem gelöst. Natürlich kann man sie alle erschlagen. Man muss es sogar, sonst werden es immer mehr."


    Sabaco für seinen Teil machte weder vor Frauen, noch vor Kindern oder Alten halt. Jeder nützte dem Feind irgendwie und musste getilgt werden. Wenn man Sabaco in ein Haus schickte, war danach Ruhe, ganz gleich, wer vorher darin gewohnt hatte.


    "Ein Wall braucht Zeit. Zeit zu verschaffen, dazu sind die Legionen und die Hilfstruppen da. Den Limes haben wir doch ganz gut hinbekommen. Stell ihn dir zwanzig Mal so lang vor und das Imperium ist sicher."


    Zumindest glaubte Sabaco, dass das ungefähr hinhauen müsste.

  • Ocella kaute weiter und betrachtete seinen Bruder während dessen Erklärungen, zweifellos schien er es Ernst zu meinen und er kaufte es ihm auch ab.
    Wieder kam ihm eine Erinnerung in welcher Sabaco das Rattenproblem in ihrem Viertel dadurch löste, daß er Feuer legte. Im Endeffekt waren die Ratten dann für eine Weile weg und sie beide im Prinzip auch. In der Folge des Untertauchens machte Ocella die Erfahrung, daß man sich nehmen muss wenn man etwas will und je höher das Verlangen umso rigoroser der Einsatz. Inzwischen lagen einige Knochen auf dem Tisch und der Metkanne wurde zum dritten Mal gefüllt. Doch Sabaco schien den Hunger eines Bären zu haben.
    Wer er selbst zu weich geworden? Früher hatte er Sabaco in nichts nachgestanden, war ihm gefolgt durch dick und dünn. Bis zu jenem Tag als es ihn einfach alleine zurückließ. Sicher Sabaco mochte seine Gründe gehabt haben und die Götter sandten ihm Varro anstelle Sabacos. Aber Ocella hatte es irgendwie tief getroffen, daß sein Bruder ihn so sang und klanglos zurück gelassen hatte.
    Oh, ich bin sicher du wirst in deiner neuen Provinz schon für entsprechende Taten gerühmt werden,...oder sie treten dir mit Anlauf in den Arsch.
    Er warf einen letzten Knochen auf den Tisch,...nein er war jetzt definitiv satt. Sollte er weiteressen müssen würde er sich draussen mal kurz den Finger in den Hals halten müssen.

  • Teres...nein Appius Vorenus Primus war ja nun sein Name hatte die Wochen und Monate nach seiner Entlassung viel gearbeitet. Heute nun hatte er beschlossen mal etwas früher Schluss zu machen und eine der bekanntestens Tabernas der Stadt aufzusuchen. Vielleicht das ein oder andere zu trinken, gut zu essen und zu schauen was sonst noch in der Stadt so los war.


    Als er die Taberne betrat war diese gut gefüllt. Die übliche Mischung würde er sagen. Ein erster Blick über die Anwesenden aber er konnte erst einmal keinen Bekannten erkennen. Er suchte sich einen freien Platz und ließ erst einmal die Szenerie auf sich wirken.

  • "Gerühmt", brummelte Sabaco nachdenklich und kratzte seine breite Brust. Dann schüttelte er den Kopf. "Eines Tages werde ich irgendwo sterbend im Dreck liegen, mit aufgerissenen Eingeweiden und vollgeschissener Tunika. Wenn ich Glück habe, finden meine Kameraden meinen Kadaver und organisieren ein anständiges Begräbnis. Genau so ist es möglich, dass meine Reste irgendwo in der Fremde verwesen, ausgeplündert, ohne Grab und von der Welt vergessen. Vielleicht kehre ich auch irgendwann grau, krummbeinig und einäugig zurück nach Hause und stelle fest, dass mein Leben vorbei ist, ohne dass sich irgendetwas verändert hat und alles umsonst war. Jede dieser Möglichkeiten nehme ich in Kauf. Ich tu das nicht für den Ruhm, Ocella, und nicht für die Kohle - sondern für Rom."


    Ocella schien satt zu sein, während Sabaco in den Gesprächspausen noch immer aß. Er würde sich den Wanst bis über die Schmerzgrenze hinaus vollstopfen und so viel trinken, dass er es gerade noch bis ins Bett schaffte, damit er schlafen konnte wie ein Stein. Ein Einbeiniger mit freundlichem Gesicht kam in die Taberna gehumpelt. Der Statur nach zu urteilen war er wohl bis vor seiner Verletzung ebenfalls Soldat gewesen. Sabacos Monobraue sank betrübt auf seine Augen hinab.


    "Siehst du? Das kommt davon, wenn man zu freundlich ist", schlussfolgerte Sabaco mit der ihm eigenen Logik. Ocella durfte nicht so enden: lieb, verkrüppelt und ruiniert. Er musste seinen Biss wiederfinden! Irgendwas betrübte den kleinen Bruder oder stimmte ihn besorgt. Waren das nur die näher rückenden Germanen? Sabaco hatte einen schrecklichen Verdacht. "Du bist doch nicht etwa ... verliebt?", fragte er alarmiert.


    Den Einbeinigen behielt er während ihres Gesprächs im Auge. Er winkte die Bedienung mit dem üppigen Hintern herbei. Mit der von Braten glänzenden Hand tätschelte er genussvoll ihr fettes Gesäß, während er seine Bestellung aufgab. "Bring dem Einbein da eine Cervisia, geht auf meine Rechnung", brummelte er. "Und für meinen kleinen Bruder einen Absacker."


    Mit einem Klaps entließ er sie wieder und sie wackelte davon, um seinen Wünschen nachzukommen.

  • Ocella war sichtlich beeindruckt von dem schonungslosen Oracel welches sich sein Bruder stellte.Für Rom sagst du? Er nickte beifällig.Was ist denn passiert Bruder? Ich kenne dich noch als einen der nur für sich ,gerade noch für mich war aber im Grunde bewußt alleine stand und für sich selbst kämpfte. Er konnte es nicht fassen und nahm sich vor lauter Fassungslosigkeit noch eine Lammstelze, welche er aber schnell wieder zurücklegte. Sie war kalt und schmeckte dementsprechend als sei das Lamm auf einer nassen Wiese stehend gekeult worden.
    Da kam Heyhey herein. Ocella nickte ihm zu, seit er die Ala verlassen hatte war es still um Hilko, der jetzt anders hieß geworden. Wie vielen Kriegern ging es auch Ocella nicht besonders gut ihn so zu sehen, versehrt, verkrüppelt. Das ist Teres Hilko, ehrnhaft entlassen nach einem Gefecht vor ein paar Wochen. Ein Barbar hat ihm mit einem Schlag das Bein durchtrennt und seinen Gaul halb aufgerissen...
    Er nahm seinen Krug und stellte fest daß er leer war, ebenso die Kanne. Eine stille Verzweiflung kam in ihm hoch, der ganze Scheiß mit den Gerüchten, sein Bruder, Heyhey,...setzt auch noch nichts mehr zu trinken und er hatte keine Kohle mehr.
    Seufzend atmete er aus und verschränkte die Arme vor sich auf dem Tisch.
    Verliebt? Hah...!Gefühlsduselei war nicht sein Ding.
    Doch es gab Gemengelagen die waren nicht gut für ihn. Besonders die zu erkennen, daß sein großer Bruder plötzlich sowas wie Verständnis oder Wahrnehmung für andere entwickelte. Kopfschüttelnd dachte er an die fast schon pathetische Aussage mit seinen Überresten und seiner offenbar neuen Gottheit...dem Scheiß Rom...
    Für Rom tust du das alles ? Es gab mal ein Rom für das es sich zu kämpfen lohnte, weil es die Seine achtete.
    Die Bedienung stellte die Absacker vor ihn hin und er prostete seinem Bruder zu
    Auf die Brüder die keine Wahl haben, auf die Kameraden die mit uns stehen und fallen, auf den Adler Bruder und hoffen wir, daß er nicht auf uns scheisst wenn er sich davonmacht!

  • "Was passiert ist? Das Gleiche wie dir - ich bin unter die Adler gegangen. Als Einzelkämpfer macht man es dort nicht lange. Entweder, man passt sich an, oder man spürt die Konsequenzen."


    Und Sabaco gehörte zu denen, die in der ersten Reihe standen, wenn es darum ging, jemanden einzunorden. Dass Zusammenhalt sich unter bestimmten Umständen lohnte, das hatte er gelernt, ebenso, dass einige Kameraden fast wie Brüder waren, auch wenn keiner an das vergötterte Original heranreichte. Und darum reiste er nun auch von Hispania nach Italia, um seine Leute zu treffen, die sich in Mantua sammelten wegen irgendeiner Familienangelegenheit. So, wie Sabaco Stilo zu kennen glaubte, war das allerdings nur der Aufhänger. Wen interessierte der Tod von Stilos Schwester? Keiner hatte sie gekannt, mit Ausnahme von Cimber vielleicht oder dem Tuntenpriester. Nein, sie trafen sich aus einem anderen Grund, den der Sauhund noch nicht verraten hatte.


    Als Ocella abfällig Sabacos Sorge ob dessen Beziehungsstatus beiseitewischte, fiel Sabaco ein Gebirge vom Herzen. Das hätte auch noch gefehlt. So grinste er sein Brüderchen wohlwollend mit seinen Zahnruinen an, schlug ihm froh auf die Schulter und ließ die Hand dann weiter zum Krug wandern. Er hob seinen Becher in Ocellas Richtung und trank mit ihm. Den Trinkspruch würde er sich merken, der gefiel ihm. Er trank einen großen Schluck und rammte den Becher wieder auf die Tischplatte.


    "Der Adler scheint dir zum Geier geworden zu sein. Kleiner, Karten auf den Tisch. Was ist los?"


    Die Frage war aufrichtig, es lag keine Herausforderung in Sabacos Stimme. Irgendetwas war vorgefallen, Ocellas Stimmung war ja grauenhaft. So wollte Sabaco erfahren, wer Ocella quälte, um denjenigen nach allen Regeln der Kunst zerstören zu können. Unfälle passierten ... schreckliche Unfälle. Er verpasste einem Hocker unter dem Tisch einen Tritt. Das Sitzmöbel schlitterte in Richtung Einbein und blieb genau vor ihm stehen. Der Mann sollte sich zu ihnen setzen, wenn Sabaco ihm schon etwas zu Trinken bestellte.


    "Wir hatten in Hispania einen, der hat es hingekriegt, gleich beide Beine zu verlieren. Aber sie wurden nicht sauber durchtrennt, sondern nur angestochen und haben angefangen zu faulen. So mussten sie die ihm absägen."

  • Appius erkannte ein Nicken und sah erst jetzt das sein ehemaliger Vorgesetzter Ocella anwesend war. Es war ihm ein wenig unangenehm, wusste er doch das aktive Soldaten nicht so wirklich gerne Umgang mit Versehrten hatten.
    Teres...äh Appius nickte zurück und blieb aber erst einmal wo er war. Erst wenig später als der Tischnachbar von Ocella ihm ein Sitzmöbel rüberschob. Etwas umständlich Cervisia, die Krücke die seinen Unterschenkel ersetzte und den Hocker vor sich herschiebend kam er an den Tisch der beiden.
    "Salve und Dank an denjenigen der mir das Getränk spendiert hat."


    Er blickte kurz zu Ocella


    "Soll ich mich wirklich zu euch setzen?"

  • Ocella merkte einmal mehr, daß die Betrachtungsweise seines Bruder aus einer anderen Perspektive vollzogen wurde. Wenn zwei das gleiche tun ist es halt lange nicht dasselbe. Diese Binsenweisheit traf wohl auf sie beide zu.
    Zum Geier?...nein hier gibt es keine Geier, hier gibt es Bären und Wölfe, Füchse und Dachse, Ratten und Ameisen, so kleine Viecher die dich ratz fatz abnagen. Er wischte eine kleine Pfütze weg die aus Sabaco´s Becher entkommen war als er seinen Becher wieder auf den Tisch gerammt hatte.
    Sein Blick fiel auf Heyhey. Er hatte schon viele Menschen sterben sehen, einieg davon durch seine eigene Hand, auch Kameraden, doch seid Heyheys Verletzung war er unsicher geworden. Bis dahin sah er das Ganze als eine Art Spiel an, möge der Bessere gewinnen.
    Manchmal konnte man gut sein wie man wollte, wenn die schiere Masse gepaart mit Wut und Verzweiflung auftrat, da konnte man diszipliniert sein wie man wollte, gegen diese Mischung war man auf Dauer machtlos. Er zog also die Schultern hoch und entgegnete auf Sabaco´s Frage Ich bin halt ein wenig müde, Brüderchen, die Zeiten waren hart und naja,... er klopfte mit den Knöcheln auf die grob gezimmerte Tischplatte, wir werden im allgemeinen nicht jünger. Er würde seinem Bruder wohl kaum auftischen, daß er sich beim letzten Gefecht einen Hoden gequetscht hatte und immer noch Schmerzen litt. Das war zum einen zu peinlich und zum anderen hatte er keine Lust sich derbe Bemerkungen anzuhören. Und als ob das nicht verunsichernd genug war holte er auch noch Heyhey an den Tisch.
    Ein wenig gequält lächelnd winkte er auf diessen Frage hin ab und raunte scheinbar jovial, Ach was, ...setz dich zu uns und erzähl uns wie es dir ergangen ist nach deiner honesta missio.
    Er war höflich, denn natürlich war es wichtig, daß der Neubürger nicht schlecht von ihm dachte. Im Grunde war es ihm ja egal was man über ihn dachte, jedoch war Heyhey unter seinem Kommando verwundet worden, auch wenn er sich wie immer saudämlich angestellt hatte, diesem Schlag konnte er nicht ausweichen, das hätte selbst Ocella nicht geschafft. Er nickkte ihm also zu und rief nach neuem Met.

  • Müde war Ocella und fühlte sich alt. Was hatte dieser Varro mit ihm angestellt? Oder was nicht? War es überhaupt Varros Schuld? Nein, der musste ein guter Mann sein, wenn das Brüderchen ihm vertraute. Aber wer war es dann? In Sabacos Welt musste es stets jemanden geben, dem er die Schuld geben und diesen dafür hassen konnte, um in blutigen Fantasien zu schwelgen. Nichts war schlimmer als ein unsichbarer, unerkannter Feind.


    Sabaco schob dem Einbein namens Teres Hilko die riesige Platte mit dem Fleisch hinüber. Es war noch genügend darauf, so dass der Mann sich bedienen konnte, ohne ein schlechtes Gewissen gegenüber den Gastgebern haben zu müssen.


    "Hau rein. Teres Hilko also. Und was davon ist jetzt der Rufname?" Das war bei Barbarennamen immer so eine Sache. Die Kleidung des Mannes ließ für Sabaco keinen Schluss auf dessen Stamm zu. Auch Sabaco war gespannt darauf, was das Einbein zu erzählen hatte. Außerdem fragte er sich, ob ein Holzbein wohl praktischer war als eine Krücke.

  • Nachdem man den Aemilier abgeliefert hatte begab sich Quintus Nero mit seinen Leibwächterkollegen in die Taberna. Sie räumten ein paar Betrunkene von den Stühlen und schufen sich Platz um gemeinsam an einem Tisch zu sitzen.
    He Wirtschaft! Was anständiges zu trinken und zu essen aber pronto!
    Die ganz in Schwarz gekleideten Leibwächter ließen keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie Kritik oder Gegenwehr im Keim ersticken würden.

  • Ocella sah wie sich Heyhey über die Fleischplatte hermachte. Was war los? Er war erst kurz aus der Ala entlassen, er musste doch eine saftige Donatio bekommen haben.
    Da fiel ihm der Name wieder ein,...Varro hatte davon gesprochen.Vorenus,...Appius Vorenus...nach der Honesta Missio ht er einen römischen Namen angenommen. dabei grinste er ein wenig, denn er glaubte nicht, daß mit einem Namenswechsel der Schädel von Hilko besser funktionieren würde als sein Gemächt...hatte er nicht ein paar Kinder?
    Da Vorenus ja nun beschäftigt war wandte sich Ocella seinen Bruder Wie lange kannst du bleiben Bruder? Falls sie noch Zeit hatten würde er Urlaub beantragen und sie könnten die Lupanare von Confluentes oder Borbetomagus unsicher machen. Das war besser als hier, denn hier kannte man ihn und die Lupanare hatten schon lange keine neuen Frauen bekommen. Er kannte die auf die es ankam...und hatte keine Lust die Vermittlerinnen zu nageln, die zwar schon recht betagt aber immer noch gut bei Figur waren. Nein, Borbetomagus, da sollte angeblich eine Numidierin für Aufsehen sorgen. Wie eine Katze sollte sie sich bewegen und recht biegsam sein. Ocella schluckte und griff nach dem Becher. Er musste sich ablenken, denn er hat schon länger keinen Stich mehr gehabt.

  • Ein paar Schwarzkutten hatten die Taberna betreten. Als die sich Platz schafften, wartete Sabaco äußerlich ruhig, doch seine Muskeln waren angespannt, da er nicht abschätzen konnte, ob sie die Nächsten waren und dann würde es hier Saures geben. Er würde seine Haut und die von Ocella teuer verkaufen. Doch die Neuankömmlinge gaben sich mit dem geräumten Tisch zufrieden, so dass Sabaco die Hand wieder vom Krug nahm. "Wer sind die?", raunte er. "Sind das Prätos?" Er hatte noch nie welche gesehen. Da war man schon in einer Eliteeinheit und musste sich trotzdem in Germania vollregnen lassen. Sabaco grinste schadenfroh.


    Teres Hilko, neuderdings als Appius Vorenus Irgendwasus bekannt, fand indes im Angesicht der Köstlichkeiten keine Zeit, die Frage seines Gegenübers zu beantworten. Es war ihm vergönnt, eine solche Wunde erforderte entsprechende Erholung samt gesteigerter Futtermasse. Nachdem die Brüder den spachtelnden Einbeinigen genug bestaunt hatten, wandten sie sich wieder einander zu.


    "Eigentlich soll ich so schnell wie möglich nach Mantua", griff Sabaco den Faden wieder auf. "Auf direktem Wege und so. Aber wer kontrolliert das?" Er zuckte mit den muskulösen Schultern. Auf die verdammte Trauerfeier konnte er verzichten, selbst wenn sie nur ein Vorwand war. Stilo würde ein paar Tage länger ohne seine Anwesenheit überleben. "Wenn du mich nicht gleich wieder rausschmeißen willst, hat der direkte Weg eben etwas länger gedauert."

  • Auch Ocella mißfiel die Art und Weise mit der die schwarzgekleideten Kerle sich hier Raum verschafften. Auf Sabacos Frage hin raunte er, Ich habe keine Ahnung, wer die Typen sind, aber du könntest Recht haben. Die benehmen sich ziemlich selbstsicher und haben diese Art an sich...das sind Praetos... Grimm stieg in seinem Hals hoch. Sein Herz begann zu klopfen. Praetorianer waren damals in seiner Kindheit eine fast schon angebetete Einrichtung. Die Elite, ...jeder Junge träumte davon. Sie waren die Besten der Besten, ...inzwischen wußte er es besser. Gedungene Mörder, gewissenlose Vollstrecker des kaiserlichen Willens. Rücksichtslos, brutal und unbarmherzig. Er selbst entkam dem Durchritt einer Turma der Praetorianischen Reiterei durch einen Markt nur knapp. Einige andere hatten weniger Glück. Nein, die Praetos waren vielleicht respektiert, weil sie aus ordentlichen Familien stammten, aber sie waren bei ihm und seinem Bruder nichts weiter als arrogante, aufgeblasene Bastarde.
    Brummend, aber mit einem Auge auf die Kerle wandte er sich wieder Sabaco zu.
    Interessante Auslegung,...so schnell wie möglich. Ich versuche morgen mal mein Glück und leiere dem Decurio zwei Tage Urlaub aus den Rippen...dann begleite ich dich ein Stück und in Borbetomagus machen wir Halt,...das liegt auf dem Weg und birgt ein nettes Lupanar,...wer weiß wann wir das nächste Mal dazu kommen. grinste er seinen Bruder an und im Gegensatz zu diesem strahlten seine Zähne fast.

  • Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Bruder sich so viel Zeit für ihn nehmen würde. Nachdem Sabaco am ersten Tag seiner Volljährigkeit ohne einen Abschiedsbrief und ohne Gepäck abgehauen war (er war sicher, dass die Familie den Göttern gedankt hatte, wenigstens einen der Söhne los zu sein), hatten sie sich nicht mehr gesehen. Es wäre möglich gewesen, dass Ocella nun schmollte oder das Band zwischen ihnen zerrissen wäre. Und Briefe ... nah. Niemand schrieb gern Briefe. Außer diese Lackaffen von Stabsoffizieren. Die schrieben in Sabacos Vorstellung den ganzen Tag Briefe, wenn sie nicht gerade herumstolzierten und so taten, als hätten sie einen Nutzen. Ocella war anders, Ocella war ein Mann der Tat, Ocella war wie er. Das Band war noch da! Sabaco wurde von einer Welle brüderlicher Zuneigung überrollt und hörte auf, auf Ocellas blendend weiße Zähne zu starren.


    "Zwei Tage", freute er sich. "In Borbetomagus war ich noch nie. Lass uns das machen. Hast du einen guten Draht zum Decurio? Kann man den notfalls bestechen?"


    Vielleicht mit Wein, dann musste Sabaco noch welchen organisieren.

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