Das mit dem Hundebabyblick hatte mal wieder gewirkt. In meinem bisherigen Leben hatte ich die Erfahrung gemacht, dass man die Leute in zwei Kategorien einteilen konnte, solche, die beim Anblick kleiner Kinder und süßer Tiere schwach wurden. Das waren dann die, bei denen der Hundebabyblick zu 99,9% wirkte. Und dann gab es aber auch die, denen kleine Kinder und Tiere völlig Schnuppe waren. Die schlugen dir dann noch eins mit dem Stock über, wenn du den Hundebabyblick auspacktest. Mein potentieller Besitzer in spe gehörte also zu der ersten Kategorie und deshalb bot er dann auch gleich mal ein paar Münzen mehr. Brav so!
Wieder war ich erleichtert und hoffte, dass es nun endlich bald vorbei war. Aber irgendwie sah dies das Schicksal ein wenig anders. Noch schaute ich zu Massa hinunter. Dabei huschte auch ein erwartungsvolles Lächeln über meine Lippen. So viel Zaster müsste doch jetzt reichen! Ob Lunas Freund nun endlich auch aufgab? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das immer noch so weitergehen sollte. Und während ich darüber noch nachdachte und mein Blick auf seinem ruhte, geschah etwas um mich herum. Einige der Leute wurden unruhig und kamen in Bewegung. Einige andere machten einer pompösen Sänfte Platz, die von mehreren Männern begleitet wurden. Ein Raunen ging durch die Menge. Aha, dachte ich, noch so’n reicher Heini! Wenn der jetzt noch mitmischte, dann konnte das hier noch Stunden dauern. Und ob der Vinicier so viel Ausdauer, vor allen Dingen aber noch so viel Knete hatte, stand auf einem ganz anderen Blatt! Aber es sollte noch besser kommen!
Einer der Männer schrie etwas von WEITERMACHEN und die KAISERIN WÜNSCHT ES SO! Ich musste garantiert ganz dusslig aus der Wäsche geguckt haben und meine Kinnlade klappte herunter, als ich das hörte. Die Kaiserin? Echt jetzt? Da musste ich mal kurz aber herzlich lachen! Hab ich's nicht gewusst?! hätte ich am liebsten laut über den Platz gegrölt. Nachdem sich schon so viel illustre Herrschaften hier zu so früher Stunde eingefunden hatten, wäre das eigentlich die logische Schlussfolgerung daraus gewesen.
Ja und jetzt? Was machte man, wenn zufällig ‘ne Kaiserin vorbei kam und hier rumstand und man selbst wurde gerade an den Mann oder an die Frau gebracht? Naja, zuerst stand ich nur da, wie angewachsen und guckte dumm. Titus neben mir machte eine tiefe Verbeugung. Sollte ich das auch machen? Ich überlegte nicht lange und verbeugte mich dann auch. Nicht, dass es am Ende hieß ‚guck mal, die Sklavin hat’s nicht nötig, sich auch zu verbeugen'.
Titus‘ Stimme riss mich aus meiner Faszination heraus. Dieser geldgeile Hund hatte immer noch nicht genug! Wahrscheinlich machte er das für extra, um der Kaiserin zu imponieren und um dadurch noch mehr Kohle zu scheffeln.
Zunächst dauerte es einem Moment, denn die Leute starrten immer noch wie gebannt auf die Sänfte der Kaiserin. Einige andere hatten es plötzlich ziemlich eilig, hier weg zu kommen. Auch ich starrte ch hinüber zur Sänfte. Meine Konzentration hatte sich gerade im Sparmodus eingeloggt, als das nächste Gebot kam. Kein Wunder, denn diesmal wurde es ja auch nicht gebrüllt. Wahrscheinlich war der Brüllaffe heiser geworden oder Luna hatte zu verschärften Mitteln gegriffen, die ich aber im Tumult nicht mitbekommen hatte. An Titus hocherfreutem Gesicht konnte ich aber erkennen, dass sein Durst nach ordentlich Kohle weiter gestillt wurde. Ich fragte mich, ob Massa das neue Gebot auch gehört hatte. Zum Glück stand er noch da…