Cubiculum | Tiberius Helvetius Faustus

  • Morrigan fuhr vor Schreck zusammen und ließ die Dattel, die sie grade aufnehmen wollte wieder auf das Tablett fallen. Was hatte sie denn getan um seinen Unmut zu erregen? Sie verstand es nicht. Nun war ihre Stimme leise fast schüchtern. „Ich war eine Lupa. Mir gehörte ein Lupanar. Es wurde mir von Helvetius Varus geschenkt. Ich musste nur ein teil der Einnahmen an ihn abgeben. Alles andere konnte ich selbst veralten und darüber verfügen.“ War es das was er wissen wollte? Bestimmt er war doch auch ein Helvetier. Bestimmt überlegte er, wie er jetzt an den Betrieb kam. „Mein Anteil an dem Lupar gehört jetzt wie alles was ich besitze Dominus Claudius“ Sie tarute sich nicht mehr aufzublicken. Nicht mehr nachdem er sie so angefahren hatte. So konnte er nun auch nicht die Tränen sehen, die in ihren Augenwinkeln hingen. „Nein. Morrigan bin ich nicht mehr. Ich habe keinen Namen mehr. Ich bin nur noch eine Serva. Eine Ding.. eine Sache.“
    Ihre Hände begangen wieder damit sich zu verkrampfen, denn ihre Unsicherheit stieg wieder. „Ich war Spenden verteilen, mit den anderen Sklaven des Hauses und Dominus Claudius Gallus“ Nein sie blickte immer noch nicht auf. Ihr Blich war auf die in ihrem Schossliegenden Hände gerichtet, die sich wiedereinmal so fest ineinander verkrampften, dass das Weiße an den Knöcheln hervortat.

  • Tief saugte ich die Luft ein und hob meine Augen gegen die Decke und hörte mir ohne Morrigan zu unterbrechen an, was sie über ihr bisheriges Leben berichtete. Es war das Leben was ich zum Teil schon Gerüchteweise gehört hatte. Es war gut es aus ihrem Munde zu hören aber, warum nur beantwortete sie mir nicht die eine Frage? Geschah das weil es der Schlüssel zu diesem hier, ihrem veränderten Wesen war? Warum erzählte sie mir nicht was vor ihrer Zeit in Rom war? Was sie dann sagte ließ mich erschauern.
    „Nein. Morrigan bin ich nicht mehr. Ich habe keinen Namen mehr. Ich bin nur noch eine Serva. Eine Ding.. eine Sache.“ Kalt lief es mir über den Rücken als ich dies hörte. Es hatte etwas unnatürliches an sich. Als ob sie fremdgesteuert wäre und sie auf Worte oder Reize in bestimmter Weise reagiere.
    Wer hat das gesagt? Wer bestimmte es? Jeder Sklave in Rom ist eine Sache, das ist nichts neues. Rom kann nicht mit dir gesprochen haben. Tausende von Stimmen sind Rom. Ich möchte wissen welche von diesen Stimmen Roms sagte, dass du eine Serva bist und wo diese eine Stimme es zu dir sagte.
    Mittlerweile saß ich wieder. Saß da, meine Ellbogen auf meine Knie gestützt, die Fingerspitzen meiner zusammengelegten Hände, tippten gegen meinem Mund und ich betrachte Morrigan aufmerksam. Ihr Haltung war mehr als angespannt. Allein die weißen Fingerknöcheln verrieten es mir.
    Ich wünschte mir, ich könnte mit einem einzigen Fingerschnippser die alte Morrigan herbeirufen. Diese kannte ich nicht, wollte sie aber kennen lernen. Die frau da, besser gesagt das Häuflein vor mir hatte etwas fremdes, anormales an sich. Der Mensch wurde oder war zerstört worden. Sah das keiner? Gab es hier keinen der sie von früher kannte?
    Fragen über Fragen warf das Häuflein vor mir auf. Welche Antwort würde ich jetzt von ihr erhalten?

  • Morrigan verstand nicht. Sie verstand nicht, was er hören wollte. Sie verstand nicht was er sagen wollte. Sie verstand gar nichts mehr. Warum konnte er sie nicht einfach in Ruhe ihre Arbeit, ihre Aufgaben machen lassen. Was wollte er hören? "Viele Stimmen?" Wiederholte sie nun fragend. "Ja Stimmen, gefährliche Stimmen. Stimmen den man folgen muss." Sagte sie dann schließlich doch genau so kryptisch wie er es tat. "Überall. Sie sind überall. Niemand ist sicher. Niemand." Nun sah sie auf und man konnte die Angst in ihren Augen sehen. "Bitte…" flüsterte sie leise. "…bitte frag nicht weiter. Es ist gefährlich." Während sie nun wieder zu einer der Dattel griff, tatsächlich stopfte sie nur das Süße Zeug in sich rein, verrutschte ihre Tunika leicht, so das man den frischen verband erblicken konnte. Sie selbst bemerkte da nicht. Sie konzertierte sich drauf, die Dattel mit langsamen Kaubewegungen zu essen.

  • Mühsam unterdrückte ich meine Lust, einfach mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. Ich befürchtete der kleine Tisch würde in seine Bestandteile zerfallen. Drehte ich mich gerade im Kreise mit ihr? Fragen hatte ich jede Menge, doch wo und wie ansetzen, wenn ich immer ähnliche Antworten erhielt. Wäre ich doch nur fähig ihr eine Kopfwäsche zu verpassen, damit ich wusste was in ihrem Gehirn so ablief und warum und durch wem es so gekommen war. Ihr "bitte frag nicht weiter“, kam nicht zu ihrem Schutz, glaubte ich zu wissen. Sie sagte es um den Fragenden zu schützen. Das war für mich eine sichere Erkenntnis. Vor wem sie schützen wollte, wusste ich auch, nur wissen ist nicht beweisen. Beweisen können musste ich es, bevor ich etwas unternehmen konnte.
    Wieder hatte ich meine Wanderung durch mein Zimmer aufgenommen und betrachte die kleine Sklavin dabei von Zeit zu Zeit. Meine Augen weiteten sich, schon stand ich vor, schob ihre Tunika an der Schulter zur Seite und knurrte dabei.
    Das ist neu. Was ist das? Wer hat dich da verletzt?
    Sollte ich ihr den Verband einfach entfernen? Nein sie sollte es mir sagen.

  • Morrigan saß einfach nur still da und besah sich gerade die süße Dattel in ihren Fingern. Sie schreckte zurück, als er ihre Tunika von der Schulter schon und so den frischen Verband freilegte. Nun sprang sie von dem Stuhl hoch. Die Dattel die eben noch zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten wurde fiel in einer langsamen Bewegung zu Boden, dort stand sie noch einen Weile bis sich schließlich zur Seite kippte und unter den Tisch rollte. Morrigan selbst zog sich zurück, nicht nur körperlich, indem sie versuchte Abstand zwischen sich und den Helvetius zu bringen, sondern auch emotional machte sie nun vollkommen dicht. Sie zog ihre Tunika wieder auf die Schulter zurück. Ihre rechte Hand blieb an jener Stelle wo der Verband war um ihn zu schützen? Oder zu verbergen. „Ich habe doch gesagt es ist gefährlich. Sicherheit gibt es nicht“ Wie oft hatte sie das in der letzten Zeit wiederholt? Nur keiner wollte ihr Glauben. Keiner hörte zu. Auch der hier nicht. „Dominus. Ich möchte jetzt gehen. Bitte!“ sagte sie mit emotionsloser Stimme.

  • Völlig überrascht von der Reaktion der Sklavin, starrte ich diese an. Wie konnte man einen Menschen nur so zerstören? Meine Meinung war, Sklaven waren nur in der Sache, ihrer Funktion wichtig und hatten zu funktionieren, dennoch waren sie ein Mensch. Es gab doch genug Beispiele in Rom. Bürger Roms die sich mit ihren Sklaven anfreundeten. Mit einem Möbelstück, was ja eine Sache war, würden sie es bestimmt nicht.
    Ich nickte Morrigan zu,
    gut du kannst gehen, aber
    und dieses aber betonte ich,
    ich begleite dich zu deiner Unterkunft.
    Damit überließ ich ihr die Führung.
    Ich wollte sicher sein, dass sie sich in ihre Kammer begab.

  • Warum bei allen Göttern wollte er denn nun mitkommen. Sie wurde aus dem Mann nicht schlau. Aber was half es? Nichts sie musste gehorchen. Also nickte sie und sagte leise. „Ja Dominus.“ Sie ging also vor, aus dem Zimmer heraus, über den Flur, die Treppen hinab. Durch den Säulengang in den hinteren teil der Villa. Hier war sie die Sklavenunterklunft.

  • Ein wenig ungewöhnlich vielleicht, aber Menecrates kümmerte es nicht, dass er seinen Sekretär aufsuchte statt diesen zu sich zu rufen. Faustus besaß mehr Bedeutung als nur Scriba oder Liktor: Menecrates vertraute ihm, schätze ihn und fühlte sich mit ihm freundschaftlich verbunden. Daher zögerte er nach der Audienz beim Kaiser nicht, sondern suchte sofort das Gespräch.


    Er klopfte und frage aus Anstand: "Darf ich eintreten?" Er konnte schließlich nicht ausschließen, seinen Sekretär schlafend, sich umkleidend oder in Gesellschaft einer Dame vorzufinden. Faustus wohnte hier und musste niemand gegenüber Rechenschaft ablegen. Ihm stand außerdem ein persönlicher Freiraum und Privatsphäre zu. Immerhin wusste Faustus nun auch, wer Einlass begehrte.

  • Gerade hatte ich mich in einem meiner beiden Sessel niedergelassen, als es klopfte. Ich wollte gerade mit dem üblichen herein bitte antworten, als ich die Stimme des Senators vernahm. Es dauerte daraufhin ein wenig länger als üblich ehe ich antwortete. Es war nicht die Tasache, dass der Consular zurück von der Audienz beim Kaiser war oder dass er wie üblich mit mir über solch einen Besuch in seinem Arbeitszimmer mit mir sprach, sondern, dass er mich sofort in meinem Cubiculum aufsuchte, die mich einen Augenblick vor Überraschung zögern lies. Was mochte das bedeuten? Mit einem,
    aber gern doch,
    war ich aufgesprungen und ging Claudius Menecrates einige Schritte entgegen.

  • Die Begegnung verlief wie unter Freunden und ähnelte in keinster Weise einem Arbeitgeber/Angestelltenverhältnis. Ein Lächeln umspielte Menecrates' Lippen, als er eintrat.


    "Ich habe Neuigkeiten, mein lieber Faustus", sprudelte es bereits aus seinem Mund, als er auf seinen Sekretär zutrat. Er fasste ihm seitlich der Schulter und drückte kurz, bevor er sich nach einer Sitzgelegenheit umsah. Er saß zwar nicht gern, aber nach langem Stehen und weiten Wegen doch. "Gute und schlechte Neuigkeiten. Welche möchtest du zuerst hören? Wobei… es kommt ganz auf die Sichtweise an, ob sie als gut oder schlecht bewertet werden können." Hier seufzte er und ließ durchblicken, dass er Redebedarf hatte.

  • Neuigkeiten? Das mussten zumindest interessante Neuigkeiten sein, eher sogar wichtige, wenn der Consular damit sofort zu mir in mein Cubiculum kam.
    Aber nimm doch bitte zuerst Platz, darf ich dir Wein oder lieber Wasser anbieten?
    Ich wusste der Claudier trank eher selten Wein lieber Wasser, das besonders dann wenn ihn wichtige Gedanken beschäftigten. Ohne eine Antwort ab zu warten öffnete ich die Türe und hatte Glück, gerade ging eine Sklavin vorbei.
    Bring uns bitte Wein und kühles Wasser, sowie ein paar Kleinigkeiten.
    Das gab heute bestimmt einen längeren Gedankenaustausch.
    Nun in der Regel erfahre ich meist lieber zuerst die schlechteren Nachrichten, dann halte ich es heute auch so. Obwohl, ich gebe es zu, mich auch die gute Nachricht reizt.
    Was mochte der Kaiser für wichtige Neuigkeiten für den alt gedienten Senator haben?


    Zu der Zeit als Claudius Menecrates das Amt des Präfectus Urbis bekleidet hatte dachte ich, er würde nach dem Amt des Consuls ein weiteres Amt anstreben. Irgendwann in den letzten Monaten war mir bewusst geworden wie sehr die Zeit als Consul an seinen Kräften gezehrt hatten. Viel hatte ich in alten Akten gelesen und hatte für mich die Meinung gefasst, selten hatte ein Consul eine so anstrengende Amtszeit wie der Claudier und wurde so wenig oder gar nicht unterstütz. Selbst der Flavier, der mann seiner Enkelin hatte ihn jämmerlich im Stich gelassen. Manchmal dachte ich es wäre nicht wenige damit beschäftigt gegen ihn zu arbeiten. Sein einziges privates Vergnügen, die Arbeit in der Factio, machte man ihm dazu auch noch besonders schwer.
    Während dieser Zeit hatte ich für meine Zukunft den Entschluss gefasst, nach keinem Amt zu streben, denn ich war kein Mensch der seine Gesinnung je nach Wetterlage einfach so drehte. Ich sah doch wie es den Claudier aufrieb, eisern bei seiner Linie zu bleiben und dadurch überall an zu ecken. Dabei verstand er sich noch im Gegensatz zu mir auf Diplomatie. Manchmal dachte ich schon ich wäre kein echter Römer, da ich nichts mit dem schmeicheln, oberflächlichen freundlich tun, sowie dem Nehmen und Geben anfangen konnte. Ich war einfach nicht empfänglich dafür. Für mich war es durchaus verständlich wenn der Senator jetzt eine längere Pause einlegte oder sich sogar aus allen Ämtern zurückzog. Es war nicht die Arbeit die ich scheute es war das manipulierende Spiel mit den Menschen was mir nicht gefiel und in diesen Strudel wollte ich mich erst gar nicht hineinziehen lassen; denn dafür war ich nicht vorbereitet worden.


    Ich sah es dem Consular an wie sehr es ihn drängte über alles zu sprechen und ich selber freute mich schon über ein Gespräch wie wir es lange nicht mehr gehalten hatten.

  • Menecrates fühlte sich bei der Frage nach den Getränken wie ein Gast und das gefiel ihm. Obwohl im eigenen Haus bedeutet es, dass er keine Verantwortung trug und nichts weiter als er selbst sein durfte.
    "Wasser, Faustus. Für mich nach Möglichkeit immer Wasser." Seine Erklärung erfolgte beiläufig, denn Faustus stand bereits an der Tür und gab die Bestellung auf. Menecrates sah ihm gedankenverloren hinterher und fühlte sich gut. Hier fand er eine Umgebung und die Gesellschaft, um sich unbelastet und frei zu fühlen. Wann konnte er das schon? Eigentlich fast nirgends. Zumindest vor Kindern und Enkelkindern wollte er stark erscheinen.
    Er suchte sich einen der Sessel als Sitzplatz aus und ließ sich nieder. Sein rechter Ellenbogen stützte sich auf der Armlehne ab, während sein Kinn in der Handfläche lag.
    "Weißt du eigentlich, dass du eine der wichtigsten Stützen für mich bist?", sagte er wie beiläufig, als Faustus zurückkehrte. Dahinter steckte die ungeschminkte Wahrheit. Er setzte sich aufrecht hin, weil er bei solchen Themen nicht fläzen wollte.
    "Wahrscheinlich bist du sogar die wichtigste überhaupt. Du hilfst mir, die Gedanken zu sortieren, du unterstützt mich ohne wenn und aber. Alles was du zusagst, setzt du um. Auf dein Wort ist Verlass." Er atmete einmal aus, dann fuhr er fort: "Ist dir schon einmal aufgefallen, dass die meisten anders reden als sie handeln?" Eigentlich eine dumme Frage, wie er nachträglich fand. Es musste Faustus auch aufgefallen sein.
    "Tja…"
    Er zwang sich zu einer Sicht auf das Positive, denn es brachte nichts, an Enttäuschungen festzuhalten.
    "Ich kann mich bei dir fallenlassen und wenn ich blind und hilflos wäre, würde ich mich trotzdem sicher fühlen. Deswegen bin ich hier. Ich habe Neuigkeiten und du wolltest zuerst die schlechten hören." An dieser Stelle musste er leicht schmunzeln. Eigentlich zuckten nur seine Mundwinkel und er hoffte, in seiner Zuversicht nicht über das Ziel hinausgeschossen zu sein.


    "Die schlechte Nachricht ist, dass ich deine Unterstützung brauche und damit Arbeit auf dich zukäme, sofern du dich dazu entschließen kannst, weiterhin den Mächten die Stirn zu bieten." Sein Blick ruhte auf Faustus' Gesicht und suchte in dessen Zügen zu lesen.

  • Aufmerksam betrachtete ich den Consular als er so in seinem Sessel saß. War er müde? Drückten ihn Sorgen oder hatte ihn die Audienz beim Kaiser sehr angestrengt. Ich wusste Claudius Menecrates hatte ein recht gutes Verhältnis zum Kaiser, das hatte ich selber schon einmal beobachtet. Genauso aber und das war nicht mein Ding, wie sorgfältig man dort jedes Wort abwägen musste.
    Bei der Frage die dieser mir dann stellte, zog ich meine Augenbrauen zusammen und musterte ihn skeptisch? Das war jetzt nicht sein ernst. Ich hoffte zwar, dass ich meine Arbeit gut machte und wusste wie wichtig es sein konnte Fragen mit jemanden zu erörtern aber trotzdem. Nach der Skepsis stellte sich Verlegenheit ein.
    Mir war es manchmal, als ob der Claudier nicht nur mein Arbeitgeber wäre sondern unser Verhältnis dem eines Vater Sohnes glich. Der erwachsene Sohn spricht vertrauensvoll mit seinem Vater und kann das, was er von diesem erhalten hat, jetzt zurück geben und eine Stütze für den Vater sein. Wenn ich eines von meinem Vater mitbekommen hatte so war es stets sein Wort zu halten und bevor man es gab, abzuwägen ob dies überhaupt möglich wäre.
    Doch irgend etwas nagte bestimmt an dem Senator, wie seine nächste Frage mir bestätigte. Ich nickte und ob es mir aufgefallen war. Ich hatte mir schon überlegt ob es immer so war oder eine Zeiterscheinung war. Geredet wurde viel, dabei hatte fast jeder nur seine gute Selbstdarstellung im Kopf. Für mich war das ein wichtiger Faktor mit dem ich hier in Rom klar kommen musste. Es war eine harte Erfahrung, wie ich fand. Genau das ich dies nicht konnte, hatte mich für viele als naiv oder gar einfältig erscheinen lassen.
    Und ob mir das aufgefallen ist. Es war das erste was hier lernte, traue keinem Wort eines Römers. Beobachte, warte ab und sondiere danach. Ich hoffe, ich wurde nicht zu misstrauisch und habe eine gesunde Portion davon. Was mich dabei am meisten irritiert, viele von denen die so handeln stehen direkt im Dienste Roms. Sie sind für die Römer da. Wie kann man so seinen Dienst an den Römern versehen? Ist das Römische Reich so korrupt, dass es das mit sich geschehen lässt. Wie kann ein einfacher Römer sich gegen solch ein Verhalten wehren? Ich glaube bei einer Nachfrage, seitens des einfachen Römers, würde diesem Honig ums Maul geschmiert oder wie manche es machen, er würde einfach, entschuldige jetzt meine einfache Wortwahl. Er würde schlichtweg, dumm und dämlich gequatscht, so das er am Ende alles Glauben würde.
    Erschrocken hielt ich inne,
    oh ich glaube jetzt rede ich zuviel. Es ist weil …
    hier zögerte ich ein wenig und hoffte es würde jetzt nicht als ein einschleimen meinerseits betrachtet,
    weil ich bei dir reden kann und du mir zuhörst. Dabei schieße ich wie mir scheint über das Ziel hinaus. Du bist es ja der etwas loswerden oder bereden wolltest. Eins aber noch, es freut mich wirklich sehr, dass es dir in meiner Gegewart so ergeht.
    Ich spürte, dass ich ein wenig aufgewühlt war und versuchte mich auf das kommende zu konzentrieren. Jetzt musste sich großes erstaunen auf meinem Gesicht zeigen.
    Was für eine Frage, sicher kann du dir meiner Hilfe und Unterstützung gewiss sein. Ich hoffe ich muss nicht zu sehr betonen, dass ich immer versuchen werde dir, so fern es mir möglich ist, hilfreich zur Seite zu stehen. Vor Arbeit scheue ich mich nicht, auch wenn es nicht mehr so sehr, wie früher körperlich Arbeit ist.

    Meine Neugierde auf das was kommen würde war allmählich nicht mehr zurück zu halten. Fast hätte ich gegrinst und dachte er versteht es wirklich Spannung zu erzeugen.

  • Während Faustus sprach, nickte Menecrates fast durchweg, weil er in Gänze die Meinung seines Sekretärs teilte. Mehr noch: Faustus entwickelte Gedanken, als könne er auf direktem Weg in das Hirn des Senators blicken und dort lesen. Zwischenzeitlich musste Menecrates deswegen schmunzeln und sogar mit dem Kopf schütteln. Er atmete gleichzeitig hörbar und entlastet auf, weil er sich glücklich schätzte, einen Menschen um sich zu wissen, dessen Werte seinen stark ähnelten.
    Als Faustus seine Redseligkeit unangenehm wurde, winkte Menecrates ab.
    "Reden und zuhören gehören zu einem guten Verhältnis. Bei Freundschaft sind sie unabdingbar und sollten in einem ausgewogen Verhältnis sein. Daher höre ich dir natürlich zu, wenn dich etwas bewegt, so wie du mir zuhörst, wenn mich etwas beschäftigt." Er lächelte, wurde aber ernst, als er fortfuhr.

    "Ich zahle im Grunde seit meiner Jugend Lehrgeld in Sachen Vertrauen und obwohl ich mir immer wieder vornehme, nicht unüberlegt oder vorschnell Vertrauen in Personen oder deren Aussagen zu stecken, passiert es mir ständig neu. Ich schätze, ich bin einfach ein recht vertrauensseliger Mensch." Im Grunde wollte Menecrates aber auch nicht anders sein, weil er sich selbst auch mögen können wollte.


    "Sehe ich mich getäuscht, ziehe ich mich zurück. So erklärt sich der über die Jahre erworbene Stand abseits der Menge." Er lächelte, ganz ohne Wehmut. "Bitter wird es nur dann, wenn erweckte Hoffnungen sterben. Dann heißt es: umorientieren, Zähne zusammen und weiter."


    An dieser Stelle atmete er wieder auf - dieses Mal aber nicht erleichtert, sondern beschwert.


    Schließlich konzentrierte er sich auf Faustus' letzte Aussage, die ihn erfreute.
    "Es bedeutet mir viel, dass du mir zur Seite stehen willst und keine Arbeit scheust. Dann kann ich mich auch trauen, dir von der Größe der eventuell bevorstehenden Aufgabe zu berichten." Hier lächelte er verschmitzt. "Ich habe mich tatsächlich getraut, mich für das Amt des Praefectus Urbi zu bewerben - indirekt." Er machte eine Pause, um Faustus' Reaktion beobachten zu können. Erst dann sprach er weiter. "Dabei bin ich nicht mit diesem Vorhaben zur Audienz gegangen. Auf keinen Fall! Du weißt, ich wollte Marcellus auf den Posten verhelfen, auf den Kaiserbrief zum Thema Frauen in Ämtern eingehen und für dich die Lösung vom Ordo senatorius erwirken. Dafür habe ich übrigens die Zusage des Kaisers." Sein Blick weilte noch kurz bei Faustus, bevor er das Zimmer betrachtete, ohne es bewusst wahrzunehmen.


    "Tja, und dann entwickelte sich das Gespräch mit dem Kaiser so positiv, dass mir klar wurde, auf welch guter Basis wir verkehren und dass dies ja nicht nur positiv für den Einzelnen, sondern auch und vor allem für Rom wäre. Ich hatte eine Eingabe und bin ihr gefolgt."

    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Sein Blick suchte einen erhöhten Punkt an der gegenüberliegenden Wand.


    "Faustus, Praefectus Urbi… Weißt du, was das bedeutet, wenn die Wahl auf mich fällt?"

  • Endlich, fast hätte ich es laut gerufen, doch war es wirklich so, schon lange, schon bei beginn des Consulats oder war es schon vorher gewesen hatte ich darauf gewartet. Ich freute mich über diesen Entschluss.
    Endlich, wenn ich das so sagen darf. Es hat mich gestört, dass du zuerst das Amt des Consuls nach dem des Praetor Urbanus übernehmen musstest. Ganz so, als ob ich geahnt hätte, dass du nach dem Consulat kein Amt mehr übernehmen wolltest. Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr es mich freut. Rom wird dann den Mann auf diesem Amt bekommen den es braucht. Ein Mann der das Gesetz, die Götter und die Menschen ehrt und respektiert.
    Ich finde es ehrt dich, dass du zögerst solch ein wichtiges Amt übernehmen zu wollen. Es zeigt, du hast nicht vor es aus einem Gefühl der Überlegenheit gegenüber anderen zu übernehmen. Weiter dass du noch Selbstzweifel hat, weil du ein Mensch bist, der weiß, dass Menschen Fehler machen können. Rom kann ich nur gratulieren, wenn du es schaffst dieses Amt zu bekommen.

    Eine kurze Pause legte ich ein, denn endlich klopfte es und eine Sklavin brachte die gewünschten Getränke und kleine Köstlichkeiten. Nach einem kurzen zu nicken verschwand sie und ich schenkte Dem Claudier ein Glas Wasser ein und mir ein mit Wasser verdünnten Wein ein.
    Nachdem ich einen Schluck getrunken hatte sah ich den Senator an.
    Danke das du das mit dem Ordo senatorius für mich regeln konntest, somit bleibt meine Versorgung für die Zukunft geregelt und ich muss nichts ändern.
    Nach einem weiteren Schluck Wein, betrachtete ich lächelnd den Claudier. Viele meinten ihn zu kennen, doch diese Seite kannten nicht viele. Die wenn er sich über etwas freute, wenn er andere beschenken konnte, ihnen ohne eine Gegengabe zu erwarten etwas Gutes tun konnte. Es hatte mich schon oft geschmerzt wenn seine Klienten und er hatte sich wahrlich für viele eingesetzt, ihn so oft im Stich ließen und nicht da waren um ihn zu unterstützen.
    Nein, ich weiß nicht so wirklich was du meinst, nur... dass du nach dem Kaiser das zweit höchste Amt inne haben wirst. Und du wirst so wie ich dich kenne dann mehr als alles geben.

  • Natürlich freute sich Menecrates über den Zuspruch, wie könnte es anders sein. Er wandte den Blick zu Faustus, verblieb aber in der bequemen Haltung mit den Händen hinter dem Kopf. Das Schöne an allem: Faustus meinte das, was er sagte, auch so. Menschen, deren Haltung sich wandelte, je nachdem ob man ihnen die Front oder den Rücken zuwandte, waren Menecrates unheimlich. Er wusste, gäbe es Kritik, würde Faustus sie äußern.
    "Wenn es dir möglich ist, vieles richtig zu erahnen, vielleicht solltest du dich näher mit den Zeichendeutung der Götter befassen. Diese Gabe besitzt nicht jeder, sie ist eher rar. Es stimmt nämlich, ich habe mir nach dem Consulat nur schwer vorstellen können, ein verantwortungsvolles Amt zu übernehmen. Es ist schön, dass mein Entschluss dich freut." Menecrates fühlte sich verstanden und blickte wieder gedankenversunken in den Raum. Er freute sich, dass sein Zögern nicht als Schwäche ausgelegt wurde. Allerdings kannte in sein Sekretär. Andere mochten ihn weniger gut einschätzen.


    Die Getränke kamen und er setzte sich auf, als Faustus ihm das Glas reichte. Er bedankte sich mit einem kleinen Nicken und Lächeln.
    "Deine Versorgung wäre so oder so geregelt", erwiderte er mit einem Schmunzeln. "Meine Fürsorgepflicht der Familie gegenüber werde ich nie vernachlässigen, ganz gleich, ob ich stark eingespannt oder im Ruhestand bin. Und du gehörst zur Familie, das ist ja klar." Etwas hinzuzufügen, gab es nicht. Faustus gehörte zur Familie, zum Inventar, zum Grundgerüst. Es wäre unvorstellbar, würde er einmal heiraten und einen eigenen Haushalt gründen. An diesem Punkt angelangt, entstand ein Fragezeichen in Menecrates' Kopf.


    "Würdest du mit einer Ehefrau hier wohnen bleiben oder fortziehen?" Etwas Sorge schwang in seiner Stimme mit. Sie hatten nie über dieses Thema gesprochen. Genaugenommen kannte Menecrates Faustus' Pläne nicht.


    "Was die berufliche Unterbringung betrifft, dachte ich im Fall, dass mir das Amt anvertraut wird, dass du ein Officium direkt neben meinem beziehst. Normalerweise stehen dem Praefectus Urbi Offiziere und Soldaten zur Verfügung, aber auf dich möchte ich nicht verzichten. Natürlich nur, wenn du einverstanden bist. Wäre das ein Arbeitsplatz für dich?"



    edit: Fehlerkorrektur

  • Ich? Nein, als Opferhelfer helfe ich gerne ab und an aus, aber als Zeichendeuter bin ich bestimmt ungeeignet.
    Kurz über meine Antwort noch einmal nachdenkend, bestätigte ich es mir selber nochmals. Nein dafür war ich wahrhaftig nicht geeignet.
    Mich freute es auch immer wieder zu hören, dass sich unsere Meinungen oft, besser gesagt fast immer, ähnelten. Weit mehr aber, dass Claudius Menecrates gerne meine Meinung hörte und mit mir Neuigkeiten austauschte, eine Lage Besprechung abhielt oder einfach nur wenn die Zeit es zu ließ, eine Unterhaltung führte. Was mich aber immer wieder verwunderte und mir zu Anfang ein schlechtes Gewissen seiner Familie gegenüber eingab, war die Selbstverständlichkeit mit der er es fast schon nach dem Sklavenaufstand anordnete, dass ich in der Villa Claudia wohnte und dazu gehörte.
    Doch was dann kam versetzte mir einen großen Schrecken. Es war als ob er plötzlich kurz einen Deckel von einem Topf geöffnt hätte, den ich lieber geschlossen halten wollte.
    Natürlich hatte ich über die Frage, 'was wäre nach einer Heirat', nachgedacht, da aber keine Frau in Sicht war brauchte ich nicht über das Thema nach zu denken und konnte es zunächst von mir schieben. Ein wenig verlegen begann ich,
    nun ja, was soll ich sagen? Es ist keine Frau in Sicht und ….wie ich mich dann entscheide, hängt auch von der Frau ab. Doch sollte ich mich nicht allmählich nach einem passenden Haus umsehen, vielleicht reizt das dann eher eine Frau. Vielleicht bin ich aber auch zu unauffällig, zu farblos für die Damenwelt.
    Leicht nervös stand ich auf und trat an das Fenster. Die nächsten Worte ließen mich aufhorchen. Ach das ging? Das waren meine geheimen Sorgen gewesen.
    Erfreut drehte ich mich um.
    Das geht? Ich befürchtete bei diesem Amt würdest du nur ausschließlich mit Militärangehörigen arbeiten können.
    Erleichterung breitete sich jetzt merklich bei mir aus. Dann jedoch fiel mir etwas ein. War eigentlich die Frage des Consulars, 'Weißt du, was das bedeutet, wenn die Wahl auf mich fällt?"' beantwortet worden? Sollte ich nachfragen oder geschah die Beantwortung indirekt? Ich wischte mir mit meiner rechten Hand über die Stirn, ganz als ob ich störende Gedanken weg wischen wollte. Zusehr freute es mich, dass der Claudier innerlich bereit war für die nächste Aufgabe.

  • Menecrates wiegte den Kopf, als Fautus die Vermutung äußerte, eine Frau könne es mehr reizen, wenn der potentielle Ehemann alleine lebte.
    "Ich gelte gewiss nicht als Frauenkenner, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass ein Großteil der Frauen lieber in einen repräsentativen Haushalt einziehen würden, auch wenn sie nicht die erste Damenrolle übernehmen als in eine bescheidene Unterkunft, wo sie das Zepter schwingen. Das mag nicht auf alle zutreffen und ganz bestimmt würde dich nur eine erwählen, die so grundehrlich ist wie du selbst. Ich glaube, dass vor allem die Schwierigkeit darin besteht, eine solche Frau zu finden. Vielen ist ein farbloser Mann egal, weil sie neben ihm besonders glänzen."
    Er dachte an seine Frauen und zumindest die erste lag ihm weniger schillernd, dafür aber bodenständiger in Erinnerung. Die zweite hätte ihn wohl nicht auf sich aufmerksam gemacht, wenn er nicht als wohlhabend bekannt gewesen wäre.


    "Ich übrigens, würde dich auf der Stelle wegheiraten, wenn du eine Frau wärst." Menecrates grinste. Er fühlte sich locker, wie schon lange nicht mehr. Zwar trug er ein größeres Paket an Nachdenklichkeit als früher mit sich herum, aber die Last auf seinen Schultern fühlte sich geringer an.


    "Ja, und was das potentiell neue Amt betrifft: Natürlich ist es üblich, dort mit Militärangehörigen zu arbeiten. Sofern sich jemand daran stört, dass ich mit dieser Gepflogenheit breche, werde ich gute Argumente finden, dass ich einen persönlichen Vertrauten zu meiner Unterstützung hinzuziehe und beanspruche."
    Er setzte sich wieder aufrecht hin, nachdem auch Faustus seinen Sitzplatz aufgegeben hatte.
    "Ich muss noch einiges im Vorfeld klären, gerade im Senat. Dann aber werde ich ein Schreiben an den Kaiser richten und meine Bewerbung bestätigen. Wie sieht es bei dir aus? Hast du auch noch Erledigungen zu treffen? Gut möglich, dass du eine Zeitlang nicht dazu kommst, denn bisher gab es kein Amt und keinen Posten, bei dem ich nicht Altlasten aufzuarbeiten hätte, bevor die eigentliche Arbeit beginnt und dazu möchte ich gern auf deine Unterstützung zurückgreifen." Er griff zu den Köstlichkeiten, stand auf und stellte sich neben Faustus.


    "Vermisst du eine Frau? Wünschst du dir eine?" Menecrates selbst war zwiegespalten. Einerseits war er froh, seine Ruhe zu haben, weil ihm Ofella als extrem anstrengend in Erinnerung lag. Andererseits vermisste er manchmal auch Wärme und Fürsorge.

  • Die Fragen zum Thema Frauen hielten mich geistig gefangen. Natürlich hörte ich die Meinungen des Claudiers zu diesem Thema, genauso wie die zu dem Amt. Nickte auch zu der Frage nach möglichen Erledigungen, obwohl hatte ich das wirklich? Dann traf er dennoch unerwartet mit den beiden letzten Fragen den Kern der Sache. Natürlich vermisste ich eine Frau, zumal ich mich, als ich mich in Rom eingerichtet hatte, auch in dieser Beziehung eingerichtet hatte. Es war keine Ehe aber dennoch, ich hatte da meine Pläne.
    Ja ich vermisse eine Frau, meine Mania. Mit ihr kam ich nach Rom. Sie war, wenn auch eine Sklavin, die passende für mich, ehrlich und treu. Sie kümmerte sich um mich und ich wollte sie freilassen. Der Sklavenaufstand zerstörte diesen meinen Traum. Man fand viele Leichen dort wo das Haus mit den völlig zerstörten Wohnungen gewesen war.
    Noch während ich sprach war ich zum Fenster getreten um wieder hinaus zu starren.
    Eine Frau wäre wirklich das, was mir noch fehlt. Was nutzt mir das finanziell abgesichert sein, wenn keiner da ist der sich mit mir daran erfreut und mir Wärme und mehr schenkt?
    Um diesem Thema jetzt nicht weiter nach zu hängen konzentrierte ich mich was der Senator noch angesprochen hatte. Da war einmal, das er noch etwas im Senat zu klären.
    Eigentlich schade, dass ich keine Senatssitzung direkt erleben kann.
    Das war ein Thema über das wir kaum gesprochen hatten.
    Geht es da ruhig oder doch eher hitzig zu? Wie ist so die Beteiligung? Themen abhängig oder Personen abhängig. Reagieren die Senatoren Sachbezogen oder eher Personenbezogen?
    Ja da würde ich wirklich einmal gerne Mäuschen sein. Alleine um festzustellen ob die Senatoren auch wirklich das Vertraten was sie den Römern verkaufen wollten.

  • Als Faustus von seiner Sklavin Mania zu sprechen begann, ruhte Menecrates' Blick auf ihm. Er hörte Wehmut heraus und wusste nicht recht, wie er am besten reagieren sollte. Obwohl der Sklavenaufstand lange zurücklag, schien die Wunde nicht verheilt zu sein. Faustus ließ außerdem offen, ob Mania verschollen war oder unter den Leichen gefunden wurde. Offensichtlich fiel ihm das Sprechen schwer, denn er stand längst am Fenster und blickte hinaus. Menecrates fragte sich, ob Faustus den Sklavenaufstand am liebsten verdrängen sollte oder ihn als Antrieb benutzen könnte, um den Tod seiner Lieblingssklavin, die mehr für ihn bedeutete als das, nicht sinnlos erscheinen zu lassen.


    "Vieles erscheint uns sinnlos und manchmal braucht es Jahre, um im Rückblick zu erkennen, dass eine erlebte Katastrophe der Beginn von etwas Neuem war. Zeitnah versperren uns Gefühle den Blick darauf. Wir brauchen den Abstand." Menecrates sparte sich den Hinweis auf das Leiten der Götter, dem man sich fügen musste. Er fand diese Tatsache häufig nicht hilfreich. Stattdessen hörte er weiter zu. Für eine neue Bindung hielt sich Faustus offenbar für bereit. Frauen gab es unzählige, allerdings scheiterten die meisten bereits beim Anspruch Ehrlichkeit, den Faustus eingangs nannte. Menecrates wollte die Augen offenhalten. Begegnete ihm eines Tages eine grundehrliche Bürgerin, würde er sie seinem Sekretär vorstellen.
    Um die trüben Gedanken nicht zu vertiefen, konzentrierte er sich auf das weitere Gespräch und musste herzhaft auflachen.
    "Eine Senatssitzung direkt erleben? Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie sie auf dich wirken würde: Entweder bist du belustigt und amüsierst dich so gut wie bei keinem Schauspiel zuvor oder du bist bestürzt und vergräbst das Gesicht in den Händen." Wieder lachte er leise vor sich hin, bis er bei den nachfolgenden Fragen ernster wurde. Am Ende blitzte auch nicht das winzigste Lachen mehr über sein Gesicht.


    "Stell dir eine Schlangengrube vor, in die du steigen musst. So in etwa ist das Klima im Senat. Dabei gibt es die verschiedensten Arten von Schlangen. Die kleinen ungiftigen kommen nicht zu Wort. Ihr Geist geht völlig unter. Entweder sie sind eingeschüchtert, zerdrückt oder aufgefressen. Es dominieren die Arten der Würge- und der Giftschlangen. Bei ersteren wird dir die Luft knapp, weil sie mit ihrer Gewichtung die Senatsentscheidungen dominieren. Am unangenehmsten sind die Giftschlangen und von denen die Klappernden. So eine Klapperschlange kann nicht anders als drohen und blitzschnell zuschnappen. Eine Schlange dieser Art kann auch nicht denken, sondern wird fortlaufend von ihren niederen Instinkten mitgerissen."
    Menecrates trat zu Faustus und blickte gleichsam zum Fenster hinaus. "Daher, mein lieber Faustus, geht es sowohl ruhig als auch hitzig zu. Ein Teil der Senatoren ist ruhig, weil sie nichts zu sagen haben, andere warten auf den passenden Angriff und andere mähen nieder, was ihnen vor die Giftzähne kommt. Und glaub mir, so einer Giftschlange ist das Thema gleich. Mitunter glaube ich, sie weiß gar nicht, worum es geht. Hauptsache sie kann ihre Giftzähne in Fleisch schlagen."


    Er hob den Zeigefinder. "Und doch gibt es auch Positives zu berichten: Man soll es nicht meinen, aber selbst in dieser Schlangengrube gibt es einen Beschwörer. Du weiß sicher, was ich meine. Jemand, der mit sanften Bewegungen und einfühlsamer Musik selbst eine Klapperschlange zum Einhalten bringt." Menecrates blickte zu Faustus und flüsterte, als handele es sich um ein Geheimnis. "Der Kaiser!" Er nickte anerkennend und sprach in gewohnter Lautstärke weiter. "Das ist der Grund, weswegen ich mich zu guter Letzt doch für das Amt des Stadtpräfekten beworben habe."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!