Cubiculum | Tiberius Helvetius Faustus

  • Seltsam, dachte ich als ich die Worte des Claudiers zum Tod meiner Sklavin Mania hörte, es hatte wirklich gut getan endlich einmal mit jemanden darüber gesprochen zu haben. Sie war tot für mich gab es da keinen Zweifel, denn ich war mit ihr zusammengewesen als der Senator bei den Spielen des Flaviers war. Die Wohnung hatte ich erst später verlassen, danach war das Haus in der sich meine Wohnung befand durch einen Brand der von dem Nachbarhaus ausging zerstört worden. Man hatte unter den Trümmern einige nicht mehr zu identifizierende Leichen gefunden Leichen gefunden. Es war für mich als ob ich das Thema, so schmerzhaft es auch war, endlich abschließen konnte um mich neuem zu zuwenden.


    Voll interessiert hörte ich den Ausführungen zum Thema Senatssitzung zu. Mehrmals nickte ich leicht verstehend.
    Dann bin ich wirklich froh, dass ich erst gar nicht auf die Idee kam ,nach Ämtern, Senatswürden oder sonstigen zu trachten. Ich wäre absolut nicht die Person dazu, auch wenn dies scheinbar zu den vornehmsten Pflichen eines gut situierten Römers gehört.
    Mir geht es gut, ich habe ein gutes sogar sehr gutes Auskommen und mir dies selber erarbeitet. Ich sollte wirklich einmal überlegen wie ich den Göttern wirklich danken kann. Opferzeremonien haben wir ja reich lich während deiner Consulatzeit durchgeführt, aber das ist mir zu allgemein, wenn du verstehst was ich meine. Es sollte etwas anderes als das Übliche sein.


    Ich schaute in einer Mischung aus Neugierde und ahnend zu dem Consular.
    Ein Lächeln zog sich über mein Gesicht, hatte ich doch richtig gedacht.
    Ich habe es mir gedacht, denn ich habe schon länger festgestellt, dass es dir, nach einem Besuch beim Kaiser, meist recht gut geht. Ganz so als ob du die Hoffnung nicht aufgeben würdest. Vielleicht kann der einen oder anderen Giftschlange der Zahn gezogen werden.

  • Menecrates schmunzelte über Faustus' Anmerkung, froh über den Verzicht auf Amtswürden zu sein. Er konnte die Einstellung verstehen, nur lag bei ihm selbst die Sache anders. Er musste nicht nur für sich entscheiden und sorgen, ihm unterstand eine Familie. Er trug eine vielfache Verantwortung, den Weg auch für seine Kinder und Kindeskinder gangbar zu machen. Alles, was er schuf, zahlte sich doppelt und dreifach aus, weil seine Nachkommen davon profitierten.


    Den Göttern zu danken, stellte ein gutes Stichwort dar, über das Menecrates nicht lange nachdenken musste. Er hatte es längst getan.
    "Ja, Opferzeremonien gab es reichlich." Wieder musste er schmunzeln, denn für einen einzelnen Mann stellten es damals zu viele auf einmal dar. Er war froh, eine Zeitlang nur im Stillen am Hausaltar gebetet zu haben. "Ob du es glaubst oder nicht, ich trage mich seit meinem Consulat mit dem Gedanken, der von mir verehrten Concordia ein neues Heiligtum bauen zu lassen. Unter ihrem Stern stand mein Consulat und wenn selbst ein Aedil oder Praetor einen Tempel stiften, warum dann nicht erst recht ein Consul? Ich hab es nur während meiner Amtszeit nicht geschafft. Es gab damals keinen Raum für solch ein Vorhaben."
    Für Momente blickte Menecrates seinen Sekretär an, während es in ihm arbeitete.


    "Entspräche dies einer eher unüblichen Möglichkeit, dich bei den Göttern zu bedanken?" Er neigte flüchtig den Kopf und unterstrich so seine Frage. "Ich trage die Kosten und du unterstützt mich? Im Tempel der Eintracht könnten wir dann auch beide für Eintracht zwischen uns und den Giftschlangen beten." Er lachte auf, denn die Bemerkung war zwar passend, aber nicht ernst gemeint.

  • Ja genau, das wäre es doch,
    lachte ich und schaute danach den Consular an. Sofort veränderte sich ich meine Miene. Verwundert stellte ich fest, das war nicht nur so dahergesagt, das war eine ernsthafte Überlegung.
    Ja sicher auf jeden Fall, das wäre eine unübliche Möglichkeit, eine besondere Art. Es ehrt mich, dass du dabei an mich denkst und mich dir helfen lassen möchtest.
    Ich und helfen einen Tempel für die Göttin Concordia zu bauen, einen Tempel der Eintracht. Ich konnte es nicht fassen. Zunächst war ich nur still und dachte darüber nach. Nach einer Weile kam meine erste Frage.
    An welche Art von Unterstützung hast du dabei gedacht? Ich bin kein Architekt oder Baumeister. Also ich meine, ich habe eher wenig Ahnung was deren Aufgaben sind und wie ich mich da einbringen kann. Aber wie ich dich kenne, hast du da auch schon eine Idee.
    Letztes fügte ich gut gelaunt hinzu. Die Idee einen Tempel zu erbauen gefiel mir immer besser. Ich war mir auch sicher, dass Claudius gerade die Göttin Concordia auserwählt hatte, geschah mit Bedacht, denn schließlich lag ihm die Eintracht in Rom am Herzen.

  • Menecrates lachte ebenfalls, als Faustus nur zum Schein bestätigte, obwohl er an einen Scherz glaubte.
    "Ja eben", setzte Menecrates noch einen obendrauf. Obwohl er sich amüsierte, bemühte er sich glaubhaft zu wirken. Schließlich erkannte Faustus die erst gemeinte Absicht und begann mit einer ersten Lagebesprechung. Fragen, Überlegungen - alles, was Menecrates auch bereits angestellt hatte.


    "Du kannst mir wertvolle Zeit sparen, indem du mir Wege abnimmst. Zugegeben, es kostet nicht nur Zeit, sondern oftmals auch Nerven, mit den zuständigen Behörden umzugehen. Das jedoch ist der Anfang unseres Unternehmens und auch hier ist aller Anfang schwer. Um die Ausführung brauchst du dir keine Gedanken machen. Zum einen besitzt unser Marsyas ein Architektenbüro, zum anderen habe ich in grauer Vorzeit einmal Architektur studiert. Der Bau des Amphitheaters in Mantua wurde von mir berechnet." Aus diesen Erfahrungen heraus kannte sich Menecrates nicht nur mit Statiken, sondern mit all den Formalitäten, Erfordernissen und zu beachtenden Riten bei Bauwerken aus.


    "Das einzig neue in unserem Fall, ist die Tatsache, dass wir uns um ein Grundstück bemühen bzw. klären müssen, ob für ein privates Vorhaben privates Land benutzt werden muss. In Mantua hatte die Stadt das Bauland zur Verfügung gestellt und die Legion das Theater errichtet. Allerdings handelte es sich beim Amphitheater auch um ein städtisches Gebäude."
    Im aktuellen Fall haperte es , denn sein Erfahrungsschatz warf diese Info nicht aus.


    "Wenn du mir also Wege abnehmen willst, dann würde ich als erstes zum Curator operum publicorum gehen. Er ist für die öffentlichen Bauwerke der Stadt zuständig. Zwar kann es sein, dass er nur für die bereits errichteten zuständig ist, aber wenn du ihm von unserem privaten Vorhaben des Tempelbaus erzählst, wird er dir sicherlich sagen, wen du der Baugenehmigung wegen fragen musst und ob die Stadt einen Standort zuweisen kann, wenn der privat finanzierte Tempel der Öffentlichkeit zugänglich sein soll. Baugenehmigung und Bauland, das sind die ersten Dreh- und Angelpunkte.
    Meinst du, das bekommst du hin?"

  • Natürlich, wie hätte ich auch nur denken können, das der Curator keinerlei Erfahrung in der Errichtung, eines großen für die Öffentlichkeit nutzbaren Gebäudes, habe. An die Riten hatte ich noch gar nicht gedacht.
    Mir scheint ich habe dann wiedereinmal Glück und profitiere von deinem Erfahrungsschatz. Den Curator operum publicorum in der Praefectura Urbis werde ich selbstverständlich aufsuchen, wenn ich mich mit einbringen will muss ich auch mit eventuellen Widrigkeiten klar kommen. Gleich Morgen werde ich mich auf den Weg machen.
    Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mich sofort aufmachen können, doch für heute war es schon zu spät. Die neue Aufgabe begann mich immer mehr zu begeistern.
    Was denkst du wie lange wir brauchen um das ganze in die Tat um zusetzen? Was für eine Frage,
    begann ich mir selber zu antworten,
    es hängt natürlich von der der Bereitwilligkeit und Arbeitslaune aller die mitarbeiten wollen und müssen ab. Der eine oder andere wird bestimmt die Gelegenheit nutzen und versuchen Claudius Menecrates Steine in den Weg zu legen.
    Daran hatte ich natürlich gleich gedacht, doch wie ich diesen kannte, wusste er es selber und ich musste nun mit dadurch. Ich nahm mir ein Stück Käse und kaute es nachdenklich und kam zu dem Ergebnis, mich danach um meine persönliche Angelegenheiten kümmern, es sei denn das Schicksal habe es anders vor.

  • Menecrates freute sich, mittels Faustus zwei weitere Beine und Hände sowie einen hilfreichen Berater bei sich zu wissen. So konnte er manches gleichzeitig erledigen und in komplizierten Situationen auf einen abgekärten Ratschlag hoffen. Er glaubte, diese Situationen würden zukünftig eher mehr statt weniger werden.


    "Sehr schön", kommentierte er das Vorhaben, morgen die ersten Anläufe zu machen. "Eine Bitte habe ich: Mir wäre lieb, wenn du weder meinen Namen noch deine Stellung zu mir ins Gespräch bringst. Ich möchte eine neutrale Auskunft erhalten bzw. erfahren, wie genau der Fortlauf solcher Anträge unbeeinflusst von Rang und Namen ist. Ich schätze, wir werden regelmäßig zusammensitzen und auswerten." Das machte die Aufgabe für Faustus möglicherweise schwerer, aber dem pfiffigen Helvetier traute Menecrates jede Menge zu.


    "Wir haben keinen Zeitdruck", antwortete er auf die nächste Frage. "Ein bis zwei Jahre rechne ich. Wir haben noch nicht einmal mit Recherchen für Material begonnen, müssen Lieferverträge abschließen, Handwerker verpflichten, das kostet Zeit. Bei allem hoffen wir, dass der letztlich zur Verfügung stehende Boden mittels Weihung bebaubar ist."


    Zur letzten Bemerkung verzog er den Mund zu einem schiefen Grinsen. "Ja, diese Steine kennen wir zur genüge und sie werden rollen, da bin ich sicher. Bei etwas Glück können wir sie als Baumaterial nutzen. Ab in die Mauer und zuzementiert.
    Ich bin riesig gespannt, mit welchen Neuigkeiten du morgen nach Hause kommst. Im schlimmsten Fall sind wir kein Stück weiter. Aber wir lassen uns nicht entmutigen. Wir packen das an und es wird gelingen."

  • Ja selbstverständlich wird es gelingen.
    Meine prompte Antwort kam in einem Brustton der Überzeugung, für mich gab es da keine Frage. Natürlich würde es ab und an an einer Stelle haken und Gegenwind oder wie immer man es nenne wollte geben, aber den Göttern würde es gefallen, denn wer sehnte sich nicht nach Eintracht und Harmonie?
    Da ich nun wirklich Hunger bekam, wollte ich etwas mehr als ein paar der kleinen Köstlichkeiten essen.
    Ich merke, dass ich etwas handfestes vertragen kann? Sollen wir uns in der Küche etwas bestellen und nach was würde dir gelüsten? Mir wäre es nach Huhn.

  • Menecrates besiegelte den Pakt und demonstrierte den Zusammenhalt, indem er den Arm um Fautsus' Schultern legte. "Nichts kann uns stoppen", versprach er lachend. "Ich wette, wir haben bereits morgen den ersten Stein aus dem Weg zu räumen."


    Erst als Faustus es ansprach, bemerkte er seinen Hunger. Wie zur Bestätigung grummelte sein Bauch. "Huhn? Hm." Er wirkte unschlüssig, dann tätschelte er mehrmals die gerade noch umarmte Schulter. "Lass uns in die Küche gehen und unsere Nasen über Töpfe halten. Bestimmt treffe ich dann eine leichtere Wahl." Er wollte schon losgehen, dann stoppte er noch einmal.


    "Wir sollten eine ganz bestimmte Ecke festlegen, wo wir ausschließlich den Bau besprechen. Wenn ich dich dort sitzen sehe, komme ich hinzu und umgekehrt." Er überlegte: Der Garten bot keine Gelegenheit rund um das gesamte Jahr. Das Atrium war ihm zu besucht. Es musste außerdem ein Ort sein, der einsehbar war, denn wenn sich Faustus in sein Zimmer zurückzog, dann konnte das mehrere Gründe haben und Menecrates sah ihn außerdem nicht bei geschlossener Tür.
    "Das Peristyl?"

  • Jetzt musste ich lachen, denn ich stellte mir gerade die erstaunten Gesichter vor wenn Claudius Menecrates höchst persönlich in der Küche erschien und in die Töpfe schaute und sich ein Menü auswählte.
    Na dann werden aber alle ganz schön staunen, wenn du dort erscheinst,
    kam es dann auch lachend von mir.
    Das Peristyl?
    Ich überlegte, das war ein guter Ort. Bestätigend nickte ich,
    ein guter Ort. Der schöne Säulengang mit Blick zum Garten wird viel zu wenig benutzt. So haben wir frische Luft, sind wettergeschützt und haben zu dem Bewegungsfreiheit.
    Dabei dachte ich an die Vorliebe des Claudiers, beim Nachdenken herum zu wandern.
    Das nächste Treffen zu diesem Thema also dort,
    zufrieden kam dies von mir.

  • Da war ich wieder. Aufmerksam betrachtete ich mein Cubiculum. Alles war wie ich es verlassen hatte und dennoch war es anders. Lag es an der ungewohnten Stimmung in der Villa? Wo war der Senator? Warum kannte ich keinen? Nachdenklich trat ich zum Fenster.
    "Dominus" ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich zuckte leicht zusammen ehe ich zu dieser umdrehte. Endlich ein Gesicht das ich kannte. Erleichtert und mehr als normal lächelte ich den Sklaven an. "Bitte sorge dafür das ein Bad vorbereitet wird und ich etwas zu trinken und ein paar Kleinigkeiten erhalte". "Gewiss Dominus". Erleichtert atmete ich auf, nach dem Bad und der Stärkung würde ich weiter sehen.

  • Privaträumen bildeten ein eigenes Reich und zogen eine Grenze innerhalb des herrschaftlichen Hauses. Wenn aber gewisse Räume - seit Ewigkeiten verlassen - wieder Leben bargen, vergaß selbst der wohlerzogene Menecrates diese Grenze zu beachten.
    Von einem hastig hinter ihm her trippelndem Sklaven begleitet (oder besser verfolgt), näherte er sich mit hörbaren Schritten der Tür, legte die Hand auf die Klinke und drückte die Tür auf. Während sein Mund für Momente offen stehen blieb, hielt er sich mit der linken Hand am Türrahmen und mit der Rechten noch immer die Klinke.


    "Bei den Göttern! Er hatte Recht!" Schließlich schloss er den Mund, atmete einmal durch und trat ungebeten ein. "Das ist so ziemlich die größte Überraschung seit Jahren! Willkommen daheim!" Um Faustus nicht ganz zu überfahren, blieb er erst einmal abwartend stehen, während sich seine Brauen hoben. Welche der vielen Frage würde sich wohl am ehesten auf seinem Gesicht abzeichnen?

  • Zurück aus dem Balleum Stand ich nachdenklich am Fenster. Was war hier los? Warum musste ich mich wie ein Dieb bei Nacht durch den Seiteneingang schleichen? Doch die wichtigste Frage war, wo ist der Senator? Mein Väterlicher Freund Claudius Menecrates? Alleine seinetwegen bin ich doch zurückgekommen.
    Während ich so grübelte hörte ich draußen Schritte, dachte aber nicht weiter darüber nach, denn so ungewöhnlich war es ja nun auch nicht, schließlich war dies ein sehr großer Haushalt.
    Ich werde mich am besten auf Erkundungstour machen, um zu erfahren wer zur Zeit in der Villa weilt, beschloss ich.
    "Bei den Göttern! Er hatte Recht!" Unwillig schüttelte ich mit dem Kopf.
    Hatte ich im Bad Wasser in den Ohren bekommen. Nein das war es nicht. Bei den nächsten Worten die zu hören waren drehte ich mich ruckartig zur Türe. Ganz so als ob ich bei einer langsameren Drehung in dieser Richtung feststellen müsse einem Trugbild aufgesessen zu sein und nur mit Schnelligkeit, dass Erhoffte, nein das Gewünschte Wirklichkeit wäre.
    Bei den Göttern er war es wirklich. Alle Ängste und Befürchtungen waren weg gewischt.
    Kaum hatte Willkommen daheim vernommen schlangen meine Arme sich um den Senator. „Claudius Menecrates“ stieß ich fast schluchzend vor Freude hervor.
    Beim Zeus was mache ich? Erschrocken trat ich einen Schritt zurück. „Verzeihung die Freude. Du verstehst?“ Verlegen kamen die Worte von mir. Doch tief in mir bereute ich es nicht.

  • Jahre hatten sie sich nicht gesehen, aber von Verklemmung oder Reserviertheit gab es keine Spur. Menecrates lachte lauter als schicklich, als er umarmt wurde. In dem Moment, als Faustus einen Schritt zurücktrat, griff Menecrates dessen Schultern und schüttelte den Helvetier. Erneut lachte er. "Das ist doch nicht zu fassen! Bei den Göttern, wo warst du bloß die ganze Zeit?"
    Durch Schütteln ergossen sich erfahrungsgemäß die Antworten eher langsamer als schnell, daher ließ der Claudier ab. Ein letzter Klaps der Handflächen auf die Schultern des Mannes, der eine weit wichtigere Rolle im Leben des Claudiers spielte als nur den Privatsekretär.


    "Was für ein Freudentag, Faustus", fügte Menecrates andächtig an. "Ich hoffe, du bist gekommen, um zu bleiben." Menecrates' Blick erfasste das Antlitz des Freundes und suchte vorab die Antwort in dessen Augen.

  • Gerade erlebte ich mit meinen Emotionen eine Berg und Tal fahrt. Gerührt und voller Freude war ich über den herzlichen Empfang. Verlegen mehr noch beschämt über mich selber. Immer wieder, durch die Ereignisse, hatte ich es aufgeschoben Claudius Menecrates eine Nachricht, über die Verlängerung meines fernbleiben, zu senden.


    „Wollen wir uns nicht setzen? Ich habe schon etwas zur Stärkung bestellt.“ Als der Senator sich niedergelassen hatte setzte auch ich mich.
    „Wenn du dich erinnerst, ich bekam eine Nachricht von meinem Gut und musste schnell weg.“ Kaum hatte ich mit meinem Bericht begonnen, trat der Sklave mit den gewünschten Kleinigkeiten, welche Menecrates auch so liebte, sowie den Karaffen mit Wein und Wasser ein. Nach dem er alles auf einen kleinen Tisch in unserer Nähe abgestellt hatte verlies er uns wieder.
    „Also“, begann ich von vorne. "Der Bote der erschienen um mir zu melden, das mein Elterliches Gut von einer Räuberbande nicht nur ausgeraubt und verwüstet wurde, sondern was noch schlimmer war, alles Leben getötet worden war berichtete zudem, der Großteil war zu dem Niedergebrannt worden.“
    Seufzend hielt ich inne und starrte vor mir her. Ich musste wieder die Bilder ertragen, welche ich zu sehen bekam. Nach einer weile fuhr ich fort. „Eine Handvoll Sklaven, die zu dem Zeitpunkt unterwegs waren und dadurch überlebten begannen mit den Aufräumungsarbeiten, während ich los ritt um neue Sklaven zu erwerben. Leider waren ein Teil von denen krank und steckten alle anderen an. So zogen sich die Arbeiten hin. Die erste Aussaat wurde durch starke Regenfälle verdorben. Abermals hatte ich nur Unkosten. Das einzige was gelang war der Aufbau der Unterkünfte und des Domus. Wir wurde neu eingesät. Doch das Pech hielt an. Die Obstgärten waren mit Schädlingen befallen. Eigentlich wollte ich eine Pferdezucht aufbauen, doch irgendwie verließ mich der Mut. So kam ich zu dem Entschluss alles zu verkaufen. Da ich alles zusammenhängend an einen Käufer abgeben wollte verzögerte sich das Ganze.“
    Jetzt sah ich den Senator an: "Nun zu deiner Frage, ja ich bin gekommen um in Rom zu bleiben.“ Lächelnd meinte ich noch: “Ich werde mir doch ein kleines Domus leisten können“.

  • Dem Senator schwante Böses. Wenn er sich setzen musste, dann konnte die Antwort auf seine Frage wohl nur eine Absage sein. Es blieb ihm nichts anderes übrig, er folgte der Einladung und blickte seinen langjährigen Weggefährten aufmerksam an. Die angekündigte Stärkung sollte wohl die Verdaulichkeit der Nachricht leichter gestalten, mutmaßte er. Wie auch immer, den Teil der Wiedersehensfreude wollte er sich nicht verderben lassen. Er griff nach einer Leckerei, weil eine Stärkung der Nerven stets half, die Ruhe zu bewahren. Wenig später beglückwünschte er sich zu diesem Schritt.


    "Alles Leben? Menschenleben?", fragte er mitfühlend, während seine Augen an Größe zunahmen. Selbstverständlich lebten auch Tiere auf einem Gut und deren Verlust - abgesehen von der Tragödie für das jeweilige Tier - bedeutete auch finanziellen Einbußen. Die Erklärung folgte, wobei Menecrates nicht einschätzen konnte, ob es sich bei dem erwähnten Leben ausschließlich um Sklavenleben handelte. Irgendein Familienmitglied musste doch auch dort gewohnt haben. "Hattest du dort Angehörige?", fragte er daher nach.


    Menecrates konnte kaum der Aufzählung an diversen Missgeschicken folgen, aber unterbrechen wollte er Faustus auch nicht. Wie gut, wie sich herausstellte, denn so erreichte ihn die abschließende erlösende Information ohne weitere Verzögerung. Das erscheinende Lächeln kam und verschwand jedoch sogleich.
    "Du willst hier ausziehen?"
    Nun brauchte Menecrates doch einen Schluck des Weines. Da der Sklave gegangen war, goß er sich selber ein. Er hielt die Karaffe anbietend hoch und würde sofort einschenken, wenn Faustus sein Bedürfnis signalisierte.

  • Ich beantwortete die Zwischenfragen des Senator vorerst mit Kopfbewegungen, denn ich wollte die Schilderung hinter mich bringen. Schwer genug war es immer wieder aufsteigende Bilder des Erlebten zu sehen, an vergessen war nicht zu denken. Der Frage: „Alles Leben“ Menschenleben?“, folgte ein nicken. Ein Kopfschütteln beantwortete die Frage: „Hattest du dort Angehörige?“. Meine jüngere Schwester, um die ich mich gekümmert hatte, war bevor ich nach Rom zog verstorben. Sie war die einzige Verwandte die mir noch geblieben war. Der Helvetier Zweig der in Rom lebte interessierte mich nicht und ich wollte nichts mit ihm zu tun haben. Sie hatten sich nicht um uns Kinder gekümmert als die Eltern verstarben jetzt brauchte ich sie auch nicht.


    Nach dem erzählen hatte ich Durst bekommen, doch da bemerkte ich die Reaktion des Claudiers und hörte seine Frage. War da so etwas wie Enttäuschung heraus zu hören?
    Verwirrt über die Frage übersah ich den angebotenen Wein. War das den so ungewohnt sich etwas eigenes zu kaufen.
    Nach längerem schweigendem Nachdenken räusperte ich mich. Mir war so wie ein ein Elternteil sich wohl fühlen mochte ei der Frage, wie sage ich es meinem Kinde.
    Nochmals ein räuspern von meiner Seite. „Ja nun-“, fing ich bedächtig an. „Ich kann doch nicht mein Leben lang als Wohn- und Kostgänger hier leben. Was sollen deine Kinder und Enkelkinder und wer noch als Verwandter hier lebt davon denken? Schließlich bin ich Angestellter und nicht Sklave. Du warst sehr großzügig und ich fühle mich sehr wohl hier.
    Doch was ist wenn ich heiraten möchte? Eine Familie Gründen möchte?
    Nicht das ich dies zur Zeit vorhatte, doch wer konnte schon wissen was die Schicksalsgöttin bereit hielt.
    Im Grunde genommen wollte ich gar nicht hier weg ziehen, doch irgendetwas meinte mir sagen zu müssen, die Zeit dazu wäre gekommen.
    Etwas wie Verzweiflung machte sich in mir breit. Was sollte ich denn tun?

  • Mit in der Schwebe gehaltener Karaffe hörte Menecrates den teils stockenden Ausführungen zu. "Hm", warf er zuweilen ein, runzelte die Stirn, wiegte den Kopf und setzte schließlich die Karaffe ab, um sich gedanklich zu ordnen. "Ja, also", er zögerte, dann fuhr er fort. "Ich gebe es nicht gerne zu, aber ein wenig kann ich dich verstehen. Jeder Mann wünscht sich irgendwann eine Familie." Er legte eine Pause ein und ließ die Vergangenheit Revue passieren. Es gab wundervolle Zeiten, als seine Kinder noch klein waren. Gleichzeitig hatte er wenig Kontakt, weil ihm die Karriere für das Ansehen seiner Familie immer wichtig erschien. Nun stellte er sich die Frage, ob wohl Faustus als angehender Familienvater weniger arbeitsversessen sein würde als er.


    Wieder legten sich Falten quer über die Stirn. "Beabsichtigst du, deinen Posten als Sekretär an den Nagel zu hängen?" Es gab wenig zu tun, das wusste Menecrates auch. Er bekleidete kein Amt und erinnerte sich an die guten Zeiten, wo sie gemeinsam die Ämter des CH durchschritten. Schließlich kam ihm etwas in den Sinn, was Faustus nebenbei erwähnte.


    "Interessieren dich im Ernst die Gedanken von anderen Personen? Ich meine, richtest du dein Leben nach den Gedanken anderer?
    Und was ist mit der Factio?"
    Er wiegte den Kopf. "Die Tätigkeit hat dir, wenn ich mich recht erinnere, auch nicht mehr so viel Spaß gemacht." Als einzige gute Nachricht blieb in Menecrates' Kopf, dass Faustus in Rom bleiben wollte. oder doch nicht?
    "Wie weit willst du denn fortziehen?", fargte er besorgt.

  • Erleichterung machte sich in mir breit. Menecrates konnte mich verstehen. Er verstand, dass ich eventuell eine Familie gründen wollte. Sicher er hatte ja selber eine große Familie. Leider hatte ich seine Gemahlin nicht kennen gelernt. Doch wen sollte ich
    ehelichen? Weit und breit keine Frau in sicht.

    Gut wenn ich ehrlich war hatte ich mir auch keinne Mühe in dieser Richtung gegeben.

    Etwas in eigene Gedanken abgedrifftet hatte ich nicht so ganz mit bekommen was gesagt wurde, schreckte aber auf. „Nein, bei den Göttern nein. Natürlich möchte ich meinen Posten nicht aufgeben.“ Wie kam er denn nun da drauf? Hatte ich mich also mal wieder unklar ausgedrückt.

    Leiser fügte ich hinzu: „Ich hatte nur die Befürchtung, ich würde nicht mehr gebraucht und mir vorsorglich Gedanken gemacht. Wenn ich aber ehrlich bin habe ich keine Idee wie die Zukunft aussehen soll. Wie ich schon erwähnte mußte ich mich noch im Knabenalter um meine Schwester und das elterlich Gut kümmern. Mir blieb keine Zeit zum Studium. Ebenso konnte ich keine Bildungsreisen unternehmen. Sei es drum so ist das Leben.“

    Interessierten mich die Gedanken anderer? Nein aber wie kam er darauf? Bestimmt wegen der Erwähnung seiner Familie.

    „Bisher eigentlich nicht“, antwortetet ich zögernd. „Doch muss ich
    zugeben wenn es deine Familie betrifft schon.“
    Ich hielt inne und überlegte kurz. Wie sollte ich mich verständlich ausdrücken?

    „Mit der Factio hat andere Gründe, persönliche“. Erwiderte ich eilig, selbst wenn ich näher darauf eingehen gewollt hätte,

    kam ich nicht mehr dazu. Die nächste Frage des Claudiers brachte mich völlig ausdem Gleichgewicht. Eigentlich wollte ich nicht fortziehen. „ Den Kauf eines Hauses hatte ich zunächst nur als Wertanlage gesehen und möchte nur wenn die Umstände es nicht anders zulassen umziehen. Das Haus sollte sich schon in der Nähe befinden. Ja ich weiß, es wird ein schwieriges Unterfangen sein.“ Letzteres erwähnte ich mit einem schiefen Lächeln.

    Blieb nun nur noch zu hoffen ich hatte mich verständlich ausgedrückt.

  • Menecrates hob die Hände und hielt die Handflächen in einer Geste, die eigene Planlosigkeit ausdrückte, nach oben.

    "Dann sind wir schon einmal zwei", erwiderte er. "Vielleicht ist das aber auch eine Chance", fügte er an, während sein Zeigefinger nach oben ragte. "Zwei Köpfe ergeben die doppelte Anzahl an Ideen." Er lächelte, senkte die Hände und fügte an: "Meistens zumindest." Eine spontane Idee konnte er nicht vorweisen.

    "Vielleicht fangen wir im Kleinen an", schlug er vor. "Mir ist der Informationsfluss versiegt. Ich bin in vielem nicht mehr auf dem Laufenden. Das wäre aber nötig, um sich sinnvolle Gedanken um die Zukunft zu machen. Ich bin froh, dass du deine Zukunft nahe bei meiner planst. Selbstverständlich wirst du hier gebraucht! Ich hoffe nur, du fühlst dich nicht unterfordert, wenn du anstelle von Anklageakten Vogelhäuschen planst." Obwohl die Aussage großen Ernst besaß, musste Menecrates schmunzeln. Er legte eine Pause ein, um eine Reaktion zu erhalten.


    Erst nach einer Weile ging er auf Faustus' letzte Aussage ein. Er grübelte noch, ob er sie richtig verstanden hatte. "Also gesetzt den Fall, die Umstände lassen es nicht zu, dann würdest du doch hier in der Villa wohnen bleiben?" Mit Umständen meinte Menecrates ausbleibende Kaufangebote. Im Grunde würde sich Faustus kaum ein Objekt in der Nähe leisten können. Sie wohnten hier in einer von Roms besten Gegenden. "Du bist hier gerne gesehen, das weißt du." 'Hoffentlich', dachte Menecrates.


    "Aber zurück zum Start. Du bist lange nicht in Rom gewesen, ich fühle mich etwas verstaubt. Wie wollen wir das Problem anpacken? Unser Problem heißt: Uninformiertheit." Ganz so schlimm war es nicht, aber lieber übertreiben und dann besser gestellt als gedacht sein.

  • Mit einem etwas schief geratenem Lächeln antwortete ich: „Das war meine Hoffnung. Auf dem Weg nach Rom habe ich mir schon das Hirn zermartert und auf eine Eingebung gehofft, doch leider ergebnislos.“


    Nachdenklich fügte ich nach einer Weile hinzu: „Nein, nein keine Sorge, zur Zeit fühle ich mich bestimmt nicht unterfordert, eher überfordert. Mir will einfach nichts gescheites einfallen. Das mit dem Hauskauf hat eigentlich noch Zeit, nur sollte Geld nicht angelegt werden oder gar arbeiten?“ Zögernd meinte ich noch: „Seltsam kaum hat man welches macht man sich um es noch mehr Gedanken als wenn man nur wenig hat.“


    Ich sah dem Claudier an, irgendetwas beschäftigte ihn und endlich kam es heraus. Seltsam dachte ich mir kommt es fast so vor, als ob seine größte Sorge wäre, ich würde ausziehen. „Natürlich weiß ich, dass ich hier gerne gesehen bin und nehme dein Angebot dankend an.“
    Damit wäre hoffentlich das Thema vorerst vom Tisch.


    „Hm“, kam von mir zunächst zum Thema Uninformiertheit. „Ich für meinen Teil würde mich gerne in der Stadt umsehen, besser gesagt umhören. Vielleicht auf dem Marsfeld, dem Forum Traiani, Forum Romanum oder bei irgentwelchen Spielen. Erfährt man an solchen Orten nicht immer den neuesten Klatsch und Tratsch? Oft trifft man dort auch auf alte Bekannte“. Erwartungsvoll schaute ich den Senator an. So ganz sicher war ich mir bei diesen Ideen nicht. Bisher hatte ich mit ihm noch nie Freizeit ausgefüllt. Die Pflicht eines Amtes stand immer im Vordergrund.

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