Audienz für Lucius Iunius Silanus

  • An diesem Tage empfing der Kaiser den ehemaligen Procurator a libellis Lucius Iunius Silanus zu einer Cena im Triclinium. Hierzu waren die zahlreichen Klinen, die für große Festivitäten im Raum bereit standen, auf ein Mindestmaß reduziert und Speisen bereitgestellt worden, die die anwesenden Sklaven anreichen sollten. Der jetzige Procurator a libellis, Axius Lucullus, hatte sich bereits im Triclinium eingefunden und wartete nun auf den Kaiser und seinen Gast. Personalentscheidungen von diesem Rang traf der Kaiser persönlich, nichtsdestotrotz war der Axier anwesend, um ihn zu unterstützen und im Zweifel in Kenntnis zu setzen, welche Posten im Moment überhaupt vakant waren.



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  • Zu diesem besonderen Anlass hatte der Iunier selbstverständlich seine beste Tunika angelegt und sich auch per Sänfte in den Palast bringen lassen. Als Procurator im Palast sah man den Kaiser zwar fast tagtäglich, aber meist nur in einem sehr formellen und dienstlichen Rahmen. Eine Cena war da auch für den palasterfahrenen Iunier eine besondere Ausnahme, auf die er sich einerseits freute, aber wenn er zu sich ehrlich war, auch mit einer gewissen Nervosität entgegenblickte. Er war schließlich schon lange nicht mehr im Palast gewesen und vielleicht ein wenig eingerostet, was den Umgang mit einem Kaiser anging. Umso erfreulicher war es, dass auch sein alter Kollege Lucullus an dieser kleinen Veranstaltung teilnahm. Notfalls würde er ihm schon unterstützen. Als oberster Verantwortlicher für den Audienzverkehr am Hof war man gewohnt, dass nicht immer jeder Gast das Protokoll am Kaiserhof kannte und man so sehr oft in die Verlegenheit kam, den unbedarften Gästen aus der Patsche zu helfen. Als er das Triclinium betrat war der Kaiser noch nicht anwesend. Dafür aber Lucullus, auf den der Iunier zielstrebig zusteuert und ihn begrüßte. Gemeinsam warteten sie dann, ihre Gesprächsthemen von gestern noch einmal weiter fortführend, auf das Eintreffen des Gastgebers.

  • Wie üblich ließ der Kaiser etwas auf sich warten. Als er dann eintraf, trug er eine schlichte, aber modische Tunica mit seinem Mercurius-Medaillon mit einer bequemen Synthesis. Der Procurator hatte ihn schon ein wenig vorabinformiert, aber vor allem kannte der Kaiser den Iunier natürlich aus der Anfangszeit seiner Herrschaft.


    "Ave, Iunius!" begrüßte er den Gast also, nachdem er mit seiner Entourage das Triclinium betreten hatte und lächelte ihn an. "Endlich wieder zurück in Rom, wie ich sehe?"

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  • "Ave mein Kaiser." erwiderte Silanus den ihm entgegengebrachten Gruß des Imperators und verneigte sich, ehe er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, dessen Frage beantworte.


    "Du sprichst mir aus dem Herzen... Endlich zurück in Rom... und ich freue mich sehr darüber wieder hier zu sein und noch viel mehr, dass du mich so kurzfristig zu dieser Cena eingeladen hast. Ich danke dir für dieses besondere Ehre, die du mir damit zuteil werden lässt."


    Der Iunier nickte tief mit dem Kopf um seinen Dank noch mehr zum Ausdruck zu bringen und wartete dann wie der Rest darauf, dass der Gastgeber auf der für ihn vorbereiteten Liege Platz nahm, um es ihm gleich zu tun. Die prunkvollste Kline im Raum gehörte dem Kaiser und vermutlich sollten der Procurator und Silanus gleich auf den Liegen daneben Platz nehmen. Doch das würden man ihm zum gegebenen Zeitpunkt schon deutlich machen.

  • Mit der Hand wies Severus auf die Klinen und nahm selbst Platz. Sofort kamen Diener und brachten Getränke. Mulsum zum Einstieg.


    "Erzähle mir, Iunius Silanus: Was hat dich so lange von Rom ferngehalten? Und was hat dich wieder zurückgebracht?" Manche Ritter und Senatoren zogen sich ja irgendwann einfach aufs Land zurück. Die wenigstens kehrten aber wieder.

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  • Gemeinsam mit den anderen Anwesenden nahm Silanus auf der ihm zugewiesen Liege Platz, nachdem sich der Kaiser hingelegt hatte.


    "Ich möchte dich nicht mit meinen Krankheitsgeschichten langweilen mein Kaiser, aber um diese Fragen zu beantworten muss ich leider etwas ausholen. Ich leide seit meiner Kindheit an einer Art Lungenleiden, das mal mehr, mal weniger stark auftritt. Den Ärzten nach ist sie nichts Lebensbedrohliches und ich lebe schon lange uns sehr gut damit, aber es kann mitunter unangenehm und sehr lästig werden. Kurz bevor ich um Freistellung als dein Procurator gebeten habe, ist dieses Leiden ungewöhnlich stark aufgetreten und hat mich sehr beeinflusst. Vielleicht hat auch die große Belastung die mich und die Kanzlei noch kurz zuvor bei deiner Inthronisierung und der anschließenden Amtsübernahme getroffen hat.


    Versteh mich bitte nicht falsch mein Kaiser. Ich habe das sehr gerne für dich gemacht. Aber anscheinend hat es meinen Körper doch mehr belastet, als ich mir eingestehen wollte und ich habe mir zu wenig Ruhe in dieser Zeit gegönnt.
    Ich hatte damals Atemprobleme und kam bei alltäglichen Dingen auch ungewöhnlich schnell außer Atem. Wie du selbst weißt ist die Luft hier in Rom zudem oft nicht die Beste und die Ärzte legten mir eindringlich Nahe mich einige Zeit in der Nähe des Meeres zu schonen. Die salzige Luft ist da sehr angenehm und wirkt dem ganzen interessanter Weise gut entgegen. Daher habe ich mich auf einen meiner Landgüter nach Hispania zurückgezogen, der direkt am Meer liegt und in dem ich mich meiner Genesung widmen konnte.


    Mit frischer Salzluft, körperlichem Training und etwas Umstellung bei der Ernährung habe ich es - auch dank dem Rat meines hervorragenden Arztes - nun endlich geschafft seit einigen Monaten wieder tief und beschwerdelos durchatmen zu können. Da das leben in Hispania zwar angenehm aber auch sehr einseitig und unter uns gesagt auch ziemlich langweilig war, hat es mich natürlich wieder nach Rom zurück gezogen, wo ich mich immer noch am meisten verwurzelt fühle und einige mir sehr nahestehende Verwandte habe.


    Und so bin ich nun von meinem unfreiwilligen Rückzug wieder mehr als freiwillig nach Rom zurückgekehrt."


    Nach diesen langen Ausführungen war der Mund des Iunier ein wenig ausgetrocknet und er freute sich bereits auf einen durstlöschenden Schluck aus seinem Becher. Als er bemerkte, dass die Diener jedoch nur den appetitanregenden und nahrhaften, aber weniger gegen Durst helfenden Mulsum gebracht hatten, verbarg er gekonnt seine Enttäuschung und nahm einen kleinen Nipper daraus, um so zumindest seinen Mund einigermaßen zu befeuchten.

  • Der Kaiser nahm einen Schluck Mulsum, während Silanus berichtete. Als er von dem Lungenleiden erzählte, machte er ein betroffenes Gesicht. Atemprobleme klangen für ihn sehr bedenklich. "Diese Lungenleiden sind eine furchtbare Sache." bestätigte er deshalb. "Trotz Cloaca Maxima und Thermen ist die Luft in der Urbs einfach miserabel. Ich wundere mich manchmal, dass es nicht mehr Menschen trifft."


    Nun wurden die ersten Speisen und der "normale" Wein aufgetragen. Da es Winter war, gab es Karpfen aus den kaiserlichen Fischteichen als Vorspeise. "Umso schöner, dass du wieder hier bist. Ich freue mich sehr!" Der Kaiser lächelte. "Axius Lucullus hat bereits angedeutet, dass du dich nun auch wieder kräftig genug fühlst, dem Staat zu dienen?"

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  • "Nun in der Subura ist es, soweit ich gehört habe, durchaus ein weiter verbreitetes Problem, da die dort lebenden Menschen oft nie aus ihrer unmittelbaren Umgebung geschweige denn aus Roma hinaus kommen. Da kann man sich glücklich schätzen ein privilegierteres Leben zu führen, bei dem man sich auch hin und wieder eine Auszeit von Rom und seinem Gestank gönnen kann."


    Die Vorspeisen dufteten herrlich und der Iunier musste sich darauf konzentrieren seine Aufmerksamkeit beim Kaiser zu lassen, als diese hereingetragen wurden. Der eine oder andere verstohlene Blick zur Seite ging sich dann aber doch aus. Als auch der Wein aufgetragen wurde, griff Silanus sofort zu seinem Becher und nahm einen Schluck um seine Kehle wieder zu befeuchten, während der Kaiser noch sprach. Dann stellte er seinen Becher an und antwortete auf die ihm gestellte Frage.


    "So ist es mein Kaiser. Wie gesagt lebe ich mit diesem hin und wieder auftretenden gesundheitlichen Problemen schon mein Leben lang und sie konnten mich nicht davon abhalten dir als Procurator und davor sogar lange Jahre als Tribunus in Aegyptus und Praefectus in Germania zu dienen. Bis auf diesen letzten Rückschlag hatte ich sie immer gut unter Kontrolle und so wie es im Moment steht, denke ich auch, dass in diese Richtung kein weiterer Grund zur Besorgnis besteht. Du würdest mir daher eine große Ehre erweisen, wenn du mich ohne Rücksicht darauf wieder in die Dienste des Staates aufnehmen würdest."


    Dann wartete der Iunier, so wie alle anderen Anwesenden, dass der Kaiser den ersten Bissen der Vorspeise nahm, um auch selbst mit dem Essen beginnen zu können. Den von den Düften angeregten Geräuschen seines Magens nach, hatte er nicht nur Appetit, sondern auch ein wenig Hunger mitgebracht.

  • Die Subura war ein Moloch, in der Tat. Aber nicht das einzige. Im Grunde war es überall zwischen den Hügeln eng und schmutzig. Während er darüber nachdachte, begann er sich an den Speisen zu bedienen. Er hatte den ganzen Tag über kaum etwas gegessen bisher.


    Als Silanus geendet hatte, erklärte er schließlich: "Nun, so verdiente Männer wie dich kann ich in meiner Verwaltung natürlich immer brauchen. Immerhin hast du wirklich eine Menge Erfahrung sowohl im Militär, als auch in der Administration." Manchmal vergaß der Kaiser ganz, dass der Iunier vor seiner Karriere am Kaiserhof auch schon eine lange Militärkarriere hingelegt hatte. "Spontan fiele mir ein, dass Maenius Firminus langsam etwas alt wird. Du bist dem Officium ab epistulis ja schon einmal vorgestanden. Da bräuchtest du gar keine Einarbeitungszeit mehr." Er strich sich durch den Bart. "Zumindest interimsweise, bis andere Posten frei werden, wärst du mir da eine große Hilfe."

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  • "Ich muss gestehen mein Kaiser, wie auch schon mit Lucullus besprochen, könnte ich mir aufgrund meines wiedererstarkten Tatendrangs auch einen militärischen Posten oder ein erneutes Kommando vorstellen - vielleicht bei einer der Stadtkohorten."


    Der Iunier sah lächelnd zwischen dem Kaiser und dem Procurator a libellis hin und her, um festzustellen ob sie sein Wunsch überraschte. Gerade weil er die letzten aktiven Jahre nur in der kaiserlichen Administratio tätig war, empfand er es als wichtig, dieses wiedergewonnene Interesse auch zu erwähnen. Bei höheren Posten und Ämter bezog der Kaiser üblicherweise durchaus etwaige Präferenzen der jeweiligen Eques oder Senatoren in seine Überlegungen mit ein. Dazu musste er sie aber auch kennen.


    "Aber du kennst mich. Ich gehe dort hin wo du mich brauchst. Auch interimistisch wenn es dir und Rom am besten Dient. Vielleicht kann man ja bei künftigen Nachbesetzungen an mich denken."


    Kaum hatte er diesen letzten Satz ausgesprochen viel ihm ein, dass er als Procurator ab epistulis dann ja eigentlich selbst an sich denken musste, schließlich kamen alle militärischen Nach- und Neubesetzungen zuerst über seinen Schreibtisch, ehe sie zum Kaiser gingen. Trotzdem ließ der Iunier das einmal so im Raum stehen und bediente sich dann selbst an dein Speisen.

  • Der Kaiser strich sich nachdenklich durch den Bart. Ein militärischer Posten war natürlich auch eine Option. "Axius, welche Kommandos haben wir momentan zu besetzen?" fragte er den anwesenden Procurator. Militärposten waren zwar eigentlich Aufgabe des Ab Epistulis. Aber da der A Libellis diese Audienz vorbereitet hatte, war er sicherlich auch auf diese Frage vorbereitet.


    Die Antwort würde sicherlich etwas ausführlicher ausfallen. Es gab ja mehr als genug Auxiliarverbände, die einen Kommandeur brauchten. "Oder wie sähe es mit einem administrativen Posten in der Provinz aus? Eine Procuratur vielleicht?" Nach diesem Vorschlag war sicher genügend Zeit, etwas von dem Fisch zu nehmen. Das tat der Kaiser deshalb auch.

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  • Procurator in einer Provinz? Vielleicht als Procurator Idios Logos wieder zurück nach Aegyptus? Manchmal vermisste Silanus seine Zeit dort. Aegyptus war ein wundervolles und exotisches Land und viele Erlebnisse und Eindrücke aus dieser Zeit, rief er sich auch heute noch immer wieder gerne in Erinnerung. Während der Kaiser gesprochen hatte, nahm auch der Iunier einen Biss von dem Fisch und hatte so nun mit vollem Mund etwas Zeit, sich dieses Angebot durch den Kopf gehen zu lassen. Er war gerade erst nach Rom zurückgekehrt. Wollte er da wirklich schon wieder weg? Aegyptus war da sicher eine Ausnahme, die aber auch nur zum Zuge kam, wenn der Posten dort gerade zufälligerweise vakant war. Und da diese Provinz zu einer der Wichtigsten des Reiches zählte, standen die Chancen dafür eher schlecht. Die Procuratur in den Provinzen war zudem schlechter bezahlt als die am Kaiserhof, wo man gut ein Drittel mehr verdiente. Da dann lieber interimsweise den Posten des Procurator ab epistulis übernehmen. Doch Silanus wollte erst einmal hören, was Axius Lucullus auf die Frage des Kaisers antwortete, der ja von ihrem Vorgespräch schon wusste, dass der Iunier am liebsten in Rom oder zumindest in Italia bleiben wollte. Bestimmt hatte er sich auch entsprechende Posten und Ämter durchgesehen. In der Zwischenzeit ließ er sich weiter den Fisch schmecken.

  • Lucullus hatte sich bis dato nicht eingemischt und sich voll und ganz den Speisen gewidmet. Als der Kaiser ihn direkt ansprach, stellte er seinen Becher beiseite und holte eine Tabula hervor. Er hatte natürlich vorab Rücksprache mit dem ab epistulis gehalten und war somit im Hinblick auf zu besetzende militärische Kommandos vorbereitet. "Nun, die Ala I Ulpia miliaria in der Provinz Pannonia Superior sowie die Ala III Asturum in der Provinz Mauretania sind derzeit ohne Präfekt. Darüber hinaus ist auch das Kommando der Legio XXIII Cyrenaica in Aegyptus neu zu besetzen", führte der Axier aus. Vor allem die Präfektur in Aegyptus hatte für Silanus sicher seinen Reiz - aber ob er Rom direkt wieder verlassen wollte? "Da du bereits eine Präferenz für Rom geäußert hast, Silanus, will ich auch darauf hinweisen, dass der Praefectus Praetorio einen erfahrenen Mann als Tribun für die Garde angefordert hat." Der Iunier war dem Axier stets ein guter Kollege gewesen, sodass Lucullus nicht davor scheute auch vor dem Kaiser in die von Silanus bevorzugte Richtung zu argumentieren.


    "Hinsichtlich der administrativen Posten ist derzeit eine Procuratur in Germania Superior zu besetzen. Allerdings wäre deine Expertise und Erfahrung als Procurator für die Kanzlei sicher wertvoller als für die Provinz", erklärte der Axier abschließend. Lucullus konnte sich gut vorstellen wieder mit Silanus zusammenzuarbeiten, wenngleich er dessen Wunsch nach einer Veränderung durchaus nachvollziehen konnte.




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  • Interessiert hörte sich der Iunier die Auflistung seines früheren Kollegen an. Vor allem als er hörte, dass tatsächlich ein Posten in Aegyptus frei war, horchte er auf. Die Legio XXIII war ihm durchaus vertraut, diente er ja einige Jahre als Tribun bei der Legio XXII Deiotariana, die sich beide das gleiche Legionslager in Nikopolis teilten. Doch ihm blieb keine Zeit lange darüber nachzudenken und in Erinnerungen zu schwelgen, da Lucullus gleich den nächsten, noch interessantere Posten aufbot - ein Tribunat bei der prätorianischen Garde des Kaisers. Als Procurator am Kaiserhof hatte er oft mit den Prätorianern zu tun gehabt. Die Zusammenarbeit mit ihnen war gewiss nicht immer einfach, aber ihre besonderen Aufgaben und ihre außergewöhnliche Stellung im Exercitus Romanus faszinierte den Iunier schon immer.


    Er überlegte kurz für sich, ob er sich einen solchen Posten vorstellen könnte, während er weiter seinen Fisch aß und einen Schluck aus seinem Becher nahm. Er hatte sich im Laufe der Jahre ein gutes Netzwerk hier in Rom und insbesondere im Palast aufgebaut, das es zwar nun wieder aufzufrischen galt, aber das durchaus noch vorhanden war. Und er kannte als ehemaliger Procurator den Palast, seine Abläufe und das Protokoll am Kaiserhof wie seine Westentasche. Seine Militärische Ausbildung und Erfahrung war gewiss auch ein großer Vorteil, wobei er gedanklich nicht davon ausging oder es zumindest nicht hoffte, dass es so bald wieder zu einem kriegerischen Einsatz der Prätorianer kommen würde. Nebenbei hatte er bei einem zufälligen Besuch seines Patrons mitbekommen, dass bei den Prätorianer derzeit recht interessante Untersuchungen liefen. Alles in Allem also eigentlich gute Voraussetzungen für einen solchen Posten. Die Procuratur in Germania Superior stand dann ganz unten in seiner Prioritätenliste und so war ihm schnell klar, welche Richtung er selbst einschlagen wollte. Nun blieb nur abzuwarten, ob auch der Kaiser dies so sehen würde, an den er sich wandte, nachdem Lucullus seine Aufzählung beendet hatte.


    "Wenn ich offen sein darf mein Kaiser, würde mich das Tribunat bei den Cohortes Praetoriae am meisten reizen. Ich denke das meine Voraussetzungen für diesen Posten mehr als geeignet sind und ich auch die nötige Erfahrung mitbringe, die sich der Präfekt zu wünschen scheint. Ich bin in Rom und im Palast noch immer gut vernetzt, kenne die Abläufe und das Protokoll am Hof, was einen Vorteil für die reibungslose Bewachung des Palastes und Sicherheit deiner Familie bietet und ich habe eine entsprechende militärische Erfahrung. Nebenbei könnte ich dir in dieser Position auch weiterhin mit Rat und Tat direkt zur Verfügung stehen, wenn auch in ein wenig anderer Form.


    Sofern aus deiner Sicht dennoch etwas dagegen spricht, stehe ich dir natürlich auch wieder als Procurator in der kaiserlichen Administratio zur Verfügung."


    Silanus hatte seine Präferenzen offen ausgesprochen. Die Entscheidung lag natürlich nun letztendlich beim Kaiser selbst, auf die der Iunier gespannt wartete.

  • Die Möglichkeiten waren zahlreich. Severus hatte gar nicht erwartet, dass so viele Posten in nächster Zeit frei wurden. Aber zumindest fand sich dabei etwas, was Silanus zusagte. Und die Zustimmung des Kaisers fand. Durch die langen Jahre in der Kanzlei hatte er nämlich immerhin Vertrauen zu dem Iunier gefasst. Und momentan konnte er Männer bei den Prätorianern brauchen, denen er vertraute.


    Nachdenklich strich er sich durch den Bart. "Nein, die Kanzlei hast du wirklich schon lange genug von innen gesehen. Ich denke, ein Tribunat bei den Cohortes Praetoriae wäre wirklich einmal eine neue Aufgabe, wie du sie dir wünscht." beschwichtigte er schließlich.
    Er sah zu Lucullus. "Teile dem Ab Epistulis und dem Praefectus Praetorio mit, dass wir Iunius Silanus zum Tribun ernennen." Dann sah er lächelnd zu Silanus. "Das ging ja schneller, als erwartet!"

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  • "Ich danke dir für dein Vertrauen und diese Möglichkeit. Auch mich freut es, dass wir so schnell eine Einigung erzielen konnten. Dann bleibt uns mehr Zeit, die köstlichen Speisen zu genießen."


    Der Iunier erwiderte das freundliche Lächeln des Kaisers und nickte diesem dankend zu. Auch seinem alten Kollegen Lucullus galt ein dankender Blick. Bei diesem würde er sich demnächst auch irgendwie anders erkenntlich zeigen. Nun wo er zum Tribunus der Cohortes Praetoriae ernannt werden sollte, würden sich ihre Wege vermutlich ohnehin wieder hier im Palast sehr oft kreuzen, je nachdem welche Aufgaben ihm der Praefectus Praetorio zuteilte. Zumindest aber konnte er mit diesem neuen Status im Palast jederzeit ein- und ausgehen. Und kleine Aufmerksamkeiten erhielten die Freundschaft - wie es so schön hieß.

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