Den Weg von der Villa Flavia zu den Märkten kannte Prisca gut, da sie nun schon mehrere Jahre in Rom lebte. Es war nur jedes mal erstaunlich wie lange er sich anfühlte, wenn man ihn zu Fuß gehen musste, anstatt in einer Sänfte bequem dorthin getragen zu werden. Die Aurelia schätzte den Komfort eines Sänftentransfers normalerweise sehr, doch manchmal wurde ihr das alles auch zu viel. So wie heute. Heute würde man sie nicht sofort als eine Patrizierin erkennen, die mit einem riesigen Gefolge durch die Straßen zog, sondern lediglich als eine "feine Dame", die mit ihrem Sklaven zusammen die Einkäufe erledigte. Ein paar verdeckte Zeichen würden sie allerdings bei Bedarf als eine Aurelia ausweisen, wobei Prisca nicht vor hatte sich als solche zu zeigen.
Erstaunlich war, wie verändert das Umfeld und die Menschen wirkten, wenn man nicht von Dutzenden von Sklaven abgeschirmt wurde. Ständig gab es den einen oder anderen Rempler und alle paar Meter schnellte ein Händler auf sie zu, um ihr die angepriesene Ware unter die Nase zu halten. Lyciscus würde sicher genügend damit beschäftigt sein, allzu aufdringliche Händler, Bettler und sonstige Gestalten wenigstens auf Armlänge von ihr fern zu halten. Prisca sah ihm dabei zu und nahm es erstaunlich locker und gelassen, wann immer sie trotz seiner Bemühungen angerempelt wurde.
"Na wie gefällt dir Rom … von hier unten?", fragte Prisca in Anspielung auf das erste Treffen, als er noch oben auf dem Podest auf dem Sklavenmarkt gestanden hatte. Die Aurelia zwinkerte Lyciscus gut gelaunt zu, da ihre Stimmung mittlerweile wieder bestens war. Seltsam nur, dass es ihr heute absolut nichts ausmachte von dem Trubel umfangen zu sein. Im Gegenteil fühlte sie, dass sie heute diesen Trubel brauchte, um sich lebendig zu fühlen.
"Da vorne müssen wir rechts. Wenn wir gerade aus gehen würden, dann kämen wir zum Forum Romanum … Etwa eintausend Fuß von hier", erklärte Prisca den Weg und lieferte ihrem Sklaven so nebenbei die gewünschten Informationen, um die er gebeten hatte.
Gerade als die Aurelia zum weitersprechen ansetzte, erhielt sie zum wiederholten Male einen unsanften Rempler und ehe sie so recht realisieren konnte von wem und aus welcher Richtung, kam sie bedenklich ins straucheln …