Mit einem leisen Seufzer nahm Prisca zur Kenntnis, das wieder ein Tag zu Ende ging. So schnell und unspektakulär wie viele andere und manchmal bekam sie es mit der Angst, wie flüchtig das Leben dabei an ihr vorüber zog. Wenn sie allein den heutigen Tag betrachtete, was bliebe ihr davon in Erinnerung? Wohl am ehesten der germeinsame Stadtbummel mit ihrem neuen Leibwächter, auch wenn sie dabei nicht viel von Rom gesehen hatten, außer ein paar Marktstände, enge Gassen und Unmengen von Leuten, die jene Gassen mit Leben füllten. Dazu das Auf und Ab ihrer Gefühle, den Stimmungsschwankungen und der letztendlichen Erkenntnis, dass es im Grunde ein Tag wie jeder andere gewesen war.
Prisca spürte, wie die wehmütige Stimmung in ihr wieder langsam die Oberhand gewann (wie oft gegen Abend), doch wollte sie diese noch so lange beherrschen, bis sie in der villa angekommen wären. Lyciscus sollte davon nichts mit bekommen, denn er hatte heute schon genügend Launen seiner Herrin ertragen müsssen und auch er wirkte erschöpft und wäre sicher froh, bald schon ein wenig Ruhe zu finden.
"Wir gehen nach Hause, Lyciscus.Leise seufzend traf Prisca die Entscheidung die ihr oblag und sie nickte ihrem Leibwächter zu, damit er voran gehen und seine Pflicht erfüllen könnte. SIe folgte ihm stumm und dieses Mal schien es ihm weniger auszumachen, dass sie auf dem Heimweg schwieg.
Erst als sie die villa Flavia fast schon erreicht hatten gab die Aurelia ihrem Leibwächter noch ein paar Anweisungen für den morgigen Tag und teilte ihm die Entscheidungen mit, die sie während des Heimweges getroffen hatte:
"Ab morgen wirst du in einer Kammer neben meinen Gemächern schlafen, damit du schnell zur Stelle bist wenn ich dich brauche. Mara wird alles für dich herrichten und dafür sorgen, dass es dir an nichts mangelt. Außerdem werde ich den maior domus beauftragen, einen Bereich hinter den Sklavenunterkünften für dich herzurichten, wo du ungestört trainieren kannst. Ich erwarte dich dann gegen Mittag im atrium. Hast du noch Fragen?" Abwartend sah Prisca ihrem Leibwächter in die Augen, wobei sie nicht davon ausging, dass ihm heue noch der Sinn nach vielen Fragen stand. Von dem Opfer erwähnte Prisca im übrigen nichts mehr, da sie noch unschlüssig war ob sie dieses überhaupt nachholen wollte.