• Albus, - Alb


    Schon bei der ersten Morgendämmerung hatte Alb sich in der Nähe der Villa Tiberia sein Versteck so gewählt, dass er den Eingang gut im Auge hatte. Jetzt hieß es wachsam sein und genauestens beobachten. Er musste sich eine ganze Weile gedulden ehe der Tiberier erschien. Er war der erste der die Villa verließ. Alb prägte sich den Ablauf ein und hatte auch, von seiner Position eine Stelle ausgemacht, die er einnehmen würde. Viel Zeit würde ihm nicht zur Verfügung stehen. Seine Hoffnung war, dass seine Leibwächter sich zuerst um den Tiberier kümmern würden. Was aber wenn nicht? Alb beschloss sich nach geeignete Fluchtmöglichkeiten umzuschauen.
    Es hatte sehr lange gedauert bis er sich entschieden hatte. Eigentlich war es die schwierigste Entscheidung die er jemals getroffen hatte. Der Auftrag konnte ihm sein Leben kosten. Dieses Opfer war geschult, was er so mitbekommen hatte, war er der gefährlichste Prätorianer den Rom seit langer Zeit gesehen hatte. Wieso dieser Auftrag? War es eine Falle? Warum aber unbedingt diese Körperstelle? Wenn, so sollte es doch keine Rolle spielen.
    Um ein wenig von dem sich drehenden Gedankenkarusell weg zu kommen, machte er einen langen Spaziergang an der Servianische Mauer entlang.


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    Am nächsten Morgen hatte Alb sich eng an die Hauswand der Villa Tiberia gepresst, ganz in der Nähe der Eingangstüre. Auf dem Boden neben ihm lag auf einem Tuch eine Stoßklinge. Eine Stoßklinge besonderer Art, nicht nur das ihr Kopf abgeflacht war, die Klinge war vergiftet. Damit er nicht mit dem Gift in Berührung kam, hatte Alb die Klinge vordem mit einem Stück Stoff umwickelt.
    Er spürte wie die Morgenfrische seine Muskeln erkalten ließ, deshalb spannte er sie immer wieder an und löste sie. Wichtig für ihn wäre nach der Tat schnell den Ort zu verlassen. Noch war es Zeit um alles ab zu blasen, zu seinem Zimmer zu eilen, um sich in seinem Bett zu verkriechen. Sich selber beruhigend dachte er, der Stoß braucht nicht so stark zu sein, das Gift wirkt schon, wenn die Haut nur angeritzt ist und den verminderten Kraftaufwand kann ich nutzen bei der schnellen Flucht. In der Menge untertauchen oder sich schnell in ein Versteck zurückziehen, war bei dieser Tat nicht möglich.


    Gerade hatte Alb seinen Atem, zu seiner Beruhigung, etwas lauter ausgestoßen, als er hörte wie sich die Eingangstüre öffnete. Mit einer vorher oft geprobten Bewegung hob er die Stoßklinge auf, sie lag wirklich gut in der Hand und sah drei Männer sich nebeneinander aufstellen und gleich darauf im Gleichschritt los gehen. Den mittleren Mann fest im Blick, zählte Alb kurz bis drei und rannte los. Bei dem Centurio angekommen, denn dieser sollte sein Opfer sein, stieß er mit seiner linken Schulter gegen den Begleiter während sein rechter Arm hoch fuhr und mit einer Abwärtsbewegung die Klinge den linken Oberarm des Trecenarius entlang gleiten ließ um gleich weiter zu rennen. Im Lauf warf er unterwegs die Klinge von sich und rannte auf Schritte hinter sich lauschend weiter.

  • Verus war bereit seinen Tagesdienst anzutreten. Wie jeden Tag hatte er sich von Luna verabschiedet, wollte sich auf den Weg machen, um Rom mit falscher Hingabe zu dienen. Längst war Verus seinen eigenen Idealen entwachsen. Ihm war jenes widerfahren, was viele gute Menschen fürchteten. Er lebte bereits zu lange und sah bereits, wie aus seinen guten Ambitionen nur Schlechtigkeit erwuchs. Die Prätorianer waren nicht moralisch gut. Sie waren keine Helden. Keine wahre Elite, sondern eine Truppe der Terrormacht und Geheimnisse. Ausgesucht waren ihre Soldaten, ausgebildet und abgehärtet durch Krieg und Ausbildung, ständig gedrillt und abgerichtet für diese eine Aufgabe, die sie alle verband: Rom. Doch ihr Rom war ein anderes Rom. Ihr Rom war kalte Macht. Ein Regime über die Eroberten und Unterworfenen. Anders als es andere sahen, war die Welt der Prätorianer geprägt durch Dominanz. Und auch Verus trug seine vergiftenden Geheimnisse in sich. "Wir brechen heute oft der üblichen Route zur Castra auf," sagte Verus zu seinen beiden Leibwächtern, die ebenso in diesem Domus nächtigten. Sie lächelten, da sie äußerst gut gefrühstückt hatten. Auch Verus hatte ein gutes Frühstück genossen. "Trecenarius, aber heute bitte nicht wieder so schnell. Du weißt doch, dass wir mithalten müssen," scherzte der eine Kamerad und Verus lachte bitter auf. "Natürlich, Antonius," sagte Verus und nickte seinen beiden Personenschützern zu, bevor sie aus dem Haus traten. Verus öffnete selbst die Tür, bevor man in geeigneter Formation aus dem Haus trat. Vielleicht erhoffte sich Verus genau ein solches Ende, welches sich abzeichnen sollte.


    Ein Attentäter schlug zu, bevor seine Leibwächter reagieren konnten. Etwas traf seinen linken Arm, kratzte über den Knochen unter der Haut und traf in dieser Bewegung eine große Ader, zerfetzte die Tunika und hinterließ letzlich eine tiefe und blutende Wunde, die Verus grimmig sein Gesicht verziehen ließ. Adrenalin füllte seinen Körper, während seine Leibwächter ihn zurückrissen, um ihn abzuschirmen. Schnell zogen sie ihre versteckten Gladii, um eine Abwehrposition einzunehmen. Verus wankte zurück, blickte verstört auf dei Wunde und spürte beim Anblick einen stechenden Schmerz. "Arg," jappste er und hielt sich die Hand auf seinen Arm, um die Blutung abzupressen. Er war Soldat und konnte seinen Schmerzen bedingt für einen Moment kontrollieren. Der Prätorianer wusste, dass die Wunde schnell abgebunden werden musste, dennoch konnte er nicht, da seine Hand vorerst den groben Blutverlust verhinderte, indem er fest auf die Wunde presste. Der Attentäter flüchtete windelig, ließ eine Klinge klirrend auf den Stein fallen, während sich Verus an seine eigene Hauswand lehnte. War dies der Angriff? Der Angriff, den er erwartet hatte? Mit Sicherheit. Das Spiel verlangte seine Züge. "Bleibt," verlangte Verus zur Sicherheit, obwohl seine Personenschützer dem Angreifer nicht nachstellten, um ihren Befehlshaber zu schützen, dem sie nicht nur durch Eid verbunden waren, sondern auch durch Kameradschaft und gemeinsame Erlebnisse in Germanien. Erschöpft über die blutende Wunde sank Verus an dem Mauerwerk herab, wobei ein roter Streifen über das Mauerwerk lief und seine blutrote Farbe hinterließ. Einer der beiden Männer kehrte von seinem Posten ab, um mit dem Gladius ein Stück seiner Toga abzutrennen, welches er nutzen wollte, um den Trecenarius schnellstmöglich zu verbinden. Verus ließ seinen Blick sinken, da er sich an alte Zeiten erinnert fühlte. Dakien wurde wieder präsenter und auch seine Erfahrungen in Germanien. In dieser blutenden Wunde fand er seinen eigenen Epitaph.


    Gedanken verloren sich im Rausch des eigenes Unterganges, welcher zwar nicht eintreten sollte aber Verus war einerseits dankbar, dass er erneut körperlichen Schmerz spüren konnte. Schmerz, den er zu ungerne anderen zufügen musste. Der prätorianische Leibwächter zerschnitt den Togafetzen in zwei Teile, bevor er sein Gladius am versteckten Tragegurt verstaute. Den einen Teil rollte zu einer kleinen aber festen Rolle, während der andere ruhig in seiner Hand lag. Der Soldat kniete sich herab. Verus und er wussten genau, was zutun war. Beide hatten genug Schlachten gesehen und genug Männer verbunden oder sich selbst versorgt. Blut und Wunden waren Normalität, so dass beide ruhig mit dieser Sache umgehen konnten. Auch wenn Verus spürte, dass der Blutverlust durch den Anschnitt einer wichtigen Versorgungsaders nicht klein war. Er musste ruhig bleiben.


    "Das schaffen wir," vermerkte der Leibwächter, und hob vorsichtig die Hand seines Kommandeurs an, bevor er den nicht aufgerollten Stoff auf die Wunde legte, um diese dann mit eine ziehenden Bewegung am Ende der Stofflinie zu fixieren. Er schlug den Stoff einmal um, bevor er die kleine Rolle aus Stoff dazwischen presste und dann jenen Verband feste wickelte, damit dieser am Ende von einem guten Knoten gehalten wurde. Verus verzog sein Gesicht, viel mehr, weil der Soldat den Verband mit ordentlichen Druck ansetzte. "Geschafft," meldete der Soldat und schien erleichtert. Die Wunde war vorerst versorgt, auch wenn ein Medicus später noch Knochenresten und Verschmutzungen suchen würde, wie es üblich war. Die Wunde würde mit einer speziellen Mischung aus Honig, Kräutern und Essig ausgewaschen werden. Verus rechnete schon mit einem brennenden Schmerz, da er diese Behandlung nur zu gut kannte. "Danke," sagte der Trecenarius müde, während sich seine Augen immer weiter schlossen. "Schaffen wir ihn hinein," meinte der stehende Leibwächter, der sich unwohl im Angesicht dieses Anschlags fühlte. "Ja," antwortete der knieende Prätorianer und legte im Aufstehen noch einmal fürsorglich die Hand auf die Schulters des Offiziers, dem sie alle ihr Leben anvertrauten. In dieser Einheit gab es eine herausragende Loyalität und Kameradschaft, die als Treuebeispiel fungieren konnte. Auch Verus war stets loyal und treu zu seinen Soldaten.


    Der stehende Wächter hob die Klinge andächtig auf, blickte auf diese, während er sein Gladius in der anderen Hand hielt. "Eine parthische Giftklinge," schimpfte der Mann und spuckte auf den Boden, um den Träger dieser Waffe zu verfluchen. "Siehst du die Giftrinne in der Mitte," trat er zurück zu seinem Kameraden, der ähnlich schockiert blickte. "Sie ist leer. Entweder sie trug kein Gift oder das Gift ist bereits in die Wunde abgegeben. Ein hinterhältiger Angriff...," erklärte der erfahrene Soldat, der solche Klingen von dubiosen Attentätern im ganzen Reich kannte. Die Parther hatten diese Klinge entwickelt, um Attentate auf Prinzen und Könige auszuführen, damit diese auch garantiert grausam verstarben. Ein Angriff mit dieser Waffe war eine klare Nachricht und ein Zeichen. Man legte die Klinge neben dem Eingang ab, um Verus achtsam ins Atrium zu ziehen. Dort rief man lautstark um Hilfe, während man besorgt zum Trecenarius herab blickte. Im Anschluss daran nahm man die parthische Giftklinge auf, um diese ebenso ins Atrium neben den Getroffenen zu legen. Der Anschlag sollte deutlich werden. Mitunter - wenn diese Klinge Gift trug - würde der Trecenarius bald sterben; unaufhaltsam.

  • Luna hatte sich gerade von Verus verabschiedet und wollte ihren Tagesaufgaben nachgehen, als ein Tumult an der Porta ihre Aufmerksamkeit auf sich so. Sie wurde kreidebleich, als seine beiden treuen Leibwächter ihn zurück ins Haus zogen. „VERUS!“ Halte nun ihre furchtsame Stimme durch das Haus. Es dauerte nur wenige Augenblicke bis sie an seiner Seite war. „Was ist passiert?“ fragte sie und ihre Worte waren es, die sich förmlich überschlugen. „Gift!“ War die knappe Antwort


    Sie sah den Stoff der etwas bedeckte. Eine Wunde? Lunas Emotionen schalteten in genau diesem Moment aus und hervor kam eine rein rational reagierende Frau. „Bringt ihn auf sein Zimmer. Holt den Medikus. Ich brauche außerdem eine Schüssel mit Wasser. Essig viel Essig.“ Ihre Stimme ruhig kalt emotionslos. Sie konnte jetzt nicht wie ein Häufchen Elend zusammenbrechen, sie musste ihm helfen. Ihn retten. Von seiner Seite wich sie jedoch nicht auch nicht, als man ihn die Treppe nach oben in sein Bett trug. „EIS!“ brüllte sie noch. „Ich brauche Eis so viel wir haben.“ Im Zimmer angekommen ließ sie sich von den Soldaten Helfen Verus zu entkleiden und ihn auf das Laken des Bettes zu legen. Schon wurde auch die Dinge gebracht, die sie verlangt hatte. „Schüttet das Eis über seinen Körper. Wir müssen sein Blut verlangsamen, damit es sich nicht weiter im Körper ausbreiten kann.“ Sagte sie und schon wurde Versus Körper von Eis bedeckt und er samt Eis wurden in das Laken eingeschlagen. Sie öffnet den provisorischen Verband der seinen linken Arm umschlang. Die Wunde war nicht groß, aber tief. Sie hätten heulen können, aber dafür war keine Zeit. Der Arm wurde nach unten gehalten und nun fing sie an die Wunde gründlich mit dem Wasseressiggemisch auszuspülen immer und immer wieder. Sie hörte nicht auf, bis einer der Soldaten ihr seine Hand auf die Schulter legte. Sie wusste, dass sie nicht mehr tun konnte. Auch der Medicus war inzwischen eingetroffen. Er untersuchte die Wunde, legte eine Kräutermischung auf und erklärte Luna, dass man nichts weiter könne als warten. Luna achtete peinlich darauf, das Verus nicht unterkühlte, sobald sie ersten Einzeichen dafür da waren, wurde er aus seinem Eisbad heraus gehol und in wärmende Decke gepackt. Luna wich nicht von seiner Seite, sie kniete neben seinen Bett, betete zu ihren Göttern und hoffte. Mehr konnte sie ja auch nicht tun. Außer nun auch Tränen zu vergießen.

  • Dieser Lärm am Morgen. Corvina war nicht erbaut darüber. Dieses Geschreie ! Auf dem Weg zur Tür stellte sie fest, dass sie nur in einer einfachen Synthesis herum lief. „ Tunika! Tunika ! Gürtel!“ Wo war diese schmalbrüstige Sklavin, wenn man sie brauchte? Corvina musste sich selbst kümmern. Die Haare waren nur notdürftig gerichtet. So stürmte sie hinaus ins Atrium. „ Was ist hier los?“ Der Lärm zog sich nach oben. Sie lief hinauf. „ Verus?“ stürmte sie fragend in sein Zimmer. Was war denn hier los. Die graue Maus kniete neben seinem Bett. Der Kerl rührte sich nicht. Sie ging näher. „ Wer vergreift sich an ihm ohne mich zu fragen?!?!“ zischte Corvina. Sie mochte ihren Bruder nicht unbedingt und ging ihm gern aus dem Weg, aber es war IHR BRUDER! In diesem Moment war da etwas, was sich in ihr änderte. „ Luna? Luna, sag was du brauchst. Du sollst für ihn alles bekommen.“ Wie beneidete sie diese Frau. Mit schnellen Schritten war Corvina aus dem Zimmer. Auf der Treppe rief sie nach ihren Sklavinnen. „ ANNA! NINA! Ihr helft Luna so lange sie es für richtig hält.“ Zwei weitere Sklaven wurden dazu beordert. Corvina schickte zwei Sklaven an die Tür. „ Ihr lasst keinen rein! Es sei denn er ist Prätorianer!“ Sie drehte sich suchend um. „ Du da! Ja du! Thales?“ sie wartete nicht auf ein ja. „ Du gehst zu meinem lieben Bruder Nero, weckst ihn und ...lass. Das übernehme ich selbst.“ Huuu Corvina witterte die Chance, es ihm mal richtig zu zeigen.

  • Verus war benommen, konnte nicht ganz erfassen, was um seine Person geschah. Der Blutverlust war erheblich aber eine seidene Schnur hielt ihn im Leben, wie einst in Germanien. Es war nicht nur die Hoffnung auf ein besseres Leben, sondern ein unbeugsamer Wille, der sich diesem tragischen Schicksal versagte. Seine Verteidigung war zerbrochen, als sich seine Augen ins Weiße drehten und er seine Finger zuckten. Das Eis, welches überaus teuer war und eigentlich in der Villa nur vorhanden war, um eine große Festivität vorzubereiten, erfüllte nun in der Not einen anderen Zweck. Verus navigierte durch seine Erinnerungen, wie ein Steuermann eines Schiffes. Unruhige Wellen und erstaunliches Fahrwasser prägten seine Eindrücke, die sein Selbstbild prüften. "Navigatio," stammelte er, als sich seine Lippen müde bewegten. Die beiden Prätorianer taten ihr Beiwerk. "Ich werde die castra informieren, wir brauchen zeitnah Unterstützung," sagte der erfahrene Leibwächter, der besorgt zu Verus herabblickte. Der andere Leibwächter stimmte dieser Handlung zu. Beide Männer wollten sich bei Luna rückversichern, blickten sie wortlos an, bis die Stille Antwort war und sich einer der beiden Männer mit eiligen Schritten entfernte, um weitere Hilfe zu holen. Der andere Leibwächter hielt sich bereit, erneut zu helfen oder seinen Herren gegen eine erneute Gefahr zu verteidigen. Auch wenn er sich selbst dafür schämte, nicht besser auf die Umgebung geachtet zu haben. Welcher Narr wagte es die Prätorianer so offen zu attackieren? Eine Frage für einen anderen Tag. Verus selbst dämmerte in einen kalten Rausch davon, als das Adrenalin durch Schmerzbotenstoffe ersetzt wurde, die jedoch versagten, weil der Geist längst entschwunden war, um sich selbst eine Zuflucht zu sein. Verus wollte nicht mehr hier sein aber kämpfte gegen die reißenden Hände der Nachwelt an, die nach ihm riefen. Lügen waren seine Welt und doch fand er in diesem Ruf eine neue Wahrheit. Alles, was er stets wollte, war ein Zuhause. Ein echtes Zuhause in Frieden und Würde. Seine Liebe zu Luna war das Band, was ihn hier hielt. An diesem Ort. Seine Planungen war vorerst zerschlagen. Es hätte anders enden oder vollzogen werden sollen. Doch nun war auch dies egal. Tiberius zuckte und begann ein altes Todeslied anzustimmen, welches viele Soldaten im Moment als letztes Gebet sangen: [URL=Firme nunc me spondeo, Fidelis tibi maneo, Bella priorum cara patria, Nunc et semper florens gloria, Pulchras terrae patriae!]"Firme nunc me spondeo..."[/URL] Der Gesang war gebrochen, keuchend leise und Luna sollte ihn kennen, denn er sang ihn einst, als sie ihn gefunden hatte. Das Lied des sterbenden Soldaten.

  • Für die hier Zurückgebliebenen fühlte es sich vermutlich wie eine halbe Ewigkeit an, bis die erhoffte Verstärkung in Form des Iuniers und einigen berittenen Prätorianern eintraf. Obwohl sie versucht hatten, sich so schnell wie möglich mit ihren Pferden einen Weg durch die engen Straßen Roms zu bahnen, war es um diese Uhrzeit ein äußerst schwieriges Unterfangen. Man konnte glauben ganz Rom wäre auf den Beinen oder hätte sich gegen sie verschworen, um den ohnehin schon langen Weg zur Villa Tiberia noch zusätzlich zu erschweren. Endlich am Ort des Geschehens eingetroffen, sprang er Tribun von seinem Pferd ab und stürzte in die Villa. Die mit ihm eingetroffenen Männer versuchten in der Zwischenzeit die immer noch umher stehenden Schaulustigen zum weitergehen zu bewegen und sicherten den Eingang hinter ihrem Tribunus.


    Silanus wurde gleich beim Hauseingang von zwei Sklaven in Empfang genommen und in das Zimmer gebracht, in dem man den vom Angriff sichtlich gezeichneten Tiberier auf ein Bett gelegt hatte. Der zurückgebliebene Leibwächter atmete sichtlich erleichtert auf, als ein ritterlicher Offizier den Raum betrat. Um das Bett herum standen einige Personen, vermutlich Sklaven und versorgten den Trecenarius.


    "Was genau ist passiert? Wie geht es ihm?! Wurde der Angreifer gefasst?" fragte er in die Runde und sah abwechselnd zwischen den Sklaven und dem Leibwächter hin und her.

  • Da keiner der Anwesenden das Wort ergriff tat es Luna mit einem Seufzen. „Er wurde mit einem Messer am Arm verletzt. Die Wunde ist tief, aber nicht lebensbedrohlich.“ Gab sie zunächst die preis. „Der Medicus aber stellte fest, dass die Klinge wohl vergiftet war. Die Wunde wurde gespült und gereinigt. Es bleibt nun abzuwarten, wie viel Gift in den Körper gelangte und...“ Hier brach sie ab, denn sie wollte es einfach nicht aussprechen, was ihre schlimmste Befürchtung war. Im Hintergrund murmelte nun einer der Leibwächter. „Wir haben den Mann nicht verfolgt, sondern blieben bei dem Trecenarius. Wir wollten auf Verstärkung warten.“
    Lunas Blick, der die Männer gerade traf sprach wohl Bände. Sie warf ihnen vor, dass sie nicht genügend auf ihren Verus geachtet hatten. Auch wenn sie es nicht aussprach, wusste wohl jeder hier in dem Raum um diesen in der Luft hängenden Vorwurf.
    „Ihr solltet den Mann besser ergreifen und zu den Göttern beten, das er überlebt.“ Sagte sie mit giftiger Stimme zu den Leibwächtern, die lieber ihren Blicken auswichen. Sie kannten Luna und wusste davon, das sie eine Seherin ihres Volkes war. So rankten sie auch in den Köpfer der Männer wohl verrückte Geschichte über jene Frauen. Und keiner von ihnen wollte wohl von dieser Frau verflucht oder verhext werden.

  • Als endlich eine der Anwesenden das Wort ergriff hörte Silanus aufmerksam zu. Es stand also nicht gerade gut um den Gesundheitszustand des Tiberiers und war offensichtlich auch nicht ansprechbar. Natürlich bemerkte er auch die aufgeheizte Stimmung im Raum, die ihn beschwichtigend eingreifen ließ. Er sah zu den Leibwächtern.


    "Meldet euch unten beim Centurio. Gebt ihm alles bekannt, an das ihr euch noch über den Angriff erinnern könnt. Genauer Vorgang, Täterbeschreibung und so weiter. Dann meldet euch in der Castra. Wir werden hier vorm Haus andere Wachen platzieren."


    Anscheinend wollte einer der Leibwächter noch etwas sagen oder zu ihrer Außerdienststellung widersprechen, doch der Iunier erhob vorher einhaltgebietenden die Hand und sein eindeutiger Blick ließ die beiden Prätorianer dann seine Befehle in die Tat umsetzen. Als sie den Raum verlassen hatten, wandte er sich wieder den Angehörigen des Trecenarius zu.


    "Nach dem Täter wird bereits gesucht. Gibt es irgendetwas, dass ich derzeit sonst noch für euch oder den Trecenarius tun kann?"

  • Luna kümmerte sich derweil ununterbrochen um Verus. Als nun die Frage was man sonst noch tun könnte, sah sie auf. „Findet den der dafür verantwortlich ist. Und er muss hier weg. Rom ist nicht sicher. Aufs Land.. ja auf das Landgut.“ Luna blickte nun an dem Mann vorbei, als die Tiberia wieder ins Zimmer trat. „Ich werde alles vorbereiten lassen. Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen.“ Sagte die Germanin und erhob sich, verließ den Raum um alles was nötig war zusammen zu packen.

  • Es ließ ihr keine Ruhe. Corvina tauchte wieder in dem Zimmer auf, in das sie ihren Bruder gebracht hatten. Der Raum quoll regelrecht vor Schwarz berockten Männern über. So makaber wie die Situation war, Corvina sah dem neu hinzugekommenen auf den Hintern. Kannte sie den oder eher nicht? Form, Ausstattung, ja. Bei Straffheit und Farbe musste sie passen, die waren nicht nachprüfbar. Hingehen und rein kneifen, dabei die Tunika aus versehen lüften. Nein, das wäre pietätlos, ihr Bruder keinen Meter weg, rang mit dem Tod. Ihr Bruder sie seufzte leise. Es gab immer nur Ärger mit ihm. Nicht einen Lichtblick gab es am Horizont. Vielleicht, wenn er für eine Weile, eine ganz lange Weile, aus Rom verschwand. Die Idee, die Luna hatte, wurde dementsprechend von Corvina mit einem zustimmenden Nicken honoriert. Den Anfang hatte sie leider verpasst. Aber Rom und nicht sicher, und auf das Landgut reichte, der Germanin zuzustimmen. „ Er sollte dort bleiben bis er völlig genesen ist. Luna wird sich rührend um ihn kümmern. Sollte er sterben, haben es die Götter so gewollt.“ Wandte sie sich an den Mann in schwarz, mit dem Luna gesprochen hatte.

  • Die nun hinter ihm in der Türe auftauchende Frau war dem Iunier ebenso unbekannt wie die hier anwesenden. Allein durch ihr selbstsicheres Auftreten und ihr anweisenden Ton war davon auszugehen, dass es sich dabei um ein Familienmitglieder der Tiberier handeln musste. Doch wer war dann die Junge Frau an Verus Bett? Silanus musste sich eingestehen, dass er kaum etwas über den Trecenarius oder dessen Privatleben wusste. Vermutlich auch mit voller Absicht des Tiberiers, der überhaupt immer sehr verschlossen und geheimnisvoll tat. Nachdem die Leibwächter gegangen waren, war der Iunier der letzte im Raum verbliebene Prätorianer und auch wenn sie die Anwesenheit der Männer in Schwarz gewohnt waren, so konnte man wohl auch aufgrund der Umstände spüren, dass diese Tatsache eine Erleichterung für die im Raum Verbliebenen war. Silanus wandte sich zu der neu hinzugetretenen jungen Frau.


    "Ich werde veranlassen, dass er eine Eskorte zum Landgut eurer Familie erhält und gegebenenfalls werden auch Wachmannschaften von uns gestellt, falls eure Familie das wünscht."


    Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich noch nicht vorgestellt hatte.


    "Ich bin übrigens Tribunus Iunius Silanus. Falls ihr etwas braucht, könnt ihr euch jederzeit an mich wenden. Der Trecenarius war ein treuer Soldat und die Cohortes wird ihn und seine Familie nicht im Stich lassen."

  • Der nette Hintern stellte sich vor. Bei den Göttern, bekam corvina das mal wieder aus ihrem Kopf. Sie ärgerte sich über sich selbst. Einen Mann nur auf seinen Hintern zu reduzieren. Also wirklich. Weg von den Marsianern hin zur Realität. „ Angemessen aber nicht zu auffällig.“ entschied sich Corvina zur Eskorte und der Bewachung.
    Brüderchen Nero hatte es nicht nötig hier zu erscheinen. Hatte man ihn überhaupt informiert was vorgefallen war ? So lange er nicht hier war traf eben Corvina die Entscheidungen. Es ging nicht um Geschäfte sondern um ihren Bruder, da nahm sie sich das Recht zu entscheiden.


    Ach, der Hintern ….herje schon wieder. Corvina, continentia! Der Mann in schwarz hatte einen Namen. Tribun, deshalb das flottere Schwarz. „ Tiberia Corvina.“ stellte sie sich der Vollständigkeit halber vor.
    War ein treuer Soldat? Nur so dahin gesagt oder wusste er mehr? Bei den Schwarzröcken musste man mit allem rechnen. Das beste Beispiel war ihr dahin siechender Bruder. Das die zugeteilte Leibwache ihres Bruders versagt hatte. Das war Corvina glücklicher Weise entgangen. Nicht auszumalen welches Unwetter über den Tribun hereingebrochen wäre. „ Mein Bruder Tiberius Caudex wird alles weitere regeln.“ Für sie war der Vorfall im offiziellen Teil ab geschlossen. „ Kann ich sonst etwas für dich tun?“ fragte sie höflich und mit dem gebührenden Respekt nach. In Corvina‘s Fall war das in etwas so zu deuten. Ich habe nichts mehr, du sicher auch nicht, dann ist deine Anwesenheit hier nicht mehr von Nöten.

  • Die junge Frau gab nun auch ihren Namen preis und bestätigte die Vermutung des Iuniers , dass es sich um ein Familienmitglied der Tiberier handeln musste. In welchem Verwandtschaftsverhältnis sie zum Trecenarius stand, ließ sie jedoch offen. Was sie jedoch nicht offen ließ sondern ziemlich deutlich aus ihrer zwar freundlichen aber sehr bestimmten Tonlage herausklingen ließ war die Frage, in wie weit sich der Tribun hier nun noch nützlich machen konnte. Und sie hatte, ganz gleich ob dieses Ergebnis von ihr gewünscht war, auch nicht ganz unrecht damit, dass Silanus hier wohl nicht mehr gebracht wurde.


    "Nein Tiberia. Ich kann hier ohnehin nicht mehr viel beitragen. Die Eskorte wird angemessen aber nicht zu auffällig sein. Ganz wie du es wünscht. Bitte informiert mit, sollte sich am Gesundheitszustand des Trecenarius etwas ändern. Vale bene."


    Der Iunier verabschiedete sich in die Runde und nahm sich zugleich den Vorsatz, sich in wenigen Tagen noch einmal hier nach dem Wohl der Familie seines schwer verletzten Untergebenen zu erkundigen. So viel war er ihm alle Mal schuldig und vielleicht konnte sich bis dahin auch die Familie über sein Hilfsangebot besser Gedanken machen, wenn der erste Schock überwunden war. Wie der Trecenarius bereits selbst einmal anmerkte, hatten die Tiberier ein schweres Los mit ihrer jüngsten Vergangenheit gezogen und seit dem keinen sehr guten Stand in der römischen Gesellschaft. Ein wenig Unterstützung von einem bekannten und geachteten Eques kam ihnen da vielleicht ganz recht. Dann verließ er die Villa mit seinen Mannen und ließ lediglich einen kleineren Trupp zur Bewachung zurück.

  • Licinus hatte es sich nicht nehmen lassen die Eskorte, die den Trecenarius auf sein Landgut bringen sollte, selbst zur Villa Tiberia zurückzuführen.
    Auch eine Sänfte hatten die Soldaten beschafft, damit Verus in einem Resiewagen nicht unnötig durchgeschüttelt wurde. Getragen wurde sie von zuverlässigen Staatssklaven.


    Licinus ließ mit kräftiger Hand den bronzenen Türklopfer gegen die Schlagplatte sausen. Sein verwittertes Gesicht war sturmumwölt vor Sorge sowohl um den Kameraden, als auch um die Bedeutung dieses Angriffs.


    Sim-Off:

    So es keinem widerstrebt würde ich mir wünschen knapp vor Lunas zusammenbruch einzutreffen. Ginge das okay?

  • Sim-Off:

    ja ist ok :)


    Gerade während sie die Sachen zusammenräumte, hämmerte jemand an die Porta. Luna war schon im Atrium, als man den Mann einließ. „Iulius!“ Entfuhr es ihr, als sie den Mann erkannte. Ihn mussten die Götter geschickt haben. Und Luna, die sonst doch immer recht reserviert war, warf genau all das gerade über Bord und warf sich dem Mann an die Brust. Sie lies ihren Tränen freien Lauf. „Verus... er...Ich weiß nicht ob.. schwer verletzt.“ Stammelte sie weinend. Bis ihr bewusste wurde was sie hier gerade tat. „Ent...entschuldige Dominus.“ Stammelte sie nun also, als sie sich wieder von dem Mann löst.

  • Licinus Körper versteifte sich unwillkürlich, als Luna sich an seine Brust warf.
    Wie immer fühlte er sich bei körperlicher Nähe nicht allzu wohl. Er wusste einfach nicht, wie er damit umgehen sollte.
    "Ich hab es gehört, Luna" um ein Haar hätte er die Frau, "Ich bin hier um nach ihm zu sehen." Spröde Worte, als Trost gedacht, aber kaum dafür geeignet. Zumal Licinus tatsächlich von einer schweren Verwundung berichtet worden war.


    "Nicht schlimm" wandte er ein und signalisierte mit Mimik, dass er ihr Verhalten nicht übel nahm. Er konnte nicht damit umgehen, aber er verurteilte es nicht.
    "Bringst du mich zu ihm?"


    Als sie sich wieder von ihm gelöst hatte, warf er einen Blick über die Schulter auf die Soldaten. In Germania, wo jeder Soldat ihn und er beinahe jeden gekannt hatte, hätte dieser Blick alleine genügt um jedes Gerede ein für alle Mal zu unterbinden. Hier war er sich nicht so sicher und so formten seine Lippen ein stummes "Wehe!".

  • Luna nickte. „Ja Dominus, ich bringe dich zu ihm.“ Sagte sie. Inzwischen erinnerte sie sich genau wieder an ihren Platz. So zeigte sie nun eben dem alten Kameraden von Verus den Weg in sein Zimmer. Dort lag er... Verus. Blass war er und der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn. Schnell ging Luna zu ihm um ihm die Stirn zu trocknen. Doch dann er hob sie sich wieder. „Ich.. ich muss noch die Sachen zu Ende packen. Dann können wir los zum Landgut. Du begleitest uns?“

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