Morgens und abends zu lesen
Der, den ich liebe
Hat mir gesagt
Dass er mich braucht.
Darum
Gebe ich auf mich acht
Sehe auf meinen Weg und
Fürchte von jedem Regetropfen
Dass er mich erschlagen könnte.
Bertolt Brecht
Es war der Tag nach der Cena, der eine berauschende Nacht gefolgt war. Heute, so schien es, ging alles wieder seinen normalen Gang. Wie jeden Tag ging ich meinen alltäglichen Aufgaben nach. Doch heute tat ich es beschwingter als sonst. Etwas Großes war geschehen, letzte Nacht. Amors Pfeile hatten mich zielsicher ins Herz getroffen. Alles schien heute in ein besonderes Licht getaucht zu sein.
Am Morgen hatte ich eine besonders hübsche türkisfarbene Tunika angezogen. Natürlich trug ich an meinem Arm auch den Armreif, den Massa mir am Abend zuvor geschenkt hatte. Eingehüllt in eine blaue Paenula verlies ich am Vormittag das Haus. Amir, der Stallknecht sollte mich begleiten, da er die Einkäufe tragen sollte, die ich heute zu tätigen hatte.
Kurze Zeit später, nach dem ein Centurio mit acht Männern die Castra über das Haupttor verlassen hatte, folgten wir beide. Amir und ich schlugen den direkten Weg zur Markthalle ein. Nach der gestrigen Cena fehlten verschiedene Lebensmittel. Außerdem war etwas Geschirr zu Bruch gegangen, das ersetzt werden musste. Und schließlich musste ich noch das rote Tänzerinnenkostüm ihrer Eigentümerin zurückbringen. Später dann wollte ich noch einmal bei der Kräuterfrau vorbeischauen. Vielleicht konnte sie mir heute einige nützliche Tipps geben, womit man sich schminken konnte, damit es dezent und nicht zu aufdringlich wirkte. Doch das hob ich mir für den Schluss meiner kleinen Einkaufstour auf. Denn dorthin wollte ich alleine gehen. Vorher würde ich den jungen Syrer mit den Einkäufen nach Hause schicken.
Doch zunächst konzentrierten wir uns auf das Wesentliche. Die Markthalle und die Marktstände davor waren schnell erreicht. Heute herrschte ein reges Treiben in der Stadt. Mehr als sonst, wollte ich meinen.