Hier findet die Grundausbildung der neuen Soldaten statt.
Grundausbildung
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Am Tag nach seiner Vereidigung fand sich Nero zusammen mit den anderen Rekruten am Campus ein, um seine Grundausbildung zu beginnen. Die Nacht war kurz gewesen und Nero hatte kaum geschlafen. Seine Zimmerkameraden hatten sich noch bis Mitternacht den Kopf darüber zerbrochen, wie die Ausbildung wohl ablaufen und was sie erwarten würde. Nero dagegen hatte sich in diesen Gesprächen kaum eingebracht, denn für was sollte all die Spekulation schon gut sein? Seine Gedanken waren bei Brigio und Lydia. Er war nicht sentimental, aber er hoffte, dass sein Ziehvater gut zurechtkam. Brigio war nicht mehr der jüngste und es hatte ihn einen Schlag versetzt, als Nero seine Pläne offengelegt hatte - und das, obwohl den Alten sonst nichts aus der Ruhe brachte.
Für den Moment weilten Neros Gedanken aber nicht in der Ferne, sondern auf dem Exerzierplatz. Er reihte sich mit strammer Haltung bei den anderen Rekruten ein und erwartete sodann die ersten Anweisungen des Ausbilders.
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Der alte Centurio Catius betrat den Platz und der Optio liess die anwesenden Neulinge stramm stehen.
Catius stellte sich breitbeinig vor die Männer und klopfte mit dem Stab des Centurio immer wieder auf seine Handfläche."Guten Morgen die Damen, ich hoffe ihr habt alle angenehm geschlafen?! Denn das wird das letzte mal gewesen sein für die nächste Zeit. Eure Grundausbildung beginnt jetzt und gleich damit wir uns richtig verstehen. Es geschieht WAS ich sage, WENN ich es sage. Ich dulde keine Widerworte und erst recht keine Befehlsverweigerung. Habt ihr das alle verstanden?"
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Der alte Centurio Catius hatte die zuvor unruhigen Reihen schnell unter Kontrolle. Seine Worte waren eindringlich genug um jedem der anwesenden Rekruten einzutrichtern, dass der Centurio mit sich nicht spaßen ließ. Mit einem lauten "Jawohl, Centurio!" drückten die Neulinge im Chor ihr Verständnis für die Ansage des Ausbilders aus und begannen dann die folgenden Anweisungen wie hörige Jungen zu befolgen, als hätte man sie mit dem Schritt in das Kastell entmündigt.
Zunächst ordnete der Centurio Laufrunden um den Exerzierplatz an, danach vierzig Liegestütze. Zehn weitere für jeden Mann, der zuvor das Segel strich. Recht schnell stellte Nero fest, dass er sich zu den fittesten Rekruten zählen konnte. Der ein oder andere schnaubte bereits nach den Laufrunden, als hätte er gerade eine germanische Wildsau mit bloßen Händen erlegt. Nero dagegen meisterte auch die folgenden Liegestütze problemlos. Er war harte Arbeit gewohnt und hatte auch auf dem Schweinehof immer trainiert, wenn er sich ablenken musste.
Dafür lag ihm die nächste Disziplin nicht besonders: Die Theorie. Unvermittelt forderte der Centurio ihn auf, die Zusammensetzung einer römischen Legion zu erörtern. Stumm und mit nichtssagenden Blick blickte er dem Ausbilder entgegen. Nero hatte keinen Schimmer. Woher auch? Auf einem Schweinehof lernte man wie Ställe ausgemistet und Schweine geschlachtet wurden. Die Theorie des Militärwesens gehörte eindeutig nicht dazu.
Nach einem kurzen Einlauf des Centurios wandte sich dieser an den Blonden, Neros Zimmerkameraden. Dieser stellte sich mit dem Namen Rusius vor und beantwortete die Frage problemlos. Dann folgten theoretische Ausführungen zur Ausrüstung eines Legionärs und zu den Formationen. Nero folgte den Worten aufmerksam, war sich aber sicher, dass er sich nicht alles merken konnte.
Auf die Theorierunde folgte noch eine weitere Laufeinheit, bei der Nero wieder zu alter Stärke zurückfand. Dann wurde der Ausbildungstag vom Centurio mit der Ankündigung beendet, dass am folgenden Tage der Umgang mit dem Gladius erprobt werden sollte. Nero war sich sicher, dass er sich dabei besser schlagen würde.
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Im Lager der neuen Rekruten hatte sich ein heftiger Keuchhusten breit gemacht, der dazu geführt hatte, dass sich das gesamte Contubernium für mehrere Tage in der Centuria hatte isolieren müssen. Rusius und Nero waren zum Glück glimpflich davon gekommen. Während Rusius aber zusätzlich zum Husten leicht fiebrig war, hatte Nero einen ekelerregenden Durchfall. Dies ging so weit, dass er fast die ganze Nacht auf der Latrine verbrachte. Den Göttern sei dank war dieser Alptraum vorbei und Nero fühlte sich nun einige Tage wieder gesund. So hatte das Contubernium lediglich einen Mann, einen gewissen Alimentus verloren, der diesen Ausbildungsdurchgang nicht weiter verfolgen konnte und zurück zu seiner Familie geschickt wurde.
So traten die Rekruten also nach einigen Tagen der erzwungenen Pause wieder auf dem Exerzierplatz an, um die Ausbildung durch Centurio Catius fortzuführen. Nachdem die theoretischen Einheiten noch rechtzeitig vor der Krankheitsperiode beendet werden konnten, sollten sich die Tirones heute und in folgender Zeit mit Scutum und Gladius erproben. Noch standen sie allerdings stramm und warteten auf ihre Befehle - Rusius, der Blondschopf, direkt neben Nero. Auch wenn Nero ihn bei ihrer erster Begegnung - wie es wohl auch einfach seine Art war - zunächst mit Ignoranz gestraft hatte, hatte der Keuchhusten das gesamte Contubernium enger zusammengeschweißt. Nero verband mit Rusius nun in gewisser Weise eine Freundschaft, was er in seiner leicht störrischen und grimmigen Art allerdings kaum erkennbar nach außen trug.
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Da standen sie also, die künftigen Herren der Welt. Übel sahen sie allesamt aus. Man sah den meisten an was sie mitgemacht hatten. Doch nun waren sie da und ihm ausgeliefert. Festus´
Miene wurde undurchdringlich und hart wie eine Festungsmauer. Er stellte sich vor die Tirones hin und gab mit einer Kommandostimme vom Feinsten seine Wünsche zum Besten.
Tironeeees,...stateeee! Das dürfte auch der Praefectus Castrorum in seinem Officium mitbekommen haben, wie Donnerhall schlug der Befehl in die Ohren der Tirones. Mein Name ist Optio Germanicus Festus,...ich bin euer Ausbilder für den Rest eurer Zeit als Tirones. Sein Bass war weitgehend und weittragend verständlich, auch ohne die Stimme zu erheben. Ihr werdet heute eure erste Übung mit dem Gladius begehen,...eurer Primärwaffe. Er blickte kurz zu seinem Hilfsausbilder und dieser reichte ihm dann ein hölzernes Gladius. Es war etwas größer aber auch deutlich schwerer als das Original. Er hielt das hölzerne Schwert in die Luft und meinte, Es sieht so aus wie euer Eisernes, ist aber etwas größer und etwa die Hälfte schwerer. Er ließ das erst einmal wirken. Die Tirones neigten dazu die hölzernen Gladii zu verunglimpfen, eben weil sie aus Holz und nicht aus Stahl waren. Ihr werdet mit diesem Gladius als Hieb und Stichmanöver durchführen und zwar solange bis sie sitzen, dabei ist es egal ob ihr Blasen oder gar Blutergüsse an den Händen bekommt. Wieder der Blick von Rechts nach Links.
Das ganze Contubernium übt solange bis auch der Letzte die Techniken beherrscht...
Er gestattete sich ein Lächeln und stieß dann hervor, Ist das klar? nur um sicher zu gehen. -
Als die Tirones an diesem Morgen - teilweise noch immer gebeutelt durch die schwere Krankheit und die Isolation - antraten, sahen sie sich nicht dem altbekannten Catius, sondern einem Optio Germanicus gegenüber, dessen Name Nero ins Grübeln geraten ließ. War er ein Verwandter? Möglicherweise. Allerdings war Nero als ausgestoßener Bastard der Familie gänzlich unbekannt. Darüber hinaus war der Name Germanicus weit verbreitet und nicht alle Zweige auf denselben Ahnen zurückzuführen. Der hämmernde Bass des neuen Ausbilders sorgte in jedem Fall dafür, dass Nero nicht viel Zeit in Gedanken verbrachte, sondern den Ausführungen über Gladius, Hieb- und Stichmanöver folgte. Eben diese quittierte das Contubernium einvernehmlich mit einem lauten "Jawohl, Optio!", wenngleich die Abgespanntheit der Truppe noch immer hörbar war, und griff dann zu den Holzgladii, um die vom Optio beschriebenen Manöver zunächst in der Luft zu erproben. Nero hatte noch nie zuvor einen Gladius in den Händen gehalten, dafür aber allesamt Utensilien und Werkzeuge. Auf dem Schweinehof von Brigio, wo er aufgewachsen war, gehörte der Umgang mit der Axt oder dem Rechen zum täglich Brot und obgleich der Gladius eine weitaus elegantere Handhabe bedurfte, ließ Nero durchaus eine gewisse Versiertheit erkennen. Ganz anders war dies bei seinem Kumpel Rusius, dem schmächtigen Blondschopf, der zwar in den Theorieeinheiten geglänzt hatte, nun aber durch wildes Herumgefuchtel befürchten ließ, auch bei großzügigem Sicherheitsabstand einem Kameraden das Auge auszustechen.
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Festus betrachtete die Bemühungen der Tirones mit einer Mischung aus Erheiterung und Sorge. Na einer Weile straffte er sich kurz und bellte, Ihr Flachpfeifen steht immer noch im State! Niemand hat euch erlöst! Das müssen wir feiern!
Er stieß den Zeigefinger in die Luft und ließ ihn kurz kreisen.
Dann wollen wir mal,...zum einprägen der Kommandos zwei mal um den Block! Tironeees,... Noch mal kurz einatmen...Parate vos ad iter...ad dextram...cuurrsiiiim!Eine Runde um den Campus bedeutete eine Entfernung von 0,8 römischen Meilen. Die in voller Rüstung zu laufen war gerade noch erträglich für die zarten Pflänzchen die sie ja jetzt waren.
Die Hilfsausbilder sammelten die hölzernen Gladii wieder ein, indem die an ihnen vorbeilaufenden Tirones darum erleichtert wurden. Danach holten sie sie Übungsschilde. -
Auf den Befehl des Optios hin wandten sich die Tirones rechts um und bewegten sich im Laufschritt um den Campus. Das Gewicht von Kettenhemd und Schuppenpanzer gaben Nero das Gefühl, in der Bewegung langsam gen Boden gezogen zu werden und bereits nach wenigen Sekunden rannen ihn die Schweißtropfen trotz des kühlen Herbstwetters wie ein Wasserfall von der Stirn. Nachdem sich die Ausbildungsgruppe gemeinsam um den Campus geschleppt hatte, traten die Tirones wieder in Formation an, wobei ihr Hecheln und Ringen nach Luft deutlich zu vernehmen war. Ob dies auf fehlende Kondition der Frischlinge oder auf die Nachwirkungen des Keuchhustens zurückzuführen war, war der Beurteilung des Ausbilders überlassen. Nero indes blickte wie versteinert nach vorne, während sich sein Atem schnell beruhigte und er die Übungsanweisungen für das Scutum erwartete.
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Festus sah sehr wohl was er vor sich stehen hatte. Eine lahmen Haufen verfluchter Weicheier. Er ließ sie strammstehen und ging an ihnen vorüber. Jeden Einzelnen sah er in die Augen und überprüfte anhand der Körperhaltung und der Hautfarbe die Diensttauglichkeit. Der Winter stand vor der Türe und auch wenn es noch mild war , so konnte jetzt entschieden werden ob diese Kerle den Winter überstanden. Jeden, der ihm untauglich vorkam zog er mit einem Griff aus dem Glied und ließ sie zunächst dort verharren. Am Ende der Reihe angekommen drehte er sich um und sah was er schon beim aussortieren befürchtet hatte. Die Hälfte stand vorn. Das machte heute hier keinen Sinn, kopfschüttelnd baute er sich vor den Männern auf und grollte,
Diejenigen die vorn stehen gehen stante pede zum Valetudinarium und melden sich dort krank. Die übrigen helfen den Hilfsausbildern beim Abtransport der Übungswaffen und melden sich dann in ihrem Contubernium. Dort umziehen und fertigmachen zum Aufsuchen der Lagerthermen. Dort werden wir den Nahkampf und das Ringen üben,…Tironeees,…abite!
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