Zwei Dinge unterschieden den Mann, der auf dem oberen Treppenabsatz der Freitreppe stand, die zum Tempel des Vespasian und Titus stand.
Das eine war, dass er einfach da stand. Im Gegensatz zu all den hektischen Figuren, die über das Forum Romanum hetzten, in die Gebäude verschwanden und aus diesen hervorquollen, waren seine Bewegungen minimal. Mal zuckte ein Mundwinkel, sein Kopf drehte sich ein wenig. Wer sehr genau hinsah, sah seine Füße wippen, wie wenn man sie anspannte um das unangenehme Gefühl langen stehens zu vertreiben.
Aber auch von den Rumlungerern, den Nichtstuern und den Faulpelzen unterschied er sich. Hier waren es die Augen, die ihn verrieten. Nicht glasig oder abwesend waren sie, sondern wach, aufmerksam, sogar wachsam schauten sie den Rand des Forums ab. Zur Rechten der Saturntempel, dann die Basilica Iulia, das Castrorum, der Templum Vestae. Davor die schmale Straße auf den Palatin hinauf. Die Augen des Mannes folgten einem Trupp Prätorianer in der schwarzen Zivil-Uniform, der gerade um die Ecke verschwand, bevor sie weiterzogen. Die Regia am anderen Ende des Platzes sah er nicht, denn der Tempel des Divus Iulius stand ihm im Weg. Das Freistehen Gebäude mutete ihm wie ein Störfaktor an. Links dann die Basilica Aemilia und näher bei ihm die Curia Iulia. Dort wo jetzt Senatoren in Breitstreifentoga standen und angeregt diskutierten, lachten und auch zu streiten schienen, war vor nicht langer Zeit einer von ihnen ermordet worden. Zwischen dem Tempel der Concordia unmittelbar zu seiner linken und der Curia öffnete sich wie ein Mund die Via Flaminia, aus der grade eine weitere große Gruppe Menschen hervorquoll und auf die Rostra zu hielt. Die Sänfte trug vermutlich einen Politiker mit sich, der womöglich eine Rede zu halten gedachte.
Und zwischen den Gebäuden überall Menschen in mannigfaltigen Tätigkeiten Begriffen. Wie die Bienen, in den Stöcken, die er in Germania kennengelernt hatte.
Der zweite Unterschied waren seine schwarze tunica und toga. Der Mann war ein Soldat der Prätorianischen Garde. Beides war aus schlichtem Stoff und so würde wohl niemand auf den ersten Blick darauf kommen, dass hier gerade der neue Princeps Praetorii einen Teil dessen in Anschau nahm, was er als Teil seines neuen Aufgabengebietes betrachtete.
Ich würde mich weder gegen direkte Gesellschaft wehren, noch gegen Leute die sich bei ihren täglichen Verrichtungen beobachten lassen möchten.