Jetzt zu gehen, war sicher eine vernünftige Entscheidung, denn sobald sich die Dunkelheit über die Subura zu legte, traten aus deren Schutz so manche bedrohlichen Gestalten, die nur Übles im Sinn hatten. Solchen Leuten musste man nicht wirklich begegnen! Ich leerte also mein Becher und zahlte die Zeche. Dann machten wir uns auf den Nachhauseweg.
„Keine Ursache!“ entgegnete ich Lyciscus, der sich ein weiteres Mal bedankte. „Glaub mir, ich hatte schon lange nicht mehr einen solchen Spaß, mein Freund!“ Der Thraker war durch und durch ein guter Freund, das hatte ich heute feststellen können. Und nicht nur das, er war auch ein guter Zuhörer. Ihm hatte ich mich ein Stück weit öffnen können und bei ihm hatte ich auch das Gefühl, dass ich mit all meinen Problemen zu ihm kommen konnte. Ich hoffte sehr, er würde etwas bei Morrigan ausrichten können, denn trotz allem, was geschehen war, hatte sie immer noch eine Bedeutung für mich. Bis er von ihr hoffentlich mit einer Nachricht zurückkam, würde ich wie auf glühenden Kohlen sitzen. Er hatte mir wieder Hoffnung gegeben, obgleich es meine Situation kein bisschen leichter machte, wenn Morrigan mir eine positive Nachricht zukommen lassen würde.
„Auf jeden Fall sollten wir das tun! “ , pflichtete ich Lyciscus bei. Wahrscheinlich würde wieder einige Zeit ins Land gehen, bis wir beide wieder gemeinsam einen freien Tag finden konnten, doch sicher war dies nicht unser letzter gemeinsamer Tag. „Die nächste Gelegenheit, die sich bietet, sollten wir beim Schopf ergreifen!“ , meinte ich grinsend.
Vor uns in der Straße tauchte nun langsam das flavische Anwesen auf. In wenigen Minuten hatten wir den Hintereingang erreicht. Plötzlich blieb ich stehen und hielt Lyciscus am Arm zurück. „Ich bin die wirklich zu Dank verpflichtete, dass du dich bereit erklärt hast, mit Morrigan zu sprechen. Darin erkenne ich, dass du ein wahrer Freund bist!“ Meine Worte waren aufrichtig. Ich sollte den Göttern danken, dass sie den Thraker zu mir geschickt hatten. Dann gingen wir weiter, dem Eingang entgegen…