In den Auenwäldern des Rhenus - Arwids Lager

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    Amir


    Ein solches Abenteuer hätte sich der Syrer nie im Leben träumen lassen. Nun hatten sie offenbar den Wagen gefunden, mit dem Thula entführt worden war. Aber weit und breit war von den Entführern oder gar von der Sklavin nichts zu sehen. Die Spuren aber führten sie direkt an das Ufer des Flusses.

    Vorsichtig watete er nun ins Wasser. Ihm war das alles nicht ganz geheuer, denn Amir konnte nicht schwimmen! Um so mehr achtete er darauf, wohin er den nächsten Schritt setzte. Jetzt waren sie soweit gekommen, jetzt musste er auch hier hindurch!
    Der Bettler, der sie noch immer begleitete, tat es dem jungen Syrer gleich. Er hoffte, am Schluss noch eine ordentliche Belohnung absahnen zu können. Und womöglich lag seiner Zukunft sowieso außerhalb der Stadt, hier auf dem Land!


    Sie befanden sich bereits etwa in der Mitte des Flusses, als Amir das Wasser bis auf Brusthöhe stand. Jeder weitere Schritt war eine Überwindung für ihn. Glücklicherweise war die Strömung an dieser Stelle nicht so stark, sonst hätte es ihn wahrscheinlich längst umgerissen. Immer wieder sah er sich nach seinen beiden Begleitern um. Dann ging sein Blick wieder nach vorne, zum anderen Ufer. Irgendetwas ließ ihn plötzlich innehalten. Im war so, als hätte er Schreie gehört. Amir Wandte sich wieder zu Carbo um. „Hast du das auch gehört? Diese Schreie…“ Der Syrer hielt den Atem an, um weitere Stimmen oder Geräusche hören zu können. Doch außer dem Rauschen des Flusses hörte er zunächst nichts. Aber dann… wieder ein Schreien und Rufe, die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Dier er aber nicht richtig zuordnen konnte.

  • Der Fluss war doch tiefer und reißender, als es der Junge erwartet hatte und die Überquerung als ganzes gestaltete sich schwieriger als zuvor noch gedacht. Mit "einfach hinüberwaten" war es spätestens dann Essig, als er sich langsam der Flussmitte näherte. Carbo war nämlich etwas kleiner als Amir und dort wo diesem das Wasser nur bis zur Brust ging hatte es Carbo schon bis zum Hals und musste mit beiden Armen im Wasser herumrudern, um das Gleichgewicht möglichst zu halten.


    Einmal passierte es, dass er auf einem schlickigen Stein trat und ausrutschte. Sofort war Carbos Kopf auch schon unter Wasser und er wurde ein paar Meter stromabwärts getrieben, ehe er prustend wieder an die Oberfläche kam und hustend nach Luft schnappte. Noch ein wenig mehr wurde Carbo abgetrieben, ehe er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte und seine Position im Fluss wieder stabil war. Es war sinnlos zu versuchen gegen die Strömung anzukämpfen, bloß um wieder zu den beiden anderen zurück zu können, Carbo ging einfach auf seiner Höhe des Flusses weiter aufs Ufer zu. Erst einmal an Land würde er rasch wieder bei ihnen sein und es waren doch bloß um die acht bis zehn Meter Entfernung. Nach Erreichen des Ufers eilte er gleich zu Amir und dem Bettler.
    Wieder bei den anderen beiden angekommen hörte er wie Amir etwas von Schreien murmelte. Carbo schüttelte sich Wasser aus den Ohren und antwortete: "Tut mir leid ich konnte nichts hören, ich war damit beschäftigt möglichst nicht zu ertrinken." Doch Halt, da hörte Carbo plötzlich auch etwas! Aufmerksam hob er den Kopf und lauschte in den Wald hinein.

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    Amir


    Amir watete weiter, nachdem Carbo ihm zugerufen hatte, nichts gehört zu haben. Er hatte sich wohl getäuscht. Vielleicht waren es auch die Rufe irgendwelcher Flussgeister, von denen ihm einmal ein alter keltischer Sklave erzählt hatte. Amir hatte das damals nicht für bare Münze genommen, nun fragte er sich aber, ob vielleicht doch etwas an diesen Geschichten dran war.


    Glücklicherweise hatte er bereits die tiefste Stelle des Flusses passiert. Trotz allem blieb er hochkonzentriert, damit er nicht stolperte und sein Gleichgewicht verlor. Nicht auszudenken, wenn Amirs Kopf unter Wasser geriet! Alleine schon der Gedanke daran, ließ die Panik in ihm ausbrechen. Letztendlich aber schaffte er auch die letzten Schritte. Bald ragte schon wieder die Hälfte seines Körpers aus dem Wasser und einige Schritte weiter reichte es nur noch bis zu seinen Waden.
    Als er endlich das Ufer erreichte, ließ er sich zunächst erschöpft auf seine Knie fallen. Geschafft! Er atmete mehrmals tief ein und aus. Endlich konnte die Angst von ihm weichen. Er brauchte einen Moment bis er sich um die anderen beiden kümmern konnte.


    Der Bettler war ihm dicht gefolgt. Offenbar konnte der Mann wider Erwarten schwimmen! Er war scheinbar der einzige, dem die Flussüberquerung Spaß gemacht hatte. So verriet es jedenfalls seine Miene.
    Wie Amir feststellte, war der Noriker etwas weiter abgetrieben worden und hatte daraufhin das Ufer ein Stück Flussabwärts erreicht. Nun kam er zu ihnen gelaufen, so dass die drei bald wieder vereint waren.
    Amir hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt. Seine nasse Tunika klebt an seinem Leib und tropfte unaufhörlich. Seit einigen Tagen war es ungewöhnlich warm für die Jahreszeit. Die Chance, dass ihr Kleider bald trockneten war groß.


    Da war es wieder, die Schreie, das Getöse! Was war das. Der Syrer blickte den Noriker fragend an, denn auch sein Gesicht verriet ihm, dass er diesmal etwas gehört haben musste. „Was war das? Das hört sich an, wie… “

  • Auch wenn Amir den Satz nicht beendete wusste Carbo genau was er meinte, immerhin hatte er es ja auch mit eigenen Ohren gehört. "Stimmt genau" sagte er nickend und mit bedächtigem Blick in die Ferne (soweit das in einem germanischen Wald jedenfalls möglich war) "Besser wir verstecken uns vorerst und versuchen so unsichtbar wie möglich zuerst einmal die Lage zu erkunden. Wer weiß was wir hier vorfinden werden." Der letzte Satz war in einer mehrfachen Hinsicht zu verstehen. Carbo näherte sich einem nahen Gebüsch und ging dann auf alle Viere, um hineinzukriechen. Amir und dem Bettler bedeutete er es ihm nachzumachen. Dann schob er sich vorsichtig Zentimeter um Zentimeter näher in das Unterholz, die Äste mit einer Hand immer wieder vorsichtig beiseite schiebend, um nur ja möglichst kein hörbares Geräusch zu erzeugen. Am anderen Ende des Gebüschs angekommen spähte er vorsichtig hinaus. Natürlich achtete er darauf, dass seine Lider bzw. Wimpern teilweise seine Augen verdeckten, damit ein potenzieller Feind auch ja nicht durch deren Reflexe auf ihn aufmerksam wurde. Das war zwar bei Tageslicht ein vermachlässigbarerer Umstand als nachts wenn Carbo einen Lagerplatz im Feuerschein ausspionieren wollte (denn dann wären seine Augen im Gebüsch sofort aufgefallen), aber sicher war sicher. Als Carbo sich so etwas die Lage besehen hatte raunte er dann leise in Richtung Amir: "Hmm was sagst du dazu? Wie sollen wir vorgehen?"

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    Amir


    Ja, richtig! Genauso klang es! Amir hatte sich bestimmt nicht getäuscht. Und der Syrer konnte auch Carbos Vorschlag nur zustimmen. Am Besten war es in dieser Situation, wenn man sich unsichtbar machte und keinen Mucks mehr von sich gab. Hoffentlich sah das auch der Bettler so!
    Amir folgte dem Noriker und begab sich auch auf alle Viere, damit er ihm folgen konnte. Zuvor hatte er dem Bettler mit einer Handbewegung angedeutet, möglichst keinen Lärm zu machen.
    Bald schon waren alle drei im grünen Dickicht verschwunden. Lediglich ein gelegentliches leises Knarren, Knacken und das Geraschel von Blättern verriet ihre Anwesenheit. Den Radau jedenfalls, den sie gehört hatten, schien noch ein ganzes Stück weiter weg zu sein.
    Das was vor ihnen lag, musste verlassen sein. Amir versuchte immer wieder zu erhaschen, was dort draußen nun eigentlich auf sie wartete. Es war eine Art freie Fläche und als er zwischen einigen Blättern hindurch lugen konnte, erkannte er mehrere schnell zusammengeschusterte Hütten, die teilweise ziemlich windschief anmutenden. „Sieht ziemlich verlassen aus, oder?“, mutmaßte der Sklave. „Meinst du, wir sollten mal nachsehen?“ Bei seinem Vorschlag war ihm selbst nicht ganz wohl. Was, wenn er sich irrte oder die Bewohner dieser Hütten wieder zurückkehrten? Aber was ihm noch am meisten Sorgen bereitete, war das Getöse, welches immer noch hörbar war. Es klang wie Kampfgetümmel und das Seufzen von Verwundeten und Sterbenden. Der Gedanke daran verursachte bei dem Syrer eine Gänsehaut. Wäre er doch bloß in Mogontiacum geblieben!

  • Carbo brummte zustimmend. "Gut, dann los." Und schon setzte er sich in Bewegung. Da niemand zu sehen war riskierte er es und lief einfach so vom Gebüsch aus gebückt zu den Hütten. Es war nichts besonderes an ihnen, weshalb er gebückt zu einem Busch weiterlief, um den Lärm näher zu untersuchen. Er hatte schon eine Ahnung was er zu sehen bekommen würde, noch bevor er es tatsächlich war. Wieder in einem Gebüsch versteckt spähte er durch die Zweige und konnte das Geschehen vor sich jetzt einwandfrei mitverfolgen. Versprengte römische Legionäre meuchelten Germanen!


  • Was danach geschah


    Norius Carbo und Amir konnten Thulas Spur bis zu jenem Ort zurückverfolgen, wo die Römer die Germanen niedergemacht und einige gefangen genommen hatten. Sie getrauten sich, nachdem es wieder halbwegs sicher war einen der römischen Offiziere anzurufen und erfuhren so, was sich zugetragen hatte und dass Thula schon nicht mehr hier, sondern zuhause bei ihrem Herrn ist, weshalb sie daraufhin nach Mogontiacum zurück nachhause kehren. Wenig später wird Thula freigelassen und verlässt zusammen mit Nelia und Amir Germania (für weiteres zu ihr siehe hier), während Norius Carbo zu seinem Schreibtisch in der Curia Mogontiaci zurückkehrt.



    Sim-Off:

    Ich hoffe Thula wird es mir verzeihen, dass ich das Thema hier nach ihrer plötzlichen Auswanderung nach Rom jetzt doch noch beende (und zwar eigenmächtig), denn ich finde es nicht richtig, dass die Geschichte nach all unseren Mühen einfach so in der Luft hängen bleibt. So hat die Erzählung (und ich :D) ihren Frieden, eventuelle Leser wissen wie alles ausging und alle sind zufrieden. ^^

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