In den Auenwäldern des Rhenus - Arwids Lager

  • Ygrid war weitergelaufen, so wie es ihr Bruder von ihr verlangt hatte. Doch dann blieb sie stehen, blickte sich nach ihm um und wurde Zeugin dessen, was mit ihm passierte. Mutig hatte er sich den Reitern entgegengestellt und war von einem von ihnen umgerissen worden. "Einar!", schrie sie aus lautem Hals. Aber Einar blieb liegen und regte sich nicht.
    Ygrid konnte ihren Bruder unmöglich dort alleine lassen, solange sie nicht sicher sein konnte, dass er nicht mehr am Leben war. Auch wenn es ihm nicht gefallen würde, was sie jetzt tat, lief sie völlig unbewaffnet zurück zu ihm. "Weg, ihr Schweine!", rief sie den Reitern in ihrer germanischen Muttersprache zu. Als die die gespannten Bögen der Reiter endlich wahrnahm, blieb sie auf halben Wege stehen. Diese Kerle konnten sie ohne mit der Wimper zu zucken auf der Stelle abschießen, wenn sie noch näher kam. Doch dort lag ihr Bruder! Was sollte sie tun.
    Doch da, ihr Bruder bewegte sich. Er war nur benommen liegen geblieben und öffnete nun die Augen. Schnell begriff er, was vor sich ging und sah auch seine Schwester, die wieder zurückgelaufen war. "Hau ab! Verschwinde, du Närrin!", rief er ihr zu, dann griff er nach seinem Schwert, das neben ihm am Boden liegen geblieben war und kam wieder auf die Füße.
    Ygrid blieb wie angewurzelt stehen, die Augen auf ihren Bruder gerichtet.

  • Eine von den Germanen kam auf sie zu und schrie. Sie schrie einen Namen. Wohl den des am Boden Liegenden. Dieser erhob sich langsam. Wieder Geschrei.
    Varro hielt den Waldrand im Auge. Sollte er jetzt falsch handeln, könnten wieder im Wald verschwundenen Germanen entweder einen Angriff wagen oder aber sich den Equites ergeben. Der Germane hatte ein Schwert in der Hand.
    Varros Entschluss war gefallen.
    Er wandte sich an Ocella. Tun wir ihm den Gefallen,... Der Junge wußte wohl was ihn erwartete, so sollte er wenigstens mit dem Schwert in der Hand sterben.

  • Ocella saß offensichtlich teilnahmslos in seinem Sattel. Innerlich jedoch brannte er darauf sich in irgendein Getümmel zu stürzen. Wie ein Falke betrachtete er diesen Knaben, der sich anschickte seinen Göttern zu begegnen. Es mußte etwas geschehen und bevor er Varro etwas dazu mitteilen konnte gab dieser schon seinen Befehl.
    Mit grimmigen Lächeln ritt er auf den Burschen zu, blieb dabei jedoch in Reichweite der Bögen. Er überlegte noch wie er den Kerl erledigen wollte, schließlich trug er auf seinem Pferd ein ganzes Waffenarsenal mit sich. Doch so wie der Knabe dastand, entschied er sich für die Spatha. Er stoppte und glitt etwa 10 Schritt vor dem Germanen aus dem Sattel, zog die Spatha und warf sich gleichzeitig die Paenula über die Schulter um sie am Gürtel zu befestigen. Mit sicherem Schritt trat er dem Germanen entgegen, der sichtbar gerade erst dem Knabenalter entwachsen war und tötete ihn mit einem einzigen Streich.
    Dann legte er ihn auf den Rücken und faltete seine Hände über dem Knauf seines Schwertes auf dem Bauch. Ocella erhob sich nickte dem Leichnam zu und sah die Germanin fest an. Dann reinigte er sein Schwert steckte es zurück in die Scheide stieg auf sein Pferd und ritt zurück zu seinen Kameraden. Diese empfingen ihn schweigend und ohne Pathos. Diese Tötung war eine Ehre für den Germanen und das erkannten sie an.
    Ocella stellte sich wieder an Varros Seite und meinte ...das war zu leicht... Mal sehen was die anderen Germanen im Unterholz nun taten.

  • Einar hatte sich wieder einigermaßen gefangen. Er war bereit zum Kampf, wobei seine Gedanken immer noch um seine Schwester kreisten. Sie nutzte hoffentlich die Gelegenheit, den Reitersoldaten zu entwischen. Ihm selbst war bewusst, dass dies sein letzter Kampf war und dieser für ihn auch tödlich enden würde.

    Er musste nicht lange warten, bis einer der Reiter von seinem Pferd abstieg und sich ihm stellte. Er war ebenso mit einem Schwert bestückt. Der Altersunterschied zwischen ihnen war nicht sehr groß. Sein Gegenüber war nicht älter als 25.
    Es gelang ihm, die ersten Schläge erfolgreich abzuwehren, doch schaffte er es nicht, sich aus der Defensive zu befreien. Schließlich begann er einen folgenschweren Fehler. Er hatte die Wendigkeit seines Gegners überschätzt. Als ihn der tödliche Streich traf, sackte er sofort leblos zusammen.


    Ygrid hatte den kurzen Kampf ihres Bruders beobachtet. Sie war nicht, wie ihr Einar es gesagt hatte, in den unwegsamen Wald hineingelaufen. Ein stieß einen schrillen Schrei aus, als ihr Bruder getötet wurde. Entgegen jeglicher Vernunft rannte sie zu ihm hin, ungeachtet der Reiter, die mit gespannten Bögen auf sie zielten. Vor Einars Leichnam sank sie in die Knie, beugte sich über ihn und begann jämmerlich zu heulen. Sollten sie sie doch auch töten. Es war ihr egal!

  • *~* Inzwischen im Lager *~*


    Wer darauf gehofft hatte, seinem Schicksal entgehen zu können, war von Arwid bitter enttäuscht worden. Es gab keinen Ausweg und schon gar keine Rettung!


    Alle waren sie auf den Beinen. Die Zeit drängte! Alles, was in irgendeiner Weise als Waffe dienlich war, wurde zusammengetragen. Selbst diejenigen unter den Frauen, die wenig bis gar keine Erfahrung im Kampf hatten, griffen sich einen Dolch, eine Axt oder ein einfaches Messer.
    Verächtlich hatte man den Wenigen hinterhergeschaut, die mit eingezogenem Schwanz das Lager verlassen hatten. Es war töricht zu glauben, sie könnten auf diese Weise ihrem Schicksal entgehen. Arwid rechnete damit, dass die Römer keinen von ihnen entkommen lassen würden. Auch nicht diejenigen, die sich als Feiglinge entpuppt hatten.


    Die anderen versetzten sich gegenseitig in Kampflaune, indem sie schrien oder ungeduldig mit ihren Schwertern auf ihre Schilde klopften.
    Arwid und seine besten Männer, die über Kampferfahrung verfügten, führten alle, die sich ihnen angeschlossen hatten, an. „Trefft sie, wo ihr nur könnt!“, hatte er ihnen noch zugerufen. Lieber im Kampf sterben, als in der Sklaverei verrotten, war die Devise.
    Ob Mann, ob Frau, mit wildem Geschrei stürmten sie hinaus in den Wald, den Feinden entgegen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie auf ihre ersten Gegner stießen. Doch dann stürzten sie sich ihen wild entschlossen entgegen.

  • Wie vereinbart rückte die siebte Kohorte über den rechten Flügel vor. Es war nicht einfach hier in den Wäldern die Formation zu halten, doch es war für das römische Heer überlebensnotwendig genau dies zu tun. So trieben die Centurionen ihre Männer also weiter an, die Formation zu halten, während sie weiter vorrückten und die Optionen ihres zu tun hatten, die Befehle auch durchzusetzen.
    Immer näher kamen sie dem Lager, so wie die sechste Kohorte von der anderen Seite und die Turma der Legionsreiterei von Vorne.


    Die Reiterei der ALA war mir noch nicht gemeldet worden und ich dachte in weiter Ferne meinen Namen gehört zu haben...... doch das konnte ja wohl nicht sein. Keiner der Soldaten würde mich beim Namen nennen.

  • Arwids Männer ließen sich nicht lange bitten. Aus dem Unterholz kamen sie herangestürzt – wild entschlossen. Mit Schwertern, Schilden, Äxten, Speeren und was sonst noch als Waffe taugte bewaffnet, eilten sie ihren Gegnern entgegen. Als sie auf die Römer trafen, kam es zu ersten Scharmützeln. Es war kein Geheimnis, dass ihnen die römischen Legionäre weitaus überlegen waren. Aufgrund ihrer Ausrüstung und ihrer Ausbildung. Den Vorteil der Überraschung hatten sie diesmal nicht auf ihrer Seite. Sie standen einer Übermacht entgegen, gegen die sie zweifellos chancenlos waren. Doch das hinderte sie nicht, sich mit voller Wucht auf ihre Feinde zu werfen. Arwid selbst war ganz vorne mit dabei. Er wollte bei seinen Männern sein, bei denen, die ihm vertraut hatten und ihm gefolgt waren. Mit seinem Schwert schlug er auf seine Gegner ein.

  • Die Männer der Turma hielten den Waldrand im Auge. Die plärrende junge Frau, die sich über den leichnam des Barbaren beugte nahmen sie war, registrierten sie jedoch nicht als unmittelbare Bedrohung...zuzmal sie von zwei Bogenschützen ins Visier genommen war.
    Im Wald selber schien es hoch her zu gehen. Die Geräusche zeugten von einem Gefecht.
    Da sie als Reiter nur schwer im Dickicht kämpen konnten beschloss Varro zunächst einmal hier zu verharren und der Kampfkraft der Legionäre zu vertrauen. Allerdings wußte er auch nicht wieviele der Kameraden da im Gefecht waren. Kurzentschlossen wandte er sich an Ocella.
    Ocella, nimm dir zwei Männer und erkunde das Waldgeläne,...ich brauche Informationen wie viele Legionäre da kämpfen und ob wir eingreifen oder unterstützen müssen.
    Er bezweifelte daß nach der Tötung des Barbaren noch viele in der Peripherie des Waldes lauerten. Sie hätten üblicherweise bereits irgendwelche blödsinnigen Aktionen gestartet.
    Er nickte Ocella zu. Das Urvertrauen in Wiederzusehen verdrängte jede Sorge um ihn und die beiden Kameraden.

  • Ocella war die Erleichterung direkt anzusehen. Hier tatenlos herumzustehen war nicht gut für sein Gemüt. Er sah ab, nickte Aldrin und Gunnar zu und besprach sich kurz mit ihnen.
    Sie entledigten sich aller störenden Ausrüstung und glitten dann in den Wald hinein.
    Die Pferde, deren Zügel nun herunterhingen, blieben wie erstarrt an der Stelle stehen wo sie waren. Der Gefechtslärm nahm zu und Ocella zog den Puggio, während seine beiden Kameraden eher auf die handliche kurze Axt vertrauten. Natürlich war diese kein originäre Ausrüstungsstück der Ala, jedoch gab es in der Turma gewisse Freiheiten. Varro Devise, warum soll man sich bewährtem verschließen, ließ das zu.
    Die Äxte und der Puggio bekamen schnell Arbeit als ein kleinerer Verband ihnen entgegen kam. Die Barbaren waren zu überrascht um sich effektiv zu wehren.
    Während Aldrin die Verletzten tötete betrachtete Ocella die nähere Umgebung von einem Baum aus. Was er sah beruhigte ihn und er glitt vom Bauch herunter. Er sah seine beiden Kameraden an und meinte, So wie es aussieht sind die Plattfüße den Barbaren an Männern überlegen. Sie können halt keine Formationen bilden, was das Ganze schwerer für sie macht. Er kratzte sich das Kinn. Wir schlagen uns zum Kommandierenden durch und klären ihn über die Turma auf...los geht´s!
    Sie umgingen das größte Scharmützel, erledigten auf dem Weg ein paar Unentschlossene Barbaren und drangen bis zu der Stelle vor an dem ein Offizier stand.
    Die Legionäre waren noch im Kampfesrausch und es kostete eine gewisse Überzeugung sich als Equites vorzustellen, denn sie waren überall mit Blut und Schmutz beschmiert.
    Vor dem Offizier angelangt meldete Ocella,
    Duplicarius Matinius Ocella ALA II Numidia Turma Prima unter Decurio Germanicus Varro,... Ein langer Satz. Die drei nahmen so etwas wie Haltung an.
    Die Turma Prima hat den Waldrand umstellt und wartet dort auf alles was aus dem Wald herauskommt...vielleicht ist es möglich die Barbaren dorthin zu treiben?! Ocella meinte das ernst, auch wenn die Anzahl der Barbaren noch unersichtlich war. Die meisten würden sowieso auf dem Weg zum Waldrand fallen. Den Rest würden die Pfeile der Turma erledigen.

  • Zitat

    Original von Lucius Vinicius Massa
    Wie vereinbart rückte die siebte Kohorte über den rechten Flügel vor. Es war nicht einfach hier in den Wäldern die Formation zu halten, doch es war für das römische Heer überlebensnotwendig genau dies zu tun. So trieben die Centurionen ihre Männer also weiter an, die Formation zu halten, während sie weiter vorrückten und die Optionen ihres zu tun hatten, die Befehle auch durchzusetzen.
    Immer näher kamen sie dem Lager, so wie die sechste Kohorte von der anderen Seite und die Turma der Legionsreiterei von Vorne.


    Die Reiterei der ALA war mir noch nicht gemeldet worden und ich dachte in weiter Ferne meinen Namen gehört zu haben...... doch das konnte ja wohl nicht sein. Keiner der Soldaten würde mich beim Namen nennen.


    Er ritt weiter! Weg war er! Er war einfach weitergeritten und hatte mein Schreien nicht gehört! Möglicherweise hatte ich mich ja geirrt. Vielleicht war er es ja doch gar nicht gewesen. Aber ich hatte doch das Pferd erkannt! Ich kannte doch Massas Pferd! Ich wusste das ich mich nicht geirrt hatte. Aber das brachte mich im Moment auch nicht weiter. Enttäuscht ergab ich mich meinem Schicksal und wartete, was nun passierte. Ich rappelte mich auf, damit ich wieder auf die Füße kam. Überall aus dem Wald drang Kampfgeschrei. Die Germanen hatten anscheinend mitbekommen, dass die Römer anrückten und griffen sie an. Angsterfüllt sah ich mich um. Ich musste hier weg, und zwar schnell!

  • Zitat

    Original von Servius Matinius Ocella
    ........



    "Duplicarius, wir haben mit zwei Kohorten, eine vom linken und eine vom rechten Flügel und einer Turma der Legionsreiterei das Lager eingekesselt. Ich denke so wird niemand mehr entwischen. Sag deinem Decurio er soll den Gürtel enger ziehen, wir werden von allen Seiten kommen und die Germanen einkreisen. Wenn sie versuchen zu fliehen, nehmt sie gefangen, wenn dies nicht funktioniert, sollen sie ihren Göttern begegnen"


    Ich zu viel zu tun, um mich wirklich dem Gedanken zu widmen, Thula gehört zu haben, doch tief in mir liess mich der Gedanke nicht los.


    "Und warte Duplicarius, sollten Frauen unter den Gemanen sein, verschont sie wenn möglich!"

  • Immer enger und enger zog sich der Kreis. Befehle wurden gebellt. Die Ala war auch in Stellung gegangen und so nahm nun das Schicksal der Barbaren seinen natürlichen Lauf.
    In Dichter Formation drängte sich Schild an Schild. Hiebe wurden ausgeteilt. Die Barbaren kämpften, konnten ab und am mal Treffer landen doch eine wirklich Gefahr waren sie für die schiere Übermacht der Römer nicht. „Los treibt sie zum Waldrand!" Schallte es durch den Wald. Die Reihen der Legionäre schlossen sich immer enger zusammen. Schild stand nun an Schild um im Gleichklang der Schritte gingen sie langsam voran. Sie drängte die Barbaren unweigerlich der Ala entgegen. Kam einer zu nah, brauchte es nur einen kurzen Stoß mit dem Gladius, das sich unaufhaltsam in Fleisch und Gedärme bohrte. Über die Toten Körper stieg man einfach hinweg.
    „Frauen verschonen!“ wurde der Befehl des Tribun weitergegeben.
    Und der kam gerade rechtzeitig, denn eine Centurie näherte sich gerade einer Frau, die sich angsterfüllt umschaute. „Packt sie!“ kurz und knapp war der Befehle und schon näherten sich ein paar Mann der Frau und packten sie. „Bringt sie nach hinter, der Tribun will das wir die Weiber schonen...vorerst!“ Die Frau wurde also hinter die Linie verbracht zu dem ein oder anderen Germanen, deren man schon habhaft werden konnte.
    Die Reiter der Ala rückten in Sicht nun konnte es sich nur noch im wenige Augenblicke handeln, bis man Typen hier gänzlich den Gar aus gemacht hätte. So brüllte der alte Centurio ihnen entgegen „Lasst keinen durch! Der Tribun will, dass die Weiber geschont werde! Alle anderen könnt ihr abschlachten!"
    Ja ob die nun hier oder später am Kreuz verreckte war wohl vollkommen egal.




    [SIZE=5]*Morri[/SIZE]

  • Ocella nickte und entgegnete, Jawohl Herr, darf ich noch um deinen Namen bitten,...mein Decurio ist bei so etwas kleinlich. Normalerweise war ihm das Furz aber in diesem Fall. Wie beiläufig wischte er seinen Puggio am Saum seiner Tunica sauber, sie war doch arg verschmutzt.

  • Unberührt dessen, was um sie herum geschah, gab sich Ygrid ganz ihrer Trauer hin. Verzweifelt klammerte sie sich an die tote Hülle ihres Bruders und jammerte herzzerreißend. Er war alles gewesen, was von ihrer Familie übriggeblieben war. Nun war sie auf sich allein gestellt. Mitleid von denen, die Einar getötet hatten, konnte sie aber nicht erwarten.


    Nach einiger Zeit riss eine grobe Hand sie von dem Leichnam weg. Daraufhin schrie sie noch lauter und versuchte sich aus dem festen Griff herauszuwinden. Sie biss, kratzte und trat um sich. Aber all das half nichts. Man zerrte sie weiter von ihm weg. Ihr hysterisches Schreien und ihre Tränen beeindruckte niemanden. Dabei sah sie richtig furchterregend aus, denn ihr Gesicht und ihre Kleidung waren blutverschmiert. Das war alles, was ihr von Einar geblieben war.


    Der Soldat hatte sie ein ganzes Stück weit mit sich geschleift, weg vom Kampfgeschehen. Inzwischen schluchzte Ygrid nur noch kraftlos. Sie hatte auch ihren Widerstand aufgegeben. Er brachte sie zu jenen, die man eingefangen hatte. Ihre verquollenen Augen konnten hauptsächlich Frauen erkennen. Auch einige wenige Männer waren dabei, darunter waren Sklaven, die Arwids Männer am Tag zuvor befreit hatten. In ihren Gesichtern stand die Gewissheit geschrieben, was sie erwarten sollte, sobald der Kampf vorbei war. Ein leises Wehklagen und Stöhnen lag über diesem Platz. Einige der Gefangenen waren verletzt. Die Germanin ließ sich resigniert dort nieder, wo man es ihr angedeutet hatte. Still rannen ihre Tränen über ihre Wangen. Ihr Blick ging ins Nichts.

  • Während Ocella im Waldstück verschwand tauchten immer wieder vereinzelte Nichtkombattanten auf, Frauen hauptsächlich, ein paar Männer. Nicht die Sorte die sich bis zum letzten Atemzug wehrt. Varro ließ sie hinter der Turma sammeln und von drei Männern bewachen. So wie es aussah waren sie alle sehr mitgenommen.
    Sein Blick fiel auf den Stand der Sonne. Nicht dass er sich Sorgen machte, aber so langsam wurde der Zeitpunkt erreicht an welchem er Ocella und die beiden Equites zurück erwartete.
    In diesem Moment stieß eine Gruppe aus demn Waldrand, allem Anschein nach jüngere und vor allem bewaffnete Männer. Das war schon für sich betrachtet eine gefährliche Mischung.
    Er räusperte sich kurz und den Männern flogen direkt einige Pfeile entgegen. Noch in deren Flug trabten die fünf Equites die der Position am nächsten waren los und besorgten den Rest für diejenigen die von den Pfeilen verschont oder nur verletzt worden waren.Varro nickte. Das war alles viel zu einfach, dachte er während die Männer wieder an ihre Ausgangsposition ritten und Stellung bezogen. Die geschundenen Leichen der jungen Krieger waren im tiefen Gras kaum zu erkennen. Da tat sich wieder etwas. Wenn es drei Equites waren, alles gut,...wenn nicht...

  • Sobald sie auf die Römer trafen, kam es zu erbitterten Schlagabtauschen. Diejenigen unter ihnen, die wenig bis gar keine Kampferfahrung hatten, fielen als erstes. Die Römer machten sie gnadenlos nieder. Lange konnten sie ihre Stellung nicht mehr halten, denn immer mehr gerieten sie in arge Bedrängnis. Ein Rückzug wäre nun angebracht gewesen. Doch wohin? Die Römer kesselten sie immer weiter ein. Vielleicht konnten sie sich in Richtung Waldrand zurückziehen und dann fliehen. "Zieht euch zurück! Versucht aus dem Wald herauszukommen!", rief Arwid seinen Männern zu, die um ihn herum kämpften. Gerade hatte er seinen Gegner zur Strecke gebracht, da trat ihm bereits ein anderer entgegen. Doch er wurde nicht müde, sich ihm zu stellen. Thorbrand und einige andere Männer versuchten, sich in Richtung Waldrand abzusetzen. Doch genau in dem Moment traf Arwid ein heftiger Schlag. Die Spitze eines römischen Gladius bohrte sich tief in seinen Oberschenkel. Er schrie vor Schmerzen auf, begann zu torkeln, doch es gelang ihm, sich noch auf den Beinen zu halten. Thorbrand wandte sich um und kam Arwid zur Hilfe. Er schlug auf den Römer ein und tötete ihn schließlich. Dann stützte er den Freund und versuchte mit ihm, zu den anderen aufzuschließen, die sich bereits in Richtung Waldrand begeben hatte.


    Arwid verlor sehr viel Blut. Als sie sich ein Stück weit zurückgezogen hatten, hielt Thorbrand an und versuchte die Wunde des anderen zu versorgen. Er riss ein Stück seiner Tunika ab und verband damit Arwids Wunde. "Lass mich hier zurück, mein Freund! So bin ich euch nur eine Last!", sagte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. "Ganz bestimmt nicht! Ich nehme dich mit und wir kommen hier raus!", entgegnete ihm Thorbrand und stütze wieder den Freund, um weiter zu laufen.


    Wie aussichtslos bereits ihre Lage war, mussten die Germanen feststellen, als sie sich dem Waldrand näherten, denn dort warteten bereits berittene Soldaten auf sie. Thorbrand ließ Arwid ins hohe Gras sinken und stürmte mit den anderen auf die Reiter zu.

  • Mit dem Namen des Tribuns im Kopf machte sich Ocella wieder auf den Weg zu den Kameraden vor dem Wald. Sie umgingen dabei die Scharmützel soweit es ging, wurden aber oft in Kämpfe verwickelt. Die leichteren Verletzungen nahmen zu, aber bisher war nichts lebensbedrohliches dabei. Doch langsam ließen die Kräfte nach, Aldrin hatte sein Beil eingebüßt und kämpfte inzwischen mit Spatha und Puggio. Gunnar fräste sich wie ein Berserker durch die Leichtsinnigen die sich ihnen in den Weg stellen wollten.
    Ocella hatte inzwischen aufgehört zu zählen wieviele unter seinen Hieben und Stichen fielen, als er den Waldrand erkannte. Gunnar und Aldrin waren ihm dicht auf den Fersen. Unweit von ihnen brachen einige Germanen aus dem Dickicht und liefen auf die Equites zu. Grinsend bemerkte er, daß diese sofort ein Manöver ritten um die Gruppe zu flankieren. Er nickte den beiden Kameraden zu und stieß die Spatha gut sichtbar in Richtung Himmel, die beiden anderen taten es ihm nach. Es war das vereinbarte Zeichen um sie wieder zu erkennen.
    Er erkannte einen Reiter der mit drei Pferden auf sie zugeprescht kam. Sie liefen ihm entgegen. Es war Bogud, der sie erleichtert angrinste. Scheisse seht ihr aus! Was habt ihr denn da mitgebracht? Sie ergriffen die Sattelhörner und glitten in die Sättel. Kurz darauf preschten sie zurück zur Formation. Ocella suchte Varro und fand ihn bei der Gruppe im Gefecht. Kopfschüttelnd zog er das Pferd herum. Ihr beide bleibt hier und versorgt eure Wunden, wir sehen uns später. Dann preschte er zum Kampfgetümmel. Auf dem Weg dorthin trank seine Spatha wieder Germanenblut und sein Arm wurde langsam taub. Neben Varro angelangt war die Arbeit getan und einige Germanen lagen tot im Gras. Wenn ich gewußt hätte, daß du zurecht kommst hätte ich mir Zeit gelassen....ach übrigens,...sie treiben die Germanen heraus,...zu uns... Er wechselte die Spatha in die andere Hand um den tauben Arm zu entlasten.

  • Varros erster Impuls war den bis zur Unkenntnlichkeit mit Blut beschmierten Kerl vom Gaul zu schlagen. Doch die Germanen waren zu Fuss und dieser Blutdämon sprach mit Ocellas Zunge. Als er auch noch dessen Grinsen zeigte nickte er erleichtert und entgegnete, Das dachte ich mir. Dann gab er das Zeichen zum Rückzug.
    Wenn dem so war würden sie zuerst alle Pfeile verschießen und dann den Nahkampf angehen. Die Kampfeswut der gegner war immens und es würde sicher wieder Verletzte wenn nicht gar Tote unter den Equites geben. Viele von ihnen, Varro eingeschlossen waren noch in der Rekonvaleszenz von ihrem letzten Einsatz.
    Auf dem Weg zu den Kameraden sah er, daß keines der Pferde leer zurückritt. Er sah aber auch eine weitere Gruppe aus dem Wald brechen.
    Während über ihren Köpfen die Pfeile in deren Richtung flogen. Die Germanen brachen immer in einem ähnlichen Sektor aus dem Dickicht, also war der Treibergürtel der Legionäre fast wie ein Trichter, der die Überlebenden in eine Richtung trieb.
    Varro gab dem Cornicen einen kurzen Befehl woraufhin die Flanken aufrückten und die Turma in einer Linie auf die Germanen wartete. Es waren fast vierhundert Fuß bis zum Waldrand. Eine ideale Entfernung für Bogenschützen und genügend Spielraum für schnelle Manöver.

  • Zitat

    Original von Centurio Legionis II


    Anscheinend hatten die Legionäre den gleichen Gedanken wie ich. Allerding musste ich mich ietzt nicht mehr mit diesem Problem herumschlagen, denn bevor ich hätte reagieren können, schrie jemand ‚Packt sie‘. Kurz darauf hatten sich gleich ein paar der Soldaten auf mich gestürzt und packten mich an meinen Armen. Ich leistete keinen Widerstand. Schließlich hatte ich ja keinen Grund dazu. Denn ich lebte mit der Hoffnung, dass sich alles bald aufklären würde, was durch den Centurio bestätigt wurde, als er seinen Männern noch den Willen des Tribuns entgegenbrüllte, während ich weggeführt wurde. Also hatte er mich doch gehört, schlussfolgerte ich. Noch war ich guter Dinge. Aber das änderte sich schlagartig, als sie mich zu den anderen Gefangenen brachten. Hauptsächlich waren es Frauen, die angstvoll am Boden kauerten und jammerten. Einige von ihnen kannte ich. Mit ihnen hatte ich zusammen die Hütten gebaut. Am Abend zuvor hatten sie noch ausgelassen gefeiert und nun? Ich erkannte auch einige der Männer. Es waren hauptsächlich geflohene Sklaven der Villa rustica, die Arwid und seine Männer gestern überfallen und in Schutt und Asche gelegt hatte. Ehrlich gesagt wollte ich nicht in ihrer Haut stecken. Wahrscheinlich würde Massa keine Gnade mit ihnen haben und sie… äh, Moment, würde er denn Gnade mit mir haben? Wenn er glaubte, ich sei geflohen… Mich beschlich plötzlich ein ganz seltsames und beklemmendes Gefühl!


    Zitat

    Ygrid


    Zu allem Übel entdeckte ich dann auch noch eine ‚alte Bekannte‘ unter den Gefangenen wieder – Ygrid! Na toll, dachte ich. Dieses kleine Miststück!
    Sie sah ja ganz schön mitgenommen aus. All das Blut an ihren Klamotten und in ihrem Gesicht. Ihre Augen sahen ziemlich verquollen aus. Etwas Furchtbares musste geschehen sein.
    Sicher, ich hätte mich von ihr fernhalten können. Nachdem sie versucht hatte, mich umzubringen. Aber wie sie da so zusammengekauert saß, konnte sie einem richtig leidtun! Daher entschied ich mich, zu ihr zu gehen und mich neben sie zu setzen. „Yigrid! Was ist passiert?“ Ich wusste ja, dass sie kein Wort, von dem was ich sagte, verstand. Aber vielleicht half es, wenn ich auf die Blutflecken auf ihrer Kleidung deutete.

  • Ich hatte dem Duplicairus der ALA natürlich meinen Rang und Namen mit auf den Weg gegeben und führte meine Kohorte weiter in den Kampf, hoffte auf ein schnelles Ende und eine baldige Rückkehr ins Castellum.
    Ein Meldereiter hatte uns vom Praefectus Castrorum über die baldige Ankunft des Legaten und der Augusta informiert und von daher wäre es mir lieb gewesen, bei derer Ankunft im Castellum zu sein.


    Doch momentan war dies hier wichtiger und ich gab weiter die Befehle, die das Ganze bald zu einem Abschluss bringen sollten.

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