Atrium | Tempus edax rerum

  • Ein dicker Wollmantel, ein Sessel mit einem dicken, weichen Kissen und eine Sklavin mit einem Tablett auf dem ein Becher stand, aus dem dampfende Schwaden aufstiegen. Das waren die Zutaten die an diesem Tag dafür sorgen sollten, dass Polla seit einer gefühlten Ewigkeit, zum ersten Mal wieder für längere Zeit ihr Cubiculum verlassen konnte.


    Die Flavierin, die ja schon lange nicht mehr die Jüngste war, hatte mehrere Wochen mit einer schweren Krankheit gekämpft, die sie an ihr Bett gefesselt hatte. In dieser Zeit hatte sie vieles verpasst, was in der Villa Flavia vor sich gegangen war, denn auch wenn ihre Leibsklavin sich bemüht hatte, sie auf dem Laufenden zu halten, waren die meisten Informationen erst gar nicht richtig durch die Krankheitsschwaden durchgedrungen.


    Mit sehr langsamen Schritten bewegte sich Polla nun von ihrem Cubiculum in Richtung Atrium. Ihr Leibsklave ging einen halben Schritt hinter ihr, stets bereit ihr stützend zur Hilfe zu eilen, sollte seine Herrin sich doch übernommen haben. Langsam ging es also voran, hin zu jenem Sessel der bereits vorbereitet worden war. Als Polla endlich an ihrem Ziel angekommen war, liess sie sich mit einem lauten Seufzen auf den Sessel plumpsen und schloss erst einmal die Augen um zur Ruhe zu kommen. Die Sklavin mit dem Tablett näherte sich und stellte den heißen Becher neben dem Sessel auf den kleinen Tisch. Pollas Sklave platzierte sich unauffällig im Hintergrund, während die Sklavin mit dem Tablett sich wieder entfernte.


    Es dauerte einige Minuten, ehe Polla die Augen wieder öffnete und sich, mit einem leichten Lächeln in ihrem noch immer etwas kränklich wirkenden Gesicht, im Atrium umblickte. Sie freute sich darüber, endlich wieder etwas anderes als die Wände ihrer Räumlichkeiten und die Gestalt ihres Medicus zu sehen.


    Sim-Off:

    Liebe Familie, ich bitte um Vergebung für meine ungeplante und viel zu lange Inaktivität.

  • Auf Scatos Hochzeitsfeier hatte der Herr des Hauses kaum Gelegenheit gefunden, sich mit seiner Cousine Polla auszutauschen, und auch in den Tagen hernach ehedem sie krank geworden war hatte er ob seiner Verpflichtungen dies versäumt. In der darauffolgenden Zeit hatte er selbstredend dafür Sorge tragen lassen, dass Polla es an nichts mangelte und der Medicus ihr die beste Medizin zukommen ließ wie dies einer Flavia gebührte, und am am häuslichen Altar hatte er für ihre Genesung Opfer dargebracht, mehr indes hatte er nicht tun können. Als er an diesem Tage aus dem Senat zurückkehrte informierte man ihn bereits am Eingang des Hauses, dass seine Cousine soweit wieder genesen war, dass sie endlich ihr Cubiculum verlassen hatte.
    "Polla, meine Liebe! Welch eine Freude, dich genesen zu sehen"
    , grüßte er sie mit einem ehrlichen Lächeln als er das Atrium betrat und sie dort in ihrem Sessel sitzen sah. Er trat auf sie zu, während zwei Sklaven bereits eilig eine der Klinen umstellten, dass sie nahe der Flavia platziert wurde.
    "Wie geht es dir?"
    Gracchus nahm auf der Kline Platz, legte sich jedoch vorerst nicht, sondern blieb darauf sitzen. Ein Sklave trat herbei und brachte ihm ein Glas verdünnten Wein.

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  • Polla genoss die frische Luft im Atrium und spürte, dass diese ihr mehr als gut tat. Hin und wieder nahm sie einen Schluck aus ihrem dampfenden Becher, wobei jeder Schluck dazu führte, dass sie ein leicht angewidertes Gesicht machte. Sie wusste natürlich, dass die Mischung an Kräutern und Mittelchen, die der Medicus bereitgestellt und die in den warmen Wein gemischt worden waren, ihrer Genesung zuträglich war, aber über den wenig erbaulichen Geschmack konnte dieses Wissen nicht hinwegtäuschen.


    Nachdem sie eine Weile die relative Ruhe im Atrium genossen hatte, erschien ihr Cousin und bildete so eine willkommene Ablenkung. Sie erwiderte sein Lächeln, wurde dabei jedoch kurz von einem Husten gestört. Als dieser vorüber war, erschien das Lächeln dann aber fast sofort wieder in ihrem Gesicht.
    "Ach Manius, du ahnst nicht, wie groß meine Freude ist, dass ich endlich wieder jemand anderen sehe als diesen Medicus." erwiderte sie seine Begrüßung und rückte sich selbst in ihrem Sessel in eine etwas andere Position.


    Nachdem ihr Verwandter ebenfalls Platz genommen und seinen Wein entgegengenommen hatte, beantwortete die alte Dame dann auch seine Frage nach ihrem Wohlbefinden. "Mir geht es besser. Es steckt mir noch etwas in den Knochen, aber es geht mir auf jeden Fall sehr viel besser. Du kennst das sicherlich, in unserem Alter haut einen fast alles um, was früher nur eine Lapalie war." sagte sie mit einem leichten Lachen.

  • "In unserem Alter, ich bitte dich"
    , erwiderte der Flavier ihr Lachen mit einem Schmunzeln.
    "In einigen Tagen schon wird dein Antlitz wieder deine Worte Lügen strafen. Ist dir zu Ohren gekommen, dass ich nach Scatos Vermählung bereits Anfragen hinsichtli'h deiner Person erhalten habe?"
    Sein Lächeln wurde noch etwas breiter, ehedem er einen Schluck Wein nahm und in seinen Blick ein wenig Ernsthaftigkeit zurückkehrte.
    "Doch ich stimme dir zu, die Zeit verrinnt nicht spurlos, auch ich bin mir dessen gewahr."
    In den ärmeren Schichten Roms hatten viele Menschen ihres Alters tatsächlich bereits ihr Leben hinter sich, manch einer gar im wahrsten Sinne des Wortes. Doch solche Trübnis mochte Gracchus nur allzu gern von sich schieben.
    "Um so mehr freut es mich, dass du zu uns nach Rom zurück gekehrt bist - obglei'h die Umstände augenscheinlich nicht im Geringsten erfreulich waren. Gibt es etwas, das ich diesbezüglich noch für dich tun kann, Polla? Du weißt, ein Affront gegen dich ist ein Affront gegen unsere gesamte Familie, und ich werde nicht tolerieren, wenn dir Unrecht ge..schehen ist."

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  • "Ich hoffe du behälst Recht, mein lieber Manius. Ich würde gerne wieder lächeln, wenn ich mein Gesicht in einem Spiegel sehe." sagte sie und berührte ihr Gesicht dabei kurz mit ihrer Hand. Über die Anfragen, die ihr Cousin ihretwegen erhalten hatte, war sie für einen kurzen Moment erschrocken, freute sich dann jedoch sogar ein wenig.


    "Anfragen zu meiner Person?" fragte sie daher, nach einem kurzen Moment des dramatischen Schweigens. Sie konnte sich kaum vorstellen, wer sich für ihre Person interessierte, hatte sie sich doch am Tag der Vermählung im Hintergrund gehalten um vor allem die Gelegenheit zu nutzen sich einen Überblick über die feine Gesellschaft Roms zu verschaffen, schliesslich war sie über eine lange Zeit nicht in der Stadt gewesen.


    Sie nahm einen Schluck aus ihrem Becher. "Ich hörte einst einen Mann, der sich selbst für sehr weise hielt, sagen, dass die Zeit die Flammen seien, in denen wir alle vergehen. Ich glaube allerdings, dass der gute Mann das alles ein wenig zu dramatisch sah. Ich denke eher, dass die Zeit lediglich genüsslich an uns allen nagt, um uns ständig daran zu erinnern, dass unser Fleisch vergänglich ist." Sie musste ein wenig Lachen.


    ]"Nun, mich erfreut es ebenfalls, endlich wieder in Rom zu sein. Sicilia mag eine wunderschöne Provinz sein, doch es ist und bleibt nur eine Provinz. All die Jahre die ich dort verweilte, seit die Götter mir meinen Gemahl und meinen Sohn entrissen, waren erfüllt von den immer gleichen, eintönigen Tagen. Aber dies ist nun vorbei. Die kleine valerische Made hat ist es kaum Wert, dass wir noch weiter Energie und Gedanken an ihn verschwenden. Die Götter haben den Jungen mit Dummheit und fehlendem Talent für die Politik gestraft und sein Schicksal und das seiner Sippe wird ein entsprechendes sein." Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.


    "Ausserdem glaube ich, dass es hier genug zu tun gibt. Wir sollten uns in Gänze darauf konzentrieren, das Potential unserer Jugend voll auszuschöpfen." sagte sie mit einem leicht verschwörerischen Unterton.

  • "Ich bin ganz sicher, der Frühling wird auch dich wieder erstrahlen lassen und alsbald blühst du erneut auf"
    , bekräftigte Gracchus. Er hatte nie nachvollziehen können, weshalb Frauen sich allzu gerne nur auf ihr Äußeres reduzierten, doch sofern es ihrem Wohlgefallen und ihrem positiven Gemüte zuträglich war, mochte er gerne dazu beitragen, sie ihres Glanzes zu versichern - sofern er dazu nicht würde lügen müssen, denn in diesem Falle wollte er lieber schweigen. In Pollas Falle indes war dies nicht notwendig, hatte die Mühelosigkeit eines patrizischen Lebens sie doch davor bewahrt, dass die Spuren der Zeit sich tief in ihr Antlitz hätten gegraben, so dass sie auch in ihrem Alter noch strahlte - zumindest sofern sie nicht von Krankheit wurde darnieder gestreckt.
    "In der Tat, Senator Manlius erkundigte sich. Wir haben nur kurz miteinander gespro'hen, aber du weißt doch, ein neues Gesicht kann in Roms Gesellschaft sich nicht allzu lange verborgen halten. Insbesondere nicht das einer Flavia."
    Eine Witwe war allfällig nicht die erste Wahl in Hinblick auf familiäre Bande, dennoch konnten auch solche Ehen durchaus vorteilhaft sein - insbesondere da die Flavier derzeit keine anderen Kandidatinnen zu bieten hatten. Zumindest jedoch aus flavischer Sicht musste Polla sich keine Sorgen allzu forscher Ehepolitik machen, war die Familie doch hinreichend gut positioniert, um keiner favorablen Verbindung zwingend zu bedürfen.
    "Du hast ganz recht, die Provinz bleibt stets provinziell. Auch ich bin froh, wieder in Rom zu sein."
    Die Betrachtung der Provinz konnte Gracchus seiner Base durchaus nachfühlen. Rom war für ihn stets das Zentrum der Welt gewesen und obgleich er auch seine Jahre in Achaia als Knabe hatte genossen, so war Rom doch immer sein Sehnsuchtsort. Wie von Polla gewünscht verschwendete er kein weiteres Wort an die 'kleine valerische Made' in der Provinz. Er hatte den älteren Valerius nur selten auf familiären Feierlichkeiten getroffen, zu deren Besuch Polla ihn hatte überreden können, an den jüngeren konnte er sich nicht entsinnen und war sich nicht sicher, ob er ihn überhaupt je hatte kennengelernt. Die eigene Jugend lag ohnehin näher.
    "Nun, obgleich ich dir zustimmen möchte was unsere Jugend be..trifft, so gibt es derzeit keinen Grund zur Sorge. Scatos nächstes Amt ist zweifelsohne nur eine Frage der Zeit, und Minor wird im Sommer heiraten, um die Voraussetzung für die Senats-Aufnahme zu erfüllen, welche auch dann nur noch eine Frage der Zeit ist."
    Er hielt inne und blickte seine Base fragend an, die linke Braue ein wenig angehoben.
    "Oder siehst du etwa Bedarf zu handeln?"
    Schlussendlich wusste Gracchus nicht, was die jungen Männer während seiner Abwesenheit getan hatten, und gleichwohl er Minor vollends vertraute, so hatte letztlich auch die Vergangenheit bewiesen, dass ein junger, enthusiastischer Geist bisweilen in die falsche Richtung rannte.

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  • "Senator Manlius..." wiederholte Polla und sortierte vor ihrem inneren Auge die Gesichter, die sie auf der Hochzeitsfeier gesehen hatte und die zugehörigen Namen, bis sie sich sicher war, dass sie das passende Gesicht zu jenem Senator identifiziert hatte. Der ganze Prozess dauerte nur wenige Herzschläge und resultierte in einer so leichten Veränderung ihres, ansonsten noch immer freundlich lächelnden Gesichtsausdrucks, dass nur ein wahrhaft aufmerksamer Kenner ihrer Regungen erkennen konnte, was diese neu erlangte Information bei ihr auslöste. Sie war zwar einerseits dafür bekannt, dass ihre Stimmung sehr leicht von einem Extrem zum anderen schwanken konnte, doch lebte sie andererseits auch schon ein viel zu langes Leben in der römischen Gesellschaft um nicht genau zu wissen wann und wie sie sich unter Kontrolle halten musste.


    "Ich hoffe du konntest die Neugierde des ehrenwerten Senators zu seiner Zufriedenheit stillen." kommentierte sie das Ganze dann noch und machte sich grundsätzlich sowieso keine Gedanken über eine mögliche Verwicklung ihrer eigenen Person in die familiäre Heiratspolitik.


    Polla nahm einen Schluck aus dem Becher mit ihrem medizinisch manipulierten Wein und konnte ein unglückliches Geräusch nicht verhindern, da sie gerade merkte, dass die langsam sinkende Temperatur der Flüssigkeit dem Geschmack noch weiter zusetzte.


    "Ich bin der Meinung, dass es Zeit wird, dass wieder einmal ein Flavier dem Recht als Praetor Geltung verschafft. Immerhin gab es seit deiner Praetur keinen Flavier mehr in diesem Amt. Aber um ehrlich zu sein, verspüre ich da eine gewisse Unruhe bezüglich Scato. Seit seiner Amtzeit als Aedil ist bereits mehr Zeit vergangen als die Gesetze es fordern und ich bin mir nicht so ganz sicher, ob er zur Zeit von sich aus den Antrieb hat, ein neues Amt anzustreben. Vielleicht wird es Zeit, dass er einen entsprechenden Stoß erhält." sagte Polla und nahm einen weiteren, kleinen Schluck.


    "Es mag ja sein, dass er sich bei seiner Tätigkeit in der Wasserverwaltung besonders wohlfühlt, doch auch darf nicht nur an sich selbst denken. Solange er nicht zu den Consularen zählt, hat er seine eigenen Vorlieben zurückzustellen und zum Wohle der Familie und Roms seine Energien gestalterisch in der Politik einzusetzen. Und wenn er unbedingt im Wasser planschen will, so kann er das nach einem Jahr als Praetor auch wieder tun." Natürlich wusste Polla um die Wichtigkeit einer funktionierenden Wasserversorgung, doch war dies ihrer Meinung nach nur bedingt ein angemessenes Betätigungsfeld für einen Flavier, solange er in der Politik noch nicht alles erreicht hatte, was er erreichen konnte.


    Sie stellte ihren Becher, nachdem sie ihn geleert hatte, zur Seite und lehnte sich ein kleines Bisschen vor. "Was deinen Sohn angeht, da mache ich mir insgesamt wenig Sorgen. Seine Amtszeit als Quaestor verlief, soweit ich es vernahm, positiv. Was seine Vermählung angeht..." sie stockte kurz und kramte in ihrem Gedächtnis nach den Details, die ihr dazu bekannt waren. ... Eine Cornelia, nicht wahr?" Sie wollte sicher gehen, dass sie nichts durcheinander brachte und schaute ihn daher fragend an.

  • Da Gracchus nicht sicher war, ob Senators Manlius Polla zu ihrem verdrießlichen Laut anspornte oder ob es der Wein war, suchte er das Thema zu einem unspezifischen Ende zu bringen.
    "Nun, der Senator hat sich mit deinem Namen zufrieden gegeben."
    Dies konnte letztlich alles oder nichts bedeuten. Hernach hob Gracchus seine linke Braue ein wenig und dachte einige Augenblicke nach über Scatos Zukunft. Er hob seine freie Hand und knetet es seine Unterlippe, ehedem sein Kopf sich ein wenig schief legte.
    "Die Gesetze mögen die eingeforderten Mindest-Pausen zwischen den Ämtern determinieren, doch letztendlich sollte die Vernunft die Realität bestimmen. Die Gesetze verhindern, dass allzu gierige Barbaren schneller als ihr Ver..stand durch die Ämter rutschen, und so du mich fragst sind die Pausen von einem Jahr für so manchen noch viel zu kurz. Consular zu sein ist schlussendlich nicht das Ziel, sondern der Dienst an Rom. Gerade in den senatorischen Ämtern bedeutet dies nicht mehr nur Anweisungen zu folgen, sondern selbst vorweg zu gehen. Ein solches Amt vortrefflich und über das Mindestmaß auszufüllen bedingt nicht nur weitrei'hende und umsichtige Vorbereitung, welche in all ihren Feinheiten schnell sich über ein Jahr hinweg spannen kann, sondern ebenso eine gebührende Retrospektive und Reflektion des Erreichten, wiewohl im Zweifelsfalle die Nachverfolgung begonnener Arbeit, was ebenso einige Monate sich noch hinziehen kann. Mir ist es lieber, Scato bereitet sich an..gemessen auf seine Amtszeit vor und füllt diese mit Elan und Scharfsinn aus. Allerdings"
    , konzedierte er.
    "Ich bin nicht sicher, ob Scato bereits mit diesen Vorbereitungen zur Praetur hat begonnen. Allfällig könnte er tatsächlich einen Anstoß in diese Ri'htung benötigen."
    Während seine Base ihren Becher abstellte, ließ Gracchus sich noch ein wenig nachschenken. Obgleich das Urteil Pollas in Hinblick auf Minors Amtszeit allfällig nicht aus sich selbst heraus qualifiziert war, so erfüllte es den Vater doch mit Stolz, spiegelte es doch einerseits wider was die Gesellschaft dachte, und war anderseits wie im Kreise der Familie üblich in seiner Ehrlichkeit ohne Zweifel.
    "Cornelia Philonica, die Nichte Scapulas und Virginia Nerulinas"
    , bestätigte und detaillierte er Pollas Kenntnisse. Der cornelische Pontifex und seine Familie lebten seit Generationen ebenfalls auf dem Quirinal und waren mehr oder minder Nachbarn, so dass sie seiner Base womöglich ebenfalls bekannt waren.
    "Wir haben diese Ehe bereits vor vielen Jahren beschlossen. Im Nachhinein wäre eine Verbindung in eine eher militärisch geprägte Familie allfällig opportun, andererseits helfen Minor zwei Stimmen im Senat derzeit allfällig mehr als ein Legat in einer fernen Provinz, zumindest solange er nicht gerade einen Krieg ent..fesseln möchte."
    Gracchus lachte ein wenig verhalten, gleichwohl die etwas unbedachte Äußerung bereits im Augenblicke nachdem sie gesprochen war ihm einen Schauer evozierte, wäre die Unterstützung eines Legaten doch vorwiegend im Falle eines Bürgerkrieges von Nutzen.

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  • Polla folgte dem Ausführungen ihres Vetters über jene Maßnahmen zur Verlangsamung der senatorischen Laufbahn, deren Zweck es war Rom und die römische Ordnung vor jenen Elementen zu schützen, die getrieben von einer Kombination aus allzu großem Ehrgeiz und allzu geringer Kompetenz und Würde, danach trachteten sich selbst auf Kosten des Gemeinwohls zu profilieren. Natürlich stimmte sie Gracchus Aussagen grundsätzlich zu, war jedoch auch der Meinung, dass ihre Familie weit über solch niedere Beweggründe erhaben war, so dass für sie natürlich nicht die gleichen Maßstäbe und Regeln Anwendung finden durften, wie sie bei Emporkömmlingen aus dem niederen Volk oder gar der Provinz angewandt wurden.


    "Nun, dann solltest du bei Gelegenheit das Gespräch mit Scato suchen und herausfinden, wie seine Pläne aussehen. Und gegebenenfalls solltest du auch nicht davor zurückschrecken diese zurecht zu rücken und sie in die richtigen Bahnen zu lenken." kommentierte sie das Thema Scato dann noch und schloss es damit auch erst einmal ab. Sie selbst würde bei nächster Gelegenheit das Gespräch mit Scatos Frau suchen.


    Der Name des cornelischen Pontifex und seiner Frau riefen in Pollas Gedächtnis in der Tat Erinnerungen und auch ein, wenn auch schwammiges, Bild hervor. So nickte sie, wie zur Bestätigung. "Eine Verbindung zu einer militärischeren Familie wäre insgesamt vielleicht sinnvoll für unsere Familie, aber für deinen Sohn ist die Verbindung in den Senat und die Reihen der Pontifices sicherlich vorteilhafter. Bei aller Liebe zu deinem Sohn, aber er gehört nicht an einen Kriegsschauplatz und sollte sich eher auf sein Vorankommen in der Politik oder im Cultus konzentrieren."

  • "Du hast wohl recht, ich werde mit ihm darüber sprechen"
    , quittierte Gracchus die Gedanken hinsichtlich seines Neffen und war nicht einmal sich dessen bewusst, wie sehr Polla ihn dabei lenkte. Letztlich war es so schon immer gewesen - hatten die flavischen Frauen einen Wunsch, so folgte Gracchus diesem, und darüber hinaus längst auch den Wünschen jener Frauen, welche er geehelicht hatte.
    "Nun, ein kämpferischer Einsatz in einem Kriege ist zweifelsohne nichts für Minimus"
    , konsentierte er gewissermaßen auch Pollas' Meinung über Minor.
    "Indes hat er sich während seines Tribunates in Germania bereits der Diplomatie verdient gemacht."
    Ein wenig Stolz schwang in der Stimme des Vaters mit.
    "Dennoch, die nä'hsten Schritte warten auf ihn hier in Rom und nirgends sonst."
    Neben der Zeugung eines Erben und der Aufnahme in den Senat - was in der Vorstellung des Flaviers ohne großes Zutun würde geschehen -, bedeutete dies in den kommenden Monaten vorwiegend mit klugen Ideen und Redebeiträgen präsent zu sein - öffentlich, wie auch halb öffentlich.
    "Und du, werte Polla, was treibt deine Gedanken um? Wirst du dich alsbald wieder in Roms Gesellschaft stürzen?"
    Diese Gesellschaft, insbesondere der weibliche Teil, war oftmals ebenso wertvoll für das Vorankommen römischer Söhne, wie jedweder politische Aktionismus.

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