[Triclinium] Der Sohn eines alten Freundes

  • Auch wenn Macer in seinem Senatorenleben schon zu vielen Abendessen eingeladen hatte, gab es für ihn noch immer genug Gründe, angespannt, nervös oder zumindest erwartungsvoll zu sein. Mal war es ein besonderer Anlass, mal ein besondere Thema und manchmal ein besonderer Gast, der die Essen nie zur eintönigen Routine werden ließ. Für heute hatte Macer Annaeus Florus Minor eingeladen, den Sohn seines alten Freundes Lucius Annaeus Florus. Bisher kannte er ihn nur von Briefen, so dass er umso gespannter war, ihn persönlich kennenzulernen.


    "Salve, Annaeus Florus", begrüßte er ihn daher herzlich schon im Atrium, nachdem dieser das Haus betreten hatte. "Ich freue mich, dich heute persönlich kennenzulernen und dein Gastgeber sein zu dürfen."

  • Sim-Off:

    Sorry für die Verspätung, meine Frau musste operiert werden.


    Bereits im Atrium trat der Hausherr auf mich zu, eine besondere Ehre wie ich empfand, denn als Senator hätte er mich auch einfach zu sich kommen lassen können. Die herzliche Begrüssung liessen in mir alle Gedanken an ein steifes und lästiges Abendessen entweichen. Senator Purgitius Macer schien ein Mann zu sein, dem es an Lockerheit nicht fehlte, obwohl er sicherlich in seinem Leben mehr als genug auch auf dem Exerzierplatz das Gegenteil hatte zeigen müssen.


    Guten Abend, Senator. Es ist mir eine Ehre, euch kennen zu lernen und euer Gast zu sein. erwiderte ich seine Begrüssung.

  • Sim-Off:

    Ich wünsche gute Genesung!


    "Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht von diesem Zusammentreffen und hast bisher nur zutreffende Dinge über mich gehört", setzte Macer erst einmal eine zwanglose Konversations fort. Immerhin hatte vermutlich jeder gewisse Vorstellungen davon, wie ein Senator und sein Haushalt aussahen und Macers Haushalt von eher unterdurchschnittlicher Größe erfüllte sicher nicht alle davon. Andererseits hatte er den älteren Annaeus Florus als eher bescheiden in Erinnerung, so dass er annahm, dass es sein Sohn nicht unbedingt völlig anders halten würde.


    "Das Paket, welche ich dir per Bote nach Mantua schicken ließ, hast du erhalten?", versicherte er sich dann noch, auch wenn der Bote eben dieses bereits bestätigt hatte und Macer keinen Grund hatte, ihm zu misstrauen. Aber Macer konnte so noch einmal zum Ausdruck bringen, dass ihm wirklich daran gelegen war, seinem Gast mit dem Paket eine Freude zu machen.

  • Sim-Off:

    Danke, wird schon, hoffentlich. @Paket: Die Holzschachtel habe ich simON erhalten, allerdings kann ich dir über den Inhalt keine Angaben machen. Diese Info hat mich nie erreicht. ;)


    Mein Vater hat mir oft und viel von Euch erzählt, Senator, doch nie hat er mitgeteilt, dass Ihr mehr auf Aussehen als auf Taten Wert legen würdet. Ein Senator sollte durch Taten auffallen, nicht durch sein Erscheinungsbild, und da bin ich noch nicht lange genug in Rom, um mir bereits ein Bild von Euch gemacht zu haben. Doch mein Vater legte immer grossen Wert auf Eure Meinung. Es war auch sein letzter Wunsch, dass ich Euch in Rom unbedingt besuchen müsse.


    Dann erwiderte ich die Frage nach dem Paket. Ja, Euer Paket hat mich wohlbehalten erreicht und freudig überrascht. Ich hoffe, dass Euer Bote auch meinen schriftlichen Dank überbracht hat?

  • "Das bedeutet mir viel, dass dein Vater offenbar eine so hohe Meinung von mir hatte und dir einen Besuch bei mir so sehr empfohlen hat. Ich hoffe, ich kann dem gerecht werden", übte sich Macer weiter in Bescheidenheit und freute sich gleichzeitig daran, dass er einem geschätzten Mitmenschen in guter Erinnerung geblieben war.


    "Deine Dankeszeilen hatte ich ebenfalls erhalten und du hattest mir darin deinen Besuch ja auch schon angekündigt", bestätigte Macer. "Ich hoffe, es hat dir beim Öffnen genauso viel Freude bereitet wie beim Empfang." Immerhin hatte Macer sich ein wenig Beratung geholt, was man einem jungen Mann zur Volljährigkeit wohl schenken konnte. Dass er ihn zu diesem Zeitpunkt kein bisschen kannte, hatte es dabei nicht eben leichter gemacht. So war die Wahl am Ende auf einen Gürtel aus edlem Leder mit einer reich verzierten Schnalle aus Bein und Silber gefallen.


    Aber da die Männer noch im Atrium standen, war es Zeit, ins Triclinium zu wechseln. "Bitte, folge mir ins Triclinium", lud Macer mit einer Geste ein und ging voran, da sein Gast sein Haus ja noch nicht kannte. Im Triclinium angekommen wies er ihm den Ehrenplatz zu, denn immerhin war sein Besuch der Anlass für dieses Abendessen. "Bitte, du bist heute der Ehrengast. Die dritte Kline wird gleich auch noch belegt, da ich es für unhöflich gehalten hätte, dich alleine meiner Gesellschaft auszusetzen, wo doch ein Triclinium für drei Männer vorgesehen ist", erläuterte er mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich hatte er einen befreundeten Senator aus der Nachbarschaft eingeladen, der wenig später auch eintraf und die Rolle des unauffälligen Dritten an diesem Abend perfekt ausfüllte.


    Während die ersten Vorspeisen serviert wurden, lenkte Macer das Thema dann wieder auf den jungen Annaer. "Und was sind nun deine Pläne für die nächsten Schritte in Rom?" erkundigte er sich.

  • Der Senator konnte noch nicht wissen, dass ich sein Geschenk heute sogar angezogen hatte, denn der edle Gürtel war noch unter der Falte meiner Tunika versteckt. Im Verlaufe des Abends würde sich dies aber ganz bestimmt ändern, denn im Liegen war es praktisch unmöglich die Gürtel nicht zu sehen.


    So folgte ich also ins Triclinium, wo ich den Ehrenplatz zugewiesen erhielt. Das war nun doch etwas erstaunlich für mich, da ich ja eigentlich noch ein Niemand war in Rom und nicht erwartet hatte, dass der Senator zu meinen Ehren ein Abendessen abhalten würde. Doch so war es und der dritte Mann, ebenfalls ein Senator, konnte mir je nachdem später ja auch noch nützlich werden, wenn ich im Senat Unterstützung bei einer Sache benötigen würde.


    Nach der gegenseitigen Vorstellung und Begrüssung legten wir uns hin und die Vorspeisen wurden serviert.


    Nun fiel mir die Ehre zu auch das Gespräch zu führen, denn als Ehrengast schwieg man selten den ganzen Abend.


    Nun, nach langer Überlegung habe ich mich entschieden den Weg meines Vater zu verfolgen und unseren Sitz im Senat übernehmen zu wollen. Das bedeutet natürlich, dass ich mich bei den nächsten Wahlen erst einmal um ein Vigintivirat bewerben möchte. Ich denke, nachdem ich mich nun hier in Rom schon etwas auskenne und einige Menschen kennengelernt habe, die nicht ohne Einfluss sind, sollte dies möglich sein.


    Ich hatte noch nicht vor, dem Senator einfach so mitzuteilen, dass er bei der Wahl eines Patronus aus unterschiedlichen Gründen am Ende nicht obsiegt hatte. Bestimmt würde das Gespräch aber später auch auf dieses Thema kommen, denn es war ja völlig unmöglich, ohne Patron mit Einfluss die Karriere in Rom zu machen.

  • Der geäußerte nächste Schritt klang naheliegend und kam für Macer nicht überraschend. Daher nickte er aufmunternd. "Ja, das sollte möglich sein, denke ich. Mit deiner familiären Herkunft im Rücken und etwas Unterstützung sehe ich da wenig Schwierigkeiten", machte er dem Annaer Mut. Am Vigintivirat zu scheitern, obwohl man sich ernsthaft bemühte, war wahrscheinlich schwieriger, als mit solider Arbeit den Einstieg in die politische Karriere zu schaffen. Dann blickte er einen Augenblick grübelnd vor sich hin, kam aber offenbar zu keinem Ergebnis, sondern setzte zu einer neuen Frage an. "Wer war noch einmal der Patron deines Vaters gewesen? Erhältst du von dieser Seite auch weitere Unterstützung?" Dass derselbe Mann oder vielleicht dessen Sohn nun auch das Patronat über den jungen Annaer übernahm, war ja ziemlich naheliegend.

  • Nun war die Frage also bereits jetzt ausgesprochen, obwohl ich gehofft hatte, dass es noch etwas länger dauern würde, doch der Senator schien einen ähnlichen Gedanken zu verfolgen, wie ich es bei der Wahl getan hatte.


    Maximus Decimus Meridius war der Patron meines Vaters. Aus diesem Grund habe ich mir erlaubt, Senator Decimus Livianus um die Ehre zu bitten, sein Klient sein zu dürfen.


    Ich liess das erst einmal so im Raum stehen und steckte mir schnell nochmals etwas in den Mund, damit ich erst kauen und schlucken musste, bevor ich weiterfahren konnte.


    Leider wird er ja nun in Rom nicht viel für mich tun können, da er nach Germania abberufen wurde.

  • "Oh, ja natürlich, Decimus Meridius war es. Verzeihung, das hätte ich wissen müssen", war Macer seine eigene Frage etwas peinlich, kaum dass er die Antwort gehört hatte. Immerhin waren Decimus Meridius und eher einst enge Freunde und Kollegen gewesen, die nicht nur durch die Arbeit an der Academia Militaris miteinander verbunden waren. "Ja, dann ist Decimus Livianus natürlich eine hervorragende Wahl und ich habe keinen Zweifel daran, dass er es auch aus Germania schaffen wird, seinen Einfluss zu deinen Gunsten geltend zu machen", äußerte er volle Zuversicht, dass der junge Annaeus bei seinem Patron in guten Händen war.


    "Ich war ja selber eine Zeit lang in Germania als Statthalter, vor langer Zeit, und auch wenn man weit weg von Rom ist und die Post ein paar Wochen braucht, so ist man dort doch nicht völlig abgeschnitten", begann Macer ein wenig zu plaudern, denn er wäre ein schlechter Gastgeber gewesen, wenn er seinen Ehrengast nur ausgefragt hätte. "Wenn man einige fleissige und zuverlässige Gewährsleute hat, die einem regelmäßig Briefe senden, so ist man doch über alles wichtige informiert und kann rechtzeitig intervenieren. Zweifellos wird auch Decimus Livianus seine Informanten haben und du kannst ja selbst deinen Teil dazu beitragen, dass er jederzeit über deine Lage und deine Interessen informiert ist", wandelte sich die Plauderei dann langsam zu einem guten Ratschlag, den er dem jungen Mann gerne mit auf den Weg gab. Selber war Macer auch nicht der allzu fleissigste Briefeschreiber und viele seiner Klienten waren auch eher schreibfaul, aber man konnte ja trotzdem anderen raten, es besser zu machen.

  • In der Tat, das hat mir Decimus Livianus auch geraten. Da er aber erst wenige Tage unterwegs ist und sich in Rom soweit ich weiss noch nicht viel getan hat seither, kann ich ihm noch nichts berichten.


    Vielleicht war es nun an der Zeit die Herren Senatoren etwas auszuhorchen. Eine Frage konnte ja nie schaden.


    Ich habe das Gerücht gehört, dass in der Subura grössere Massnahmen geplant sind? Hat der Senat dazu denn bereits Pläne beschlossen?


    Dieses Thema war wohl nach dem Sklavenaufstand eines der wichtigsten im Moment.

  • Macers Atmung produzierte ein undefinierbares, aber gut vernehmbares Geräusch, als das Thema auf die Subura kam und wechselte einen durchaus vielsagenden Blick mit seinem Nachbarn. Mit einer übertrieben galanten Geste gab dieser jedoch zu verstehen, dass er Macer gerne den Vortritt mit einer Antwort lies.


    "Nun, beschlossen ist noch gar nichts", fing Macer mit dem leichten Teil an. "Es wurden noch nicht einmal konkrete Pläne im Senat vorgestellt oder diskutiert. Aber es ist richtig, dass unser ehemaliger Consul Claudius als eine der Konsequenzen aus dem Aufstand dazu geraten hat, Maßnahmen zur Verbesserung der Situation in der Subura zu ergreifen und dass der Kaiser dieses Ansinnen unterstützt", führte er dann etwas genauer aus. "Und im Gegensatz zu anderen Konsequenzen, die Claudius meinte, aus dem Aufstand ziehen zu müssen, bin ich mir sicher, dass man für Maßnahmen in der Subura recht schnell eine Mehrheit finden wird. Konkrete Pläne sind mir aber wie gesagt nicht bekannt und zweifelslos wird auch nicht jede Maßnahme sinnvoll sein, nur weil sie die Subura betrifft oder mit dem Aufstand begründet wird." Nach einem Blick von Macer konnte sein Nachbar auch nur bestätigen, dass er ebenfalls noch keine konkreten Pläne kennt und auch selber bisher keine Ideen für bestimmte Maßnahmen entwickelt hat.


    Macer nutzte die Zeit, in der sein Nachbar sprach, um noch einmal bei den Vorspeisen zuzugreifen und dann Zeichen zu geben, dass diese entfernt und der nächste Gang aufgetischt werden könnten.


    "Ich bezweifle auch, dass man kurzfristig gute Pläne entwickeln kann", meldete er sich dann in der Diskussion zurück. "Die Ermittlungskommission zum Aufstand hat zwar einige interessante Anhaltspunkte geliefert, aber keineswegs schon ein so klares Bild, dass man nun einfach detaillierte Ursache benennen und diese gezielt abstellen könnte. Es wird meines Erachtens noch einiger Überlegungen bedürfen, welches Probem man nun genau angehen möchte, bevor man einen Plan zu dessen Lösung ausarbeiten kann."

  • Die Ausführungen des Senators machten durchaus Sinn.


    In der Tat. Ich hatte auch nicht angenommen, dass sich schnell eine einfache Lösung finden würde. Die Subura ist ja auch kein einfaches Quartier. Da liegen zu viele Interessen miteinander im Widerspruch, als dass man eine einfache Lösung für alle finden könnte.


    Zumindest hatte ich das bisher so verstanden.


    Nun wurde der nächste Gang aufgetischt, was zu einem kurzen Unterbruch des Gespräches führte.

  • "Hast du Erfahrungen mit der Subura?" fragte Macer spontan, denn eigentlich hatte er nicht erwartet, dass der junge Annaer besonderes Wissen über die Subura hatte. Seine Antwort klang jedoch zumindest so, als wüsste er mehr darüber, als man von einem durchschnittlichen jungen Mann, der gerade nach Rom gekommen war, erwarten sollte. Selbst wenn er es nur aus anderen Quellen hatte, konnte ein frischer Blick von außen vielleicht nicht schaden. "Ich denke nämlich auch, dass man die Sache gründlicher betrachten muss und nicht alles an dem Aufstand festmachen kann. Sicher, er war heftig und ein markantes Ereignis, aber auch nicht das erste Mal, dass es in der Subura gärte. Und er wird seine Ursache sicher nicht in allen Probleme gehabt habe und es ist für mich nicht einmal gesagt, dass er seine Ursache in den wichtigsten Problemen hatte", gab Macer offen zu, dass er in dieser Sache gedanklich eher am Anfang stand als kurz vor einem Ende, dem Taten folgen konnten.

  • Nein, eigene Erfahrungen habe ich bisher noch keine. Doch habe ich während meiner Ausbildung von diversen Situationen gehört und gelernt, welche in der Vergangenheit auch schon in der Subura entstanden waren, oder dort zumindest eine gewisse Ursache zu haben schienen. Auch wenn man den Geschichten glaubt, die derzeit erzählt werden, so hat man es schnell mit ganz unterschiedlichen Menschen zu tun, die alle aber viel zu wenig Platz für sich selbst haben. Dass in einem solchen Umfeld nicht immer alles nach dem Gesetz laufen kann, halte ich schon fast für logisch.


    Ich überlegte einen Moment, nahm mir etwas vom neuen Gang und fuhr dann fort:


    Und ich befürchte, dass sich auch keine einfache Lösung finden lässt. Selbst wenn man das ganze Viertel abreissen und neu bauen würde, dann hätte es noch immer einfach zu wenig Platz für diese Unmenge an Menschen!

  • "Ein interessanter Gedanke", meinte Macer und bezog sich damit ausdrücklich nicht auf das Abreißen der Subura. "Im Vergleich zu dem, was derzeit vor allem diskutiert wird, wäre die Raumnot eine geradezu banale Ursache - was sie nicht unbedingt zu einem unwichtigen Aspekt machen muss. Im Gegenteil, es könnte sogar ein Vorteil sein, wenn man hier mit einfachen Maßnahmen Abhilfe schaffen kann", spekulierte Macer, während er ebenfalls wieder bei den Speisen zugriff.


    "Andererseits dürfte jede Art von Bautätigkeit wiederum diejenigen Männer auf den Plan rufen, die dort vor allem die Möglichkleit für Profit sehen, was die Probleme am Ende womöglich eher verschärft als löst", ging er dann auf ein mögliches Risiko ein. "Auch das wäre ja nicht das erste Mal, dass windige Hausbesitzer und Vermieter mehr auf den eigenen Geldbeutel als auf das Wohlergehen ihrer Mieter achten."

  • Absolut. Doch ist meiner Meinung nach gerade dieser Punkt durch die Vigiles viel einfacher zu prüfen als alles was ich mir sonst vorstellen kann. Eine spezielle Polizeitruppe nur für die Subura, mit einer riesigen Anzahl Männer und perfekter Ausrüstung auch um einen grossen Mob zu zerschlagen, das kann ich mir zum Beispiel überhaupt nicht vorstellen.


    Man müsste aber jemanden finden, der gegen sämtliche finanziellen Annäherungen immun ist. Jemand, der sich am Anfang seiner Karriere befindet und diese nicht mit einem Pfusch beginnen möchte.


    Mit keinem Gedanken dachte ich dabei an mich, denn in Sachen Bauwesen war ich wohl am wenigsten bewandert von allen Themen die man sich vorstellen konnte.

  • "Ich fürchte, den Vigiles alleine stehen hier nicht genug Mittel zur Verfügung, aber eine Kontrolle von Hauseigentümern und Vermietern ist zweifellos eine wesentlich sinnvollere Maßnahme, als die reine Unterdrückung eines wütenden Mobs", stimmte Macer zwar grundsätzlich zu, zeigte sich aber auch skeptisch. "Aber neben den Vigiles gibt es ja noch andere Amtsträger, die sich einbringen können, insbesondere auch die Aedile und Praetoren, wenn es um Fragen der Hygiene oder gerechter Mietverträge geht", nannte Macer dann ein paar weitere Schultern, auf denen er die Last sinnvoller Maßnahmen ruhen sehen wollte.


    Der letzte Teil der Ausführungen des Annaers überzeugte ihn dagegen nicht und er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Du sprichst von dir?" erkundigte er sich, denn der Verdacht lag nahe. "Und auch wenn ich an der Integrität vieler junger Männer, die am Anfang ihrer Karriere stehen, nicht den geringsten Zweifel habe, so denke ich doch, dass ich hier viel eher auf wohlbekannte, gestandene Männer setzen würde, die sich einer gewissen Unabhängigkeit erfreuen und denen man aufgrund ihrer Verdienste mit Respekt begegnet. Männer, denen man nicht leichtfertig einen ehrlosen Vorschlag macht und die einen Ruf zu verlieren haben, sollte man sie bei unlauteren Geschäften ertappen", lautete dann sein Gegenvorschlag. "Ich würde sogar soweit gehen, an die vorbildlichen Maßnahmen früherer Kaiser zu erinnern, allen voran an die Maßnahmen des ersten Augustus, der beispielsweise die Vigiles aufstellte, um dem unlauteren Geschäftssinn vieler anderer vermeintlicher Wohltäter entgegen zu treten."

  • Der Senator hatte in der Tat meinen letzten Vorschlag falsch verstanden und ich sah mich genötigt, dies richtig zu stellen.


    Nein, ich spreche in keiner Weise von mir, Senator, denn ein solches Unternehmen wäre mir im Moment noch viel zu gross. Ich spreche viel mehr von jemandem, der keine Angst hat, es sich mit den grossen Baulöwen hier in Rom zu verscherzen. Einem Patrizier, der finanziell unabhängig ist und durch seine Familie zu gut geschützt, als dass man sich ihm unlauter nähern würde.


    Dann ging ich auf den Gegenvorschlag ein.


    Bei den bereits bekannteren Herren fürchte ich, dass es ebenso schwer sein wird jemanden zu finden. Sie würden zwar ihre Ehre verlieren, wenn sie bei unlauteren Geschäften erwischt werden, aber sie könnten sich ebenso sehr leicht auf ihre diversen Anwesen ausserhalb Italiens zurückziehen und einen angenehmen Lebensabend verbringen, ganz egal, was hier in Rom für Strafen angesetzt werden. Selbst eine Verbannung wäre für viele dieser Herren keine Strafe, da sie sich mit ihrem heimlichen Vermögen überall ein sorgloses Leben kaufen könnten.


    Es war allgemein bekannt, dass jeder gestandene Mann in Rom ein grösseres Vermögen auf der Seite hatte, welches dem Fiskus nicht offiziell bekannt war.


    Nach einer kurzen Pause schob ich nach:
    Ich fürcht, so ein Mann kann nicht gefunden werden. Vielleicht eher ein Gremium? Wäre es nicht möglich, analog zu den quattuorviri viarum curandarum einen Teil der Vigintiviri dafür einzusetzen? Ich sehe halt noch immer einen Vorteil darin, wenn es Leute sind, die sich ihre Zukunft nicht mit einem Mist verbauen wollen.

  • Macer kratzte sich leicht am Ohr, während er versuchte zu ergründen, von wem der Annaer sprach. "Du sprichst von jemand bestimmtem?" fragte er dann und warf einen Blick zu seinem Nachbarn. Dieser war mit einem vagen Schulterzucken aber auch nicht allzu behilflich.


    Dann musste Macer ein wenig schmunzeln. "Du scheinst keine allzu hohe Meinung von ehrbaren Männern zu haben, die auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken können", stellte er nüchtern fest. "Zweifellos haben nicht wenige von diesen genug finanzielle Mittel, um außerhalb Roms ein gutes Leben zu führen und ebenso zweifellos hat es solche Fälle auch in der Vergangenheit gegeben. Trotzdem denke ich nicht, dass das Risiko hier größere ist als bei unerfahrenen jungen Männern. Nicht jeder gestandene Mann denkt gleich an den Ruhestand und verzichtet leichthin auf sein Ansehen, um sein ohnehin beachtlichesa Vermögen noch um ein paar Sesterze zu vergrößern. Zumal man ja nicht unbedingt nur Männer in Betracht ziehen muss, die schon am Ende ihrer Karriere stehen. Es gibt auch genug angesehen Ritter, die hohe Ränge als Offizier oder Procurator bekleidet haben und über ein beachtliches Vermögen verfügen, die aber kaum auf die Idee kämen, sich den Schritt auf eine Reichspraefectus durch windige Geschäfte zu verbauen."


    Die Idee mit dem Gremium schien Macer allerding auch eine bedenkenswerte Alternative zu sein. Er dachte bei einem weiteren Happen darüber nach und kam vielleicht später noch einmal darauf zurück.

  • Senator, ich denke an niemanden ganz bestimmten, sonst hätte ich diesen Namen schon längst geäussert. gab ich die Antwort auf die erste Frage.


    Ich fühlte mich langsam etwas unwohl, aber das musste normal sein, denn ein hoher und angesehener Mann in Rom hatte soeben Bedenken an meiner Meinung geäussert. Da war es wohl nur normal, wenn man sich als kleiner Niemand nicht gerade vor Selbstvertrauen platzend fühlte.


    Ich bitte zudem um Nachsicht, was meine geäusserte Meinung angeht. Ich habe bisher ausser euch und meinem Patron erst ganz wenige Männer in Rom getroffen, auf den die Beschreibung eines gestandenen ehrbaren Mannes auf jeden Fall zutrifft. Meine Einschätzung basiert lediglich auf den historisch überlieferten Geschichten, von welchen ich leider in meiner Ausbildung einige als schlechte Beispiele kennen gelernt habe.


    Damit hoffte ich, wieder einigermassen einen Fuss auf den Boden zu bekommen.


    Unter diesen Umständen wäre vielleicht in der Tat ein gemischtes Gremium gar keine schlechte Variante.

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